Text:Rudolf von Tavel/Der Donnergueg/Kapitel 1

I.

Wi der Peter Harzchopf uf öppis Läbigs trappet und was das für Folge het

Am Ständli isch es großes Wäse gsi... ja so, dir wüsset nid, was ds Ständli gsi isch? — E nu, undehär dem Zytglogge, dert, wo der Spezereiladen isch, het sech ehmale vo däm schönen Erker bis zum Zytgloggen es Dechli ob em Lade dürezoge. Dert drunder hei sech albe d’Studänten uf em Wäg zur Hochschuel troffen und äbe, wi me so seit, es Ständli gha zsäme, und nah-ti-nah het das dem Platz der Name gä. — Also am Ständli isch es Wäse gsi. Es sy meh Studänte da gsi als im Ordinäri, und si hei gar grüüslech gha z’reden und z’brichte. Der Polizeier isch obefür dem Turm gstande. Wi gärn wär er neecher zueche cho, für z’erluuße, was im Tue sygi! Aber er het wohl gwüßt, was es uf sech het, de Studänte vürig z’wärde, und drum het er dänkt, es syg de no früech gnue, sech zueche z’la, wenn de öppis Unerloubts gscheh sötti. Und überdis hei schon es paar Füchs der Uftrag gha, ds Ständli gägen unerwünschti Ohrezüge z’decke. Alli andere hei ufenand ygredt und sech nüt drum gkümmeret, was um se-n-ume gangen isch. Chuum het me’s g’achtet, wenn öppen e Profässer verby gloffen isch. Eine vo de läbigschte, der Peter Harzchopf, het uf ne Kommiliton ygredt, wo a der Muure gstanden isch und ihm dür sy Seelerueh uf d’Närve gä het. Wi meh der Harzchopf tüüfelet het, descht hinderheltiger isch der ander worde, und zletscht het er ihm grad diräkt widerredt und das no mit Spott i den Ouge. (Er het drum öppis gseh cho.) Da fahrt der Harzchopf wi gstoche zrück und... aiautsch! — O pardon — mille fois pardon! Der Peter Harzchopf isch im Zrückfahre mit dem Absatz uf öppis Läbigs trappet, het sech blitzgschwind umgchehrt und in es Paar Ouge — wundervolli dunkelbruuni Ouge voll Weh und Töubi — gluegt. Us mene fyn gschnittene, beerirote Müüli isch es Tönli cho — nei, nid es Tönli, öppis, wo i d’Ohre schnydt, däm aber kei Dichter vo der Wält chönnti e Name gä. Der Peter het sys erchlüpfte «Pardon» no nid use gstagglet gha, so het er das Töchterli scho vo hinde gseh. Es isch graduus der Brunngaß zue gstüüret und het — würklech und wahrhaftig ghümpet, es graziöses Figürli i mene bluemete Summerrock, wo drunder schneewyßi gspitzleti Hösleni vüre gluegt hei, wi’s ds sältmal Mode gsi isch. — Und uf nes settigs möhrigs Füeßli het der Peter müesse trappe! Sapperlot abenandere! Wenn er sech der eiget Absatz hätti chönnen abbyße, grad uf em Platz hätt er’s gmacht.

Vo allne Syte hei ne jitz spöttischi Blicke troffe.

«Wär isch das? — Weiß niemer, wär es isch?» fragt er. «Du hättisch mer aber o chönnen es Zeiche gä, du Kameel!» seit er zu sym Vis-à-vis.

«Wenn i wüßt, wi d’Kameeler düte, so hätt i’s villicht no möge gmache. Warum zablisch eso?»

Jitz het alles afa lache, und du het me wider vo andere Sachen afa brichte.

«Es isch dem...» ghört der Peter im Gwaschel säge.

«Wär isch es? — Wär kennt se?»

«Dem Dölfi Gatschet sy filia hospitalis.»

«Wo isch dä?» Der Peter het nid lugg gla, bis er dä Dölfi Gatschet het usfindig gmacht gha. Es isch ihm no am glyche Namittag grate. Im breite Hochschuelgang mit der uralte hölzige Dili het er ne-n-in ere Freistund erwütscht und isch mängsmal mit ihm uuf und ab gange. Zerscht isch es dem Adolf Gatschet ehnder chly gspässig vorcho, daß ne dä Harzchopf isch cho usfrage. Si hei sech wohl gkennt. Myn Troscht, dennzumal isch es no nid müglech gsi, daß zwee jungi Bärner dür d’Schuel uuf und a d’Universität cho sy, ohni von enandere z’wüsse. Aber der Adolf Gatschet isch us mene vürnähme Huus cho, der ander us nere währschafte Burgersfamilie. Und derzue isch der Harzchopf vo chlyn uuf Waisechind gsi, ehmalige Waisehüsler, und für d’Waisekommission vo Dachnagleren und alli, wo sünsch no zue-n-ihm gluegt hei, es Sorgechind. Under der Studänteschaft het er als Füürtüüfel gulten und isch vo de besser Gstrählten ehnder e chly gschoche gsi. Wi-n-er usgseh het, so hei ne d’Lüt gjugiert. Es rahns Bürschtli i mene gschmüselete Flauß, glimpfig und läbig wi Büchsepulver, es intelligänts Gsicht mit schwarzem Fluum under der Nase. Und wenn er gredt het, so het er sy choleschwarze Strubel sech la um d’Ohre wäje. Uf sych sälber isch er suber gsi, vo wäge sobald d’Yschzäpfe gschmulze gsi sy, het me ne-n-all Tag i der Aare gseh. Hingäge mit de Chleider het er ehnder Müej gha, und mängisch het er sys Röckli mit Tinte «plätzet». Der Dölfi hingägen isch blund und schwummig gsi, het sech’s gärn la wohl sy, nie Chummer gha wäge däm, wo nachhär chunnt, und anderne d’Freud gla, sech z’ergellschtere. Im stille het’s ne glächeret, daß dä Harzchopf so yferig na syr Philischterstochter gfahndet het, und er het sech scho gfreut, se de dermit ufz’zieh.

«Dir meinet mys Cousineli?»

Der Peter het wohl gspürt, daß mit däm het sölle gseit sy: Gmüejet Ech emel nid z’hert, das isch nüt für so ne Tintetschägg!

«Isch das Eui Cousine? E nu, i felicitieren Ech», het er g’antwortet. So nes Komplimäntli choschtet nüt, wenn du’s scho nid verdiensch, dänkt er. «Aber, wi heißt si und wo wohnt si?»

«Was weit Dr eigetlech mit nere?»

«Wyters nüt, i möcht nere numen excuses mache, wil i se hütt us Unachtsamkeit gstüpft ha.»

«Aha — jitz begryffen i, daß si ds mittag so ulydig gsi isch.»

«Het’s nere-n-ächt hert weh ta?»

«Allwäg nid wohl.»

Der Peter het e Süüfzer ta.

«Also, es isch my Cousine, d’Jumpfer Annemarie Sunnefroh, und wohnt, wi-n-i, a der Brunngaß, grad vis-à-vis vom Brunne.»

Das isch eigetlech alles gsi, was der Peter Harzchopf für das Mal het begährt z’wüsse, und am liebschte wär er jitz Hals über Chopf dervo gloffe, ga i ds Wärk setze, was er sech het vorgno gha. Aber der Gattig twäge het er mit dem Gatschet no wyterbrichtet, bis der akademisch Viertel isch abgloffe gsi und me wider i di verschidenen Auditorie verschwunden isch. Der Peter isch hinder nen abgfieggete Schueltisch grütscht, wo-n-er vo rächtswäge den exegetische Chlätterüebunge vom Profässer Zündtheiß hätti sölle nachestyge. Aber hütt isch er für nüt meh guet gsi. Alli Bott isch ihm es Gramsle vo der Färsere bis i d’Fingerbeeri gfahren ob em Gedanken a sys unagnähmen Erläbnis. Wi ds Bsinnen an e bösi Tat het’s ne plaget, und vo Zyt zu Zyt isch er sech mit den usgstreckte Finger dür e Höuel gfahre, wi für öppis usez’bürschte. Geng und geng wider het er öppis Läbigs under sym Absatz gspürt. Und obenyne hein ihm zwöi herrlechi füechtglänzigi dunkelbruuni Rehougen über e Härzrand yne gugget. Ändlech het er sys Sackmässer vüre gno und uf em letschte no nid verchritzete Plätzli vo sym Tisch wi im Taglohn afa schnyden und gore, zerscht e Sunnen-Ufgang, du nes Madonnebild, und ändlech het er e Zirkel mit A und S ygchritzet und du no eine mit de Buechstabe P, H, A und S. Und ob allem Schnitzle het er sech e Brief voll holdsäligi Bueßfertigkeit usdänkt. Er het sech äxpräß i Finger gstochen und mit sym Bluet d’Buechstabe vom Zirkel usgmalet.

Undereinisch isch alles ufgstande. — Jä so. — D’Vorläsung isch uus gsi. Flugs isch der Peter zum Gärtner Chröuchi a der Frickstäge gschoben und het dert der schönscht Geraniumstock gchouft, wo me het chönnen uftrybe. Du het dä arm Meiestock i di vertubaketi «Bude» vom Peter müesse ga zueluege, wi ne verschossene Studänt mit Stöhnen und Chrible sy erschten ärnscht gmeinte Liebesbrief zur Wält borzet. Der Peter het sech i süeße Schmärze tröhlet und sibe Gänsfädere vergnägget, bis das Opus syr eigete Kritik het möge d’Stange ha. Du het der Geraniumstock als Vorgängere das Chindli dörfen uf d’Arme näh, und der Peter Harzchopf het di duftigi Vorgängeren i Arm gno und isch d’Louben uus gschosse. — «Hälf mer Gott!» het der Notar Gattschu gseit, wo grad derhär cho isch, «wenn das nid no nes Ungfell git!»