Paternalismus

e Herrschaftsornig, wo dr Herrscher dr Beherrschti bevormundet

Mit Paternalismus (vo lat. pater = „Vater“) wird e Herrschaftsornig beschriibe, wo iiri Autoritäät und Herrschaftslegitimierig uf e vormundschaftligi Beziejig zwüsche de Herrscher und de Beherrschte basiert. Dr familiäri Beriich wird mäistens usklammeret.[1]

As paternalistisch wird in dr Umgangssprooch au e Handlig bezäichnet, wo gegen e Wille vo öbber anderem usgfüert wird, aber von ere behauptet wird, ass si für däm si Wool sig. Paternalistischi Verheltnis wärde vo dene, wo in iirem Naame öbbis gmacht wird, hüfig as Bevormundig aagluegt.

Bischbil vo Paternalismus ändere

 
Dr Alfred Krupp, wo mit sim Generalregulativ 1872 d Pflichte und d Rächt vo de Aarbäiter in sim Konzärn festgläit het. Die spööteri Sozialgsetzgääbig vom Bismarck het sich witgehend an däm Generalregulativ orientiert.

Dr Usdruck «Paternalismus» bezäichnet au en Idee vom Robert Owen zum die soziale Brobleem in Dütschland im 19. Joorhundert z lööse. Es stoot für die brivaati betriibligi Sozialpolitik vo de Groossundernäämer (wie Krupp, Stumm u. a.). Die häi de Arbäiter Betriibschrankekasse, betriibligi Altersversorgig, Understützig in Nootlaage, Wärkwoonige und Wärkkantine aabote. Eso isch dr Betriib zun ere Kombinazioon us Herrschafts- und Brodukzioonsberiich und ere Lääbensgmäinschaft usbaut worde, ooni de Arbäiter e Stimm im Entschäidigsbrozäss z gee.

En anders charakteristischs Bischbil für e paternalistischi Ideologii isch wie sich d Pflanzer in de Südstaate vo de Veräinigte Staate im 17. bis 19. Joorhundert, wo Sklave ghalte häi, sälber woorgnoo häi.[2][3]

Au in dr hütige westlige Gsetzgääbig git s Bischbil für Regle, wo mä as paternalistisch cha bezäichne. So isch d Aaschnallpflicht e Gsetz, wo hauptsächlig druf usgrichdet isch, Persone drvo abzhalte, sich sälber z schade. Äänlig isch s mit dr Gsetzgääbig in Bezug uf sogenannti «Ruuschdroge». Z Groossbritannie het in de früeje 1990er Joor dr «Spanner-Fall» für Ufsee gsorgt, wo Sadomasochiste, wo alli us freijem Wille mitgmacht häi, verhafdet und verurdäilt worde si wäge Körperverletzig. Au d Schuelpflicht het paternalistischi Aspäkt wie alli andere Pflichte, won e Gsellschaft iire Mitgliider abverlangt. Dr Underschiid zum äidütige Paternalismus isch dene Fäll in ere Demokratii, ass die Gsetz vom Suwerään gmacht worde si, wo jeedem Bürger e Stimm im Entschäidigsbrozäss git.

Au s Verheltnis vo Arzt und Paziänt wird vilmol as paternalistisch beschriibe. Vor allem in dr Vergangehäit isch d Paziänt-Arzt-Beziejig eender äisitig gsi: dr Arzt het s Wüsse gha und d Rolle vom Paziänt het sich druf beschränggt, sich vom Arzt lo behandle oder nid. Die zitgmäässi Medizin setzt eender uf e mündige Paziänt und e sümmetrischi, partnerschaftligi Beziejig, wo an dr Autonomii vom Paziänt orientiert isch und däm sini Kompetänze iibezieht,[4] au wenn das zun ere Art Woodoo-Medizin cha füere, wo kä wüsseschaftligi Basis het.

Litratuur ändere

  • Johannes Giesinger: Paternalismus und Erziehung. Zur Rechtfertigung pädagogischer Eingriffe. In: Zeitschrift für Pädagogik, 52 (2006) 2, S. 265–284. (Volltext)
  • Malte-Christian Gruber, Sascha Ziemann (Hrsg.): Die Unsicherheit der Väter. Zur Herausbildung paternaler Bindungen. Beiträge zur Rechts-, Gesellschafts- und Kulturkritik, Band 9. Trafo Wissenschaftsverlag, Berlin 2009, ISBN 3-896-26886-4
  • Kai Möller: Paternalismus und Persönlichkeitsrecht. Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11679-8 (zugleich Dissertation, Universität Freiburg im Breisgau, 2004)
  • Heiko Ulrich Zude: Paternalismus. Fallstudien zur Genese des Begriffs. Alber, Freiburg im Breisgau 2010, ISBN 3-495-48178-8

Weblingg ändere

Fuessnoote ändere

  1. vgl. Johannes Giesinger: Autonomie und Verletzlichkeit: der moralische Status von Kindern und die Rechtfertigung von Erziehung Archivlink (Memento vom 12. Augschte 2014 im Internet Archive)
  2. Ira Berlin: Generations of Captivity: A History of African-American Slaves, Cambridge, London: The Belknap Press of Harvard University Press, 2003, ISBN 0-674-01061-2, S. 63.
  3. Dominik Nagl: No Part of the Mother Country, but Distinct Dominions - Rechtstransfer, Staatsbildung und Governance in England, Massachusetts und South Carolina, 1630-1769, Berlin: Lit, ISBN 978-3-643-11817-2, 2013, S. 680-683.Archivierte Kopie (Memento vom 12. Augschte 2016 im Internet Archive)
  4. Linus Geisler: Arzt-Patient-Beziehung im Wandel. Stärkung des dialogischen Prinzips. In: Abschlussbericht der Enquête-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin", 14. Mai 2002 S. 216-220
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