Text:Rudolf von Tavel/Götti und Gotteli/Kapitel 5

V.

Der Karludi überchunt e wichtige-n-Uftrag. Er wird i eier Schtund bewunderet und verschpottet. Der Herr Riesig het e bumbemäßige-n-Erfolg.

Z'ringsetum, ume-n-alt-ehrwürdige Lindedom vom Wittikofe hei sech, wie-n-es guldigs Meer, di ryfe Chornfälder vo der Byse la schtrychle, und als füürigi Tüpfli sy d'Pavots drin umegschwumme. Aber no viel schöneri und größeri Blueme hei Läbe-n-i d'Gäged bracht. Vo Muri, vom Mälchebüehl, vom Murifäld här und us der Schoßhalde-n-abe sy teilwys z'Fueß, teilwys i Equipages di junge Schönheite vo Bärn mit schträngem, elterlechem Gleit dahärcho zum Gartefescht, wo der Herr Oberscht Wurschtebärger gä het. Dä het sünscht nid grusam viel uf Fêtes gha. Aber für sy Bytrag a ds gsellschaftleche Läbe z'leischte het er gseit, er well einisch das Gschtürm über sech la ergah, aber im Summer, wenn er d'Lüt bi sych chönni epfah. D'Idee vo mene Gartefescht isch neu gsi, und der Herr Oberscht het syni Gescht nid hinder de Züün bruuche ga z'sämez'läse.

O vo der hindere Schoßhalde här isch Zuezug cho. Der Herr und d'Frou Landorfer hätte sech d'Freud, ihre Karludi cho uf ds Schachbrätt z'setze nid für tuused Chrone la näh, nadäm si ne z'Paris hei gha la zwägbürschte. Er isch aber o gsi, me hätt ihm möge-n-ume Hals falle, trotzdäm i sym sinnende-n-Usdruck scho rächt viel Feschts gläge-n-isch. Si sy vo der Morgesyte här dür ds schmale-n-epheuüberwachsene Tor i Hof cho, wo linggs im schier nächtleche Schatte vo mene-n-alte Cheschteneboum der breitmüülig Brunne-n-yschchalt vor sech ane brodlet het, im Wettyfer mit der Ägerschte, die i ihrer Volière druuflos Bläch gschwätzt het.

E-n-Ougeblick vorhär isch vo der andere Syte-n-e prächtigi Calesche vorgfahre, us dere di vornähmschti Nachbarin, d'Frou Großfürschti Anna Feodorowna vo der Elfenau usgschtige-n-und der Frou Oberschti i d'Arme gruuschet isch. Me het uf em breite Grienplatz zwüschem Lindesaal und dem Schloß epfange. Dert sy uf länge Tische, zwüsche chöschtlechem Porzellan und gschpässige Dragantufsätze-n-allerhand gueti Sache-n-usgschtellt gsi, und uf em kompakte Fläschewald hei d'Sunneblicke luschtig glitzeret. Scho het der Hof gwimmlet vo Gescht im schönschte Putz, was bi der damalige Mode-n-öppis het welle säge. Was bi de Froue für schön gulte het, hei mer scho früecher gseh. Was d'Herre-n-aghänkt hei, für de Froue würdig z'erschyne, isch nid minder gschpässig gsi.

Dunkelfarbigi Fräck hei si treit, um d'Taille-n-und a de Handglänk äng, um d'Bruscht wyt, mit höche-n-Umelitzchräge-n-und Phantasiechnöpf. D'Hose sy äng und churz gsi, wie verwachse. Was d'Froue-n-ume Hals z'wenig anne gha hei, hei d'Herre z'viel gha, es schouerlechs Gwurscht vo Vattermörder und wyßsydige Foulards. Di jüngeri Generation het chunschtvoll gformeti Cylinderhüet mit Schnalle treit, di eltere Herre no der Grasboge-n-undere-n-Ellboge gchlemmt.

Unnatürlich und verziert wie d'Mode sy o d' Maniere gsi. Di freiere-n-Umgangsforme vo der neuere Zyt het me dür d'Imitation vo de Brüüch us der klassische Zopfzyt welle verbessere. Alles het fyner und eleganter welle sy als me vo Natur uad Gwohnheit gsi isch. Der Herr Oberscht het zwar proteschtiert gäge ds üebleche-n-Arrangement vo der Fête, aber er het wohl gseh, daß me-n-i settigem d'Froue mueß la mache. So het me du, wie sünscht i de Salons, uf em Grien usse d'Schtüel i nere länge Reihe-n-i Sform ufgschtellt. D'Froue hei sech dert nidergla und d'Huldigunge vo de Herre-n-etgägegnoh, die einzeln oder z'trüppeliswys a der Schtuelreihe vorby gscharwänzlet und na Beji-Manier vo Blueme zu Blueme gange sy. Hei alli welle der ganz Chehr mache, so het me niene lang dörfe blybe schtah, und so isch o niene-n-es vernünftigs Gschpräch z'schtand cho. Für di alte Herre-n-isch es e Plag gsi; si hei geng z'morndrisch Chrüzweh gha vom viele sech bücke.

D'Großfürschti isch z'mitts inne gsässe, umschwärmt vo alte-n-und junge Diplomate. S'isch gar nid lang gange, so het nere der Karludi i d'Ouge gä, und si het sech na däm charmante jeune homme erkundiget.

Der chevalier d'Horrer, däm der Karludi bekannt gsi isch, het flugs üse Held am Arm zueche gfüehrt und ne vorgschtellt. Er het nid übel roti Backe-n-übercho ob der fürschtleche Huld, währed syni Fründe vo wytem d'Chöpf zsäme gschteckt und schlächti Witze-n-über ihn gmacht hei. D'Mama Elisabeth isch ougeblicklech im sibete Himmel umegschwäbt. Es isch nid widerz'gä, was für schöni Sache si und d'Frou Großfürschti sech nachhär gseit hei. Da isch Hung no Sänf dergäge. Und der Papa Ruedi isch im Grienwäg zwüsche de Gazons gschtande-n-und het gfunde, der Chäs laj sech guet a. Di großfürschtlechi Gunscht het nid ermanglet, dem Karludi bi de Töchtere Relief z'gä, was zwar nid emal nötig gsi wär, will er so wie so zoge het. Trotz aller Ahänglechkeit a d'Sitte het d'Froueschaar der Yladung vom schattige Lindesaal nid lang chönne widerschtah. Eini na der andere het sech vo ihrem Cavalier la hifüehre. Di Alte sy bald paarwys dem mächtige Läbhaag na promeniert, währed di Junge-n-uf de Gazons allerhand Schpil inszeniert hei. Jitz het sech scho ender Glägeheit zu mene längere Gschpräch gä. Uf mene Gang zum Büffet isch der Karludi zwüsche ne Kreis vo Dame grate, die sech bi nere Tasse Tee juscht am Allerwältstagestraktandum, der Maßregelung vo de Dissenter dür d'Regierung güetlech ta hei. Eigetlech hätti me us Takt nid dervo sölle rede, »parce que la chose touchait quelques personnages de la société be bien près.«

Aber juscht das het der Konversation ihre bsundere Reiz gä. Da me gwüßt het, daß der Karludi als neu bschtallete Sekretär vo der akademische Kuratel über die Sache ganz gnau orientiert gsi isch, het me ne gärn i d'Underhaltung ynezoge. Der wybleche-n-Inquisitionschunscht isch dä Jüngling no nid gwachse gsi und het bald allerhand interessanti Details zum beschte gä. Da der Name vo der Frou von Krüdener als Vorlöuferin vo däm drohende-n-Abfall us der Landeschilche gnennt worde-n-isch, het sech o d'Frou Großfürschti afah interessiere, und der Karludi het nere-n-i wenige Worte brichtet, wie sech es Trüppeli vo fromme Lüte, zum Teil us der vornähmschte Gsellscheft, zu gheime Versammlunge zsämeta heigi, will si angäblech i der offizielle Chilche-n-ihri religiöse Bedürfnis nid chönne befridige, wie d'Regierung e bedänkleche-n-Abfall gwitteret und ygriffe heig. Vo einezwänzig Verchlagte syge-n-elf usgwise, sächs i ihri Heimetgmeinde gschickt und di übrige-n-ihrne Familie-n-und Vögt zur Maßregelung überwise worde. Jitz wärdi's de scho bessere. Öppis anders als d'Ansicht vo der Regierung het dem Karludi mit der Vernunft und dem allgmeine Beschte nid vereinbar gschine, und mit wachsendem Yfer het er d'Irrtümer vo dene Dissenter widerleit, ermuetiget dür di offekundigi Bewunderung vo sym elegante-n-Auditorium. Da leit sech plötzlech e schwäri Hand vo hinde-n-uf ds Karludis Achsle. Ohni der eigetümlech Effäkt vo der Underbrächung uf de Gsichter vo syne Zuehörer z'merke, chehrt er sech um und schteit vor sym Götti, dem Oberscht Lombach, wo i Schtifel und Schporre-n-i der Gsellscheft erschine-n-isch. Gwüssi Froue hei sech über dä absonderlech, wenn o sehr elegant Ufzug, chönne-n-ufrege-n-und wäffele, dä Lombach heig sech doch syr Läbtig meh usegnoh als ander Lüt. Jitz erscht isch dem Karludi ufgfalle, daß sy Götti allei da gsi isch.

»Dir syd, gloub, alleini cho?« seit er.

»Äbe ha-n-i müesse. – Es hanget mit däm z'säme, was du jitz da brichtet hesch. I hätti äbe-n-e Wunsch a di. Das d . . . . . s Meitschi, ds Jetti, tuet mer ds ganz Hus z'underobe. Es isch geng dene Separatischte da nachegloffe. Si hei mer's ganz verderbt. Jitz wott's undereinisch niene meh hi, tuet schperrig und wott sech vo niemerem la brichte. Wie meh, daß me mit ihm z'Bode schtellt, wie hinderheltiger wird's. Meinsch du, me hätti's dahäre bracht? Es het ta, wie wenn me's i d'Höll wetti schleipfe. Du het halt du ds Blanche o nid welle, und jitz duble si daheim z'säme, schtatt sech hie z'amüsiere. I bi halt einewäg cho, i wott wüsse, was geit i der Wält. Drum bi-n-i gritte. I fahre nid allei i der Gutsche, wenn's nid sy mueß.«

Der Karludi het für sy Verwunderung über dä Bricht no nid der rächt Usdruck gfunde gha, so fahrt der Oberscht Lombach furt:

»Und jitz, wo-n-i ghöre, mit wettiger Präzision du di Irrtümer vo dene Lüte widerleisch, chunt mer äbe d'Idee, du chönntisch doch einisch mit däm Meitschi – 's isch ja no dys Gotteli – cho rede-n-und ihm di Sach klar mache. Lue, i bi halt nid für so öppis gmacht und weiß z'wenig Bscheid. Villicht ließ es sech no vo öpperem la brichte, wo e chly e-n-Yblick het.«

»Aber um alles i der Wält,« meint der Karludi, »wie isch jitz das Jetti da derzue cho?«

»Ja lue, di Gschicht isch nid vo hütt. Es isch da scho lang öppis los gsi.«

»He nu, i will emel myni Überredungschünscht cho probiere. I ha chly i di Sippschaft yne gseh; villicht daß es de wieder zue sech chunt, wenn me-n-ihm d'Ouge-n-uftuet über di Lüt.«

»Ja weisch, über d'Lüt lat es sech neue nüt säge. Das het äbe der Gugger gseh. Die chläbe-n-anenandere wie Nagelflueh. Aber wie du seisch, es sött afe-n-einisch zue sech cho. Es isch ganz i-n-ere-n-andere Gedankewält als vernünftigi Möntsche.«

Under dene Gschpräche sy der Oberscht Lombach und sy Göttibueb langsam dür di mittleri Allee us träppelet und a ds Änd vo der Anlag cho, wo der Schultheiß Fischer sinnend am Zuun gschtande-n-isch und gluegt het, wie si uf em Fäld usse ds Chorn gmäit hei. Mit eim Ohr het er glost, wie si, ume nächschte Gartebank ume, politisiert hei. Wie-n-er aber Schritte hinder sech im Grien ghört, chehrt er sech um und chunnt zum Oberscht Lombach.

Alli drei hei sech jitz, d'Händ uf em Rügge, däm Etablissement zueg'chehrt, wo sech verschideni elteri Herre-n-über d'Politik eryferet hei.

»Säget mer, was der weit,« het eine peroriert, »wenn mer is das leu la gfalle, so hei mer i zäche Jahre ne Große Rat voll Bure.«

»Ja,« nimmt e-n-andere ds Wort uf, »und da wei mer is keini Illusione mache. Wenn einisch d'Bure Meischter sy, so chunt's de so use, daß d'Schtadt darf zahle, und di Herre Bure befähle.«

»Nä-tä-tä-tä-tä. Das sy Flouse,« seit e Ratsherr und fahrt mit syr farblose, rembourrierte Hand i der Luft ume, wi wenn er e Rouchwulke wetti verschüüche. »Dir gseht Gschpänschter. Ds einzig Mittel, e natürlechi Furtetwicklung z'garantiere, isch daß me di akzeptable Postulat vom Land berücksichtiget. Was sy Berächtigung het, cha me nid hinderha; sünsch sammlet sech d'Unzufrideheit, und a mene schöne Tag wärde mer alli mitenandere-n-abegwüscht.«

Es allgmeins Lache-n-und Chopfschüttle het da druuf g'antwortet, und du hei sech di fragende Blicke vo der ganze Gsellscheft uf e Schultheiß grichtet, dä bis jitz ohni e Miene z'verzieh, im Kreis gschtande-n-isch. Jitz seit er: »Das wär äbe no z'undersueche, was a der angäbleche-n-Unzufrideheit isch, und wie wyt di Postulat würklech us der Landbevölkerung use chöme. Einschtwyle hei mer no keini sichere Bewise derfür. Es fragt sech nume, öb ds Landvolk di nötigi politischi Intelligänz het, für di Verschprächunge vo de Volksrächtler uf ihre wahre Wärt z'prüefe. Hätte si d'Ouge-n-offe für das, was di letschte Jahr ne bracht hei, so hätte mer nüt z'risquiere. Aber i förchte, me gsei nümme heiter. Mer wei nid vergässe, daß jedi Konzession d'Begährlechkeit weckt. Mer sy äbe scho sehr wyt gange und i gloube, es syg der Momänt, sech z'säge: certi sunt denique fines.«

Der Herr Rittmeischter von Lentulus isch scho lang ungeduldig umenandere träppelet. Jitz isch er mit usgschtrecktem Zeigfinger i Kreis yne cho und het mit scharfer Schtimm losgla: »Und ich sag euch, wir sind schon viel zu weit gegangen! Die Konzessionen sind des Deibels Schlitten. Wenn die Kanaille nicht begreifen will, was ihr frommt, so muß man ihr uff de Fingerchens kloppen. Zündpfanne zujeklappt oder . . . . . na, Ludy Wurstemberger, jetzt wollen wir aber deinen Maison blanche probieren, was?«

E Teil vo der chlyne Gsellscheft isch uf das hi dem Schloß zuegschtüüret, es paar wenigi sy no da blibe, drunder der Karludi Landorfer. Dä Ratsherr, wo sech uf sy furtschrittlechi Gsinnung öppis z'guet ta het, isch uf em Bank blybe sitze, het der Karludi gheisse näbe-n-ihn cho sitze-n-und het ne vätterlech-fründschaftlech gfragt: »Und Dir, Herr Landorfer, was dänket de Dir vo dür Sach?«

»Wenn's mer erloubt isch, my Meinung o z'säge, so gloube-n-i, es chöm viel weniger uf d'Verfassung a, als uf d'Regierung. Vo nere neue Verfassung verschpriche-n-i mer wenig. D'Houptsach isch e Regierung, die ihri Verantwortung gschpürt. Aber zu däm mueß me-n-erzoge sy, und drum chönnt i nie derzue schtimme, daß me Krethi und Plethi i ds Rathus ynelat. Di gägewärtigi Regierung bietet mir alli Garantie für ne wahrhafti Wohlfahrt. Si isch vo de beschte-n-Intentione-n-erfüllt , si wird furtfahre di berächtigte Wünsch z'erfülle. Si wird derby Ornig ha, und drum bi-n-i der Meinung, mer sölle vor allem us treu zue nere schtah, choschti's, was es well.«

»Guete Fründ,« erwideret der Ratsherr, »wenn aber d'Verfassung e so isch, daß si di beschte-n-Elemänt nid lat zur Gältung cho?«

»Das cha me-n-üser Verfassung nid vorwärfe. Und wenn o, ds Genie frißt sech dür alli Hääg düre-n-und wird um so gedigener, je dicker si sy. Gönnet nume-n-afange-n-üser Regierung ds nötige Vertroue, so wärdet Dir gseh, was me no Großes us üser Verfassung cha usechlopfe.«

Di Herre hei g'merkt, daß si allei no i de-n-Anlage hinde blibe sy und hei sech uf e Wäg gmacht zum Schloß. Der Ratsherr het sys Gilet abezupft und isch breitschpurig vora gange, währed di paar junge Lüt, wo no derby gsi sy, agfange hei, der Karludi z'zäpfle. »Ja, ja, Karludi,« het eine gmeint und ihm ironisch uf d'Achsle gchlopfet, »du wirsch no Großes us der Regierung usechlopfe.«

»Säg mer's de,« fallt e-n-andere-n-y, »bevor dys Genie der letscht Haag düregfrässe het. Das Chäferfescht wott i de gseh.«

»Da muesch di de schicke,« fahrt der erscht furt, »er isch ja scho bald düre. Er darf scho dem Schultheiß d'Gueterechnöpf ytue.«

»Das isch alles no nüt,« hänkt e dritte-n-y, wo vor Jalousie fascht vergyblet isch »der Karludi wird überhoupt einisch no Großfürscht. Lueget de uume.«

Der einzig, wo zum Karludi gschtande-n-isch, isch der jung Herr vo Werdt vo Toffe gsi. »Schwyget nume!« het er gseit, »mer wei ech de scho zeige, öb er rächt het oder nid. Aber wenn de d'Volksrächtler, nadäm dir se-n-yne gla heit, euch sälber am Hoseringge vor d'Türe setze, so chömet de nid cho bäägge!«

Wo si under däm Gschpräch zum Hus chömet, hei sech juscht di eltere Herre welle-n-a d'Schpiltische setze, die me-n-im rot agschtrichene Peristyle het ufgschtellt gha, da chunt d'Frou Oberschti Wurschtebärger dem Schultheiß cho säge: »On vous demande, Monsieur, il y a un employé vom Schtift qui prétend avoir un message très important.«

»Ach was!« antwortet der Schultheiß, wo natürlech syni Pappeheimer gkennt het, ergerlech. »Schicket ne nume furt! Dä chunt nume cho sy Gwundernase fuettere. I ha ne doch eis für allimal verbotte, mer überall nache z'loufe.«

D'Frou Oberschti isch sälber i hindere Hof gange, für dä Ruehschtörer ga z'verschicke. Da sinkt i schönem coup de chapeau e prachtvolle, heitergraue Zylinder abe, und drunder chunt der Herr Riesig mit fründlechem Grinse zum Vorschyn.

»Dir dörfet der Herr Schultheiß jitz nid schtöre . . .« het d'Frou Oberschti chuum agfange gha, da fallt ere der Herr Umbieter i ds Wort:

»Votre très obéissant serviteur, Frou Landvögti, aber das mal mueß es sy. Es isch usser-usser-usserordetlech wichtig.«

»So gäbet!« meint d'Frou Wurschtebärger und wott dem Bott sy Brief abnäh. Aber der Herr Riesig macht e-n-elegante Tanzschritt rückwärts, schlat d'Absätz z'säme-n-und verschteckt mit mene schier landesvätterlech-fründlech-abwehrende Lächle-n-uf sym Chammerdienergsicht der Brief hinder sym Rüggeli im mächtige Huet: Je regrette, Frou Landvögti, il faut que je remette mon message personellement entre les mains de Monsieur l'avoyer. Nüt für unguet, Frou Landvögti.«

D'Frou Oberschti zieht sech mit mene dedaignose Blick zrück, blybt no einisch schtah und fragt: »Nähmet Der es Glas Wy?«

Dadruuf drückt der Herr Riesig mit schtolzer Haltung d'Ouge zue und winkt mit sym Schtaatszylinder ab.

Das het nid ghinderet, daß ne der Herr Schultheiß, wo-n-er du sälber cho isch, nümme näbem Tor, sondere nid wyt vom Chuchifänschter gfunde het.

Der Herr Schultheiß isch mit mene-n-ussergwöhnlech ärnschte Gsicht umecho und het nach churzem Bsinne der Chevalier d'Horrer vo der französische Gsandtschaft uf d'Syte-n-use zoge-n-und ihn la ne Blick tue i dä wichtig Brief. Me het vo wytem gseh, daß der Franzos mit nere gwüsse, wachsende Hascht und Ufregung das Schrybe dürgeit. D'Ouge sy-n-ihm schier us em Chopf cho, und z'letscht het er vor Zittere der Brief schier nümme chönne zsämefalte. Di beide Herre hei sech e Momänt schtumm agluegt. Nachhär isch sech der Franzos mit haschtiger Höflechkeit ga verabschide-n-und isch na syr Gutsche-n-usgschprunge. Der Schultheiß isch no ne-n-Ougeblick sinnend blybe schtah, ohni uf di Herre z'achte, die sech um ihn gschaaret hei. Ändlech zeigt er sy Brief a mene Ratsherr, und du isch du bald öppis zu de-n-andere düregsickeret. Z'Paris, het's gheisse, syg e-n-ärnschti Revolution usbroche, und me förchti, ds Militär mög's nid erwehre. Dä Bricht isch mit der Gschwindigkeit vo mene Troum dür d'Gsellscheft gfloge-n-und de Lüt wie-n-e chalte Tschuder der Rügge-n-uf und ab gramslet. Ganz abgseh dervo, daß fascht es jedes öppe ne Suhn, Brueder, Unggle-n-oder wenigschtes e-n-issu-de-germain bi der Schwyzergarde gha het, isch chuum öpperem unbewußt gsi, was e Rumplete z'Paris für Bärn bedütet het. Daß es dert inne scho sit dem Maje chly ghaperet het, hei d'Politiker wohl gwußt; aber nüt descht minder isch es ne jitz e chly schtotzig cho.

Mit der Feschtschtimmnng isch es us gsi. Di länge Gsichter vo de-n-Alte hei d'Luscht vo de Junge verbrüjt wie-n-e Ryf es Daliagroup. Wän nid d'Amtspflicht i d'Schtadt grüeft het, isch vom Gwunder us em Wittigkofe vertribe worde.

E guete Teil vo de Herre het sech am Abe-n-im Hôtel de Musique wieder zsämegfunde, für emel o wenigschtes de Muetmaßunge Luft z'mache, falls d'Poscht nüt neus sötti bracht ha. Ja, der sälb Tag isch der Holzerbänzli der ersähntischt Möntsch gsi z'Bärn. Er het gar kei Ahnung dervo gha, was für Zündschtoff i syne Poschtseck gläge-n-isch. Wohl het er vom Neubrüggschtutz us ds Liechtli i der Hahle-n-äne gseh, aber er het sech nid la ertroume, wie der Herr Rittmeischter i syr Schtube vor luter Ufregung grümplet, alles fürezoge-n-und wieder furt ta und derby i eim yne lut vor sech ane gredt het, daß syni Dienschte gmeint hei, es syg nid ganz kauscher meh by-n-ihm. Im Hôtel de Musique hei di alte Herre d'Bschlüsi vo ihrem Gedächtnis abgschprängt und brichtet, wie's ds sältmal gsi syg, wo me-n-anno zwöienünzgi di erschte Nachrichte vom Tuilerieschturm übercho heigi. Anderi hei sech usgmalet, was jitz z'Bärn cho wärdi und sy derby i nes schtumms Brüete verfalle.

Der Karludi Landorfer isch zwar mit sym vergängleche Teil o i mene-n-Egge vom Café gsässe, i syne Gedanke-n-aber atelos zwüsche de Tuilerie-n-und der Babylone-Casärne-n-umegrönnt, uf de Fueßschpure vo sym Fründ Lentulus. Mit glahriger Phantasie isch er im Tuileriegarte-n-uf und nider gange, da weckt ne-n-e Mißton us der allernächschte Nächi. Grad vis-à-vis vo-n-ihm het e muetlose, uf sy materielle Vorteil erpichte Bärnburger gseit: »I förchte, mer müesse zsämepacke. Me mueß nes halt i Gotts Name-n-überla.«

Dem Karludi schießt's wie-n-e Raggete düre Chopf. Purpurrot schießt er zwäg, hout mit der Fuuscht uf e Tisch, daß alles Gschirr chlefelet und brüelet: »Nei und no einisch nei! Mir wehre-n-is.«

»He he he! Was git das?« het's z'ringsetum gheisse, und scho het öpper mit vorwurfsvollem Blick dem Papa Ruedi Landorfer zuegrüeft: »Dy Jüngling het, gloub, Büchsepulver im Lyb.«

Der Karludi het di bändigende Blicke vo sym Vatter nid g'achtet, sondere, im Gfüehl, er heig e Rolle-n-übernoh, die jitz müeß usgschpilt sy, ds Wort vo neuem ufgnoh und g'yferet: »Entweder hei mer es Zil und es Ideal, und de setze mer is derfür y, oder de leu mer is mit Schimpf und Schand vor d'Türe setze. Aber mir Junge wehre-n-is!« Der Karludi isch ufgschtande gsi, und syni Blicke hei z'ringsetum Zueschtimmung gsuecht. Aber da het er di erschti bitteri, politischi Erfahrung müesse mache. Nüt als etrüschteti, ablähnendi Blicke vo dene-n-alte Herre-sy-n-ihm begägnet, und »mir Junge« sy underem Bann vo dene Blicke, ohni e Wank z'tue, blybe sitze. Der Karludi het tief i syr Seel gschpürt, daß di öffetlechi Meinung sys Ufträtte-n-als ungebührlech und insolänt verurteilt het. Sy eigete Vatter het ne müesse desavouiere, vowäge so öppis isch me vo mene »so junge Schnuufer« z'Bärn nid gwahnet gsi. Sobald di allgmeini Konversation sech vo der Underbrächung erholt het und wieder über d'Tische g'rislet isch, isch der Karludi verschwunde. Däm guete Möntsch sy d'Träne z'vorderscht gsi, wo-n-er us em Husgang i di hilbi Ougschtenacht cho isch und unwillkürlech e troschtsuechende Blick über d'Firscht vo der alte Houptwacht zu de glitzerige Schtärne-n-ufe gschickt het.

Aber er het no keini zäche Schritt ta gha, so chunt ihm der Major Fischer vom Eichbärg nache, nimmt ne fründschaftlech bi'm Arm und seit ihm: »Leut Ech nume nid erchlüpfe! Mer sy de üsere no es paar, wo's mit Euch hei. Emel afange der Fritz vo Werdt und der Houptme Wyttebach.« Arm in Arm sy du di beide d'Schtadt ab und hei sech ds Wort gä, sie welle zsämeschtah für ne Restauration vom alte Bärn i der gröschte-n-und idealschte-n-Uffassung. Bi der Undertorbrügg hei si sech mit Hi-n-und Härbegleite versuumt, bis der Papa Landorfer ne nache cho isch, und du sy Vatter und Suhn sälbander i d'Schoßhalde gwanderet.

»Was isch di eigetlech acho?« fragt der Papa der Karludi.

»Wyter nüt«, antwortet dä, »als e mordsmillione Töubi über di verdammti Höselerbande, wo jitz scho d'Flinte-n-i ds Chorn wirft«.

»Nu, nu. Was sy o das für Redesarte? I bi's gar nid gwahnet, daß du so redsch.«

»I cha nid hälfe. Es etwütscht eim halt.«

»Eim – Eim! – Wär isch eim? Du söttisch wüsse, daß e wohlerzogene, junge Ma nid dry redt, wenn elteri Herre-n-umewäg sy. Das verbitte-n-i mer eis für alli mal.«

Der Karludi het uf der Zunge gha z'säge: »He nu, me cha ja schwyge.« Aber das mal het er's möge-n-ebha. Er het gschwige bis hei, het no z'morndrisch gschwige-n-und sech währed de nächschte Wuche-n-überhoupt zsämegnoh. Aber me het ihm's agmerkt, daß er a öppisem worgget.