Heinrich Wittenweiler „Der Ring“: 2. Deil
| Des ward Bertschi fröden vol;
| Es geviel im alles wol
2625
| Und sprach: "Ich wil und muoss sei haben,
| Hietz mîr all mein freunt erschlagen.
| Wie ich mag, sei muoss mîr werden,
| Scholt ein gantzes land verderben."
| Des nam er seinen freund dar zuo:
2630
| Engelmaren Farindkuo
| Und seinen vetter Gumpost,
| Herman den Rüerenmost,
| Niggeln Fesaföggelin,
| Jänseln Snellagödellin,
2635
| Hafenschleken, Nagenfleken,
| Schlinddenspek und Ofensteken
| Und den alten Colman
| (Den scholt ich vor genennet han),
| Nabelraibern mit dem stil
2640
| Und andrer erbrer leuten vil;
| Er rüeffet seinen muomen,
| Jützin Scheissindpluomen
| Und Elsbethen Völlipruoch,
| Engeldrauden Erenfluoch,
2645
| Snatereinen, Töreleinen,
| Juncfrawn Feinen nit der seinen
| Und die alten Laichdenman
| Mit dem blöden reffzan,
| Die sich daucht so witzich sein.
2650
| Die chamend all zuo im hin ein;
| Seu wurden alleu umb in sten
| Und fragen, wes er wolt begen:
| Daz scholt er freileich in verjehen;
| Bertschi sprach: "Daz sei geschehen!"
2655
| Sein parlament so huob er an:
| "Hört, îr frawen und auch man!
| Lieben freunt, vernempt mich eben
| Und geruocht mir rat ze geben!
| Ich mag nicht lenger sein an weib,
2660
| Scholtz mich chosten meinen leib.
| Ich han mir eineu ausderkorn,
| Die mir ze sälden ist geporn.
| Ich muoss sei han, es tuot mir not:
| Anders ich würd ligen tot.
2665
| Daz ist ein dink, daz ich euch bitt,
| Und trauw, îr sait mîr treuleich mit
| An rat und auch an hilf dar zuo."
! Des antwürt im do Farindkuo,
! Der sein nächster öhaim was:
2670
! "Ich chan dir nicht geraten bas:
! Tuo ein dink, daz wesen muoss,
! Und aht nicht umb einr hennen fuoss,
! Was man sing und was man sag!
! Des hilf ich dir, so vil ich mag.
2675
! Des wunders mich joch gar bevilt,
! Daz du von uns nu haben wilt
! Rat umb sach nach deiner sag,
! Die anders nit gewesen mag."
! Hin wider sprach do Triefnas:
2680
! "Wetter zieggel! Was ist das?
! Wer chan iedem man gevallen
! In ernst, in schimph und auch in schallen?
! Nie chain dinch daz ward so schlecht,
! Guoter rat der chäm im reht.
2685
! Dar umb, Gumpost witzen vol,
! Rat mir, wie ich varen schol!"
! Gumpost der huob an und sait:
! "Ich brüef, daz in der cristenhait
! Dreu ding man vindet guot von art,
2690
! Zuo den nie guot ze raten wart
! Durch der grossen flüechen wegen,
! Die man geit den rategeben:
! Daz ist, zuo einem münch ze werden,
! Weit ze farn auf diser erden
2695
! Und auch zuo der hailigen e.
! Also sag ich dir nicht me."
! "Woi, was wunders! Was ist das?"
! Sprach do Bertschi Triefnas.
! "Wie mag iemer misselingen
2700
! Weisem rat zuo guoten dingen?
! Nu dar, mein lieber Rüerenmost,
! Gib mir warm in disem frost,
! Mach mir chüel in diser hitz
! Mit deinem rat von chluoger witz!"
2705
! Rüerenmost der sprach aldo:
! "Dein dink daz ist gestalt also,
! Daz du jo reuwich muost beleiben,
! Welhen weg du dich wilt scheiben.
! Nimpst ein weib, ditz wesen muoss,
2710
! Daz dir wirt sorgen niemer buoss;
! Arbait get dîr selten ab.
! Merk vil eben, was ich sag!
! Hast du danne weibes nicht,
! Chain sälde deinem leib geschicht;
2715
! So wilt dein aigen pluot verderben,
! Ein frömder gast der wirt dich erben."
! Do daz nu Bertschi so vernam,
! Vor laid er von im selber cham;
! Er sprach: "Nu we mir heut den tod:
2720
! Umb und umb ist angst und not!
! Fesafögili, sag an:
! Was tät noch ein cristen man?"
! Des huob der guot man an und sprach:
! "Wîr hörrend, daz in disem bach
2725
! Ieder furt ist bös ze reiten;
! Dar umb so lassen wir die seiten,
! Die die böser ist genant,
! Und kerin zuo der bessern hand!
! Daz ist, du scholt also beliben,
2730
! An ein weib die zeit vertriben!"
! Scheissindpluomen ditz vernam;
! Wie schier sei huob îr chläffen an,
! Des auch nicht zfersweigen was!
! Sei sprach: "Her Niggel, wisset das!
2735
! Ein weiser man der chan her zellen
! Alleu stuk und dar aus wellen,
! Was daz besser wesen schol,
! Dar inn man spürt sein witze wol.
! Daz böser habt ir aus gelesen;
2740
! Des müest îr unser narr wesen.
! Ist nicht wäger, daz ein man
! Hab ein frawen wol getan,
! Die sein phlege nacht und tag
! Mit flisse, so sei beste mag,
2745
! Dann daz er also beleib,
! Arm und ellend, an ein weib?
! Was sorgen wil er danne haben,
! Der sich würkent mag betragen,
! Daz im gesund ist an dem leben,
2750
! Wil er guoter sinnen phlegen?"
! Snellagödili vil drat
! Sprach: "Ditz dink wil haben rat
! Und bedarff noch witzen vil;
! Es ist nicht ein chindenspil.
2755
! Wiss, das besser ist ze sterben
! Dann ein böses weib erwerben,
! Die dich sirtet durch daz jar
! Taugenleich und offenbar
! Mit schelten und mit fluochen,
2760
! Mit straffen und versuochen!
! Nieman mag vor îr genesen:
! Pist du aus dem haus gewesen,
! So snarcheltz her in irem zorn
! Und spricht: «Du hast dein trew verlorn
2765
! Gen mir; des muost du liden!
! Du gest zuo andern wiben.»
! Stest du aver in dem haus,
! So sprichtz: «Die nunn kümpt niemer aus;
! Mich duncht, es sei ein stubenritter.
2770
! Er stinkt so saur, er feist so bitter
! In der äschen bi dem feur,
! Daz mir alleu fröd ist teur.»
! Emphilhst du ir das haus mit sampt,
! So wil sei herschen in dem ampt;
2775
! Wilt du dir ein tail behalten,
! So sprichtz: «Sein müess der tiefel walten!
! Getar er mir getruwen nicht,
! Ich stift im gift, dem bosen wicht.»
! Setzt sei dir dann hürner an,
2780
! So muost du tuon reht sam ein man,
! Der sein laster schol verswigen,
! Und sam ein wolf gefangen liden."
! Dar zuo sprach fro Follipruoch:
! "Mich zimpt, du seist der weiben fluoch.
2785
! Waist nicht, daz in aller hal
2785
! Waist nicht, daz in aller hab
! Guot und bös man vinden mag?
! Dar umb spricht ein wiser man:
! «Suoch ein weib nicht verr hin dan!
! Wilt du aver einen herren,
2790
! Sich, den vinde dir von verren,
! Von dem dich mügest brechen wol,
! Halt er dich nicht, sam er schol!»
! Hie pei macht du merken gar,
! Wie ein man im reht dervar
2795
! Ein weib geschikt von guoter art,
! Vor der kain dink nie besser ward;
! Wenn beleibst du in dem haus,
! Sei ist dein phleg, sei wart dîr aus;
! Verst du aus, sei ist dein segen,
2800
! Gest du ein, sei kümpt hin gegen
! Mit îrem minnechleichen gruoss:
! Er tuot dir alles leides buoss;
! So hatz mit trewen schon behuot
! Haus und er und ander guot."
2805
! Havenschlek mocht ditz nit leiden;
! Er sprach: "Waz schol ich fürbas sweigen?
! Siha wunder, was die chlaft!
! Si wil uns leren kauffmanschaft
! Zuo weiben, dar an ieder man
2810
! Betrogen wirt, wie vil er chan.
! Man versuochet älleu dinch,
! E daz man den chauff volprinch,
! Dann allain die faigen frawen,
! Die sich so selten lassen schauwen
2815
! Aigenchleichen vor der e.
! Daz pringt vil mangem jamers we,
! Der im da lernet gar ze spat
! Die tädel, die sein weibe hat."
! Erenfluoch der ward so gach
2820
! Ze reden, daz sei sich vil nach
! Besaichet hiet ze stunde;
! Seu ruoft aus îrem schlunde:
! "Her Hafenschlek, îr seitz ein chnecht,
! Der wider got und widers recht
2825
! Wüesten wil die hailigen e:
! Daz müet mich ser und tuot mir we.
! Sagt mîr, wo habt îrs gelesen,
! Daz iecleich weib schol übel wesen?
! Habt îr noch nicht daz gesehen,
2830
! Daz man iedem wol schol jehen,
! All die wil er nicht enist
! Bewärt ein mensch mit böser list?"
! Dis verhörret Nagenflek;
! Er schre: "Sim, siha, durch ein zwek!
2835
! Die hat gelernt nach irm versehen
! Der siben chünste vierzehen.
! Noch waiss sei wenich, daz die schrift
! Für wars von allen frawen spricht:
! «Von natur ist iecleich weib
2840
! Unkeusch gar an irem leib.»"
! Snattereina ditz verredt;
! Sei sprach: "Und ist es noch nicht wett,
! So hörr noch eins: daz sag ich dir!
! Wer nach seines hertzen gir
2845
! Leben wil, der tuot nicht recht,
! Es sei ritter oder knecht;
! Dar umb so hat uns got gegeben
! Beschaidenhait, nach der wir leben
! Gmainchleich und nit sam die hund,
2850
! Den kain er ist worden chunt."
! Schlinddenspek sich macht her für;
! Er sprach: "Hi jo! was ich noch spür
! Müe und zerung pei der e:
! Gnuog und vil und dannoht me!
2855
! Haben muost du so zehant
! Gelt und reiches pettgewant,
! Frawenclainet, hausgeschier,
! Claider vil für ander vier,
! Wein und brot und flaisch und visch
2860
! Und anders, daz gehört zum tisch,
! Haus und hof und knecht und vich,
! Aker, wisen: Bertschi, sich,
! Merk und hör, waz ghei dir wirt,
! Daz uns armen leute sirt!"
2865
! Töreleina sprach: "Sim so?
! Mich dunkt, du seist gemacht us stro:
! Also get dîr von dem mund
! Torenred ze diser stund.
! Du sprichst: «Wil er ein frawen haben,
2870
! So muoss er gelt im päutel tragen,
! Dar zuo gewand und ander ding.»
! Hörr ein anders, daz ich sing!
! Sag mîr, wie tet Adam,
! Der dhain phenning nie gewan
2875
! Und lebt neun hundert jar und me
! Mit eren in der alten e?
! War zuo ist daz bette guot?
! Sichst nit, wie ein Unger tuot,
! Der nie kain vedergwand gesach
2880
! Und schaft im dannocht guot gemach?
! Wilt du haben ander gwand,
! Sich ein weib von Spangenland,
! Die kain andreu chlaider hat:
! Ein leinlachen ist ir wat,
2885
! Gestrichet ob der achseln zuo;
! Da mit so hüetet sei der kuo
! Und get zuo fuoss, wie schon sei spint,
! Und trait ein wiegen mit eim kint.
! Frawenchlainet, was ist daz?
2890
! Daz ist îr tugend, die vil bass
! Zieren scholt ein iecleich weib
! Dan mit perlen chrönter leib.
! Hausgeschier daz ist wol guot:
! So tuo, sam oft ein söldner tuot,
2895
! Der im umb einen schilling vint
! Küchingrät zuo seim gesint!
! Mag er dan nicht wein gehaben,
! So schol er sich mit wasser laben
! Sam ein man von Preussenland,
2900
! Dem chain weinreb ist derkant!
! Wem ist dann des flaisches not?
! Ein prediger hat wängel rot,
! Dar zuo faissü angesicht
! Und isst doch kains ochsen nicht.
2905
! Du retst umb visch? Du bist nicht weis.
! Wiss, es ist ein herren speis!
! Der wein und pfeffer nicht enhab,
! Der tuo sich aller vischen ab!
! Haus und hoff daz ist ein er;
2910
! Hörr, wie tuot ein Lamparter,
! Der in eins andern herberch stet
! Und sich noch dreistund bas beget
! Mit seinem gelte fruo und spat,
! Dan der daz haus geschaffet hat?
2915
! So sprichst du: «Wo ist knecht und dîrn?»
! Mich dunkt, du seist ein tobigs hîrn.
! Wer nicht haben mag en knecht,
! Der dien im selber: daz ist recht!
! Nu muoss oft einr eim andern dienen
2920
! Und im in seinen drüssel gienen.
! Vich ist nütz nach deiner sag:
! Ja, äss es weder nacht noch tag,
! Geschäch im von kaim schalmen laid
! Noch von wolfen auf der haid.
2925
! Aker, wisen wärind guot,
! Bhielt seu got vorm schaur behuot
! Und vor frömder sichel gar,
! Vor mäusen und vor vogel schar.
! Protz des ist uns allen not:
2930
! Gelobt sei er, der uns es bot!
! Doch bedarff man sein nicht vil,
! Der nach der masse leben wil.
! Nach der weisen lerer sag
! Kainem man gebresten mag,
2935
! Der sich benüegt, die weil er wert,
! Des da die sein nataur begert."
! Ofenstek da wider sprach:
! "Jamer, not und ungemach
! Ist noch an den weiben vil,
2940
! Sam ich euchs beschaiden wil.
! Ist sei schön und junger tagen,
! Kain guot du macht von îr gehaben.
! Du pist versmacht, so kans auch niht;
! So ist es swär nach meinr versicht,
2945
! Ein dinch ze halten sunderbar,
! Nach dem man stellet durch daz jar.
! Ist sei alt und ungeschaffen,
! So mag sei anders nicht dan klaffen.
! Du pist versaumpt, sei fröwt dich nicht;
2950
! So ist auch hart, sam man da spricht,
! Ewekleich ein dinch ze halten,
! Des da niemant wil gewalten.
! Hat sei dann der freunden vil,
! So traist du sorg zuo allem spil,
2955
! Ob îr einer richt ein schand
! Und pring dich sampt mit im vom land.
! Die armen nagend dich aufs pain,
! Die reichen ahtend dein vil klain.
! Wilt du leben ungeschlagen,
2960
! So muost sei für ein frawen haben.
! Ist sei ungefreund und arm,
! So hast du wirser nie gevarn.
! Wie oft man dirs ind augen schlecht:
! «Du hast dich gnidert und geswecht:
2965
! Du bist ze einem bettler worden,
! Mit weib und kindern gar verdorben!»"
! Junchfraw Fina sprach zehant:
! "Iederman der sait sein tant:
! So wil ich auch den meinen an
2970
! Heven, so ich beste kan.
! Ofenstech, noch pist ein gpaur.
! Waz sait der maister von nataur?
! Spricht er nicht, daz seubreu gstalt
! Rains gemüet in îr behalt?
2975
! Dar umb schol kain weiser man
! Schönes weib für übel han!
! Ist sei jung und chan nicht vil,
! Dar zuo ich dir sagen wil,
! Daz sei noch gelernet wol,
2980
! Was ein hausfraw kunnen schol;
! Sei lat sich piegen und auch smiegen
! Sam ein kindel in der wiegen.
! Muost du dann ein alteu haben,
! Daz scholt du dannocht wol verklagen.
2985
! Sei ist dein amm und peut dirs wol,
! Sei tuot dir alles, das sei schol.
! Mag sei dann nit kinder tragen,
! So scholt sei für ein muoter haben.
! Ist sei dann nicht hübsch, daz sei!
2990
! So scheint sei dester bas da pei.
! Wie schon ich das bewären mag
! Nach der chluogen logich sag!
! Ie ungestalter ist ein weib,
! Ie mer sei zieret iren leib
2995
! Mit bstreichen und auf machen,
! Mit gwand und andern sachen;
! Ie mer sei dann gezieret ist,
! Ie schöner scheint sei ze der frist."
! "Warta, warta, durch ein schaiss!
3000
! Was sei der sophistrei waiss!"
! Sprach do Ofenstech vil drat.
! "Der tiefel dichs geleret hat.
! Nu dar, daz sei des tages guot:
! So sag, wie er des nachtes tuot,
3005
! Wann sei so nakent pei im leit,
! Ungetan recht sam ein scheit!"
! Des antwurt sei im so ze stet:
! "Kain liecht so lass er pei dem pett!
! Des mag er auch geraten wol
3010
! Ze ligen, da man schlaffen schol.
! Ist nu, daz er wench gesicht,
! Ir ungestalt die schadet nicht;
! Wan an dem griff sind älleu weib
! Des einen leders, wie mans treib.
3015
! Ze glicher weis ist es gestalt
! Umb die hüenr, die manichvalt
! Federn tragend in der heut:
! Und so mans pringet für die leut
! Auf den tisch, gepraten haiss,
3020
! So zaigents doch nur ein flaisch.
! So wän ich auch in minem muot,
! Du sprechist, es werd selten guot,
! Ze hoh ze weiben und ze nider;
! Dar umb so sag ich dir hin wider:
3025
! Welher wil mit sälden reichen,
! Der füeg sich zuo den sein geleichen!"
! Do nu die red ein end gewan,
! Die alt fro Berchta Laichdenman
! Ruoft vil laut: "O jungen kinder,
3030
! Es setzt den wagen für die rinder!
! Wisst îr nicht, daz alter hat
! Für die andern weisen rat?
! Dar umb so was ze heven an
! Pei unserm vattern Colman
3035
! Und nit ze rauschen in dem rat
! Einr fürn andern ungefragt."
! Dar zuo sprach do Engelmar:
! "Die red ist an îr selben war;
! Doch sprichst sei mit neider list,
3040
! Won du die aller eltest bist."
! Der rat wär graten zschanden,
! Hiet mans nit understanden
! Mit stangen und mit rechen.
! Bertschi huob an ze sprechen:
3045
! "Ir herren, wisst, es ist nicht recht,
! So man daz chrumb schol machen schlecht,
! Daz mans noch danne chrumber mach!"
! Da mit und er zuo Colman sprach:
! "Du waist wol, daz ze aller zit
3050
! In dem rat und in dem strit
! Die ersten und die lesten
! Schüllen sein die besten;
! Dar umb sag an, vil guoter man,
! Was daz wägist sei getan!"
3055
! Colman sprach aus chluogem sin:
! "Wisst, daz ich her chümen pin
! Lüsens und nicht claffens wegen,
! Won mir got geruocht ze geben
! Oren zwai und einen mund!
3060
! Da pei schol euch auch wesen kund,
! Daz einer wenich reden schol,
! Hören vil: so tuot er wol."
! Hin wider sait do Triefnas:
! "Wiss, daz mîr gevellet bas
3065
! Weiseu red in guoter zungen
! Dann ein sweigen von dem stummen!
! Mas ist guot zuo allen dingen;
! Bessers chan ich dir nicht singen."
! Also huob der grawe man
3070
! Sein red vil züchtichleichen an:
! "Daz sprüchwart ist mir oft gesait:
! Alter part hat weisshait.
! Dar zuo bin ich worden innen:
! Junges hîrn phligt cluoger sinnen.
3075
! So duncht mich auch, sam gwissen ist,
! Die frawen sind nicht ane list.
! Daz hab ich sunderleichen gsehen
! In diesem rat; des muoss ich jehen.
! Hie ist gerüert so manger punt
3080
! Und auch geschait so gar von grunt,
! Daz ich euch nichtz gesagen chan
! Dann kindelred; die heb ich an:
! Nu hin, daz sei, das iecleich weib
! From und erber sei von leib
3085
! (Daz doch laider nicht gewesen
! Mag, sam ich es han gelesen):
! Dannocht füegt dir dhaine nicht.
! Hörr, was uns die warhait spricht:
! Niemant zwain gedienen mag
3090
! Schon und eben nacht und tag;
! So macht du nicht gevallen
! Deinem weib mit schallen
! Und mit andacht deinem got.
! Daz sag ich dir aus kainem spot:
3095
! Wie gleich es tönt ze einem zil,
! Der psalter mit dem saitenspil!
! Dar zuo hab ich auch gelesen:
! Wil ein man behalten wesen,
! So bedarff er weibes nicht;
3100
! Daz ist auch war nach meinr versicht.
! Hie mit legt sei sich da nider
! Auf die benk und in daz gfider;
! Du muost sei für ein siechen halten
! Und von îr nimer dich geschalten
3105
! Und voll, wan sei nu swanger wirt.
! Wann sei nu dann daz kind gepirt,
! So spricht man, daz sei gnesen sei.
! Hörr, was ich versten da pei!
! Sei ist genesen glich sam der,
3110
! Dem zergangen ist ein gswer
! Und der rüt ist an gevallen:
! Daz swer ich allen pei sant Gallen.
! Secht îr nicht, daz erst sich hebt
! Kindelgschrai und kindelpett,
3115
! Windelwäschen, kindelpaden?
! Dar zuo muoss man ammen haben:
! Chamerweib die gtrinkend me,
! Dann man wassers vind im se;
! Seu fressent vil und sagent an,
3120
! Es hab daz kindel alz getan.
! Diss ist dannocht alz ein wind,
! Bis daz jo nu gewächst daz kind:
! Erst so muoss man leiden haben,
! Wie mans erleich müg betragen
3125
! Mit chlaidern und mit nerung,
! Mit gschüech und ander zerung.
! Den knaben muoss man bsorgen
! Den abent und den morgen
! Vor stelen und vor rauben
3130
! Offenbar und taugen,
! Vor schlahen und vor stechen,
! Vor knüsten und auch brechen.
! Die tochter muoss man bhüeten
! Vor laster und vor wüeten,
3135
! Vor schuolern und vor phaffen
! In heusern und in gassen.
! Nu dar, daz sei derlitten!
! So hat daz kind den sitten,
! Wenn nu der vatter leib und sel
3140
! Gewaget hat umb guot und er
! Im ze fröden und ze gwin,
! Daz es im spricht in seinem sin:
! «Zarter vatter, wärist bgraben,
! Daz ich das erbe möcht gehaben!»
3145
! Des jamers wirt man selten an,
! Wie schon daz kindel sei getan.
! Wirt es aver gar verlorn
! Oder lam und plint geporn,
! Zum narren oder zstummen,
3150
! So ist uns erst zerunnen
! Älleu fröd und sälichait.
! Die mär sein euch von mir gesait!
! Doch hiet ich üch ze sagen mer:
! So martret mich der huost so ser,
3155
! Daz ich es nicht volpringen mag,
! Waz ich in den sinnen trag."
! Do die rede so vergie,
! Kainer kond gewissen, wie
! Man scholt da wider sprechen
3160
! (Seu warend gar derlechen
! Und woltens älleu mit im han)
! Dann die alt fraw Laichdenman,
! Die sich ieso fürher macht.
! Wie laut sie spacht, wie ser sei pracht!
3165
! "Und tätin mir die zen nicht we,
! Ich hiet euch wol geantwurt e.
! Mit urlaub sprich ichs, lieben kinder:
! Aus kelbern werdent stärkeu rinder,
! Mit den man pauwet und auch ert,
3170
! So in die hürner werdent hert.
! Hie pei scholt es merken das:
! Die wil ich chlainer tagen was,
! Do verstuond ich mich auch chlain;
! Do redt ich sam die kind gemain
3175
! Und tet auch nach der jungen orden.
! Nu pin ich, secht, zum menschen worden
! Und han verworffen kindelspil;
! Dar umb so wisst, daz ich nicht wil
! Volgen eines mannes sag,
3180
! So ich daz besser haben mag.
! Îr scholt mîrs nicht für übel haben,
! Her Colman, daz ich euch wil sagen:
! Do îr es scholtent heben an
! Ze raten sam ein weiser man,
3185
! Daz ertrich ward sich wegen
! Und übersich derheben;
! Ich forcht, ein drak scholt kumen her:
! Do sach ich zuo - es was ein scher
! Plint und plöd und ungestalt.
3190
! Den wil ich temmen also bald
! Und heven an dem lesten an,
! So ich nu aller beste chan.
! Îr sprecht, îr hiet uns mer gesait:
! Do mocht îr nicht vor huostes laid.
3195
! Nu dar, der huost der ist da hin!
! Sagt, waz hiet îr in dem sin?"
! Des äntwürt so her Colman:
! "Lengeu red stet übel an;
! Dar umb so sag ich anders nicht
3200
! Dann kürtzeu wörter, die man spricht.
! Daz gwärest sprüchwart daz ist daz:
! Einiger vatter füeret bas
! Siben kinder durch einn gatter
! Dann siben kinder einen vatter.
3205
! Hie mit, fraw von hoher list,
! Tuot es durch den süessen Crist
! Und zaigt uns ewer witzichait!
! Ze lernen was ich ie berait."
! Do sprach Laichdenman zehant:
3210
! "Her Colman, wisst, es ist ein schand
! Ze lernen einem greisen palch
! Siben und sibentzig jaren alt!
! Doch ist böser, wann ein man
! Pei alten zeiten nicht enkan
3215
! Und im auch lernen nicht enwil;
! Des hat er schand und lasters vil.
! Dar umb so merk die rede mein,
! Welt îr bas geleret sein!
! Got do er geschaffen hiet
3220
! Daz erste mensch in rechter lieb
! Und im verpott des öpfels mas,
! Die geschepht sein trew vergas
! Und des schepfers gpott zerprach.
! Dar umb so hab kain ungemach,
3225
! Ob dir deineu kinder nicht
! Dankin nach deinr zuoversicht,
! Won du deinen vordern so
! Gelonet hast mit haberstro!
! Doch so muoss ich dir des sprechen:
3230
! Ein man ist sneller vil, ze rechen
! Seinen vatter dann daz kind,
! Ob seu im paideu gsmähet sind.
! So sprichst, der rede sei genuog:
! Claffen vil sei narren fuog.
3235
! Daz möcht sich alles wol vergen,
! Woltist du die red versten
! Für üppig und verdrossen,
! Für schedleich, ungenossen;
! Aver ist die zunge guot
3240
! Und nütz, sei kainen schaden tuot;
! So mags auch nicht ze lang gesein:
! Daz leg dir in daz hertze dein!
! Hast du nie gehöret das:
! Grosses vich wil michel gras?
3245
! Da vor so hast du uns gesait
! Den grösten jamer und daz laid,
! Die wir tragin auf und nider,
! Hat daz kind nicht älleu glider.
! Hier zuo sag ich dir geswind:
3250
! Wiss, daz edler ist ein kind,
! Hatz ein wesen in der hell,
! Dan daz mans für nichti zell!"
! "Hörr auf!" sprach do Colman;
! "Mich duncht, der aller vilest kan,
3255
! Der leugt und fället aller maist
! Wider got und seinen gaist.
! Waist nicht, daz die warhait spricht
! Von Jaudessen, dem falschen wicht,
! Sein dink hiet im vil bas gedigen,
3260
! Wär er ungeporn beliben?"
! Secht, daz tet fraw Berchta zorn:
! Vil nach sei hiet îr sin verlorn!
! Sei sprach: "Verhört, her Colman!
! Mich duncht, îr leugt euch selber an.
3265
! Îr sprecht, daz lernen euch behag,
! Und welt mich straffen nacht und tag:
! Daz stet nicht wol, es ist kain recht
! Von einem schuoler oder knecht.
! Wolt îr lernen, swigt und hörrt
3270
! Mit gantzer diemuot hie und dört!"
! Des sprach do Cholman züchtichleich:
! "Genad, vil liebeu säldenreich!
! Hab ich wider euch gejehen,
! Daz ist umb anders nicht geschehen,
3275
! Dann daz ich die warhait gar
! Mit red und widerred dervar.
! Ich zweiveln in der vinster ler:
! Helft mîr, fraw, durch ewer er!"
! "Ja du", sait do Laichdenman,
3280
! "Noch so wilt mirs gwinnen an.
! Woltist sölheu rede tuon,
! Du möchtist chomen noch ze suon;
! Wiss, ich pin da wider nicht!
! Waz got tuot und was er spricht,
3285
! Ich sich es mit der warhait gen,
! Der es gar eben mag versten.
! Dar zuo ist die glos vil guot,
! Wan der text uns zwivel tuot,
! Daz sei uns beschaide schon
3290
! Rechtes sinns in chluogem don.
! Nu spricht mein text: «Das böste ist
! Nichtznicht wesen älleu frist.»
! So sait der dein, daz besser wär,
! Dem gotzverräter nicht so swär,
3295
! Ob er gewesen wär ungporn;
! Wan sein sel ist gar verlorn.
! Hie pei so dunkt dein witzichait,
! Es si ein widerwärtikait.
! Daz wil ich so geleichen dir:
3300
! Es ist auch war, gelaub es mir!
! Wäger wär im, daz er gsnitten
! Von seiner muoter wär emmitten,
! Dan daz er geporn wart
! Und die muoter nicht enstarb;
3305
! Won er sei bschlieff dar nach vil tag,
! Den hals er schluog dem vatter ab.
! Ein anders glösel also spricht:
! «Wäger wär im, daz er nicht
! Pei Cristes zeiten wär geporn;
3310
! Won daz schuoff im disen zorn.»
! Doch schol diss ein end haben
! (älleu mär sein nicht ze sagen)
! Und schüllen cheren zuo der sach,
! Die dein torhait vordem sprach
3315
! Umb die chinder, die da gporn
! Werdent tod und gar verlorn.
! Hie verleust der vatter an
! Ze gleicher weis recht sam der man,
! Dem man ieso gebent wirt
3320
! Ein paum, der taubeu nüssel gpirt.
! So hast gerett gar ane not,
! Daz kind beger des vatters tod.
! Was schadt mir daz? Sam man do spricht:
! Gedench und wünsch mich chrenkent nicht.
3325
! So sprichst, man leide fruo und spat
! Von gwachsner kinden missetat.
! Hie für so ist daz lernen guot
! Und daz straffen, daz man tuot
! Jungen kinden nacht und tag,
3330
! Die wil man seu gepiegen mag.
! Waz saist danne von der zerung,
! Von den chlaidern und von nerung?
! Waist nicht, daz der mensche werden
! Schol derzogen auf dirr erden
3335
! Mit einem sach, mit gfüeger speis,
! Wil man in machen from und weis,
! In seiden alten werdend,
! Vil reich und sälich sterbend?
! So ist kain gelt dem jungen guot,
3340
! Dem die zerung schaden tuot.
! Macht dann alter weiben nicht
! Gehalten nach der ammen phlicht,
! So emphilch der muoter zart
! Îr kind, daz sei sein selber wart
3345
! Mit säugen, hüeten und auch phlegen!
! Daz ist dirr von nataur gegeben.
! Was chlafft von windeln und von wäschen,
! Die weil daz wasser und die äschen
! Mit holtz und altem leingewand
3350
! Sind so wolfail in dem land?
! Da pei so wilt uns auch derschrechen
! Mit kindelgschrai und kinderpetten,
! Mit siechtuom und mit arebait;
! So hab dir daz von mîr gesait:
3355
! Aigen haus und aigen chind
! Machend grosseu müe ze wind
! Und klaineu fröd ze paradeis!
! Der red ich dich also beweis:
! Ist der smid in seinem haus,
3360
! So stet er von im selber auf
! Und smidet lustleich über tag,
! Daz er den gwin im peutel hab.
! Ist er in eines andern smitten,
! In duncht, er hab ein jar gelitten,
3365
! So er gearbait einen tag.
! Wie chlain er sich geheven mag
! Aus dem pett des morgens fruo!
! Wan daz gelt get im nicht zuo.
! Greint mein kind, mich dunkt, es sing:
3370
! So wol gevellet mîr die stimm;
! Es ist dem nachgepauren schad,
! Der da bei nicht gschlaffen mag.
! Hab ich dann aiger in dem haus,
! Da mach ich grosseu hüener aus,
3375
! Die mich dunchent faisser sein
! Dann des müllners mesteswein.
! Nuss und prott auf meinem tisch
! Smekend bas dann all die visch,
! Die der marchgraf von Ferrär
3380
! Gäb mir, ob ich pei im wär.
! Sprichst du aver, daz ein man
! An ein weib müg haus gehan,
! Das ist nicht stät nach meinr versicht;
! Won es enhat des grundes nicht.
3385
! Die gruntfest ist ein bider weib,
! Die daz haus mit irem leib
! Auf enthalt mit manigen sachen,
! Mit kochen und mit kindermachen.
! Wîrt sei siech und dar zuo blöd,
3390
! So wirtz auch gsunt: daz ist ein fröd.
! Du hast gelesen in der gschrift,
! Ein man bedorff des weibes nicht,
! Ob er gottes reichs geruoch:
! Waz ghört daz zuo grawem tuoch?
3395
! Ist nit da geschriben pei,
! Daz im daz weibe schedleich sei?
! So hort ich pei der ersten sag:
! Niemant zwaien gdienen mag.
! Das merke, zwain, sam ich es vind,
3400
! Die enander wider sind!
! So ist dein weib der tiefel nicht;
! Dar umb so aht ich wench der gschrift
! Und ker mich lieber an daz wort,
! Daz ich hab funden an eim ort
3405
! Und spricht, daz nicht allain die mait
! Wesitzent ewich sälichait:
! Es mag auch sein, daz gmähelt leut
! Wehalten werden mit der heut.
! Wie gwär es ist und nicht ein trom!
3410
! Sant Eustächi, purger zRom,
! Hiet ein weib und dar zuo kind,
! Die sampt mit im wehalten sind,
! Und ander grosser hailigen vil.
! Claff nu, wer der gaffer wil!"
3415
! Do die red sich hiet verdrapt,
! Der an Cholman sich gehabt
! Hiet, der warff sich wider umb:
! Da mit so ward die tädinch krumb.
! Dennocht ruort sich alter part
3420
! Hin wider umb ein ander vart;
! Er sprach: "Dis muoss der tiefel geben
! Oder got mit sinem segen,
! Daz ein weib zuo disen stunden
! So gentzleich hat mich überwunden
3425
! An bschaidenhait und an der gschrift.
! Doch so mag ich glauben nicht,
! Daz Mätzli füeg dehainem man,
! Dem die welt der eren gan,
! Die so flach ist, dar zuo hinkt,
3430
! Der der aten also stinkt.
! Sei ist so bugglocht und so churtz;
! Der eren aht sei nit ein furtz.
! Wie swartz sei ist und ungevar!
! Vor schand sei niempt genennen tar.
3435
! Do hatz auch nicht: daz ist der galg.
! War zuo ist uns diser balg,
! Den die fliegen so beschissen
! Hant und auch die hund zerrissen?"
! Laichdenman huob wider an:
3440
! "Sim, was er chan, der schimlig zan!
! Wiss, ich sag dirs unterd augen:
! Wilt du der warhait nit gelauben,
! So glaubt man aver das von dir,
! Du seists ein esel und ein stîr!
3445
! Was chaist du uns mit deiner list?
! Du waist noch wenich, wer du pist.
! Ist sei chropfecht, krumph und lam,
! Do schol man sei für edel han.
! Stincht îr aten über tag,
3450
! Kain frömder sei gechüssen mag.
! Ist sei kurtz und hogrocht vil,
! Dest minner tuochs sei haben wil.
! Gesicht sei wenich an den augen,
! So machts auch kind, daz scholt du glauben!
3455
! Der swartzen frawen milch ist guot:
! Grosses tüttli gipt ir gnuog.
! Rosenwängel, roter mund
! Sind vil scheder dann gesund,
! Won sei oft die jungen chnaben
3460
! Machent alt in kurtzen tagen.
! Schönes har die frawen îrt,
! An dem gepett die man es siert;
! Nützer ist ein gärnel spinnen
! Dann mit pürsten härli swingen.
3465
! Rüerenzumph ist sei genant:
! Daz ist allaine dem ein schand,
! Der sei also haissen wolt,
! Do man sei zcristan machen scholt.
! Chan sei dan geparen nicht,
3470
! Von rehten treuwen daz geschicht.
! Und hiet sei joch, die wol geporn,
! Ir er in süesser minn verlorn,
! So gdient er antlass nach der schrift,
! Der sich zuor e mir îr verphlicht.
3475
! Ist sei arm, nu hin, daz sei!
! Dannocht lebt sei noch da pei;
! Sei schlaft dest bas und fürcht ir nicht
! Vor teupen und vor feursch geschicht.
! Es ist behuot îr leib und guot:
3480
! So hats verguot, wie man ir tuot.
! Neid îr auch nicht kan geschaden:
! Daz recht wir sehend armuot haben,
! Von der noch vil ze sagen wär,
! Wurd daz püechel nicht ze swär.
3485
! Hörr zuo, was der weis gepeut!
! Von rehter liebschaft sich die leut
! Nemen schüllen, nit umb gelt,
! So sein seu sälig in der welt.
! Nu dar, so hat seu Bertschi lieb!
3490
! Dar umb so sing ich im das lied:
! Pertschi Mätzen nemen schol
! Zuo seinem weib, so tuot er wol!"
! Do sängelt junker Triefnas:
! "Ich ghöret nie gesingen bas."
3495
! Noch ward der tädinch also vil
! Hin und wider ze dem zil,
! Daz in swindelt in den sinnen;
! Ieder schre: "Ich wil verprinnen
! Und dertrinken in der witz,
3500
! In dem rat und in dem switz.
! Wîr möhtens ewicleichen treiben;
! Dar umb so lassin wirs weleiben
! Oder hörrin all gemain
! Des torffes schreiber muoters ain!
3505
! Der hat der büecher vil gelesen
! Und, was er sag, daz sei geschehen!"
! Henritze der ward aus derwelt,
! Ze einem gmainen man gestelt,
! Daz er die urtail scholte geben;
3510
! Der sprach: "Nu dar, vernempt mich eben!
! Îr hietind wol ein weisern funden;
! Doch geschicht es ze den stunden,
! Daz ein närrli vindt ein list,
! Die dem weisen seltzen ist.
3515
! Ich sich wol, war umb es gevält
! Habt und gäntzleich nichtz dertält:
! Es seit gestanden ze den witzen,
! So man mit ruowen scholte sitzen.
! Îr habt gereimet und geticht:
3520
! Chluogeu sach wil reimens nicht;
! Wer mag ein disputieren
! Mit gmessner red florieren?
! Dar umb so setz ich mich da hin
! Und sag euch schlechtleich minen sin:
1
! In gottes namen! Amen.
2
! Hie mag man ein frag schephen,
3
! ob ein man ein weib schül nemen.
4
! Dar zuo wil ich also sprechen:
5
! Ist, daz ein man wil und mag stät be-
6
! leiben, chinder machen, weib und chinder
7
! füeren mit rechtvertigem guot
8
! noch got wil dienen sam ein engel keu-
9
! schechleich, der nem ein hausfrawen
10
! ze einer chan, die gevallen und frucht-
11
! per sei, weis und from und sein geleich!"
3525
! Der urteil ward do Bertschi fro;
| Er sprach: "Mein dinch daz stet also,
| Ze gleicher weis nach deinem sagen;
| Dar umb so wil ich Mätzen haben."
| "So hab sei!" sprach do Varindkuo;
3530
| "Got geb dir glük und hail dar zuo!"
! Colman sprach: "Lass mich dir sagen!
! Glük und säld daz mag er haben:
! Sich nur, daz er îr gevall
! Und iren freunden über al!"
3535
! Da mit so wurden aus gezelt
! Zwen der besten und derwelt
! (Daz was der schreiber sinnereich
! Und Rüerenmost im selber gleich),
! Daz seu zuo Fritzen giengin,
3540
! Die red mit im an viengin
! Von verrem her mit worten schelben,
! Sam seu es tätin von in selben,
! Und also prittlen zemen machen
! Die ee an schuoler und an phaffen.
3545
! Also traften seu da hin:
! Zuo Fritzen haus stuond in der sin.
! Der seu fragt: "Wo hin also?"
! "Um ein sach!" sei sprachent do.
! "Lass uns gen!" Henritze sprach:
3550
! "Wis, es ist ein endleich sach!
! Es ist ein sach, und ist so gros:
! Kain sach die ward nie îr genos."
! Rüerenmost sich ward besinnend
! Eines andern und beginnend;
3555
! Er sprach: "Mich dunkt, uns sei ze gach.
! Und gen wir so dem Fritzen nach
! Mit eillen und mit lauffen,
! Wie teur wir müessend kauffen,
! Daz wir von im nu wellin haben!
3560
! Dar umb lass dir ein anders sagen:
! Wîr schüllen cheren zur tavern!
! Fritz der trincht des abents gern;
! Wir mügent mit im zechen.
! So heb du an ze sprechen:
3565
! «Wärleich, Fritz, du pist ein man,
! Dem ich er und guotes gan!
! Dein früntschaft gfiel mir alweg wol;
! Won du pist from und eren vol.
! Nu dar, so hast ein tochter da,
3570
! Die wîrt dir untern henden gra!
! Es wär vil langes zeit gewesen,
! Daz sei an einem chind genesen
! Wär und stüend mit er auf erd;
! Won sei ist gross und mannes werd.
3575
! Dar umb so han ich in dem muot
! Ein dinch, das möcht wol wesen guot,
! Ob mîr so wurd gelingen,
! Daz ich es zuo möcht pringen,
! Daz Triefnas, der vil sauber knecht,
3580
! Mätzen nemen wolt ze recht.
! Der ist jung und dar zuo reich,
! Einem fromen man geleich;
! So ist er auch von guotem gschlächt,
! Sam man im dorff gehaben mächt.»
3585
! Und so du dann gesprichst daz dein,
! So leg ich auch dar zuo daz mein
! Und rat im so, daz er das tuo,
! Und was ich ghelffen müg dar zuo,
! Daz well ich werben nacht und tag,
3590
! Won mîr sein magschaft auch wehag.
! Hie mit wir werdent innen,
! Wes er im wil beginnen."
| Der schreiber reden do began
| Und sprach: "Nu hin, daz sei getan!"
3595
| Wie schier sie hieten vollepracht,
| Des Rüerenmost im do gedacht!
! Des dankt in Fritzo züchticleich
! Und sprach: "Got mach euch sälden reich!
! Ewer liebschaft gfiel mîr wol:
3600
! Die suoch ich gern, mit we man schol.
! Doch mich dünkt, er sei mir zwäch,
! An seinen sinnen gar ze gäch."
! "Enruoch!" so wurden seu im sagen,
! "Wie gross er ist, er lat sich ghaben.
3605
! Acht umb deiner freunden willen:
! Wir getrauwent in wol stillen!"
! Da mit so huob er auf und tranch
! Und sprach: "Der red habt imer danch!
! Dar zuo so schol man haben rat
3610
! Des morgens fruo und nit so spat.
! Got der müess des ewern phlegen!
! Trinkt hin sant Johansen segen:
| Der wein sei euch geschenkt von mir!"
| Des danktens im mit hertzen gir
3615
| Und schieden von enander do.
| Fritz der was der rede fro;
| Er schlieff bis an den morgen fruo
| Und nam auch seinen freunt dar zuo:
| Der erste was der Ochsenchroph,
3620
| Der ander haisset Lärenchoph,
| Den dritten nempt man Lastersak,
| Der vierd sei Uotz der Übelgsmak,
| Straub und Härtel Saichinchruog
| Und ander erber leut genuog.
3625
| Sein freundin chamend auch dar zuo:
| Daz was fro Hilda Leugafruo,
| Schürenprand und Nimindhand,
| Richteinschand und Siertdasland
| Und ander frome frawen gar,
3630
| Der ich doch nicht genennen gtar.
! Fritz der hiess sei nider sitzen
! Und sprach also von seinen witzen:
! "Lieben muomen, freunt und mag,
! Wisst, daz ich vil ungern wag
3635
! Grosseu dink an ewern rat!
! Won der weis gesprochen hat:
! «Niemant ist im selber gnuog
! In seiner sach» mit rechtem fuog.
! Man hat mir zuo gesprochen
3640
! (Von wan es sei gerochen,
! Des waiss ich nicht): mich dunckt also,
! Triefnas wär meinr tochter fro,
! Der im sei gäb ze einer chan.
! Sagt mîr, waz ist guot getan?"
3645
! Ochsenchropf was namhaft,
! Dar zuo hiet er sin und chraft;
! Er sprach: "Des sein wîr schuldig dir,
! Ze helfen nach deins hertzen gir
! Und auch ze raten zallem spil.
3650
! So wiss, dein tochter haben wil
! Einen man, der cristan sei,
! Jung und frisch und gsunt da pei,
! Starch und sauber an dem leib,
! Nicht ze lind reht sam ein weib.
3655
! Die aller beste varw daz ist
! Weiss, ein tail mit rotem gmist.
! Harr und part die schüllen sein
! Ein wenich straublocht an irm schein,
! Nicht ze swartz, ze rot, ze hert,
3660
! Ein wenich auf daz praun geferwt.
! Daz haubt schol haben hohes hîrn,
! Nicht ze gross, mit gfüeger stîrn,
! Prauneu augenprauwen leis.
! Mund und nas ze mittler weis;
3665
! Starker hals und nicht ze lang,
! Noch ze waibisch sei daz gsanch;
! Weiteu prust und stärkeu pain,
! Enmitten in der wüesti chlain;
! Hend und armen lanch und gross:
3670
! Die finger sein auch îr genoss;
! Negel churtz die stend vil wol;
! Der fuoss ze dik nicht wesen schol.
! Sein ganch der sei vil rösch und schlecht!
! Mittel man der kumpt uns recht.
3675
! Ist nu Bertschi so gestalt,
! So rat ich, daz sein Mätz gewalt."
! Lärenchoph des nicht benüegt;
! "Schönes haus uns wenig füegt,"
! Sprach er, "da ein böser wîrt
3680
! Die geste auf und nider siert:
! Ist nu Bertschi sauber gar
! An dem leib und wol gevar
! Und hat der frümkhait nit dar zuo,
! Ich schätz in böser dann ein kuo.
3685
! Dar umb so muoss er sein ein knecht
! Da mit vil erber und gerecht,
! Der wenig schlaff, nit müessig ste
! Noch gern mit bösen leuten ge;
! Der reden künn und doch nicht liegen
3690
! Noch den freunt mit listen triegen;
! Dem der wein sei underchant
! Noch der würffel in der hand;
! Der den frass auf im nicht trag,
! Won der gieng im niemer ab;
3695
! Der mit dem seinen müg besten
! Und lass der leuten rinder gen;
! Dem daz hertz sei nicht ze hellig
! Noch daz haubet gar ze schellig;
! Der leid und tuo, sam einer schol,
3700
! Dem zucht und er behaget wol.
! Und hiet er alles daz an im,
! So däucht mich des in meinem sin,
! Mätzen der geschäch nicht we,
! Näm sei Bertschi zuo der e."
3705
! Füllenmagen her sich rekt;
! Er sprach: "Diss dinch vil wenich klecht.
! Was hilft, daz einer sauber sei,
! Erber und auch from da pei,
! Ist er nicht weis und chluog da mit?
3710
! Won es ist nu der welte sit,
! Daz die esel und die narren
! Zeuhent baid in einem charren,
! Der mit rainvail ist geladen,
! Und müessent sich des wassers laben!"
3715
! Fro Leugafruo mit unfuog
! Die red im ieso underschluog;
! Sei sprach: "Vergest des ewern nicht
! Und hört des ersten, was man spricht!
! Der älleu dink dergründen wil,
3720
! Der siert sich selb und schafft nit vil.
! Dhain e die wär noch nie geschehen,
! Hiet man ens und ditz besehen:
! Dhain weltleichs mensch ward nie so rain,
! Es hunch an einem überpain.
3725
! Secht, ich sag euchs recht her aus:
! Triefnas ist mir nicht ein laus!
! Dar umb so wil ich nicht enliegen
! Noch die fromen tochter triegen.
! Er ist ein junger, grader knecht,
3730
! From und erber, dar zuo schlecht,
! Dann daz er mich dunchet ful
! Und hat ein überweites mul.
! Dem wil ich selber antwürt geben.
! Chleiner mund chumpt frawen eben
3735
! Und nit dem man; ich sagt euchs vor:
! Grosseu stat wil weites tor.
! Ist er faul und schlaffet gern,
! Des wîrt er allessampt enbern,
! So daz chindel wirt von not
3740
! Singent: «Ätti, gib mîr prott!»
! Was schol er dann der witzen haben,
! Ein junger knab pei chlainen tagen,
! Der auch geschrift in im nit hat?
! Dar umb so wisst, es ist mein rat,
3745
! Daz wir nu senden hin zuo im
! Und auch derfarin seinen sin
! Chluochleich, sam er hat getan.
! Und wil er unser muomen han,
! So haiss man'n chömen so zehand
3750
! Und setzt in nider zuo der want
! Und sagt im alles sunder wol,
! Was er tuon und meiden schol!
! Und ist, daz er gelernen mag
! Und auch getuon nach ewer sag,
3755
! So schol man im sei geben so."
! Des rates wurdens alleu fro
! Dann der vatter Fritz allain;
! Der sprach: "Es wisst wol all gemain,
! Was mir Bertschi hat getan
3760
! Und meiner tochter vor an."
! Daz verredt im ieso zhant
! Junchfraw Hächel Schürenprand
! Und sprach: "Du saist sam einr, der schlaft.
! Hat dir Bertschi schande pracht,
3765
! Won er hofieren kan so wol,
! Dest e man im sei geben schol:
! So behaltz îr dest bas.
! Waist nicht, daz man sprichet daz:
! Maus im sak und laus im nak,
3770
! Mätz im haus und feur im kübel,
! Die bzalent iren wîrten übel?
! Ich waiss es selber wol an mir:
! Do ich nu cham zuo mannes gir,
! Und wär mir schier ze hilf nicht komen,
3775
! Ich hiet mir selber vier genomen.
! Alteu junchfraw ist ein gift
! Iedem haus, sam man da spricht."
! Seu sprachent all: "Du redest recht;
! Wîr schüllen senden nach dem chnecht
3780
! Und tuon, sam uns geraten ist
! Von Leugafruo ze diser frist!"
! Des stuonden Fritz und Härtel auf
! Und traten gen des schreibers haus:
! Den fundens da zuo irm gewin.
3785
! Er gruosst seu schon: des danchtens im.
! Da mit so huob an Fritz und sprach:
! "Umb die red, die nächt geschach,
! Wis, wîr sein des überain:
! Wir wollen wissen, wie ers main!
3790
! Und wil er tuon nach deinem rat,
! So chüm mit im und nicht ze spat
! Haim, her freunt, in ewer haus!
! Da wöllen wir im legen aus,
! Waz er tuo und lass da pei."
3795
! Henritze sprach: "Daz sei, daz sei!"
! We, wie schier ditz was geschehen:
! Einr der hiet nit umb gesehen!
! Do nu Pertschi chomen was,
! Man gruosst in schon: er dankt vil bas;
3800
! Seu sprachen: "Wes hast du ze muot?"
! Des äntwürt er: "Mich deuchti guot,
! Es gäbt mir Mätzen zuo der ee;
! Ich tät îr wol und dannocht me."
! Lastersak huob an ze jehen:
3805
! "Daz dinch möcht allessampt geschehen,
! Woltist stellen nach der er
! Und dar zuo volgen unser ler."
! Bertschi sprach: "Es gfelt mir wol:
! Ich tuon alles, das man schol."
3810
! "So sitz da nider," sprach do Fritz,
! "Und sag uns etwas deiner witz!
! Chanst den paternoster so?"
! "Ja do," äntwurt Pertschi do.
! "Daz avemari und den glauben
3815
! Auch da mit an alles laugen?
! So sag auf eben, nicht enlach!"
! Triefnas der huob an und sprach:
1
! "Pater noster, Herrgot vatter unser, der
2
| du pist in dem himel, gehailiget werd
3
| dein nam! Zuo chüm uns dein reich! Dein
4
| will werd hie in der erd sam in dem
5
| himel! Du verleich uns unser tägleich
6
| prot und vergib uns unser schuld, sam
7
| wir tuon schüllen unser schuldigern,
8
| und verlass uns nicht in böser versuoch-
9
| ung, sunder lös uns von allem übel! Amen.
10
! Ave Maria. Gegrüsset seist du, raineu
11
| maget Maria, vol aller gnaden! Got ist
12
| mit dîr. Du pist gesegnet über alleu
13
| weib, gesegnet ist die fruht deines
14
| leibes, unser herr Jesus Cristus. Amen.
15
! Credo in deum. Ich gelaub an einen
16
| got, vatter almächtigen, der schepfer
17
| ist himelrichs und ertreichs, und ge-
18
| laub an seinen eingepornen sun, unsern
19
| herren Jesum cristum. ! Ich gelaub, daz der
20
| selbig gottes sun emphangen wart von
21
| dem hailigen gaist und auch geporn
22
| ward von der rainen mait Marien, ! und
23
| gelaub, daz er gemartert ward untter
24
| dem richter Pilaten, an dem hailigen cre-
25
| utz derstarb, dar zuo auch begraben ward.
26
! Ich gelaub, daz sein hailigeu sel in die vor-
27
| helle fuor und nam alle die dar aus, die
28
| seinen willen hieten getan, ! und daz er an
29
| dem dritten tag erstuond von dem tod,
30
| gewärer got und gewärer mensch, ! und
31
| gelaub, daz er auf ze himel fuor und da
32
| sitzet ze der rechten hand des almä-
33
| chtigen gotz, seines vatters. ! Ich glaub,
34
| daz er dar nach chünftig ist, ze rich-
35
| ten über die toten und über die lebentigen,
36
| ieden man nach seinen werchen. ! Ich gelaub
37
| auch an den hailigen gaist, an die hailigen
38
| kirchen der cristenhait und
39
| an die gemain aller hailigen ! und gelaub
40
| antlass aller meiner sünden zu gewinnen,
41
| ob seu mich reuwent von gantzem hertzen
42
| meinem. ! Ich gelaub an der toten urstend
43
! und gelaub nach disem leben daz ewig
44
| leben ze besitzend werden, ob ich es verdient
45
| han. Amen ! , amen, ! amen, amen."
! "Hörr auf lieber: sein ist gnuog!"
! Sprach do Fritz. "Du pist so chluog,
3820
! Daz mich des dünkt, du seist gestanden
! Manich jar in frömden landen."
! Pertschi wand, im wär also,
! Und hiess im Mätzen geben do.
! Secht, daz wär do nicht vermitten,
3825
! Hiet es Lastersak gelitten!
! Dem geviel daz eillen nicht.
! "Grosseu sach wil zuoversicht,"
! Sprach er do, "und voll die ee.
! Sag mir, gesell, kanst du icht me?"
3830
! Des äntwurt Pertschi also schier:
! "Ich als vil sam ander vier:
! Erren, tröschen und auch sän,
! Hakken, sneiden und auch män
! Und, was zuo prott gehören schol,
3835
! Daz tuon ich gern und kans auch wol."
! Lastersak huob wider an
! Und sprach: "Der mensche nicht enkan
! Geleben mit dem prott allain
! An lib und an der sel gemain,
3840
! Sunder mit dem gottes wort,
! Des leibes hail, der sele hort,
! Daz im da fleust aus seinem mund
! Und tuot uns alle sälde kunt.
! Dar umb so muost du lernen bas."
3845
! "Daz tuon ich gern", sprach Triefnas.
! "Des ersten ich doch hören wolt,
! Wie ein junger lernen scholt."
! "Daz ist vil weisechleich geredt,"
! Sprach do Lastersak ze stet.
3850
! "Dar umb so wiss, daz ich da wäss!
! Zehneu sind dem schuoler gmäss,
! Der ze maister werden wil,
! Nutz und er gewinnen vil.
! Daz erst ist, daz er dienen schol
3855
! Unserm herren sunder wol,
! Der selb mit seinem hailigen mund
! Sprach gen uns ze einer stund:
! «Des ersten schült es gruochen,
! Gottes reich ze suochen:
3860
! So wirt euch dar zuo auch gegeben,
! Was man haben schol ze leben.»
! Salomon auch dar zuo spricht:
! «In böseu sel kumpt weisshait nicht.»
! Ein anvanch aller witzen ist
3865
! Gottes forcht mit sälger list.
! Daz ander, daz er haben schol,
! Ist frömdes land: daz füegt im wol.
! Nach der vil gwären lere sag
! Niemand wol gewesen mag
3870
! Ein prophet in seinem land;
! Won er ist ze wol bekant.
! Freunt und gsellen, dar zuo weib
! Saument in an sel und leib,
! An guot, an nutz und auch an er,
3875
! An kunst, an zucht und dar zuo ler.
! Doch wolt er sich îr massen,
! Böseu gsellschaft lassen,
! Er möcht gelernen ane zal:
! Die chunst ist offen über al.
3880
! Daz drit ist, daz er hab da pei,
! Ein gsundes haubt, das glirnig sei.
! Und wil er chomen über all,
! So lerne, daz im best gevall!
! Daz vierd ist, sam ich han gelesen,
3885
! Daz er vil diemüetich schol wesen;
! Won hat er hochfart in dem muot,
! Kain schuoler wol er han verguot:
! Er duncht sich seinem maister gleich;
! Dar umb so wirt er selten reich
3890
! An chunst und auch an weiser hab;
! Won niemant gross gewesen mag,
! Der vor nicht klainer ist gesein:
! Daz leg dir in daz haubet dein!
! Wiss, der mensche wirt geporn
3895
! Kunstlos sam ein permet gschorn!
! Daz fünft ist, daz im hilfet ser,
! Stätes harren pei der ler.
! Empschleichs lernen daz ist guot,
! Unstätes allen schaden tuot.
3900
! Daz sechst ist, daz hie pei schol wesen:
! Sein letzgen muoss er überlesen
! Oft und auch dergründen wol,
! Wil er witzen werden vol.
! Daz sibend, sam der lerer spricht,
3905
! Ist daz zweiveln in der gschrift,
! Ist, daz er sich nicht betragen
! Lat an fündlen und an fragen.
! Daz ächt, daz ich euch sagen wil,
! Ist guoteu kost und der nicht vil,
3910
! Wärmeu chleider, wein mit fuog:
! Daz macht in hübsch und dar zuo chluog.
! Daz neund ist, daz im kumpt geleich,
! Nicht ze arm und nicht ze reich:
! Grosseu armuot siert in ser,
3915
! So saumpt in reichtuom dannocht mer.
! Daz lest daz ist, vernempt mich wol,
! Daz er im selb entleiben schol
! Unterweilen, nicht ze vil,
! Mit singen und mit saitenspil
3920
! Oder halt mit andern sachen,
! Die im mügen fröde machen,
! Doch mit züchten: daz stet wol.
! Hie mit wirt er sinnen vol
! Und verdirbt nit an dem leben,
3925
! Wil er sich der kunst hergeben."
! Do sprach Triefnas gar mit gir:
! "Secht, daz han ich als an mir,
! Guoten willen auch da mit!
! Dar umb ich ewer tugend pitt:
3930
! Sagt mir, herr, zuo diser frist
! All die kunst, die iendert ist!"
! Lastersak do lachent wart;
! Er sprach: "Daz wär ein langeu vart.
! Nie kain man der ward so weis,
3935
! Der aller künsten hiet den preis,
! Wen unser herrgot Jesus Crist,
! Dem kain dinch verporgen ist.
! Die chunst ist lang, daz leben chlain;
! Dar umb so lerne dir allain,
3940
! Des ein laig nicht schol embern!
! Daz sag ich dir von hertzen gern
! Und heb so an dem besten an:
! Wiss, daz ieder christan man
! Über alles, daz du waist
3945
! Oder wänst in deinem gaist,
! Schol ze glauben sein werait,
! Daz die gewär trivaltichait
! Hat vil aigenleich und schon
! In einem wesen drei person!
3950
! Die ein ist nach der grechten zal
! Der vatter gwaltig über al;
! Die ander, die ich nennen schol,
! Ist der sun der weisshait vol;
! Die dritt ist (merk in deinem gmüet!)
3955
! Der hailig gaist mit seiner güet.
! Von niempt der vatter komen ist
! Noch chömen mag dehainer frist;
! Stäts der sun vom vatter fleust
! Und sich mit lieb zuo im verschleust;
3960
! So get der hailig gaist von paiden
! Sunderleich an alles schaiden.
! Des gib ich dir ein peischaft,
! Die älleu ler verstenleich macht:
! Wiss, daz kol und hitz und schein
3965
! Mügend in einer glüete sein!
! Die hitz die chümet von dem kol,
! Der schein get von in paiden wol.
! Und wie das sei, daz mans derkenne
! Nach einander oder nenne
3970
! Oder joch dem vater kraft
! Geb zuo einer aigenschaft,
! Dem sun die witz, dem hailigen gaist
! Die güetichait so aller maist,
! Doch so wis, sei sein geleich
3975
! Auf erd und in dem himelreich
! An mugent und an weisshait,
! An güet und an der ewichait!
! Hie zuo wiss, daz an den glauben
! Niemant kümpt für gottes augen,
3980
! Hiet er joch gewürket vil
! Guoter werch ze allem zil!
! So ist dir auch der glaub enwicht
! An die werch, sam man da spricht.
! Dar umb behalt an allen spot
3985
! Die vil hailigen zehen gbott!
! Daz ist: hab got in deinem sin
! Und swer nit üppichleich pei im!
! Feirr auch, so man feirren schol!
! Vatter, muoter ere wol!
3990
! Kain mensche scholt du töten
! Noch dich mit unkeusch nötten!
! Hüet dich auch vor stelen,
! Vor falscher zeuggnüss helen!
! Des andern weibes bger auch nicht
3995
! Noch frömdes guotz! die warhait spricht.
! Dar zuo bis ze tuonn berait
! Die sechs werck der barmhertzikait!
! Speis daz hungrig mensche,
! Daz dürstig dar zuo trenche!
4000
! Daz nachent scholt du bchlaiden,
! Dem frömden herberch zaigen!
! Den siechen man gesehen schol
! Und die gevangen trösten wol!
! So muost du haben dîr ze hail
4005
! Der siben hailichait ein tail:
! Daz ist den tauff ze anevang
! Und den crisem, lebst so lang;
! Hast gesünt, die rew ist guot,
! Gottes lichnam und sein pluot
4010
! Und auch daz hailig öl da pei;
! Wie sälich priester orden sei
! Und wie guot die hailig ee,
! Doch lat mans an der sele we.
! Tauff und crisem und der orden,
4015
! Sind dir die nür einest worden,
! So schol man dîrs nicht geben me.
! Die andern geit man nu sam e.
! Diss ist dannocht als enwicht,
! Wilt du dich dar zuo hüeten nicht
4020
! Vor den siben sünden gar,
! Die tötleich sind und sälden bar:
! Daz ist vor böser hohfart,
! Vor geitikait, der argen art,
! Vor neid und zorn, unkeuschait,
4025
! Vor dem frass und trachait.
! Hier nach lerne dir ze lest
! Daz nützest dir und auch daz best:
! Minne got vor allen dingen
! (So mag dir nimer misselingen),
4030
! Dar zuo deinen ebencristen
! In gantzer lieb ze allen fristen!
! Tuo auch, was die kirch gepeut:
! Daz ist, sam ich es dir weteut,
! Vasten sunder ane spotten
4035
! Allen hailigen zwelffpotten!
! Doch sant Jacob und Philipps,
! Sant Johans ewangelist,
! Die pringent uns kain vastenwe;
! Daz selbig tuot sant Barthlome,
4040
! Wo man sein gewonet ist,
! Ze vasten im in kainer frist.
! Da mit so vaste also schier
! Die fronfasten alle vier,
! Die langen fasten bis ze ostern,
4045
! Den phingstabent und im ogsten
! Unser lieben frawen sterben
! Und gotz gepürt, der reinen, werden!
! Tägleich mess man hören schol
! Mit rainem gpett: daz frumet wol.
4050
! Wer daz nicht volpringen mag,
! Derfüll es an dem feirtag!
! Hier zuo du gepunden pist
! Und iecleich mensch, daz cristan ist,
! Dem rechten pharrer sunderbar
4055
! Einest zpeichten in dem jar
! Und da mit gottes lichnam
! Emphahen, so man schonest kan.
! Wer daz nit tät und sturb also,
! Den schol man bgraben als ein stro
4060
! In den aker, daz ist war,
! Hat er über vierzehn jar
! Gehabt und sinn, vernunft da mit:
! Sich, daz ist der kirchen sitt!"
! Des sprach Triefnas ze der vart:
4065
! "Nu we mîr, daz ich gporn wart!
! Ich waiss nit, wie man peichten schol:
! Dar umb ich senden smertzen dol."
! Lastersak der chond sein vil:
! "Hörr, was ich dir sagen wil."
4070
! Sprach er zuo dem Triefnas.
! "Wiss, ich wil dir sagen daz:
! Du scholt dich noch vil wol gehaben
! Und nicht so törleich gar verzagen!
! Daz du nicht kanst, daz lerne!
4075
! Nu lert man dich doch gerne.
! Hörr, ich pin noch ungewicht
! Und han gelernt die offen picht!
! Pei der selben lernt man wol,
! Wie einer haimleich peichten schol.
4080
! Die sprich nür nach, sam ich dir sag,
! Und bhalt sei auf den lesten tag!
1
! Ich sündiger mensch, ich gib mich
2
| schuldig unserm herren got, meiner
3
| frawen sant Marien und allen gottes
4
| hailigen und auch euch, priester, an
5
| gotz stat, daz ich grössleich gesündet
6
| han mit worten und mit werken, mit
7
| gedenchnüss und auch mit verlässechait
8
| an den zehen gepotten unser schepfers,
9
| daz ich die nich behalten han; an den
10
| sechs werchen der erbärmde, daz ich
11
| die nicht begangen han; an den siben
12
| hailichait, daz ich die nicht geeret han;
13
| mit den siben totsünden; an den siben
14
| gaben des hailigen gaistes, daz ist an gottes
15
| forcht, an güetichait, an kunst, an sterk
16
| wider die sünd, an rat, an sin und auch
17
| an weisshait. ! Ich derken auch, daz ich
18
| gesündet han mit meinen fünf sinnen,
19
| daz ist mit gesicht, mit gehörd, mit sma-
20
| kung, mit costung und auch mit der rüe-
21
| rung, und auch mit andern dingen, daz ist
22
| mit untugend, mit spot, mit hinterred,
23
| mit hass, mit liegen, mit triegen und
24
| auch mit zergänchleichen fröden, mit
25
| üppig er, mit zweiflen an cristem ge-
26
| lauben, mit ungedultikait, mit ung-
27
| naden, mit ungehorsami meinen obren,
28
| mit unstätichait an guotem fürsatz, mit
29
| übergen der hailigen gpott der kirchen.
30
| Wie ich mich verschult han, es sei
31
! wissend oder vergessen, daz ist mîr laid
32
! und rüwt mich von gantzem meinem
33
! hertzen und pitt mein frawen sant Marien
34
! und alle gottes hailigen und euch, priester,
35
! daz îr mîr gnad und antlass meiner
36
! sünd umb got derwerbent und nach di-
37
! sem leben die ewigen sälichait. Amen."
! Do nu diss so gesprochen was,
! Lastersak sprach: "Triefnas,
! Wiss, daz ist die peicht gemain!
4085
! Und wilt du peichten joch allain
! Deinem priester all dein sünd,
! So tuo, sam ich dir han gechünt,
! Und sag im sünderleich da pei
! Dein missetat und, wie im sei,
4090
! Aigenleich mit gantzer rew
! Und setz dir für mit rechter trew,
! Die puoss ze tuon an widerstellen
! Und fürbas nicht mer sünden wellen!
! Tuost daz alles sament nicht,
4095
! So wiss, dein peichten ist ein wicht:
! Du wirst verschuldent gottes zorn
! Und sam eins juden sel verlorn!
! Dar umb, vil lieber junger mein,
! Daz du vil sälich müessist sein,
4100
! Gedench vil eben, wie die welt
! Ist geleich dem raisgezelt,
! Daz man da ruchet alle tag
! Noch gantz und sicher bleiben mag!
! Sei ist ein ellend ane laugen;
4105
! Dar umb scholt du dich îr glauben
! Und trachten haim ze paradeis:
! So bist du grecht und dar zuo weis.
! Gedench auch, wie die weltleich er
! Wüetet sam daz wilde mer
4110
! Auf und nider und hin und her
! Und nimpt einn ausganch sam daz gswer!
! Wo ist der weis her Salamon,
! Mit seiner schöni Absolon,
! Samson mit der grossen craft,
4115
! Des hohen Alexanders macht,
! Aristotel mit seinr list?
! Seu sind verswunden sam ein mist
! Und ist in nichtz auf erd beliben
! Dan îr namen ungeswigen.
4120
! Daz hilft seu an den selen chlain,
! Sein sei nicht an sünden rain;
! Dar umb so acht des lobes nicht,
! Daz dir zuo sälden chlain geschicht!
! Gedench, daz got dich hat geschaffen
4125
! Ze einem menschen, nicht zum affen,
! Ze christan, nicht ze einem haiden,
! Ze einem gsunten und beschaiden!
! Des scholt im danchen fleissechleich,
! Die weil du lepst auf ertreich,
4130
! Und hüeten dich vor missetat.
! Und sunderleich (daz ist mein rat)
! Fleuch daz unrechtvertich guot,
! Wan dîr kain buosse wirser tuot
! An deinem lesten ende
4135
! Dann wider geben bhende!
! Gedenk auch, wie her komen ist
! Unser herre Jesus Crist
! In eim so strengen orden!
! Er ist zuo menschen worden
4140
! Und hat derlitten turst und hunger,
! Frost im winter, hitz im sumer.
! Er hat geprediget und gelert,
! Mit arbait hie sein tag verzert.
! Pluotes swaiss hat er geswist,
4145
! Won er sein marter vor hin wisst.
! Er ist geschlagen und gevangen,
! Genegelt, sam ein deup derhangen;
! An dem chrütz ist er verdorben
! Jämerleichen und derstorben.
4150
! Sich, daz was im alles vail
! Umb anders nicht dann unser hail,
! Won er den sünder von dem tod
! Erlösen wolt mit sölher not!
! Dar umb so bitt in sunderbar,
4155
! Daz er dich bschirme durch daz jar
! Und helfe so mit seinr begir,
! Daz ditz nicht werd verlorn an dir!
! Gedench ze lesten, daz du pist
! Nicht anders dann ein fauler mist!
4160
! An deinem leib daz sichst du wol;
! Won du pist gsmaks und aiters vol.
! Dar umb so scholt nicht gar umb sust &h &rr
! Dein schönen sel mit bosem lust
! Ewencleichen gar verderben
4165
! Und sei îrs schepfers reichs enterben.
! Wiss, daz du von ertreich pist,
! Ze ertreich wirst in chlainer frist!
! Dar umb so acht pei gsunthait,
! Daz du ze sterben seist berait!
4170
! Won nichtz ist gwisser todes schlund,
! Nichtz ungewisser seiner stund.
! Er schleicht da her vil sicherleich,
! Im ist der arm recht sam der reich;
! Er lat sich über niempt derparmen
4175
! Und schlecht den reichen sam den armen.
! Wer mag sich dann vor im behalten?
! Er nimpt die jungen mit den alten;
! Im ist der chrump recht sam der schlecht:
! Es kumpt im alles sament recht.
4180
! Dein sel enphil, sam ich dir sag,
! Nicht einem, der dich liebe hab
! Durch leibes oder guotes wegen,
! Sunder lass der deinen phlegen,
! Der die seinen liebe hat!
4185
! Doch so ist der obrest rat:
! Tuo wol pei dem leben dein,
! Wilt du gottes chindel sein!"
! Do nu die red ein end gewan,
! Fro Leugafruo her fürher kam
4190
! Und sprach: "Ich han mir oft gehört:
! Der den leib mit vasten stört,
! Pei dem weleibt die sele nicht;
! Dar umb so tuo, sam man da spricht:
! Halt dich eben an dem leib,
4195
! Wilt, daz dir die sel beleib,
! Und voll ze stunden, glaub es mir,
! Hast du muot, ze weiben dir!
! Dar umb, her Straub (îr seitz ein man,
! Der der ertznei so vil chan),
4200
! Sag dem jungen gantz und eben,
! Waz im guot sei zuo dem leben,
! Daz er gesunt und frisch welib,
! Starch und gerüerich lange zit!"
! Straubel antwürt sam ein gsell.
4205
! "Niemant reit sich gern ind hell,"
! Sprach er; "wisst, ich pin ein man,
! Der sich nicht wol betragen chan
! Dann mit leuten ungesunten,
! Mit geschlagnen und gewunten!
4210
! Dar umb tuon ich dir nicht enchunt,
! Wie du scholt beleiben gsunt;
! Die chunst die wurd mir gar enwicht
! Und auch mein appentech zuo nicht."
! Bertschi sprach: "Du pists ein knecht,
4215
! Dem der phenning füeget recht:
! Nu se hin alter haller dri
! Und sag mir gäntzleich, wie im si!"
! Da mit der artzt ze sinnen kam
! Und huob sein taidinch also an:
4220
! "Chain ertznei die ward nie so guot
! Sam sich gehalten in der huot
! Vor ze wenich und ze vil:
! Die gsunthait masse haben wil.
! Sünderleich scholt du geruochen,
4225
! Dir ein guoten luft ze suochen.
! Der im hab ein claren gstalt,
! Nicht ze haisse noch ze kalt;
! Und ist der winde gar ze scharff,
! Da wider man der klaider bdarff
4230
! Von seiden dick und wol gemacht,
! Von lein und paumwull manigslacht.
! Der luft ist auch den schlaffern guot;
! Dar umb der mensch vil unrecht tuot,
! Der im schlaffet an der stat,
4235
! Da kain luft hin komen mag.
! Ob du aber wonent pist
! Pei der erd, die temphich ist,
! Daz büesse dir ze winterzit
! Mit clarem feur, daz hitze git!
4240
! Des sumers so tuo auf die tür,
! Daz die feuchteu chum hin für
! Und der luft her wider in!
! Dar zuo schol gesträuwet sin
! Mit chraut die chamer sunder wol,
4245
! Daz nicht sei mösich, wassers vol.
! Daz ander ist, der gsunthait guot,
! Die üebung, die der mensche tuot.
! Dar umb so wiss, daz gfüegeu speis
! Wil einer haben, spricht der weis,
4250
! Der im chlaineu arbait hat!
! Hin wider umb man geit den rat:
! Grosseu speis er haben wil,
! Der sich da üebt und arbait vil.
! So wiss auch, daz dir vor dem essen
4255
! Ist besser gangen dan gesessen
! Und doch nicht auf die müedi gar!
! Daz macht dich überflüssen bar.
! Nach dem essen macht du sten
! Oder dich enweng dergen: k
4260
! Daz ist dir guot ze aller frist,
! Bis daz die spis gesetzet ist.
! Daz drit, daz die nataur wil haben,
! Ist daz twahen und daz paden.
! Hie so scholt du mercken pei,
4265
! Daz man da vindet zwaierlai
! Peder nach der gmainen sag:
! Swaisspad und auch wasserpad!
! Swaisspad daz sei dir berait,
! Hast du überflüssichait
4270
! Zwüschen flaisch und auch der haut!
! Wasserpad mit edelm chraut,
! Daz lawich sei und nicht ze haiss,
! Macht dich schön und dar zuo faiss;
! Und halt dich allweg da pei warm,
4275
! Ist, daz dich dein leib derparm!
! In der wuchen ze dem maisten
! Einest scholt daz twahen laisten
! Deinem haubt, so tuost du wol;
! Und ze dem minsten zwahen schol
4280
! Der mensch sein haubt an widerspächt
! In einem mänat: daz ist recht.
! Die füesse nach der lere mein
! Schüllent oft gerainget sein
! Mit lawem wasser sunder wol
4285
! Und alles wäschen gschehen schol,
! So der mensche nüechter ist.
! Des driten stuks beschaiden pist.
! Zuom vierden mal scholt wissen daz,
! Daz die speis dir füeget bas,
4290
! So der hunger mit dir vicht,
! Dann dehainer andern gschicht.
! Doch so fülle dich nicht satt!
! Lass der speis ein läreu stat
! In dem magen umbe daz,
4295
! Daz er gedewen müg dest bas!
! Wilt, daz dichs mas nicht werd gereuwen,
! So scholt dus wol und endleich keuwen.
! Manich tracht dir laide schafft:
! Es nimpt dir kraft und dar zuo macht;
4300
! Und wilt du îr geraten nicht,
! So nim vil schier daz ander gricht
! Auf daz erst an underlass!
! In den essen hab die mass,
! Das daz gröbist sei daz erst,
4305
! Und daz zertist nim ze lest,
! Es sei dann ops vil lind getan
! (Daz schol man geben vor hin an)
! Sam kerssen, feigen, weinper.
! Nach dem tisch, so ist mein ler,
4310
! Daz man dir herter frucht her trag,
! Die die speise truk hin ab:
! Daz sind phersich, pieren guot
! Und anders, daz daz selbig tuot.
! Chäs nach flaisch und nuss zuo fischen
4315
! Geb man uns ze allen tischen!
! Daz fünft ist, daz man haben muoss,
! Trinken zuo des turstes buoss.
! Wiss, den rechten turst ich main,
! Der den gsuntten chümpt allain
4320
! Nach dem essen und nicht vor
! Von hitze in des magens tor!
! Wie schol aver sein daz gtranch?
! Trun, mit fuoge, nit ze lang,
! In dem sumer weiss und clar
4325
! Oder rosenlecht, nicht swar;
! Des winters lat sich trinken bas
! Starker wein und rot im glas;
! Und ist er liepleich, wol gesmak,
! So füegt es recht in deinen sak.
4330
! Gelaub auch, daz ein neuwer wein,
! Der lauter ist und dar zuo vein,
! Ist vil besser dann der alt!
! Sei dir dann der mag ze kalt,
! So trink enwenk des morgens fruo
4335
! Hohen wein, daz ghört dar zuo!
! Doch hüet dich, wilt du gsunt sein,
! Mit fleiss vor allem gmachten wein!
! Des sechsten ist uns allen not:
! Daz ist schlaff, den uns gepott
4340
! Die nataur ze ruowen wol.
! Doch pist du geätzet vol,
! So volg dem schlaff nit sam ein vich,
! Ob er joch chomen ist an dich!
! Du scholtz mit kurtzweil übergen,
4345
! Sitzen, tretten oder sten,
! Bis daz dich zur andern stund
! Der schlaff begreiff: so ist gesunt
! Ze schlaffen rüewechleichen gar,
! Bis daz dein aug werd schlaffrens bar.
4350
! Dar nach tracht dir auf ze sten,
! Ze dem stuole dich zdergen!
! Lass daz wasser von dir rinnen!
! Huostens scholt du auch beginnen;
! Rüspel ser und wasch dich drat,
4355
! Wirff aus allen unflat!
! Sträl dirs haubt und chretz die pain,
! Dar zuo mach die oren rain!
! Ob dir aver pei dem tag,
! Voll des sumers, schlaffens bhag,
4360
! So leg dich nider sorgen frei,
! Da es aller frischest sei
! Und dar zuo vinster sam die nacht,
! Ungeschuocht und wol bedacht!
! Dar zuo schol man wissen daz:
4365
! Daz haubt schol sein gedeket bas
! In dem schlaff dann in dem wachen;
! So schol man sich des ersten machen
! Nur auf die rechten seiten;
! So lobt man dhaine zeiten,
4370
! Ze schlaffen auf dem ruggen so,
! Hangt daz haubet in daz stro.
! Auf dem pauch mag einr geligen,
! Ist im der magen chalt gedigen.
! Daz sibend, daz dîr füeget wol,
4375
! Ist ein hertz mit fröden vol;
! Da leit der gsunthait gar vil an.
! Dar umb so schol ein iecleich man
! Sich hüeten gar vor ungemüet
! Und zorn, der im daz pluot verprüet.
4380
! Unmuot dert, der zorn derpert
! Und machent flaisch und pain ze hert.
! Doch ist klainer zorn wol guot,
! So er dem man derkükt daz pluot.
! Daz feur kümpt auch zuo disem eben;
4385
! Won es geit fröd und steurt daz leben.
! Doch so ker dich gen im nicht:
! Es ist zum antlütz gar ein wicht!
! Und wîrst du gar von im ze warm,
! Es macht dich an den chreften arm.
4390
! Ze lesten wiss daz eins von mir:
! Waz der man von hertzen gir
! Gerne singt, daz ist sein gsank,
! Lustleich trinkt, daz ist sein gtrank,
! Willkleich isst, daz ist sein speis!
4395
! Dar umb so saget uns der weis:
! Wollust und gewonhait
! Fälschent kunst und grechtikait
! Und verkerent die nataur,
! Daz auss dem edeln wirt ein gpaur;
4400
! Ein gpaur der wirt ein edelman,
! Der sich dar nach gewenen chan."
! Richteinschand die merket eben,
! Daz Straub im wolt ein ende geben,
! Und sprach: "Noch han ich nichtz vernomen,
4405
! Dann daz ein münche möcht gefromen.
! Der chnecht wil unser muomen haben
! Und sich mit diser welt betragen;
! Dar umb so ziment seiner jugent
! Guot gepärd und ander tugend."
4410
! Übelgsmach des nam sich an
! Und sprach: "Ein überweiser man
! Der spricht, er künn ein faulen schlehen,
! Und lat sich pitten und auch flehen
! Umb ein wörtel oder zwai.
4415
! Des aht ich alles nicht ein ai
! Und sag dir, sam ich mich versich;
! Der bessers kün, der trett für mich!
! Lern und hörr, was ich chan singen!
! Tugend ist vor allen dingen:
4420
! Niemant sälig wesen mag
! Ane tugent, ist mein sag.
! Seu geit allain dem adel chraft,
! Den sein tugend edel macht.
! So wil sei anders von dir nicht
4425
! Dann guoten willen, sam sei spricht;
! Won der im gerne tugend schaft,
! Der ist ieso tugenthaft.
! Doch scheint sei an dem reichen bas;
! Won ein sprüchwort saget daz:
4430
! Dem der seckel steket vol,
! Den hört man gern und glaubt im wol.
! Dannocht hab dir daz von mir:
! Hast du tugend vil in dir,
! Und ist dir joch der päutel lär,
4435
! Er wirt dir vol und dar zuo swär!
! Hie so scholt du wissen pei,
! Waz die obrest tugend sei:
! Sich, es ist ein muoter alt,
! Von tag ze tag ie bas gestalt!
4440
! Tochtren hat sei schöner vier:
! Merch, die nenn ich dir so schier!
! Die erst die haist die weishait,
! Die ander ist die grechtikait;
! Die sterki und die mässichait
4445
! Sein dir auch für zwo gerait.
! Nu dar, gedenk, wie gar behend
! Sind die hohen tugend gnent!
! Daz frümpt dir dannocht alz ein wicht,
! Hörst îr gpott und lere nicht;
4450
! So get dir hören nit ze handen
! Und daz lesen unverstanden.
! Waz hulffi dann daz funden golt,
! Ob man es nicht behalten wolt?
! Dar umb, mein lieber sun, vil gern,
4455
! Was die tugend singin, lern!
! Hörr und merk und bhalt îr gpot,
! Îr ler dar zuo an allen spot!
! Daz sag ich nach enander dir
! Und wiss des ersten daz von mir:
4460
! Die weisshait ist ein ertzetugent
! Und leret uns mit îr vermugent
! Derkennen, waz ist bös und guot,
! Daz kain andreu tugent tuot.
! Sei ist die erst nach rechter sag;
4465
! Won niemant tugend gehaben mag
! An die weisshait, glaub es mir!
! Dar zuo so wil ich sagen dir:
! Die weisshait macht ein tail geleich
! Den menschen got von himelreich,
4470
! Vil me dann ander tugent zwo.
! Dar zuo so spricht die ler also:
! Her Salomon im ausderwelt
! Hat die weishait und gezelt
! Für reichen schatz und langes leben;
4475
! Dar umb so hat im got gegeben
! Mit der weishait alles guot;
! Won daz volget weisem muot.
! Bei der swär verkauft man swein,
! Den menschen nach den witzen sein.
4480
! Hier nach scholt du wissen schier:
! Die weishait hat der diernen vier.
! Die erst gedenknüss ist genant.
! Pei der gepeut sei dir zehant
! Vier gepott, die scholt du bhalten,
4485
! Von in nimer dich geschalten:
! Daz ist, du scholt gedenchen eben
! An der bösen menschen leben,
! Wie hart es oft geendet hat,
! Und hüeten dich vor missetat.
4490
! Gedenk hin wider an daz leben,
! Daz den guoten ist gegeben,
! Wie es mit sälden nimpt ein ende.
! Und dich ze rainen werken wende!
! Gedenk, waz man dir schuldik sei,
4495
! Gedenk auch, waz du scholt, da pei,
! Daz du gehaben mügst daz din,
! Dem andern geben auch daz sin!
! Die ander haist versichtikait.
! Pei der gepott sei dir berait
4500
! Viereu, die man lernen schol
! Und dar zuo volgen sunder wol.
! Daz ist: besich, wer ist der man,
! Der mit dir wil ze schaffen han,
! Daz dir nicht gschech sam den gemain,
4505
! Die chaffent pech für augstain!
! Besich ein dinch, daz dich an trift,
! Von welher sach es sei gestift.
! Waz auch dar us müg werden,
! Wilt bhentkleich nit verderben!
4510
! Besich, an welher stat du gest,
! Ligest, sitzest oder stest!
! Und wo die schelke habent gewalt,
! Da lass dich selten werden alt!
! Besich, in welhem zeit du pist,
4515
! Dar zuo, wie daz weter ist,
! Daz du deinen mantel gswind
! Mügest keren gen dem wind!
! Die dritte diern die haist die list.
! Pei der dir auch gepotten ist,
4520
! Daz du vernemist diseu viere
! Und auch verpringist also schiere;
! Daz ist: geleich dich einem man,
! Der dir mit worten gleisnen chan!
! Hie pei merke und derkenn,
4525
! Wie man list mit listen temm!
! Dar zuo so dank betrogenleich
! Einem, der unwillechleich
! Gabet dir und dienet wol!
! So hat er, das er haben schol.
4530
! Hier nach, hast du müessen sweren,
! Eim ze tröschen und ze eren,
! So scholt du im den naken peren,
! Wilt du dich mit listen neren.
! Dannocht uns die weisen sagend:
4535
! Wo die toren bessers habend,
! Da scholt du dich ze narren machen
! Listechleich an allen sachen.
! Die vierde ist der lere fund.
! Bei der gepeut man dir zestund
4540
! Viereu, die dir chomend wol,
! Wil du lernen, sam man schol;
! Daz ist: du scholt dich dunken arm
! An der chunst sam lärer darm
! Und an der ler derzaig dich reich!
4545
! So tuost eim weisen maister gleich.
! Lerr den junger nach dem sin
! Mit rechter lieb! Daz ist sein gwin.
! Nach der sterki hef den tramen,
! Nach dem ertreich sä den samen!
4550
! Wilt du haben schuoler gunst,
! So ler die aller besten chunst
! Mit kurtzer weis: der scholt du phlegen
! Und lass daz ander under wegen!
! Schol die lere sein genäm,
4555
! So bis mit deinem leben gezäm!
! Wan des ler uns gar verdreust,
! Der sich mit seiner zungen scheust.
! Die grechtikait ein tugent ist,
! Die dich lert ze aller frist,
4560
! Wie du niemant schaden scholt
! An leib, an er noch an dem golt,
! Sunder iedem scholt du eben
! Daz sein vil willechleichen geben.
! Die tugend schätz man für die grösten
4565
! In got von himelreich, dem höchsten
! Richter, der mit seinem gwalt
! Die grechtikait vor allen bhalt!
! Wer möcht dann auf erd geleben,
! Wär die rechtikait nicht geben?
4570
! Nu chöndin rauber nicht beleiben,
! Ir zeit mit gsellschaft stätz vertreiben,
! Hieltins unter enander nicht
! Daz gsetzt, daz zwüschen in geschicht.
! Die hat der dienerinen zehen;
4575
! Die wirst du nach enander sehen,
! Iecleicheu besunder schiere,
! Mit îr gepotten, der sein viere:
! Es sint die strengeu und die gnad,
! Die warhait und die eregab,
4580
! Frid und minn mit freuntschaft,
! Gehorsam, treuw, unschadhaft.
! Pei der strengeu gpeut man dir,
! Daz du scholt legen dein begir,
! Die bösen leut ze nöten
4585
! Mit stumbeln und mit töten.
! Haubt gen haubt und fuoss gen fuoss:
! Sich, daz ist die rechtisch puoss!
! Der frömdes guot mit gwalte hat,
! Das schaff hin wider also drat
4590
! Mit allen nützen, die man gnomen
! Hat und mochten da von chomen!
! Also scholt du an gesigen
! Einem, hat er umb getriben
! Den andern pöschleich an dem gricht,
4595
! An aller zerung, die da gschicht.
! Wil auch der man unghorsam sein,
! So gib im nür die selben pein,
! Die er aller maiste fürcht,
! Und voll, hat ers vil oft verwürcht!
4600
! Pei der gnad man dir gepeut
! (Hörr, wie eben sei dirs beteut!):
! Kain urtail schol gevallen dir,
! Die nicht enhat derbärmd in ir.
! Ist die sach verworren gar,
4605
! So volg nicht böser juden schar,
! Sunder ker dich auf daz best
! Und auf daz gnädigost ze lest!
! Hier zuo scholt du dich derparmen
! Über wittwen und die armen,
4610
! Über waisen, gaistleich leut
! Und über gtrüwer wirker heut.
! Dennocht macht genade tuon,
! Umb frid ze haben oder suon,
! Einem, der joch schuldig wär,
4615
! Ist er an der macht ze swär.
! Pei der warhait gpeut man eben,
! Daz du durch kainer sache wegen
! Leugen scholt, geselle, sich,
! Wilt du vor sünden hüeten dich!
4620
! Wer sich leugens nit kan massen,
! Den scholt du niemer sweren lassen;
! Won der die zungen felschen wil,
! Der acht des aides auch nicht vil.
! Hüet dich auch vor lügner her,
4625
! Wilt behalten guot und er!
! Won kain flaisch ward nie so böse
! Sam die liegent zung, die löse.
! Hast du iemant ichtz versprochen,
! Daz scholt du laisten ungeprochen,
4630
! Es wär dann, daz er an dir bräch
! Oder daz mit sünden gschäch.
! Bei der ergab wil sei daz,
! Daz du scholt eben wissen, was
! Du gebist, war um und auch wem,
4635
! Es sei disem oder dem.
! Gib daz din und anders nicht!
! Wan die warhait also spricht:
! Got der wil nicht opher haben
! Mit des andern menschen schaden.
4640
! Gib auch freileich, wilt du geben,
! Und lass verziehen unterwegen!
! Won geist du schier, so geist du zwîr,
! Pleibts pei dir, so nimpst es mîr.
! Lass dich auch vil wench betragen,
4645
! Gab ze geben wider gaben!
! Niemant lass dich öberwinden,
! Es sei mit gaben oder schinden!
! Pei dem frid man dîr gepeut,
! Daz du nicht hassen scholt die leut;
4650
! Won wo nicht frid ist in dem haus,
! Da hat man got vertriben aus.
! Wilt du han frid gen iedem man,
! Wo tuo, sam einer hat getan:
! Der danchet allem guot ze stett
4655
! Und swaig, so man im übel tett!
! Wilt du stäts mit fride sein
! Sunder mit dem gsellen dein,
! Emphilch im wenig deiner sach
! Noch ste mit im unter einem tach!
4660
! Wilt du krieg zuo fride machen,
! So wiss, daz du in allen sachen
! Scholt vil süesser rede phlegen:
! Daz füegt sich zuo dem suon vil eben!
! Pei rechter minn ist dir gepotten,
4665
! Daz du niemants wellist spotten;
! Anders, swer ich dir pei gott,
! Sicherleich du wirst ze spott.
! Wilt du wesen lieb gehabt,
! So tuo, sam uns die lere sagt,
4670
! Und halt in gantzer lieb die leut!
! Hörr, was sei dir me gepeut!
! Wilt du haben paradeis
! Auf diser erd an helleweis,
! So tracht, daz du dein eleich weib
4675
! Habist lieb sam deinen leib!
! Hab auch lieb zuo andern dingen,
! Wilt, daz seu dir sälde pringen!
! Won kain sach die macht dich frei,
! Hast nicht liebeu minn da pei.
4680
! Pei der früntschaft daz vernim!
! Du scholt den freunt zuo deinem gwin
! Versuochen lang; der weise spricht:
! Den bwärtten halt und lass in nicht!
! Dem freuntleichen tuo wol auf erd,
4685
! Daz er dest freuntleicher dir werd!
! Dem veint dem scholt nicht übel tuon
! Umb freuntschaft und umb lieben suon.
! Hilf dem freunt ze aller frist
! Ungeruoft, so im gebrist!
4690
! Der sein mag gehaben rat,
! Dem hilf, so er dich gpetten hat!
! Tuo dem freunt und iedem man,
! Das du von im begerest han,
! Und mass dich des, des seu bevilt
4695
! Noch du von inen haben wilt!
! Pei der gehorsam schreibt man dir,
! Daz du scholt volgen mit begir
! Deinem herren, wer er sei,
! An guoten gbotten sünden frei.
4700
! Deinen eltern und îrm rat
! Scholt du volgen fruo und spat,
! Ob seu treuleich mainent dich
! Und auch die sach wol füeget sich.
! Deinem maister volg noch mer
4705
! Dan dir selber an der ler,
! An gpott und allen dingen,
! Wilt du nach eren ringen!
! Dannocht, wilt du sein gerecht,
! Volg der dirnen, hörr den knecht,
4710
! Bis gehorsam einem chind
! An sachen, die dir nütze sind!
! Pei der trew man rüefft dich an:
! Bis getrew, o werder man!
! Die treuw ein schlüssel ist der er:
4715
! Wer den verleust, der taugt nit mer.
! Der würffel der ist gar enwicht
! Und hat der treuwen in im nicht;
! Dar umb so spil nicht, so es gilt,
! Mit dem du treuwe halten wilt!
4720
! Hat dir einr sein haimlichait
! Auf getan und für gelait,
! Daz scholt du bhalten sunder taugen
! Mit gantzen treuwen sam dein augen.
! Doch scholt du getrauwen swach
4725
! Einem in vil grosser sach,
! Hast du noch nit mit im gessen
! Ein vierding saltz wol auf gemessen.
! Pei der unschad man dich mant,
! Daz du dir selb nicht tüegist ant.
4730
! Bis auch niemant anderm swär:
! Daz macht dich werd und dar zuo mär!
! Wilt du sein unschädleich gar,
! So hüet dich vor der schedleich schar,
! Daz ist vor dienern an den dingen,
4735
! Die den schaden mügen pringen!
! Ner dein leben und dein guot,
! Halt dein er mit rechter huot!
! Gesigest joch den veinten an,
! Dannocht pist kain schädleich man.
4740
! Pist du richter, hast den gwalt,
! Hörr den andern tail vil bald!
! Richt nach recht, daz ist mein rat!
! Niemant dich für schedleich hat.
! Die sterkeu nimpt man zwivaltkleich:
4745
! Die erste macht den leibe reich;
! Die schol man schätzen für kain tugend,
! Wan oft ein schalk hat die vermugend.
! Die ander vestnet gar den muot;
! Seu ist ein zarteu tugent guot
4750
! Und weist uns übergen mit kraft
! Alle böshait ungeschlacht.
! Die ist die vordrest und die best
! An edelchait mit gantzer vest
! (Won wer îr nit wil gewalten,
4755
! Der mag die andern wench behalten)
! Und hat fünf mägettein gemait:
! Die erst daz ist die sicherhait,
! Die ander haisset hoher muot,
! Die dritte daz gedinge guot,
4760
! Die vierd die ist genennet stät,
! Der fünften spricht man gdultikät.
! Die erste chümpt und spricht zuo dir:
! «Fürchst dir, daz scholt sagen mir!»
! [Sprichst du das scholt sagen mir]
4765
! Sprichst du: «Ja, ich pin in sorgen,
! Ich köm ze armuot bis auf morgen»,
! Des antwürt sei dîr ane zorn:
! «Ich wolt, du hietst da mit verlorn
! Die geitikait, die dich da reit,
4770
! So wärist reich ze aller zeit.»
! Fürchst du hinderred, so sprichtz:
! «Tuo daz best und bsorg dein nichts!
! Die bösen valscheu märe sagend
! Und nicht, daz wir verdienet habent.»
4775
! Besorgest aver siechtagen,
! Dar zuo kans ein anders sagen:
! «Der siechtuom mag nit ewenchleich
! Pei dîr gesein» und dügeleich.
! «Fürchst den tod, so bist ein chind,»
4780
! Sprichst sei zuo dir gar geswind.
! «Er ist kain schand, so muost auch sterben:
! Niemant mag sein übrig werden.»
! Die ander get her muotes fro
! Und spricht: «Mein fraw die wil also:
4785
! Ze grossen dingen scholt dich piegen;
! Won chain adler vahet fliegen.
! Streit vil e umb die gemain,
! Dan du vechtist umb dich ain!
! Gemainer nutz der get hin für,
4790
! Ainiger bleibet pei der tür.
! Hast ein hertz mit hohem muot,
! Derpeut den leuten er und guot
! Und, ob man dein nicht achten wil,
! Schlach hintnan auf und sorg nit vil!
4795
! Pist ein man, du scholt nit fliehen,
! Es sei dann, daz du fuder ziehen
! Müessist in so grosser not,
! Daz beleiben wär dein tod.»
! Die dritt die saumpt sich auch nit lang:
4800
! Sei vert gen dir mit irem gsang;
! Daz spricht: «Hab trost in deinem muot!
! Daz ist dir zuo dem leben guot.
! Verzag nicht, held, daz ist mein rat!
! Wie oft ein man verloren hat
4805
! All sein hab in einem spil
! Und dar nach gwunnen zwîr als vil!
! Hab geding und lass es nicht,
! Ob dir joch niemer guot geschicht!
! Won oft ein Swab der nimpt sein end
4810
! Mit guotem trost, der smertzen went.
! Sünderleichen hab geding,
! Ob dich der wind mit regen zwing!
! Und kümpt der sunnen schein entzwischen,
! So macht die fröd mit sorgen mischen.»
4815
! Die vierd berait sich auf die vart
! In blawem gwand (îr red ist zart)
! Und spricht: «In deinem gdenchen
! Hüet dich vor willwenchen!
! Bis in endvarwe stät
4820
! In fröden und in hertzeläd:
! Mit dem ersten dich nicht weg
! Noch dich pei dem andern leg!
! Ein recht daz hat die stätichait,
! Daz du scholt ze tuon sein brait:
4825
! Pleib nit pei den bösen dingen,
! Von guoten lass dich niemant pringen!
! Doch so wär nicht ungezäm,
! Ob ein man daz besser näm
! Und liess daz guot, da ers hiet funden,
4830
! Er sei dann anders dar zuo gpunden.»
! Die fünft nicht lat, sei chöm zuo dir
! Und pring der seken vier mit ir,
! Die iedem sunder füegent wol,
! Der ze hof beleiben schol.
4835
! Der erste sak schol chlaider haben:
! Die scholt du sauberleichen tragen;
! Won pist reich mit deiner wat,
! Dest bas man dich in eren hat.
! Der ander sak ist phenning vol.
4840
! Der kümpt dir sunderleichen wol:
! Er schafft dir freunt und dar zuo gsellen,
! Niemant tar dir wider stellen.
! Der dritte sak ist gtürstikait.
! Der ist dir auch dar zuo berait,
4845
! Daz du dich freileich machist her,
! Nicht sam ein plauger winterper.
! Der leste sak ist gdultichait,
! Der all dein leiden übertrait
! An peiten, vasten und an wachen,
4850
! An sweigen und an andern sachen."
! Ze stett do sprach fro Richteinschand:
! "Ich merch, îr seitz ze hof bekant;
! Dar umb ich euwer wirdü pitt:
! Lert in hofzucht auch da mit!"
4855
! Des äntwürt Übelgsmach vil drat:
! "Begert er daz, so ist mein rat,
! Daz er sich selb ze hofe mach:
! Da lernt er zucht an maniger sach;
! Pei hüenren lernt man gatzgen,
4860
! Pei sweinen seuwisch smatzgen.
! Doch so spricht man oft und vil:
! Wer ein hofman werden wil,
! Der hab einn pauren in dem sinn
! Und, wes der gpäurisch im beginn,
4865
! So tuo daz widerwärtich schier:
! Des wirt er hofleich und gezier.
! Also mag ich Bertschin sagen:
! Wil er sich nach züchten haben,
! Daz müg er lernen, sam man spricht,
4870
! Bei seiner hochzeit, ob sei gschicht.
! Hie mit ker ich mein vermugend
! Hin wider ze der lesten tugend:
! Die ist die mässichait genant,
! Mangem hertzen underkant;
4875
! Won selten iemant phligt der mass
! Stäticleich an underlass.
! Dar umb so wiss, wann iedeu sit
! Vor- und hintnan alle zit
! Verwürchet ist mit bösen sitten,
4880
! So leit die mässichait enmitten!
! Des nim ein beischaft an der vart!
! Hie ist der geuder, dort der charg:
! Der geuder ist ein sölich man,
! Der nichtznit im behalten kan.
4885
! Der karg verpirgt es allessampt
! Und mag nicht geben aus der hand.
! Die habend paide böseu weis;
! Dar umb so trait der milt den preis:
! Der lebt nach mittlen massen
4890
! An haben und an lassen;
! Daz ist, er geit hin, daz er schol,
! Und behalt daz überig wol.
! Dar zuo wiss, daz mässichait
! Ist ein tugend so gemait,
4895
! Daz niemant sei verlassen schol
! Durch ander sach: so tuot er wol!
! Sei hat der zarten junchfrawen
! Drei und ein: die scholt du schawen.
! Daz ist die diemuot, gottes chlait,
! Daz ist die diemuot, gottes chlait,
4900
! Schamung, gfuorung, cheuschait.
! Pei den wirst du ieso sehen
! Punden wol auf sechszehen.
! Was die erste sagen well,
! Daz merk vil eben, lieber gsell!
4905
! Sei sprichet: «Wilt du han den preis,
! Für ander gar gezellet weis,
! So wil ich dich des einn beschaiden:
! Du muost dich diemüetich derzaigen.
! Wilt du chomen an gewalt,
4910
! Hab ein diemüetigen gstalt!
! Won der sich höcht, der kumet nider,
! Und, der sich nidert, der get wider.
! Wilt du, daz man dein nicht spott,
! So hörr die andern zwai gepott!
4915
! Wiss, du scholt dich selten
! Loben oder schelten!
! Bis auch nicht ze diemüetig,
! Daz dir der narr nicht an gesig!»
! Was wil die schamung haissen dich?
4920
! Do spricht sei, sam ich mich versich:
! «Scham dich aller missetat,
! Wilt du nicht schand! Daz ist mein rat.
! Schame dich auch andrer vart,
! Die nicht gar erleich sei von art!
4925
! Won der sich nit kan haben inn,
! Der ist ein tor in meinem sin.
! Schämich mach auch deineu kinder,
! Daz seu nicht leben sam die rinder,
! Wan man oft des kindes schand
4930
! Zelt dem vatter in die hand!
! Doch so wiss, ein weiser man,
! Der mächtig ist und alt getan,
! Schol nicht gar ze schämig sein,
! Daz er ze kindisch nicht enschein!»
4935
! Was kan die dritte dir derzaigen?
! Des lass dich auch von mir beschaiden!
! Hörr, du scholt gefüeggig sein
! An haus und an den chlaidern dein!
! Bis gefüerig an der kost,
4940
! An dem wein und an dem most!
! Won daz überig schaden tuot
! An sel und leib und an dem guot.
! Pist du eines erbern sins,
! So lass dich bnüegen kleines gwins!
4945
! Chlainer gwin ist got mär,
! Den grossen suochent wuochrer.
! Doch so macht du vil wol haben
! Grosses guot pei deinen tagen,
! Kümpt es alz von rechtem gwin
4950
! Und hilfft den armen auch mit im.
! Was singt uns dann die keuschait?
! Anders nichtz, wenn daz ein mait
! Schol keusche sein mit iren augen,
! Wil sie sich böser gdenken glauben.
4955
! Sei schol auch keusch sein an gedenken,
! Wil sei mit werchen sich nit krenken.
! Minner werch schol sei nicht kiesen,
! Wil sei daz krentzel nicht verliesen.
! Dennocht ist ein mensche keusch,
4960
! Treibt es ander kain geteusch
! Dann allaine bei der ee.
! Da mit so sag ich dir nicht me."
! Siertdazland die was behend;
! "Mich duncht, der rede sei ein end,"
4965
! Sprach sei; "noch ist eins beliben
! Da hintnan nit gar wol verswigen
! Und, daz einer muoss halt künnen,
! Dem wir unser muomen günnen:
! Daz ist (hört mich all geleich!):
4970
! Haus ze haben witzechleich.
! Waz hilf daz weibe, daz îr man
! Ausrenthalb joch gar vil kan
! Und ein narr ist in dem haus?
! Dar umb sagt im es gar her aus,
4975
! Was im nütz sei zuo dem leben,
! Wellen wir im Mätzen geben!"
! Daz was auf Saichinkruog geredt;
! Wenn die andern sprachen zstett:
! "Ditz kan niemand also wol
4980
! Sam Härtel hausgeschäftes vol.
! Er hat wol sechtzig jar und me
! Haus gehalten pei der ee."
! Saichinkruog in antwürt do
! Vil züchticleich und sprach also:
4985
! "Es wisst wol, sam ich wissent pin:
! Als manich haubt, als manger sin;
! Dar umb so hat auch iecleich haus
! Seinen sitten, seinen saus.
! Also lerts sich selber wol,
4990
! Wie einr sein haus bewaren schol.
! So ist des menschen gmüet so blind:
! Wes er sich für wars versint,
! Daz get im nach auf steltzer fuoss;
! Dar umb ich in nicht leren muoss."
4995
! Fro Siertdazland hin wider umb
! Sprach: "Euch ist daz maul ze chrumb.
! Secht îr nicht, daz alles spil
! Chunst und witze haben wil?
! Oft chan einr für ander ächt
5000
! Springen, tantzen, mätzigschäft.
! So muoss man lernen scheiterspalten,
! Daz lichter ist dann haus ze halten.
! Was täusest dann von steltzer pain?
! Waisst nicht, daz man spricht gemain:
5005
! Hilf dir selb, so hilft dir got?
! Mich dunkt, du redist aus eim spott.
! Der nicht wolt lernen fürsich sehen,
! Dem wurd ze gleicher weis geschehen,
! Sam der fleugen gschach hie vor
5010
! Pei der weisen ämbess tor,
! Die von hunger muosset vasten:
! Do hiet die ämbess vollen casten.
! Dar umb so sagt dem guoten gsellen,
! Wie er sein hause schüll bestellen!
5015
! Daz chümpt im recht und ist sein fuog."
! Do sprach Härtel Saichinkruog:
! "Wol an, daz sei! So ler ich dich
! Des besten, so ich mich versich.
! Wilt du halten haus mit eren,
5020
! Das scholt des ersten so an keren:
! Ze tragen in der täschen tracht
! Ein ander haus von silber gmacht,
! Daz du dir chauffen mügest so
! Häw und fuoter, dar zuo stro,
5025
! Wein und korn und holtz da mit,
! Hîrs und kraut (daz ist der sitt),
! Bonen, ärwess, gersten, smaltz,
! Linsen, flaisch ze terren, saltz,
! Hausgeschier und bettgewand,
5030
! Käs und ops und manger hand,
! Iecleichs pei den seinen zeiten!
! Daz ist dir nütz ze allen seiten.
! Und chauff daz best mit gantzer trüw,
! Wilt, daz es dich nicht gerüw!
5035
! Hochzeit und daz tägleich laden
! Hat ein er und zwen schaden.
! Mit gesten nicht daz dein verzer,
! Wilt du behalten guot und er!
! An pheiffern und an chlainet,
5040
! Sam es die lere mainet,
! Zerung umb die ritterschaft,
! Wiss, die ist vil erhaft!
! Sunderleich lass dich herparmen
! Über deinen freunt vil armen!
5045
! Pauw nicht heuser durch den tod,
! Dich zwingi dann die starke not!
! Won gmachetz haus, geschribens buoch,
! Beschlaffens weib, versnitten tuoch,
! Dar zuo hefen alter plunder
5050
! So wolfeil sind, es ist ein wunder.
! Triefends tach man bessern mag:
! Schädli wäger dann ein schad.
! Erber gwand und nicht ze reich,
! Wiss, daz ist gar lobeleich,
5055
! Ist es sauber, nicht beschissen,
! Wol vernait noch so zerrissen
! Und daz gewönleich sei der zeit;
! Neuwer sitt die narren reit.
! Hüenren gschrai und gensen gsanch
5060
! Hörr vil gern! Des gwinst du danch.
! Dein hund daz sei ein rüd vil guot,
! Der dir daz dein beschirm mit huot!
! Cost ist guot umb kinder ler;
! Mit haimsteur auch daz dein verzer!
5065
! Tailst den armen mit dein hab,
! Daz volgt dîr nach bis in dein grab.
! Doch besich in deinem sin,
! Daz dir vil grösser sei der gwin
! Dann die zerung alle tag!
5070
! Won ein geschicht dir chomen mag,
! Die dir zucht in einem zeisen
! Deinen gwin von langen zeiten.
! Wie man aver gwinnen schol,
! Bewaren sich vor schaden wol,
5075
! Daz sag ich dir vil recht her aus:
! Bis du herr in deinem haus!
! Wiss, und trait dein weib die pruoch,
! Sei wîrt dein hagel und dein fluoch
! Wider got und sein gepott!
5080
! Hier zuo wîrst der leuten spott.
! Dar umb so sitz ir auf dem nak
! Und halt sei sam den fuchs im sak!
! Schaff, daz sei behalt vil eben,
! Was îr in die hend wirt geben!
5085
! Schaff auch mit îr so ze stett,
! Daz sei küchi, tisch und pett
! Schon berait und sauber halt,
! Wol sei pei dir werden alt!
! Haiss sei fürben, nän und spinnen,
5090
! Melchen, säugen, wilt du gwinnen!
! Lass sei selten müessig gen!
! Daz selbig scholt du auch versten
! Von deinen tochtren so ze hant;
! Und ist es inen underchant,
5095
! So tracht, daz sei es lernin schier
! Tag und nacht für ander vier!
! Won was dein weib dir kunnen schol,
! Daz füegt eim andern auch vil wol.
! Deim sun emphilh daz stäbli nicht,
5100
! Sam der lieb sant Bernhart spricht!
! Ler in drat nach deiner macht
! Hantwerch oder chauffmanschaft
! Und die gschrift vor allen dingen,
! Wilt du in ze selden pringen!
5105
! Mag er pei dir nicht werden teur,
! So schik in aus! Daz ist sein steur.
! Hast du knecht in deiner huot,
! Vertrag îr keinem übermuot!
! Getrauw dem gleichsner auch nit wol!
5110
! Merk, ein diener wesen schol
! Ghorsam, gtreuw, beleipleich,
! Cheusch und gdultig, nit gar reich,
! Sinnig, endleich ane chlagen!
! So schol er auch ein herren haben,
5115
! Der erber sei und geb genuog
! (Doch grober speis: daz ist sein fuog)
! Und der im seinen lon mit macht
! Nichtzen vorhab über nacht.
! Dar umb bezal und mach seu vol
5120
! Und tracht, daz seus verdienen wol!
! Und wilt du haben sicher gwin,
! So ste vil fruo auf sampt mit in
! Und sich auch selber zuo dem vich,
! Wilt du nit teichen hintersich!
5125
! Waisst nicht auch, daz ich da waiss?
! Dein selbers aug daz vich macht faiss.
! Pist aber faul in deiner sach,
! Dein gsind im schaffet auch gemach
! Und gedeicht, daz wirser ist,
5130
! In bös gedench ze kurtzer frist.
! So du dich von dem hause trabest,
! Bedench, waz du ze schaffen habest!
! Kümst du wider in dein haus,
! Besich, was dîr sei gnumen draus!
5135
! Und hat sich nicht gemert dein chorn,
! So wiss: du hast den tag verlorn!
! Sein dein nachgepauren guot,
! Des fröwe dich in deinem muot!
! Tuo in dienst nach deiner macht,
5140
! So bstet dein haus in langer kraft!
! Wilt du wein und korn verkauffen,
! So scholt zuo in des ersten lauffen
! Und geben bass dann andern leuten!
! Dar zuo wil ich dir beteuten:
5145
! Gib auch deinen veinten hin
! Ze dem teursten: daz ist gwin!
! Und pist gerochen an daz pluot,
! Daz ist ein rach vor allen guot.
! Wilt verkauffen huoben tail
5150
! Oder kauffen, ist es vail,
! So hüet dich vor eim gmainen man,
! Der reicher ist und mer kan
! Oder nicht gar erber sei,
! Wilt du wesen sorgen frei!
5155
! Doch so sag ich dir besunder:
! Besser ist dir, zleiden hunger
! Dann zferchauffen deineu hab.
! Dennoch besser ist nach sag,
! Ein tail des erbes geben dar
5160
! Dann dem wuochrer setzen gar.
! Leich nicht gern, du sechst dann, wem!
! Entlehn ungerner vil von dem!
! Won wer sich leihens trösten wil,
! Der jo verdirbt mit schanden vil.
5165
! Hie pei macht du sehen wol,
! Wie gern man widergelten schol.
! Dar umb, wilt du der witzen phlegen,
! So tuo dein gschäft pei gsuntem leben,
! Daz du daz schuldig mügest schaffen
5170
! Deinen gültern vor den phaffen,
! Deinen dienern auch gedanchen,
! Des vergessent oft die kranchen!
! Lass dim weib, daz sei schol haben!
! Dar zuo scholt îr freuntleich sagen,
5175
! Ob got gepütte über dich,
! Daz sei mit eren halte sich
! Und daz sie durch der kinder wegen,
! Durch andacht und umb besser leben
! Geruoch zbeleiben an ein chan,
5180
! Müg sei mannes wesen an.
! Doch schol du sie des nicht zwingen
! Mit sweren, gelt noch andern dingen;
! won besser ist ein wîrt mit recht
! Dem weib dann herr oder knecht.
5185
! Hilf auch bas und gar geswind
! Der tochter und dem chlainen kind
! Der tochter und dem chlainen chind
! Dann den gesuntten starken knaben,
! Die sich selber mugent betragen!
! Ze lesten rat den sünen dein,
5190
! Ob seu kauffleut wellent sein,
! Daz seu sich taillin unter in!
! So stellends dester bas nach gwin.
! Schüllens wesen hantwerchgsellen,
! So lass seu tuon nach irem wellen!
5195
! Trachtend seu nach müessig gen,
! So haiss seu pei ein ander sten
! Ungetailt! Daz ist in guot;
! Won iedes haubt daz wil seinn huot,
! Ieleich haus daz wil sein feur.
5200
| Nicht mer so sag ich dîr ze steur."
| Do nu der ler ein end ward,
| Fritzo der sprach an der vart:
| "Nu dar, herr Perchtolt, hörst du das?
| Wilt es tuon und dannoht bas,
5205
| Das sag uns auf die treuwe dein:
| So gib ich dir die tochter mein!"
! Triefnass andacht die was gross
! Gen seines lieben Mätzleins schoss
! Und tett recht sam fuchs Rainhart,
5210
! Der umb die faissen hennen warb,
! Und verhiess pei seinem aid,
! Ze allen dingen sein berait,
! Die ein fromer, weiser knecht
! Laisten scholt und tuon von recht.
5215
| Da mit so wurden so behent
| Zwo der besten hin gesent
| In die küchi aus dem rat
| Umb die praut. Die eilten drat
| Und kament ze den selben stunden
5220
| An die stat, da seu sei funden,
| Und sprachent: "Wiss, wir schüllen han
| Daz pettenprot: du hast einn man."
| Des was fro Mätzli sunder fro.
| "Wer ist der danne?" sprach seu do.
5225
| "Daz ist, trun, Pertschi Triefnas,
| Der dein selten ie vergass!"
| Was Mätzel vor hin fro gewesen,
! Von fröden mocht sei kaum genesen.
! In ammacht viel sei ieso nider;
5230
! Des hulffend îr die andern wider
! Und machten sei vil schön da her
! Mit salben von capponer smer,
! Mit pürsten und auf machen,
! Sam sitt ist ze den sachen.
5235
| Da mit so fuorten seis da hin.
| Des sprach fro Mätzel so zuo in:
| "Ich waiss nicht, wie ich gparen schol."
! Die ein die sagt: "Ich ler dichs wol.
! So man dîr hevet also an:
5240
! «Wilt du Pertschin ze dem man?»
! So scholt du dich des ersten weren
! Enwench: daz stet dir wol ze eren."
| Do seu nu zuo den andern chamen,
| "Hört in gottes namen! Amen,"
5245
| Sprach Ochsenchropf. "Hie schol geschehen
| Ein ee; des scholt es mir verjehen:
| Sag an, Perchtolt, pei deinr trüw
| (Got woll, daz es dich nicht gerüw!),
| Wilt du Mätzen zuo der ee?"
5250
| Bertschin dem was also we
| Von fröden in dem hertzen gschehen,
| Do er sei hiet komen sehen
| (Dar zuo was er ungewon
| Ze einer sach also getan),
5255
| Daz im die härel giengen zperg.
| Wie chaum bestuond er auf der erd
| Und mocht recht gesprechen: "Ja!"
| Dar umb so was sein antwurt: "Gra!"
| Des ward do nicht geachtet so.
5260
| Zuo Mätzen chert er sich aldo
| Und sprach: "Nu sag auch, Mätzel, an:
| Wilt du Pertschin ze dem man?"
| Mätz gedacht îr an daz lerren
| Und ward sich heven an ze werren:
5265
| Mit füessen und mit elnpogen
| Schluog sei umb so wol gezogen,
| Daz der frawen wol auf vier
| Vielend nider also schier.
| Do sprach Fritzo an der vart:
5270
| "Tochter, scham dich nicht so hart
| Und nim du Bertschin zuo der ee!"
| Sei swaig; er fraget aver me.
| Do sprach sei: "Sta, gevelt es dir."
| Also ward mit paider gir
5275
| Die ee ieso geschaffen
| An schuoler und an phaffen.
| Des nam so Pertschi fürher do
| Ein fingerli geworcht also:
| Es was von plei und überzint,
5280
| Mit einem stain, sam ich es vind,
| Der hiess ein sapheir von glas;
| Dar umb von hartz ein gsmeltze was,
| Mit naswasser durch laseurt;
| Dar zuo was es auch gesteurt
5285
| Mit zwain perlen von den augen
| Aus dem visch: daz schült es glauben.
| Er stiess îrs ieso an die hand.
| Secht, do huob sich söleich schand,
| Den preutgon an ze lauffen,
5290
| Im har und part aus rauffen,
| Also daz er an der vart
| Mit enander glatzocht ward!
| Bertschi waint, die andern sungen
| Und für die tür her aus drungen;
5295
| Seu schreuwent vast und dannocht me:
| "Pertschi Mätzen hat zuor ee
| Genomen heut vil fruo, fruo, fruo:
| Da schlach gelük und haile zuo!"
| Die mär die chament so zehant
5300
| Gen Glaris und in Sweitzerland,
| Gen Appentzell, ins Lauental
| Und auf daz Marchvelt überal,
| Ins Prettengö und auf die Alben,
| Auf die Scherr und allenthalben.
5305
| Man luod die nachgepauren
| Dar zuo, die vil sauren,
| Aus dem dorff von Nissingen,
| Von Seurrenstorff und Rützingen.
| Der machten sich vil schiere dar
5310
| Mit grossem gschrai ein michel schar
| Mit iren dorffmätzen.
| Die schült es alle schätzen
| Nach dem, und seu auch sein genant.
| Hört, seu sein mir all bechant!
5315
| Von Nissingen was Galgenswanch,
| Ein fromer über seinen danch,
| Dar zuo Gerwig Schinddennak
| Mit seinem gsellen Scheubinsak,
| Dietreich von dem gatter
5320
| Und Gugginsnest, sein gfatter,
| Storchenpain und Arnolt,
| Harnstain und Chriembolt
| Und sust vil junger drappen,
| Die man da zalt für chnappen.
5325
| Der diernen was ein michel tail:
| Die erst hiess Chützeldarm die gail,
| Die ander Gredul Ungemäss,
| Die dritte Ändel Pfefferräss,
| Die reudig Wasserschepferin
5330
| Und die schön fro Gnepferin.
| Von Seurrenstorff îr chamen vier:
| Daz was der Palstersach der zier,
| Teufelsgaden, Schabenloch
| Und der grindig Guggoch.
5335
| Der tochtren, trun, der warent zwo:
| Daz was fro Lena Vallinsstro
| Und Sophia, îr gespil.
| Der andern der was nicht gar vil
| Dann von Rützingen ein gsell
5340
| (Den hiess man Jächel Reuschindhell)
| Und sein pruoder Varindwand
| Mit einer tochter, Hüdel gnant.
| Sust so mocht ich nicht herkennen
| Von andern landen noch genennen
5345
| Dann einen, der hiess Popphart,
| Von Appenzell ein fiess von art.
| Seu chament her geritten
| Auff eseln und auch schlitten
| Ieder mit seim wambesch guot,
5350
| Zwain roten hosen und eim huot,
| Mit iren praiten swingen
| Und auch mit andern dingen.
| Etleich chament gangen
| Mit iren hültzin stangen.
5355
| Die mätzel warent all bechlait
| Mit weissen chitteln schon berait
| (Îr schäppel hieten pluomen glantz),
| Îr schüehel nebent den lüchern gantz.
| Seu zogten her mit îr vermacht
5360
| An der selben sampstags nacht
| In daz dorff ze Lappenhausen
| Mit iren sümbern in dem sausen.
| Dem nicht enward des hauses gmach,
| Der nam den himel für sein tach
5365
| Und die strasse für daz gfider.
| Secht, die vegtens auf und nider
| Mit wüeten all die langen nacht,
| Daz niemant vor in gschlaffen macht
| Auf dem häw noch in dem stro!
5370
| Dis tribens bis ann tag also.
| Seu liessend keinen kertzen tragen;
| Des cham der preutgom do ze schaden,
| Der seinn esel hiet geschunden
| Für die kuo ze denen stunden
5375
| Und hiet daz flaisch ze küchi pracht.
| Des wär joch dannocht nie gedacht,
| Hiet er zuo dem andern tag
| Den esel funden an der stat,
| Da er die haut do ligen sach
5380
| Zuo seinem grossen ungemach.
| Do nu die nacht sich so vergieng
| Und der liechte tag an vieng,
| Gunterfai sein bek derschal
| Ze Lappenhausen über al.
5385
| Ieder man sich macht her für
| Für des jungen Pertschis tür;
| Die frawen und die mägettein
| Machten sich zuor praut hin ein.
| Da mit so laut man zuo der mess.
5390
| "Daz ich des pesten nicht vergess",
| Sprach do Pertschi Triefnas,
| Sprach do Pertschi Triefnas,
| "Ich han nicht phenning (daz ist daz)
| Ze opfern, sam ich pilleich schol."
| Do sprachent seu: "Dem tuon wîr wol;
5395
| Haiss dirs an einn rabasch sneiden,
| Wilt du nicht die schande leiden!"
| Also giengen seu da mit
| Ze chirchen do: das was der sitt.
! Die jungen man die giengen vor,
5400
! Die alten nach durch alleu tor.
| Die jungen frawen giengen nach,
| Die alten vorhin gar ze gach.
! Do nu die mess ein end genam,
! Der pharrer huob ze sagen an:
5405
! "Hört, îr frauwen und îr knecht!
! Wisst, es ist der kirchen recht,
! Daz einr ein chan im nemen schol
! Offenleich (so tuot er wol),
! Nicht so haimleich, ane pfaffen!
5410
! Dar zuo ist mit uns geschaffen,
! Daz wir chündin überlaut
! Von dem preutgom und der praut
! Und vor allem volk dar zuo
! In der kirchen spat und fruo,
5415
! Ob iemant wär und wesen scholt,
! Der da wider sprechen wolt.
! Dar umb gepeut ich pei dem pan:
! Wer der ist, der bwären chan,
! Daz die ee nicht redleich sei,
5420
! Der sag es ze der vart hie pei!"
| Des chroch ein altes weib her für
| An einem stab; sei sprach: "Ich spür,
| Daz Pertschi mit des tiefels rat
| Sein treuw an mir geprochen hat.
5425
| Es ist ein jar und nicht vil me,
| Daz er mir schlechtz verhiess die ee."
! Des wurdens älleu lachent do
! Und gen dem pharrer sprechent so:
! "Wisst, die e was gschaffen
5430
! Vor münchen und vor phaffen!
! Dar umb so nem im ieder gsell
! Ein frauwen, do er gernest well!"
| Umb die red, die da geschach
| Von dem weib, die in an sprach,
5435
| Ward hertailt ze Lappenhausen,
| Daz sei scholt ein bruoche lausen
| Und, gesäch sei noch so wol,
| Sam ein eweib gsehen schol,
| Daz sei möcht derkennen
5440
| Die läus und dar zuo prennen
| Und liess die knöpfe stille sten,
| Daz sei schölt für sei alle gen
| Und bewären iren dant,
| Wolt sei Pertschin han zehant.
5445
| Des zoch der preutgon ab sein pruoch
| Und sprach: "Nu se hin, hüerr, nu suoch!
| Und prennst du mir des fadens knöpf,
| Ich reiss dir aus die grawen zöph."
| Was schol man lengren dises lesen?
5450
| Sei liess die peisser all genesen
| Und graffelt an hin mit der hant
| Und, wo sei einen strike vand,
| Der hiet sein leben da verlorn;
| Des lachtens all von rechtem zorn.
5455
| Den pheiffer hiess man schlahen auf
| Und draten hin gen Pertschis haus.
| Do sei nu komen zuo der tür,
| Die praut man setzet schon hin für;
| Der preutgon zuo îr nider sas,
5460
| Sam do des dorffes sitte was.
| Des kam do Fritz und sprach also:
| "Euwer eren bin ich fro.
| Ungelük daz hause scheuch!
| Dar zuo wil ich geben euch
5465
| Siben hennen und ein hann
| Ze haimsteur: da gedenket an!
| Dar zuo gib ich euch gestrak
| Einn chotzen und ein strosak
| Und auch einen kittel frisch.
5470
| Da mit ist sei werait ze tisch
| Und auch ze pett nach unserm recht.
| Pist du dann ein söleich knecht,
| Der leinlachen gerne hab,
| So haiss sei spinnen nacht und tag!
5475
| Engelmar der kam ze stund
| Und schancht im einen hausehund;
| Er sprach: "Got bhüet euch paide
| Und auch der hund vor laide!"
| Ochsenchroph der kam hin nach
5480
| Mit einer katzen, die hiess Vach,
| Und sprach: "Daz habt zuo andrer huot!
| Es ist euch für die meuse guot."
| Cholman drang do für die gmain
| Mit einem kitz, daz was vil chlain,
5485
| Und sprach: "Daz send ich euch ze haus:
| Da wirt ein gaiss mit hürnern aus."
| Jächels treuw was nicht verlorn;
| Er pracht ein kälbel erst geporn
| Und sprach: "Daz ghört auch wol dar zuo:
5490
| Es mag geraten zeiner kuo."
| Do hiess einer Öttel Kriech;
| Der truog ein äntten, die was siech,
| Und schre: "Nu se hin, junger man!
| Ich wolt sie selber fressen han."
5495
| Ein ander, der hiess Blasindäschen,
| Ward do greiffend in die täschen.
| "Die phenning nimpt man gerner,"
| Sprach er, "se den Perner!"
| Straub der hiet des glaiches vil
5500
| Und gab dem preutgom ze dem zil
| Stendelwürtzen, chranichper
| Und sprach: "Daz pringt man über mer.
| Es wirt dir zuo den nöten guot,
| Wiss, so man daz dinge tuot!"
5505
| Fro Laichdenman was gemüetes frei
| Und schancht der praut der nadeln drei,
| Einn wierten und zwo spindlen,
| Einn feurzeug und zwo windlen;
| Sei sprach: "Nu müessist gwinnen
5510
| Mit nägen und auch spinnen!"
| Do gab fro Elsbet Follipruoch
| Der praut ein hänfin ermeltuoch
| Und sprach: "Daz ist ein gnämeu steur;
| Won der hanff ist heur ze teur."
5515
| Snatereina raicht îr dar
| Einen haspel ruossig gar,
| Einen sekel, hentschuoch zwen,
| Die warend schimlich sam îr zen.
| Dannocht ward des dringens vil:
5520
| Einer gab einn pesmenstil,
| Der ander her einn hafen truog,
| Der dritt der bott einn essichchruog,
| Der fünft einn korb, der sechst ein sib,
| Der sibend gab ein überlid
5525
| Ze einem saltzvas (daz was guot),
| Der ächt verschenchet einen huot:
| Den hiet er dreissich jar getragen;
| Dennocht mocht ern kaum verclagen.
| Noch so gab man ane zal
5530
| Schüsslen, täller, kertzestal,
| Gablen, rechen, löffel vil.
| Wisst, daz ich euchs kürtzen wil!
| Die weil scholt man getantzet haben:
| Do mochten sei die füess nicht tragen
5535
| Von hungers not; dar umb vil schier
| Machten sich hin auf îr vier,
| Die ze tische dienen wolten,
| Und sprachent, daz seu haben scholten
| Die ersten suppen nach îr gwon.
5540
| Daz was also schier getan.
! Ze fressen ward dem einn so not,
! Daz er vil nahent sich ze tod
! Verprüeget hiet in seinem schlund.
! Auf so sprang er do zestund
5545
! Und schluog die schüssel mit der faust,
! Daz die supp her aussher taust
! Mit sampt dem prot bis auf die erd;
! Ieder sprach: "E ich verderb
! Als gar vor hunger, e wil ich
5550
! Es lesen aus dem kat in mich.
! Und wär es joch noch bass beschissen,
! Dennoch pleibt sein nicht ein bissen.
! Trun, daz gschach! es was in gsmak.
! Dar nach ieder nam einn sak
5555
! Und strauwt in nider in daz gras.
! Secht, wie schön îr tischtuoch was!
! Man wuosch es ainest in dem jar
! Ze dem minsten: daz ist war.
! Chöpf und gleser waren krüeg
5560
! Ze hefen auf gar ungefüeg.
! Saltz und wädel wärind pracht,
! Hieten seu dar an gedacht.
! Messern und durchsnitten
! Der ward da gar vermitten.
5565
! Gerstin laib und häbrin prot
! Truogens her: des was in not;
! Ruggins ward auch dar gelait.
! Also was der tisch berait.
! Daz gaben auch ein ende nam.
5570
! Da mit so huob sich frauw und man
! Hin zum tisch sam säw zum nuosch:
! Kainer do sein hende wuosch
! Dann fro Els und Farindkuo.
! Den was gewesen znot hin zuo,
5575
! Daz seu von eillen also drat
! Warend gvallen in daz kat.
! Die muosten do des wassers haben:
! Daz ward in ieso dar getragen.
! Farindkuo für Elsen sprang
5580
! (Mich duncht, im wär die weil ze lang)
! Und hiess im ieso wasser geben.
! Daz goss der diener im vil eben
! Von höhend auf die ermel sein,
! Nicht ins pek enmit hin ein.
5585
! Daz haubet er auf reket,
! Die pain auch drichtz er streket.
! Îr bek daz was ein sib vil wit;
! Daz kauffet man zuor hohzit.
! Junchfra Elsen des verdross
5590
! Und lieff auch zuo hin, da man goss.
! Îr ermel wurden gnetzet;
! Niemant seis dergetzet
! Mit einer zwähel, die man scholt,
! So einr die hende zwahen wolt,
5595
! Zwüschen gwand und pek enmitten
! Gestreket han nach hofes sitten.
! So warent auch der diener negel
! Lang und spitzig sam die kegel.
! Also gtorst îr kainr dar gsmechen,
5600
! Îr daumen auf daz beki streken
! Zemen gfüegt, daz sib auch heben;
! Dar umb so muost mans nider legen.
! Farindkuo der hiet kain tuoch
! Ze trüknen; dar umb er die pruoch
5605
! Zuo seiner zwähel do gewan:
! Die was vil weit und auf getan.
! Er lieff da her mit schalle
! Und satzt sich über alle.
! Fro Els îr hend so lange twuog,
5610
! Bis man daz ander gricht her truog.
! Woi, wie schier sei daz dersach,
! Es tet îr laid und ungemach!
! Sei hiet kain pruoch; so wolts auch nicht
! Das hembd mit wüschen tuon enwicht;
5615
! Es was îr zlanch und ane frucht,
! Die hend ze winden an dem luft,
! Und kam gelauffen also nass.
! Wie schier sei auf dem ars gesass!
! Die füesse warent ir nicht chrumb:
5620
! Chrüeg und tischtuoch stiess sei umb.
! "So, sau, so, sau, so, du, so?"
! Sprach her Ochsenchroph aldo;
! "Wiss, dein schimph mîr nicht behagt,
! Wan er uns in dem magen schadt!"
5625
! Und hietin seu getrunken bass,
! Es wär ze stössen komen das.
! Also ward es nider gelait
! Und der tisch hin wider brait.
! Els die hiess ir do her tragen
5630
! Daz erst gericht: sei wolt es haben.
! Des was einr îr diener gar
! Und pracht in blossen henden dar
! Öpfel, pieren, nuss und chäs;
! Er was gehaissen Spiegelmäs.
5635
! Den chäs den legt er für sei do
! Also gantz; des was sei fro
! Und frass in gar mit sampt den rinden:
! Was scholt sei an im fürbas schinden?
! Die nusse paiss er mit dem zan,
5640
! Daz im daz pluot hin nach da ran.
! Die öpfel huob der selbig man
! Pei dem stil zbeschnaiden an
! Und die pieren pei dem haubt.
! Er ist ein gpaur, der an in glaubt.
5645
! Dar nach gugt er in den chruog
! Und sach, dar inn sei mosts nicht gnuog.
! Des nam er do ein schenchfas swär
! Und schütletz, ob dar in ichtz wär.
! Do swantzt der most: daz gfiel im wol.
5650
! Er goss inn kruog und macht in vol:
! Und also vol (verstet mich, wie!),
! Daz er über und über gie.
! Daz was doch alles nicht ze vil
! Nach dem, und ich euch sagen wil:
5655
! Sei wolt den wirt nit schenden
! Und fasst den chruog peinn henden;
! Mund und nas stiess sei dar in:
! Also wol smakt îr der win.
! Die weil sie drinn ein rüfli vand,
5660
! Daz zuchtz her aus mit blosser hand
! Und drank so treuleich und so fast,
! Bis daz îr des atens gprast.
! Wie schiere sei des wider kam,
! Secht, do huob sei aber an,
5665
! Ze schilen auf da hin und her
! Nicht anders sam ein wilder per.
! Daz haubet liess sei sinchen
! Und tranch, daz von dem trinken
! Die augen îr vergiengen,
5670
! Die oren nider hiengen.
! Dannocht was der feuchti mer:
! Dar nach so wand sei sich vil ser
! Und naigt îr haubt mit sampt dem chruog
! Hintersich; daz was îr fuog.
5675
! Den ruggen laint sei an den paum
! Und schre da her sam aus dem traum:
! "We mîr, we! Es ist gestigen,
! Der chruog ist truchen und dersigen.
! Schench nür in und trag da her
5680
! Daz ander gricht, des ich beger!"
! Spiegelmais der saumpts nit lanch
! Und goss îr ein daz öpfelgtrank,
! Vollen chruog nach seinem sin,
! Und macht sich nach dem essen hin.
5685
! Er pracht daz gpraten von dem esel:
! Daz daucht sei sein ein willprät edel.
! Sei zucht einn laib her an îr prust
! Und snaid da durch recht sam umb sust,
! Alweg dar, nur pei der mitten.
5690
! Secht, daz wurdent erber snitten!
! Die legt sei an einn hauffen stoltz
! Ze samen sam ein peig mit holtz.
! Niemant wolt irs messer zuchen:
! Daz flaische prach man îr ze stuken.
5695
! Daz was îr allessampt gemain;
! Sei schland daz gpröt und nuog die pain.
! Sei nuog und zerret also fast,
! Daz îr ein zan im drüssel prast.
! Wes scholten do die hund geniessen?
5700
! Des nagens ward seu auch verdriessen;
! Also tet îr einr einn sprung
! Und zucht daz pain ir aus dem mund.
! Doch so ass sei an und an,
! Bis sei zuo den andern cham.
5705
! Die hieten auch irn schimph getriben,
! Untz daz in nichtznicht was beliben;
! Des schreuwens greuleich: "Pring uns me!
! Wir ässin gerner vil dann e".
! Hiet fro Els gedrunken wol,
5710
! Îr kainer der mocht werden vol.
! Hie mit do was daz chraut berait
! Mit spek und greuben überlait.
! Daz truog man her und visch da mit.
! Hofleich was der diener sitt:
5715
! Die schüsslen hieltens an dem pauch,
! Die finger laitens auch dar auf,
! Ein tail dar ein, verzettents halb
! Und wurfens für recht, sam eim kalb
! Man gäb daz gras in einem stal
5720
! In die chripp und überal.
! Des danchten in die herren do;
! Des faissen chrautes warens fro.
! Lastersak hiet gross begîr:
! Er sach dar ein recht sam ein stîr.
5725
! Des hiess er im ein löffel geben;
! Die andern sprachend: "Und uns eben!"
! Des gwunnen etleich löffel do,
! Etleich nicht; die taten so:
! Seu machtend ire hend ze kellen
5730
! Und assend zierleich sam die gsellen.
! Secht, do huob sich söleich müe
! Umb daz chraut und in der prüe,
! Daz daz eillen und daz jagen
! Gsacht es nie pei ewern tagen!
5735
! Man hiet in einer schüssel gsehen
! Hend und löffel mer dann zehen
! Mit enander varen her
! Durch daz chraut recht sam die sper.
! Nach den greuben was in gach:
5740
! Den fuorens mit den ruodern nach.
! Des cham der Twerg ze einer stund
! Und warff des speckes in den mund
! So eben, secht, daz im sein part
! Mit enander smaltzich wart!
5745
! Graf Purkhart tet in allen schaden:
! Er hiet ein hand mit kraut geladen
! Und fuor do her zuo seinem mund.
! Got den ruoft er an ze stund,
! Daz er behielt daz wetter genäm,
5750
! Bis daz das fuoder ein chäm.
! Wie schier sich Chnotz an im do rach
! Und rumpelt, daz der löffel prach!
! Des fuor er her mit paiden henden
! In daz chraut zuo allen enden;
5755
! Er fasst der speis ein gauffen vol.
! "Nu witter übel oder wol,"
! Sprach er zuo der selben stund,
! "Du muost her in in meinen schlund."
! Geri huob die schüsslen auf
5760
! Und drank ein starken trunch dar aus;
! Sei sprach: "Got geb, es müesst derstinken!
! Habt irs frass, so wil ichs trinken."
! Und satzt sei wider nider so,
! Daz des übrigen aldo
5765
! Ein michel tail aus sprützet.
! We, wie sei do kützet!
! Des warend do die andern hie
! Und sauftens auf (ich wais nit wie),
! Daz das tischtuoch also truken
5770
! Belaib da pei von irem supfen.
! Aber was des andern was,
! Es wär joch laub oder gras,
! Prosem, rinden oder pain,
! Daz liessens ligen all gemain.
5775
! Etleich sassen auch gepogen
! Über die schüsseln gar gezogen,
! Daz die vart dest churtzer wär;
! Won die pürdin warent swär.
! Seu hieten auch ein andern sin:
5780
! Ob in ichtz emphiel da hin
! Von dem löffel und dem drüssel,
! Daz daz wider käm ind schüssel;
! Won die mäulr in warend weit
! Und offen gar ze aller zeit.
5785
! Dar umb so taten seu auch daz:
! Wan in die finger wurdent nass,
! So derswangen seu die hend
! Übers chraut vil gar behend.
! Daz überig wüschten seu vil drat
5790
! An die stifel und die wat.
! Daz muostens tuon umb die geschicht:
! Daz hanttuoch hietens vor in nicht.
! Des fuorens her ein ander vart:
! Der ward dann lenger nicht gespart.
5795
! Dar zuo in auch ains geviel:
! Wan dem esser ichtz emphiel
! Auf die erden ab dem tisch,
! Es wär gekauwen oder frisch,
! Daz scholt man wider auf heben
5800
! Und es hin für seu alleu legen,
! Es wär dann, daz es gtroffen wär
! Auf daz gwand im an gevär.
! Daz mocht er bhalten ane zol,
! Gevielen im die spängli wol.
5805
! Also gieng es in dem saus,
! In dem smatzgen und dem jaus,
! Bis die schüsslen wurden wan
! Und sam die gwäschnen schon getan.
! Hungers was in doch entliben.
5810
! Hiettens vor von not geswigen,
! Secht, des ward do ieder schreigen:
! "Ich sirt dirs weib mit sampt der gsweigen,
! Trifnas, pringst du uns nit schier
! Wein und mett und dar zuo pier;
5815
! Da mit verleust du unser huld."
! Daz was do niemant anders schuld
! Dann deren, die da dienten
! Und in die fresser gienten
! Mit den augen gar von verren
5820
! Oder vil ze nach den herren;
! Îr kainer eben sehen wolt,
! Waz der tische haben scholt.
! Des hiet der preutgom do wol acht
! Und wolt derzaigen auch sein macht;
5825
! Er nam den einen pei dem part
! Und rauft in, daz er schreient wart.
! Des chament her die andern drei
! Und nament Pertschi auch da pei
! Und stiessend in, daz er gelag.
5830
! Die pruoch die zugens im do ab;
! Seu gussen im des wassers her
! In den ars und auch enzwer;
! Pei den painen namends in
! Und possten seinen hintern hin
5835
! An einn paum, daz es derknal.
! Der stössen tatens ane zal.
! Die andern fräwten sich der gschicht
! Und hiettens für die pest gericht.
! Des kam er wider auf die pain
5840
! Und sprach: "Es wisst wol all gemain,
! Daz ich mich nicht enkond erweren:
! Drei sein alweg eines herren."
! Also ward nicht mer dar aus.
! Aller most, der in dem haus
5845
! Mocht gesein, den truogens dar:
! Den verschancht man ieso gar.
! Do trunchens her und suffend,
! Daz in die augen truffend.
! Pentza Trinkavil der trank
5850
! Über aller gesellen danch
! Den ersten chruog untz an den dritten
! Und den dritten bis enmitten.
! Secht, do ward er cheichent,
! Den swaiss ans tischtuoch streichent!
5855
! Er lait sich auf den tisch gezogen
! Mit henden und auch elnpogen;
! Da mit so hiet ers überwunden.
! Des tranch auch ze den selben stunden
! Junchfraw Feina aus eim chruog
5860
! Also sorfent und so gfuog,
! Daz sei da der huost an kam.
! Daz überig durch den puosem ran;
! Dem lekt sei mit der zungen nach:
! Umb die seuri was îr gach.
5865
! Die andern trunken also fast,
! Daz oft îr eim der gürttel prast,
! Das doch den weisen nicht geschach:
! Die gurten sich des ersten gmach
! Und drunkend da pei fürsich an,
5870
! Bis in der gürtel rechte cham.
! Dar nach so gieng es an die visch,
! Die da warent auf dem tisch.
! Seu wolt der Straub chredentzet haben;
! Des sach er do ein söleichs jagen
5875
! Auf dem täller und ein streben,-
! Das chosten liess er unterwegen
! Und graiff hin an zuo einem stük:
! Das was daz gröst zuo seim gelük.
! Wie schier daz was verswunden so!
5880
! Wer scholt ze disen stunden do
! Des andern gpaiten legen für?
! Es was nicht zeit, sam ich es spür.
! Die diener hietten gsnitten
! Die visch für seu enmitten:
5885
! Do mochten seu gepaiten nicht:
! Also süess was in daz gricht.
! Reuschindhell der tet ein duch
! Hin an nach einem haubetstuk:
! Das was vil schleimig, guot umb in;
5890
! Des gedacht er in dem sin:
! "Chiflest du daz haubt, so pist,
! Sich, gar versaumpt ze diser frist!
! Last dus dann, so hast chain glüst
! Und pist her chomen sam umb süst."
5895
! Des zoch ers dreistund durch den mund
! Und lait es wider ze der stund
! Fürsich dannocht also gantz
! Und cham ze einer bessern schantz.
! Ein mittelstüch derwüscht er do;
5900
! Daz was vil drat verschlunden so.
! Die weil der snelle Varindwand
! Daz haubtstüch zucht mit seiner hand.
! Er wand, es gfiel seim pruoder nicht;
! Wie schier ers hiet hin ein verschlicht!
5905
! Des chond er doch vil wench geniessen:
! Die grät im seinen hals ab stiessen.
! Dar zuo sprach do Galgenswanch:
! "Zarter got, hab imer danch!"
! Also fuor do Farindwand
5910
! Da hin gen Schläuraffen land
! Mit seiner sel: daz was îr fuog;
! Den leib man in den Neker truog.
! Was scholt den gsellen schaden das?
! Mich dunkt, seu ässind nür dest bas;
5915
! Won die gnuog in essen wellen,
! Die hüetin sich vor vil gesellen!
! Der aber vechten wil mit hail,
! Der hab der freunt ein michel tail!
! Dar an gedacht auch Uotz vom hag;
5920
! Er wolt eim fresser legen ab
! Und sprach: "Her Guggoch ist ein man,
! Der selber lieder tichten chan
! Von Dietreichen dem Perner;
! Den hörtten wir vil gerner,
5925
! Dann daz wir also sässin,
! Die toten fisch da ässin."
! Des daucht sich Guggoch do gemait;
! Er huob sein tädinch an und sait:
! "Es sassen held in einem sal,
5930
! Die assen wunder über al"
! Et cetera bis an ein end.
! Die weil die loser warend bhend
! Und assen auf die vische gar,
! E sein der singer ward gewar.
5935
! Do nu daz lied ein end gewan,
! Guggoch der wolt heben an,
! Ze essen nach seinr zuoversicht:
! Des sach er umb - do vand er nicht.
! Des jukket er sich in dem grind;
5940
! Er schre vil laut: "Ich pins ein kind
! Und du, Uotz, ein rechter wicht;
! Daz prüeft man wol ze diser gschicht."
! Was er vor mit singen fro,
! Des traurt er so mit wainen do.
5945
! Daz was der andern aller schimph.
! Triefnas sach den ungelimph
! An essen und an trinken.
! Daz haubet ward im sinken;
! Die zerung bswäret in vil ser
5950
! Und gedacht im an die ler:
! Chlaineu hochzeit schol er haben,
! Der sich hüeten wil vor schaden.
! Dar umb so was sein fröd zerstört.
! Des hiet er ärtznei auch gehört
5955
! Und gie da hin vil maisterleich.
! "Hört, îr herren arm und reich,"
! Ruofft er ze der selben stund,
! "Daz essen ist euch nicht gar gsunt!
! So tuot euch auch daz trinchen we:
5960
! Dar umb stet auf und esst nit me!"
! Des sneutzt her Chnotz sein nasen gross
! Durch sein hende also bloss
! Und warfs dem preutgom unterd augen.
! "Nu lek du das, so wil ichs glauben!"
5965
! Sprach er zuo dem Pertschin do.
! Des waren so die andern fro
! Und sprachen zuo dem preutgom:
! "Uns dunkt, du redist aus dem trom.
! Trag her würst mit sampt dem bachen,
5970
! Wellist du uns gsunde machen,
! Oder wir gend wider häm
! Und essen, sam uns ist gezäm!
! Wilt du uns derhungern hie,
! Du pist ein chnecht, du weist nit wie.
5975
! Ein rechter artzet daz gelaubt:
! Auf vollem pauch stet fröleichs haubt."
! Des sprach so Arnolt sunderbar:
! "Dein red wär guot und gäntzleich war,
! Tätist sei auf meinem tisch.
5980
! Gib uns etwas auf die visch!"
! Pertschi sprach: "Es ist gesorten
! Umb und umb ze allen orten."
! Er fullt ein schalen von der nuss
! Mit most: daz was sein erleich guss.
5985
! "Kochunsauber trag den wein,"
! Sprach er zuo den knechten sein,
! "Und sprich, daz er vier aiger prat!
! Verderben daz wil haben rat."
! Sich, daz was so schier getan!
5990
! Die weil die herren huobend an
! Ze schreigen: "Trag uns her den wein!
! Die vische wellent gswemmet sein."
! Des hieten seu do keinen danch;
! Piermost und daz öpfelgtranch
5995
! Und daz schlechenwasser gar
! Waren vor vergeben dar.
! Doch pracht man in einn eimer vol
! Der sauren milch: die trunkens wol.
! Rüefli ze der selben stund
6000
! Satzt den eimer an den mund
! Und chert sich gen der wand von in:
! Daz stuond im wol nach seinem sin.
! Er tranch im ein so lengi vart,
! Daz es die praut verdriessen ward
6005
! Und huob in an ze straffen;
! Sei sprach: "Du pist enschlaffen
! In dem vas nach meinem dunken
! Oder in der milch dertrunken."
! Des ward do Rüefel lachen.
6010
! Was hiet die milch ze schaffen?
! Sei fuor im in daz hirn hin auf
! Und ran im zuo der nasen aus
! Wider in den chübel so.
! Er pot den andern ztrinken do:
6015
! Der chübel der gie umb und umb.
! Lärenchopf der macht es chrumb,
! Der im nicht gnuog der milche vand,
! Und warff den chübel an die wand.
! Da mit die aiger warent brait
6020
! Und für die gsellen all gelait.
! Erst do was das zeit do chomen,
! Daz man da chrepfen scholt ze fromen.
! Des ward auch, trauwen, nicht vermitten;
! Seu taten nach irm alten sitten
6025
! Und drungen nach den aigern her
! (Nicht anders sam die wilden per)
! Mit henden und mit füessen;
! Des chond in niemant gpüessen.
! Der erst der was der peste,
6030
! Der ergest und der leste.
! Chrimbolten dem ward ein ai,
! Scheubinsak gewan îr zwai,
! Chnotz und Troll die hieten gfangen
! Daz vierd: des was der tail dergangen.
6035
! Graff Purkhart mit dem überpän
! Sprach: "Der schimph ist uns nit gnäm,
! Mir und meinen gsellen hie.
! Die pösten tailer daz sind die,
! Die einen lassend trunchen werden
6040
! Und den andern durstes sterben."
! Da mit graiff er hin gestrak
! Und zucht ein ai dem Scheubinsak
! So vestechleich und ungetan,
! Daz im daz waich durch dhende ran.
6045
! Die finger stiess er in den mund
! Und schlekets ab: daz was im gsund.
! Do sprach Jänsel: "Gib mir auch!"
! "Sweig!" sprach dirr, "du pist ein gauch."
! Die negel lang an seinem taumen
6050
! Hulfend im, daz ai ze raumen.
! Scheubinsak daz ander hielt.
! Wie schier ers von einander spielt
! Und fuor her mit einr grossen snitten
! Durch und durch daz ai enmitten!
6055
! Des muost das totter rinnen hin
! Mit sampt dem clar an allen gwin,
! Wan es die katzen bgriffend,
! Îr zungen da mit schliffend.
! "Es ist verclait," sprach do der man;
6060
! "Dem daz glük nicht guotes gan,
! Der muoss verliesen über nacht
! Künges hord und kaisers macht."
! Des nam do Chrimbolt eben war
! Und fasst daz ai so gantz und gar;
6065
! Er warff es ieso in den mund
! Und schlikt es ein in einer stund.
! Des wär er gstorben an der zeit:
! Do was im der schlund so weit,
! Daz das ai im durch den kragen
6070
! Gäntzleich fuor bis in den magen;
! Des sprach er: "Hie, wie guot, wie guot!
! Nu ist mein tail vor euch behuot."
! Chnotz und Trol die waren gsellen:
! Niemant gtorst sich gen in stellen;
6075
! Des trosten seu sich sunder wol,
! Dar zuo so warens sinnen vol.
! Daz ai seu vassten baid geleich
! Und tatens auf vil rüewenchleich.
! Seu assen hofeleichen gar;
6080
! Die snitten stiessens gmächleich dar
! Und natzten seu enwench da vor:
! Daz wurffens in des mundes tor.
! Die snitten schlunden seu nicht gar,
! Daz überig stiessens wider dar
6085
! Und fuoren zgleicher weis sam vor
! Umb hin ze des schlundes tor.
! Ieder daz so lange traib,
! Daz auf dem tisch kain brot belaib.
! Die andern all die sahent zuo
6090
! Recht sam die wolf gen ainer kuo.
! Dennocht was des ais ein tail:
! Daz hieltens vast; es was nicht vail.
! Nach zwain laiben was in we:
! Do vand man in dem haus nit me.
6095
! Was scholten do die armen haben?
! Trun, daz kan ich euch nit sagen.
! Des schulten seu den wirte do;
! Daz ai den dienern gabens so,
! Daz seu dar an gedächtin
6100
! Und in ze trinken prächtin.
! Do mochtens nicht der milch gehaben;
! Des muost man in des wassers tragen.
! Erst schanktens her mit eren:
! Die wirtschaft ward sich meren,
6105
! Won der turst seu stätes sart,
! Secht, bis an die selben vart!
! Man gab ins ungemessen dar:
! Daz macht seu vol und laides bar.
! Also huob do ieder man
6110
! Ze singen und ze sagen an
! Und, was der herr hiet an gehaben,
! Es wär von singen oder sagen,
! Daz chond der chnecht mit züchten störren.
! Niemant wolt den andern hörren,
6115
! Ieder wolt verhöret sein
! Und schre: "Vernempt die rede mein!"
! So lange wert der unfuog,
! Bis daz man in daz leste truog;
! Daz warent kerssen, weinper,
6120
! Feigen, kriechen und nicht mer.
! Hieten sei daz erst gericht
! Sauberleichen auf gezücht,
! Daz leste ward zuo der geschicht
! Vil mächticleichen gar verschlicht.
6125
! Doch so tet die praut îr recht
! Und frass nicht schlindent sam die knecht;
! Sei baiss ab einer kerssen mer
! Dann siben stund: daz was ein er.
! Do sach Pertschi Triefnas,
6130
! Daz kain saltz vor inen was;
! Des pracht er in den geren vol
! Und sprach: "Daz ghört zuon kriechen wol."
! In den selben stunden
! Ein flo die was gesprungen
6135
! Fro Hüdeln zwüschen ireu pain
! Und paiss sei, daz sei dar zuo grain.
! Des wolt sei sich do puken,
! Die floh ze tot ertruken.
! Secht, do ward îrd haut ze kurtz,
6140
! Îr gschach nicht recht - sei liess einn furtz!
! Der schanden wolt sei sich dergetzen
! Und ward sich mit den füessen kretzen
! Dar umb, daz man scholt glaubet han,
! Die füesse hietens alz getan.
6145
! Des was Henritze îr ze chluog
! Und sprach: "Daz ist nicht enes fuog.
! Ich sing dir eins vil wol geticht:
! Cretzen gleicht sich fertzen nicht."
! Hüdeln tet der spot vil we
6150
! Und liess einn grossen furtz sam e
! Und dar nach drei: der waren vier.
! Sei schre hin ze dem schreiber schier:
! "Set hin, îr vercleiter knecht!
! Clinglent aver die icht recht?"
6155
! Da mit so was der schreiber bzalt.
! Graf Purkhart doch des gsmaks engalt,
! Oder leicht sein ai was faul:
! Die speis die schluog im zuo dem maul;
! Des muost er speiben ze der vart
6160
! Auf den tisch durch seinen part.
! Do hiet der alt her Gumpost
! Getrunchen wasser, milch und most,
! Daz sich der pauch ward plägend ser,
! Wüetend, plodrent sam daz mer.
6165
! Die vische wurden swimmend
! Und in so harte grimmend,
! Daz er von dem tisch muost sten;
! Er sprach: "Ich wil gen smeissen gen.
! Ich chüm her wider; paitend hie!"
6170
! Die andern auf (ich waiss nicht wie)
! Und leuffen all dem Gumpost nach:
! Ze saichen was in also gach.
! Dennocht plaib fro Laichdenman:
! Sei hiet es untersich getan
6175
! In daz phait; daz ward îr nass,
! Won sei des swams da haim vergass.
! Des macht sei sich doch auf die pain
! Und wolt nicht sitzen da allain.
! Do nu die herren chament wider,
6180
! Sei hieten sich gesetzet nider:
! Do was daz tischtuoch auf gehaben;
! Daz konden seu do nie verclagen.
! Wärens gsessen an den segen,
! Wenn wolten seu han danke geben?
6185
! Die diener wuoschend do îr hend;
! Da mit so nam der tisch ein end.
! Secht, do was nu tantzens zeit
| In der wisen, die was weit!
| "Gunterfai," sich huob ein gschrai,
6190
| "Nim hin ein ai und pheiff uns zwai!"
| Der spilman was des weines vol:
! Des emphand er an im wol.
! Doch gedacht er in dem sin:
! "Ob ich joch nu gar trunken pin,
6195
! So sein seu, trauwen, auch nicht lär.
! Dar umb ist es mir nicht swär,
! Ze pfeiffen hin ein narrenvart;
! Won seu verstend es auch einn sart."
| Da mit und er sein bek derschal,
6200
| Daz es jo in dem perg derhal.
| Ofenstek do fürher sprang
| Und nam fro Jützen an die hand.
| Er tantzt da hin, sei vegt im nach,
| Die andern auf und an vil gach.
6205
| Daz gzöder michel ward und lang.
! Ieder sunderleichen sprang
! Auf und nider in dem traum
! Sam die äpfel von dem paum.
! Gunterfai der schluog und schluog
6210
! So lange weil und ane fuog:
| Des was do Ofenstek ze faiss
| Und hiet geswantzt, daz im der swaiss
| Durch seinen diken schoppen ran;
| Des ward er auch so müed, der man,
6215
| Daz er nicht fürbas mocht gesten;
| Des muost er ab dem tantze gen.
| Er legt sich in daz gras und sprach:
| "Gott geb im alles ungemach,
| Der dich pfeiffen gleret ie!
6220
| So we ist mir geschehen hie."
| Schabenloch den haber truog;
| Den liess er sten und was so chluog,
| Daz er die ersten bgraiff aldo
| Und spranch vil höch mit îr hin jo.
6225
| Do was der rek ze mager gar,
| Die pruoch ze weit: des ward er gwar
| Dar nach, und sei im was gevallen
| Für die chnie vor inen allen.
| Des muost er strauchen in daz gras,
6230
| Jütz auf in, sam billeich was,
| Chuontz auf Jützen, Els hin nach:
| Ze vallen was in also gach.
| In den sachen es geschach,
| Daz Els den iren spiegel brach.
6235
| Ein stuk daz gieng îr in die haut.
| Daz tet îr we; sei schre vil laut:
| "Hör auf, faiger Gunterfai,
| Won mein spiegel ist enzwai!"
| Der spilman gswaig, der Gumpost schre:
6240
| "Got geb im laid und alles we,
| Der an dem spiegel schuldig sei!"
| Hie verstuond man vil wol pei,
| Wer den spiegel kauffet hiet
| Und wen er mit dem fluoch erriet.
6245
| Des lachet man: es was nicht zeit,
| Daz sich derheben scholt ein streit.
| Des ward nu von dem tantz gelassen;
| Die man von müedi nider sassen,
! Die frawen stuonden: daz was wol;
6250
! Won tantzens werdens niemer vol.
| Sei hieten für die knaben gsungen,
| Stain geworffen und gesprungen:
| Do was es in nicht gar gewon;
| Dar umb so liessen seu dar von.
6255
| Was scholt man in dann ztrinken tragen?
| Die chrüeg die warend all zerschlagen.
| Also kam daz ander gschrai:
| "Pheiff auf, lieber Gunterfai!"
| Des antwurt er: "Ich mag nicht me:
6260
| Wisst, mir tuot der schedel we!"
| "Daz ist mir laid; nu hab es dir!"
| Sprach do Pertschi mit begir.
| "So schüllen wir eins singen,
| Ze ring umb älleu springen."
6265
| Der rede warend sei vil fro.
| Des huob do Pertschi an also:
! "Da-as schaffet alz die minn - die minn,
! Da-as schaffet alz die minn - die minn,
! Daz wir leben ane si-inn,
6270
! Daz wir leben ane-e-e sinn.
! Daz schaffet alz der wein - der wein, etc.
! Daz wir müessen fröleich sein, etc.
! Daz schaffet alz daz gold - daz gold, etc.
! Daz niemand ist dem andern holt, etc.
6275
! Daz schaffet alz daz phand,- daz phand, etc.
! Daz man porget so ze hand, etc.
! Daz schaffet alz daz spil - daz spil, etc.
! Daz ich nit mag behalten vil, etc. "
| Et cetera. Daz ward so lang,
6280
| Daz ieder auf ze lesten sprang
| Mit einem fuoss: dar umbe daz,
| Daz er geruowen mocht dest bas
| An dem andern, so er glag
| An tretten sam ein fauler mag.
6285
| Söleich gnepfen und ein hoppen,
| Hupfen, lupfen und ein zoppen
| Hiet sich an dem ring derhaben:
| Îr gsacht es nie pei ewern tagen.
| Des gie dem singer dar nach ab;
6290
| Er sprach: "Nu we mir heut den tag!
| Daz ich nicht kan des liedes me,
| Daz tuot mir in der versen we."
| Die andern warend tantzens vol;
| Ieder sprach: "So tuotz mir wol."
6295
| Seu vielent nider in daz gras
| Und ruowten da: das fuogt in bas.
| Des nam do Galgenswanch ein ai
| Und sprang her gen dem Gunterfai;
| Er sprach: "Se hin und mach ein guotz!
6300
| Ich pin nicht eines chranchen muotz."
| Do nu der pfeiffer hiet sein lon,
| Er schluog dar an; es dönet schon.
| Galgenswank fro Schürenprand
| Nam pei îr sneweissen hand
6305
| Und spranch da hin mit seinem gsellen
| Röschleich gar an alles stellen.
| Er feget umb und umb und umb,
| Daz seu vil schiere wärind tumb
| Worden von der selben gschicht.
6310
| Do was der pheiffer nach dersticht
| Von dem staub, der in in kam
| Und letzet so den guoten man,
| Daz er muost lassen von dem gail.
| Daz cham den andern auch ze hail,
6315
| Den von trümelen swindlent wart
| Und vielent nider an der vart.
| Daz tet dem vorspringer zorn;
| Er schre: "Ich han ein ai verlorn
| An dem chotzenspilman;
6320
| Des müess er heut den hoger han,
| Dar zuo geb im got den rampf!
| Daz schol er han von mir ze danch."
| Warens vor im gras gelegen,
| Erst do muostens schlaffens phlegen.
6325
| Doch so snarchelt Uotz so ser
| Und stanch so saur durch frawen er,
| Daz in daz gnaftzgen gar vergieng.
| Da mit der schreiber ane vieng
| Und sprach: "Stet auf! Wir müessen springen.
6330
| Ich chan ein hübschs: daz wil ich singen."
| Seiner red der warens fro;
| Da mit huob er an also:
| "Wem schol ichs geben
| Ze fröden seinem leben? -
6335
| Was ist das?
| Sagt uns, herre, was?" -
| "Es ist fro Gredel Erenfluoch. Wem füegt sei bas?" -
| "Es ist fro Gredel Erenfluoch. Wem füegt sei bas?" -
| "Anders niempt dann mir;
6340
| Sei ist meins hertzen gir." -
| "Jächel Gumpost, seists ein gsell, so hab sie dir!" -
| "Jächel Gumpost, seists ein gsell, so hab sei dir!" -
| "Nu müess mirs got gesegen!
! Wie schon wil ich ir phlegen!" -
6345
! "Wem schol ichs geben
! Ze fröuden seinem leben? -
! Waz ist daz? -
! Sagt uns, herre, was?" -
! "Es ist die schön fro Gnepferin. Wem füegt sei bas?" -
6350
! "Es ist die schön fro Gnepferin. Wem füegt sei bas?" -
! "Anders niempt dann mir;
! Sei ist meins hertzen gir." -
! "Rüefli Lechspiss, pist ein gsell, so hab sei dir!" -
! "Nu müess mîrs got gesegen!
6355
! Wie schon wil ich îr pflegen!"
| Et cetera. So gie daz lied,
| Bis daz ieder seineu hiet,
| Die da warent an dem tantz.
| Da mit so was die fröde gantz.
6360
| "Do sprungen plüemlen durch den cle,
| Von liebe schaiden daz tuot we,"
| Sungen sei da in dem gras.
| Des cham do Pertschi Triefnas
| Und macht sich hin zuo Gunterfai;
6365
| Er sprach: "Pfeiff auf und nim daz ai!"
| Da mit her Colman cham, der alt,
| Und fro Perchta mit gewalt.
| "Se hin zwai (der ist vil me)
| Und pfeiff uns nach der alten ee
6370
| Eines!" sprachen seu zuo im.
| Pertschi hiet einn hohen sinn
| Und sprach: "So hab dir dreu von mîr
| Und pheiff mir nach meins hertzen gîr
| Nach dem neuwen sitten eins!
6375
| Der alten chan ich aller cheins."
| Der stoss was gross von inen paiden;
| Doch warts ze lesten also gschaiden,
| Daz Colman und fro Laichdenman
| Hofieren scholten vor hin an
6380
| Und der preutgom tantzen vor
| Mit der praut vil hoch enbor;
| Die Gnepferein und Grabinsgaden
| Scholten in den zagel haben.
| Secht, do huob sich erst ein swingen,
6385
| Ochsendringen, kelberspringen!
| Der spilman pfeiff, daz nie gestob,
| Nie gedont noch nie geflog.
| Do chnatens hin, do trattens her
| Nicht anders sam die wilden per.
6390
| We, wie höch seu sprungen,
| Îr armen auf swungen!
| Der ein der schre: "Hi ju, hi jo!"
| Der ander: "Jo, wie get es so!"
| Storkenpain der was vil jung
6395
| Und mass im selber einen sprung
| Also höch - in daucht, er flug.
| Des tet er wider einen zug
| Also geswind, daz er gesass
| Mit dem hintern in dem gras.
6400
| Die mätzli warent also rüeg
| Und sprungen her so gar gefüeg,
| Daz man in oft (ich waiss nicht wie)
| Hin auf gesach bis an die knie.
| Hilden haubtloch was ze weit;
6405
| Dar umb îr an der selben zeit
| Daz tüttel aus dem puosem sprang:
| Tantzens gir sei dar zuo twang.
| Hüdellein der ward so haiss,
| Daz sei den kittel vor auf raiss;
6410
| Des sach man îr die iren do
| Und macht vil mängeu hertzen fro;
| Seu schreuwen all: "Sei wil ein man:
| Sei hat ein maul und har dar an."
| Chnöpfeln, nestel prachent vil
6415
| Und (recht sam ich euchs kürtzen wil)
| Von dem gumpen und gedreng
| Ward der tantz so übrigs eng,
| Daz der preutgom wisst nicht, wo
| Er was und keren scholt aldo.
6420
| Er was gesteket in der mitt
| Sam in dem sne ein andrer schlitt.
| Was scholt daz do die gsellen btragen,
| Die der minn mit grifflen phlagen?
| Pertschi zuo dem trüller schre:
6425
| "Lass dar von und pfeiff nicht me!"
| Der spilman tet nach seinem sin:
| Da mit so was der tantz da hin.
| Do woltens gsessen sein da nider;
| Des schre her Troll hin wider:
6430
| "Die weil es in der hitze sei,
| Macht euch an den ring hie pei!
| Ich wil euch sunderleichen singen
| Eins, daz füeget wol ze springen."
| Der rede wurdens alle fro.
6435
| Da mit so huob er an also:
! "Es ass mein vatter Eberhart
! Und tranch mein öhein Rimpart,
! Es schlieff mein vetter Oll, her Oll, her Oll, her
! Oll, her Oll, her Oll, her Oll, her Oll, her Oll, her Oll,
6440
! Es schlie-ie-ief her Oll, Oll, Oll, Oll.
! Es sang mein sun, der Perchtold,
! Und sprang mein nef, her Hilpold,
! Es tantzt her Scholl-lo-lo-lo-loll-lo-lo-
! Lo-lo-lo-loll-lo-lo-lo-lo-lo-lo-lo-loll,
6445
! Es swantzt her Scho-o-o-o-o-o-oll."
| Et cetera. Er sang ie bas;
| Und do es an dem besten was,
| Do sat der tiefel äschen drein.
| Daz schuoff der laidig Eisengrein;
6450
| Der wolt in Greduln minn verprinnen
| Und sei des lassen werden innen
| Mit chratzlen haimleich in der hand.
| Daz stuond nicht wol, es was ein schand,
| Won die junchfraw an der vart
6455
| Von dem chretzen plüetend wart.
| Dar umb so cham der gpauren schimph
| Nach îr gewon ze ungelimph.
Netzgleicher (Weblinks)
ändere- Heinrich Wittenweiler „Der Ring“ (Zweiter Teil) (Bibliotheca Augustana)