Text:Basler Hochzeitsgedicht (1675)

[Bl. 1*].
Es paar wolmenende Rimgedicht | Uff | Das Hochzittliche Fürfest | Des | Ehrenwärthen und Brafen | Herrn | Hans Heinrich Becken |
als Hochzitters/ | Und | Der Tugendsamhafften und bescheidenen | Jumpffre | Chrischona Burckardin | als Hochziteren | Geschmidet und uffgerichtet von
zwe guoten Fründen. | Gedruckt bey Johann Brandmyller. |

[Bl. 2a]. I.

IHr thüet gar hüpsch und füh/ Herr Heirech Beck/ genant
Dass Ihr zuo diser zitt Euch gett in Ehe stand
Mit eure liebe Brutt/ Ihr wüsset schreckle woll
Wemmeh eh Gspan im Bett am ersten haben soll:
In dem Ihr jetze euch dos wetter afe bricht/
Und chkälte no ed no in eüsre Länder dicht [1]
Eh schöne Jumpfre nembt Ghrischona ebemässig/
Meh seht dorus dass Ihr de Meitle nitt gar hessig
Wie andre eppe siht: Ihr siht verständig gnug/
Ihr häit die Schönste gno/ das sägen ih ohn lug
Vo alle z Basel inn/ und wer es noh so vil,
Sie isch wie milch e bluot/ hussholterig und still/
Ihr Mul ist butte roht/ ihr halss wie milch e schnee/
Sie isch se gsund e frisch wie in dem Mey der chlee/
Es manglet Ihre nüt/ Sie ist wol Eure währt/
Ob Ihr scho siht der breffst zu wagen/ fuos und ros:[2]
Sie hett zwor an Euch au eh rechte Britigam̄/
Holdseelig hüpsche füh/ berümbt vor Namme stam̄/
Ihr alle bede siht enander recht wol währt:
Drumb wünsch ih beeden glückh/ wie es mi pflicht begehrt
Gott segn eüch alle beed/ er geb euch satte freud/
Er bhüethe euch vor schmertz/ vor chummer und vor leid:
Er geb dass eüre chind wie ölzwieg umb de tisch
Noh einer churtze zitt vor Euch erzeigen sich.
So wünschet dem Herr Hochzihter und der
Junckfre Brutt
Heirech Scholer/ Hart- und Dorff-vogt
zu Zuntzge.


[Bl. 2b]
II.
WOl dem der meine chaust nit muss un̄ darff erfahren/
So chan er sie wies chört mit einem Meidle bahren/
Mitt einer schöne Brutt/ mit einem frische bluot/
Wie ihr Herr Heirech hiht dasselbig ebe thuot.
Mit eürer Jumpffre Brutt/ die Ihr euch heutt genomme/
Zum liebe Ehegemal/ das glückch ist Euch braff gchomme/
Ihr häit es brafis Mensch/ so braff dass by üs hie
Ih eis mi lebtig gseh: jo ih glaub das noh nie
Auff eüsre Herre Land vo Herr- und Bure-chinde
Meh eis so brafis Mensch heb chönne by is finde/
Chkey Babe/ Chleff no Fren/ chkey Chüngeld au chkey Ness
Ist hie so schöne gsi/ jh säg es in das Gfres/
All Meidle uff dem Land: ih loss mit dem nitt blibe/
Dessgliche will ich au von Meidle z Basel schribe/
Dass chkeine nie so schön no biss uff dise Tag
Bey ihne z Basel inn gefunden werden mag.
Herr Beck/ seht numme zuo/ dass Ihr sie schön au bholtet/
Wie Ihr Sie gnomme heüht: macht dass sie zvor nicht oltet/
Eh es das Olter heischt: das gscheht/ wenn Ihr sie liebt
Mit Wort und Werckchen zglich/ und Sie chkeymol betrübt
Dieses setzte dem Herrn Hochziter und
Jumpffre Brut zu ehren
Lienhard Litzelmann/ Wund-artzt/

Stei- und Bruchschneider/ wie auch Vogt
zu Sissach.

Fuessnote

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  1. Vgl. mhd. tîhen »schleiohen, sich langsam bewegen«
  2. Noch em Ryym hätt do mieße "pferd" stoo, was aber nit dialektal isch.

Literatur

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