Dr Urs Widmer (* 21. Mai 1938 z Basel; † 2. April 2014 z Züri) isch e Schwyzer Schriftsteller un Ibersetzer gsii.

dr Urs Widmer (2012)

Lääbe ändere

 
s Grab vo Widmer uf em Friidhoof Änzebüel z Züri

Dr Urs Widmer isch uf d Wält chuu as Suhn vum Ibersetzer, Literaturkritiker un Gymnasiallehrer Walter Widmer. Gascht im Huus Widmer isch als dr dytsch Schriftsteller Heinrich Böll gsii. Em Widmer sy Dytschlehrer am Realgymnasium Basel isch dr Autor Rudolf Graber gsii.

An dr Universitete vu Basel, Montpellier un Paris het dr Urs Widmer Germanischtik, Romanischtik un Gschicht studiert. Anne 1966 isch er z Basel bim Heinz Rupp mit ere Arbet iber di dytsch Noochriegsprosa promoviert wore.

Derno het dr Widmer as Verlagslektor zerscht bim Walter Verlag z Oute aagfange, speter isch er zum Suhrkamp-Verlag uf Dytschland gange. Dr Verlag het er bal wider verloo, nit aber d Stadt Frankfurt am Main, wun er vu 1967 bis 1984 as freie Schriftsteller gläbt het. In däre Zyt het er Kritike fir d Frankfurter Allgemeine Zeitung gschribe un het as Dozänt fir neieri dytschi Literatur an der Universität Frankfurt glehrt. Anne 1968 het dr Widmer sy erscht Wärch publiziert, d Verzellig Alois. Im Johr 1969 het er zue dr Mitgrinder vum „Verlag der Autoren“ ghert, wu syni Theaterstucker bis hite uusechemme. Anne 1984 isch er retuurchuu in d Schwyz.

Dr Urs Widmer isch Mitglid gsii vu dr Dytschen Akademy fir Sproch un Dichtig z Darmstadt, vu dr Dytschen Akademy vu dr Darstellende Chinscht z Bensheim, vu dr Akademy vu dr Chinscht Berlin-Brandenburg un Mitglid im Grazer Forum Stadtpark.

Är het z Züri gläbt un isch iber 50 Johr mit dr Psychoanalytikeri May Perrenoud ghyrote gsii. Si hän zämme ne Dochter ghaa.

Wärch ändere

Em Urs Widmer sy umfangrych Wärch umfasst Roman, Verzellige, Essay, Theaterstuck un Heerspiil. Sy Sterki isch no dr Literaturkritik s fantasyvoll, ironisch Uusspinne vu triviale Handligsschema vu dr klassische Abentyyr- un Raisegschicht bis hii zue dr Parody und zum Surreale. Dr Widmer het u faire Syte „Fiktion“ welle schryybe, aber doderby au „megligscht vyl gsellschaftligi Wirkligkeit gspirbar wäre loo.“[1]

E bsundere Yydruck bi dr Rezensänte het sy (pseudo-)autobiografischi Trilogy iber sy Mueter (Der Geliebte der Mutter, 2000), sy Vater (Das Buch des Vaters, 2004) un si sälber (Ein Leben als Zwerg, 2006) hinterloo. Dodin diei dytli wäre, wie s doppelbeedig Spiil vu syne Eltere au sy spetere Schryybstiil beyyflusst heeb. Lies mer dr Roman Der Geliebte der Mutter as autobiografische Text, no diei dr Autor dodin dermit kokettiere, dr Suhn vum yylussryyche Schwyzer Unternämmer un Dirigänt Paul Sacher z syy. D Ambiguität vum Text zwingt nit zuen ere sonige Lääsart, duet si aber uffig heebe.

Sy Theaterstuck Top Dogs, e Sozialsatire, het dr Widmer mit em Reschisseer Volker Hesse bim Berliner Theatertreffe 1997 bresäntiert. Us entlossene Fierigschreft, dr sognännte „Top Dogs“, wäre dert „Underdogs“. In eme Outplacement-Center erlääbe si s Gruuse un s Grotesk an si sälber, wu si Andere dur Entlossig zuegfiegt hän.

Wie scho sy Vater het au dr Widmer Biecher vu andere Autoren ibnersetzt.

Uuszaichnige un Ehrige ändere

  • 1974: Karl-Sczuka-Pryys
  • 1976: Heerspiilpryys vu dr Chriegsblinde
  • 1983: Manuskript-Pryys
  • 1985: Pryys vu dr Schwyzerische Schillerstifing
  • 1989: Literaturpryys vu dr Stadt Basel
  • 1992: Literaturpryys der SWF-Beschtelischt
  • 1996: Literaturpryys vu dr Stadt Züri
  • 1997: Chunschtpryys vu dr Gmai Zollike
  • 1997: 3sat-Innovationspryys
  • 1997: Mülheimer Dramatikerpryys
  • 1998: Heimito von Doderer-Literaturpryys
  • 2000: Bertolt-Brecht-Literaturpryys vu dr Stadt Augschburg
  • 2001: Franz-Nabl-Pryys
  • 2002: Große Literaturpryys vu dr Bayerische Akademy vu dr Scvhene Chinscht
  • 2003: Mainzer Stadtschryyber
  • 2007: Stiftigsgaschtdozäntur Poetik an dr Universitet Frankfurt am Main
  • 2007: Friedrich-Hölderlin-Pryys vu dr Stadt Bad Homburg
  • 2007: Prix littéraire Lipp (Gämf)
  • 2014: Jakob-Wassermann-Literaturpryys vu dr Stadt Fürth
  • 2014: Schwyzer Literaturpryys

Wärch ändere

Prosawärch ändere

  • Alois. Erzählung. Diogenes, Zürich 1968.
  • Die Amsel im Regen im Garten. Erzählung. Diogenes, Zürich 1971.
  • Die Forschungsreise. Abenteuerroman. Diogenes, Zürich 1974.
  • Schweizer Geschichten. Hallwag, Bern 1975.
  • Die gelben Männer. Roman. Diogenes, Zürich 1976.
  • Vom Fenster meines Hauses aus. Prosa. Diogenes, Zürich 1977.
  • Hand und Fuss. Ein Buch. Moon Press, Den Haag 1978 (Miniaturbuch).
  • Shakespeares Geschichten. Band 2. Stücke von Shakespeare nacherzählt. Diogenes, Zürich 1978.
  • Fotos (= Pa-ra-bü. Bd. 25). Patio Frankfurt am Main 1980.
  • Das Urs-Widmer-Lesebuch. Diogenes, Zürich 1980.
  • Das enge Land. Roman. Diogenes, Zürich 1981.
  • Liebesnacht. Erzählung. Diogenes, Zürich 1982.
  • Die gestohlene Schöpfung. Ein Märchen. Diogenes, Zürich 1984.
  • Indianersommer. Erzählung. Diogenes, Zürich 1985.
  • Das Verschwinden der Chinesen im neuen Jahr. Diogenes, Zürich 1987.
  • Auf, auf, ihr Hirten! Die Kuh haut ab! Kolumnen. Diogenes, Zürich 1988.
  • Der Kongreß der Paläolepidopterologen. Roman. Diogenes, Zürich 1989.
  • Das Paradies des Vergessens. Erzählung. Diogenes, Zürich 1990.
  • Der blaue Siphon. Erzählung. Diogenes, Zürich 1992
  • Liebesbrief für Mary. Erzählung. Diogenes, Zürich 1993.
  • Im Kongo. Roman. Diogenes, Zürich 1996
  • Vor uns die Sintflut. Geschichten. Diogenes, Zürich 1998.
  • Das Buch der Albträume. Mit Zeichnungen von Hannes Binder. Sanssouci bei Nagel & Kimche, Zürich 2000.
  • Der Geliebte der Mutter. Roman. Diogenes, Zürich 2000.
  • Das Buch des Vaters. Roman. Diogenes, Zürich 2004.
  • Ein Leben als Zwerg. Diogenes, Zürich 2006.
  • Valentin Lustigs Pilgerreise. Bericht eines Spaziergangs durch 33 seiner Gemälde. Diogenes, Zürich 2008.
  • Herr Adamson. Roman. Diogenes, Zürich 2009.
  • Stille Post. Kleine Prosa. Diogenes, Zürich 2011.
  • Reise an den Rand des Universums. Autobiografie. Diogenes, Zürich 2013, ISBN 978-3-257-06868-9.

Essay, Vorlääsigen un Sachbiecher ändere

  • 1945 oder die „Neue Sprache“. Studien zur Prosa der „Jungen Generation“. Pädagogischer Verlag Schwann, Düsseldorf 1966 (= Dissertation, Basel 1965)
  • In uns und um uns und um uns herum. In: Renate Matthaei (Hrsg.): Trivialmythen. März, Frankfurt 1970, S. 11–18 (Wiederauflagen, z. B. Area-Verlag, Erftstadt 2004, ISBN 3-89996-029-7, S. 331–339).
  • Das Normale und die Sehnsucht. Essays und Geschichten. Diogenes, Zürich 1972.
  • Die sechste Puppe im Bauch der fünften Puppe im Bauch der vierten und andere Überlegungen zur Literatur (= Grazer Poetikvorlesungen). Droschl, Graz 1991.
  • Das Geld, die Arbeit, die Angst, das Glück. Diogenes, Zürich 2002.
  • Vom Leben, vom Tod und vom Übrigen auch dies und das. Frankfurter Poetikvorlesungen. Diogenes, Zürich 2007.
  • Beim Wiederlesen von „Alois“. In: Renatus Deckert (Hrsg.): Das erste Buch. Schriftsteller über ihr literarisches Debüt. Suhrkamp, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-518-45864-8, S. 125–128.
  • Der Traum vom herrschaftsfreien Arbeiten. 1968 – vom Suhrkamp-Verlag zum Verlag der Autoren. In: Neue Zürcher Zeitung. 11./12. Juni 2011, Nr. 135, S. 21 f.

Theaterstucke ändere

  • Die lange Nacht der Detektive. Kriminalstück in drei Akten. Mit einem Vorwort des Verfassers. Diogenes, Zürich 1973, ISBN 3-257-20117-6. Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 1973. UA: Dezember 1973 Basel.
  • Nepal. Stück in der Basler Umgangssprache. Frankfurt am Main 1976.
  • Stan und Ollie in Deutschland. Frankfurt am Main 1979.
  • Züst oder Die Aufschneider. Frankfurt am Main 1979.
  • Dr neu Noah. Frankfurt am Main 1984.
  • Alles klar. Stan und Ollie in Deutschland. Frankfurt am Main 1988.
  • Jeanmaire. Ein Stück Schweiz. Frankfurt am Main 1992.
  • Der Sprung in der Schüssel. Frölicher – ein Fest. Frankfurt am Main 1992.
  • Sommernachtswut. Frankfurt am Main 1993.
  • Top Dogs. Frankfurt am Main 1996.
  • Die schwarze Spinne. Sommernachtswut. Frankfurt am Main 1998.
  • König der Bücher. Bankgeheimnisse. Frankfurt am Main 2001.
  • Münchhausens Enkel. Uraufführung, 2012, Zürich.
  • Das Ende vom Geld. Uraufführung, 24. März 2012, Staatstheater Darmstadt

Heerspiil/Radiosändige ändere

  • Wer nicht sehen kann, muss hören. WDR 1969
  • Henry Chicago. WDR 1970.
  • Operette. WDR 1971.
  • Aua 231. WDR 1971.
  • Anna von hinten wie von vorne. WDR 1971.
  • Tod und Sehnsucht. SFB 1972
  • Die Katze des Doktor Watson. WDR 1972.
  • Das Überleben der unsterblichen Mimi.SWF 1973
  • Die schreckliche Verwirrung des Giuseppe Verdi. SWF 1974.
  • Der Bergsteiger. BR 1974
  • Fernsehabend. SWF 1976.
  • Die Ballade von den Hoffnungen der Väter. WDR 1976.
  • Die Zwerge in der Stadt. SDR 1978
  • Das Blasquartett oder 80 Fragen nach dem Glück. SWF/hr/NDR/BR 1979
  • Die Zehen der Elfen. SDR, 1981.
  • Indianersommer. SWF 1984.
  • Dr neu Noah. DRS 1984
  • An die Freunde. SWF/hr 1986.
  • Der Besucher aus Kassel. SWF/DRS 1986.
  • Der tolle Tonmeister. SWF/WDR/NDR 1988.
  • Der Gott und das Mädchen. SWF 1988.
  • Der Afrikaforscher. SWF 1990.
  • Bottoms Traum. SWF 1990.
  • Das gelöschte Band. 1992.
  • Die Frauen des Sultans. 1993.
  • Helmuts Brief. 1994.
  • Das Machthorn. SWR 2005.
  • Das Ende vom Geld. HR 2012.

as Rusgeeber ändere

  • Sean O’Casey: Eine Auswahl aus den Stücken, der Autobiografie und den Aufsätzen, Zürich 1970
  • Gottfried Keller: Das Fähnlein der sieben Aufrechten, Berlin 1989

Ibersetzige ändere

  • Jean Cayrol: Muriel oder Die Zeit der Wiederkehr. Olten u. a. 1965
  • Raymond Chandler: Das hohe Fenster. Zürich 1975
  • Joseph Conrad: Herz der Finsternis. Zürich 1992
  • Alexandre Dumas: Die Rache der Marquise. Frankfurt am Main 1995
  • Edward Gorey: Das Vermächtnis der Miss D. Awdrey-Gore. Zürich 1974
  • Edward Gorey: Die weiche Speiche. Zürich 1978.
  • Daniel Guérin: Die amerikanische Arbeiterbewegung 1867–1967. Frankfurt am Main 1970
  • Pierre Halet: Little boy. Frankfurt am Main 1970.
  • Eugène Labich: Das Glück zu dritt. Frankfurt am Main 1969
  • Michael McClure: Der Bart. Frankfurt am Main 1971
  • Hyacinthe Phypps: Das jüngst entjungferte Mädchen. Zürich 1975

Literatur ändere

  • Benita Cantieni: Schweizer Schriftsteller persönlich. Huber, Frauenfeld 1983, ISBN 3-7193-0883-9, S. 127–141.
  • Ursi Schachenmann (Hrsg.): „Top dogs“. Entstehung – Hintergründe – Materialien. Zürich 1997, ISBN 3-9521287-1-6.
  • Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Urs Widmer, Edition Text + Kritik (text + kritik, Band 140). München 1998, ISBN 3-88377-587-8.
  • Simplice Agossavi: Fremdhermeneutik in der zeitgenössischen deutschen Literatur. St. Ingbert 2003, ISBN 3-86110-339-7.
  • Barbara Sinic: Die sozialkritische Funktion des Grotesken. Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-631-50649-X.
  • Brigitte Marschall: Urs Widmer. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3. Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 2095 f.
  • Winfried Giesen (Hrsg.): Urs Widmer – Vom Leben, vom Tod und vom Übrigen auch dies und das. Begleitheft zur Ausstellung 16. Januar – 2. März 2007, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. Erfurt 2006, ISBN 3-86680-086-X.
  • Winfried Stephan, Daniel Keel (Hrsg.): Das Schreiben ist das Ziel, nicht das Buch. Urs Widmer zum 70. Geburtstag. Diogenes Verlag, Zürich 2008, ISBN 978-3-257-06674-6.
  • Christophe Bourquin: Schreiben über Reisen, Kap. 1.2: Zur ars itineraria bei Urs Widmer. Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, ISBN 3-8260-3475-9, S. 10–15, Anm. 8 (sehr detaillierte Liste neuer Veröffentlichungen, bei Google Books lesbar)
  • Roman Bucheli: Ein fröhlicher Melancholiker. Mit weiteren Buchrezensionen und Theaterkritiken zu Widmer. In: NZZ, 21. Mai 2008, abgerufan am 18. März 2012.
  • Pia Reinacher: Immer mit der Nase am Grenzzaun der Erkenntnis. In: FAZ. 21. Mai 2008, abgerufen am 17. März 2012.

Weblink ändere

Fueßnote ändere

  1. Die Wieder(er)findung der deutschen Sprache. Archivlink (Memento vom 17. Juni 2009 im Internet Archive) ORF1, 15. Mai 2008.
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