Text:Otto Sutermeister/Für d’Chinderstube/Kinderfreunde aus der Tierwelt
Kinderfreunde aus der Tierwelt.
Treue Freundschaft.
Es Chätzli und es Müüsli sind mitenand spaziere gange. Da chömed s’ zum ene höche Brüggli. Aber keis waget’s übere. ’s Chätzli seit: »Müüsli gang du vora!« »Nei«, seit ’s Müüsli, »Chätzli gang du vora!« Und’s Chätzli gaht. Aber, aber! es fallt abe, chunnt uf enen spitzige Stei und es git bigost es Loch i’s Büüchli.
Es schreit und rüeft dem Müüsli: »Bitti, gang gschwind zum Schuemacher und hol Draht zum ’s Büüchli zuebüeze.« ’S Müüsli springt weidli zum Schuemacher und seit: »Schuemacher, gimm mer Draht, daß mer chönd em Chätzli ’s Büüchli zuebüeze!« De Schuemacher seit: »Ja, wänn d’ mer Borste bringst.« Da gaht ’s Müüsli zum Säuli und seit: »Säuli, gimm mer Borste, daß i d’Borste cha dem Schuemacher bringe, daß er mer Draht git, daß mer chönd dem Chätzli ’s Büüchli zuebüeze«. ’S Säuli seit: »Ja, wänn d’ mer Milch bringst«. ’S Müüsli gaht weidli zum Chüeli und seit: »Chüeli, gimm mer Milch, daß i d’Milch cha dem Säuli bringe, daß mer ’s Säuli Borste git, daß i d’Borste cha dem Schuemacher bringe, daß mir de Schuemacher Draht git, daß i de Draht cha dem Chätzli bringe, daß mer chönd ’s Büüchli zuebüeze«. ’S Chüeli seit: »Ja, wänn d’ mer Gras bringst.« Da gaht ’s Müüsli zum Buur und seit: »Buur, gimm mer Gras, daß i ’s Gras cha dem Chüeli bringe, daß mer ’s Chüeli Milch git, daß i d’Milch cha dem Säuli bringe, daß mir ’s Säuli Borste git, daß i d’Borste cha dem Schuemacher bringe, daß mir der Schuemacher Draht git, daß i cha de Draht dem Chätzli bringe, daß mer chönd ’s Büüchli zuebüeze!« Da git em der Buur Gras. Da bringt’s ’s Gras dem Chüeli. Da git em ’s Chüeli Milch. Da bringt’s d’Milch dem Säuli. Da git em ’s Säuli Borste. Da bringt’s d’Borste dem Schuemacher. Da git em de Schuemacher Draht und da bringt’s de Draht dem Chätzli und da händ s’ chönne das Büüchli wieder zuebüeze und da sind s’ mitenand witers ggange.
Nach dem Volksmund im »Kindergärtlein« VIII (Zürich).
’S Bethli Gugguus.
Dem Bethli Gugguus
Sini Schäfli sind druus –
Macht nüt; lo si nume verschwinde.
Die finden elei
De Wäg wider hei
Und löhnd au d’ Schwänz nit dehinde.
’S Bethli Gugguus
Schloft y mit Verdruß
Und meint: Jetz ghör se si schreie.
Doch wo’s druf erwacht
Und d’ Äugli ufmacht,
Ist halt no keis Schof do – o heie!
Do nimmt denn mis Chind
De Hooggestock gschwind
Und suecht sini Schöfli, die schlimme,
Und findt si au grad ...
Doch lueg au, wie schad!
Jetz händ si d’ Schwänzli doch nümme.
Doch einist, was gscheht?
Do gwahret mi Beth
En Baum bim Spaziergang dur d’Matte;
Deert hange die Schwänz
Wie Jugedfest-Chränz
Und gähnd halt de prächtigist Schatte!
Doch’s Betheli seit:
»Das dunkt mi nit gfreut,«
Und höögglet die Schwänz vo den Este
Und treit si i’s Huus:
»Do, Schoof, läsed uus,
»’S kennt Jedes dänk synen am beste.«
O. Erismann (Aargau).
Vom Chätzli.
O mis Büseli,
Bist so grüseli,
Bist so tusigs nett;
Bist so artig und manierli,
Und dis Chöpfli ist so zierli,
Daß di eister streichle sett.
O du Chrügeli,
Alli Rügeli
Wottst zum Goope näh.
Laß säb Garn, laß’ unterwäge,
Oder wart, i tuene ’s säge,
Dänn tuet’s aber Wätter gäh.
Bist es Trüddeli
Und es Strüddeli,
Wie ’s kei fülers gitt.
Lueg die schöne rote Plätzli,
Nimm die Plätzli und die Fätzli,
Mach und goop, so vil daß d’ witt.
Gump, du Zäbbeli,
Gump, du Chräbbeli,
Goop und gump und spring;
So nes Häspeli mueß si drähe –
Aber wottst es Vögeli fähe,
Dänn, dänn bist es Lumpeding!
H. Rüegg (Zürich).
Ds Annebäbis Chatzli.
Da gschaiwet ds Annebäbi,
Wie’s trurig ds Chepfli hänkt
Und eister luegt a Bode
Und schmärzli nachedänkt!
Es syfzget alleeinist,
As tät em ds Härz so weh –
Es jaislet eister stercher
Und flänned meh und meh.
Wol mecht’s der Franzli treeste,
Verspricht em, was er cha.
Was nitzt ’s? Mys Annebäbi
Das nimmt kei Trost meh a.
Was isch em ächt begägnet,
Dem liäbe guete Härz?
Gahnt, holet doch e Dokter,
Sust stirbt das Chind vor Schmärz.
O fraget nit! –’s isch grusig –
Es gilt am liäbste Schatz;
Denn hit isch, ach! ihm gstorbe –
Sy jungi, scheeni Chatz!
Joseph Wipfli! (Uri).
De Guoni.
Was meinist, Spitz, de möchtist au?
Ja, gäll, du bist nüd dumm!
Wänn d’ amen Ort es Süppli gschmöckst,
Da tuest di hurtig um.
Wänn d’ nu es bitzli warte magst,
So chunnt ’s dänn au a dich.
Du bist en fule Pelz. Was meinst,
Wänn d’schaffe müescht wie ich?
I ha mi Docke umme treit,
Si hett suust fürchtig gschraue,
Und ’s Gwändli hann ere gwäsche alls,
De chasch es det na gschaue.
Ja, wämm mer so es Chindli hät,
Vergaht eim ’s Ummelige.
Jetz mueß i meine, was i heb,
Daß’ nu e chly tuet schwige.
Ja, das ist anders, Spitzi, mei,
So schaffe und so z’wärre,
Als wemm mer cha spaziere gah
Und umestah wie d’ Herre.
So ietz, schläck uus! Da häst no grad
Es Mümpfeli us der Täsche.
’S ist guet, daß d’ keini Chleidli bruuchst,
Sunst müeßt i s’ au na wäsche.
H. Rüegg, (Zürich).
Wo mer der Fritz, üse Chüngel, vergrabe hei.
Briegget, briegget, alli zäme,
Jedes, was es nume cha!
Üse liebe Fritz isch gstorbe,
Üse Fritzi, lueget da!
I däm Schindeldruckli inne
Sitzt er u het d’ Auge zue,
Wäger grad, wi wen ’r nume
So chly wett drglyche tue.
Aber nei, da a däm Beindli
Gseht dr, gseht dr da sys Bluet?
Ds Nachbuurs Maudi het ne bisse,
O! dä Maudi kennt me guet!
Mängisch het dä Schelm scho gluußet,
Isch sogar i ds Höfli cho,
Und dä Morge, ach dä Morge
Het ’r üse Fritzi gnoh!
Dert bim Brunne, dert bim Türli –
Ds Schuelhuus-Bäbi het’s grad gseh,
Won es isch ga Wasser reiche –
Chinder, dert isch d’ Mordtat gscheh!
’S het dr Mörder du vertribe
U dr Fritzi zuen is treit;
Weder gar nit lang isch ’s gange,
Het ’r sech zum Stärbe gleit.
Chinder, d’ Händ heit jitze zäme
U zieht Alli d’ Chappen ab!
Hie bim alte Tierli-Bäumli
Lege mir ne jitz i ds Grab:
»Lieb-Gott, nimm dr Fritz i Himel,
»Gib ihm Haber, gib ihm Chlee;
»Mach, daß mir o ufe chöme
»U dr Fritzi wider gseh!«
Gottfried Straßer (Bern).
Frösche-Hochzyt.
Es Fröschli ist im Wasser gsi,
Und i der Mühli ’s Müüseli.
De Frösch de will z’Visite goh,
Het Roß und Schild und Schwert mitgnoh.
Er sitzt zu Pferd gar höch und stolz,
Die Bottine glänze wie Ebeholz.
Er chunnt vor’s Mühli-Hexlis Huus,
»Sind Ihr deheime, Jumpfer Muus?«
D’ Muus chunnt; Si gseht ganz staubig uus.
»»I wär denn d’ Jumpfere vom Huus.
»»Hest öppen echli es Aug uf mi?««
»Ja, Jungfer Maus, ich liebe Sie!«
»»Und wer mues eus denn zäme geh?««
»Mir wänd de Pfarrer Ratzmuus neh.«
»»Zum Schmaus, was git’s für gueti Sache?««
»Drei Bohne, in es Pfund Anke bbache.«
Druf händ si gspise mitenand,
Frösch, Muus u Ratze-Predikant.
Doch goht’s nid lang, ist’s Büsi cho,
Het Jumpfer Muus bim Fäcke gnoh.
Ach Scheiden und Meiden und das tuet weh!
De Frösch schlüüft under’s Kanapee.
Das nützt ihm nüt; en Ent chunnt ine
Und schlückt ihn abe mitsannt de Bottine.
D’ Ratzmuus salviert si under’s Dach –
So schließt die Gschicht mit Weh und Ach.
O. Erismann (Aargau).
Frösch und Chreih.
Im See schwimmt es Fröschli, so feiß und so lieb!
Am Gstad stoht en Chreih. – paß uuf! ’s ist en Dieb!
»Chum as Land, chum as Land,« seit zum Fröschli de Chreih.
»»Chume nit, chume nit, du bickst mi i’s Bei.««
»Chum, chum, ufem Hübel ist Musik-Soaree,
»Deert darfst du denn tanzen im gäle Schilee,
»Im gäle Schilee und mit Borten am Chleid,«
»»Im gäle Schilee? Woll denn chum i bim Eid.««
»»Ade jetz, ade jetz, ihr Fischli im See,
»»I gohne go tanzen im gäle Schilee.««
»Paß uf,« säge d’ Fröschli, »blyb lieber im See«,
»»Ah bah«« seit de Frösch, »»händ nit Chumber, ade!««
De Frösch de lost nit, und de Frösch schwimmt a ’s Land.
De Chreih de chunnt z’schwimme und git em schön d’Hand;
»Gottwilche, Herr Frösch, se Gottwilchen am Gstad,«
»»Dank heigist««, seit’s Fröschli, »»dank heigist, Kamerad.««
»»Wo ist jetz ufem Hübel die Musik-Soaree?
»»Und wo cha me tanzen im gäle Schilee?««
»Do tanz!« seit de Chreih, und er nimmt ne bim Ohr,
Und schlückt e und frißt e mit Hut und mit Hoor.
O. Erismann (Aargau).
D’Brösmeli ufem Tisch.
Der Güggel het einisch zu sine Hüendlene gseit: »Chömed weidli i d’Stube ufe go Brotbrösmeli zämebicke ufem Tisch; Eusi Frau isch uusgange go ne Visite mache.« Do säge do d’Hüendli: »Nei, nei, mer chöme nit; weist, d’Frau balget ame mit is.« Do seit der Güggel: »Si weiß ja nüt dervo, chömed ihr nume; si git is doch au nie nüt Guets.« Do säge d’ Hüendli wider: »Nei nei, ’s isch uus und verbi, mer gönd nid ufe.« Aber der Güggel het ene kei Rueh glo, bis si endlig gange sind und ufe Tisch und do d’Brodbrösmeli zäme gläse hend in aller Strengi. Do chunnt justement d’Frau derzue und nimmt gschwind e Stäcke und steubt si abe und regiert gar grüseli mit ene. Und wo si do vorem Huus unde gsi sind, so säge do d’Hüendli zum Güggel: »Gse gse gse gse gse gse gsehst aber?« Do het der Güggel glachet und numme gseit: »Ha ha han i’s nit gwüßt?« Do hend si chönne goh.
Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz.
Vogelsprache
Hühnerweih:
Hiehar! Hiehar!
Hahn:
Tue d’ Hüendli y! – Las mer s’ la gah! – La si lo sy,
si sind jo my! – Uuf uuf! ’S ist jo Zyt, ha dir jo grüeft!
Mach mi nid höh!
Henne:
Gaggaggaggaggai, ’s Hüendli leit es Ei.
Gluckhenne:
Zrugg Zrugg! – Duck di duck, alli Stuck, under mi Ruck!
Meise:
Titi feil! Titi feil! – Zyt ist do, Mugge z’ foh! –
Spitz di Schar, spitz di Schar! – ’S gfrürt, ’s gfrürt!
Goldammer im Winter:
Me gitt is nüt!
Fink:
Wi wit? Wi wit? Nüd wit, nüd wit. – Heft heft heft, es ist Zit! –
Flink flink flink! Gschwind gschwind! – Bsinn di wohl,
bsinn di wohl! – Nüd deheim, wider hei!
Zaunkönig:
Hüeti di! Hüeti di! – Ume goh! Z’ regne cho!
Wachtel:
Bürste feil! – Tritt mi nit! – Schüüß mi nit! –
Gimm mer Brot, ’s het kei Not!
Schneevogel:
’S schnyt! ’s schnyt!
Bi, bi, by!
’S Marie gaht zum Hüenerhuus
Und lat sini Bibi uus:
Guete Tag, ihr Hüenli my!
Chömet weidli, bi, bi, by!
Lueget Bibi, lueget da,
Was ich i mim Schürzli ha!
Wegglibrod und Waizechern
Ässet mini Hüenli gern.
Weidli, Bibi, bi, bi, by!
Chömet Alli, Groß und Chly!
D’ Hüenli säget: mir sind da,
Gaggaggaggaggaggaggah!
Und de Güggel chräht im Tau:
Güggerügü! da bin ich au!
’S Chindli streut si Chernli hy:
Ässet artig, bi, bi, by!
Seh, Herr Güggel, ’s gaht nüd so
Laß de Chlinen au dervo!
Chömet, wänd zum Bächli gah,
Müend es Morgetrünkli ha.
Sorged Alli, Jung und Alt,
Daß mir Keis i’s Wasser fallt.
Und am Bächli, bi, bi, by,
Tunket s’ ihri Schnäbeli y.
Händ si Tröpfli trunke, druuf
Lueget s’ gschwind zum Himel uuf.
Säget s’ ächt für Spys und Trank
Ihrem Herrgott Lob und Dank?
’S Chindli seit: Jetz göhnd mir hei,
Jedes leit es Osterei.
Legget mir denn öppen au
Eis für ’s arme Nachbers Frau.
Nähmed i dänn ordli z’ Nacht
Vor dem tuusigs Fuchs in Acht;
Lönd ihn nüd zum Türli y:
Bhüet i Gott, ihr Hüenli my!
(Zürich.)
Wunder über Wunder.
’S ist einist e Bueb gsi und dä hed es Vogelnest gwüßt im ene hohle Baum innen und ist uegchletteret und hed’s wellen usnäh. Wil aber ’s Loch z’chly gsi ist, as daß er mit der Hand hätt chönnen ie länge – was tuet er? – Er bsinnt si nid lang und ist flingg mitem ganze Lyb i Baum iegchroglet und hed ’s Nest uusgnoh. Jez ist er im Baum innen und ’s Loch ist z’chly und er cha nimmen use. Was mache? – Er springt was d’gist was d’hest hei, holt en Achs, schlycht wider i Baum ie und haut von innen usen es Loch, son es großes, aß er mit sim ganze Lyb und mitem Vögelinest i der Hand wider hed chönnen useschlüüffe. Das ist en Arbeit gsi, jo das will i meine!
Egli (Luzern).
Ds Vogelnestli.
1
»Da han i se: Eis, zwöü u drü!«
Rüeft höch vom Baum der Ruedeli.
O zeig, was i der Hand de hest?
»Buechfinkli syn es, no im Nest.«
»Ja zapplet, schreiet ach u weh!
»O dihr ertrünnet mir nit meh,
»Ich will ech in e Chräze tue,
»U z’ frässe müeßt der ha bis gnue.
»So werdet dihr bald groß u schön
»U singet frohi Liedertön.
»Drum heit nit Angst, syt lieb u froh,
»So git’s es Zuckerbröchli no.«
U wien er mit nen abestygt,
Lue doch, was geng da umeflügt:
Es het kei Rueh, es suecht u schreit,
Daß ds Jammergschrei dür ds Herz eim geit.
Was hest o, Vögeli, was hest?
Ach d’ Mueter isch ’s, si suecht na’m Nest:
»Gib d’ Chind mer zruck, du hesch se gnoh,
»Süsch stürben i vor Chummer no.
»Was meinsch, wenn di e Räuberhand
»Wegfüehrti in es anders Land,
»Vo Mueter weg u Vatterarm?
»Du hültisch o, daß Gott erbarm!«
Der Chnab het still, lat ds Nestli sy
U d’ Mueter setzt si wider dry,
Zieht ihri Chinder groß u schön
U lehrt si singe frohi Tön.
U wenn der Früehlig neu erwacht
U Baum u Fäld voll Blueme lacht,
So singe d’ Vögeli zum Grueß
Ds schönst Liedli geng um ds Chnabe Huus.
Fr. Haller (Bern).
2
»Großmieterli, wottsch waidli ko!
Lueg, in der Haselstude do,
Vo Laub und Zwygli ganz verdeggt
E Vogelnestli z’ mitze steggt.
»Und Eili sind drin, gsiehsch si nit?
Ach läng mer ’s use, wenn de witt,
Mer kennte ’s in der Kratte näh,
I mecht ’s dehaim im Fritzli gä!« –
– »Nai, Meieli, mer wänd ’s lo stoh,
Die Alti wird bald wider ko;
Und fänd si nit ihr Nestli meh,
Dängg au, es wurd ihr windeweh.
»Si het e großi Mieh mit gha,
Me gsieht’s im Nestli wäger a,
Wie mengmol isch si gfloge nit,
Kunnt haim und bringt e Rysli mit.
»Und wo si vorher fir ihr Huus
Het gspionirt e Plätzli uus,
An dem ’s nit Jede finde ka,
Do foht si nohe z’ bauen a.
»Was sind die glaine Fießli gschiggt!
Und an de Hälmlene, wie zwiggt
Nit ’s Schnäbeli und biegt si do,
Und tuet si dert lo use stoh!
»Si baut und flechtet ohne Rast,
Vergißt im Yfer ’s Ässe fast,
Und ’s Nestli wachst, bis daß am End
Z’ ringsum erbaut sind alli Wänd.
»Und sowit fertig wär ’s jetz scho,
Doch ’s fehle d’ Kummligkaite no:
E Bettli, wo me laitsche ka
Und waichi Kissi nebena.
»Au do und dert am Nestli noch
Isch öppen in der Wand e Loch;
Verstopfe mueß me’s hintedry,
Sunst zieht der Durluft us und y.
»Und ’s Vegeli, es bsinnt si nit,
Het ’s au kei Geld zum Kaufe, ’s gitt
E große Heer, der schänggt im scho
So vil ’s nur bruucht, zu dem will’s goh.
»Es hängt e Fleggli an de Häg,
Es lyt e Roßhoor uffem Weg,
Es waiht e Fädemli im Wind –
Es fangt ’s und trait ’s in’s Nestli gschwind.
»’S Aint dohi kunnt und ’s Ander dert
In ’s Nestli yne, wo sy ’s ghert;
Und isch druff Alles, wie ’s soll sy,
Do sitzt ’s no selber z’ mitze dry.
»Und ’s isch em wohl im aigne Huus,
Es luegt mit nufern Auge druus,
Eb ’s regnet und eb ’s kuttet z’ Nacht,
Im Nestli nimmt ’s es nit in Acht.
»Am Nestli het ’s si gresti Fraid,
In’s Nestli het ’s au Eili glait;
Und schliefe Junge druus am End,
Im Nestli drin si d’ Haimet händ.
»Du gunn ihm d’ Fraid, mi Kind, und los:
Syg brav und flyßig, und bisch groß,
Will ’s Gott, sitz’sch au nemol e so
Vergniegt im aigne Nestli do!«
Th. Meyer-Merian (Basel).
Warnung.
Buebe, lömm mer d’Vögel flüüge,
Stiget nüd uf d’ Tannen ue!
Eurem Chlättre, eurem Luure
Glaubed ’s, schaut de Herrgett zue.
D’ Vögeli händ ’s grad wie d’ Mäntsche;
Känned Freud und känned Schmerz;
Wer es Vögeli cha betrüebe,
Hät au gwüß e böses Herz.
Isch es nüd so herrli z’lose
I der schöne Früehligszit,
Wenn ’s im Wald und wenn ’s im Dörfli
Us de Zwyge lustig chyt?
Pfyffet s’ nüd enand so liebli
Wenn ’s zum Morgesäge goht,
Bringed s’ nüd so gern de Chlyne
Uf de Tisch ihr tägli Brot?
Buebe, lömm mer d’ Vögel flüüge,
Nähmed mer kei Nestli uus;
Streuet doch im harte Winter
Lieber Brösmeli vor ’s Huus!
Konrad Meyer (Zürich).
De Chräbs und de Fuchs.
Es ist emol im Summer gsy
Und schöne warme Sunneschy,
Se goht es Chräbsli usem Bach
Und chräsmelet i’s Gras alsgmach
Und chrüücht am Pörtli her und hy
Und dänkt: Es chönnt nit schöner sy!
Und won er chrüücht so hin und her,
Chunnt usem Holz en Fuchs dether,
De lueget zue und lachet dänn
Und seit: Hoho, häst du es G’ränn!
Herr Chräbs, me möcht vom Luege scho
Eleigen ußer Atem cho!
Do seit der Chräbs: »Ja gäll, i cha’s?
I bin na gschwinder as en Has.
Was meinst mer wänd en Wettlauf mache?« –
»Warum nit gar, das wer zum Lache!«
Seit do de Fuchs – »wie wit söll’s gälte!
Vo Wisedange bis go Välte?« –
De Chräbs seit: »Nei, das wer mer z’ wit;
Wänn’s müeßt sy, sperzt’ i mi grad nit;
Nei, aber da die Wisen uus
Vo da bis det zum Schützehuus.«
»Nu mira,« seit de Fuchs, »und ’s Gwett?
Was gilt’s?« – »Ja wän i nu meh hett!« –
»Feuf Franke?« – »Nei, i setze zwee.« –
»Was, zwee blos?« – »He, se setz du meh.« –
»Nu also zwee.« – »Jä wart jetz na,«
So seit de Chräbs, »’s gaht nanig a,
I will der na en Vortel la,
Und wottsch de nid, so blyb i da.« –
»En Vortel? mir? vo dir? wie dumm,
Dä Chräbs dem Fuchs?« – »Ja ja, jetz chumm
Und stell di vor mi ane da,
Wott s’ Muul bi dine Füeße ha –
Bin hindere Füeße – chehr di um;
Lach nid, das ist din Vortel drum.«
»Me cha der ja din Wille la,«
Seit druuf der Fuchs und stellt si a,
Dem Chräbsli mitem Schwanz vor ’s Muul. –
Mis Chräbsli aber ist nid fuul
Und chluppet si am Schwanz im Schwick;
De ist se buslig und se dick,
De Fuchs gspürt ’s nid. – »Jetz Eis, Zwei, Drü,«
Se rüeft de Chräbs; »jetzt fürsi, hü!« –
Do faht de Fuchs a laufe, ränne,
As wänn em Päch im Ohr tet bränne;
Er schüüßt dur d’ Wise wien e Bräm,
Kei Ysebahn em nahechäm.
Er chunnt zum Zyl und chehrt si um
Und rüeft: »Wo ist er ietz, de Tumm?
Jetz han i da drei Stund lang Rueh.« ...
»Meinst?« seit der Chräbs do hinderem zue –
»I bi scho sidem Morge da,
De hest mi sölli warte la.
’S wer halt verspillt, gäll? Macht en Franke
Und hundert Santim – so, i danke.« –
De Fuchs mit ebig suurem Gsicht
Dem Chräbs das Sümmli fürericht’,
Nimmt dänn de Schwanz gschwind zwüschet d’ Bei
Und schlycht, fuchsrot vor Gschämi, hei.
A. Corrodi (Zürich).
Der Richterspruch.
Es händ emol zwo Chatze solle
I ’s Chrämers Tenn uf d’ Muusjagd gah;
Statt desse händ s’ es Chäsli gstole,
Und keini wott ’s der andere lah.
Do krieged s’ Strit. Zletst werdet s’ einig:
Der Aff mües ihre Richter sy,
De heb ja gwüß die gschydist Meinig –
Und jedi seit: »Es blybt deby!«
De Aff erschynt als wyse Richter;
Er hät e Waag i syner Hand.
Die Chatze mached ernsti Gsichter:
De Richter hät en schwere Stand.
Doch bruucht er da nüd lang z’studiere,
Gschwind macht er usem Chäs zwei Stuck,
Leit s’ denn uf d’Waag und möcht probiere,
Ob’s uf ’re Syte abetruck.
Zuerst gseht er rächts die Schale sinke,
Byßt drum vom Chäs en ordlis Stuck
Und leit, daß d’Waag uf höri z’hinke,
Das Übrig a sys Örtli zruck.
Doch s’Wääge wott em lang nüd glinge,
Bald fehlts no da, dänn wider deet;
Er frißt druf los bis zum Verspringe,
So daß mä fast kei Chäs meh gseht.
»Halt!« ghört män iez die Chatze schreie,
»Hör uuf! so chann’s nüd lenger gah!
Gern zfride sind ja beed Parteie,
Wänn d’ eus no witt säb Möckli lah!«
»So?« seit der Aff, »jetzt sind er zfride?
Ich aber,« meint er, »no nüd gar!
Ihr händ mi da als Richter bschide,
Mir ghört mys Löhnli, das ist chlar!«
Bi dene Worte frißt de Richter
Ganz gmüetli no de übrig Chäs.
Die Chatze mached langi Gsichter,
Das Urtel dunkt s’ au gar so räß. –
So gaht’s, wo wägen gringste Sache
Zwee Teil grad Stryt und Händel händ:
En dritte chunnt und packt mit Lache,
Was die denand nüd gunne wänd.
R. K. (Zürich).