Text:August Lustig/A. Lustig Sämtliche Werke: Band 1/'s Welt-Theater.

's Welt-Theater.

324 - 325


Wer unser Erde g'naü betrachtet,
Dà hat sich viellicht o scho g'achtet,
Ass alles z'àmme, was druf g'schieht,
Ganz im Theaterspiel z'glich sieht.
D'Welt isch e grosse Scene numme,
Wo mir Lit leider druf mien kumme,
Fir unsre Rolle z'spiele halt,
Wo 's G'schick uns ufdringt do mit G'walt.
Wer theilt se-n-üs, die Rolle z'àmme,
Wo mir do un te mien anàmme?
« Dr lieb Gott isch's, wo alles macht,
Wo iwer jeder Gràsle wacht
Un iwer Jedem si Betrage, »
Das isch, was g'wöhnlig d'Lit thien sage.
Also, vo dem Theater do
Wàr er Diràkter denn derno?
Wenn das isch, so isch licht z'vermüethe,
Ass er dr Petrüs hat, dr güete,
Fir Regisseur, denn ganz allei
Wàr doch die Arwet z'schwer; sie zwei
Thien sorge-n-ass das Stick uf Erde,
Wo «'s Lewe » heisst, recht g'spielt thüet werde,
Ass « Accessoire » un « Décor » drin
Als immmer g'nüe vorhande sin,
Un b'sunders, ass fir all' die Rolle,
Die viele, wo drin vorku solle,
D'Schaüspieler immer sin parad,
Denn g'wiss kei Kleinigkeit isch's grad,
Ne güete Truppe so furtz'pflanze
Un scho züem Vorüs z'sàh im Ganze,
Was Ein am beste spiele ka,
Un doch, heisst's, sàhn se das eim a,
Denn scho dr erste Tag do unte
Hàn sie als unser B'stimmung g'funde,
Un gli wird's o ins Büech ig'fiehrt.
Hàn sie sich viellicht nie trumpiert?
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326 - 327

Nemol isch am e schöne Morge
Dr lieb Gott freidig ohne Sorge
Ufg'stande vo-n-'re güete Nacht
Un hat dr Lade glich ufg'macht,
Fir üs sim Zimmer, üs sim blaüe,
Ne wenig no-n-em Wetter z'schaüe,
Ne Freid, wo-n-er sich gunnt mithi
Ne so. 's isch anno vierzig gsi.
Bol thüet er jetz dr Petrüs wecke,
Wo kunnt Un gàhnt un sich thüet strecke,
Bring unser Fernrohr doch emol,
So sàit er 'm, mr werde wohl
Hit miesse lüege, was d'Lit triwe
Uf ihrer Welt, un glich ischriwe
Die frische, wo mr finde hit,
Fir z'wisse, was mr mache mit.
Süech gli Milhüse, fir az'fange,
Dert git's e Liste-n-als, e lange.
Un alle Beide hàn derno
Ihr' Arwet glich üsg'fiehrt eso.
Bol hàn se discütiert' un g'schriwe,
Sin weiss wie lang z'Milhüse bliwe
Un hàn derno d'Umgegend gnu
Un sin so an e Dörfle ku,
Wo sich grad in ere Baracke
Ne kleiner Schreihals mit Pfüsbacke
Züem erste Mol hat höre lo.
Was mache mr mit dem jetz do?
So thüet dr alte Petrüs froge,
Derf ich viellicht e Wörtle woge?
Das isch e wilder Kamerad,
Dà wàr güet später fir Soldat,
Denn Rente hat er glaüb, aparte,
Wohrschinlig jo doch nie z'erwarte!
's isch wohr, nit b'sunders wird das gà,
So thüet dr lieb' Gott 's Wort jetz nàh,
Er ka 's Soldatedings prawiere
Un siewe Johr geh mitmarschiere.
Wenn d'Zit derfir arucke thüet;
Doch wird ihm das nitt geh ganz güet,
Si Wildheit vo de-n-erste Johre,
Die hat er später bol verlore,
Ins Alltaglewe soll er steh
Un mit em grosse Hüfe geh.
Er brücht nitt z'kenne gar viel Sache;
Er soll e wenig Müsik mache,
Soll an dr Molerei Freid ha,
Das geht allei si Rolle-n-à,
Wo-n-er einstwile müess vollbringe,
Unnöthig sin ihm and're Dinge.
Derft ich mi Wörtle gà derzüe?
Sàit jetz dr Petrüs, isch's genüe
Ne wenig vo dem allem numme,
Worum soll er nitt witerst kumme
In Müsik, oder Molerei?
's isch ewe doch kei Narrethei,
In eim ufz'wecke ne Verlange
Un's ihn doch nie lo ganz erlange!
He, sàit dr lieb' Gott uf das hi,
Die Rolle mien doch o g'spielt si,
Ich müess se do ch in eim ahànke!
Un züedem thüe-n-ich jetz dra denke:
Nimm 's Büech un d'Fedre un schrib's i,
Me schiebt ne in d'Photographie!...
D'Photographie! rieft jetz dr Andre
Un losst si Blick ans Plafond wandre
Un denkt sich no jetz ganz verstört,
Das Wort ha-n-ich noch gar nie g'hört
Un niene g'sàh, züe keine Zite!
Was Kückücks soll denn das bedite?
Das isch e Kunst, isch d'Antwort gsi,
Wo d'Lit dervo jetz bis dohi
Noch gar nit wisse-n-uf dr Erde,
Doch, wo sie bol erfinde werde;
Ne paar scho fiehre das im Schild!
Sie b'steht do drin, ass sie ihr Bild
Vom Kopf eweg bis an d'Füesssohle
Maschinemàssig känne mole,
Ganz g'naü, wie sie erschaffe sin;
Doch, wil se halt in ihrem Sinn
Sich immer viel, viel schöner glaüwe,
So wànn se sich die Freid nitt raüwe
Un stelle halt glich a derno
Ne Retoucheur, wo d'Bilder so
Changiert in d'schönste Creatüre.
Dà, wo's halt macht, dà isch z'bedüre:
Dr ganze Tag ganz mislig still,
Wenn er das Ding güet mache will,
Un ohne ne Bewegung z'mache,
So müess er uf si Arwet wache,
Denn sie isch halt gar delikat,
D'Geduld derf o nitt fehle grad,
Hingege git's gar keine Schwiele;
Die Rolle ka-n-er ganz güet spiele!...
In dem si Platz möcht ich nitt ha,
So fangt dr Petrüs wieder a,
Das isch jetz awer doch kei Lewe,
Gar kei Bewegung! un dernewe
Erst schaffe noch fir d'Eitelkeit!
Das isch halt doch kei Kleinigkeit!
's isch ung'sund, ich ka 's Mül nitt halte,
Das ka kei Mensch so lang üshalte!...
Was witt halt, sàit dr lieb' Gott jetz,
Das isch eso im Lewesg'setz,
's isch so vom Kleinste bis züem Grösste:
Me git ihm viellicht, fir ne z'tröste,
Ne wenig Poesie ins Blüet,
Fir ass er sich vergesse thüet
Un so mit denke-n-un mit dichte
Si Arwet lichter ka verrichte,
Doch jetz isch's fertig, 's blibt derbi,
Nimm d'Fedre, Petrüs, un schrib's i!...

328 - 329

Un dorum, Leser, hasch do unte
Dü hit die Poesie halt g'funde!