Noker vu Zwiifalda «Memento mori»

Dr Noker oder Noggerus isch e Mench vum Chloschter Einsidle gsii. Är isch anne 1065 in s Chloschter Hirsau chuu isch, wu dodmol vu dr cluniazensische Reformbewegig bregt gsii isch. Im Johr 1090 isch er Abt vum Chloschter Zwiifalda wore.

Um 1070 het er s «Memento mori» gschribe, di erscht dytsch Bueßpredig in Ryymform.

Edition ändere

Grundlag vum Text isch d Online-Uusgab vum «Memento mori» in dr Bibliotheca Augustana.

Text ändere

1
Nu denchent, wib unde man, war ir sulint werdan.
ir minnont tisa brodemi unde wanint iemer hie sin.
si ne dunchet iu nie so minnesam, eina churza wila sund ir si han:
ir ne lebint nie so gerno manegiu zit, ir muozent verwandelon disen lib.

2
Ta hina ist ein michel menegi; sie wandan iemer hie sin,
sie minnoton tisa wencheit, iz ist in hiuto vil leit.
si ne duhta sie nie so minnesam, si habent si ie doh verlazen:
ich ne weiz war sie sint gevarn; got muozze so alle bewarn!

3
Sie hugeton hie ze lebinne, sie gedahton hin ze varne
ze der ewigin mendi, da sie iemer solton sin.
wie luzel sie des gedahton, war sie ze iungest varn solton!
nu habint siu iz bevunden: sie warin gerno erwunden

4
Paradysum daz ist verro hinnan: tar chom vil selten dehein man,
taz er her wider wunde unde er uns taz mare brunge,
ald er iu daz gesageti, weles libes siu dort lebetin.
sulnd ir iemer da genesen, ir muozint iu selbo die boten wesen.

5
Tisiu werlt ist also getan: swer zuo ir beginnet van,
si machot iz imo alse wunderlieb, von ir chom ne mag er niet.
so begriffet er ero gnuoge, er habeti ir gerno mera,
taz tuot er unz an sin ende, so ne habit er hie noh tenne.

6
Ir wanint iemer hie lebin: ir muozt is ze iungest reda ergehen.
ir sulent all ersterben, ir ne mugent is niewit uber werden.
ter man einer stuntwilo zergat, also skiero so diu brawa zesamine geslat.
Tes wil ih mih vermezzen: so wirt sin skiero vergezzen.

7
got gescuof iuh allo, ir chomint von einimanne.
to gebot er iu ze demo lebinne mit minnon hie ze wesinne,
taz ir warint als ein man: taz hant ir ubergangen.
habetint ir anders niewit getan, ir muosint is iemer scaden han.

8
Toh ir chomint alle von einiman, ir bint iedoch geskeiden
mit manicvalten listen, mit michelen unchusten,
ter eino ist wise und vruot . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . tes wirt er verdamnot.
tes rehten bedarf ter armo man: tes mag er leidor niewit han,
er ne chouf iz also tiuro: tes varn se all ze hello.

10
Gedahtin siu denne, wie iz vert an dem ende!
so vert er hina dur not, so ist er iemer furder tot.
wanda er daz reht verchoufta, so vert er in die hella;
da muoz er iemer inne wesen: got selben hat er hin gegehen.

11
Ube ir alle einis rehtin lebitint, so wurdint ir alle geladet in
ze der ewigun mendin, da ir iemer soltint sin.
taz eina hant ir iu selben: von diu so ne mugen ir drin gen;
daz ander gebent ir dien armen: ir muozint iemer dervor sten.

12
Gesah in got taz er ie wart, ter da gedenchet an die langun vart,
der sih tar gewarnot, so got selbo gebot,
taz er gar ware, swa er sinen boten sahe!
taz sag ih in triwon: er chumit ie nohwennon.

13
nechein man ter ne ist so wise, ter sina vart wizze.
ter tot ter bezeichint ten tieb, iuer ne lat er hie niet.
er ist ein ebenare: necheiman ist so here,
er ne muoze ersterbin: tes ne mag imo der skaz ze guote werden.

14
Habit er sinin richtuom so geleit, daz er vert an arbeit:
ze den sconen herbergon vindit er den suozzin lon.
des er in dirro werlte niewit gelebita, so luzil riwit iz in da:
in dunchit da bezzir ein tac, tenne hier tusinc, teist war.

15
Swes er hie verleibet, taz wirt imo ubilo geteilit.
habit er iet hina gegebin, tes muoz er iemer furdir leben.
er tuo iz unz er wol mac; hie noh chumit der tac:
habit er is tenne niwit getan, so ne mag er iz nie gebuozan.

16
Ter man ter ist niwit wise, ter ist an einer verte
einin boum vindit er sconen, tar undir gat er ruin:
so truchit in der slaf ta, so vergizzit er dar er scolta;
als er denne uf springit, wie ser iz in denne riwit!

17
Ir bezeichint allo den man: ir muozint tur not hinnan.
ter boum bezechint tisa werlt: ir bint etewaz hie vertuelit.
diu vart diu dunchit iuh sorcsam, ir chomint dannan obinan:
tar muozint ir bewinden: taz sunder wol bevindin.

18
Ja du vil ubeler mundus, wie betriugist tu uns sus!
du habist uns gerichin, des sin wir allo besuichin.
wir ne verlazen dih ettelichiu zit, wir verliesen sele unde lib
also lango so wir hie lebin, got habit uns selbwala gegibin.

19
Trohtin, chunic here, nobis miserere!
tu muozist uns gebin ten sin tie churzun wila so wir hie sin,
daz wir die sela bewarin: wanda wir dur not hinnan sulen varn.
fro so muozint ir wesin iemer: daz machot all ein Noker.

Literatur ändere

  • K. Müllenhoff/W. Scherer: Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem VIII. - XII. Jahrhundert. Berlin 1892
  • R. Schützeichel: Das alemannische Memento mori. Tübingen 1962
  • F. Maurer: Die religiösen Dichtungen des XI. und XII. Jahrhunderts. Tübingen 1964-70

Weblink ändere

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