Text:Rudolf von Tavel/Der Houpme Lombach/Kapitel 2

II.

Di drei Fründe. Der Houpme Lombach erfahrt, daß z'Nacht alli Chatze grau sy.

Ds morndrisch het der Burgersami vo Bärn wieder einisch es militärisches Schouschpil gwartet. E französischi Halbbrigade het sölle zur Armee abmarschiere, über Solothurn; wyter het me no nid gwüßt. Und was isch das gsi, di Halbbrigade? Öppe-n-es Tused versärbleti Franzose – ja, was säge-n-i Franzose – nei, e so-n-e-n-Uszug us em Notarme-n-Etat vo villicht sibehundert weschteuropäische Gmeinwäse, e Horde vo große-n-und chlyne Hungerlyder ohni es einzigs subers Hemli und derfür gnue Dräck am Schtäcke. Die het me-n-irgedwo z'säme g'ramassiert und se sächs Wuche lang z'Bärn bi de burgerleche-n-Ankehäfe z'Choscht ta, se-n-us guetem, altem Bärngäld neu agleit und bewaffnet, für se nachhär als Missionär vo Freiheit, Glychheit und Brüederlechkeit i ds fyschtere-n-Europa wyters z'schicke.

Das chönnt üs hüttigstags glych sy; aber so ungfreut di Begäbeheit für sich gsi isch, so großi Freud het si öpperem gmacht, wo-n-is interessiert, dem Albärli Brambärger. Dä isch ds sältmal angähnds elfi gsi, es dürsichtigs Häpeli vo mene Bueb, aber bildschön und geng comme-il-faut adöggelet. Syni länge blund-sydige Chrusle sy der Schtolz gsi vo syr Mama. Um ds blau-sammetige Gwändli het er da, wo Chuttli und Hösli sy z'sämegnäit gsi, e satin-écharpe treit und um e Hals es subers, wyßes Fraisli.

Vernünftigi Lüt hei der Albärli geng beduuret; aber i bi sicher, är hätt das nid begriffe, wenn me-n-ihm's gseit hätti. Es isch nid grad es Chind gsi z'Bärn, uf das me so viel agwändet het, wie uf üse-n-Albärli, und doch isch er eigetlech nume so häb, chläb fürcho. Sobald ne der Papa i Rueh gla het mit Xenophon und Cäsar, isch d'Mama geng a-n-ihm gsi, het ne gschöößelet und tätschlet und gschläcket. Und nüt deschtweniger isch dem Albärli sy erschti Vertrouespärson ds Schütti-Bäbi gsi, es uröppigs Lismerfroueli, wo schier alli Tag bi ds Brambärgers isch cho lisme-n-und näje. Ds Schütti-Bäbi isch unerschöpflech gsi a Gschichte-n-und het e Beck zum Brueder gha, wo die beschte Dirggeli z'Bärn fabriziert het. Der Albärli het zwar der sucre bénit vo Milde-n-o gnoh und, was öppe sünsch vo Schläckzüg uf e-n-elterleche Tisch cho isch. Aber d'Dirggeli vom Schütti-Bäbi hei alles usegschtoche. Und de mueß me-n-eis nid vergässe. Der Papa het das Chind schier z'hinderfür gmacht mit syne Lätzge, d'Mama het's behandlet wie-n-es Mämmi, geng nume-n-agleit und abzoge, gschtrählt und bürschtet; aber na was e Bueb öppe süsch es Verlange het, het ihm niemer botte. De het er natürlich de afah bjorne. Und wenn er de all Fingers läng i ds salon cho isch, währeddäm me Visite gha het: »Mämä, was söll i mächä?«, su het's de gwöhnlech gheisse: »Va donc un peu chez Schütti-Bäbi, elle te racontera une histoire.« Und ds Schütti-Bäbi het alli Träne gwüßt z'tröchne. Me het Chartehüsi gmacht, charpie zupft, brodiert und z'letscht sogar no glehrt lisme.

Das isch es paar Jahr e so gange. Du het sech du im Albärli ds Bedürfnis na mene männlechere Verchehr ygschtellt, und will me nie vom Hus wäg dörfe het ohni Begleitung, isch du e Fründschaft etschtande mit dem einzige Ma, wo ussert dem Papa im Hus regelmäßig y und us gange-n-isch, mit dem Wasser-Hausi. – Denn zu mal het halt jedi Hushaltig sech ihres Wasser la i ds Hus trage. – Der Wasserhausi isch es chlys, dräckigs Mandli gsi, wo neue-n-o geng gwüßt het, was öppe z'Bärn geit, und het vo Amtes wäge zum Brandkorps ghört, und das het dem Albärli imponiert. Ihrer Fründschaft het sech neue niemer g'achtet, bis du einisch e-n-unglückleche Zuefall d'Ufmerksamkeit vo de-n-Eltere druuf glänkt het.

Der Hausi het nit bsunders regelmäßig funktioniert. So isch emel o einisch der Wasservorrat i der Chuchi usgange, und me het der Hausi müesse ga sueche. Ds Chöchi het syni Pappeheimer gkennt und isch ga luege – natürlich nid de Brünne nah. Und richtig, wo's i Malisärter-Chäller abe chunt – es het's schier unde-n-usgnoh vor Chlupf – sitzt dert der Hausi, nid allei, sondere näbe-n-ihm der Albärli und sürgget glücksälig mit sym alte Fründ us em glyche Glas. Nüt isch im Grund dem Chöchi erwünschter gsi als die Etdeckung, will es so wie so dem Hausi nid grüen gsi isch, »däm Söumichel«, wie-n-es gmeint het. Der Hausi het das mal allei müesse-n-usässe. Aber me het du gfunde, me chönn das nid so la gah mit däm Bueb, es müeß öppis gah. Und will niemer het welle Zyt ha, ne geng z'goume, su het der Herr Brambärger beschlosse, e Präcäpter az'schtelle.

Das het du e ziemlich komplizierte Märit gä, bis di Sach über Ort gsi isch. Me tüj neue jitz d'Buebe gärn i di Schuele schicke, het's gheiße, aber äbe, si ghöre de da allerhand, wo ne nid guet sygi, bringe schlächti Maniere hei, nähme-n-übli Gwohnheite-n-und läse-n-am Änd no Tierli uf. Si chöme de neue da mit anderer Lüte Chinder z'säme &c. &c.

Me het vo diesem und jänem Lehrer gredt, wo gar gueti Partikularlätzge gäbi, wo d'Chinder enormi Progrässe mache. »Aber mit allem däm sy si de no nid goumet i der Zwüschezyt,« het d'Mama gmeint. Der Papa het nume halb Fiduz gha zu mene Präcäpter. Aber me het ihm du d'Sach gwüßt by z'bringe, idäm me-n-ihm gseit het, är hätti de o öppis so a mene junge Glehrte, so öppis wie ne Famulus. Das het ihm yglüüchtet. Aber du het's du gulte, di rächti Pärson z'finde. Z'erscht het me vo mene Wältsche gredt, aber nid rächt gwüßt, wie eine-n-übercho. Der Herr Brambärger isch vo eim Pfarrer zum andere-n-und vo eim Profässer zum andere gloffe und het geng wieder vorne-n-agfange, trotzdäm alli di Lüt ihm geng der glych epfohle hei, scho vo Afang a. Es isch zwar nid öppe der allerfrömmscht und tugedhaftischt gsi; aber männiglech hätt's gärn gseh, wenn dä einisch versorget wär. Er isch de Profässore-n-uf em Mage gläge-n-und het geng nid rächt chönne-n-ab Fläck cho. Der Ludi Bickhard – so het er gheisse – het nah-ti-nah afah gschpüre, daß er keini Heilige -n-im obrigkeitleche Himmel gha het, isch drüber geng ulydiger worde-n-und het sech dermit erscht rächt alli Schpil verderbt. Aber er isch guet Fründ gsi mit dem Houpme Lombach, und dä het ihm du yg'heizt, er söll sech emel vorlöufig zueche mache bi ds Brambärgers. Dert heig er emel de afe ds täglech Brot, und villicht hälfe-n-ihm de die einisch wyters. Der Ludi Bickhard het e gheime Gruuse gha vor Lüte mit ängem Horizont. Aber, wo-n-ihm du der Fründ Lombach gseit het, er thät e Gottslohn a däm Buebli, het er sech du etschlosse-n-und isch yträtte.

D'Inschtruktione, Vermahnunge, Bedingunge-n-und Vorbehält, mit dene-n-er epfange worde-n-isch, hei meh Abschnitte-n-ethalte-n-als d'Matteschtäge Tritte. Aber item, es het sech neue sünsch no nid übel agla.

Mit dem Albärli het sech der Ludi Bickhard bald rächt guet verschtande, ja so guet, daß e so öppis wie ne-n-Yfersucht d'Eltere-n-erfasset het. Und ds Schütti-Bäbi het sys Fadechörbli mit dopplete Ratione Dirggeli usgschtattet, für sy Schtellung z'behoupte. Me het dem Präcäpter jitz meh uf d'Finger gluegt als je vorhär dem Bueb; aber sünsch isch me zfride gsi.

He nu, jitz het also der Albärli mit sym »Mäntor«, wie me dem Bickhard öppe-n-o gseit het, dörfe di Soldate ga luege, und das isch e grüslechi Herrlechkeit gsi.

Er het ne mit Frage bombardiert über ds ganze Chriegswäse, und der Ludi Bickhard het gar nid übel Bscheid gwüßt. D'Theologe hei ja bekanntlech geng es faible für militaria.

Bi'm Aarbärgerthor chunt ne der Houpme Lombach nache, dä natürlech keis militärischs Ereignis het la vorbygah, ohni sech dernah um z'thue. Ds Z'sämeträffe-n-isch äbeso erwünscht als ominös gsi, wie mer de schpäter wärde-n-erfahre. Sälbdritt sy üsi Militärfründe-n-uf d'Schützematt und hei under de Zueschouer am Bord Ufschtellung gnoh.

Tuseti vo schpiegelblanke Chnöpf hei i der Sunne glitzeret; d'Gwehrlöuf hei i länge Reihe blitzet, und e dicke Revue-Inschpäkter – so het me dennzumal de Zötteli-Oberschte gseit – isch mit mehrere-n-Offiziere der Front nah gange, het jede Soldat vo der Cocarde bis zu de Schuehnegel agrännet, und wenn er a ne bsunders Schmächtige cho isch, het er sy Chraft la glänze, idäm er ne-n-us em Glied gmüpft oder am Läderzüüg schier z'Bode zupft het. Albeneinisch isch er Eim mit syr dicke Tatze zwüschem Chrage-n-und dem Chropf abegfahre-n-und het gestikuliert und es Wäse verfüehrt. Eim Soldat het er befohle ds Bei höch uf z'schtrecke, wie wenn er ihm wett d'Schuehnegel zelle. Di Offizier sy drum ume gschtande-n-und hei mit de Chöpf gnickt und ufe-n-andere-n-yne gredt, bis das Bei het afah sinke. Aber flugs fasset e-n-Underoffizier dä Fueß und ryßt ne dem Soldat bis vor d'Nase-n-ufe, bis dä arm Tropf hindertsi umtrohlet isch. Me het ihm du mit es paar härzhafte Schtüpf wieder zum Glychgwicht verhulfe.

Nach em Revue-Inschpäkter isch der Chirurgmajor cho. D'Soldate hei müesse d'Ermel ufchnüpfe-n-und hinderelitze und der Chirurgmajor het ne d'Finger usenandere grisse-n-und vo allne Syte-n-agluegt. »Was mache si jitz?« fragt der Albärli, und der Ludi Bickhard het der Momänt pädagogisch erfasset und gseit: »Me luegt, öb si d'Finger gwäsche heige.« Aber der Houpme Lombach het ihm der Effäkt verderbt und erklärt, däm säg me d'Chrätzvisite, me luegi, öb si nid rüdig syge.

Der Albärli hätti lieber e Schlacht gseh oder so öppis, schtatt nere Chrätzvisite. Er isch müed worde-n-und i ds Gras abgsässe, zmitt's zwüsche-n-anderi Buebe-n-yne.

Plötzlech geit e Bewegung dür d'Reihe. Obe, vom Schtraßebord us, het e-n-Offizier es Zeiche gmacht. Di andere-n-Offizier sy umenandere gschprunge, hei kommandiert, und uf eis mal isch alles schtill gschtande, wie verschteineret. Da rytet vo der Schtraß här e höchere-n-Offizier yne. D'Tamboure hei e Wirbel gschlage; vorne het eine-n-öppis kommandiert und – eis – zwöi – flüge-n-alli Gwehr i d'Höchi zum Präsentiere. Der kommandierend Offizier, der Revue-Inschpäkter und der Chirurgmajor chöme zu däm Ryter und lüpfe-n-ihri Hüet reschpäktvoll. Im Publikum het me gseit, dä beritte-n-Offizier syg der commandant Pinseau, dä chöm vo Fryburg ds Kommando cho übernäh. Alles het nume no uf dä gluegt, o der Houpme Lombach. Undereinisch merkt der Ludi, daß der Lombach i-n-es Wäse chunt und fragt ne, was er heig.

»Dä het my »Cocotte«, da wett i doch e-n-Eid derzue tue«, seit der Lombach, ohni es Oug vo däm Ryter abzwände.

»Was »Cocotte«?«

»He ja, mys Roß, wo si mer z'Neuenegg gschtole hei.«

»Bisch sicher?«

»Ja, ja, es isch se. I kenne se-n-a drüne wyße Fläckli, wo si linggs ob der Nase het.«

Druuf hei di beide junge Manne-n-es paar vielsägendi Blicke g'wächslet. Si hei sech uf der Schtell verschtande.

»S'isch richtig nümme ds glyche Roß, aber es isch's geng no wärt,« meint der Fritz Lombach.

Nid lang nachhär isch d'Truppe-n-under der Füehrung vom commandant Pinseau abmarschiert, d'Schtadt ab und gäge Worloufe-n-use. Währed der Albärli mit Boll-Ouge dem Militär nachegluegt und alles andere drob vergässe het, hei syni beide Hüeter yfrigi Verabredunge troffe. Der Präcäpter het der Bueb heibracht, sech bi der Frou Brambärger g'mäldet und gseit, der Houpme Lombach heig ne für e-n-Abe-n-yglade. Me het das nid ungärn gseh und het ne la zieh, natürlech i der Meinung, daß der Ludi am nüni wieder daheim syg. Me het aber o erscht es paar Tag schpäter etdeckt, daß dem Albärli syni Büggeli vo Lüs gramslet hei, trotz de Privatlätzge; daß er se-n-uf der Schützematt chönnti ufgläse ha, isch zu Ludi's Glück der Mama nid i Sinn cho.

Si het nume heimlecherwys dem Ludi sy Schträhl la undersueche, und wo me du dert kei Verwandtschaft gfunde het, isch der Verdacht uf e Wasserhausi übergange.


Z'Jegischtorf sy, wo me Fyrabe gmacht het und d'Bure mit früscher Grasig vo de Matte hei cho sy, d'Lüt uf der Schtraß zsämegloffe-n-und hei enandere zuegrüeft: »Soudati – Soudati – Milidär – Franzose!« Vo Urtene här isch es cho, wie ne tusedfüeßige, glitzerige Wurm i nere Schtoubwulke, mit Sürme-n-und Johle.

Necher und necher sy si cho. Bi de-n-erschte Hüser hei d'Tamboure-n-ihri Trummle vom Buggel abe gnoh, uf ds lingge Bei ghänkt und afah schla. Hänni Chlauses Bänz isch grad mit mene Gras-Füederli derhär cho, und Gäbel und Früde sy glotzig uf der Schtraß blybe schtah. »Flieh, flieh!« brüelet Hänni Chlaus dem Bänz zue. Bänz het syni Chüe umegschrisse-n-und isch mit sym Gschpann dem Mässerli Rosi i sy Chrutgarte-n-yne gcharret.

»Chasch nid luege, wo d'fahrsch, du Schlarpihung«, chunt ds Rosi cho z'schieße. »Häb ume, häb ume, du fahrsch mer ja i myner Bohne-n-yche.«

Die arme Hopeni hei nid gwüßt, wo us und wo ane zwüsche Rosi, Bänz, Chlaus und de Franzose.

Der Pintewirt seit zum Iseli-Ruedi: »Die blybe-n-auwäg hie über Nacht, i mueß däich ga luege.«

»Ja, däich wou wärdi die hie blybe. Du chasch de dene-n-uf Solothurn ache ga d'Uerti mache.«

Und im glyche-n-Ougeblick biegt d'Colonne-n-ab, i Iseli Ruedis Hoschtet yne.

»Tusige Donner!« brummlet der Iseli und schpringt gäge hei zue.

Glücklecherwys isch es nid i syr Gwalt gsi, la z'hagle, süsch hätti der Iseli-Ruedi das mal ds gröbscht Numero verschribe, für das Chriegsvolk us syr Hoschtet z'jage. In Ermangelung vo settige Gwaltmittle het er underem Dachtrouf füre gfluechet, wie ne Hund, wo us sym Hüsi use chältschet. D' Soldate hei glachet und sech i sym Gras niedergla. Bald sy luschtigi Rouchwülkli dür d'Boumchrone-n-ufgschtige. Under de marmites hei ds Iseli Ruedis Wedele gschprätzlet, und fascht i allne Burehüser hei sech im Verschleickte findigi Landschnächte zueche g'macht, für öppis z'ergattere, währed der Adjutant dem Wachtoffizier und de Fäldweible-n-under mene große-n-Oepfelboum d'consigne gä het, keis Bei us der Hoschtet use z'la.

Für syni Wedele het der Iseli vom Zahlmeischter e Zeddel mit öppis Gschribenem druff übercho. Um und um het er sys Papier dräit und isch doch nid drüber cho, was er mit däm söll. Da gseht er zwüsche de gwundrige Nachberslüt, wo-n-er um keis Gäld hätt i sy Zeddel la luege, zwe schtedtlech Agleiti uf der Schtraß. Er dänkt, die chönnte-n-ihm allwäg z'wäg hälfe, und geit ne sy Zeddel ga zeige. Das syg e Guetschrift uf ds Finanzdiräktorium, hei si-n-ihm gseit, und zwar no ne gueti. (Uf Chöschte vo der bärnische Schtaatskasse sy d'Franzose geng nobel gsi).

Dir wärdet scho errate ha, daß die beide Schtadtbürger der Houpme Lombach und sy Fründ Ludi gsi sy. Die sy de Truppe-n-i reschpäktvollem Abschtand nachegschliche, mit kei'r andere-n-Absicht, als d' »Cocotte« ga z'rück z'erobere. Der Wäg isch läng gnueg gsi, für alli mügleche-n-Eventualitäte z'erörtere-n-und di nötige Verabredunge z'träffe. Der Ludi Bickhard het sölle der Bedient vom commandant Pinseau um e Finger lyre-n-und näbedsi löcke, damit der Houpme Lombach sys vertroute Rößli chönn us em Schtall etfüehre. Nachhär het me sech im Wald zwüsche Hindelbank und Mattschtette welle träffe, für de über Chrouchtal z'flieh.

Bald hei si usegfunde gha, daß d'Offizier im Schloß und ihri Roß i der Schloßschüüre sölle-n-underbracht wärde. Kei Momänt hei sie d'»Cocotte« us de-n-Ouge gla und hei o glücklech usschpioniert, wo me se-n-yne gschtellt het.

Im Vernachte het der Ludi ds Bedientevolk gwüßt i d'Pinte z'löcke, und het dene Lüt i der hindere Schtube d'Würze bschüttet, so schträng er nume möge het.

Mittlerwyle-n-isch der Fritz Lombach i mene Brätterverschlag vo mene Schpycherli vis-à-vis der Schloßschüüre verschteckt blibe-n-und het der Platz vor de Schtälle beobachtet. Es isch lang gange, bis niemer meh umewäg gsi isch. Nah-ti-nah isch es schtockfyschter worde. Gseh het me nüt meh. Aber geng und geng wieder het me Holzböde ghört über d'Bschüsi trogle. Aendlech dunkt's der Lombach, jitz chönnti der groß Momänt cho sy. Er schlycht füre, luegt linggs und luegt rächts, düüsselet zueche, lost, nimmt der Türriegel i d'Hand, lüpft und gy-y-y-yx-guax kreischet das dumme-n-Yse-n-i d'Nacht use, und wo der Lombach e-n-Ougeblick lost, für sech z'überzüge, öb dä Lärme Niemer g'weckt heigi, chunt richtig es paar Holzböde-n-ume-n-Egge cho z'schlarpe, und drüber plampet e Schtall-Latärne. Wie-n-es Wiseli isch der Fritz Lombach dervo gschtobe. D'Latärne-n-isch blybe schtah, und langsam het me-n-Oepper mit mißtrouisch höcher Schtimm ghört säge: »Was tusigs-donners mueß ächt das da gä?«

Jitz isch's gfählt gsi. Offebar het der Schloßherr, der Herr vo Stürler, syni Chnächte gheisse-n-ufpasse.

Der Houpme Lombach het e neue-n-Etschluß gfasset und isch der Pinte zuegschliche, für sy Fründ ga z'inschtruiere. Er het ne-n-i voller Usüebung vo sym Uftrag gfunde. Scho hei di drei Franzose, wo-n-er mit sech gnoh het, bedänklich Oel am Huet gha und hei pralatzget, daß der Ludi sy hälli Freud gha het. Ersch wo-n-er, vom Wirt usegrüeft, a die früschi Luft use chunt, merkt er, daß es für ihn sälber gfährlech gsi wär, no länger i däm Qualm und Dunscht z'blybe. Descht erwünschter isch ihm di neui Inschtruktion cho.

De französische Bediente het me-n-e neui Maß Twanner la yne schtelle und sech drückt.

»Du wirsch öppe scho wüsse, wie me-n-es Roß i d'Finger nimmt?« fragt der Houpme sy Fründ.

»E bhüetis, i ha daheim öppe gnue mit Rosse z'tüe gha. – Warum? – Söll i jitz ds Roß ga reiche?«

»Aebe juscht. Lue, ds Stürler's Chnächte sy geng um die Schüüre-n-ume. Die müesse mir furt. I gange jitz i ds Schloß, mit dem Stürler ga rede, daß er se-n-yzieji. Dä begryft mi scho. Er het o gnue düregmacht mit dene Hagle. Am Änd isch er de no froh, wenn ig ihm syni Offizier hilfe goume.«

»Ja und de, wohi söll i de mit dem Roß?«

»E, wie mer abgredt hei, i Mattschtette-Wald. Gsehsch, da näbe der Gartemuure vorby und de alli Gredi über ds Fäld us.«

Dem Ludi syni Ouge hei glüüchtet vor Freud a der Rolle, wo-n-ihm der Houpme zueteilt het. Si hei no e Pfiff verabredet, du isch der Ludi i ds Verschteck und der Lombach küehn i ds Schloß gange. Aber dert isch er a Lätze cho. »Dir chönnet mir d'Fädere-n-i-d' Schueh blase, wenn Dir meinet, i well se de morn us mym Schtall etschädige«, het der Schloßherr gseit, »oder i well mi öppe no gar la hänke wäge-n-Euem Roß. Chömet Dir e chly yne, zu mene Glas Neueburger.«

Der Houpme-n-isch kaput gsi über dä Bscheid, het aber d'Yladung agnoh und dänkt, es gäb de öppe no e Glägeheit, der Schtreich doch usz'füehre. Es isch ihm gar nid heimelig gsi bi dene-n-Offizier, und so harmlos si mit ihm gredt hei, het's ne doch geng dunkt, si luege mit Verdacht uf ihn. De het er de wieder a Ludi müesse dänke, was ächt dä aschtelli da usse. Natürlech het dä nid begriffe, wo ds Zeiche blybt, und isch urüejig vo eim Verschteck i ds andere gschliche. Vo eim Punkt us het er i d' Chnächteschtube gseh, wo d'Latärne-n-uf em Tisch gschtande-n-isch. Der Chnächt het sy Chopf uf e Tisch gleit gha und offebar gschlafe. »Söll i ächt oder söll i nid?« het sech der Ludi geng gfragt.

Jitz chunt ihm e glückleche Gedanke. Er düüsselet zur Türe vo der Chnächteschtube, gugget no einisch dür ds Fänschter – si schnarchle – nimmt e Schtallbäse, wo a der Muure lähnt, schtoßt ne düre Ring z'mitts a der Türe-n-und verschtemmt ne-n-usse-n-am Türgricht.

Wie-n-es Windschpil schpringt er uf di anderi Syte, lüpft der Riegel am Roßschtall und schiebt ne hübscheli z'rück, drückt sech yne, schlüft der Wand nah zur Chrüpfe-n-und löst d'Halftere vo der »Cocotte«. Er schtrychlet se, tätschlet se, git ere-n-e Bitz Zucker und zieht se-n-usem Schtall. Z'erscht het si chly schperrig tha. Aber er het ere nid Zyt gla. »Cocotti, Cocotti! Chum dä dä dä.«

Wo-n-er se-n-ume-n-Egge vo der Gartemuure het zoge gha, isch ds Schpil gwunne gsi. Es paar Schritt Fäldwäg und du i d'Matte-n-use. Da het er du es Träbli agschlage. So wyt wär alles guet gsi. Aber plötzlech schtande sie vor mene breite Moosbach. Jitz, was mache? – Z'rück uf e Wäg für nes Brüggli z'sueche het er sech nid trouet. E Gump wird ds Gschydschte sy. Er füehrt ds Roß es paar Schritt z'rück, nimmt e-n-Alouf »allez, hüp, hüp, hüp, hi! hai! jup!« Är isch däne, aber ds Roß isch dahinde blibe. Jitz hei si afah Seili zieh mit enandere, bis sech der Goul uf d'Hinderfüeß schtemmt und – platsch! – isch der Kandidat im Bach bi Fische-n-und Chräbse. Zum Glück het er nid la gah, sondere-n-er het sech am Halfterseili la usezieh. Tropfednaß isch er näbe der »Cocotte« blybe schtah und het afah schlottere. Schließlech zieht er sys Tier dem Bach nah gäge-n-Urtene zue bis er es Brüggli gfunde het. Vo dert isch er du liecht i Mattschettewald cho. I syr Todesangscht het er bis jitz d'Chelti no nid so g'achtet; aber bi'm Warte-n-im Wald het's ne du ghörig afah früüre.

Ds Jegischtorf äne het's scho lang Mitternacht gschlage gha, wo-n-er ändlech der verabredet Pfiff ghört. Aber es het dä arm Hudi e so gfrore, daß er schier d's Muul nid het chönne büschele für z'ant-worte.

»Hesch se?« fragt der Houpme Lombach athelos.

»Allwäg,« antwortet er schtolz.

»Bravo, bravo!«

Der Lombach isch sym treue Schlachtroß grad um e Hals gfalle: »O ma chérie, ma pauvre cocotte, bijou!« Zucker über Zucker het d'»Cocotte« übercho und isch ihrne Befreier düre Wald nache gloffe wie-n-es Hündli. Me het sech vor Freud nid chönne fasse. Das well er ihm syr Läbtig nie vergässe, het der Lombach sym Fründ versicheret. D' Bschärung, wo sie dem Schloßherr mit däm Schtreich chönnte-n-agrichtet ha, hei di Helde nit schwär gnoh, sie hei sech uf sy würklechi Uschuld verla, die ne de als sy guete-n-Ängel scho wärdi rette.

Hinder Bäriswyl düre sy si dür bösi Waldwäge-n-uf, bis si wieder uf offes Fäld cho sy. Du hei si du gfunde, d'Cocotte chönnt jitz ihre Bytrag o leischte. Sie welle chehri-um ufsitze-n-und der ander söll füehre. Der Lombach het schier nümme chönne warte für wieder einisch uf sym treue Tierli z'sitze. Mit feschtem Griff fasset er d'Chammhaar und schwingt sech ufe. Aber, wo der Ludi ufluegt, isch niemermeh dobe. Der Houpme-n-isch im Acher uf em Buuch gläge-n-und het Härd use gschpeut und gfluechet.

»Da gseht me grad, wie si mer se verhunzt hei,« het er gseit, so öppis het si früecher nie gmacht.«

Der Ludi het ne-n-usglachet.

»So propier du's!« seit der Houpme.

Und der Ludi het du nit dä welle sy, wo nid chönn ryte, und lat sech ufelüpfe. Mit allne Vieri het er sech agchlammeret. Aber d'»Cocotte« het afah gygampfe, und nachem dritte-n-Usschla isch der Verträter vo der ecclesia militans i-n-ere volländete Knrve der Muetter Aerde-n-i d'Schooß gfloge.

Uf das hi hei si d'Uebunge-n- »auf ungesatteltem Pferde« ufgä und sy per pedes wyter zoge. Und no so isch bald der eint, bald der ander z'Bode cho, vo wäge me het nüt gseh, weder Wurzle, no Schteine, no Löcher, und sie hei lang, lang düre Wald müesse, ohni eigetlich z'wüsse, wo si hi chöme.

Oeppe-n-am vieri am Morge chömi si us em Wald use i-n-e Blütti. Dert isch es du heiter worde, und si hei enandere-n-agluegt, wele schöner usgsej.

Da seit plötzlech der Houpme Lombach zu sym Fründ: »Los, du bisch mysex e Chue.«

Der Ludi isch nid schlächt verblüfft gsi ob der ungwohnte Zärtlechkeit; er gaffet der Lombach mit offenem Mul a.

»Du hesch ja der Lätz gnoh,« brüelet der Lombach. »Es geit doch nüt über nes glehrts Hus.«

»He z'Gugger,« fasset sech ändlech der Ludi, »i cha nüt derfür, z'Nacht sy alli Chatze grau. Meh als daß es es Roß isch, ha-n-i nid chönne gseh i däm fyschtere Schtall, und du hesch emel o nüt gmerkt bis jitz.«

Gäge die Logik het sech nüt la säge. Z'gueterletscht hei si Beidi schuderhaft müesse lache. Es het würklech keine dem andere viel gha vorz'wärfe. Aber ds dümmschte-n-isch du gsi, daß me das lätze Roß jitz da gha und nit gwüßt het, was me dermit söll afah. Me het nid emal gwüßt, wäm es ghört. Die beide-n-Abetüürer hei usgseh wie d' Söuli und hei risquiert, daß me se-n-als Schpitzbuebe no verhafti. No wyteri Lüt dry zieh hei si lieber nid welle. Es isch scho gnue gsi, daß si sech dem Schloßherr vo Jegischtorf hei verrate gha.

Z'erscht hei si überhoupt gar nid gwüßt, wo si sy. Sie hei no müesse-n-uf ne Hubel ufe chräble, für sech z'orientiere. Dert sy si du drüber cho, daß si zwüsche Schleume-n-und Oberburg syge. Druuf hei si sech gägesytig, so guet wie müglech, putzt und und sy ga Hindelbank zrück. Dert hei sie sech im Wirtshus es währschafts café la mache und hei ds Roß ygschtellt.

Erscht wo me Bscheid übercho het, ds Militär syg vo Jegischtorf furt, me heig se ghöre trummle, sy si ufbroche, für ihre Diebschtahl wieder ga guet z'mache. Ds Roß hei si no z'Hindelbank la schtah, für z'erscht z'erfahre, öb si's dörfe wage mit zum Schtall z'rück z'cho. Währed si mit rächt unbehagleche Gfüehle Jegischtorf zuegwanderet sy, het d'»Cocotte« der commandant Pinseau ga Solothurn abetreit. Sie hei vo Wytem no d'Schtoubwulke gseh, i dere das guete Tier für ewig verschwunde-n-isch.

Halbwägs öppe seit der Ludi, eigetlech sött är jitz gäge hei zue, er förchti, der Alt chönnti d'Gschicht übler ufnäh als nötig. Aber es nähm ne drum wunder, wie-n-es mit däm Roß no usechöm und überhoupt möcht er der Lombach nid im Schtich la, göb d'Suppe-n-usgässe syg.

»Gang du,« seit der Houpme, »du wirsch de z'Bärn dy Sach scho übercho, und da cha-n-i der ja nid hälfe-n-usässe. Drum will i uf mi näh, was mer z'Jegischtorf z'guet hei.«

»Ja nu, a ds Töde wird's öppe nid gah.«

»Mer wei ds Beschte hoffe.«

»Bhüet di Gott!«

»Adieu!«

Der Theolog isch dem Grauholz zue gwanderet, der Houpme ga Jegischtorf.

Mängisch no het der Ludi vor sech ane glachet, wenn ihm d'Abetüür vo der Nacht wieder vor d'Ouge cho sy, wie der Fritz Lombach der Märe gflattiert und wie si ne du zum Dank i Acher use gschmisse heig. Übriges het ihm d'Wanderung im thoufrüsche Morge bi Sunneglanz und Vogelsang herrlech wohl tha. Ganz es merkwürdigs Gfüehl het ne-n-ergriffe, wo-n-er düre Sand cho isch. D'Morgeschtilli isch ihm grad no einisch so heilig und fyrlech vorcho, als sünsch öppe, und wo-n-er d'Chugelschpure-n-a de harzige Tanneschtämme gseh het, sy-n-ihm d'Ouge naß worde. »Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor« het er halblut vor sech hi gseit. Es isch halt o nid nume di früschi hischtorischi Erinnerung gsi, wo-n-ihm uf ds Härz gfalle-n-isch, o nei, sy unüberwindlechi Luscht zum Militär het ne-n-ufgrüehrt. Er het alti Tröum und Plän wieder dürgange. Und de het ne der Gedanke-n-a sy Muetter wieder möge, wo gmeint het, si chönnt nid sälig schtärbe, bevor si ihre Suhn uf der Chanzle gseh hätti. Und de wieder d'Gfräser vo dene Profässore, wo-n-ihm nid wohl welle hei!

Uf der Höchi ob Worloufe het's der Ludi Bickhard e-n-Ougeblick gschtellt. Es isch zue schön gsi für wyter z'schtürme. Di prächtigi, boumrychi Landschaft uf beidne Syte vo der Aare, alles vo der Morgesunne verguldet, tief unde di blaui Aare-n-und ganz wyt hinde di veieliblaue Fryburgerbärge. Nei, wie herrlech! Aber zmitt's drinne het der groß Schtärn uf em Münschterturm glitzeret, und dert – ja dert, hert dernäbe, i der Tiefi, dert isch ds Hus a der Chetti gsi, dert het der Ludi o wieder a d'Chetti sölle. Und »was wird das für ne Mordioschpektakel gä, wenn i hei chume«, het er dänkt.

Weniger säntimental isch der Houpme Lombach ufgleit gsi. Dä het sech bloß überleit, wie viel er vo sym pärsönleche Nimbus welli opfere, für der Schloßherr z'bethädige. Me cha sech vorschtelle, wie-n-er ufg'athmet het, wo-n-er vernimmt, daß di etfüehrti faltschi »Cocotte« nid es Franzoseroß, sondere-n-eis vo de Chaisepfärd vom Schloßherr sygi.

Er isch einewäg nid am fründlechschte-n-epfange worde. Aber, wo-n-er du es Müschterli oder zwöi us der nächtleche Fahrt ygsetzt het, hei sech dem Herr vo Stürler syni Züg ufgheiteret. Es isch scho nümme meh so ärnscht gmeint gsi, wo-n-er der Finger ufgha und gseit het: »Jä loset, Herr Houpme, i mache-n-Ech de verantwortlech, wenn das Roß öppe-n-e Letzi sötti dervo trage.«

Der Schluß vo der Gschicht isch es guets diner gsi, und am Namittag het der Gschpane vom etfüehrte Roß üse Houpme-n-im Wägeli ga Bärn zoge.