Text:Rudolf von Tavel/Der Stärn vo Buebebärg/Kapitel 13

Dreizehntes Kapitel

Z’Hünigen isch der Früehlig Meischter worde. Di erschti Chirsbluescht het sech vüregla, und wenn me rächt gluegt het, so isch es wie ne grüene Huuch uf de Buechewälder gläge. Sunnehalb sy uf de Matte scho d’Söubluemen agrückt, und der ganze Chise nah hei d’Bachbumelen ihri glänzig gääle Märmlen über di läbige Wällen yne gstreckt.

Im Schloßgarten isch flyßig umgstoche worde, und d’Frou Kätheli isch de härdduftige Bandeli nah ga luege, ob ihri Rosestöck guet überwinteret heige.

Wär irged d’Nase zu mene Fänschter use gstreckt het, isch gueter Luun worden ob däm lang ersähnten Usschla i Fäld und Wald. Aber völlig us em Hüsi isch der Töldi gsi, nid wäge de Söubluemen und Tulipa, sondere wäge de Soldate, wo jitz jeden Ougeblick hei söllen arücke. Ja, ganz chriegerisch het’s hütt im Schloß sölle wärde. Es halb Dotzen Offizier und anderi Manne sy scho nächti vo Bärn här cho, und hütt hei sech di Usghobene vo der Umgäged im Schloßhof zur Muschterig sölle stelle. Zur verabredete Stund sy si cho, ds meischte jungi Burschen i ihrne halblynige Chittlen und zwilchige Pluderhose. Aber zu ds Töldis Verdruß het’s weder Musig no Trummelschlag gä z’ghöre. ’s isch ganz e stillen Alarm gsi. Sobald alli bi-n-enandere gsi sy, het me se-n-im Kreis ufgstellt, und du isch der Oberscht Wendschatz cho und het es Mandat vo der Regierung verläse.

Da het es under anderem drinne gheiße: «...erachten, es seie in Ansechung des Mordanfalles, so verwichenen Herbst an dem Haubenberg ob Hünigen auf einen Burger hießiger Schtadt geschechen, wohl an der Zyt, unter denen Vagabonden und sonstigem Geschmeiß, so in M. g. H. H. Landen sich umtreibet, eine Landjegi vorzenemmen und was etwan unluterer Gesellen und Dieben uffgetriben, ohn Saumnuß über M. g. H. H. Gräntzen ze schaffen...»

Bi dene Worte het der Oberscht sech agsträngt, rächt fyrlech z’läse; aber er het sech’s gönnt, plötzlech e Blick über e Brief ewäg uf di junge Bursche z’tue, und richtig — ihrere paar hei sech verständnisvolli Blicke zuegworfen und es Lachen i de Muulegge gha.

Item, der Oberscht het nüt derglyche ta, fertig gläsen und erklärt, daß es sech um ne Landjegi handli. Sit dem dryßigjährige Chrieg isch i der ganze Schwyz unzähligs Vagantegschmöus dasume gstriche, und für däm Meischter z’wärde, het me de vo Zyt zu Zyt e sogenannti Landjegi agstellt. Me het ganzi Gägede sorgfältig abgsuecht und alles fahrende Volk über d’Gränze gschaffet. Es isch e Wohltat gsi und e Plag zuglych. Jitz het äbe dem Vetter Brächt sys Abetüür vom Herbscht dene Herre z’Bärn d’Idee gä, es würdi nüt schade, ds Landgricht Konolfingen und ds oberen Ämmetal chly la z’erläse, was de junge Bursche vom Stalde nume rächt het chönne sy. Di Alte frylech hei under sich ufbegährt, was das jitz wieder für nen Uverstand syg, im Ougeblick, wo me di Bursch bi der Arbeit ha sötti.

Na der allgemeinen Instruktion isch der Büchsemeischter cho und het d’Lüt usgrüschtet und brichtet, wie si d’Sach söllen umhänke, und du het me se-n-yteilt i unglychligi Streifrotte, je nam Uftrag, und jeden Offizier het eini dervo übernoh, näbedsi gfüehrt und instruiert.

Bi der ganze Mobilisation het natürlech der Chriseggle-Chrigel sech chrutig gmacht. Er isch Zügwart, Instrukter und Inspäkter zuglych gsi, het überall ghulfen und grate, mit uflätige Witze welle Stimmung machen und mit Uslachen und Abrüele di schüüchere Lüt vertöubt. Alles isch stillschwygend der Meinung gsi, d’Landjegi sött im Schloß afa, und der Chrigel wär der erscht, wo über d’Gränze ghörti.

Di einte Streifrotte sy no am Namittag uf Linden und Röthebach marschiert, di andere zmorndrisch bi Stärneschyn vo Hünigen ufbroche. Der Sammelpunkt het Signau sölle sy. Der Oberscht isch uf en Abe derthi gritte, für der Fang ga z’erläse. Es isch allergattig uchummlechs Volk härebracht worde, wo men i einsame Hüseni und Heuschoberli us de letschte Strou- und Fuetterhüüfleni vüregrüblet het, verhudleti, verluuseti und präschthafti Figure, die kei irdische Machthaber zu syne Lüte zellt het. Mänge harmlose Bättler isch vo de Säßhafte de Streifrotte zum Schueb übergä worde, und a mängem Ort het men am Abe gseit: «Es het fei gsuberet.» Si hei emel gmeint, was zrüggbliben isch, sygi alls suber. Aber zmorndrisch hei si gfluechet, wil der Oberscht alles wieder heigschickt het, was nid gfährlech usgseh het. Das isch natürlech du o wieder nid rächt gsi.

Am dritte Tag isch me dür ds oberen Ämmetal und het gäge Truebschache zsämetribe. Alles in allem het me nes halbs Dotze ganz Bösi über Chröschebrunnen a di luzärnischi Gränze gschickt. Dert het der Oberprofos vo Chriseggle syni Manne mit gladene Musketen ufgstellt und de Vagante gseit, er zelli bis zäche, und de wärd gschosse. Und du sy si dervogstobe, di einten i pynlecher Erwartung mit de Händ uf em verhudlete Sitzläder. E Zytlang het me du no Pöschten ufgstellt gla und öppe no ne Streifzug undernoh, für z’verhüete, daß si grad wieder umechöme.

Einisch dahinde, het der Oberscht Wendschatz grad vo der Glägeheit welle profitiere, für syni Alpweiden uf em Bärgrügge vo der Risisegg ga az’luege. Er het alli Mannschaft under em Befähl vo mene Bärner-Offizier heigschickt und isch zmorndrisch allei der Bärg uuf gange.

Was er i der letschte Zyt alles erläbt het, isch wenig gfreut gsi und het nen i d’Stilli tribe. Aber er het se niene rächt chönne finde. Es het ja um Hünigen ume gnueg einsami Wäge gä, aber härzwenig Punkte, wo nid der Oberscht a irged e Sorg us syr Herrschaft gmahnet und syni Gedankegäng gstört hätte. Descht lieber isch es ihm jitz gsi, allei dür ne ganz möntschelääri Bärggäged z’wandere. Wohl isch es ihm du da klar worde, daß eigetlech di ganzi Urueh vo Hünige numen e Bewys derfür isch gsi, daß är für öppis i der Wält syg und nützlecherwys öppis z’trage heig. Aber wenn eim eso im Gstürm vom tägleche Läbe schier der Ate wott usgah, so blanget me de na mene Schnuufhalt.

Uf schlächtem Ziggzagg-Wägli isch der Oberscht dür stotzigi Greben uuf, z’plätzewys isch i tief ygfrässene Bachbette no nes Hämpveli Schnee gläge. Nachhär isch es über mutzi bruuni Weide gange, gäg em Grat zue, wo uf der Gränzscheidi es mächtigs Holzchrüz gstanden isch. Das het er zum Zil gnoh. Na nere halbe Stund isch er bi däm Chrüz uf e Grat cho, wo plötzlech der Bärg i stotzige Runsen und schmal zuegspitzte Tannewälder tief abfallt, i ds Äntlibuech abe. I graublauem Dusem isch das Tal zu syne Füeße gläge, so still, daß me vo wythär ds Wasser het ghöre ruusche. Und änet dem Tal sy di große Bärgen ufgstige, mattblaui Steiwäll mit Schneefläcken und verwitterete Gräte, da und dert e broncefarbige Schimmer uf nere morgewärts us em Dunscht ufragende Flueh. Und derhinder, wyt änet dene viele tiefen Abgründ und verrissene Felsewäll, dert, wo me nie hicho isch, sy di ewige Schneebärgen am bleiche Früehlighimmel gstande, troumhafti blaui Firnfälder. Und uf de höchschte Kante het d’Sunnen Yschtürm gmacht z’blitze.

Der Oberscht het sech a ds mattsilberige Holzchrüz glähnt. J. H. S. isch druff ygschnitte gsi, Buechstabe, wo vor viele Jahren e brave Möntsch o dem Hüniger i ds Härz ygschnitte het.

I de große Bärgen änen isch undereinisch e wyßi Wulke worden und dagsi, me het nid gwüßt wohär und wieso. Si het ganz unbeweglech gschine, und doch isch si alli Ougeblick anders gsi, bald größer, bald chlyner, und na nere Viertelstund isch si nümme gsi, und anderi sy worde, ufgstocket und im Sunneglascht verschwunde.

«So isch es bi mir o gange», het sech der Oberscht gseit, und syni Blicke sy i di verstrichene Jahr zrügg gfalle. Weder Bärg, no Tal het er meh gseh vor synen offenen Ouge, aber e vielfarbigi Vergangeheit. Wie nen alte Ma isch er sech vorcho, wenn er alli di Lüt het la defiliere, wo i sys Läbe tief ygriffe hei, und doch, was isch es gsi! Drü Dotze Jahr, aber mängs drunder so rych wie nes ganzes längs Läbe. Ganz jung scho isch er zu Ehre cho. Ursprünglech glatt und glimpfig wie nen Eidechs isch er dür alli Hääg gschloffe, wo-n-ihm ds Läbe verbarrikadiert hätte. Aber so gleitig er uf d’Höchi cho isch, so bald isch es uus gsi mit der Carriere, emel so vor der Wält. Chuum dobe, im Oberschtesattel, het er syni Nyder etdeckt, und du isch der Verleider über ihn cho, mächtig verbündet mit dem Heiweh. Himmelhöch, aber churz wie ne Troum isch ds Glück mit der erschte Frou gsi. Über däm allem isch er nüechter und chalt worde. Der Bärnercharakter isch wieder obenuuf cho, und was isch Bärnercharakter? Still um sech luege, bis me heiter gseht i Lüt und Sache, bis me weiß, wie’s cho isch, und nachhär da druuf vürsichtig ufboue, ob’s de Lüte gfallt oder nid. Geng graduus und sech gä, wie men isch und ds Gägespil näh wie’s chunnt. Nume kei Komedi uffüehre! — Das verdammte Nüünizieh mit de Lüte! Geng nume rächne: gisch du mer das, so giben i der dises, und nie nüt welle schuldig blybe, statt eifach z’säge: sät, da heit der mi!

Jitz het der Oberscht i sech öppis gspürt, wo nid mit däm Gedanke harmoniert het, und er het sech gseit, dä Widerspruch well er nid mit sech i ds Tal abe trage: Das ganze letschte Jahr het er sech sälber nie der tief Konflikt zwüsche sym Sträben und syr Liebi wellen ygstah. Jitz, i däm einsamen Ougeblick hätt er’s mögen a di Flüeh übere brüele, daß ihm’s ds Echo dütlech würd antworte: «Si hei doch rächt gha, du hesch dyr schöne Frou g’opferet, was du den andere hesch versproche gha.» — Ja, ja, so isch es cho, ’s isch worde, wie dert äne d’Wulke, ungsinnet und ohni z’frage. I ha’s gspürt, villicht si o, aber mer hei beidi nid welle der Name ha, und so sy mer derzue cho, geng mitenandere nüüniz’zieh mit allerhand charmante Revanche, anstatt ’s la druuf abz’cho und is anenandere z’wage.

Und drüber han i ds Zuetroue vo denen allne verlore, wo-n-i dem Vatterland wieder ha welle zuefüehre. Jitz isch der Schade da. Statt Zuetrouen und Liebi nüt als Verdacht und Mißtroue zringsetum. Kei Möntsch gloubt mer, daß i’s ufrichtig gmeint ha mit dem Stärn vo Buebebärg. Und es wird je länger, descht schwärer, der Bewys derfür z’leischte.

Stundelang isch der Hüniger da obe gsässen und het sys Härz usgruumt. Ändlech macht er sech uuf, er het ja no syni Alpweide welle ga aluege. Er het sech fascht nid chönne trenne vo däm herrleche Punkt. No einisch luegt er zuefällig uuf zum Chrüz, und da fallt ihm undereinisch e großen erlösende Gedanken i ds Härz: Dä, däm sys Dänkmal das Chrüz isch, dä het der letscht und unwiderleglech Bewys vo syr Liebi gleischtet: Er isch derfür i Tod gange. «Wenn i das chönnti!» het sech der Oberscht halblut gseit, «wenn i das chönnti!» Und mit däm Gedanken isch es ihm ufrichtig ärnscht gsi. Es git vieli Wünsch, wo me nume solang im Härz dasume treit, als me ganz sicher weiß, daß nüt druus wird. So het’s der Oberscht Wendschatz aber nid gmeint, wo-n-er mit dem Troum heicho isch, der letscht und stärkscht Bewys für d’Ufrichtigkeit vo sym edle Sträbe z’leischte. Er isch scho so gfange gsi vo däm Gedanke, daß er, wo-n-ihm sys Buebli mit lutem Juhejen etgägegsprungen isch, nume mit der gröschte Müej het chönne d’Träne hinderha.

Und du isch d’Frou Kätheli cho mit liechtem Gang und offenen Arme. — Da isch si wieder gsi, di rosigi Wulke, wo sys Läbe verschleieret het, wo so worden isch, ohni daß er’s gmerkt het, grad wie d’Wulken i de Bärgen obe. Und Trüebsal und Todesgedanke hei sech under em guldige Läbesdusem verschloffe wie d’Schätte, wenn’s taget.

D’Frou Kätheli het’s dunkt, no nie heig se-n-ihre herrleche Ma so fescht und so härzlech i syni starken Arme gnoh, eismal über ds anderen und geng wieder vo neuem. «Was het er o?» het si sech müesse säge, und wo-ne-r plötzlech zur Stuben uus geit, ohni z’säge warum und wohi, isch’s ere genz uheimelig worde.

Scho zmorndrisch isch der Oberscht ga Bärn gritte, für ga Bricht z’erstatten über ds Ergäbnis vo der Landjegi. Es het nüt Gfreuts gä z’brichte. Vom Ougeblick a, wo me nume di ganz böschte Heimetlosen exmittiert het, hei d’Bure der Obrigkeit nüt meh gha uf settige Maßregle, im Gägeteil, me het derhinder nume ne Spioniererei vermuetet. Wo-n-er das dene Herre vo der Polizeikommission mit aller Offeheit dargleit und gseit het, er hoffi, ihn laj me jitz de einschtwylen i Rueh mit settige Sache, het ihm der Presidänt — eine, wo jedefalls uf der Landjegi nid nachemöge hätti — g’antwortet: «Me mueß öppis eso chönnen uf sech näh, Herr Oberscht, wenn’s gilt, der Republik e Dienscht z’leischte!» Im übrige het neue z’Bärn niemer Ohre gha für settigi interni Sache. Am Horizont sy bösi Wätterwulke gstande. Allerhand Umtribe hei d’Stimmung gäge di katholischen Eidgenosse verderbt, und das het alli anderen Interessen überwuecheret.

Der Hüniger het sy Ufethalt i der Stadt benützt, für uf ds Stulle-Hans-Uelis Ussage hi no einisch mit dem Vetter Brächt ga z’Bode z’stelle. Der Brächt het’s jitz vo der heitere Syte gnoh und uf Ehr und Gwüsse dem Oberscht versicheret, es syg gar nüt Böses gscheh. Si heige halt mit mene luschtige Buremeitschi Muetwille tribe gha. Ihn, Brächt, syg’s ob em Heiryten acho, däm Meitschi no ga adieu z’sägen, und das heige halt di Burelüt lätz verstande. Me gsej grad, wie giechtig d’Stimmung no geng sygi. — Aber d’Sach syg jitz gscheh, me söll’s nume nid geng wieder ufrüehre. «Da häb nid Chummer», seit der Oberscht dem Vetter Brächt, «’s isch uf alli Fäll ds Gschydschte, me redi nümme dervo; aber mir heit Der dermit e wüeschti Bschärung agrichtet. Nächschte Herbscht git’s de nüt us der Jagd, daß Der’s nume wüsset!»

«Nächschte Herbscht?» lachet der Brächt uverschannt, «da jage mer de villicht katholischi Hase.»

«Wenn Dir de aber nid besser zsämeheit als der sälb Abe, wo Der hei syd, so chönnt’s de gscheh, daß si Euch jage.»

«Da lat me halt de der Herr Oberscht Wendschatz uf se», spottet der Brächt.

Uf em Heiwäg het der Oberscht sech gseit: «I hätti gueti Luscht, wieder zrüggz’buchstabiere, aber es isch besser, i blybe derby; me chönnt mer’s für Schwächi uslege.» Er het derby a d’Züglete vom Müller dänkt, wo zmorndrisch het sölle vor sech gah.

Wo-n-er z’Hünige zum Stall zuecherytet, stande scho di packte zwe Wäge da. Hätti der Müller alli syni Habsäligkeite welle mitnäh, so hätt er wohlöppe zäche großi Wäge gfüllt dermit, vowägen es isch no gar mängs us syr große Zyt dagsi. Jitz het me du nume ds Allerbeschte züglet und der Räschte, so guet’s öppe gangen isch, verchouft, natürlech mit Schade. Dä Verluscht het dem Müller o wieder hert wehta. Aber no meh het es syr Frou und der Tochter ds Härz ufgrüehrt, wo si alli di Wahrzeiche vo ihrer vergangene Glanzzyt us Spycher, Chammeren und Trög hei müessen erläsen und so mängs dahindela. Der Oberscht het’s wohl gseh, wie hinder de Wägen e ganzi Truppele Lüt gstanden isch, Nachbare, wo d’Müllersfamilie sy cho bhüete, und wie d’Muetter mit beidne Hände ds Fürtech vor d’Ouge drückt het. Wo-n-er nächer cho isch, hei si sech alli verzoge. Ohni es Wort vo sech z’gä, isch er abgstigen und i ds Schloß gange. Und dert isch na nere Stund öppe d’Müllersfamilien agrückt und cho Abschid näh. D’Frou Kätheli isch o derby gsi, und so het sech es jedes zsämgenoh und leidlech gueti Wort gä. Me het doch z’beidne Syte druff gha, im Friden usenanderez’cho.

Aber der Oberscht het kei Rueh gfunde di sälbi Nacht. No bi Stärneschyn isch er wieder uuf; es isch ihm gsi, er müeß derby sy, wenn si de abfahre. Um d’Mühlischüür umen isch e Latärne hin und härgange. I der Chuchi het me d’Heiteri vo der Füürstatt gseh. D’Familien isch mit de Chnächte drum ume gstanden und het ständlige zmorgegässe. Gspänschterhaft sy di große Schätten a Fänschter und Wänden umegfahre. Bald druuf sy si use, hübscheli, wie wenn si d’Herrschaft nid wette wecke, hei di schön gschirrete, schwäre Roß vürezogen und agspannet. Der Jakob het mit ds Oberschts Gutscheroß der zwöit Wage gfüehrt. Erscht, wo si ufgsässe gsi sy, het sech der Oberscht vüregla und isch nen allnezsäme no einisch ga d’Hand drücke. Und du sy si gfahre. Ds Letschte, was er ghört het, isch e Schluchzer gsi vom Mühlikäthi.

Es het afa tage. Über em Toppwald sy rosefarbigi Wulkestreifen ufzogen, und derzwüsche het mit grüenlechem Liecht es Stärnli gflimmeret. Da isch der Oberscht dür e Mühlihof gange. Alles zue, still und tot. Keis Liechtli meh. Jitz erscht isch es ihm rächt zum Bewußtsy cho, daß d’Mühli stillgstanden isch — es Härz, wo het ufghört schla! — Ja, Rueh und Friden isch jitz gsi. Ach Gott ja! Und d’Chise het o anders gruuschet als sünsch. Si het hie nüt meh z’tüe gha und isch mit müeßigem Schwätzen und Gurglen under de Reder düregschosse.

Wo ändlech d’Sunnen über e Bärg cho isch und uf de Rosestöck vo der Frou Kätheli der Tou glitzeret het, isch der Oberscht uf em Bank vor em Huus gsässe, halb ygschlafen und het der Wäg us mene böse Troum use gsuecht. Uf allne Böume zringsetum hei d’Vögel gjubiliert und gschnäderet, aber är het nüt dervo ghört. Er het’s o nid g’achtet, daß si änet dem Rosegarte d’Sichle gwetzt und gmäit hei. Si hei ne wohl gseh sitzen und hei sech gfragt, was das ächt sölli bedüte. Schwär und schwärer isch der Schlaf uf ne gfalle, ohni ihm o numen im mindischte wohlz’tue.

Undereinisch schießt er zwäg. Er het troumet gha, er sitzi i mene große Saal, wo-n-er einisch irgedwo i Frankrych het gseh gha, mit viele bekannten und unbekannte Lüte. Vo Zyt zu Zyt sygi einen ynecho, e gharnischte cavalier, und me heigi gseit, das sygi der Tod. Eim nam andere heig er grüeft und ne wäggfüehrt, und jedesmal, göb er wieder zur Türen ynecho sygi, heig me dusse ghört e Sägesse wetze — und jitz — jitz heig er sy Name grüeft. Da drob isch der Oberscht erwachet. Schlafsturm no luegt er i schöne hälle Morgen use, da ghört er zu syne Höupte wieder rüefe. ’s isch sy Frou gsi, wo erscht jitz erwachet isch und gmerkt het, daß der Oberscht furt isch. Jitz het si ne ghört vor em Fänschter unden und rüeft oben abe, was er da machi. Er heig dem Müller no öppis gha z’säge, antwortet er und geit um ds Huus ume gäge d’Türe zue. Sobald er wieder ganz zue sech sälber cho isch, het er sech afa Vorwürf mache, daß er sech so heigi la gah. I ruuchen Usdrücke het er mit sech sälber gredt. Er het sech aber lang chönne zsämenäh, d’Frou Kätheli het sech viel z’guet uf d’Schrift vo syne Züge verstande, als daß si nid gmerkt hätti, wie hert ne der Uszug vom Müller plaget het. Si het ne du mit unwiderstehlecher Zärtlechkeit zwunge z’rede. Si het ihm rächt gä, aber offekundig nüt begriffe, wo-n-er eren erklärt het, si welle doch fürderhi grediuse reden und nümme da so nüünizieh mitenandere. Si heig ja nie anders gredt, als si dänkt heigi, het d’Frou Kätheli betüüret, und so isch der Vorwurf, us Liebi hinder em Zuun blibe z’sy, uf ihm allei blybe lige.

Under em beidsytige Flyß offe z’sy und sech gägesytig nüt meh z’opfere, sy du di nächschte Wuchen und Monete zwüschem herrschaftleche Paar im süeßischte Glück verstriche. Und e bsunderi Harmonie isch du zvollem no dry cho, wo-n-es sech befunde het, daß nach möntschlecher Voruussicht der Töldi über ds Jahr nümmen einzig Chind im Huus wärdi sy.

Aber under em Glück sy d’Sorge wyter gschliche. Sowyt der Oberscht um ne neue Müller uus isch, er het keine chönne finde. Und der Stulle-Hans-Ueli het’s wieder müessen übernäh, dem Oberscht z’säge: «Es chunnt Ech kene meh, bis daß ordli Gras über di Sach gwachsen isch.» Der Oberscht het gseh, und der Pfarrer Gryph het ihm’s bhertet, daß mit den Alte nüt meh z’mache sygi. Under sich hei di alte Burelüt usgmacht gha, der Müller-Chrischte heig halt doch furtmüesse, wil er im Ufstand zu de «Herte» ghört heigi. Vo Bärn uus syg er vertribe worde, und daß der Oberscht derzue Hand botte heigi, das zeigi, daß er halt doch Trabant vo den Underdrücker syg, göb was er machi und sägi. Sobald du dem Oberscht das klar worden isch, het ihm sy Stolz verbotte, länger um ihres Vertroue z’wärbe. Derfür het er sech etschlosse, ’s mit de Junge z’probiere, wo der Chyb vom Burechrieg här nid so tief im Härz treit hei.

Er het dermit agfange, daß er eint und andere junge Bursch zur Arbeit uf em Schloßguet dungen und i der Zwüschezyt im Schybeschieße mit der Reismusketen instruiert het. Alli Wuchen einisch het er mit ne ne Schießet agstellt, und wär drümal i ds Schwarze breicht het, däm het der Oberscht e Büchse gschänkt. Vor allem het er’s grad juscht uf die abgseh gha, wo im Verdacht gstande sy, si heige der Brächt abgschmiert.

Wo ds Loub wieder rot worden isch, het me z’Hünige keini glänzende Cavalcade gseh mit Beizivogel über d’Fälder ryte, aber bi nere Turbehütten isch gäge Hubewald zue e Schießplatz ygrichtet gsi, und dert het der Oberscht Wendschatz uf sy Fuuscht und syni Chöschte der Republik währschafti Soldaten erzoge — frylech mit Hülf vom Chriseggle-Chrigel. Di Alte hei däm Wäse zwar geng no nid trouet — trotz de gschänkte Muskete — aber us Gwunder hei si doch afange vo wytem zuegluegt. D’Frou Oberschti isch de albe mit dem Töldi o cho zueluegen und het mit fründleche Worte di guete Schützen ufgchlepft.

So sy si einisch am Schieße gsi, währed zringsetum d’Chüe gweidet und da und dert es Füürli heimelig bränntelet het, da chunnt vo Tägertschi ufe ne rot und schwarz bchleidete Ryter cho az’traben und bringt dem Oberscht e Brief. Nid für nüt hei alli mit nere gwüsse Spannung gluegt, wie der Oberscht der Brief usenanderefaltet. Me het gmerkt, es isch öppis Ungwahnets und Wichtigs. Ja, es isch e Befähl gsi, uf der Stell ga Bärn z’cho, vor e Chriegsrat. Natürlech het der Oberscht niemerem ussert syr Frou öppis dervo gseit. Aber trotzdäm isch zmorndrisch ganz Hünige fascht verzablet vor Ungeduld, für z’wüsse, was der Schloßherr für Bricht heibringi. Ds junge Volk isch ob de Waffenüebunge chriegsluschtig worde gsi, und daß under den Eidgenossen öppis im Ungreis sygi, het me ja scho lang ghöre brichte.

D’Frag: «Git’s Chrieg, mueß i o gah?» het natürlech dem Oberscht nid minder z’dänke gä als syne junge Hüniger-Musketier. Unwillkürlech isch er schärfer gritte, und mit kampfluschtigen Ougen isch er zur feschtgsetzte Stund im Rathuus vor di gestränge Herre trätte. Aber wär beschrybt sys Erstuune, wo-n-ihm, nahdäm er no rächt lang i der Vorstube het dörfe warte, der Chriegsratspresidänt mit unheilbrüetender Stirnen eröffnet, es sygi dem Rat zu Ghör cho, daß der Herr vo Hünige gänzlech unbefuegterwys Burelüt mit Waffe versorgi und sogar zu chriegerischen Exerzitien ufbieti, er söll über di Sach Uskunft gä.

Der Oberscht het gchochet vor Zorn und sy große Filzhuet vor em Presidänt — villicht nid ganz duuch — uf e Tisch gleit und agfange: «Myni hochverehrte Herre!...»

Aber da het’s grad gheiße: «Herr Oberscht, i mueß Ech bitte, Ech welle reschpäktvoller Forme z’beflyßige!»

Na mene verwunderet-zornige Blick uf e Presidänt zieht der Oberscht sy Huet wieder a sech und fahrt wyter, syni harmlose Schießete z’verteitige. Er heig ja nüt anders im Sinn derby, als ds Vertroue vo der Buursami zu sich und zur Regierung wiederhärz’stelle.

«Wie dörfet Dir nume dra dänke, i ds Fäld z’zieh, bevor das Vertroue wieder da isch?» het er gseit. «Ds Bärnervolk geit Euch nie für ne Regierung i Chrieg, sondere für Land und Freiheit, Wyb und Chind.»

«Mer hei Ech nid citiert, für Eui Meinung über d’Regierungspolitik z’ghöre, Herr Oberscht», schnauet ne der Presidänt a. «Dir chönnet jitz einschtwylen abträtte.»

Er het du wieder e Halbstund dörfe ga warte, und du het men ihm eröffnet, der Chriegsrat welli di gueti Absicht, i dere di Exerzitie sygen usgfüehrt worde, us bsunderer Gunscht und Nachsicht anerchenne. Aber settigi us usurpierter Machtvollkommeheit agstellti Experimänt zur Härstellung des Vertroues sygen unütz, unerwünscht und höchscht gfährlech. Di Waffe sygen unverzüglech wieder yz’zieh und jegleche Schießet fürderhi strängschtes verbotte. Im übrige well me’s für dasmal la guet sy.

Dem Oberscht isch es gsi, wie wenn me ne i ne ganz frömdi Walt ynegstellt hätti. Und doch het er di Herre vom Chriegsrat alli gkennt, mänge dervo als tüechtigen Offizier vo offenem Verstand. «Es isch grad, wie wenn me ne nes Brätt vor e Chopf nagleti i däm Rathuus», het er sech gseit. «Was isch o das? Früecher isch es emel anders gsi!»

Er isch grad vom Rathuus ewäg zu sym Schwigervatter, dem Herr Seckelmeischter Willading, für ihm ga ds Härz z’lääre, wil er ds bittere Gfüehl het gha, es wärdi gägen ihn intriguiert.

Der Herr Willading het ne, wie geng, fründlech epfange; aber über d’Chlage vom Oberscht het er schier öppis wie Schadefreud gha. Er isch sech mit der Hand langsam dür e Bart gfahre, het der Schwigersuhn ablinzlet und gseit: «My liebe Fründ, Dir heit’s eso welle ha. I han Ech ja d’Türen ufta gha, aber Dir heit absoluti nid yne welle. Dir heit’s vorzoge, Euer Wäge z’gah; i han Ech la mache; aber jitz dörfet Der Ech nid verwundere, daß Der allei blybet.» — Na mene Chehrli fahrt er furt: «Dir chönnet Ech’s ja überlege. Wenn Der Ech anders bsinnet, so cha men im Früehlig geng no luege. — Nume förchten i, jitz, wo me weiß, daß Dir eigeti Wäge ganget, chönnt’s de nid so glatt gah. — I würd’s probiere. Tüet es Gleich und...»

«Nie — nie!» antwortet der Oberscht. «Hütt weniger als je!»

«Ja nu», meint der Herr Willading, «i trouen Ech der Muet zue, der Wäg allei under d’Füeß z’näh. Aber, öb Der läbig a ds Zil chömet...»

«Läbig?»

«I meine, öb Der’s erläbe wärdet, daß Eui Ideal gryfbari Form überchöme, schynt mer fraglech.»

Uf das hi het der Oberscht ds Gspräch abglänkt, für no zerfahre, was eigetlech dussen i der Wält gangi und wo’s use well mit de Katholische.

«Daß Gott erbarm!» het der Seckelmeischter gseit. «Das chunnt jedefalls nid guet. Afange hei si trotz allnen Abmachunge, daß kei andere Bund meh söll gälten als d’Eidgenosseschaft, der boromeisch Bund erneueret, und jitz gange si z’Schwyz inne so strub um mit denen arme Reformierte. Si hein ere gchöpft; anderi sy ne glücklech no ertrunne, aber si hei alles Hab und Guet müesse dahinde la. Grad juscht sy der vo Werdt und der Früschig yne greiset, für ga Vorstellunge z’mache. Wenn si unverrichteter Sach umechöme, so wett i de für nüt meh guetstah. Der Herr de la Barde, der französisch Gsandte, hüschteret zwar gar grüüslech dasume, für der Fride z’rette. — Aber i gloub, es treit ihm nüt meh ab.»

Für hütt het der Oberscht Ydrück gnue heibracht. Fascht isch ihm d’Ussicht uf e Chrieg zu mene Troscht worde. E Fäldzug hätt ihm doch villicht Glägeheit gä, dütlecher z’zeige, wie-n-er’s meini, oder de... ja de! Ob dene Chriegsgedanke hätt er du no schier vergässe, dene Hüniger-Bursche di gschänkte Muskete wieder abz’näh. Er het ne du gseit, me well se-n-über e Winter dem Büchsemeischter i Gwahrsam gä, und so hei si se guetwillig wieder i ds Schloß abgliferet.

Dasmal isch es über ds Mäß vo däm gange, was der Oberscht im stille het chönne verarbeite. D’Frou Kätheli het natürlech welle wüsse, was los syg. Und im erschten Ougeblick het si nid rächt gwüßt, söll si’s vo der heitere Syte näh oder sech förchte, wo-n-er uf ihri Frag: «Was hei si vo Der welle? Es git doch nid öppe Chrieg?» losbricht: «Wenn’s no das wär! So gäb’s doch e Müglechkeit, mit Ehre druus z’cho. Aber das gönnt me mir nid. — Si wei mer nah-ti-nah der Boden under de Füeß wägzieh. Si gönne mer’s nid, daß i hie usse mit myne Lüten uf ne grüene Zweig chume. Wenn si chönnte, so nähmte si di wieder vo mer ewäg...» Er isch wie ne Leu im Saal uuf und nider gange, und d’Frou het ne mit ängschtleche Blicke verfolgt, bis zu däm letschte Wort. Da steit si-n-ihm i Wäg und fragt: «Wär?» — Statt z’antworte, streckt der Oberscht beidi Füüscht i d’Luft und seit: «Aber dir müesset no erfahre, wär i bi!»

«Bärni, Bärni! Säg mer, was isch gange?» fragt d’Frou Kätheli und leit ihm ihri herrleche weichen Armen um e Hals. Na mene stöbere Blick a d’Dili ufe het er gschine wieder zue sech sälber z’cho. Er het sy Frou a sech drückt und sech i ne Fauteuil am Kaminfüür la zieh, und du het er du wieder afa loslege, wie’s d’Frou Kätheli no nie erläbt gha het. Zerscht isch si vor ihm blybe stah und het ne la rede, und du het si sech uf syni Chnöu nidergla, sy Chopf i ihri Händ gnoh und ihm gseit: «Bsinnsch di no, Bärni, i der Chuchi z’Brunnadere hei mer zsämen usgmacht, z’Hünige welle mer de für üs sy und es söll niemer nüt agah, was mir da usse trybe. Und da derby blybt’s, mer schnyde glatt ab mit dene z’Bärn, bis daß mir hei, was mer sueche. Und wenn’s Chrieg gä sötti, so hei si di doch de nötig; de isch es de a dir, der Prys z’mache.»

Di paar Wort hei dem Oberscht wohl ta. Es isch vo denn ewäg z’Hünige gsi, wie na mene Gwitter, heiter und warm. Und je strüber der Winter um ds Schloß ume tobet, d’Fänschter gschüttlet und Schnee uftreit het, descht herrlecher isch ds Glück vom herrschaftleche Paar ufgange. Als liebe flyßige Gascht isch der Pfarrer Gryph en intime Züge vo däm Glück gsi.

Der Schnee het frylech d’Wäge deckt und d’Lüt i de Hüser bhalte — me het wenigschtes di ungstörti Stilli der Houptsach nah gmeint der Strängi vom Winter z’verdanke —; aber eine het er doch düre gla vo Bärn här, wo mit eim Schlag alles g’änderet het: e Ratsweibel, wo churz vor Wiehnachte dem Oberscht der Marschbefähl ga Länzburg bracht het.

Das isch e Donnerschlag us heiterem Himmel gsi, Und er het e furchtbari Würkung ta. Der Oberscht und sy Frou hätte nie gloubt, daß es se so hert achäm. Aber nam erschte Schräcken isch doch über Beidi e herrleche Stolz und e großi freudigi Zueversicht cho, wil si sech gägesytig ygredt hei, jitz syg der Ougeblick cho, mit Gottes Hülf öppis z’tue, wo dem Oberscht syni Zil vor aller Wält ändlech wärdi i ds rächte Liecht rücke, syni Nyder und Gägner wärdi z’schande mache. I där Hoffnung sy si no feschter worde, wo der Oberscht mit gringer Müej syni freiwillige Musketier het mögen überrede, mit ihm usz’rücke. Wohl het’s ne gruuset ab em stränge Winter; aber d’Luscht, öppis z’gseh und z’erläbe, het se doch ab em Ofetritt zoge.

Am Tag na Wiehnachte, a mene schöne chalte Morge, sy si ufbroche. Di letschti Nacht vor em Abmarsch isch für en Oberscht und sy Frou gräßlech gsi. Es jedes het syni üsserschte Seelechräft zsämegnoh, für dem andere nid ds Härz schwär z’mache. Aller Wahrschynlechkeit nah het der Oberscht nid chönne wieder zrügg sy, bevor der Buz het söllen alange. Das hei si wohl gwüßt, und e furchtbari Angscht het se Beidi gmarteret. Z’momäntewys hei si Beidi zsäme briegget. De hei si sech wieder zwunge, sech tröschtlechi Müglechkeiten yz’rede. Ds Käthelis Muetter het ja de sölle ga Hünige cho, damit es nid allei syg. Müglecherwys chönni ja villicht der Oberscht o uf nes paar Tag vom Regimänt abcho. Und usgschlosse syg’s am Änd o nid, daß es nid zum Üsserschte chömi, daß me sech uf der Tagsatzung no anders bsinni, und so wyters.

Aber wo si zsäme vor ds Töldis Bettli cho sy und dä so ahnungslos hei gseh schlafe, isch es wieder über se cho, meh no über en Oberscht als über d’Frou. Er het lang keis Wort vürebracht, bis es ihm etfahrt: «Myn Gott, myn Gott! — dä guet Bueb!» Si hei sech lang chönne wehre. Me cha sech i settige Momänte mängs vorrede; wenn nume d’Ahnunge nid wäre!

«Aber gäll, du chunnsch de so gschwind umen als irged müglech!» het d’Frou Kätheli geng wieder gseit. Und är het wieder alles zu ihrem Troscht vürebracht, was er nume chönne het. Erscht na Mitternacht isch e Müedigkeitsschlaf uf se cho, us däm se scho bald es Chlopfen a der Stubetüren ufgschreckt het. Der Pfarrer Gryph sygi da, het’s gheiße. Es het chuum taget; aber der Oberscht het ne gheiße gha cho.

D’Nacht isch düregkämpft gsi, und d’Ussewält het sech ygstellt. Jitz het’s gheiße, sech fescht zeige.

Im Saal sy di junge Musketier versammlet gsi und d’Chnächte vom Oberscht. Es spärlechs Lampeliecht het uf de Waffe glänzt und phantaschtischi Schatte gworfe. Sobald di herrschaftlechi Familien erschinen isch, het der Pfarrer lut und fyrlech afa läse:

«Herr, ergreife den Schild und Waffen, und mache dich auf, mir zu helfen. Zücke den Spieß, und schütze mich wider meine Verfolger. Sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Hülfe.» «Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. — Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen.»

Der Pfarrer leit d’Bibel ab und seit: «Manne, Bärner! Es söll nid eue Gedanke sy, mit heiler Hut us em Kampf hei z’cho. Der böscht Fall für ne rächtschaffene Ma isch nid der Tod uf em Schlachtfäld, sondere wenn er der Muet verliert. Wär der Muet verlore het, isch nümmen im Stand, d’Ehr z’rette. Und ohni die chömet mer nid hei! Lueget uf euen Oberscht, wychet nie vo syr Syte! — Und dir, liebe Fründ — zum erschtemal het der Pfarrer ne hie mit du agredt — gäb’s der lieb Gott, daß du i de Fueßstapfe vo dym große Vorbild, vom Held vo Murte, chönnisch blybe, jitz o uf em Schlachtfäld, so guet wie daheim!»

Nachhär het der Oberscht d’Fahne vo der Wand abegnoh, het se syne junge Soldate dargstreckt und gseit:

«Manne, dir wüsset, für was mer uszieh, es gilt d’Verteidigung vom Heiligschte, was mer hei: vo üsem Gloube, vo üsem Vatterland, vo üser Freiheit. Mer fächten also mit Ehre, und drum erwarten i vo euch nid nume, daß der mannhaft zu der Fahne standet, sondere dir söllet nie vergässe, daß dir Chrischten und rächtschaffeni Bärner syd. — Wär treu zur Fahne wott stah, treu zu mir, söll d’Hand uf d’Fahne lege!»

Si hei alli di rächti Hand uf d’Fahne gleit, und der Pfarrer het langsam und ydringlech gseit: «Der Mensch siehet, was vor Augen ist, Gott aber siehet das Herz an.»

Du het der Oberscht befole niderz’chnöue, und der Pfarrer het für di Usrückenden und die, wo daheim blibe sy, bättet.

Nachhär sy di Manne lutlos di chlyni Stägen ab i Hof, wo d’Roß parat gstande sy.

Der Oberscht isch zrügg blibe, und währed der Pfarrer uf der Stäge gwartet het, sy sech der Oberscht und sy Frou um e Hals gfalle. «Bhüet di Gott», het er mit erstickter Stimm gseit, «und di o!» Und dermit het er der Töldi uf d’Arme gnoh und ihm es Müntschi gä. «Bis geng lieb mit der Mama! — Bhüet ech der lieb Gott!» — Du isch er use.

d’Frou Kätheli isch mit dem Töldi a ds Fänschter gangen und het ihm zeigt, wie der Papa ufgsässen isch. No einisch het ere ds Härz im Lyb glachet, wo-n-er so stolz und schön im Sattel gsässen isch, im Glanz vo der Morgesunne, umgä vo syne Chriegsmanne. Er het mit heiterer Stirnen ufegluegt und het sy große Fäderehuet gschwänkt, und du sy si abmarschiert. No einisch grüeßt der Oberscht über e verschneite Chrutgarte. Da chunnt’s der Töldi a, er well ne no nachespringe, no einisch der Papa ga luege. Er achtet nid, daß d’Mama totebleich uf em Fänschterbank sech a d’Wand lähnt, und stürmt zur Türen uus. Aber dert het ne der Pfarrer abgfasset und wieder ynetreit. Der Bueb het sech gwehrt und eismal über ds andere gschroue: «Papa, Papa! Löit mi use, i wott zum Papa!»

Über däm härzzerryßende Gschrei isch d’Frou Kätheli wieder zue sech cho und het mit Hülf vom Pfarrer sech gmüejt, der Bueb z’tröschte. Underdesse hei di Usrückende ds Brüggli bi der Schmitte passiert gha und sy Höchstette zue gritte, und im Rank hei si zum letschtemal Fahnen und Hüet gschwänkt.

Nidergschlage, erschöpft und doch ruehlos isch di armi Frou Kätheli der Tag über vo Stube zu Stube, für Beschäftigung z’sueche. Ihri Dienschtlüt hei ufrichtigs Beduure gha mit ere, sy aber sälber eso gschlage gsi, daß neue niemer het möge rede. Am Namittag sy die vom Schloß z’Dießbach cho luege, was d’Frou Kätheli machi und hei se merkwürdig vernünftig gfunde.

Natürlech het d’Frou Oberschti der Nacht mit Angscht und Sorgen etgäge gseh. Und so müed si gsi isch, het si doch kei Schlaf gfunde. Es isch scho spät gsi, da ghört si ungwahneterwys loufen i de Gäng, ängschtlechs, ufgregts Rede. Si steit uuf, geit under d’Stubetür und lost. Da gseht si dür ds Turmfänschter, am Änd vom Gang, e rote Schyn. Si rüeft de Dienschte, wo dunden im Gang zsäme rede.

«Was isch los?» fragt si.

«Es brönnt, Frou Oberschti», antwortet’s d’Stägen uuf.

«Wo?»

«Über d’Garnbuuchi ufe, gäge Dießbach zue.»

Ohni es Wort z’säge, geit sech d’Frou Kätheli ga alege, lat der alt Chnächt rüefe, wo jitz d’Roß bsorget het, und befiehlt ihm, i der Schmitte, i der Sagi und i der Schüüren alles Mannevolk z’wecke. «Ganget ga luege, ob der öppis chönnet hälfe, und bringet mer Bricht! I warte druuf.»

Si het so härzhaft befole, daß ere würklech o gfolget worden isch. Underdesse het me der gruusige Füürsüüle zuegluegt, wo hinder mene Hubel ufecho isch und ds Gwülk und d’Schneehäng a der Hube grötet het. «Erbarm sech der lieb Gott über di arme Lüt, wo jitz zmitts im Winter das Unglück hei!» seit d’Frou Kätheli. — Da etwütscht ihrer Ufwärtere, wo näben ihren am Fänschter gstanden isch, e Brüel.

«Was hesch, Eisi?»

«Verzieht, Frou Oberschti, i ha gwüß, gwüß gmeint, i gsej e Wolf.»

«Ach, was chunnt der o z’Sinn!»

«E wohl, luegit! Luegit dert, wie-n-er dür e Schnee uus fahrt! — Eh, daß sech die so zu de Hüsere zuehe löj. Das bedütet e stränge Winter. — Luegit, er chunnt alli Gredi gäem Huus zue. Will’s Gott hei si d’Türe guet zueta übernide!»

Scho het d’Frou Kätheli wellen afa schmähle, ds Eisi gsej Gspänschter, da gseht si sälber das Tier, wie’s dem Huus nah strycht. Es isch ere ne Tschuder dür e ganze Lyb gloffe, und si seit: «Wahrhaftig, wenn nid üse Hund, der ‹Tiger›, scho lang tot wär, i sieg, es syg ne. — Gang lue, Eisi!»

Der vermeintlech Wolf isch um e Husegge verschwunde gsi. Ds Eisi het keis Glid dörfe rüehre vor Angscht und Gruuse. Da geit d’Frou Oberschti sälber vo eier Hustüre zur andere. Es het se dunkt, si ghöri das Tier hüülen und a menen Ort a nere Türe chratze. Aber si het’s niene meh gseh. Wo si wieder usechunnt, seit ds Eisi, es heig das Tier gseh der Wäg uus loufe, geng d’Schnouzen im Schnee.

Füür und Röti hei baldeinisch abgnoh und sy ändlech ganz verschwunde. Am Morgen isch du der Chnächt cho brichte, d’Chriseggle syg stübis und rübis z’Bode brönnt. Ds Chrigels Eltere, armi, verachteti, alti Lütli, heige sech ga Dießbach abe gflüchtet. Da het d’Frou Oberschti befole, me söll se-n-i ds Schloß bringe. Und zur Verwunderung, ja schier zum Etsetze vo de Dienschtlüte, het si di Obdachlosen im lääre Mühlistöckli underbracht und mit allem Nötige versorget. Si het e Bueb us em Dorf mit Botschaft dem Oberscht nachegschickt. Und dä het du der Bricht heibracht, der «Tiger» syg dem Oberscht nachegloffen, und der Chrigel heig ihm müesse bychte, daß er der Hund synerzyt gar nid töt, sonderen i der Chriseggle, bi synen Elteren, ygsperrt gha heigi. Das het du der Frou Kätheli no Freud gmacht. Das glychi abereinisch dem Chrigel. Aber, was se weniger gfreut het, isch gsi, daß di alte Lütli vo der Chriseggle sech nid hei la usrede, me heig ne ds Huus a allne vier Eggen azündtet, das sygi dem Chrigel z’leid ta worde. Me heig ihm’s mängisch dröit.