Text:Rudolf von Tavel/Götti und Gotteli/Kapitel 1

I.

Wie me-n-ungsinnet cha Götti wärde. Vo allerhand Lüte-n-änet dem Brämgartewald.

Anno füfzächni, im Merze, het's ei Morge gchuttet überem Bärnerland. Der Föhn het bländigi Wulkefätze-n-underem blitzblaue Himmel düre dem Jura zue gjagt und derzue pfiffe-n-und gjutzet. Mit eigenütziger Hascht hei sech d'Aarewälle zwüsche de-n-eichige Pfyler vo der Neubrügg düre zwängt und im Übermuet ihre Schuum bis a d'Fueßbrätter ufe gworfe, währed der Luft da und dert e brödi Schindle-n-us em alte Ziegeldach ewäg zupft het, daß si wie-n-e schturme Nachtvogel dervo gflatteret isch. Z'beidne Syte vo der Aare sy luschtigi Bechli dür d'Matte-n-ab gschosse-n-und hei de-n-erschte Schlüsselblüemleni über Miesch und dürri Bletter glitzerigi Tröpfleni znm Andänke zuegworfe. Dobe, im Brämgartewald, isch der Föhn de Tanne mit unerchannte Finger düre Schopf gfahre-n-und het se gschtrublet, wie ne böse Bueb. Die, wo am Bord vo der Schtraß gschtande sy, hei sech i Wällebewegung füre-n-und hindere boge. Bald hei si d'Chöpf us der Reihe füregschtreckt, wie wenn si wette luege was uf der Schtraß dahär chömi, bald hei si sech mit süüfze-n-und chüschele zrückboge, für dene, wo hinder ne gschtande sy, d'Neuigkeite wyter z'gä. Und doch gseh-n-i nüt appartigs uf der Schtraß. Wie vo Alters här, chunt si im Boge-n-us em fyschtere Wald abe-n-und lat zur Morgetoilette es dräckigs Bechli über sech ab brünnele. Halt! Wohl, was ghört me da? Di Tanne gseh doch, schynt's, öppis.

Isch es nume der Föhn oder ghört me nes Horn? – Schtill! – Loset! – Wohl, wohl, es sy verwäiti Hornschtöß. Öppe scho-n-e Jagd? Öppe doch nid i der Jahrszyt. – Loset! – Es chunt nächer. Dür ds mächtige Ruusche vo de Tanne chlingelet öppis. Loset! Glung glung gulungung gulungung glung glung . . . . Trarara! D'Poscht isch es. Dert chunt e Schümmel füre-n-oder zwee. E e, das geit neue holperig da abe. Uf em Bock sitzt der Ludi Bickhard mit schpiegelblanke Chnöpf und jagt mit Pfusibacke syni Gfüehl dür di churze Windunge vo sym Horn use. Aber, was hanget da hinde-n-a der Gutsche? No es chlyses, wüeschts Charrli mit mene Gassebueb drinne. D'Lüt, wo di Fuehr no nid gkennt hei, hei dem Poschtiljon albe zuegrüeft: »S'het Eine hinger aghäicht!« Aber der Ludi het nüt uf dä Zueruef gä.

Im Fond vo der Gutsche-n-isch es nätts, jungs Herrli gsässe, i ganz neue Chleider. Es churzes blaus Chuttli mit großem Revers het er anne gha, so ungfähr, was me hüttigstags e smoking heißt. Di änge, graue Hose sy bis under d'Wade gange-n-und hei z'underscht uf der ussere Syte ne fingerlänge-n-offene Schlitz gha. Di wyß und schwarz gringelete Schtrümpf hei sech i zimlich vierschrötigi nideri Schnalleschueh verschloffe. Über e Rockchrage het sech e-n-ungschterkte, bländigwyße Hemlichrage gleit, dä vorne mit mene farbige, schön gchnüpfte Halstuech isch zsämebunde gsi. Ds Schönschte-n-aber isch der Möntsch sälber gsi. E zimlech große, schmale Chopf mit früsche Farbe-n-und e ghörige Schopf vo sydig fyne, bruune Haare. E großi boucle het sech wie-n-es ligends Fragzeiche-n-über der glatte Schtirne zu mene Huppi ufböumt. Di treuhärzige blau-graue-n-Ouge-n-und di liecht ufgworfene Lippe, wo sälte ganz gschlosse gsi sy, hei grad verrate, daß me's mit mene liebe Möntsch z'thüe heigi. Das Wäse het er nid gschtohle gha, vo-wäge-n-er isch ds Chind gsi vom Ruedi Landorfer und schier no meh vo der schöne Frou Elisabeth.

Der Karludi isch uf em Wäg gsi ga St. Blaise im Neueburgische, wo me ne bi nere Familie en pension ta het, für ihm der nötig Firniß la z'gä.

Vor em Wirtshus a der Neubrügg het der Ludi no einisch ds Horn agsetzt und blaset, daß es de Roß nume so düre Rügge-n-uf gramslet isch.

»Du wirsch däich wou warte,« het e chährigi Froueschtimm us em Ofehus gantwortet. Bald druuf isch e chächi Burefrou under em Türgwölb erschine-n-und het sech Teig vo de läderige-n-Arme gschtriche. »Es mangleti da nüt Pfurres, i ha di emel no nie vergässe,« rüeft si dem Poschtiljon zue und chunt cho z'watschle.

»S'isch mer nid wäge däm,« meint der Ludi, wo mit der Wirti es Abkomme gha het, daß si-n-ihm uf nes gwüsses Zeiche, wo-n-er am Waldusgang blaset het, söll e Schnaps ga rüschte. – Das het me natürlech nume gmacht, wenn niemer giechtigs i der Gutsche gsässe-n-isch. –

»S'isch nid wäge däm,« seit der Ludi no einisch, »aber i ha-n-ech neuis z'brichte. Wo isch der Alt ?«

»I weiß nid.«

»Suech ne!«

»I ha nid derwyl. – Was isch los?«

»Gang suech ne, i mueß ihm das brichte. – He dert äne chunt er ja. – Chum los, Bänz! Oder weisch es öppe scho? – Er isch wieder use oder yne, besser gseit. . . .«

»Was use? – Wo use? – Wär yhe?« räägget jitz d'Frou, vom Gwunder gschtoche, derzwüsche, währed ihre Ma vo der Schüüre här chunt cho z'trappe.

»Der Näpi isch ne-n-ertrunne,« platzet der Ludi Bickhard füre. »Si hei's dä Morge-n-uf der Poscht gseit. Er marschieri wieder uf Paris yne.«

»Du bisch nid gschyd; das wird aber öppis chönne,« meint der Wirt, e-n-ehmalige Chriegskamerad vom Ludi.

»Miera wou,« seit d'Frou, »so syg er,« und geit mit dem lääre Glesli dervo.

»Wei mer öppe wieder gah?« gschpasset der Ludi.

»Nihnisgwüß« meint derWirt, »i bi jitz bas hie.« –

»I o,« seit der Poschtiljon, »hü Buebe!« und trybt syni Schümmle-n-uf d'Brügg.

Im Usgang us der Brügg blybt aber zu ds Karludis Verwunderung der Wage scho wieder schtah. Er schtreckt der Chopf use, für z'luege, was es gäbi. Da gseht er sy Götti, der Herr Major Lombach, sys Rytpfärd näbe ds Ludi's Schümmle pariere. Der Herr Lombach het der Passagier nid gschine z'achte, sondere mit dem Poschtiljon abunde:

»Weisch es öppe-n-o scho?«

»Neue schier, weiß i's,« antwortet der Ludi.

»Wär het der's gseit?«

»O si hei neue dä Morge-n-uf der Poscht dervo gredt.«

»Uf der Poscht? – Das nähm mi jitz o wunder, wohär si dert scho Bricht hei.«

»E wär sött's de z'erscht wüsse, wenn nid die?« lachet der Ludi, »für das sy si ja da.«

»Si meine's emel schynt's. – Ja nu, i wott jitz ga luege.«

»Me sött schier meine, du wellisch wieder yne.«

»Natürlech wott i yne. Was wett i sünsch?«

Jitz schüttlet der Ludi der Chopf und seit: »Du bisch nid gschyd. – U de d'Frou?«

»Die wird sech wohl so lang müesse lyde.«

»Di Armi! – E, du wirsch di de wohl no chly anders bsinne.«

»Was schtürmsch eigetlech? Si isch doch nid z'duure.«

»Afin. Es weiß de niemer, wenn du ume chunsch. Oder wottsch se mit yne näh?«

»Wohi yne?«

«He i d'Garnison, ga Augsburg oder wo de de sünsch hichunsch.«

»Wär het dir jitz agä, i well wieder i Dienscht?«

»He du seisch ja grad dä Ougeblick, du wellisch wieder yne.«

»Ga Bärn wott i, ga Bärn, ga Bricht mache.«

»Ja so? – Ja, vo was ga Bricht mache?«

»He, daß es guet gange syg.«

»Ja was eigetlech?«

»I ha gmeint, du wüssisch das scho, si heige-n-uf der Poscht dervo brichtet. Mer hei e Buz übercho di Nacht, es Meitschi.«

»Ja so, jitz begryfe-n-i. I felicitiere vo Härze. – I ha drum vom Napoleon gredt, wo wieder gländtet ha söll z'Frejus oder was weiß i wo.«

»Was?«

»Ja, ja, äbe. Vo däm hei si uf der Poscht gredt.«

»Ja so! Potz Wätter! – Da mueß i ga frage, was me weiß. Adieu! – E, wän füehrsch du jitz da? – Bonjour, bonjour Karludi! Wo us!«

Der Karludi schtreckt sym Götti d'Hand zue und gratuliert ihm.

»Das trifft sech jitz luschtig,« fahrt der Major wyter, »du chönntisch mer doch de Götti sy. – Wottsch?«

»Pärse! Gar gärn,« seit der Karludi mit lüüchtende-n-Ouge. I däm Alter dunkt's Eine no gar luschtig, Götti z'sy.

Der Lombach lachet häll uf und rüeft dem Ludi zue: »So mueß me d'Glägeheit bi'm Schopf näh. – Adieu, gueti Reis! – Au revoir bi der Toufi!«

Glung – gulung – glungung isch d'Poscht der Schtutz uf, währed der Gwunder dem glückleche Major i d'Absätz und dür d'Schporre-n-i d'Weiche vom Roß gfahre-n-isch.

Chuum hei d'Schümmle-n-azoge gha, so erschynt der Insasse vom aghänkte Charrli näbem Gutscheschlag und rüeft dem Poschtiljon zue : »Wart e chly, es isch da grad e schöni Ferggete, i wott die hurti näh.«

»Ja, du bisch e chumleche du,« antwortet's vom Bock abe, »lue du, wie de mer nache chunsch.«

Der Karludi het nid begriffe, um was es sech handlet, will der Bywage-n-erscht im Brämgarte-n-isch aghänkt worde. Übriges isch ihm die Sach ganz glychgültig gsi, vo wäge hinder syr glatte Schtirne hei sech d'Gedanke g'jagt, schier so läbig wie d' Wulke-n-im Föhnschturm.

Ganz unvermuetet isch er Götti worde, und er het sech gmeint dermit. So jung no und scho Götti! Das het sech doch guet gmacht. Es isch da e so öppis wie-n-es Zuetrouesvotum drinne gläge, wo syr Pärson es gwüsses Ansähe het müesse verschaffe. D'Sach sälber isch ihm nid groß vorcho. Es Meitschi meh oder minder uf der Wält, das het dem Karludi gar nüt gseit. »Überhoupt so Meitscheni!« het er dänkt. Aber ds Ansähe vo mene Götti, wo-n-ihm scho i dene Jahre zuegfalle-n-isch, das het ganz gschtimmt zu däm, was er überhoupt vo sich sälber und vo sym Läbe-n-erwartet het. Will d'Eltere dem Karludi ganz bsunderi Liebi zuegwändet hei, het er nah-ti-nah sech i d'Idee yne gläbt, me, das heißt i däm Fall – ganz bescheide-n-usdrückt – d'Republik, erwarti vo ihm alles und no chly meh derzue. Nume so us der Luft griffe-n-isch di Idee äbe-n-o nid gsi. Si isch sogar a mene-n-Ort uf em Papier gschtande. Der Karludi het einisch im Verschleikte-n-i Mamas Schregbüreau, mene prachtvolle Funkmöbel mit schwungvoller Bronze-Garnitur, g'nischtet und isch nere-n-über nes Kaländerli vo rotem Saffianläder mit Guldpressung cho, wo si allerhand müetterlechi Notize dry gmacht gha het. Und dert drinne-n-isch under anderem gschtande: »Discours de Mr. Lombach à l'occasion du baptême de Karloudi.« Us em Gedächtnis het d'Frou Elisabeth dennzumale notiert, was o ihre wohl ta het. Und dert het's ganz dütlech gheisse, der Töufling wärdi einisch Revanche näh für ds Grauholz. Frylech, es isch nid e-n-Ängel vom Himmel gsi, wo das gseit het, sondere der Herr Lombach. Aber wär het welle-n-i-n-Abred schtelle, daß o der Herr Lombach e prophetischi Mission hätti chönne ha? Es isch emel es merkwürdigs Zsämeträffe gsi – da cha me säge, was me will – daß grad am Tag, wo der Karludi abgreiset isch, für ga wältsch z'lehre, d'Nachricht vo ds Napoleons Landung i Frankrych sech z'Bärn verbreitet het. Und de das Rencontre mit dem Herr Lombach und dä Föhnschturm! Churz, alles isch dem Karludi hütt ominös vorcho, und er het mit nere gwüsse Schpannnng i syr Diligeance ume gfägnäschtet.

I settige-n-Ougeblicke verzablet me-n-albe schier. Wenn es großes Ereignis gscheh isch, wo vorussichtlech Wälle schlat, die eim bis a d'Fueßschpitze chöme cho z'chrüsele, wenn nid am Änd bis a d'Wade-n-ufe, so het me ds Bedürfnis na Möntsche meh als je. Und das hei üsi Reisende-n-o epfunde. Der Ludi uf em Bock, der Karludi i der Gutsche-n-und villicht sogar der Bueb im aghänkte Charrli, obschon dä einschtwyle no nid gwüßt het, was er sech under em Napoleon söll vorschtelle, öb er einisch da uf mene Weidlig d'Aar uf wärdi cho oder am Änd i der Aarbärgposcht; aber us ds Ludi's Wäse hätti me-n-emel sölle schließe, er chöm de angähnds nächschter Wuche ga Bärn.

Uf der Höchi vo Schtuckishus het der Ludi e-n-Ougeblick syni Roß la verschnuppe, und vo däm Momänt het der jung Herr Landorfer profitiert, für dem Poschtiljon, vo däm er wohl gwüßt het, daß er der russisch Fäldzug düregmacht gha het, z'säge, er chäm lieber zue-n-ihm uf e Bock. Niemerem isch das erwünschter gsi als dem Ludi, und flingg isch der Karludi zue-n-ihm ufegchlätteret.

Bi der Glägeheit het der Bueb hinde sys Charrli abghänkt und isch dermit näbedsi gfahre, so daß der Karludi jitz begriffe het, was o geng hinder der Diligeance här g'gyxet het. Der Holzer-Bänzli – so het dä Bueb gheisse – isch z'sälbisch sibejährig gsi und ds Eltischte vo sächs Holzerli, die z'Hinderdettige, hert a der Aare-n-unde, errunne gsi sy.

Das isch e-n-erschröcklechi Hushaltig gsi. Mit Angscht und Not het der Vatter Holzer ds Nötigschte zsämegchrauet, für sy Trybete Chinder fürz'bringe. Jitz lehrt bekanntlech d'Not nid nume bätte, sondere leider no gar mängs, wo dem Leumund minder zueträglech isch. Vatter, Muetter und Chinder hei der Natur und nid am wenigschte der Möntschheit gluegt Plätze-n-ab z'chähre-n-und hei sech derby nid sälte sälber Plätze-n-abgmacht. D'»Holzerei« isch hienache-n-und dertnache dem Wasser wohlbekannt gsi, berüchtiget darf me nid juscht säge, vowäge-n-eigetlech schlächts hei si nid tribe. Mit der Aare, dem Brämgartewald und dem ganze Land änenache, vo Rychebach bis übere zum Haarheuelgrabe, sy d'Holzerli vertrouter gsi als mänge-n-andere mit syr Schtube. Im Brämgarte-n-äne sy si de Füchs und Hase-n-uf und nache gsi. Sogar der Uhu i sym Näscht a der Schtürlere-n-usse het gwüßt, wie höch Holzer-Bänzli d'Schteine ma bänggle. Natürlech het me-n-o der Chehr vo de Bawarte gkennt und zu jeder Tages- und Nachtschtund gwüßt, wo d'Waldobrigkeit nid isch.

Dernäbe, mueß me säge, hei di Chinder e redleche Handel tribe mit Höpfeli, Söuchrut, Rapünzli, Morchle-n-und Beeri.

Bi allem däm het me ne daheim scho mit der Muettermilch d'Überzügung bybracht, daß eigetlech jede Möntsch es gäld-, wenn nid gar bluetgierigs Wäse sygi, däm me nid gnue schlächts chönni zuetroue. Het irged e barmhärzigi Seel dene Lüte-n-öppis rächts bracht, was zwar sälte vorcho isch, so het der Vatter vorne düre gseit: »Dankheiget, der lieb Gott soll ech's vergälte«, und hinde-n-ume het er brummlet: »Der Tüfel söll's näh, da schteckt öppis Verfluechts derhinger, susch gäbte si's nid« oder »si mache's nume, für daß me meini, wie guet Lüt daß si syge«.

Descht gschpässiger isch eim vorcho, was der Holzer-Bänzli gseit het, wenn er gfragt worde-n-isch, was er einisch wärde well. »Generalsälig«, het er albe-n-uf di Frag g'antwortet.

»Was isch das, generalsälig?« het der Ludi Bickhard g'fragt, wo-n-er's zum erschte mal ghört het. Und der Bänzli het ihm's nid chönne-n-erkläre. »Das weisch du dänk besser weder i«, het er dänkt und der Ludi mit Boll-Ouge-n-agluegt. Si sy-n-ihm du einisch dür ne Zuefall drüber cho, wo-n-er vo ds »Herr Lentulusse-n-ihrne schöne Helge« brichtet het.

Zu der Zyt het nämlech i der Hahle, änet der Neubrügg, e Herr von Lentulus gwohnt, bekannt als der Herr Rittmeischter. Er het i Prüße dienet gha und sech na sym Abschid uf das Hahleguet zrückzoge. Und mit däm Herr Rittmeischter het üse Bänzli es abträglechs Händeli i Roßmischt tribe. Uf syne Gschäftsreise der Poschtschtraß na isch er du mit dem Ludi Bickhard bekannt worde. Dä het ne-n-agschtellt als Brämser, damit er nid jedesmal müeß abschtyge, für der Radschueh ga darz'tue oder wieder ga ufz'hänke. A de Poschttage het der Bänzli obe-n-im Brämgartewald passet, und wenn d'Poscht dahärcho isch, so het er sech zueche gmacht, der Radschueh abghänkt, undergschobe-n-und nachhär sys zwöirederige Mischtwägeli a d'Poscht aghänkt. So isch er mit der Schtutz ab und änenache wieder der düruuf gfahre-n-und het am Abe-n-undehär Herreschwande wieder uf d'Poscht gwartet, wenn si vo Aarbärg z'rückcho isch. Am Ludi het der Bänzli e guete Dienschtherr gfunde, dä-n-ihm mängs zuegha het, was däm arme Buebli het chönne vo Nutze sy. I der Hahle – dir kennet ja das heimelige, alte Landhus mit de höche, vergitterete Fänschter, wo öppe füf Minute-n-Aar abwärts vo Schtuckishus a ds schtotzige Bord under Herreschwande-n-agchleipet isch – het der Bänzli sy War i d'Champignonsbett vom Herr Rittmeischter abglade, und a mene Samschtig isch er dert ga jätte-n-und Grien räche. Da het er de mängisch zwüsche de Gitter düre-n-e gwunderige Blick i di große, wohnleche Schtube tha, nametlech i ds Säli, wo i mene gschwullene Guldrahme-n-es prächtigs Portrait vo mene gar gschpäßig agleite Ma isch gsi. Er het e glänzige Bruschtharnisch agmalet gha, und e großi Chuderperrügge, und dä Harnisch het dem Bänzli gar schuderhaft imponiert. Und wo-n-er einisch ds Bäbeli vo ds Herr Lentulusse gfragt het, wär das vorschtelli, het das alte Meitli es fyrlechs Gsicht gmacht und het ganz, ganz wichtig gseit: »Das isch der Herr General sälig.« No albeneinisch het me vom Herr General sälig gredt und allimal mit mene settige Reschpäkt, daß der Bänzli je länger descht öfter dür das Fänschter yne gugget het. Und es het ne dunkt, dä Harnisch glänzi je länger descht schöner. Und troumet het er z'nacht dervo, zwüsche syne Gschwüschterti uf em verlägene Loubsack, und es het ne geng dunkt, wenn är o so ne Harnisch hätti, so hätt er alles, was me vo disem Läbe chönn verlange. Ja, so generalsälig, das müeßt verflüemeret schön sy, so glänzig, so suber gfiegget, daß d'Ouge druff etschlipfe. Und i der Vorschtellung vom Bänzli isch trotz aller Ufklärung der Begriff sälig vo blank putztem Mösch eifach unzertrennlech blibe.

Langsam hei ds Ludis Schümmle-n-azoge-n-und sy der Bärg uf gfahre, Herreschwande zue.

Der Ludi luegt no einisch über d'Gutsche hindere-n-und rüeft: »Bänzli!«

»He?«

»Säg de dem Herr Rittmeischter vom Napoleon, gäll!«

»Ehe.«

Der Bänzli isch kei dumme Bueb gsi. Wenn er scho nid gwüeßt het, wär oder was der Napoleon isch, so het er doch der Name bhalte. Schträng na der Vorschrift, wo-n-er gha het, isch er der Hahle zue, düre Hof und um ds Hus umegfahre, für sy Ladung am agwisene Platz, nämlech ufem Komposthuufe näbe de Couches vom Herr Rittmeischter, ga abz'lege. Der alt Herr het de albe ds G'schrei ghört, wo d'Reder a ds Bänzlis Charrli – es sy nume zwöi leidlech rund gsageti Brättleni ohni Nabe gsi – bi'm Fahre verfüehrt hei, und so het er ohni Avis und Frachtbrief gwüßt, was im Gschäft ygeit. Er het de albe-n-i-der Fänschternische näbe sym Schrybtisch mit dem Ryßblei es Schtrichli a d'Wand gmacht, was jedesmal für ds Bänzli's Guethabe-n-e halbe Chrüzer bedütet het. Synersyts het der Bänzli sys Guethabe mit mene Bitz Röthel unde-n-am Bode vo sym Charrli buechet, wenn er's z'underobe-n-ufem Komposthuufe gha het. Bi der monetleche-n-Abrächnung het er sech albe gwüßt z'wehre, wenn er meh Schtriche gha het als der Herr Rittmeischter. Dä het ne de albe gfragt: »Mistkäferle, sagt er die Wahrheit?– Wenn er lügt, reiß ich ihm 's Ohr ab.« Aber der Bänzli het gwüßt, wie zäj syni Ohre sy und het nid abgä, bis er sy Sach gha het. Bös gmeint het's der Rittmeischter nid, vowäge-n-er het sich sälber zu ds Bänzlis Gunschte für jede Fähler um ne Chrüzer büeßt.

Hütt isch der Bänzli im Bewußtsy vo syr wichtige Mission a d'Hustüre ga chlopfe-n-und het gseit, er müeß dem Herr Rittmeischter öppis usrichte. Z'erscht het's gheisse, er söll der Chöchi säge, was er well. »Aber ää«, het er gseit, »das wott ig ihm säuber säge«. Da-n-er aber weder Schueh no Schtrümpf anne gha het, het me ne nid yne gla, und so het wohl ober übel der Herr Rittmeischter müesse-n-usecho. D'Erschynung vo däm große, breite Ma het dem Bänzli jedesmal z'erscht e chly der Ate gnoh. Der Herr von Lentulus het e graue Schlafrock annegha, us däm e rotsydige Naselumpe-n-useghanget isch. Sys Gsicht het öppis schelmisch-guetmüetigs gha. Hei di chugelig gwölbte, rote Bäckli und ds glatte, zwöiteilige Chini bewise, daß me nid für nüd guet Sache zieht im Garte, so het di küehni Adlernase-n-unzwöidütig verrate, daß me scho ds sältmal i prüßische Dienschte nid viel uf Abstinänz gha het. Aber Ruusch het er sit dem sibejährige Chrieg keine meh gha. Vo däm Chrieg hingäge hätti eini no gwüßt z'erzelle, wo-n-ihm, allne Zytlöufte z'trotz, hinde vom Chopf abeghanget isch, sy längi, feschtgschnüerti Cadenette.

»Na«, het er under der Hustüre gseit, »was gibt's denn wieder?«

»Der Nap . . . . der Napi . .« – Unwillkürlech isch der Bänzli zwee Schritt hindertsi gange. – »Der Napolion isch ertrunne.«

»Was? – Junge, wer hat ihm den Unsinn angegeben?«

»Der Boschtelion, der Bickhard.«

»Kerl, ist das wahr?« Di zitterigi Hand het plötzlech i ds Bänzlis Äcke-n-e mörderlechi Feschtigkeit übercho.

»I weiß es nid. Si hei's uf der Poscht gseit. Der Bickhard het gseit, si heige's gseit und i söll Ech's cho ge säge.«

»Na, dann muß wohl was dran sein. Thut nix, thut gar nix. Den werden sie nu mal ordentlich ran kriegen. So myn Jung!« Mit dene Worte het der Herr Rittmeischter der Bänzli uf ds Gländer vo der Chällerschtäge gleit und ihm e kolossale Brätsch appliziert.

»Nur, daß er seiner Lebetage dran denkt, Junge . . . Na, fui Deibel, Mistkäser, er hat wohl auf seiner Fracht gesessen, wie?«

Der Herr Rittmeischter het der Bueb la fahre-n-und syni Grätteli-Händ am Schlafrock abgwüscht.

Der Holzer-Bänzli isch verschwnnde gsi, me het nid gwüßt, wie und wohi. I däm Ougeblick isch nämlech der Suhn Lentulus i Hof cho z'ryte, und dä het der Bänzli gschoche wie Gift.

»Papa, weißt du's Neueste?« het der jung Herr vom Roß abegrüeft.

»Jawohl, mein Junge, weiß schon, weiß schon. Der Stinkfink hat mir die Nachricht gebracht.«

Der jung Herr isch abgschtige-n-und mit sym Papa im Husgang verschwunde, währed der Chnächt ds Roß zur Schüüre hindere gfüehrt het. Der Papa isch syr Schtube zue gschtüüret, het druuflos syni Händ abputzt, mit dem Zopf gwädelet und vor sech ane brümelet: »Fui Deibel, fui Deibel, das is eine ekliche Geschichte – nee, nee – so was!« Der Suhn, e flotte, groß gwachsene, öppe nünzäche-n-oder zwänzgjährige Fäger vo arischtokratischem Profil, het ungeduldig d'Rytpöutsche gschwunge-n-und, ohni e-n-anderi Antwort z'übercho als »Fui Deibel«, eis mal über ds andere gfragt: »Que ferons-nous maintenant?«

I syr Schtube het sech der Herr Rittmeischter a ne große Tisch gsetzt, uf däm er-e-n-unbeschrybleche Märit vo Sämereie het uspackt gha. Und währed er mit syne zitterige, ruuche Finger Paquetli usgläärt und wieder gfüllt het, isch der Suhn am chalte-n-Ofe gschtande-n-und het mit der Pöutsche-n-uf syne Schtifle-n-umeguslet.

Mit mene Blick uf di prächtigi Pariserpendule, wo schtumm und schtill a der Wand ghanget isch, seit der Herr Rittmeischter ändlech: »Ich sagt's ja immer, für den Uhrenflicker wär's noch zu früh.« Er het nämlech vor endlef Jahre der guete Pendüle us Töubi über d'Nachricht vo Jena ds Pändel usgrisse, und sithär hei di Uhr und ds möntschleche Gschlächt enandere nümme plaget. I der Schtube-n-isch überhoupt nüt meh vor sech gange, was irgedwie hätti der Fride vo ihrem Bewohner chönne schtöre. Wuchelang isch ds verroschtete Bschüttchännli unverrückt z'mitts uf em Schrybtisch gschtande, und der »Ziethen«, e-n-alte Moudi, het, im Papierchorb zsämegrollet, uf em glyche Papier gschlafe, wo me vor Jahre dry ta gha het. Was sithär a Papier i ds Hus cho isch, het me-n-als Fidibus i-n-es Vieux-Saxe-Vase-n-uf der Kaminsimse gschteckt oder zum afüüre bruucht. I schtiller Harmonie mit däm Husfride het der Roscht ungschtört syni fyne Grüebli i di lätzi Syte vo ds Herr Rittmeischters Küraß gfrässe, wo mit anderem Waffegruscht vo der Wand abegluegt het.

Was der alt Herr mit däm vom Uhremacher het welle säge, het der Suhn gar wohl gwüßt, und äbe so guet het er gwüßt, daß der Papa uf settigi Usschprüch e kei Antwort begährt het.

Bald nam Tod vom Herr General sälig het der Herr Rittmeischter gfunde, es syg nümme ds glyche, wie früecher, und anschtatt neui Protäktion z'sueche, het er der Abschid gnoh us em Regimänt »Gensdarmen«, i däm ne der alt Fritz us Anerchennung für sy Vatter no sälber het placiert gha. Er het wohl gschpürt, daß me vo-n-ihm hinde-n-ume gseit het, es syg halt nid der Alt, und doch isch er e flotte-n-Offizier gsi. Er isch ga Bärn, wo-n-er öppis meh gulte het. Schpat het er ghüratet und schpat isch er no Vatter worde. Alles, was sithär i Prüße gange-n-isch, het ne-n-i der Idee vergwüsseret, daß es bachab gangi dusse. Bis zum Unglück vo Jena het's ne no albeneinisch im Schtille gwurmet, daß er quittiert gha het, will er öppe dänkt het, i där nütnutzige Generation hätti's Eine wie är doch no zu öppisem sölle bringe. Aber Jena het ihm di letschti Längizyti na de Prüße vertribe. Er het o nid welle, daß sy Suhn derthi gangi. Dem Napoleon het er ne o nid welle gä; aber jitz isch me juscht dranne gsi, z'Paris öppis z'sueche für ihn. Es wär o di höchschti Zyt gsi, vowäge, i däm junge Bursch het der Herr General sälig gschpuckt, und so Eine-n-isch pärse nüt zum gartne. Me het ihm la Lätzge gä und ihm es Roß zuecheta, und sider däm het's der Autorität vom Papa vo Tag zu Tag böset. »Ich kriege das Luder gar nicht mehr unter«, het er öppe gchlagt. Nid, daß der Suhn mißrate wär, er isch e nobli Natur gsi, aber e-n-unbändige Fäger. Und het der Holzer-Bänzli alli Hoschtete wyt ume gkennt, so het der jung Herr von Lentulus gwüßt, wo irged a mene-n-Ort es nätts Meitschi gsi isch.

Der Mama ihre Läbesfade-n-isch z'dünn gschpunne gsi für e Bärner-Bysluft und drum isch si früech gschtorbe.

Me cha sech dänke, wettigi Verlägeheit dem Ludi Bickhard sy Nachricht i d'Hahle bracht het. Der Gwunder het ne nid Rueh gla, und am Namittag sy Vatter und Suhn Lentulus ga Bärn gfahre, für öppis Gnauers ga z'vernäh.