Text:Otto Sutermeister/Für d’Chinderstube/Märchen, Erzählungen, Sprichwörter
Märchen, Erzählungen, Sprichwörter.
Va me Vögeli, das d’Wared seid.
Am e Morged früeh ist d’Müli im große Tobel uf eimal gstande. Der Müller – schi hei me der räich Jos gseid – steid uf ga luege, wa’s hebi. Wie er in d’Müli abchunnd, so gsiehd er ufem Wasserrad en großi Chiste ligge. Er ragled ouf und glangt d’Chiste abber. Wie er lueged, se liggend da drei prächtigi Chind, zwei Buebe und es Meidi. Jos hed’s fast die Gsicht gnun, denn d’s Haar ist von Gold gsin und d’Stirne hed recht glenzt von drei guldene Sterneli. »Mreie, stand weidli, weidli ouf und chum abber, aber bett zerst es »Vatter unser«! rüeft der Mann. Wie ds Weib abber chunnd und gsiehd, was der Mann funde hed, schlad sch’ d’Händ überem Chopf zsemme und gsegned schi. Weil sch’ Sach gnueg und keini eigeni Chind heind, werend sche schi eis, die chline Würemli z’bhalte für ihrni eigene und an e z’tuen, wa sch’ nu chönnend.
Van due an ist in der Müli es ganz anders Lebe gsin. Die Chind heind gedrüet, das me’s gred gsehn hed und Josch Sach ist oufgange wie Schoum. Wie die Buebe Zwänzgi gsi sind, hed Mühli-Jos gsinned, er müeß ne jez doch d’ Wared sege, und seid ne, da sch’ nid scheini di rechte Chind seiend, das er schi nu so und so funde hei. Wie die junge Löut das ghörd heind, se hein sch’ natöürli wisse welle, wer denn eigentli ine rechten Ätti und ine rechti Mamme sei. Alli Drei heind nid ghört müede und heind dem gueten alte Mann kei Rueb glan, bis er ne denn seid: »Sueched en alti Burg. Dört ist es Vögeli, das d’Wared seid, dört werded er’s inne, wanne her as er seid!« Am Morged drouf hed schi der jünger Brueder uf de Choli gsetzt und ist fortgritte ge sueche. Wuche- und Manet- weisch hed me in der stille Müli vergebes uf de Brueder gwarted; er hed nid zruck cho welle und das hed den arme Löute fast ds Herz abgstoße. Endli segen sch’ denn zsemme, der ander Suhn söll ge luege, ob er de Brueder nid eswa erfräge chönnti. Di Alte heind e gsegned und er hed schi in Gotts Namme uf de Broun gsetzt und ist au fortgritte. Herbst, Winter und Früehlig hed me albig uf die Bede gwarted, aber keintwedere ist hei chon. Da heind dick alli Drei zsemme grägget, des me d’ Hend drin hetti wäsche chönne und gwüß d’Steine schi hettend erbarme müeße. Amme Morged chunnd denn die Töchter und seid: »Ach lieben Ätti, – so heind sch’ alli Drei dem Müller gseid – der Gotts Wille ged mer doch de Schümmel, das i chan gan die Brüeder sueche, i han weder Tag noch Nacht kei Rueb meh.« Joos und Mreie heind die Töchter so gere ghan, wie ihrne Augesterne, es ist ne grad e Stich dür ds Herz ggange, alls Bitte und Bätte hed nöüd gnützt, ame Morged ist d’Schwester fort gsin. Si ist dür großi Felder und Wise gritte und chunnt denn in en große, douchle Wald. Da chunnd ere denn uf eimal es alts Weib entgeged und seid zur hübsche Jumpfere, schi wüß guet gnueg, wer sch’ suechi; ir Brüeder seiend au de gleiche Weg ggange, um das Vögeli z’sueche, wa d’Wared sägi. Afe tousig und tousig stolzi Ritter und Burgfräuli seiend de gleichi Weg ggange, um das Vögeli z’sueche, wa ouf eme prächtige Schloß nebed eme chline Seeli housi. Schi hei d’Löut jedesmal gwarnet; aber me hei uf es alts Weib nid gloset und drum, weil schi schi nid la warne heiend, so seien sch’ nume zruckchon. »Wen Er weld die arme verhexete Löüt errette und Eüs Werch vollbringe, so ganged äne Weg, lueged nie zruck, sus werder Er zume Stein; lad’s hinder I nu rüefe wie’s wil.« – Die Töchter seid: »Vergelt’s Gott z’ hundert tousig Male« und reit weiter. Bald drouf chunnd sch’ an en stotzege Berg. Schi muas absitze und ds Roß dahinne lan. E schmale Fuesweg geid zum Schloß. Hindere fad’s an muele und rousche; bald rüefd’s ir Namme, ganz fein und zart, bald aber rauh und grob; aber Alls nüzd nöüd, schi geid se vil asch’ mag bergouf, ohni schi umzchere. Wiesch’ oufchunnd, se steid da en grousig große Mann mid ere ganze Tanne in der Hand und wil ere de Weg verspere; aber schei schlöüft gschwünd gschwünd män under den Arme dur und in ds Schloß. Da hed’s Gmecher und Gmechli ghan, das me gar nid gnueg luege hed chönne. Bald drouf isch’ in en große Saal chon, wa voll goldeni und silberni Vogelchäfi ghanget sind, die Vögeli heind prächtig und so liebli gsunge und es jedes hed i scheir Weisch gseid: »I säge d’Waret, i sege sche, los, los!« So hed’s hine und vorne, obne und unne grüeft; aber di Töchter chehrd schi nid um. Bald chunnd sch’ zum e eifache hülzene Chäfi, da leid es chleis, chleis uscheimers Vögeli; gid kein Ton vom schi und lueged die frönd Jumpfere nun e so an mid scheine gscheide Äugli. Das Vögeli hed sch’ gfreged, und es seid: »Ja i bin de Vogel, chumm mimer in de Garte.« Im Garte, noch bim Springbrunne mues die Töchter en Ruete vom Bode ouflese und mit ere die große Stein arüere, die überal ummerglege sind. Da sind prächtig hübsch Here und Fraue oufgstande und ouch die bede liebe Brüeder und die heind d’Schwester umhalset. Vam e Bomm abber hed ds Vögeli de Gschwüster gsunge und gseid, das sch’ d’Chind vam e Chünig seiend, en bösche schlechten Öhi vane schi us em Weg tuen hei welle, wa irne Ätti im Chrieg gsi sei. Der schlecht Kerli wär halt gere selber Chünig gsin. Wie irne Ätti zruck chon sei, hei dr Öhi gseid, irni Mamme hei drei Chatze übercho; und jez liggi sch’ imme leide Loch und müeß dört elende. – Über das sind die bede Brüeder grousig bösch chon und heind leid gschwert, dem Öhi der Meister z’zeiche. En große Zug Jumpfere und Here sind drouf in d’Stadt zum Chünig gange und d’Chind heind irne Ätti und Mamme funde. Da is doch hübsch gsin. Er chönnd i deiche, wie das de Chünig gfreud hed; aber dem schlechten Öhi, der grad ousgseh hed, wie e Schlange, is nümme recht wohl gsin. Zerst hed me drouf d’Mamme usem Loch erlöst und dernah die guete Löüt us der Müli gferget. Die heind e Freud ghan! Us der gscheide Schwester hed’s derna en Chünigin gän und die bede Brüeder sind zwei gwaltegi Helde worde. – Der schlecht Öhi hed überchon, was er verdienet hed: am andere Tag heind sch’e gricht.
Van de drei Brüeder.
Es ist emal en Chünig gsin, der hed es Land ghan, das bis and’s Meer ggangen ist. Wie er afen alt und schwach gsin ist und kei Freud meh am Chünigsein ghan het, het er zu scheine drei Sühn gseid: »Wer mer in drei Tage de hübschst und best Wage mached, der soll Chünig sein.« Der jüngst ist en biz en tumme gsin und die bed gscheide heind en nid mid ne glan. So ist er in Gotts Nammen allein in de Wald gange, und wie er nümme weiter hed möge, ist er an en Pöusche gsauche und hed usere Bulsge Chäs und Brod fürher gnun; und wie er isset, chunnd en alte, grawe Mann zue ma und bettled as Stückli Brod. Där guet Lappi, für das hend sche deheimes albig ghan, gid dem Mann grad Alls zemme. Wie der Alt gnueg ghan hed, seid er: I weis schon, was Dir fehlt; i wil der helfe, schlaf da, bis i di wecke.
Der Burscht hed das lang getan und wie er erwached, steid der hübschist Wage da. Mit dem Wage ist er zum Chünig chon. Die Andere bed sind au da gsin, heind aber nid emal es Rad, gschweige den Wagen fertig ghan. Der Chünig hed jetz dem Dümmste d’Sach gä welle, aber die Andere bed hend nid lugg glan, bis der Chünig noch an Prob la mache hed. Das Mal hed en Jedere en Raiste Hampf überchon und wer drous das feinist Fade machi, der hetti solle Chünig sein. Uf das ist der Jüngst widerum in de Wald gange und setzt schi an en großi Gumpe Wasser und fad a rägge. Wia er e so da ist, chunnd es Fröschli und fraged, was er hei. Dem erzeld der guet Burscht Alls und ds Fröschli seid: »Wart nun, i wil der schon helfa; würf nun de Strange in ds Wasser.« Der Suhn tued das und drouf zied’s me grad d’Auge zue. Na Lengem arwached er und da laid den en güldene Strange. Er nümt e und chunnd hein. Di Andere heind zwar au hübsche Fade, aber es ist nöüd gsi geged scheim Fade. Der Chünig wil dem Jüngste gän, was me au ghörd hetti; aber die Andere verwerrend’s widerum. Jetz verschwärt schi der Chünig höch und töur, er les ’s zum letste Mal drouf an chonn; welle as me die hübschst Schnure ferggi, der soll Chünig sein. Där Jüngst rägget dasmal nid. Fröhli geid er zu scheim Fröschli und seid me’s. »Gimm mer weidli en Chus, i wil der schon für eini sorge.« Dem grouset’s nid, ds Fröschli z’chüsse, und edes er z’luege, steid es Waibsbild für me, wie die ganz Weld no keis gsehn hed. Er nümd sche an den Arem und chunnd mid ere hein. Da is den bald ousgmached gsin, wer di Hübschti hei. Die bede Here heind mid ere lange Nasa müaßa abzoddle und der Lappi ist Chünig gsin und hed mid scheim Fröschli glebt wie d’Vögel im Hampfsame.
Van drei guldene Öpfel.
Es ist afe lang, das emol en Chünig en grousig schweri Chranked ghan hed. Me hed nöüd anderist grechnet, as er müeß sterbe. Emal es Tagsch chunnd denn es arems Böürli, das seid: »I chönnt Eni schon helfe, wenn Er drei guldeni Öpfel usem verwünschte Garte z’überchon wüßted.« Das seid der Chünig scheine Sühn. Der Ältst nimmd’s Roß und reit ewegg. Im Wald chunnd er zumm en alte, grawe Mann. Im Gsicht hed er en großi Flere Hout abghan. Er seid: »Get mer doch der tousig Gottswille es Almose!« Aber der Prinz gid me eis uf ds Moul, wie er men albig in den Ohre gsin ist, und reit weiter. Zletst im Wald chunnd er zumme Würtschhous und chehrd da zue. Wie er Ettes ggesse ghan hed und weiter will, weis e d’Würti z’brede, das er bliben ist, bis er Alls dürhigricht ghan hed, und drüber ab heind sch’e ingsperrt. Wie der Ältst nieme chunnd, geid der Zweit und dem geid’s prezeis und uf de Tupf eso. Im Jahr drouf geid der Jüngst gan die Brüeder und d’Öpfel sueche. Er chunnd au zun dem Mann, hed’s aber nid gmached wie die Andere. Edes der Alt fast nun angfange hed, gid me er grad e Schübel Geld. Der Ma seid: »Ier seid en guete, liebe Mann und Ier müesd derfür au d’Öpfel han. I wil I grad d’Chündi gän vam Weg. Ganged am Würtschhous, wo am Weg ist, verbei und led i ja nid edde inzögga in ds Hous und led i doch nid Speck dür ds Moul ziehn. Derna ganged in der Richtig geged Sunenoufgang und vor drei Tage chommed er zum varwünschte Garte. Zerst chommed er zum e Land, was louter Löwe, den in eis, was nun Bäre het und zletst chunnd noch das Affeland, Er heid gwüß au afe dere leide keriose Tieri gsehn. Seid fein mit dene Tier; schi tuend I gwüß nönd, wen Er schi nid uzet; denn es sind nid rechti Tier, es sind verhexet Löut, die wartend, bis Eswer chunnd gan schi ledig lan.« – Der Suhn hed gedanked und reit weiter. Bim Würtschhous hed’s angfange singe und visperle, das me grad fast hed müaßa zuachehre; aber der Reiter tued’s nid. Edes am dritten Abed zuognachted het, ist der Prinz chon, wo d’ Löwe gsi sind. Da hed me ne zum Chünig gfüehrt und dem erzeld er Alls haarchlein. Der Chünig seid: »Z’ Mittetag prezeis um Zwölfi darfst in de Garte und wen vier Viertelstund vorbei sind, muast widerum oußer chon; denn wie’s Eis schlad, würd ds Tor zuegschlage, daß grad dröhnt, und de chönntist derna nümme zruck. Deich denn aber au an de Löwechünig und fergg men au drei guldi Öpfel.« Ds Gleiche hei me di Bäre und d’Affen au gseid. Grad wie’s Zwölfi schlad, ist der Jüngling fürem eisene Tor, da schi grad goffned het. Zwüsched de Löwe chunnd er zu re so prächtige Jumpfere, die ist eso es wunderberlis Frauezimmer gsin, das me fast die Gsicht vergangen ist. Zun Dere hed er schi gsetzt und erzeld ihre Alls bis uf de Tupf. Schei fassed e mit de schneechreideweißen Arme um de Hals und seid: »Lueg doch, der tousig Gottswille, das d’ d’Öpfel übarchuscht, los aber nid uf das Singe, sus simm mer für jetzt und albig verlore. I aber mues da warte, denn i chan nid fort.« Der Prinz geid und verschopped schi d’Ohre. Bald druf findt er d’Öpfel und nimmt zwölf: Drei für dr Ätti, drei für da Leu, drei für da Bäre und drei für den Aff. Den nümd er d’Jumpfere mid me und schi gand zum Tor ous und blos sind schi dußne gsin, se schmättered’s das Tor zue, das der ganz Wald grad recht gezitteret hed. Wie er versproche ghan hed, gid er di nöun Öpfel zruck und gaid heimatzue. Kum sind sch’ as Stättli ggange gsin, rousched’s und rassled’s ne nah und gstobe hed’s, das me nöüdme gsehn hed. Das sind Ritter gsin, die der Prinz mit den Öpfel erlöst hed. Ei gsegenisch der bhüetisch ist das e Sach und en Hantierig gsin! Wie di Gsellschaft zun dem Würtschhous chunnd, heind sch’ grad welle die zwei ältere Brüeder hirichte. Die sind e so bodefroh gsin, dasch’ der Brueder erlöst hed, und darnah ist me zum Chünig gezoge und der ist van dene drei Öpfel gsund chon.
Bohne, Bohne i zerhaue ti.
Drei arem Brüeder heind mid nöüd in d’Fröndi müeße. Wie sch’ in en Wald chommend, sind sch’ vanandere ggange. Edesch’ Bhüeti-Gott van anandera gnun heind, heind sch’ drei Chröuz in en Eiche gmached und gseid, imme Jahr wellen sch’ widerum do zsemme chon. – Der jüngst Brueder chunnd teuf in de Wald zu re Hütte varre alte Frau. Da fraged er, ob sch’ nöüd zwerche heddi für e. Schei seid: »Ja, Er chönnd mer zwei graw Chatze und zwei weiß Ente fuetere.« Wie ds Jar um gsin ist, deicht er an d’Eiche und die drei Chröuz und heusched van der Alte der Lohn. Die gid men en Bohne und mid dere hed er gah chönne. De Burscht hed’s freili lütschel gedeucht, aber er ist zfride gsin. Ufem Weg hed’s e gchützled, die Bohne z’zerhaue. »Bohne, Bohne, seid er, i zerhaue ti.« – »Ach nei«, »rawed die Bohne, »tuen’s doch nid, i wil der gwüß tuen, was d’ nun gere witt.« – Über das ab seid der Bueb: »I wil es Tischlache« – und richtig, im Augeblick steid en Tisch mid eme prechtige Tischlache drouf gspreit und drouf ist allederhand Chost gsin, was me schi nun Guets hed deiche chönne: Tschungge, Diges, Fleisch, Roum, Reis, Chestene und Weie. Der Burscht hed en ungschlachti Freud ghan und ist zue de Brüeder chon. Die heind hübsch Löhn vardiened ghan und frägend jetz de Brueder, was er verdiened hei; und wie er di Bohne zeiched, se fend sch’ a lache wie d’Narre. Er seid aber: »Tischli, deck di!« – und der Tisch ist fast zemme gheid under der Last. Das hed ne nid schlecht gfalle, da eso dischiniere z’chönne; segend denn aber: »Das ist gwüß Alls guet und recht und chamm me nönd darzue säge; aber nu vam Esse chamm me in Gotts-Namme nid lebe.« Der Burscht seid drüber ab: »Bohne, Bohne, i zerhaue ti.« Die Bohne seid: »Ach nei, Liebe, i wil der gwüß grad tuen, was d’witt, wenn d’mer nöüd tuest.« Der Burscht wünscht en Geis, das ds Gold gagli. Im Augeblick ist di Geis da gsin. Das heind me di Andere grousig vergunned und hei au welle pröble, aber es hed sch’ nöud gnützt. Drouf heind sch’ mit dem Jüngste Fride gschloße, nemend ds Tischlache und die Geis mid ne hein zun Ätti und Mamme und sind ihrne Lebtig reich Löüt gsin.
D’Adlerbrout.
Zwei armi Löüti heind vil Jahr und Tag kei Chind ghan. D’ Löüt heind dick zemme gseid: »Es ist doch guet, das die ghein Chind heind, schi ghemen’s sous gwüß nid; der lieb Gott weis denn doch Allem etta z’rate und z’helfe.« Der lieb Gott mached’s aber dick anderist, as d’Löüt meinend; und so is au da gsin. Uf eimal hed’s es Tagsch gheiße, das arem Weibi hei en tolle, wackere rechte Bueb – ja gwüß en rechte Bueb.
Der arem Strauwittlig hed au nid gwüßt, wa um di Gvatterlöüt, und wie er schi denn eso bsinnd, seid denn d’ Hebamm (das ist eini gsi, die meh as bis uf Föufi zelle hed chönne): Eimal desselb weiß i. Holsche müeßd er emal gheini; den edde eswer werded er wol überchon. Ganged jetz grad ab an de Weg und warted bis eswer chunnd und den erste beste Reuter gwinned zum Gvattermann. Das hed der Mann eso gmached. Er ist gange und bald drouf chunnd Eine uf eme Roß. Der Mann hed zuegseid, helft der Bueb taufe und gid me en große mechtege Pletsch Gold in d’Fesche und denn natöürli au noch ds Taufgeld, me häd se gwüß as i mer’s Lebe hen, grad en hübschen Acher drous chaufe chönne. Und deiched au: der Götti ist en Chünig vamm me – äch, wie seid me jetz au nun – (Dou, Hans, wie seid me au ame Land, wa zringum Wasser hed, dou weis?) – Insle ja, ja Chünig va re Insle ist er gsin. Der Chünig seid denn zu de Löüte – das sol esfiles wahr sein – schi solend der Bueb oufziehn, bis er Achtzechni sei, und denn solem sch’ me ne schicke und er well me denn schei Töchter gän.
D’Eltere heind getan, wie me ne befole ghan hed. Wie der Bueb Achtzechni gsin ist, hed e dr Ätti zum Götti gschickt. Bi me Brünneli setzt er schi, nümmt Chäs und Brod und der Hegel fürher und fad an esse und Wasser treiche. Wie er eso da ist, schlöuft zwüsched de Tosse en grousig leide Zwergg fürher, grinzed e an und seid mid ere grousige Tschere: »Wenn d’ nid tuest, was i will, und die Chünigstöchter nid mier lascht, se friße ’s grad mitsamt Hout und Haar.« Är chönd i deiche, wie dem junge Burscht gsin ist. Nümmen arweigge hed er schi dörfe und er hed müeße bi dem leide Mendli Chnecht sein. Na Lengem sind sch’ den uf die Insle chon und der Chünig ist grad arschrocke, er hed’s fast nid heirichte chönne, das schein Götti e sotte ungfürmete Chopf ha soll; und bsundersch wenn der Chopf bim Gahn den eso dür und her grodled hed, hed me fast nid luege dörfe, es sotts Gsehn is gsin.
Au der Tochter hed der leid hülpig Chrüppel nid gfalle; allimal hed’s ere groused, wenn sch’ nun dran gedeicht hed, daß das ir Mann geh söll. Derfür hed ere denn der jung, hübsch Mann besser gfalle; wen er edde mal en bitz mid ere gholded hed, se ist der leid Särblig grad fast vergizled. Er geid und tued en grousage Fluech und varwünscht die Töchter weit weit fort in es Land, wo albig en Döüchli ist wie ire Chue. Zum Chünig seid er, schein Chnecht sei en Hexemeister und hei gmached, das die Töchter ewegg chon sei. Uf das hin hein sch’ där Chnecht ingspert. Wie sch’ e in d’Schellewerch gfüehrt heind, hed e der Zwergg nun ousgfitzled und den hed er eso im Sand ummar gatared wie die chleine Gofe. Dem schlechte Kerli het der Chünig Alls glaubt und befilt der hübsch Burscht z’töte. In der Nacht chunnd en alte Mann zum Götti vam Chünig und seid me: More edes der Heicher um di chunnd, se darfst noch ettes heusche. Denn heusch Dou drei Schiff voll Fleisch und säg, mit dem wellist Dou Di Töchter sueche. Uf das seid der Burscht: Se gwüß as en Gott im Himmel ist, und es ist eine im Himmel, wil i nid ruebe, bis i die Töchter han, und wen i’s nid tuen, se wil i nid selig sterbe und das wil i. Dem Suhn hed me gehn, was er gwünscht hed, und er ist fortgfahre. Zerst chunnd er zu de Bäre. Der Bärechünig seid: »Wer chönnend der währli kein Ouschunft gehn, aber wenn wer der ettes sollend helfe chönne, se muest nun pfeife; wer wöllend gwüß chon.« De Bäre lad er es Schiff voll Fleisch zruck und fahrd zun de Leuwe. Die überchömmend ds zweit Schiff, segend au, schi wellend gere chon, sebald er sch’ brouchi. Zletst chunnd er zun de Lemmergeire, wüß der dere große mächtege Vögel, wa sind wie groß Tschüds und weiß Chöpf und dere große mächtege Feggd heind. Weil er da eso mid dem Chünig redt und wundered, wa die Insle sin chond, chommend au die Andere zue ne und luegend da das Fleisch an, under anderne chunnd an alte Geier und seid: »I weis, wa die Insle ist, ase junge bin i emal dirt gsin.« Der Adlerchünig hed an dem Fleisch grad en närschi Freud ghan und seid: Treich us der Gumpe Wasser und denn chast di zu me Vogel mache. Der alt Adler und der Burscht sind denn midenandere fortgschiffet und chommend uf die Insle, wa nie kei Sunna gschina hed. Zerst chommen sch’ zum a alte Weib, um die sind albig sibe weiß Möusch ummergaziberled. Das alt Weib gid ne den Ouschunft über Alls, wa sch’ wüsse heind welle: »Mei Möusch chönnend i der Weg zeiche, zun der Burg, wa die Fürsti gebannt ist.« Der alt Adler hed’s aber nid mögen oushalte, e sotti grousagi Döüchli ist gsin, und flöügd hein. Jez ist der jung Mann elein gsin und d’Möusch heind e zum e große mächtege Felse gfüehrd, der ist noch vil hundert mal höher gsin as der Rappestein im Frauetobel. Uf dem Felse ist en Burg gstande, grad eso eini, wie ds Schloß z’Cäfreißa, wa’s au albig heißt es geisti. Die Burg hed nun es einzigs Pfenster ghan und an dem Pfenster ist die Fürsti gseße. Der Burscht mached schi zumm en Adler und flöügt ouf an’s Pfenster; dört gid er schi z’archenne und seid ere, was er well. Schei seid: »Dank hajist Dou, aber zerst muest noch der Drache töte, wa albig uf mi lueged und imm e teufe Loch nisted.« Der Burscht hed schi nid lang gsoumt und ist mid amme große mächtege Schwert gan ds Unghöür sueche. Bim erste Streich sprützt ’s rezegrad ab; da chunnd dem Burscht denn z’Sinnd, er mües nun pfeife; und bim erste Pfiff chommend die Bäre und d’Leuwe und die Geire und hend de Drach grad zerrupft. Ar hed schi zwar noch töufeli gwerd, aber es hed e nöüd gnützt, er hed halt nid heer gahn möge. Druf nümmd der Burscht d’Liebsti und geid mid ere uf das Schiff. Ja das han i noch vergesse z’sege, ma hed noch Greze und Holz zemme getrage und de Drache verbrennt. Wie sch’ ufem Schiff gsi sind, sind da uf eimal reich hübsch, prächtig Here gsin; das sind Alls dere varwünschte Adler und Leuwe oder Bäre gsin. Uf der Insle hed d’Sunne gschune und ds Schloß hed’s ghudered und ghacked. D’Löüt sind aber alli zum Chünig hein, ach her jegerli au! hed der nit e Freud ghan! De Chrüppel aber hed der Lohn überchon, me hed e grederet. So, jetz weis i nöud meh, se ganged hein und schlafed wohl.
Der Bäresuhn.
Im e Heuet ist en Baur mitem Weib gange gan ylegge. Weil sch’ kein Geumeri ghan heind, nümd sch’ ds Poppi iri lange Zaine mid ere und stellt die Zaine herd an en Wald under en Bomm in de Schatte und gaid an’s Wärch. Wia sch’ gegäd Abed cho wil, gan der Bueb oufnehn, ist die Zaine leer. D’Muater tued erschröckeli und seid’s dem Mann. Er zupft d’ Axle und seid: »Den hed uf all Fäll der Bär gnun, den überchomm mer nümme.« Bedi hend im Wald gsuecht, bis’ gnachted hed, aber vergebes, und Bedi sind trourig hein gange. Der Bour hed’s errate ghan, ds Bäre Güsche hed de Bueb gnun und oufgezoge. Föüf Jahr derna hed ds Güsche der Bueb zu re große mächtege Tanne gfüehrt und heißd nä di Tanne oußerrupfe. Er hed aber nid möge; duo mues er widerum der Güsche nahlaufe, bis er Zehni gsi ist, und dun probiert er widerum, aber erst wie er Zwenzgi gsin ist, hed er die gröst Tanne mit de Wurze ousgrupft wie en Strauhalm. Due hed die Güsche gebrülled, das me sche zweitst umer ghörd hed, ja getan hed sch’! Jez hed der Burscht heichönne. D’Mueter hed e nid erchennd; er fraged sche: »Heid er noüd z’esse? I han doch en grousige Hunger.« Der Suhn hed drouf die Brodhange voll Brod uf ei Chlapf gesse, und es ganz Fas Wein ousgetroucha ohni Absetze. Das hed der Alte nid gfalle und schi gid me z’verstahn, er söll schi eweg schere. Ihm ist ds Zornäderli gschwolle und er geid ouf uf de Grad und fergged en ganzi Burdi Gams abber und seid: Da, mached i bsalt; gid schi aber nid z’ erchenne und geid in d’Fröndi als Chnecht. Zum Lohn hed er nöüd anderist welle, as das er zletst dörf de Herre betätsche. Wie Där gsiehd, das der Chnecht mit eme einzige Föustlig de gröst Ox z’Boda schlad, das er überduz drolet, hed er de Schlötterlig überchon und hed gmeint, er well e schon mid allerhand Werchi bodege. Due schickd er e, deiched au! in d’Hell ab um Mehl. Der Chnecht hed nun e so kurios glached, erschlad zwei Oxe, hed sch’ gschunte, büezed d’ Höut zsemme und schlöuft in d’Hell. Dört heind die chleine Teufeli für der Tür glached über den Narr und segend: Wir heind keis Mehl für di. Der Chnecht hed ne aber für de Narr gän und schlad sch’ zsemme wie ds süeß Chrout, bisch’ me ds Mehl gän heind. Er chunnd hein und meind, der Herr söl en komoderi Müli sueche. Dem Baur is e länger i unheimlicher chon und er schickd e zum zweite Mal in d’Hell, gan die Zeise eiziehn. Der Chnecht geid und chunnd grad hein, wie ds Jar um gsi ist. Er gid dem Here en Sparz, daß er sibe Stund weit eweg gflogen ist. Jez wüßt er die Gschicht vom Bäresuhn.
Vam me Vögeli, wo guldeni Eier leid.
En arme Besmemacher hed au gwüß nid gwüßt, was beiße und breche. Es Tagsch ist ds Weib mid de Buebe in de Wald gange gan holze.
Da chommend sch’ denn in de Grouber zum e Vogelnest; ds Alte sitzt uf guldene Eier und lad schi gere fahn. Schi rammisierend Alls zemme, laufend hein und zeichend’s dem Ätti. Der verchauft ds Vögeli ame Goldschmid, daß der ihm und si ganzi Familie druus erhalte müeßi. Der Goldschmid ghörd denn ame Tag ds Vögeli sege: Wer meis Hirn issäd, gid e Chünig, und wer meis Herzli nümmt, überchunnd all Tag hundert gedoppled Schiltituble. Der Schmid ist au gar en Intressierte gsin, hed nid gnueg amme guldene Ei all Tag ghan und geid gan ds Vögeli metzge. Wie er ds Vögeli gebrate ghan hed, mues er von der Platte en Augeblick ewegg und underdem chommend die bede Buebe vom Besmemacher und essend ds Vögeli. Der eint nümmd ds Herz und der Jünger issed ds Hirni. Der Goldschmid hed grad gschoumet va Wuet und jagd d’Löut eweg.
Die bede Brüeder sind en jedere uf e Seite gange ga verdiene. Der Jünger ist uf e Stadt chon, wa sch’ kei Chünig ghan heind. Da het’s gheiße, wer zerst uf de heilig Büel vor der Stadt chöm mit eme Roß, der chön Chünig sein. Ünsche Jüngling hed au dörfä reite und ist der Erste dobne gsin. Schi heind e zum Chünig gmached; und er hed schein Löut lan zue me chon. Der Ander hed en große Geldseckel mit hundert Duble drin funde, hed es hübs, reichs Weib ghöuratet und Alli hend’s irne Lebtig guet ghan bis an’s letst End.
Di Gschicht vam Leutefresser.
Sibe Buebi sind emal in e Wald gange und heind nümme hei chönne. Die arme Buebe heind au nid gwüßt wa ous und wa an. Da gsehn sch’ denn weit weit ewegg es Liechtli. Uf das sind sch’ zuegange. Uf einmal chommen sch’ denn zumm e große hübsche Hous. In der Stube hed es Weib gspunne. Die ist recht guet mid ne gsin und gid ne z’esse Guets und gnueg. Drouf versteckt sch’ esch hinder den Ofen. I re Stund drouf chunnd en große, mächtege Mann (es ist grad d’Stube voll gsin) inner, der hed grousig gschnaufed, tapped in der Stube ummer und seid: Da sind Leut ummer, wa sind sch’ Alti? Ds Weib tued, as ob sch’ van Keim nöüd wüßt, und es wer Alls guet gange, wenn nid Eine ds Ofefürhängli glüpft hätti. In eim Schnapp hed e der Leutefresser gnun und gschluckt. Noch Eina hed er gfresse, und zletst noch ds eige Weib, weil sch’ glugned hed. Die andere Buebe hed er in de Henechromme underem Ofe ingsperd, und dasch’ nid edde oußer chommend, schlad er en große mächtege Nagel in d’Hennechebie. Am andere Morged chunnd er denn bi me große Ruck Sunne und zöucht d’Hennechebie. »Chast louse, Bueb?« seid er zum Gröste. »Ja freili«, seid der Bueb, »und d’Niß find i au.« »Nuse, se chumm!« Es ist ebe ds chetzerschen en Bueb gsin und taret den so in dem Haar ummer, bis ds Ungheur entschlafen ist. Jez nümmt der Bueb – deiched au! – das grousich Schwerd und schlad dem wilde grousege Mann grad der Grind eweg. Die Andere chröuchend au fürher und nämend die ganz Sach mid ne hein. Die heind an rechte Plätsch Gold und Silber überchon!
Nach Casp. Decurtins, mundartlich von Chr. Walkmeister (Graubünden).
Vom Wolf und vom chlyne Säuli.
Es isch emol e Säuli-Mueter gsy und die het mit drü chlyne Säuleni glücklech und im Fride gläbt. Do undereinisch isch e Hungersnot i ’s Land cho und die Alti het schier nüt meh für sich sälber z’bysse gha, verschwige de für die drü Junge. Das isch ere grüüslich zueche gange und mit schwärem Härze het si ihri Söhn lo bschicke und seit ene do: »Ihr arme Tröpfli müend leider Gottes sälber scho i d’Wält use und luegen eues Brod go z’verdiene, i cha’s mi Türi nid anders mache.« So händ si de mit vilem Briegge Abschid von enandere gnoh und jetwederes isch sy Wäg gange, ds einte linggs, ds andre rächts und ds Jüngst graduse. Wo’s Eltiste, das wo linggs ggangen isch, dure Wald chunnt, do bigägnet ihm e Ma mit ere Burdi Strauh ufem Rugge. »Ma mir Strauh geh, as i Hüüsli boue cha!« seit ’s Säuli. »Du mir Borst gisch, i dir Strauh gibe,« seit de Ma. »Mira –« seit ’s Säuli und macht sich es schöns Strauhüüsli zmitts im Wald. Chuum isch es fertig und sitzt i der Stuben inne, so chunnt der Wolf und pöpperlet a der Türe. »Säuli, mach uuf, i chumme z’ Visite zue der.« – »Gang mer ewegg, du wottsch mi nume frässe.« – »So blosen i und stoßen i und stoßen i und blosen i, was gilt’s, i verwütsche di!« Und druf so blost er und stoßt er und stoßt er und blost er und – Wutsch! – isch ’s Strauhüüsli zsämme gheit und dr Wolf het ’s Säuli gfrässe.
’S zweut Säuli isch rächts ggange und chunnt do au mit eme Ma zsämme, dä het e Burdi Chnebeli-Holz treit. »Ma, mir Holz geh, as i Hüüsli boue cha,« seit’s Säuli. »Du mir Borst geh, i dir Holz gibe,« seit der Ma. »Mira –« seit’s Säuli und baut sech es Hüüsli vo Chnebeli-Holz. Won es fertig isch, bschlüüßt es sech y und do chunnt der Wolf: »Säuli, Säuli, mach uuf!« – »Für was? De wottsch mi nume frässe!« – »So blosen i und stoßen i und stoßen i und blosen i – was gilt’s, i verwütsche di!« Und dr Wolf het blosen und gstoßen und gstoßen und blosen und – Wutsch! – gheit’s Chnebelholz-Hüüsli zsämmen und ’s Säuli het er gfrässe.
’S Jüngst vo dene drüne, wo graduse ggangen isch, trifft e Ma a mit ere Hutte voll Stei. »Ma mir Stei geh, as i Hüüsli boue cha!« seit es do. »Du mir Borst gisch, i dir Stei gibe,« seit der Ma. »Mira« – seit ’s Säuli und wo das Steihüüsli fertig isch, sitzt’s dry yne und chochet z’Mittag. »Säuli, bisch dinne?« rüeft der Wolf. »He allwäg!« seit’s Säuli. »Lo mi yne,« seit der Wolf. »Chunnt mer nid i Sinn,« seit ’s Säuli, de wottsch mi nume frässe.« – »So blosen i und stoßen i und stoßen i und blosen i.« Und druuf so blost er und stoßt er und stoßt er und blost er und dänket nume, ’s het dem Hüüsli nüd to, es isch halt ebe vo Stei gsy. Wo das de Wolf gseht, wird er furibund, het aber nüt lo merke, im Gägeteil, mit syr süeßeste Stimm fahrt er furt und seit: »Apropo, ’s isch de nume Gspaß gsy. Aber uf em Chasper sym Pflanzplätz bi der obere Bündte weiß i die herrlichste Räbe, wo’s git. Wämm mer morn dere go uszieh?« – »Me cha jo!« seit’s Säuli, »wenn gilt’s?« »Dänk öppen am Morgen am Sächsi, ’s isch de no Niemer ume,« seit der Wolf. »Mira!« seit’s Säuli. Und am Morgen am Fünfi scho stoht es uuf, lauft, was gisch, was hesch uf’s Chaspers Pflanzplätz und wo dr Wolf am Sächsi chunnt cho pöpperle, isch es scho wider ume gsi und tuet grad die schönste Räben im Chochhafen über ’s Füür. »Säuli chumm, ’s isch a der Zyt,« rüeft dr Wolf. »Wäger nid«, macht’s Säuli, »i bi scho gsy!«
»Hätt’ i di nume, i tät di verschnütsche!« dänkt der Wolf, seit aber: »Und die schönste Öpfel i ’s Müllers Garte, wämm mer ächt nid morn zsämmen e chly go de Baum schüttle, öppen am Fünfi, wenn’s der’s eso breicht?« – »He wäge was nid?« seit’s Säuli, macht sich aber scho am Vieri uf d’ Bei, chunnt i ’s Müllers Garte und chlätteret richtig uf de schönst Öpfelbaum ufe. Dert obe fangt es de a z’schnabuliere und versuumt sech derby; und das isch lätz gsy; denn won es ufluegt, wer chunnt zum Gartetor y? Der Wolf. Potz tuusig, isch’s Säuli verchlüpft, aber nid lang. – »He gueten Obe, Kamerad,« rüeft’s oben abe »heb uuf, lue, da rugelet grad dr schönst de Berg ab!« Und mit dem wirft’s en großen Öpfel de Rain ab und derwyle daß de Wolf däm noh schießt wie ’s Bysiwätter, rennt’s Säuli uuf und dervo und schloht dem Wolf d’ Türe vor der Nase zue – hesch mer’s niene gseh?
Zum dritte Mol isch dr Wolf wider cho. »Morn isch Johrmärt im Städtli,« het er gmeint. »Mach di parat, am Vieri göhm mer.«
»He so nu so de,« seit ’s Säuli und goht am Drü. Es chromet es großmächtigs Ankefaß und rugelet’s langsam dr Berg ab. Doch wer gseht’s unden am Berg, won em grad entgege lauft? No einisch dr Wolf. Wi dr Blitz schlüüft ’s Säuli i ’s Ankefaß ine und loht’s von em sälber dr Berg ab troole. Dr Wolf gumpet ganz verschrocken uf d’Syte, won er das hölzig Untier gseht; und ’s Ankefaß stoht still justemänt by ’s Säulis Huustüre; und chuum sind Faß und Säuli dinne, so chlopfet dr Wolf: »Säuli, Säuli, chumm enandrenoh!« »Wäge worum?« macht’s Säuli. »He, won i dr vor ’s Huus cho bi, bisch furt gsy; und won i elei z’ Märt ha welle, het my bi mene Hoor es hölzigs Untier gfräße.« – »Das bin i ja gsy im enen Ankefaß inne,« rüeft ’s Säuli, »hättisch mi doch päcklet?« – Jetz het sich der Wolf nümme chönnen ebha vor Wuet: »Wart nume,« het er brüelet, »jetz het’s di gwüß, i chumme zum Chemi inne!« – »’S isch nu guet, daß i’s weiß,« dänkt ’s Säuli, macht es mächtigs Füür, stellt de Chochhafe parat und stoht mit dem Pfannedechel i dr Hand dernäbe. Platsch! troolet dr Wolf i ’s süttig Wasser, ’s Säuli macht de Dechel zue – und jetz het ’s Säuli endlech Rueh.
E. S. (Aargau).
Ds Ungghür.
(Ein wirkliches Erlebnis.)
Mi Fründ hed mer äs hübs Gschichtli erzällt, das er in dr Jüngi erläbt hed, und das gwüß derwärd ist au Andern z’erzällä.
A-sen en Buob von ölf old zwölf Jahren ist er ämal am ä Herbst gän Gizi suochä in d’Vürschlößer Alpä und Verneza und i Vaninn. Es ist nah Hellagächrütstig gsin, bereits im Wimanat, wa mä schon überal entalpäget ghan hed und keis Veh nienä meh ummer; uf dä Stäfel is gsin, wia usgstorbä, erschröckeli ööd und still und rächt eisam zum fürchtä.
Du weist, was das für en großi Veränderig ist, wenn as hüt no alls Veh uf dr Alp ist, und ds Gschäll eis so anheimälät – und moradäsch am Abed ist wäder Staub no Flaug meh da, Alls so still wie ufem Fridhof!
Us demm Grund heind d’Lüt nah und nah sövl Ungghürgschichtenä vo dän Alpä erfundä, und Mengä, där scho lang zä ds Heerä Tisch ist gsin, hed’s ergruset, wenn er allein um’s Zuonachtä old später uf en Säß chon ist und verby hed müeßä, es hed en angfangä tschupä dür d’Luuseri uf und er ist en bitz gschwinder ggangä; und ättä vo Ychährä old Übernachtä – kei Red! liaber, wenn’s sin muaß, under ä Püschä dunnä bim Alpzun.
Mi Martin, so heißt dr Buob, hed dört in denen Alpä dä ganz Tag a schinen Gizi gsuocht und schi nienä chönnä erratä; vergangä hed er schi nid; es ist ä hübschä Tag gsin und kein Bräntä ummer, und d’Chündi hed er dört gwüßt, fast wie i schim Hosäsack; längwilig hed’s en au nid gäducht, er hed ds Gwehr bimä ghan und zwar nid ättä zerstmal; i chann där sägä, er hed in dem Alter, wie er duo gsin ist, schon mengä Haas und mengä Fugs gätürnet ghan, dasch’ z’ufstahn für albig vergäßä heind. An demm Tag aber hed er glaubi nüd gschoßä.
Zlettst, wia’s scho wacker gspatet hed, chunnd er no uf dä Vaninner-Säß und erstellt schi dört. Da ist zerst Alls still wia dr Tod. Nun äs Schneevögeli sitzt dört ufem Schärägwätt und äuglet äso zuo mä dür, as wenn’s sägä wetti: »Du würst di denn ämal nid understahn, dys häxä Nothysä gäget mi z’richtä.« Uf dä Chüetaischä sind no es paar fugsroti Mistfläugä ummergschärmiziert und am Ferggel ufem Schottätrog hocket en dicki Brummleri und machet äs dumms Gsicht; schi hed im Augstä ä mächtigi Baizi ghan mid ämä lindä Ziger, und jez heindsch’en fortgnun, und schi meinti, schi hättend keis Rächt ghan. Suß hed er nüd Lebendigsch gsehn. Es ist äs chüels Lüftji gangä, wie’s auf dä Bärgä gwöhnli dr Fall ist, wenn d’Sunnä vergold gaid; di chleinen Blacktjeni, dia no nahgwagsä sind, heind äso dür und här gschwanket, und er hed nid gwüßt, söll das heißä: »Willkommä!« old machend sch’ des »Nei«, ättä, daß die Gizi nid da syend.
Wie er da so driluaget und denn gsied, daß d’Sunnä dört dänet am Rhätikon bald z’oberist dobnä ist, und wie er so deicht: »Jetz is höhi Zyt mi hein z’machä;« und wia mä duo grad no z’Sinnd chunnd: uf demm Säß da geisti’s au – grad wia mä das dür dä Chopf fahrt, so gaid hinder mä i dr Hüttä en unheggläschä Läptig an! Das hed grumplet und kneblet und kärjosi Räägg glan und ist aaggangä, wie dr angstli Tüügger! So ättäs hätti wägschi au en Gwagsnä chönnä entlüpfä und in d’Sprüng bringä. Unschä Buob hed denn au ä vermaleschä Flaug gnun und denn noch einä; es ist nuu vil, daß er nid uf d’Nasä gkyt ist. Duo aber staid er still und chert schi um – deich au, wia fräch! aber es ist mä im Springä d’Sinnd chon, dr Ätti hei gseid: mä söll nid fliehn, wenn’s ättes Ungradsch sy; suß springi’s eim uf dä Rügg. Das wäri frili än erschröckelähi Gschichti! Ufem Rügg hed er nüd gmerkt, und wia er zrugg luoget, au nüd gsehn vor dr Hüttä; und au dinnä is für dä Augäblick erstillet. Jetz wäri Mengä erst rächt an äs Laufä, was d’gist, was d’hest, drdür ab und uus, äs ob mä en Huot wärfi.
Martin aber ist stahn blibä. Duo gaid dr Späktakel widrum an, as ob en Stab Roß ummerchneblend; äsie hed er gmeint, es sy im Chäschäller, äsie bi dr Füürgruobä, und äsie gar uf dä Gebsälattä. Ob sch’ättä mit dä Gebsän chäglend, und dr Aachübel wäri d’Chuglä? Er hed schi nid entstührä chönnä, was under Gott das au sy wärdi; ättes Rächtsch ämal gwüß nid, hed er gsinnet. Aber gflohä ist er nottä kei Schritt meh, dr tusigs Buob! Im Gägäteil, er hed es paar Schritt, frili nu chleini und gmachi gäget d’Hüttätür gätan.
Es ist mä nämli d’Sinnd chon, dr Ätti hei au zuo mä gsaid, är wüssi nid, ob’s würkli Ungghür gäbi; aber das wüß er, daß mä schi nid z’fürchtä bruhi, wemm mä-näs guots Gwüßni hei – »und das han i!« said er fast luut und gaid widrum zwei, dri Tritt uf di Tür zuo. Jetz rumplet’s dinnä vo Nüem, en barrä Häxätanz! Es fahrt mä en bitz in di Bein, sälb möcht i nid laugnä, i glaub äs wia viel hed er gäzitteret; aber nid lang. »I han denn au no ds Gwehr bi mer!« seid er ganz reeß und hebt’s mid beden Händen und richtet’s gäget di Tür – und so staid er da wia David in dr History und d’Hüttä ist sin Goliath. Ja, myn Buob! es guots Gwüßni und äs guots Gwehr sind uf all Fäll en guoti Werri! Und wenn ünschi Söhn im ganzä Vatterland mid erä söttä Usrüstig ufwagsä tätend, das gäb – weist was? das gäb das alt Schwyzerguraschi!
Martin hed schi duo so steetli dr Hüttä gäbijet, bis er entli mit dm Gwehrlauf dr Tür hed chönnä ä Stoß gän, aber wenn sch’ au kei Schloß hed ghan, so isch’ doch in dr Fallä gsin, und drum äbä uf schin Stoß nid offä ggangä. Er muoß mit dr Hand d’Fallä lüpfä, und drum in Gotts Namä noch äs Rückji vorwärts – und er tuot’s! So, jetzt mag er d’Fallä glänggä, frili nu chluberli.
Jetz nümm di denn zämmä, my Liabä! Du staist da würkli, wia mä ättä i dän Büechern lißt, an »der Türschwelli der Entscheidig«, ob dys muotigs Härz Heer gahn söll old d’Angst vorm Ungghür! Aber – ds Gwehr, und ds Gwüßni und dr Ätti hed gseid! Und en Drah und ä Stoß und 1ratsch offä! gaischt, sälb wemm mer probierä – und schi gaid au offä, di Tür. Aber im glihä Augäblick tuad er au en paar Sprüng auf d’Sitä; i glaub, y und du hätten’s au tuon. Ja es ist mä währli durft gsin, daß er gschwind zrugg ist, suß wär mä ds Ungghür ohni anders in die Bein old uf dä Rügg gsprungä. Wia er nämli schi duo widerum umchert, sä bräglet di ganz Geisterkammedi zr Tür uußer! Und was is gsin? ...
Deich au, nüd anders, as en ganzi Haab Gizi!
Aber du liabi Zyt, wia heind diä drin gsehn! Dr brandschwarz Hunger hed nen zu dn Augä ußer gluoget, strubi sind sch’ gsin wia än Hächlä, und bschißni über und über. Schi heind nid getan, äs ob sch’ en gsehend und vo vergält’s Gott für d’ Erlösig vom Hungertod ist kei Red gsin. Schi sind wia bsässä uf di Blacktjeni los und uf alls Grüens, wa sch’ nu beglänggä heind mögä. I dr Vernöti hätten sch’ aller Gotts Dingä di giftigen Böhnlä y’gworget und di nüdnutzigen Blutzä.
»So – o – das ist ds Ungghür!« seid der Buob und atmet uf; suß said er gar nüd; er nümmt ganz äristhaft ds Gwehr an d’Axlä, grad wie der Ätti; es ist mä in dämm Augäblick, as ob er hinicht en ganz Anderä sy, as am Morget. Er tuod noch en Blick in d’Hüttä, wia’s au da usgsehi. Ja, da gsiat’s hübsch uus, das chamm mä schi deihä, wo sövel Nößer wär weiß wövel Tag y’gspert gsi sind! Aber wär hed schi denn ygspert? Schy sälber heind’s äso gschickt chönnä! Di Tür würd offä gsi sin, und duo sind sch’ in d’Hüttä und dört hinder Alls yn und uf Alls uf, wia’s di gschentigen Gaiß albig im Bruuch heind; und duo mid Ummerjoglä und Stoßä ist di Tür zuo und in d’Fallä gkyt und di armä Lüeder sind gfangä gsin. Söttigs passiert ättä-n ämal, und dr Gvatter Christä meint – nid nun dän Gizi!
Jetz machet Martin, daß er abaus chunnd; d’Nacht ist da, und vo Vaninn bis Jenaz gaid’s no über mängs Egg und dür mängi Tollä. »Wägä dr Düchli«, said er zuo schim sälber, »wär’s mer grad glych, aber dr Ätti würd blangä uf mi.«
Wia där uszücht! Mä möchti währli nid meinä, daß er dä ganz gschlagä Tag uf dä Beinä gsi wäri. Dür dä Stürchel uus chunnd er gä Mundjä und dört chert er schi noch ämal um und luoget zrugg gä Väninn, wenn er au vom Stafel nüd meh gsiat. Erst jetz bsinnt er schi rächt, was er denn eigentli hüt erläbt und dürgmachet hei, und duo sä stygt mä ds Hochmuotji en bitz in dä Chopf; und es hed au törfä, sälb säg i. Er hed äso um ds Merkä am Huot grückt, daß er es bitzji stotziger ufem Ohr sitzi; aber es hed’s Niamet gsehn, as dia stillen Waldavoser-Tännä, und dia heind en nid vermüpft.
»I bin doch en Kärli!« hed er gmeint; aber au das hed Niamet ghört, as en altä Tannrolli, där us schym Nästloch irä halb dürrä Ronnä aper uf en ggäuget hed. »Mieran syest,« hed er gäbrummlet und hed uwillig schy langi Spächtnasä zrugg gäzogä inds Näst; »ämä Kärli ist nüd z’trüä!« –
Jetz aber gaid’s widerum vorwärts dür d’Majasäßä uus und hein ohni Erschnufä. D’Stärnä glänzend dobnä am Himmel und i schym Gmüet ist dr Widerschyn, da glänzt rächtä jugentlihä Frohmuot. Er ist zfridä mid schym sälber und freut schi; am meista aber freut’s en, daß er’s chönni vorzuo den Ätti erzällä.
Andreas Wyß (Graubünden).
’S Murerchlause Xaveri.
Me het em dr Murerchlausi gseit. Nes brävers Mannli het’s nit gä unter dr Sunne. Er het imene chlyne, einsame Hüsli gwohnt, am Bähnlistutz äne, dört, wo dr Wegwyser stoht und ’s steinig Chrüz drnebe. Das Hüsli, nes ghübliges Acherli, nes magers Chüeli, si ehrlich Name und acht unerzogeni Chinder, das isch si ganz Rychtum gsy. Und doch het’r si dur Flyß und Sparsamkeit wacker dure gschwunge, ihn und die großi Familie, i gueten und böse Tage. – Einisch aber am ene Morge het’s gheißen im Dorf: »’S Murerchlause Frau isch hinecht gstorbe, am Bluetsturz. Dr Chlausi tüe gar schröckli letz und wüß em schier nit z’ helfe.«
Nes Unglück chunnt selten ellei. I paar Wuche druuf chunnt dr Chlausi dr Rotlauf über am linggen Arm; d’ Gschwulst loht si im Herze zue, und i drei Tage lyt au er ufem Lade, bleich und styff ... »O jere, die arme Chind!« hei d’ Lüt gseit: Und d’ Gmeinröt si hi gange i das Hüsli am Rein und hei Alls ufgschribe und gschatziget. Und dr Amme het gseit: »So, dihr guete Chinder, jetzt müeßt dr halt usenand! Es sy ordli Schulde da, und d’ Lüt wei Gäld. Und dihr sid halt z’jung für z’ huse. Drum wird jetz Alls verchauft; die Größere chönne ’s Äße sälber verdiene: die Chleinere aber werde vrchostgäldet. So het’s dr Gmeinrat bschlosse.«
Do hei die Bueben und Meitschi afo briegge, ’s isch zum Erbarme gsy; und ’s Eveli het ’s chlei Büebli ume Hals ume gnoh und het gschraue: »I goh nit vo dr ewägg, gäll Hansli!« – Nume dr größer Bueb, der Xaveri, het nit gschraue; dä isch im Ofeneggeli gsäße und het i eis Loch ine gluegt. – »Und du, Xaveri, was wottsch du afoh?« – »Was ig afoh well? Do blybe will i!« Und er luegt die Manne mit syne ehrlige Auge fest a: »Do blybe will i! Und myni Gschwisterti blyben au do, ha’s im Vatter sälig versproche, i syr letste Stund! Wei i eusem Hüüsli binand blybe und huusen und schaffe ...« – »Aber was dänkst au, Xaveri, bisch no so jung, erst Sächzähni ...« Dr Xaveri aber stoht uuf und streckt si und seid: »Ha mim Vater scho nes ganzes Johr hulfe mure, ha gschafft wie ne Große. Und dr Niklausi isch bold Vierzehni und ’s Anneli Zwölfi; die chönnen au schaffe, und die andere werden all Tag größer. Nume nes bitzeli Hilf vo dr Gmein und vo guete Lüte – und mr wei’s luege z’ mache!« – »Jä weit’r de bim Xaveri blybe?« frogt dr Amme, »und em schön folge?« – »Jo, jo!« schreie die Chinder.
»Me cha’s probiere,« hei d’ Gmeinröt zsäme gseid; »aber ’s wird chumm welle guet goh.«
Tags druuf isch dr Xaveri mitem Amme zue de Kreditore ggange und het aghalte, sie selle no nes Rüngli Geduld ha. Si hei all zuegseit, und d’ Müllere het em no ne große Laib Brot gä hei z’ träge und Hömmeli für d’ Chinder.
Und de Morge früeh, bim erste Sunneblick, isch dr Xaveri uufgstande, het Gras gmäht für ’s Chüeli, het gmulchen und gmistet; druuf het’r ’s Anneli gweckt und dr Niklausi, aß si selle d’ Milchsuppe mache und d’Chinder uufnäh. Schlags Sächsi aber isch ’r uf d’ Arbeit gange, go mure. Und dr Meister, ne guete brave Ma, het em dr glych Lohn gä, wie im Vater sälig.
Doch gly het’r gseh, daß deheim, bi dene unerwachsene Chinder, Alls drunter und drüber goht, daß ghändlet wird vo Morge bis Nacht. Wenn nummen er deheim chönnt blybe! Aber ’s Gäld, wo’s Gäld härnäh und nit stähle? Lang het’r drüber nohgsinnet; aber ’s het em nüt Rächts welle i Sinn cho. Do list’r im ene Zytigsblatt, won er uuf dr Stroß gfunde het, nes Artikeli über d’ Strauflächterei, wie die Lüt mit gringer Müeh so gstyff Gäld verdiene und Alls mit Huusarbeit. Mit Huusarbeit, das isch ’s Wahri! het’r denkt. Und am Sunntig Nomittag nimmt’r nes sufers Blettli Papyr und schrybt ne schöne Brief a dä Fabrikant z’ Wohlen unte, im Ärgäu, wie’s im Blettli gstande isch ...
Und i acht Tage druuf, am ene Mäntig de Morgen am Zwei, si er und dr Niklausi, ne Bitze Brot im Sack und nes Chrüegli Milch, abgmarschiert, uf Wohle zue. D’ Tante Lisebeth aber het versproche, uf die Chlyne Obacht z’ gäh. Und z’ Nacht am Elfi isch der Xaveri wider hei cho, müed wie ne Jagdhund, und het gseit: »So, jetze blybt dr Niklausi nes Chehrli furt. Die Herre si so früntlig gsy, dr glaubet’s nit, Tante! I acht, nün Wuche, meine si, chönn dr Bueb wider hei cho; i der Zyt chönn er Alls ordli lehre, wenn’r echli difig sig. Aber jetz, Fritz, hört für di ’s Gvätterlen uuf, muesch halt im Anneli hälfe as Niklause Gstell! Und du Anneli, paß mr uuf und spar mr brav! Lueg das isch jetz ’s letste Gäld, do im Seckeli inne. Und dä Winter chan i jo schier nüt meh vrdiene.«
Und vo dört a het dr Xaveri sälber hulfe die chlyne Gschwisterti alegge und wäschen und strähle wie ne Mueter, und het mit ne bättet de Morge und z’ Nacht. D’ Tanten isch vo Zyt zu Zyt cho d’ Hösli plätze und d’ Röckli.
Z’ Liechtmis ist dr Niklausi entlig heicho. Und z’ Ostere scho het’s i’s Murerchlause Stuben inn uusgseh, me het si müeße verwundere. Am Bode sy’s Bürdeli Roggestrauh gläge, fyn putzt und bleicht; und sächs Chinder si drum ume gsäße und hei ghandiert von Morge bis z’ Nacht; do si Hälmli gspalte worde, druus het me Drähtli gwunde, die Drähtli aber si zämegflochte worde, – das isch gange wie dr Tusig! Dr Niklausi het ’s Kommando gfüehrt, und wenn das nit battet het, de isch dr Xaveri ine cho, vo dr Burenarbet weg und het sys Wörtli gseit. Das Wörtli aber hei si respektiert, die Chlynste wie die Große, aß chäm’s vom eigene Vatter. Und dr Xaveri het dinne gluegt und dusse, i Huus und Fäld, und het d’ Buechhaltig gfüehrt und d’ Kasse. Jo d’ Kasse, die isch langi Zyt gar mager gsy und chly. De zerst isch’s mit dem Strauhflechte gar schwerfällig und langsam zuegange. Notisno aber hei si meh Gschick übercho, hei drei bis vier Feuflyber verdienet per Wuche. Die Feuflyber aber het dr Xaveri ordli zäme gha. Und hei syni Kamerade au gcheiglet und gspilt und ghaseliert – euse Xaveri het mr i keim Wirtshuus inne gseh. Bloß het’r, wie dr Verdienst gwachse isch, au ne besseri Chost ygfüehrt und gueti warmi Chleider gchauft für ihn und sini Gschwisterti. Do isch für keis ne Usnahm gmacht worde.
Dr Posthalter het’s vrplauderet, wie streng die Gäldpäckli arucke usem Ärgäu ufe. Und d’ Lüt si schmatzerig worden und si cho froge, ob si dr Niklausi nit au das Strauhflächte well lehre um Gäld und gueti Wort.
Und i churzer Zyt het ’s halb Dorf Strauh gflochte, und der Xaveri het d’ Fergstube gha und het Gäld verdienet wie Laub. Die jüngere Gschwisterti aber het’r lo Handwerk lehre; »de,« het’r gseit, »au ’s Strauhflächte nimmt einisch nes Änd.« – Und mängs agsehnigs Meitli het si Blick uf de hübsch und aschicklig Chnab gworfe; dr Xaveri aber het gseit: »Bis ’s letst vo mine Gschwisterti sis guet Usbringe gfunde het, denken ig unter keine Umstände as Hürate. Will euse Chindere Vatter si, wien i’s versproche ha sällmol i dr trurige Zyt ...«
Hütt aber isch dr Xaveri Gmeinamme und Amtsrichter und füehrt mitem Niklausi nes zimlig großes Handelsgschäft. Und die öltere Lüt säge zue de Chindere: »Sy Rychtum, syni Ehr und sys Glück het dä Ma volluuf verdienet dur sy Flyß, sys Bravsi und a syne Gschwisterti.« Machet’s au eso!
Joseph Joachim (Solothurn).
Es Stückli us der Schwizergschicht.
Vor Altem, das wüßed er scho, sind bi eus uf vile Hügle und Berge höch, höch Burge gstande mit dicke Mure und tüfe Gräbe zringsum, und häd drin allerlei Volch gwont, doch allweg eißig meh Lumpegsindel als rächt Lüt: Grafe und Ritter und Landvögt mit vile Chnächte und Rosse.
Das ist e bösi, bösi Zit gsi für Hamperchsmannen und Burslüt; die händ chönne schaffe und schwitze vom Morge bis Abig, doch alliwil meh für d’ Herre, als für ihri Frauen und Chinde; derzue händs s’ müeße ordeli still si und nüd dürfe murre no chlage. Häd si Eine nu gmuxt oder so en Große nu bös gmacht, grad häd men e gnah und ygsperrt, mir nüd und dir nüd, au gar no tötet und wär er de grundbrävnist Ma gsi.
So e Burg ist au gstande da oben im Kanton Graubündte, hinnen im Domleschgertal; si händ en gschochen und ghasset, de Vogt, wo det ghused häd, wil er s’ eißig so druckt und plagt und verächtli traktirt häd.
Nu ist da hinnen en Bursma gsi, Hans Chaldar mit Name, de au gar en freie, fröhliche Sinn und e frisches fürigs Blut i sinen Adere gha häd. Drum so häd er de Vogt und drum de Vogt ihn uf em Strich gha. – Emal, es ist just in Hustage gsi, und Wisen und Ächer händ ggrüenet, da jagd de Herr sini Roß für d’ Churzwil dem Chaldar in Acher, daß s’ em de Same verstampfet und Alles verruinirt händ. Min Chaldar aber, nüd ful, gahd hi und schlahd die Roß z’ Bode. Nu häd er das schwer müeße büeße; denn starregangs fangt men en y und füert en druf in es Chefi, e trurigs und eländs Loch, won er häd müeße Hunger liden und früre und anderi Prüefigen usstah, bis zletst si Frau, die treui, mit vile Tränen und Chlage und für mängs tusig Guldi ihm na häd chönnen erlöse. – Dernah, se luegt er still und treu, wie vorher, zu sim Güetli. Da emal, won er am en Imbig just mit de Synige bim Ässe sitzt, gahd d’ Tür uuf, doch Niemer häd klopfet. ’S ist halt de Landvogt! De dänkt: Es bruucht ekei Astand, wemm me zu me Bur, so me dumme, öppen uf Bsuech chunnt. Lueged au, wie n er si meint, mit sim große, ghöörige Mantel. Und wien er de Huet stellt mit dem mächtige buslige Pösche! – Die Burelüt fryli, si legged d’ Löffel ab und grüezed und bucked si höfli. D’ Frau, die ist zsämmegfahre und häd zitteret grad wien es Läubli: »Dä chunnt nüd us Fründschaft,« so dänkt si, »dä wott gwüß nu öppis Böses.« I der Angst seit si zuen em: »Herr Landvogt, wänn Er möged, so setzet I zuen is und ässed; er ist na grad warm, de Brägel, und d’ Chriesi sind frisch gsi!«
Jez denked i au, wellen Bscheid gid ihre de Landvogt? Ja, er lächlet so spöttisch und schächt zerst wild über d’ Achsle, wie wenn er wett säge: »Ihr Esle, daß Ihr I nüd schämed!« Und druuf, se chunnt’s na vil erger: gahd nüd de uverschamt Flegel und speuzt ihne frisch uf de Tisch und i d’ Platte, als wär die en Spucknapf! Die Lüt händ es Augeblickli nüüd chönne, als luege und stuune. »Doch gnueg ist gnueg,« so dänkt jez de wackeri Chaldar, »das chan i nüd dulde!« und – lueged nu det, wie er d’ Auge stellt und d’ Stirne rümpft und e Fuust macht, – stahd blitzligen uuf, nimmt ’s Vögtli gar hübschli bim Chrage, druckt ihm gschwind de Schädel fest aben i d’ Platte, und tünklet em ’s Gsicht es paar Mal umen im Brägel, daß er schier verstickt ist, und seit ihm derzue no das Sprüchli: »Jez friß, du Lump, vo der Brühe, du häsch si ja züüget!«
Druuf schmeuzt er e rätsch uf de Bode, daß er si nümme verrodt hät.
Dernah gaht er usen i’s Dorf zu de Bure vo Hütte zu Hütte und verzellt ene grad ase warm vom Vogt siner büebische Schandtat: »Und mir wänd das ferner erträge, und sind doch zur Freiheit gebore?« Nei, nei, so rüefed si all, und schnell wie es Wätter ziehnd sie im Sturm mit enand uf die Burg vo Fardün zue. Und nüd lang isch es ggange, se händ si Alles verbrännt oder gschlisse, und de Vogt und sini Chnächt sind froh gsi, daß me s’ nüd töt häd.
E. Schönenberger (Zürich).
Sprichwörter.
I Gottsnamen agfange, so goht’s i Gottsnamen uus.
Bätt und chnätt.
Me soll nid flüge, gäb me Fädere het.
Me soll der Öpfel nid vom Baum schüttle, gäb er ryf ist.
Arbeit i der Juged streng, lebst denn froh und in die Leng.
Jung geboge, wohl gezoge.
Wer will, daß ’s em ling, der lueg selb zu sim Ding.
Trink und iß, Lazarum nit vergiß.
Wer will Vogla fah, mueß nit mitum Stecka an d’ Stude schlah.
Wär z’vil wil, däm wird zletst z’wenig.
Zur Rach bis gmach.
Bling gschossen isch au gfählt.
Hitz ist kei Witz.
E rächte Chrumm ist nid um.
Jungi Ryter, alti Fueßgänger.
E Stei, wo gäng rollet, überchunnt keis Miesch.
Suus und Bruus bringt eim um sis Huus.
Teig mueß me ha, wemm me Chnöpfli mache will.
D’ Zit bringt Rose, aber zierst Chnöpf.
Wär ds Chlynna nüt schetzt, würd zum Großa nid gsetzt.
Bscheidili ist weidili.
Usem Bächli wird en Bach, usem Sächli wird e Sach.
D’ Chappen i d’Hand und ’s »Gott grüez di« parat gitt offeni Ohre und guete Rat.
Wer um es Wort nid tuet wie um en Schlag, der erlebt kein guete Tag.
En große Brüemer, en chlyne Tüener.
Vil Muuls, wenig Herz.
Früeh i’s Bett und spot uuf ist alle fuule Lüte Bruuch.
Der Fulenz und der Liederli sind Beedi glychi Brüederli.
Der Hansheiri Früehgnueg und der Hansheiri Guetgnueg sind zwee Brüeder gsy.
Morgegsang macht de Tag lang.
Nüt nahla gwünnt.
Wenn era Chatz e Muus etgiht, su paßt si ds ander Mal besser uuf.
Grad usen ist Meister.
Me verschnäpft si mit nüt meh as mitem Muul.
Fürcht dr nitt, su gschieht dr nüt.
Mit Frage lehrt me.
Recht tue ist über hübsch.
Wer e Gäß agnoh het, mueß sie hüete.
We’s dr Gyß z’wohl ist, su springt si usem Chabisgarte.
D’ Hoffart mue lyde.
Was der Chopf vergißt, müeße d’ Füeß entgelte.
’S gitt uf der Wält nit luter Hetteligern.
Wär alli Wätter fürchtet, chunnt nie z’Schärm.
Wer nüt erlyde mag, mueß am mehste lyde.
Wer mit Eulevögla flügt, wird mit Eulevögla gfanga.
Wär mit bösen Buebe luuft, wirdt mit bösen Buebe grupft.
We me emol en Ä (Ei) gnoh hed, cha ma nomma höra stehla.
We me nit ist wie ander Lüt, so geit’s eim nit wie ander Lüt.
Ennert dem Bach sind au Lüt.
Sälber dänke ist besser wann nachi säge.
Der Loser a der Tör verstoht Alls hindervör.
Z’vil chratze brännt, z’vil schwatze schändt.
En guete Kamerad z’ Fueß ist besser as en hotterige Wage.
Me cha nid trösche und Holz spalte.
Mu cha nid höjer flööge, as ym d’Fächti gwachse syn.
Gott und gnueg sind binenand.
Bätte ohni Inbrunst ist Flüge ohni Fäcke.
’S ist besser me gang zum Schmid as zum Schmidli.
Selb ta, selb gha.
Wie gwollt, so ghebt.
Schwizerrat chunnt no der Tat.
Heime my, was chönnt besser sy!