Text:August Lustig/A. Lustig Sämtliche Werke: Band 1/Ne wenig Philosophie.

Ne wenig Philosophie.

346 - 347


Dü bisch nie z'friede, so hat Einer
Letscht züe mr g'sàit, nit isch Dr Recht;
Wenn's kalt isch, reklamiersch, 's seig schlecht.
Isch Rege, so wottsch liewer keiner,
Isch's heiss, so kasch's o nitt vertrage;
Wenn 's g'ringste Bobo Dich geniert,
So thüesch d'Natür un d'Welt aklage,
's seig Alles schlecht organisiert....

So geht's bi Dir in alle Sache
An eim Stick furt! Was witt halt mache.
Die Welt isch jetz emol eso,
Me müess halt alles nàmme do
Wie's kunnt; un züedem, ohne z'liege,
Hat jo d'Natür dr Mensch versàh
Mit allem, was se nur ka gà,
Fir ass er sich do drüs ka ziege;
Mit dem Verstand, wo sie-n-'m git,
Ka-n-er als Herr un Meister handle
Un ka do unte alles' mit
Als züe sim Nutze jo umwandle! -

Bravo! das heisst me rede doch!
Das hätt ich jetz züetraüt in Nieme,
D'Natür im Mensch bewundre noch!
Se ka sich wahrhaft o noch rieme,
Ne Meisterwerk vollendet z'ha!

Dr Mensch, me brücht nitt z'zwifle dra,
Isch d'liederligste Prodüction,
Wo uf dr Welt isch z':&nde numme!
Kei G'schöpf hat so Mieih dure z'kumme
Mit sin're-n-Organisation,
Wie er, wo grad sich besser glaübt.
So sieht me-n-ass dem iwerhaüpt
In allem wenig nur isch, z'traüe;
Denn er hàngt ab, wie alle wisse,
Vom Hirn un sin're B'schaffeheit,
Un in dem ka ne Kleinigkeit,
Dr Ifluss vo Substanze, g'wisse,
D'klei oder d'grosse Quantität,
D'Gedanke ganz un gar changiere
Un mache, wie sich's licht versteht,
Ass jeder anderscht thüet jügiere.
s denkt längst nitt Jed's ganz glichlig do;
So sieht me züem Exempel jo,
Ass g'wöhnlig unsre Fraüezimmer,
Wo im Allg'meine schiergar immer,
Wie alle G'lehrte g'funde hàn,
Ne kleiner Hirn as d'Mànner b'sitze,
Sich o mit dummer Dings abgàn,
Ihr' schöne Mode-n-an dr Spitze!
Das isch nur im Allg'meine jetz;
Natirlig git's o Exeptione
As wie in allem, un das G'setz
Thüet eigentiig kei Mensch verschone;
Nodem as noch Phosphor un Fett
Un was weiss ich im Hirn sich findet,
Isch d'G'sinnung anderscht un verkindet
Als Dings, 's isch màngmol nimmig nett!
Glaüb Jed's, wo thüet uf Erde wandle,
Thüet anderscht denke, anderscht handle!

Do hat's, wo d'ganze Zit studiere,
Wo an nit anders denke thien,
As wie se kännte d'Lit afiehre
Un was se fir das mache mien.
Viel denke numme-n-an dr G'staat,
Was sie fir Kleider wànn alege;
Derno hat's Andere hingege,
Wo màngmol 's Gegetheil sin grad,
Wo liewer 's Geld thien z'àmmerüeche,
Ihr Idee fixe isch viel Geld z'ha,
Viel hàn nur ihre G'falle dra,
Antiquitäte z'àmme z'süeche,
Münz, Biecher, alte, un so Sache,
Wo Andre wieder nur drab lache.
's hat, wo sich thien ibilde-n-o,
Se seige Lit, e b'sundre Sorte,
Un vo me-n-andre Teig g'macht worde,
As alle-n-andre Mensche do.
Ein thüet d'Repüblik proklamiere,
Er glaübt nur die Regierung güet;
E-n-Andrer wieder gàb si Blüet,
Fir ass e König ka regiere.
's hat Viel, se glaüwe Sache, g'wisse,
Ganz fest, ihr' Meinung ändert nie,
Un Andre wo's wànn besser wisse,
Die glaüwe-n-eso fest wie die
Grad 's Gegetheil!...

348 - 349

Isch das derno
Die G'scheidtheit, wo dur's Lewe do
Sott helfe? Ne Züefàlligkeit,
Wo abhàngt vo dr Sorte Bappe,
Wo jeder in sim Schàdel tràit!...
Ich gàb derfir kei rother Rappe!
Grad das isch's Unglick d'ganze Zit
Vom Mensch, das bitzi Hirn, das dumme!
Er hat grad g'nüe Verstand bekumme,
Fir iz'sàh, ass er weisst gar nit
Un nit versteht vo allem z'àmme,
Ass er si Stolz vergewes tràit
Un sich noch owedri müess schàmme
Ab siner eig'ne B'schaffeheit!