Der Mensch erscheint im Holozän
Der Mensch erscheint im Holozän | |
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Orginalusgob | |
Orginaltitel | Der Mensch erscheint im Holozän |
Genre | parabolischi Erzählig |
Autor | Max Frisch |
Orginalsproch | Düütsch |
Erschinigsjoor | 1979 |
Die parabelhafti Erzählig Der Mensch erscheint im Holozän (1979) isch eis vo de schpätere Büecher vom Max Frisch. En originelli Bsunderheit i de Uufmachig vom Buech: Es sind diversi Bilder und Textuusschnitt abdruckt, wo vom Protagonischt (uf de Meta-Ebene) us sine Lexika usegrisse worde sind. Dä Kunschtgriff cha eim en tüüfe Iiblick i d Wält vom einsame alte Herr Geiser ermögliche und laht eim d’Erzählig glaubwürdiger erschiine (Das „bewiist“ d Fiktion). Atmosphärisch isch au de Satzbau: vieli Trännige mit Absätz schtrukturierd ds ganze Gschehe, so dass meh gar nid anders chann, als Wort und Inhalt in däre langsam verschtrichende Zyt vom Herr Geiser z läse, und die Rueh vo sim abglägene Tessiner schpüre.
„Der Mensch erscheint im Holozän“ isch 2005/2006 i die 20-bändigi „Schweizer Bibliothek“ vo de Wuchezytschrift "Das Magazin" ufgnoh worde. Es wird, näbe em - äbefalls schpate - Montauk (1975), vo vilne Läser zu de beschte und riifschten zwei Büecher vom Frischs zellt. „Montauk“ konkurrenziert also hart mit „Der Mensch erscheint im Holozän“ um de Ruef, am Frisch sis Meischterwärch z si. De Marcel Reich-Ranicki hätti a Schtell vo „Der Mensch erscheint im Holozän“ i de „Schweizer Bibliothek“ lieber „Montauk“ gseh. (Lueg Interview: http://www.schweizerbibliothek.ch/urteil.html (Site cha nüme abgrüeft wärde; Suche im Webarchiv) )
Handlig
ändereDe betagti Herr Geiser langwilet sich i sim Tessiner Bärghuus während eme lange Unwätter so extrem, dass är versuecht „eine Pagode zu türmen aus Knäckebrot“ und sogar de Donner kategorisiert („Roll-Donner“, „Knall-Donner“ etc.).
Die Poschtagschtellti seit, ein oder mehreri Bärghäng siged grutscht, ds Tal seyg durch schtarki Rägegüss vo de Umwält abgschnitte. In de fascht scho paranoide Befürchtig, dass eimal de ganzi Bärg rutsche chönnt und ds Dorf verschütte chönnt, list de Herr Geiser im Lexikon, i de Bibel, i Gschichtsbüecher und tuet für d Nachwelt alles wichtige drus abschriibe. Er schnidet/risst au us de Büchern use, was nid vergässe wärde söll. D Zettel und Abschrifte chläbt är a d Wänd vom Huus. Debi wird är sich bewusst, dass die verdeckte Rücksite au so wichtig gsi wäred, wie die sichtbar a de Wand befeschtigte Vordersite - doch d Blätter sind scho zerschnitte…
Wil är aber nid die ganzi Zyt demit verbringe cha, gaht är es paar Mal vor d Tür um sich d Bei z verträtte. Uuf däne chline Uusflüg merkt är, dass är a sini Gränze schtosst. De Geiser dänkt übers Wüsse nache. Er misst am Wüsse hochi Bedüütig zue, glangt aber auch zu ernüechternde Iisichte drüber („Ob es Gott gibt, wenn es einmal kein menschliches Hirn mehr gibt, das sich eine Schöpfung ohne Schöpfer nicht denken kann?“). So merkt är unter anderem, wie chli und unbedüütend de Mänsch isch („Der Mensch erscheint im Holozän“) und chunnt unter anderem zum Schluss, dass es kei Rolle für di harti Wahrheit schpilt, ob me devo weiss oder nid. De alt Ma wird sich langsam drüber klar, dass är so oder so em Chreislauf vom Läbe uusgliferet isch, nid zletscht em eigne körperliche Verfall. De Geiser muess uf sinnere Wanderig kehrt mache.
En witere Höhepunkt vo de üüsserlich rächt ereignislose Erzählig isch en Salamander, wo sich is Huus verirrt. Süscht passiert no: Bsuech vo de Tochter, Nahrigsmittel, wo ablaufed und wo är de Nachbare schänke will. Ds ganze Wüsse-sammle erschint unter mänge Gsichtspünkt lächerlich und nur no als en chaotische Huufe us Fötzel und Handnotize - „der Mensch bleibt ein Laie“.
De Geiser erliidet gäge s Änd zue en Ghirnschlag, wo sim Gedächtnis no meh zuesetzt. A däre Schtell wird düütlich, dass d Furcht vor äm Bärgschturz, wo s Gedächtnis vo de Mänschheit bedroht, eher d Furcht vor em Verluscht vom eigene Gedächtnis gsi isch. Da drin liit d Parable.
Wüssenswärts
ändere- Im Buech verschtecked sich diversi Bezüg zu Island. De Nachname „Geiser“ wiist z. B. vermuetlich uf „Geysir“ hi.
- Es exischtiert en - eher unbekannti - Verfilmig.
- Es git es Theaterschtück „Der Mensch erscheint im Holozän“, als Koproduktion vom Stephan Roppel und em Theater im Kornhaus Baden.
Bewärtige
ändereD New York Times Book Review het die Erzähig zu de interessantischste und wichtigschte vom Jahr 1980 gwählt.