Text:Michel Buck/Bagenga/Auf den Tod meines lieben siebenjährigen Töchterchens Hilda Antonia

[128]
Auf den Tod meines lieben siebenjährigen
Töchterchens Hilda Antonia.
† 19. Juni 1871.

Haischt[1] dia Kinderlusi?[2] Vola[3]
Freuda thant se Fäßla trola[4]
Dött vom grüana Beargle ra,
Und se rennet ouf und a

Ueber Blüamla blô und raut.
Doch im Busch dinn sitzt der Taud.
O, mei' Mägdle will em tauga,
Lôht mers nimma uß de Auga.

S brävscht von älle hôt er funda,
Eba leits am Beargle unta,
Von de Blüamla schiar verdeckt.
Hui, dô hôt er d Zänna bleckt[5]

[129] Und da Boscha[6] niederdruckt
Und sein Säagas[7] gegam zuckt
Und in d Seita stearble troffa,
Daß koi’ Grôta[8] maih zum Hoffa.

S Mägdle schreit und langt an d Seita,
Und der Taud thuat weiter schreita,
Sait: „was thuari länger dô?
S Mägdle kommt mer bald gnua nô!“
S hôt sei’ Sächle freile ghätt,
Und sie füahrats hoim ins Bett,
Und da Taud im junga Heaza
Walats[9] rum in seini Schmeaza.

Vater, Muater, Schwester heinet,[10]
Mittel, wo de beschte scheinet,
Schlaget älle nimme a’,
Und ma’ sieht bald, wo ma’ dra’
Mit em kranka Mägdle ischt.
Hilf, o lieber Jesu Chrischt,
Thuars in Gnada von seim baisa
Leida, Hearr, doch bald vertlaisa!

[130] Was üs aber schmeazt am meischta,
Ischt, daß s Mägdle üs will traischta,
Sait: „o heinet nimmamaih,
Denn as thuat jô miar nu' waih.“
Und as beatet still und fromm:
„Jesuskindle, hol mi, komm!“
Hairt ma’s beata, sieht ma’s ringa,
Möcht oim s Heaz im Leib verspringa.

Endle thuats gem Himmel ziela,
S sieht zwoi weißi Täubla spiela,
Tanza uffam grüana Zwei[11],
Und verzällt sei’ Phantasei:
S seah en Engel beinem stauh’,
Wöll mit ihm in Himmel gauh’,
Und dear thäar noh Bluama brocka
Zum a Kranz uff seini Locka.

Lächlat druff und ischt verschieda.
O dô leits so still im Frieda,
Wia a weißi Ilg[12] so rei’,
Und miar frôget: ka’s au sei’?
[131] Ischt des eusa heazigs Kind,
Wo grad eaba noh so gschwind
Uebers Beargle ra ischt gsprunga
Und so liable eaba gsunga?“

Und mer fanget ana klaga,
D Händ voar Jomer zäma schlaga,
Wäger, eusa Kind ischt taut,
S Räusle, wo so frisch und raut
Grad noh duftat hôt so süaß,
Leit verrupft voar eusri Füaß.
Schreia möcht i - gäbs koi’ Hoffa!
Hätt der Strôhl mi liabar troffa!

--- <references>

  1. Hörst.
  2. Kinderfreude.
  3. Voller.
  4. Rollen.
  5. Ein Gesicht geschnitten.
  6. Busch.
  7. Sense.
  8. Geraten, Aufkommen.
  9. Wälzt es sich.
  10. Weinen.
  11. Zweig.
  12. Lilie.