Text:Rudolf von Tavel/Der Frondeur/Kapitel 2

2.

Ds Schlößli Turnälle isch e Troum gsi, no nid ganz ustroumet und doch scho Stei und Holz. Dem Herr Heros sy Vatter het’s ertroumet und isch drob gstorbe, und der Suhn hets begriffen und geng numen ufe Tag gwartet, wo-n-er de z’grächtem chönni daheim blyben und d’Flügel aboue, wo ufem Plan vo sym Vatter sy zeichnet gsi und usem Schlößli hätte sölle nes Schloß mache. Aber, wär’s zum erschtemal gseh het, isch der Meinung gsi, da sötti me nütmeh dranne mache. Grad eso sötti’s blybe. Di schön abgmässeni Gartefassade mit ihrne nüün altfranzösische Fänschter, der dopplete Freistägen und dem riesige Dach, wo-n-es graziöses Gloggetürmli uf der Firscht gseit het: Hie isch d’Mitti vom Hus und für di Herbort o vo der Wält, hätti nid schöner chönnen yteilt sy. Si het gäge Morge gä. Vom lingge Huseggen oschtwärts, uf der Bärgsyte, het e höchi Spaliermuure der Garte vo der Straß gschide, vom rächten Eggen isch e nideri Stützmuure dem Bort nah gloffe, und drunder zueche het sech der Chrutgarte gsunnet. Am anderen Änd vom Luschtgarte hei Böum e grüeni Wand gmacht. Vo der Salontüre z’mitts zwüsche de Flügel vo der Freistägen isch e Wäg in eren Allee vo gschnittene Buchsböumli und -chruglen alli Gredi dür ds große Gazon i di grüeni Wand gloffen und dür ds Tor vo zwo mächtige Lindechronen i di sunnigi Wyti use. Zwo steinigi Urnen uf höche Sockle hei gä z’verstah, wo d’Gartechunscht es Änd heigi. Da inne, i däm Garte, isch me ganz, ganz für sich gsi. Me isch nume dür ds Hus dry cho oder uf mene Stägli usem Chrutgarten use.

Uf der Abedsyte het es nid viel anders usgseh. Es isch o dert e chlyni grüeni Wält für sich gsi, nume chly offener gäge ds Aaretal zue. Me het däm hie der inner Hof gseit. Linggs, vo der Hustüre gluegt, isch e Zyleten alti Schatteböum gstande mit Bank drunder und z’usserischt, ob mene Fischweiher, es Gartehüsi. Rächts hei über d’Muure d’Fänschter vom Chnächtehus ynegluegt, und neecher bim Schlößli het näbem Tor underem breite Dach von ere Truurösch e starke Brunne brodlet. Dür ds Tor het men i Hof vor der Schüüren usegseh. I beidne Teile vom Luschtgarte hei dem Hus und de Spaliermuure nah dick gfüllti Bluemebande breiti, farbigi Strichen i di stilli Herrlechkeit zoge.

So also het es um ds Hus umen usgseh. Aber hütt het’s ein nid usezoge, usem Schloß, i di warmi Heimeligi vom Garte. Es het d’Böum erhudlet, Bletter und Eschtli dervo treit, und kei Chänel het meh ds Wasser möge gfasse. Wie mit Göhn het’s der Luft a ds Hus tribe, so daß men uf der Wättersyte d’Felläde vor de Fänschter zuezoge het. Ds Liecht isch numen us schmale Heiterlöcher dür d’Buzeschybli und farbigi Wappeschyben i di dämmerige Stube gfalle. Im höche gwölbte Gang isch es grad fyschter gsi, me het statt de Gmäld nume schwarzi Vieregg gseh, und daß di dunkle Striche derzwüsche Waffe syge, het me numen errate. Und i allem isch en eigenartige, heimelig-nüechtelige Gruch gläge, wo me geng gschmöckt het, sobald alli Fänschter und Läde zue gsi sy. Hie und da het e grälle Blitz ds Glänzigen i Gäng und Stube gmacht ufz’lüüchte, und de isch es wieder descht fyschterer worde. Im Dämmer vo der Schlafstube het d’Frou Nicolette Herbort mit Hülf vo ihrem zwölfjährige Meiteli, wo i allem, sogar im Schnitt vo sym Rock, ds Numero chlyner vo der Mama gsi isch, ds Bett früsch azoge mit wundervolle ruuche Lilache, so chuel und wohlschmöckig, daß es ein gluschtet het, grad dry z’lige. Es isch no chly e Chunscht gsi, das Bett az’zieh. Di gwundenen eichige Süülen und di schwäre Damaschtumhäng sy eim im Wäg gsi, und derzue het das Bett e Breiti gha, daß me ganz guet z’tromsig hätti chönne dry lige. O hie het albeneinisch e Wätterschyn di schöni wyßi Heimlechkeit mache z’lüüchte.

D’Frou Nicolette fahrt no einisch mit der Hand über d’Chüssi, zupft und streckt zum letschtemal d’Tüecher, und du steit si da, i der Stuben ussen und stuunet über öppis nache. Usem Spalt zwüsche de Felläde fallt e Liechtschimmer über ihri Gstalt. Grad bsunders schön vo Gsicht isch si nid und gilt doch für ne schöni Frou. Si het volli Formen und e Haltung wie-n-e Herzogin. Drum het se der Herr Heros i d’Turnälle bracht. Na der Mode vo der Zyt het si ihri cheschtene-bruune Haar churz gschnitten i chruse Hälftenen über d’Ohren ab treit. Der Rock, blaugraui Syde vo der Farb vo ihrnen Ouge, isch läng und wyt gsi und het schöni Fält gmacht. Ds Corsage, wyt usgschnitten und mit rote Lätsche garniert, het e schöne Hals mit mene Pärlecollier und e volli wyßi Bruscht freigä.

«Mama, tüet Dr de nid d’Läden uf oder Liecht mache, wenn der Papa heichunt?» fragt ds Annelor. (Es het eigetlech Anna Eleonora gheiße.) Ihm isch es gar nid heimelig i där Fyschteri.

Si lost nid. Es isch nere ganz merkwürdig z’Muet. Sächs Jahr het si ihre Ma nümme gseh, und es isch nere schier, wie wenn si-n-ihm jitz de zum erschtemal begägneti. Si het e Französi zur Muetter gha, und d’Bärnerart isch nere no nid ds Höchschten uf der Wält gsi; aber ihre Heros, wo si halbers echly förchtet und de doch wieder vergötteret, isch nere halt eis und alles.

«Mama!»

«Ja, Chind, mr mache de Liecht. Aber los, wie’s chutet und rägnet! Si chöme gwüß erscht am Aben oder morn.»

Und wie wenn ds Wätter das wetti bestätige, fahrt mit mene neue Donnerschlag e mächtige Rägeschwall a d’Felläde.

«Los, los, wie’s macht! I gloub, es rislet.»

I däm Ougeblick ghört me hinden im Gang, wo d’Chuchi lyt, e Türe schletze. Und grab druuf tappet ds Bartlomee, di alti Chammerjumpfere, düre Gang derhär: Eh, um ds Himmels-Gotts-Ärde wille, Frou Houptmänni, si chöme, si chöme. Un es settigs Wätter!

«Wär? — du seisch mr doch nid, üsi Herre...?»

«Grad jitz sy si i Hof gritte, Frou Houptmänni, naß zum Usdrähje.»

D’Frou Nicolette leit d’Hand a d’Bruscht. Es dunkt se, es well nere ds Härz verspränge. «So tue ne-n-uf!» befiehlt si. Und währeddäm ds Bartlomee und ds Annelor a d’Hustüre springe, ga ufrigle, geit si no gschwind i ds Salon übere, wo d’Läden offe sy und zwüsche de Gobelins e große Spiegel hanget. Vor dä wott si no einisch. Und no dräiht si sech dervor, wo me di Mannen a der Hustüre ghört. Und währeddäm si wie-n-es läbigs Gmäld under der Salontüre steit, chöme grad vis-à-vis Vatter und Suhn, flätschnaß, e Rägeschwall hinder sech, zur Hustür yne, und e wüetige Luftstoß trybt ne ne Hampfele Riselchörner nache. Ne wahri Freudesunnen im Gsicht, geit si ne-n-etgäge. Der Herr Heros wirft sy Huet uf ne Trog. «Colette! — Ändlech. Gott sei Dank! — Wie geit’s?»

Si wott trotz Syden und Lätschen und Spitzen ihm ume Hals falle. Aber är wehrt ab und nimmt numen ihri üsserschte Fingerspitzen a d’Lippe. Du sitzt er ab und lat sech vom Bartlomee di volle Rytstifel abzieh und lääre. Der Gangbode wird zur Glungge. Si lachen alli, bsunders wo Vatter und Suhn sech no di pätschige Haar usdrähje.

No einisch es Schüttlen und Stampfe, und du geit der Herr Heros hinder syr Frou här i d’Schlafstube. Me ghört ne no lache: «Warum hesch di so schön gmacht? Jitz muesch halt warte, bis i troche bi.»

Und währeddäm d’Frou Nicolette ihrem Ma suberi und trocheni Chleider vüregit und sech bsägnet ob däm, was under sym Läderwams zum Vorschyn chunt, luege däne, i der Chuchi vom Meischterchnächt, der Andrees und ds Lisi, sy Frou, enand mit Ouge voll Fragen und Sorgen a. Zwüschenyne schile si ufe Swatopluk. Er steit näbe der offene Füürstatt und sürflet d’Milch, wo si-n-ihm ygschänkt hei. Ufem Bänkli am Fänschter prophezeiet ds alte Käthi, ds Andreeses Muetter, das wärdi no öppis chönne. Das bedüti nüt Guets, wenn e Herr däwäg im Donnerwätter under Blitz und Hagel hei chömi und de no ame Sundig. Si gspüre’s alli, vom Andrees bis zum Hüeterbueb, daß jitz öppis anders chunt. Nid daß si’s gar zue strub tribe hätte mit Vörtele — d’Frou Houptmänni het ne z’scharf uf d’Finger gluegt, und der jung Herr het o geng d’Nasen i jedem Chlack inne gha —, aber mit dem Herr Houptme...! Isch er nid wie i Schwäfel und Füürschyn cho z’fahre? U de no dä Bürschtel da! Us Böheim chöm er, oder Poland oder usem Hungarland oder der Tüüfel wüß, wohär. Me verstandi keis Wort, wo-n-er sägi. Uf all Fäll syg das jitz eine vo dene, wo’s geng gheiße heigi, wie si ds Wybervolch gschändten u Ching bi läbigem Lyb i ds Füür gheie. Emel afe hie im Hus well me de dä nit tole, das hingäge de nid. So hei si brichtet und gchummeret, wo undereinisch ds Käthi ne Brüel tuet: «Eh der tusig Gotts Wille!»

«Was git’s?»

Der Swatopluk het sy Milch fertig gha, ne Yante Brot gchöuet, i d’Gluet vo der Füürstatt gluegt und dänkt: Nüt für unguet! Undereinisch isch er i sym poländische Pelz dagstande, wie-n-ihm ne der lieb Gott agmässe het, und het es Ghudel, wo einisch es Hemmli vomene cheiserlechen Offizier gsi isch, überem Füür usdräiht. «Gut für die Läus», seit er derzue und lachet.

Wo-n-er di Hudle wott a d’Bohneschnuer ob der Tüürstatt hänke, springt der Andrees zueche: «Ä’ä, nüt da!» Und sy Frou rüeft: «Üh, üh, Andrees, rüehr’s emel nid a! Häb Sorg! Ghei’s a Bode! Nei, nid i ds Füür, das gäb ja ne Gstauch, daß me nümme chönnti der Ate zieh.»

«Ja, was wei mer jitz mit ihm? Me cha doch dä nid eso i der Chuchi goume?» möcht der Andrees wüsse.

«Janu,» meint ds Lisi i menen Aflug vo Erbarme, «am Änd isch so einen o-n-e Möntsch. I giben ihm da eis vo dyne bösere Hemmli, was meinsch?»

«Mach! Mach!» mahnet d’Muetter Käthi, «so darf men umen ufluege.»

«Da, schlüüf dry!» seit ds Lisi, wo’s ihm es Hemmli bringt. Es isch zwar plätzet wie d’Allmänd vo Bättlershuse, aber emel suber.

Der Swatopluk het’s anne, me weiß nid wie, und isch ganz erchlüpft, wo ds Lisi ne Göiß tuet, will er ihm mit beidne Hände sy wärchigi Bärntatze nimmt und ihm eis, zwöi, drü nes Müntschi druuf git. So räß het’s no nie dännezoge. «Nüt da! I wett dr de. Mach du jitz, daß d’ vürers chunsch!»

Er isch du ganz vo sälber gange, i Stall, zu syne Roß. Und du het ds Lisi ne Mischtgable gnoh und das cheiserlech-chüniglich öschtrychischen Offiziershemmli mitsamt syne verfotzlete Spitzen und der Grafechronen ufe Minggis hinderem Söuschüürli gworfe. Es het’s no gchehrt amene Zipfel und gfunde, das syg de no einisch schöns Gwäb gsi. Weder äbe: Gwüß gstolni War. Und wo-n-es d’Gable näbe ds Stallbänkli stellt, seit es ganz tiefsinnig: «Alles ischt eitel, sagt der Brediger.»

Underdesse het der Räge nahgla. Dür di letschte Tröpf het d’Sunne gschine, und am Schlößli sy d’Felläde wieder ufgange. D’Familie Herbort isch i der Äßstuben am Tisch gsässen und het ob allem Fragen und Erzellen i grüene Fride vom Garten use gluegt.

Nachhär isch d’Frou Nicolette, wo sech vor Glück nienemeh het chönne stillha, im Hus umegfahre, vo Stube zu Stube, het hie öppis a sy Platz ta, dert öppis vürezogen und Bluemen ygstellt und verliebt i sech ynegluegt. Jitz isch es erstritte, het si sech geng und geng wieder gseit, jitz blybt er mr da. Und jitz isch es sech erscht rächt derwärt, zur Sach z’luege. Jitz wird d’Turnälle, was si scho lang hätti chönne sy. Hätti me se gfragt: «Was fählt dr no zum Himmel uf Ärde?» so hätt’ si g’antwortet: «Nütmeh, gar nütmeh. — Wohl, no ne Riglete Chinder, für ne de o ganz, ganz sicher hie z’bha.»

Der Herr Houptme het jitz i syne dunklen Ougen o nes wahrs eifältigs Chinderglück gha und nüt anders im Chopf als d’Turnällen und geng wieder d’Turnälle. «Chumm,» het er, chuum vom Tisch uf, dem Gideon befole, «mr wei ga luege, öb mr nüt verlore hei underwägs.» Das isch so-n-en Art gsi, ’s z’säge. Er het wohl gwüßt, daß der Swatopluk ehnder es Bei oder en Arm dahinde ließ, vo synen eigete, als daß er e Hosechnopf vo sym Herr und Retter us Dräck und Schand würdi verliederleche. Bald druuf sy si vom Chnächtehus übere cho, der Herr Heros, der Gideon, der Andrees und der Swatopluk mit Seck und Fällysen und Feßli und Täschen und Pischtolehalftere. Me het alles im Gang uf d’Trög gleit, und d’Manne furtgschickt. Gwüssi Sache het der Herr Heros i sy Stube treit und ybschlosse. Ds andere het der Gideon dörfe hälfen uspacke. Da sy du näbe ds Papas Chleider no Sachen und Sächeli vürecho, wo dem Gideönli fascht d’Ouge verspennt hei, bsunders aber Stoffen und Spitze, und anders, wo men a d’Mama het chönne hänke.

En Ougeblick luegt der Herr Heros uf di ganzi Herrlechkeit, ohni Lut z’gä. Der Gideon fragt: «Fählt öppis?» Der Papa seit ganz mechanisch: «M’m.» Nei, er het nume ne Momänt überleit, ob er jitz grad alles uf ds Mal welli der Frou Nicolette gä, oder ob es nid ratsamer wäri, eint und anders i Reserve z’bhalte, für de so glägetlech... Nei, m’m. I giben ere lieber grad alles. Di Choschtbarkeite hei si du zsämen i di nächschti Stube treit und schön usgspreitet, und du het’s gheiße: «Gang rüef jitz der Mama!»

Vo Stube zu Stuben isch der Gideon gstürmt und het alli Türen offe vergässe: «Mama, Mama, wo syd Dr? — Gschwind chömet!»

Und si chunt und ds Annelor hinder nere här.

«Mais, qu’est-ce que tu penses? Heri — Heri!» Si isch ganz übernoh und fragt mit ihrne graublauen Ouge, wo das alles härchömi und wohi’s hütt no well mit ihrem Glück.

Der Herr Houptme versteit dä Blick. «Non olet», seit er. «Nimm’s nume! Es isch alles uf rächtschaffeni Art i myni Händ cho.»

Und si lachet ob der Idee, daß er so öppis no meini müesse z’säge. Ihre Heros!

Me isch nid usem Bewunderen usecho, und der Herr Houptme het chehrium sy Frou und syni Chinder am Hals gha und sech fascht müesse la erwörgge. Und währeddäm d’Chinder mit ihrne bsundere Schetz i der Stuben umezwirble, verhein ihm di schöne Lippe vo syr Colette syni eigete lang, lang.

Fascht het es se greut, ändlech alli di Herrlechkeite müesse z’versorge. D’Frou Houptmänni isch no mängsmal wieder ufgstande, ne Schublade ga vürezieh und het e Stoff i ds Sunneliecht gspreitet und jedesmal mit größerer Sorgfalt wieder zsämegleit und dänneta.

Si sy sälbander düre Garte gspaziert und hei Plän gmacht, der Herr Heros für Hus und Hof und Herrschaft, si für ihri schöne Sache. Und ds Annelor het sy Sunntigsrock, wo-n-ihm, wie an ere Dame, bis uf d’Schüehli abecho isch, glüpft, für sy Freud ufem nasse Gazon usz’tanze. Der Gideon het sech scho derhinder gmacht, ga Chugle z’gieße zu den ygleite Pischtole, wo-n-ihm der Papa heibracht het.

Zwüschenynen einisch, ganz duuch und zärtlech, fragt du d’Frou Nicolette: «Dis-moi, Heri-Heri, cet individu... dä grusig Möntsch, wo du mitbracht hesch...?»

Da lachet er. «Gäll? — Ja ja, er isch grusig. Aber... du muesch wüsse, daß ohni das grusigen individu kei Heros meh i d’Turnälle cho wäri.» Er füehrt sy Frou i ds Gartehüsi und erzellt nere: «Das isch jitz dänk öppen es Jahr här. Da hei mr is i den Ardennen i mene verlotterete Schloß ygnischtet gha. Es isch scho meh e Röuberhöhli als öppis anders gsi, und es hätt ein nid wundergnoh, wenn z’mitts i der Nacht usem Kamin oder hinder mene Täfel längi Arme mit Mässer und Dölch vürecho wäre. Aber, was wottsch! Wär’s nid düregmacht het, weiß nid, was d’Müedi na mene Fäldzugstag isch. Me lat sech i ne-n-Egge falle, weiß chuum, uf was me lyt, und schnarchtet, gäb me sech zwöimal umdräiht het. — Ja, wenn du wüßtisch, uf was allem i scho gschlafe ha, du würdisch mi nümme mit mene Stäckli arüehre. Aber häb nid Chummer, i bi sithär mängisch im Wasser gsi. — Also, da isch du richtig i sälber Nacht, weiß nid us welem Loch, so-n-e Schnapphane vürecho. Was er vorgha het, weiß i eigetlech nid, i bi grad no früech gnue erwachet, für ne-n-under de Füüscht vom Swatopluk ghöre z’verchirble.»

«Grand Dieu! Es tschuderet ein, nume dra z’dänke. Aber gäll, jitz geisch mr de niemeh use? — Und du hesch ne du us Dankbarkeit under dyni Fäcke gnoh?»

«Nid erscht denn. I ha ne-n-emel scho füf Jahr.»

«Und geng mit dr umegschleipft, e settige Grüsel?»

«I hätti kei treuere Möntsch chönne finde. Lue, das isch jitz äbe so eine — Gott weiß, uf welem Streuhuufen er i die Wält ynetrohlet isch — en absoluti heimetlose Möntsch, wie si dusse z’Hunderten und z’Tuusetewys umenandstryche. Si sy nienen uf keim Papier. Vo de Chatze seit me, si attachiere sech numen a ds Ort und gange geng wieder i ds alte Hus. D’Hünd hange numen am Meischter. Nu, de isch dä äben e Hund. Und wie di wüeschtischte Kötere mängisch di allertreuischte sy, so isch es halt o hie.»

«Und du wottsch ne würklech bhalte? — Wo wottsch ne de ha? I der Schüüre?»

«Einschtwylen im Stall. Dä begährt nid meh als nes Gliger im warme Stall. Und speter, wenn er de abbrüeit und gschabet isch, nimmsch ne de, wär weiß, ganz gärn i ds Hus. Du wirsch nie besser bhüetet sy, als mit däm Strolch uf der Schwelle.»

«Das ma sy. Aber, weisch, settigi, wenn’s ne de z’wohl wird, wärde si uverschant. Und de chunt de der alt Adam wieder vüre. I wetti nid, daß er mr de d’Dienschte verderbti. Entweder wärde si enand schüüche wie d’Pescht und sech chicaniere oder er steckt sen a.»

«Ganz rächt. Aber i ha mr das alles wohl überleit. La mi nume mache! I han ihm ganz e bestimmti Rolle zueteilt i der Turnälle. Lue, üsi Lüt, di Ämmetaler, sy i Reih und Glid di beschte Soldate, wo’s uf Gottes Ärdbode git, brav, geduldig und grob, aber d’Pöitsche vertrage si nid. Da gäbe si mit dem Geiselstäcken ume. Wenn si de aber gseh, wie-n-i dä da kuranze, so merke si, daß i kei Gspaß verstande. Du muesch de nume nid erchlüpfe, wenn i ne-n-albeneinisch abschwarte, daß es chrachet. Je meh er brüelet, descht besser. Das wär’ eis. Und de weisch, üsne Lüte wird’s hie mängisch nume z’wohl. Da isch es ganz am Platz, daß si eine lehre kenne, wo us Erfahrung weiß, was Hungerlyden isch. Das wär ds zwöite. Und ds dritten und Beschte: Es isch nüt als rächt und billig, daß in ere Herrschaft wie d’Turnälle näbe däm, was si ihrnen ufem eigete Bode Gwachsene bietet, no öppis uf d’Syte ta wird für di arme Möntsche, wo i der ganze wyte Wält niene daheim sy. So verstanden i my Ufgab. Es isch gnue da für alli. Eine befiehlt. Alli sölle schaffe, jedes sy Sach ha.»

Das seit er so i d’Luft use, wie wenn er’s dem ganze Tal, wo so früsch gwäschen und saftig vor ihm lyt, wetti verspräche. Und du merkt er, daß sy Frou ne mit groß offenen Ouge betrachtet.

«Ah» — dermit springt er uf — «gäll, du bisch verwunderet, daß i settig Sache säge? Du hesch rächt. I bi eigetlech anders gwanet. Alli di Jahr dusse het’s nume gheiße: Entweder houen oder sech la houe. Da isch eim nütmeh vürblibe für di arme Tüüfle, wo eim vor de Füeß gläge sy. Für die het me nume der Schuehspitz gha und der Stäcke. — Anders wär me ja gar nid dürecho. — Aber hie isch uf eismal alles anders, der Gugger weiß warum. Es isch grad, wie wenn ein dä Bode da weichmüetig miech. Oder isch es d’Freud, di ume z’ha, Froueli?»

Si springt uf. «Blyb mr nume so!» seit si und wirft ihm d’Armen ume Hals. Er luegt nere tief i d’Ougen und seit: «I gloube, du trouisch mr geng no nid so rächt.»

«Wohl, wohl,» antwortet si, «aber es isch drum so schön, schier z’schön, für’s dörfe z’gloube.»

«Du darfsch es aber gloube. Du muesch mr’s gloube, du muesch mi mit dym Glouben i d’Turnällen ybschließe. — Was hesch?»

Er gseht, daß nere d’Tränen i den Ouge stande. «Voyons! — Was isch jitz das?»

Si lachet und briegget dürenand. «Es isch eifach z’schön. — Du weisch halt nid, was i a Längizyti na dir usgstande ha. Du gwüß nid ds Halbe na mir.»

«Meinsch? — Aber für was jitz ga briegge, wo mr doch beidi wieder am glyche Bort sy? — Chumm jitz!»

Arm in Arm dürwandere si d’Gärte, ds Hus und ds ganze Guet. Si het ihm gar viel z’zeige. Bald sy d’Chinder derby und hälfe brichten und frage, bald stürme si wieder dervo.

Am Abe, sobald d’Chinder im Bett und si wieder allei sy, der Herr Heros und sy Frou, lat er sech von eren im altgwaneten Eggen im Sääli no ne guldige Tropfe Pfälzer kredänze, wo-n-er i mene chlyne Lägeli mit heibracht het. «Gäll, dä chönnt dr’s o no?» Er zieht se-n-uf syni Chneu nider, lat se probieren und het ds Glas höch uf, wie wenn er’s us der Höchi wett i sy durschtigi Gurgle la rünne. Da fallt sy Blick i Spiegel, und er lachet übermüetig. «Me chönnti meine, der Meischter Rembrandt wär bi üs i der Turnälle gsi. Da hätti jitz Freud an is.»

«Wär isch das?»

«Ja gäll, wär isch das? Vo däm hesch no nie ghört. E Maler isch es, e Holländer. I de Niderlande gseht me viel von ihm. Das söttisch du gseh. Herrjeh, Herrjeh, was weiß me hie vo Male! — Überhoupt...»

«Du!» underbricht si ne, «was überhoupt?» und gryft mit ihrne fynen und doch chreftige Finger i syni länge Haar.

«Ai.»

«Was überhoupt? — Du bisch jitz i der Turnälle.»

Und wo-n-er lachet und wott «ja, bhüet’ is ja» säge, drückt si-n-ihm es längs, feschts Müntschi uf d’Lippe.

«Hesch ghört?»

«Ja.»


Im Tal zwüschem Hubewald und dem Hürnbärg hei sech zwöi Bänder um di flache Mattebugglen und Burehöf gwunde, es dunkels, wo mängisch zwüsche wüehligem Gstrüpp silberig ufzwitzeret und im Früehlig gääli Bort gha het: der Bach, und es heiters, glychmäßigs: d’Straß. Di beide sy weleseh gloffen und hei sech wyter unden i mene luschtige Ghürsch vo Böum und Decher verlore. D’Zyte vo de Roubritter sy längschtes vergässe gsi, gäb öpper dra dänkt het, da am Fueß vom Hürnbärg nes Herrehus z’boue. Und doch het me vo der Turnällen us es wachsams Oug uf d’Landstraß gha — us Gwunder und Längizyti.

I den erschte Tage na der Heikunft vom Herr Houptme het d’Frou Nicolette mit dem Annelor Meertrübeli abgläse, da ghöre di fynen Ohren uf der Straß, no ganz wyt unde, Roßtrapp, nume mindere, müede.

D’Hand über den Ouge, erchennt d’Frou Herbort bald e Figur, wo me landuuf, landab scho vo wytem underscheidet. «Der Herr Möckli,» seit d’Frou Nicolette, «er isch doch es impayabels Luege.» Uf nere förchterleche Bourrique vo Roß sitzt zwüsche Satteltäschen und ufgschnallete Chörb es Mandli i mene graue Radmantel, hinden ufem Chopf e Baselhuet, und streckt sys Chinibärtli wie nes Hörnli i d’Luft. Wie cha men o bi so glahrigem Sunneschyn i däm Huet umenandere fahre! Er gseht us wie-n-es umgchehrts Bluemegschirr us schwarzem Filz, ganz ohni Rand und Schirm. Aber äbe, was verma di liebi Ytelkeit nid! Me isch drum Burger vo Bärn, und das müesse d’Lüt wüsse. Der Donnerli o! D’Hünd nämen albe der Stil zwüsche d’Bei und schwygen uf der Stell.

«Gang, säg doch...! — Ach waß!» Ds Annelor isch wie vom Ärdbode verschwunde, und so mueß halt d’Frou Houptmänni sälber springe. «Natürlech,» schmählt si, «an allen Orte sy si eim vor de Füeß, aber so gwüß, daß men eis bruucht, isch niene keis meh umewäg.» Im Hof putzt der neu Chnächt Läderzüüg. — Mira! — «Swatopluk!» rüeft si und winkt, wie de so-n-e Frou Houptmänni cha winke. Si geit uf d’Terrasse vüren und zeigt uf d’Straß: «Gesiehscht du den da? — Reich ihn, er soll aufen kommen. Aber schick dich, er ist schon vorbei. Nimm mira ein Roß!»

Das het me dem Swatopluk nid zwöimal bruuche z’säge. Für settigi Ufträg isch er wie extra gmacht gsi. D’Frou Houptmänni het chuum Zyt gha i vordere Garte, zu ihrne Meertrübeli, so ghört si ne scho ventre-à-terre hinder der Spaliermuure vorby galoppiere.

Der Herr Möckli gseht ne bald hinder sech. Zu Betrachtungen isch kei Zyt meh gsi. Aber i mene Burgerhirni isch blitzgschwind überleit, das syg jitz afange vom Mehbessere, daß men in ihr Gnade Landen am heiterhälle Tag nümme sicher sygi vor däm Röuberpack, wo der Chrieg über d’Gränzen yne tribe heigi. Das het der Herr Möckli scho daheim im Bett usdänkt gha, und drum isch er, trotzdäm er a d’Müglechkeit vo settigen Eventualitete nid rächt gloubt het, mit Houdägen und Sattelpischtole wohl versorget gsi. Aber wie me vo Läder zieht, wenn me der Zoum i eier Hand het und mit der andere no sötti der Baselhuet ha, das het ihm niemer bybracht gha. Di drei höchschte Näme brüelen und d’Sporren ynedrücke hingäge, das isch ganz vo sälber cho. Und d’Märe het begriffen und het mit ihrne Huefe Galopp tschäderet wie-n-e hässigi Hanfbräche. Derby isch nüt anders usecho, als daß e Täschen ufgangen isch und uf der Straß vo Ämlige bis zum Chrüzwäg ufen ussert dem Baselhuet Strähle, Bürschte, Pomadehäfeli, Haarölgütterli und Pflaschterbüchsli gläge sy. Erwütscht het ne der Swatopluk einewäg, und zum Glück het der Herr Möckli nümme dra dänkt, nam Däge z’gryfe.

Er het nume gschumpfe, ob men eim nid uf ne gattlicheri Art chönni zuecherüefe. Er het nämlech uf der Stell begriffe, daß er numen i der Turnälle söll cho coiffiere. — Aber hitzget men eim ne settige Pandur nache! Der Swatopluk het ihm du ganz dienschtfertig und gschickt syni gsäite Sache zsämegsuecht. So eine het de halt Ouge für was uf d’Straß ghört und was nid.

I der Turnällen isch er mit Spys und Trank tröschtet worde, und du het er Arbeit übercho bis z’Mittag. Dänk me, di Leuemähne vo dene Herre! Einzig ds Annelor het sech nid zuechegla, gäb wie d’Dienerschaft an allnen Orte na der Jumpfer Elenore grüeft het.

Ja ja, der Herr Möckli! Dä het viel gwüßt z’brichte. Isch er nid vo eim Herresitz zum andere greiset? Überall het me sech vorgnoh, uf ds Muul z’sitze, solang er im Hus sygi, und überall het er Chrätte voll Neuigkeite dervotreit. Der Herr Heros het ne la plaferen und isch dermit wohlfeil uf ds Loufende cho. Ds Houptresultat aber isch gsi, daß der Herr Houptme jitz wieder ganz salonfähig usgseh het. «Je vous assure,» het der Herr Möckli zur Frou Houptmänni gseit, «er isch uf und nache der Chünig Guschtav Adolf, uf und nache.» Und wenn si scho nüt uf das Gschwätz gä het, so het si’s doch nid ungärn ghört.

Si het sech o no zuechegsetzt und e Verschönerungsprozedur über sech la ergah. Aber d’Houptsach isch du eigetlech z’letscht no cho. Wo der Herr Möckli sys Laboratorium wott zsämepacke, seit der Herr Heros: «Möckli, jitz nämet mr no my Stallchnächt i d’Kur!»

Der Herr Möckli luegt verwunderet uf: «Doch nid öppe dä, wo mi so ugattlech isch cho reiche, Herr Houptme?»

«Grad dä.»

«Nüt für unguet, Herr Houptme, aber i bi für di Herrschafte da. Ich möcht mr nid my Clientèle verderbe.»

«Möckli! Ob Herr oder Chnächt, Dir syd für alli da. Der lieb Gott lat sy Sunnen uf alli Chöpf schyne, und Dir wärdet nid meh welle sy — oder?»

«Aber nei, Herr Houptme, es wird Ech öppe nid ärnscht sy!»

«Weit Dr oder weit Dr nid?»

«Ja, Herr Houptme, i mache so öppis gwüß de sünsch nid, je vous assure.»

«Was Dir sünsch machet und nid machet, geit mi nüt a. I säge nume, was Dr hie z’mache heit. Das wär kommod, es Privilegi z’ha und de nume die Chunde z’ bediene, wo eim hübsch gnue sy.»

«Ja nu, will Dir’s befälet, Herr Houptme, guet...»

«Aber de nid hie inne, s’il vous plait», seit d’Frou Nicolette.

«Kei Angscht! Mr wei mit ihm zur Brächhütten use. Und underdesse machet im Ofehus warm Wasser. Mr wei ne de grad no dünkle.»

Me het der Swatopluk zur Brächhütte gfüehrt und dert es Füür agmacht. Er het uf ne Stei müesse sitzen und darha. Aber so ring gangen isch das nid. Der Barbier wirft, chuum daß er dä Chopf vo nachem gseht, d’Händ i d’Luft: «Herr Houptme, Herr Houptme! So öppis han i de no nie agrüehrt. Dä Ma het ja ne Weichselzopf.» Und der Swatopluk, wo-n-er Schääri und Mässer gseht, faht o afah ufbegähre, er löi nüt la gscheh a syne Haare. Dä Weichselzopf sygi e Schutz gäge di böse Geischter.

Da nimmt der Herr Heros d’Rytpöitsche hinderem Rügge vüren und dütet dem Chnächt, mit de böse Geischter wärdi är de scho fertig. Und du isch me derhinder, grad mit dem Rasiermässer und het dä Chopf abgruumt. Ganzi Schybe vo der Schwarte sy mit dem Filz i ds Füür gfloge. Aber wo du der Herr Möckli, halb us Vorsorg, halb us Rachsucht e Schwetti Wygeischt über das Houpt schüttet, wolle, da spart der Pandur nid mit Brüele. D’Lüt ufem Fäld löi ihres Wärchzüüg stah und chöme cho z’springe. E ganze Chranz steit um das Spektakel umen und weidet sech a der Tortur. Aber dert steit der Herr mit gspreizte Füeß, groß und breit, d’Pöitschen i der Hand, und lachet über ds ganze Gsicht. Da dänkt sech es jedes sy Sach und verzieht sech ume.

Gsalbet und gschmützget wird der Swatopluk i ds Ofehus gfüehrt. Und dert brüelet er no einisch wie am Mässer, wo si ne-n-i ds Wasser tüe. Aber du het’s ihm du gwohlet. Är sälber und alli andere hei gfunde, jitz syg er en andere Möntsch. Schier übermüetig luegt er i d’Wält use, und wie us purem Vergnüege tuet der Herr Heros es paar Lufthiebe mit der Pöitsche; aber der «ander Möntsch» merkt scho, was er dermit wott säge. D’Frou Nicolette het gfunde, me chönnt ihm jitz o ne neue Name gä, ne chrischtleche, will doch niemer z’Schlag chömi mit däm slowakische. «He ja,» seit der Herr Heros, «was meinsch?»

«Öppe Jacques», schlat si vor im Gedanke, daß er mit der Zyt d’Rolle vo mene Gutschner-Chammerdiener sötti übernäh.

«Mynetwäge.»

Aber d’Lüt vo der Schüüre hei vo Stund a wäge sym tschäggete Chopf nume no vom «Tschägg» gredt. Und das isch ihm bliben und het ihm de no gfalle.

Der Lärme het du o ds Annelor vüreglöökt. Voll Heugfräs uf Haar und Chleider steit es undereinisch da, wo me dem Herr Möckli nacheluegt, wie-n-er Hünige zue rytet. Me bruucht nid z’frage, wo-n-es sech versteckt heigi, und o nid warum. Me weiß es ja. Het öppe nid der Herr Möckli näbe Strähl und Bürschten und Pomadehäfeli no Schräpfchöpf, Bluetsuger und — Zange zum Zänd-uszieh i syne Täsche?

Me het’s usglachet, und du isch es jedes suber coiffiert wieder syr Arbeit nachegange. Niemer het sech Gedanke gmacht über das, was der Barbier und Chirurgus vo Schloß zu Schloß und ändlech z’Bärn wärdi ga erzelle. Er sygi wieder im Land, der Junker Heros, het er gwüßt z’brichte, heig e Huufe schöni Sache mitbracht und e verluusete Pandur und großi Projäkt. Es Schloß well er us der Turnälle machen und e neui Ornig yfüehren im Bärnerland. Gseit het ihm das sicher niemer, weder der Herr Heros, no sy Frou, no ihre Suhn, aber was e capable Coiffeur isch, strählt ech so öppis us de Haar, me weiß nid wie.

Villicht isch d’Mahnung vo der Frou Landvögti z’Brandis, der Herr Heros söll de nid z’ ruuch umgah mit syr Frou, nid so ganz überflüssig gsi. Aber wär öppe weiß, daß Wohltue no lang nid ds Glychen isch wie geng nume Hung und Confitüren uf ds Brot stryche, mueß zuegä, daß i dene Tage di ganzi Turnälle mit ihrne Höf und Zälge d’Wohltat vo mene stränge Regimänt gnosse het. Nid daß öppe viel und hert wäri gstraft worde. Sowyt isch es gar nid cho; aber vo eim Ändi zum andere het es jedes gwüßt, daß Striemen und Schnatte wohlfeil z’ha sy. Und me isch guet gfahre derby. Sit Jahre hei d’Lüt nümme so guet gwüßt, wora si sy wie jitz, und sit Jahre nümme het es jedes so exakt das gmacht, was sy Sach isch gsi, und di anderen ungstört gla. Us jedem Heiterloch het me gluegt, ob me nid dem Herr sy stattlechi Figur näbem Roßchopf a menen Ort gsehj dür ds Meer vo de Chornähri schwümme, und wo me gmeint het, er sygi über Land verritte, isch er undereinisch wie usem Bode gschossen underem Dachtrouf gstanden und het under syne Braue vüre Pfylen i d’Stallfyschteri gjagt.

Im Schlößli sälber het me ne-n-i de Stuben und Gäng gspürt im glychen Ougeblick, wo me ne zum Fänschter us a der Huben äne het gseh nes Roß kuranze. Und wenn er de würklech und lybhaftig dagsi isch, so het me — und zwar vo der Frou Houptmänni bis zum Südelmeitschi abe — mit nere versteckten Angscht gluegt z’errate, was ihm erwünscht chönnti sy. Wär’s nid breicht het, däm het er uf ruuchi Art uf d’Spur ghulfe, daß me’s de ds andermal sicher gwüßt het. Aber e guete Tag erläbt het de es jedes, wenn es ihm’s einisch breicht het. Under mene lueme Herr kennt me keini settige Momänte. D’Frou Nicolette het us sech gmacht, was nume möntschemüglech gsi isch, und wie meh si ne-n-im gheime gförchtet het, descht herrlecher isch nere de sy begährlechi Liebi worde. Und ganz ähnlech hei’s d’Chinder mit ihrem stränge Vatter gha. So unerchannt hert er jedes Ghootsch gstraft het, so gärn het er de Chinder, wie syr Frou, Freud gmacht und de grad z’grächtem. Alles Halbbatzigen isch ihm i der Seel z’wider gsi.

«Heri-Mandli, los,» seit ei Aben ufem Bank im Luschtgarte, wo me zwüsche de Linde düren i di dämmerigi Wyti gseht, d’Frou Nicolette, «sötte mr ächt nid einisch ga Wyl ufen oder ga Hünigen oder...»

Amene Ruck i der Banklähne gspürt si, daß dä Vorschlag bim Herr Houptmen a ne chuzelige Närve mueß cho sy. Si schwygt undereinisch und luegt ne mit schüüch-gwunderigen Ougen undenufen a. — Ach, isch jitz das scho z’viel verlangt? — Si wär so gärn de Nachbaren ihren umegfundene herrleche Ma ga zeige. Und de chäme si de villicht o i d’Turnälle.

Sy Arm leit sech um ihri Taillen und schmidet se so fescht a sy mächtigi Bruscht, daß si fascht der Ate nümme cha zieh, und syni grüenschimmerigen Ougestärne lachen uf sen ynen und lache doch nid eigetlech. O si versteit dä Blick afange, wo-n-ere scho so mängisch het gä z’verstah: Gäll das und das gfiel dr, aber was versteisch du vom Läbe? Häb di still, i luege scho zur Sach. — Ach ja, er luegt derzue, besser chönnti me nid, aber mängisch hätti me doch de o no öppis ufem Härz, oder chäm eim öppis z’Sinn, wo är emel o dervo profitierti. Aber si weiß, was chunt, wenn si widerredt, er vermacht nere d’Lippe mit mene länge Müntschi und lachet, bis nere ds Widerrede vergeit. Drum schwygt si.

«Si sölle mira cho, wenn se der Gwunder sticht. Einschtwyle bruuchen i se nid. Und no lieber wär’s mr, wenn si nid chäme, bevor i se zur Husröucki ylade.»

Husröucki! — Was het er vor? — Ach, si het wohl gseh, daß i syr Bibliotheeggstube Plän ufem Tisch usgspreitet lige, daß er dert dran ume zeichnet. Si het wohl gseh, daß er mängisch Hus und Garte vo verschidene Punkten us betrachtet und mit Schritte mißt, ja mit Mäßschnüer, daß er zellt, notiert und rächnet und dänkt. Mängisch scho isch es nere z’vorderischt uf der Zunge gsi: Hei mr de o ds Gäld derzue? — Und im tiefschte Versteck vo ihrem Härz fragt si sech mängisch: Bricht er nid mit der alte, heimelige Turnällen üses Glück ab? — Er weiß nämlech dem neue Hus o scho ne Name. Schloß Hürnbärg söll’s de heiße. Das tönti herrschaftlicher. — O wie wohlfeil gäb d’Frou Nicolette das große Töne! Aber me darf nüt derglyche tue. Es gäb en Usbruch! Es söll niemer nüt wüsse, damit ihm ja niemer dryredt, niemer öppe gar ne warnet. Das het er ufem Strich. Am liebschte wär’s ihm äbe, er chönnti Nacht und Näbel drüber hänken oder alles i eier Nacht usem Bode zoubere, und de d’Nachbarschaft z’änetum, no bevor si öppis gmerkt het, zur Husröucki ylade. Aber er het scho Boulüt usgfragt und nid überleit, daß die o dänken und spintisieren und — schwätze.

D’Frou Nicolette schwygt, und är kennt das Schwyge. Er list nere d’Angscht us den Ougen und dänkt: Aha, du trouisch mr nid zue, daß i der Verstand ha. Und i syr urüejige Seel ballet sech scho-n-e Wulke vo Mißmuet. Und ohni’s nume sälber z’merke, zieht er der Arm no änger um sy Colette: Wart nume, du söllsch mi no lehre kenne!

Si stemmt sech dergäge, und er merkt’s und lat se ds Yse vo sym Arm erscht rächt gspüre, bis si sech dünn macht wie-n-es Wiseli und ihm ihri schöne, frieslirote Lippe darhet.

So löst sech Spannung, und si tröschtet sech mit dem Gedanke, eis Guets heig di Sach, er blybi nere-n-emel jitz sicher daheim.

«Zu wäm sött’i?» fragt er. «Zu dene beide Steiger z’Münsige? Die gseht me sowieso bald. Na-n-eren alte, erblindete Satzung hei si nes Rächt uf di nideri Grichtsbarkeit im Gebiet vo der Turnälle, und damit es ne nid öppe z’ Sinn chunt, di Sach wieder läbig z’mache, mueß me se hie und da öppis ga frage. Aber äbe...» Der Herr Heros rangglet mit den Arme, wie wenn ihm sys Chleid z’äng wäri. «Die plage mi zwar nid hert; aber daß de di ganzi mittleri Grichtsbarkeit vom Landgricht Konolfinge, wo mr alli dry ghöre, no i de Hände vo der Metzgerezunft isch, das schlücken i nid. — Ja, item. Ga Wyl ufe, zum Petermandli vo Diesbach? Nu ja, das cha me ja de einisch. Dä isch mr no rächt. Zum Wattewyl ga Dießbach übere? Wohl, das interessierti mi, will er ds Schloß neu bouet. Aber i möchti äbe nid, daß es de hieß, i heig’s wellen ihm nachemachen oder gar ne wellen übertrumpfe.»

«Und Worb?» fragt d’Frou Nicolette.

«Der Chrischtöffel vo Graffenried?» Der Herr Heros winkt mit der Hand ab.

Si fragt sech, warum. Der Herr Chrischtoph isch doch e famose Ma, eine, wo z’Bärn alles gilt und e große Wäg vor sech het. Isch es öppe juscht wäge däm? Vom Ludi Manuel z’Utzige seit si wohlwyslech nüt. Dä hätti o großi Plän gha, hätti o gärn us Utzigen öppis Großes gmacht, seit me; aber es gang ihm alles dür d’Gurglen ab und es fähli nümme viel, so tüej ne der Rat a Schatte stelle.

«Es isch schad,» seit si, «daß jitz grad niemer z’Hünigen isch, der jung Bärni wär e Kamerad wie gmacht füre Döni. Grad es paar Jahr elter und e guet erzogene Bursch.»

«Ja, das isch schad. Es sötti eigetlech no öppis gah mit dem Gideon. I ha synerzyt dra dänkt, ne-n-als Page a ne Hof z’bringe. Aber äbe! I ha z’viel gseh. D’Hofluft isch nüt für üsi junge Lüt. — I nime ne jitz sälber i d’Kur. Mir isch d’Houptsach, daß er lehrt begryfe, was ig im Sinn ha, vowägen i weiß wohl, daß i’s nid fertig mache. Für das, was i möcht, isch es Möntscheläbe z’churz. Was e Ma isch, gryft so wyt us, daß no Chind und Chindeschind dranne fertig z’mache hei.»

Di nächschte Tage hei niemerem Zyt gla zum Studieren oder zum Visitemache. D’Ärnt het agfange, und da het’s gulte derby sy. Der Herr Heros het überall usghulfe mit Roß und Chnächte, isch vo Hof zu Hof gangen und het der Döni mitgnoh, damit er e Begriff überchömi vo de Lüt und vom Ertrag vo de Güeter. Es hätt’ ihm chönne wohltue z’gseh, wie an allnen Orte sy Suhn Hähneli im Chorb het gschine z’sy; aber alli Komplimänt, wo men ihm gmacht het, sy i der Luft bliben und im nächschte Huuch verfloge. Das isch wohlfeili Ruschtig. Der Junker Gideon hingäge het’s no für bari Münz gnoh und sech uf jedem Hof daheime gloubt.

Na vierzäche Tagen isch es still worde. Me het verschnuufet und vom Husbänkli den Ähriläser zuegluegt, wo mit chrummem Rügge dür di gäälen Ächer gange sy als Vögel, wo Säge bringe.

Underdesse het der Herr Möckli sy Tournee gmacht gha und z’Bärn syni Gütterli nachegfüllt. No währed uf de Fälder Sichlen und Sägesse gschränzet hei, isch sy Saat i de Hüser ufgangen, und der Gwunder isch ufgstänglet. Da rücke richtig ei Abe di beide Herre Steiger vo Münsigen i der Turnällen a, echly übersühnigi jüngeri Herre, eine blund und rund, der ander schwarz und chnochig. Natürlech sy si mit offenen Armen epfange worde. D’Frou Nicolette het sech gä wie-n-es Meitschi a sym erschte Ball. Und hätte nid di beide Münsiger sech all Ougeblick mit ihrne gsprächigen Ougen inenand verlyret, so hätti der Herr Heros ihri Visiten o in aller Harmlosigkeit gnosse. Aber er het das Chrügelispil gseh und dänkt: Wartet nume, euch will i gurte, daß dr wüsset, was heiryte heißt!

Natürlech hätte si gärn öppis vo där neuen Ornig ghört, wo der Herr Möckli dervo het gwüßt z’brichte.

«Es nimmt mi wunder,» faht der Blund a, «was si z’Bärn i der Chornchammere bschließe wägem Chornprys. Es fallt und fallt alles, und derzue schynt es dusse no nes guets Jahr welle z’gä. Was söll men o mache?»

«Wie heit dr’s,» antwortet der Herr Heros, «nähmet dr lieber Neueburger oder Waadtländer?»

Di beide lachen enand mit den Ougen a, und der Schwarz seit: «Enu, wenn Dr is d’Wahl löit, mr hei beidi daheim der Chäller no voll Waadtländer.»

«Also lieber Neueburger. I gseh, dir heit e gueti Nase, i ha nämlech e Cortaillod, wo sech lat la chüschte.»

D’Frou Nicolette geit sälber für ds Nötige ga luege. Und wo me ne mächtigi Zinnchannen und Gleser und Brot und e tolli Portion ghoblete Saanechäs und famosi Ämmetalerwurscht und Hammen und Brot und Anken ufe Tisch vorem Hus treit, sy si mit ihrem Chornprys no nid viel wyter als vori.

«Hie isch guet sy, Frou Herbort», seit der Blund.

«Das wett’ i meine,» git si zue, «i däm Garten isch me für sich wie in ere Stube hinder bschlossene Läde.»

Und du hei si afah Gsundheit machen und d’Schnöuz netze. — «M! Äh! Sapristi. — Ja, dä chrällelet uf der Zunge.» — «Gället?» Jitz het men emel du afange vom Wy gha z’reden und isch de Wygägede nah i ds Chriegsgebiet usecho, und der Herr Heros i ds Erzellen und d’Frou Nicoletten i ds Yschänke. Si het ihre Ma o verstanden und derfür gsorget, daß niemer het chönne d’Gleser zelle. Si isch cho und gange, so daß di Herre ’s gar nid g’achtet hei, daß si nümmen umewäg isch. Der Herr Heros het hübbeli gschlücklet und deschtmeh erzellt, und di andere hei obem Lose gar nid begriffe, daß ihri Gleser geng wieder läär worde sy, wie wenn si würde rünne.

«Ja und jitz di Chornpryse?» chunt du der Herr Houptme ganz ungsinnet wieder uf di erschti Frag zrück. «Das isch e bösi Sach. Was meinet dr, mueß men ächt mit de Gültzinsen abe?»

«Nume das nid!» antworte si.

«Jää — und de d’Bure, wenn si de nümme möge gschnaagge? Hei de nid z’letscht und am Änd mir der Schade?»

So het der Herr Heros der Spieß gchehrt, sech uf ds Frage verleit und di andere gmacht z’rede. Und will Rede durschtig macht, het er druuflos nachegschänkt.

Der Mond isch höch ob der Hube gstande, und um di silberige Böum isch nah-ti-nah e blaue Dunscht gstriche, wo d’Frou Nicolette-n-und der Junker Gideon vom Bett us geng no di Herre hei ghört polete, je länger descht offehärziger.

Ändlech aber hei di beide Münsiger doch du der Ydruck übercho, si gäbe meh us vo ihrer Meinung als der Turnäller vo syre, und hei zum Ufbruch blaset. Der Schwarz het mit der lingge Hand geng süferli na de Spalierstäb am Hus griffen und trotz der Mondheiteri bhouptet, a mene frömden Ort bruuche d’Ouge länger, für sech a d’Heiteri z’gwane.

«Dir weit säge Fyschteri.»

«Prezis, ja d’Fy... jaja Heiter, nei Chyschterigi.»

Und der Blund het dänkt, es settigs Caroussel heig er no nid erläbt, der Toppwald und der Hürnbärg und d’Huben und der Längebärg, wo alli enand nachefahre wie Schiffli uf mene Weiher.

Me het der Tschägg vüregjagt, und der Herr Heros het sälber nachegluegt, ob Zöum und Gürt i der Ornig sitze. Der Tschägg — das het sech jitz wieder zeigt — isch ganz bsunders gschickt gsi, für Herren i Sattel z’hälfe, wo der Zug hei grad äne wieder abe. Di beide hei du bhouptet, d’Bügelrieme sygen unglych läng, nume wüssi me nid, wele z’churz und wele z’läng, es sygi geng wieder anders. Item, si sy emel du ab, hei d’Roß la machen und sech gägesytig fescht a de Wämser gha, wie si’s anderimal öppen o scho praktiziert hei.

«Du,» seit der Schwarz, «das isch e donners Chür... Chrü...»

«Chrüpfedrücker meinsch.»

«Prezis Chrü... Tü... Türggechnüpfer. — Dä versouet is no di ganzi Gäged. Du wirsch gseh.»

«I förchte’s o. Aber wart nume! Dä lege mr de no yne.»

«Ufe Waadtlänöer isch er de villicht weniger guet g’aicht.»

D’Siegesstimmung vom Herr Heros am andere Morge het so ihres eigete Gschmäckli gha. Wo d’Frou Nicolette erwachet, tuet si, wie geng, ihren erschte Blick ufe Herr und Gspane. Me gseht nüt von ihm als di gwaltigi Leuemähne, wo scho wieder der Herr Möckli nötig hätti. Aber si fahrt nid mit zärtleche Finger derdür, wie si’s sünsch im Brunch het. Es dunkt se, me laj das hütt besser underwäge. Ganz hübscheli macht si ihri Toilette und geit mit de Chinder zum Dejeuniere. Der Gideon isch schuderhaft hälluuf und weiß nid gnue z’brichte, wie der Papa nächti di beide Herre heigschickt heigi. Es gluschti ne ga z’luege, ob si nid no underwägs amene Bort lige.

«Iß du jitz, so wird men einisch fertig!» Das isch alles, was er us der Mama usebringt. Im erschten Ougeblick, wo-n-er mit den Erläbnis vom Aben agfange het, isch es ihm vorcho, d’Mama heigi es Lachen i den Ouge. Aber du het’s undereinisch gfyschteret drinne, und wo me nam Papa fragt, heißt es nume: «Er wird de scho cho, gang mach du, was er dr ufgä het für hütt. Das wär gschyder als Bläch z’schwätze.»

Di beide Chinder hei sech pfüpft. Der Döni isch mit der Bibel und dem französische Buech und de Rächnungen i ds Gartehüsi übere, und ds Annelor het schwygsam der Mama ghulfe. Zwüschenyne het der Döni ne Blick uf ds Hus übere ta. Es het ihm wyters nüt gseit, als der Papa sygi dert drinne. Aber das isch füren Ougeblick gnue gsi. I ds Dönis Chopf het öppis grumoret, ganz e lyse Spott het vüre welle, aber der Reschpäkt het ihm nid Luft gla. Und kei Momänt het me chönne wüsse, ob nid es Fänschter ufflügt und es Kommando ne zuechedonneret.

Ganz e schwäre Tag isch es du für ds Annelor worde. Will niemer es fründlechs Wort für ihns het übrig gha, isch es o so halb rumpelsurrig umenand gstrichen und emel du uf ne-n-abg’ärnteten Acher usegrate, wo-n-es arms ghudlets Meitschi syni blutte Füeßli uf de Stuffle schier wundgstochen und Ähri gläse het. Das Meitschi — ds Hülle-Stini — het derby nes Liedli gsürmet, geng ds glyche, gwüß emel scho zwänzg mal, wie me’s eso cha ob neren Arbeit. Das git dem Annelor uf d’Närve. Es macht sech zuechen und befiehlt: «Schwyg!» Ds Stini luegt verwunderet uf. Es seit nüt; aber ds Annelor list ganz dütlech us synen Ouge: «Was hesch du mir z’befäle, du Stünggel?» Mit däm ryßt ds Annelor ihm der Chratten us de Händ, läärt ne-n-us und kommandiert wyter: «Mach, daß d’furtchunsch! Du hesch hie nüt z’tüe.»

Ds Stini geit. Es seit wieder nüt, aber der chlyne Schloßjumpfere git’s e Blick, wo heißer sticht als es Wäschpi. «Da nimm dy Stinkchratte!» rüeft ihm ds Annelor zue und wirft ihm ne nache.

Bim z’Mittagässen isch ds Annelor still und muderig.

«Lorette, fählt dr öppis?» fragt d’Mama. Und der Papa meint: «Du bisch dänk aber hinder de Chrosle gsi?»

«Nei, gwüß nid, Papa. — Es fählt mr ja nüt, gwüß nid.» Ds Annelors Ouge sy groß und voll Angscht; aber me bringt nüt us ihm use.

Erscht am Abe, bim i ds Bett-gah, het es syr Härzesnot nümme möge Meischter gwärde. «Mama,» fragt’s under mene Strom vo Träne, «was git’s, wenn me nes arms Meitschi plaget het?»

«Aha,» antwortet d’Frou Nicolette, «es het mi doch dunkt, du verworggisch öppis. — Das mueß me büeße. Du weisch doch, di arme Lüt gange der Abchürzungswäg zum Himmel, wo mir uf der große Gutschestraß müesse fahre. Si sy vor üs dert, und der lieb Gott lost ne-n-ab, und wenn du de chunsch, heißt’s: I weiß alles.»

«Ja, was söll i de mache?»

«Was hesch agstellt?»

Und jitz het es bychtet, di ganzi bösi Tat, und nume no draghänkt: «Aber wüsset Dr, Mama, es het mr drum so uf d’Närve gä mit sym Singe.»

«So? Was weisch doch du vo Närve! Wäm gaaggisch du settigs Züüg nache?»

«Aber, was söll i mache?»

«Mr wei der Papa frage.»

«Nei — nei, Mama, nei.»

«Chumm!» Das het churz tönt und eso, daß me weiß, ob’s gilt. Und si füehrt ds Annelor zum Herr Heros. «Säg jitz, was d’agstellt hesch!»

«Aber nid schla, Papa! Tüet mi nid schla!»

«I schla di nid, wenn d’mer d’Wahrheit seisch.»

Und du mueß es alles no einisch säge. Der Herr Heros het ds Bluet i den Ougen und schlat mit der schwäre Hand ufe Tisch. «So,» seit er, «i will dr de morn säge, was du z’mache hesch. Jitz gang i ds Bett und bätt und schlaf! Guetnacht.» Zu der Frou Nicolette seit er nachhär: «Nei, mit nere Brätscheten isch da nüt ghulfe. Da isch öppis anders am Platz. Dä Handel gryft mr i myni Herrschaftssorgen yne.»

«Aber i bitte di, Handel! Mr wei doch nid vomene Handel rede. — Und Herrschaftssorge!»

«My Liebi, es isch mir nid glych, was me hie umenandere seit. Settigi Chlynigkeite gäbe meh z’reden als di große Chriegshändel. Und wenn mr söll grate, was i vorha, so mueß i ds ganz Volk hinder mr ha. Si müesse lehre gloube, daß i ihres Beschte wott.»

Am andere Morgen isch der Tschägg härebschickt worde: «Gang reich ds Hulle-Stini, grad wie’s isch. Ab!»

Und wo si chöme, füehrt der Herr Heros ds Stini bluttfueß und verhudlet, wie-n-es isch, i d’Stube zu syr Frou und syr Tochter und befiehlt: «So, Annelor, hesch du däm Meitschi da der Chratten usgläärt?»

«Ja.»

«So tuuschet eui Chleider. Marsch!»

«Mais écoute, Heri!» seit d’Frou Nicolette. Aber si überchunt e Blick, wo dütlech seit, öb der Herr Houptme sech löi la dryrede.

Di beide Meitscheni mache großi Angschtougen und winde sech.

«Wottsch du dem Stini syni Chleider alege, Annelor?»

«Ja.»

«I will dr das schänke.» Der Herr Heros seit das, will er gseht, daß ds Stini vor Scham, syni Hüdeli müesse z’zeige, fascht vergeit.

«Aber jitz ziehsch dyni Schueh und Strümpf ab und gisch se dem Stini!»

Ds Annelor folget und leit se dem arme Meitschi über syni stoubige verschundtene Füeß a. Dem Annelor git me ne große Chratten i d’Hand und schickt’s barfueß ufen Acher use. «Du chunsch nid ume hei, bevor der Chratte voll isch, hesch ghört? — Und du, Stini, luegsch zue!»

Und du sy si gange, vorewäg dem Hüüfli zue, wo geschter ds Annelor der Chratten usgläärt het. Aber das het no nid guet usgä. D’Vögel sy underdesse derhinder gsi. Und scho na den erschte füfzig Schritt sy dem Annelor d’Tränen über ds Gsicht abgloffe wäge de verstochene Füeß. Ds Stini het hindere gluegt, ob niemer nachechömi, und gseit: «I will di Chräziburdi überetrage, und dernah gange mr dem Bort nah.» Aber ds Annelor het der Chopf gschüttlet und wyter gschnüpft. Es het welle Bueß tue und nid abgä, bis der Chratte ghuufet voll isch gsi und fascht so viel Träne drinne wie Ähri.

Am andere Morge het d’Frou Nicolette mit bitter vorwurfsvollem Gsicht ihre Ma a ds Bett vom Annelor gfüehrt und ihm di Füeß zeigt. Gschwulle sy si gsi und voll giechtigi Chräble. Ds Annelor het sech ufgrichtet, uf d’Chneu und het der Papa umchlammeret und ihm sys verbrieggete Gsicht a Lyb drückt, wie wenn es wetti säge: «Papa, Papa, tuet mi bschütze gäge Turnälle-Herr!»

Er leit sys Töchterli wieder ab, setzt sech näbe ds Bett, und währed d’Mama dem Annelor neui Umschleg macht, ohni ihrem Ma ne Blick z’gönne, fragt er: «Tuet’s dr hert weh?» Ds Annelor nickt ja.

«Ja nu, das wird bald versurre, und es anders Mal bsinnsch di de z’rächter Zyt. I will dr jitz no ne Rächnung ufgä, damit du besser begryfsch, warum i di barfueß über Fäld gschickt ha. Du weisch doch, daß jedes Ähri hundert neui cha trybe. Jitz dänk, was us däm hätti chönne wärde, was du dem Stini wäggnoh hesch, es ganzes Ächerli!»

«Aber äs het ja kei Acher zum Druufsäje.»

«Äbe het es nid. Und drum hesch du mir hundert Chrätte voll gnoh und nid dem Stini. Begryfsch? Was mir den Arme löi, macht üs rych. Schryb das uf und dänk drüber nache!»

D’Frou Nicolette isch usegange. Bimene Haar hätt’ si d’Türe hinder sech zuegschletzt. Grad het si sech no so wyt möge gmeischtere. Aber dusse, im Gang, ballet si d’Füüscht und luegt uf d’Türe, wie wenn si se wetti dürbore.

Bald druuf chunt der Herr Heros use — er het ganz dütlech gspürt, was si düremacht, aber er tuet nüt derglyche. Us den üsserschten Egge vo ihrne Schlitze glänze syni Ougen über se wäg, und er geit düre Gang us wie über vertrappeti Güeg ewäg.

Na drei Tag Salben und Wäschen isch ds Annelor wieder i d’Pantöffeli gschloffen und bhuetsam um ds Hus ume träppelet. Der Herr Heros luegt ihm nachen und seit vor den Ohre vo syr Frou zum Annelor: «So isch es äbe. Die da z’ringsetum sy eis mit ihrem Bode, üsem Land — dür d’Arbeit. Und üsi Füeß möge ne nid erlyde.»

Mängisch i dene Tagen isch der Frou Nicolette der bös Gedanken ufgschosse, ob ihre Heros nid am Änd echly lätz im Chopf sygi. Aber si isch de albe sälber erchlüpft drob. Wohl het eim das großartige Plänschmide, di grusami Strängi und di Frömmigkeit chönne gä z’dänke; aber hinder allem däm het me de doch es Härz gspürt und gmerkt, daß alles us der glyche, starke Würze wachst. Und so isch jedi Töubi zletscht wieder i Reschpäkt und Bewunderung ufgange, und prezis wie ihri Tochter het d’Frou Nicolette ihri schönen Armen um di mächtigi Bruscht gleit und bi ihrem Ma Zueflucht gnoh vorem Junker Heros. Mit bsunderer Inbrunscht het si das albe gmacht, wenn si heimlicherwys i der verbottene Bibliotheegg isch gsi und di usgspreitete Plän vom künftige Schloß Hürnbärg het gseh gha. Um Gottes Gnade wille! Wo wott das use? Warum o? Und mit was söll das wärde? — Aber e Ma wie der Herr Heros cha sech doch nid verrächne. Und er het eso Sorg zu sym Bsitztum. Und anderi Mal, wenn ihres Vertroue de wieder ganz niet- und nagelfescht gsi isch, het se-n-im Gedanken a di künftigi Herrlechkeit der Stolz packt, und si het sech gseit: Und wenn — wenn es o lätz sötti usecho, so blybt doch är mr, und er wär no als Bättler e große herrleche Ma.