Dr Jugendstil isch e kunstgschichtligi Epoche um d Joorhundertwändi vom 19. zum 20. Joorhundert. Witeri Bezäichnige si art nouveau, Modern Style, Modernisme, Stile Liberty, Reformstil oder Wiener Secession; z Russland seit me Stil Modern und z Frankriich het mä au dr Begriff Fin de Siècle brucht. Dr Begriff Jugendstil wird nume im dütschsproochige Ruum, z Holland, i de nordische Länder und z Lettland bruucht. Er chunnt vo dr Münchner illustrierte Kulturzitschrift Jugend, wo 1896 gründet worden isch.

E Jugendstilservis vom Theodor Grust us Mäissner Borzellaan (1902): Die gschwungnigi Liniefüerig isch e tüpischs Merkmol vom Jugendstil.
E Jugendstilwaase, öbbe 1900, Borzellaan und Chupfer vo dr Firma Rosenthal.

Kennzäiche und Brogrammatik ändere

 
E Jugedstil-Fassade im belgische Kuuroort Spa.

Üsserlig isch dr Jugendstil kennzäichnet dur dekoratiiv gschwungnigi Linie, flechehafti bluemigi Ornamänt und ass uf Simmetrie verzichdet wird.

Mä darf allerdings nit überluege, ass dr Jugendstil uf käi Fall e son e gschlosseni Beweegig gsi isch, wie dass hüte cha usgsee wil mä d Bezäichnig „Jugendstil“ bruucht. Es e Hufe Ströömige innerhalb vo Öiropa gsi, wo däilwiis seer stark uusenandergange si, wo sich villicht nume drin äinig gsi si, ass si vom Historismus nüt welle wüsse, dass si also die gängigi Praxis abgleent häi, historisch überliifereti Formvorbilder noochzmache.

Mit em Jugendstil si e Hufe künstlerischi Brogramm und Manifest verbunde. Hützudaag verstoot mä under anderem drunder au groossi gsamtkünstlerischi Gstaltige, wie öbbe sälli vom Palais Stoclet z Brüssel, wo alles dra, vom üssere Bauwärk bis zur dekoratiive Inneusstattig im ene äihäitlige Sinn usgfüert worden isch. Mit däm het mä au d Forderig verbunde, Kunst und Lääbe z verschmelze, d Kunst im Alldääglige iizbezie, im Sinn von ere umfassende künstlerische Nöigstaltig vo alle alldääglige Sache. Drbii häi die dekoratiive Künst e ganz bsundrigs Gwicht ghaa. In däm Punkt het dr Jugendstil allerdings an dr Historismus aaknüpft, wo au scho s „Gsamtkunstwärk“ zum Brogramm erhoobe gha het. Gliichzitig isch das dr brogrammatischi Geegenentwurf gsi zur Abghoobehäit vo de auratische Kunstwärk in dr räine Sfääre vo dr so genannte „hooche“ oder „Bildende Kunst“.

Zur Brogrammatik vom Jugendstil het aber au d Forderig ghöört, ass mä d Funkzionalidät und dr Usdruck vo dr Funktion vo de Sache oder Geböid wurd gsee wemm mä sä aaluegt. So zum Bischbil sölle d Fassaade nit sümmetrisch si, sondern iir Usgsee wurd vo dr Ruumvorstellig bestimmt wärde, wo us em Grundriss entwicklet worden isch. Zum erkläärte Brogramm vo vile Künstler vom Jugendstil in dr Archidektuur und im Kunstgwärb het ghöört, ass si historischi Bauforme abgleent häi und intensiiv nöiji dekoratiivi Gstaltigsmöögligkäite gsuecht häi. Äini vo de zentraale Frooge vom Jugendstil isch gsi, was dr so genannti „modärni“ Stil, dr „Stil vo unserer äigene Zit“ sött si. In däm häi si d Stildebatte us em 19. Joorhundert witergfüert.

Galerii ändere

Litratuur ändere

  • Friedrich Ahlers-Hestermann: Stilwende. Aufbruch der Jugend um 1900. Ullstein, Frankfurt/M. 1981, ISBN 3-548-36063-7 (Nachdruck der Ausgabe Berlin 1956; Zur Geschichte der Bewegung).
  • Kai Buchholz: Im Rhythmus des Lebens. Jugendstil und Bühnenkunst. Verlag Arnold, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-89790-270-1.
  • Lydia L. Dewiel: Schnellkurs Jugendstil. 2. Aufl. DuMont, Köln 2007, ISBN 3-8321-5384-5.
  • Gabriele Fahr-Becker: Jugendstil. Tandem-Verlag, Königswinter 2007, ISBN 978-3-8331-3544-6 (Prachtvoll ausgestatteter, aber preisgünstiger Bildband mit allerdings recht anspruchsvollem Textteil)
  • Pierre-Olivier Fanica, Gérard Boué: Céramiques impressionnistes et grès art nouveau. Montigny-sur-Loing et Marlotte 1872–1958. Édition Massin, Paris 2005, ISBN 2-7072-0512-5.
  • Peter Guth, Bernd Sikora: Jugendstil & Werkkunst. Architektur um 1900 in Leipzig. Edition Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-361-00590-6.
  • Sara Hamm, Sabine Kübler (Hrsg.): „Bauen für ein neues Leben“. Die Entstehung der Bad Nauheimer Jugendstilanlagen, fotografiert von Albert Schmidt, 1905-1911. Theiss Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-2161-9 (anlässlich der Ausstellung „Bauen für ein neues Leben“).
  • Hiltrud A. Hölzinger, Christina Uslular-Thiele (Hrsg.): Jugendstil in Bad Nauheim. Verlag Langewiesche, Königstein/T. 2005, ISBN 3-7845-7100-X (Mit 17 Künstler-Biografien; Alle Texte deutsch/englisch).
  • Dieter Klein: Martin Dülfer. Wegbereiter der Deutschen Jugendstilarchitektur. Arbeitsheft 8 – Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege München 1993, Lipp Verlag, ISBN 3-87490-531-4.
  • Stefan W. Krieg, Bodo Pientka: Paul Möbius. Jugendstil in Leipzig. Deutsche Verlagsanstalt, München 2007, ISBN 978-3-421-03438-0.
  • Stefanie Lieb: Was ist Jugendstil? Eine Analyse der Jugendstilarchitektur 1890–1910. Primus-Verlag, Darmstadt 2000, ISBN 3-534-14910-6.
  • Hermann Muthesius: Kunstgewerbe und Architektur. Kraus-Thomson, Nendeln 1976 (Nachdruck der Aufsätze „Neues Ornament und neue Kunst“ und „Kultur und Kunst“; Quelle zur Entstehung des Begriffs Jugendstil, zeitgenössische Kritik)
  • Edda Neumann-Adrian, Michael Neumann-Adrian: Münchens Lust am Jugendstil. Häuser und Menschen um 1900. MünchenVerlag, München 2006, ISBN 3-934036-93-7.
  • Ludwig Petzendorfer: Schriftenatlas. Eine Sammlung von Alphabeten, Initialen und Monogrammen. Marix-Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-58-4 (Nachdruck der Ausgabe Stuttgart 1903-05).
  • Friedemann Schäfer: Stadtspaziergänge in Karlsruhe. Jugendstil. Verlag Braun, Karlsruhe 2007, ISBN 978-3-7650-8360-0 (Taschenbuch mit umfassender, aber kompakter und leicht verständlicher Einführung in den europäischen und deutschen Jugendstil. Hervorragend bebildert).
  • Klaus-Jürgen Sembach: Jugendstil. Die Utopie der Versöhnung. Taschen Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-8228-2971-4.

Weblingg ändere

  Commons: Art Noveau – Sammlig vo Multimediadateie
  Commons: Jugendstilarchitektur – Sammlig vo Multimediadateie