De Monte Verità ([ˈmonte veri'ta]; «Woret-Berg») isch e kulturgschichtlichs Ensemble und e 321 m höche Hoger oberhalb vo Ascona im Tessin.

s Hotel uf em Monte Verità
d «Liecht-Luft-Hütte» Casa Selma
Landaarbet i de «Vegetabile Cooperative Monte Verità» (Foti vo 1907)

Uf em Monte Verità isch ane 1900 e Naturhailastalt aaglait woore und isch hüt e Konferenz- und Tagigszentrum.

De Monte Verità isch ais vo de erste Zentre vo de moderne Alternativbiwegig, wo im uusgeende 19. Joorhundert uufchoo isch. Im iigeende 20. Joorhundert hend sich dai vili riichi Uusstiiger gfunde, bsundrigs Theosophe, Anthroposophe, Vegitarier, Pazifiste, Anarchiste. Vili wichtigi Chünstler, aber au Politiker hend e Verbindig zom Monte Verità ghaa, drunder au de Hermann Hesse oder de Hans Arp.

Gschicht ändere

Vorgschicht bis 1900 ändere

De Monte Verità het uursprüngli Monescia ghaisse und het ends 19. Jh. em Nationalroot Alfredo Pioda (1848–1909) ghört. Er isch e Theosoph gsii und het zäme mit de Grööfi Constance Wachtmeister (1838–1910) und em Franz Hartmann (1838–1912) plaanet dai s theosophisches Laiechloster Fraternitas („Brüederlichkait“) z gründe. De Plan isch aber nie uusgfüert woore.

Im November 1900 het de industrielli Uusstiiger Henri Oedenkoven (1875–1935) d Monescia gchaufft und zäme mit de Pianistin Ida Hofmann (1864–1926) vo Münche und anderne Lütt afange e Naturhailastalt uufbaue. Irer Astalt hend si ab 1902 Monte Verità, „Woret-Berg”, gsait (de Name isch denn bald au zom Name vom Hoger wore), as en Absaag vo de Verlogehait vom früene industrielle Kapitalismus. Sich selber hend si as Suecher vo de woore Wert gsie. Well d Ida Hofmann vo de Musig vom Richard Wagner bigaisteret gsii isch, sind vill Gländname ufem Monte Verità noch dem sinene Figuure gnennt woore, wie de Walküüre Felse, de Loreley Felse oder Harras Sprung.

De Henri Oedenkoven isch de Soo vomene belgische Undernemer z Antwerpe gsii und het scho as junge Maa gchränklet. I de dozmool ööstriichisch Naturhailastalt z Veldes i de Oberkrain hett er ane 1899 d Ida Hofmann gcheneglernt. Zeme mit e paar Gliichgsinnte hend si bischlosse en aigni Naturhailastalt uufztue und sind denn uf Ascona choo.

de Aafang ändere

S Konzept isch e kommuneartigi Naturhailaastallt gsii, wo si as „Kulturmentsche“ e natüürlichis Lebe ewegg vo de as uugsund emfpundnige Stedt und Industrije füere chönd, mit Sune- und Luftbäder, Morgetaulauffe und vegitarische Chost. Di täglichi Arbet söll nöd mee as vier Stunde duure und em beste füdliblutt uusgfüert were. Sös hend si liechti wiiti langi Chlaidig trait, e paar sind nume barfuess gloffe oder hend offni Sandaale oder Zoggeli aghaa.

Zo de Gründer hend nebet em Henri Oedenkoven und de Ida Hofmann no dere sini Schwöster Jenny Hofmann ghört, dezue de ungarischi Oberlüttenant Karl Gräser (1875–1920), dem sii Brüder der Gustav Arthur Gräser (1879–1958) und d Lotte Hattemer (1881–1906) us Berlin.

Ali sind Uusstiiger gsii underem Motto „Zrugg zo de Natuur“. Si sind de Mainig gsii, as de Kapitalismus und d Städt mentschefindlich sind und chrank möchid und as de Mentsch i de fraie Natuur vorem selber afangi gsunde, nöd nu körperlich sondern au seelisch. Si hend sich starch a theosophischi Gidanke und am Buddhismus orientiert. Si sind för di fraiji Ehi gsii und sind gege strengi Orthographii gsii und hend d Chliischriibig im Tütsche gforderet. De Biitritt zo de Kommuune isch mit 3000 Franke recht tüür gsii und dromm nume för Lütt us de riiche Oberschicht mögli gsii. Trotzdem hend ane 1904 scho 30 bis 40 Uusstiiger ufem Monte Verità glebt. D Monteveritaner hend de Monte Verità nöd as e gwönliche Naturhailastalt verstande, sondern au as e „Schuel vom hööchere Lebe“.

As uugwönlichi Uusstiiger hend si as Exoote ggolte und vili Bsuecher sind uf de Monte Verità ggange um die „Choleräbliapostel” und „Barfuessprediger” azglotze. De Oedenkoven het da wertschaftlich uusgnutzt und dodeför Iitritt verlangt.

Di chliini Sidlig het nebet de Wonhüsli no gröösseri Hüser ghaa. S Zentralhuus isch vom Architekt Walter Hofmann (1871–1905) baut wore. S het as Gmainschaftshuus tienet mit emene Esszimmer, emene Musigzimmer und ere Bibliothek und mitere groosse Veranda mit Uusicht öber de Langesee. D Casa Anatta isch d Wonig vom Oedenkoven und vo de Ida Hofmann gsii, wo inere „fraie Ee“ glebt hend.

Ane 1905 het de Henri Oedenkoven di Vegetabilischi Gsellschaft vom Monte Verità ggründet, e Verain wo vegaani Lebeswiis, womer dozmol no vegetabil gnennt het, gförderet hett. Ali tierischi Produkt sind vermide woore, aso au Milch, Aijer, Biilihung oder Wule; anzig Ledersandaale sind akzeptiert wore.

De Monte Verità isch schnell zomene Pilgerort vo Anarchiste, Theosophe, Spiritiste, Vegitarier, Wanderprediger, Komuniste, Schwärmer und riiche, aber uugschickte Herebüebli agwachse. D Ida Hofmann het den au gchlagt, as vili nöd mitem nöötige Iifer mitmöchid, sondern nume grad da, wosi Lust denoo hebid und as e gwössi „schlechtverstandnig Anarchii“ walti. Vili hend de Monte Verità au wider verloo, e paari hend sich denn i de Nööchi niderloo, wo si unabhängig vom Henri Oedenkoven und vo de Ida Hofmann glebt hend.

1913 hät de Rudolf von Laban uf dem Monte Verità syni «Schule der Kunst» gründet, wo ganz bsunders em Uustruckstanz gwidmet gsy isch.

Was spööter passiert isch ändere

1917, zmitzt im Eerschte Wältchrieg, isch es finanziell nüme wyterggange. Der Oedenkoven hät d Aalaag drufabe verschidene Lüüt verpachtet und isch 1920 sälber mit der Ida Hofmann über Spanien uf Südamerika uusgwanderet. Nach es paar schwirige Jaar häts 1926 e Löösig ggää, wo verhebet hät: Der Banquier und Kunschtsammler Eduard von der Heydt isch vo de Maaleri Marianne von Werefkin dezue praacht woorde, de Monte Verità z chauffe. Er hät zeerscht emaal vom Architäkt Emil Fahrenkamp e modärns Hotel im Bouhuusstyl la boue und hät deet en Täil vo syneren Oschtasie-Sammlig uusgstellt. De Bäärg hät d Lüüt wider vo überall häär aazoge – bis de Zwäit Wältchrieg choo isch. 1945 isch em von der Heydt syni Sammlig a s Museum Rietberg z Züri züglet, und de ganz Monte Verità isch 1964 teschtamäntarisch a d Gmäind Ascona gfale – und isch zum zwäite Maal in en Dornrööslischlaaff versunke.

1978 hät de Harald Szeemann im Tessin d Uusstellig Monte Verità. Mammelle della verità / Brüste der Wahrheit gmachet, und de Hermann Müller hät es Revival-Träffen organisiert. Die Uusstelig, wo au z Züri, z Berlin, z München und z Wien zäiget woorden isch, isch en Risenerfolg gsy und hät die früenerig Uusstygerkolony wider us de Vergässehäit grisse. 1989 isch d Stiftig Monte Verità ggründet woorde, wo der Aalaag lueget. De Monte Verità isch hüt hauptsächli es Kongrässzäntrum. E paar vo den alte «Liecht-Luft-Hütte» stönd na, aber suscht gits us der Uursprungszyt nu na wenig Räschte.

Literatur ändere

  • Elisabetta Barone, Matthias Riedl, Alexandra Tischel: Pioniere, Poeten, Professoren. Eranos und der Monte Verità in der Zivilisationsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2252-1.
  • Stefan Bollmann: Monte Verità. 1900 – der Traum vom alternativen Leben beginnt. DVA, München 2017, ISBN 978-3-421-04685-7.
  • Mara Folini: Der Monte Verità von Ascona. (= Schweizerische Kunstführer, Nr. 939/940, Serie 94). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2013, ISBN 978-3-03797-117-8.
  • Martin Green: Mountain of Truth. The Counterculture begins. Ascona, 1900–1920. University Press of New England, Hanover and London, 1986, ISBN 0-87451-365-0.
  • Adolf Grohmann: Die Vegetarier-Ansiedelung in Ascona und die sogenannten Naturmenschen im Tessin. Referate und Skizzen. Halle a. S. 1904. (Neudruck mit Anmerkungen und Nachwort hrsg. von Hanspeter Manz, Edizioni della Rondine, Ascona 1997.
  • Ida Hofmann-Oedenkoven: Monte Verità. Wahrheit ohne Dichtung. Lorch 1906.
  • Claudia Lafranchi, Andreas Schwab: Sinnsuche und Sonnenbad. Experimente in Kunst und Leben auf dem Monte Verità. Limmat Verlag, Zürich 2001, ISBN 978-3-85791-369-3.
  • Robert Landmann: Ascona – Monte Verità. Die Geschichte eines Berges. Pancaldi Verlag, Ascona 1930.
  • Robert Landmann: Ascona – Monte Verità. Auf der Suche nach dem Paradies. Huber, Frauenfeld 2000, ISBN 3-7193-1219-4.
  • Simona Martinoli et al.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0.
  • Eberhard Mros: Phänomen Monte Verità. Neun Bände, Selbstverlag, Ascona 2008/2011.
  • Kaj Noschis: Monte Verità. Ascona et le génie du lieu. Presses polytechniques et universitaires romandes, Lausanne 2011, ISBN 978-2-88074-909-5.
  • Ursula Pellaton, Pierre Lepori: Monte Verità, Ascona TI. In: Kotte, Andreas (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1265–1268, mit Abbildung auf S. 1267.
  • Andreas Schwab: Monte Verità. In: Historisches Lexikon vo dr Schwiiz.
  • Andreas Schwab: Monte Verità – Sanatorium der Sehnsucht. Orell Füssli, Zürich 2003, ISBN 3-280-06013-3.
  • Arturo Schwarz: La casa dell'utopia: Monte Verità e gli artisti. 2008.
  • Harald Szeemann: Monte Verità. Berg der Wahrheit. Lokale Anthropologie als Beitrag zur Wiederentdeckung einer neuzeitlichen sakralen Topographie. Agentur für geistige Gastarbeit, Civitanova Marche und Tegna, und Electa Editrice, Milano 1978.
  • Ulrike Voswinckel: Freie Liebe und Anarchie: Schwabing – Monte Verità. Entwürfe gegen das etablierte Leben. Allitera, München 2009, ISBN 978-3-86906-027-9.

Weblink ändere

  Commons: Monte Verità – Sammlig vo Multimediadateie