Text:Rudolf von Tavel/Götti und Gotteli/Kapitel 6

VI.

Der Karludi suecht Möntsche mit große Gedanke-n-und findt eine.

Z'Paris sy d'Würfel gfalle. Ds Härz voll Groll und Chyb, sy di rote Schwyzer na rüemlech, aber nutzlos usgfochtenem Kampf i ihri Heimet z'rückcho. Erbitteret über d'Verschwändung vo ihrer Treui, voll flammendem Haß gäge di neui Schtrömung, sy di junge-n-Offizier hei marschiert, mit dem einzige Troscht, hinderem Jura villicht e besseri Ufgab z'finde. Mänge het sech gschwore, vo jitz a well er Guet und Bluet nume no dem Vatterland gönne. Wenn dusse i der Frömdi d'Treui nüt meh söll gälte, so wärdi me se doch i ihrem Schtammland, i der Schwyz, no schätze. Dert gäb's doch no legitimi Verhältnis z'schütze.

Aber chuum sy si i ihrer Neueneggschtimmung hei cho gsi, so hei si scho vo wytem es grauholzartigs Donnere ghört. Geng häller het's hinderem Grauholz g'wätterlüüchtet, vo Burdlef här, wo der demokratisch Geischt d'Luft erfüllt het. »So?« hei di junge Patrizier dänkt, »wott me-n-is jitz hie o der Bode-n-under de Füeße wägzieh? Da wei mer de o no nes Wort mitrede.« Das isch der Gedanke gsi, wo nametlich o der jung Herr von Lentulus beherrscht het. Keis Wunder, daß er sech je länger deschto besser mit sym Fründ Karludi verschtande het. I politischer Romantik sy si bald e so gsotte-n-und brate gsi, daß es de-n-Eltere Landorfer nah-ti-nah schier uheimelig worde-n-isch. Gärn hätte si di Fründschaft e chly brämset. Aber, wie hei's e so jungi Lüt? Vom Ougeblick a, wo si chönne-n-errate, daß me ne negativ antwortet, höre si uf frage, und wenn ihres Vorhabe ne lieber isch als d'Zueschtimmung vo de-n-Eltere, so la si's halt la druuf abcho. So het der Karludi vor luter Yfer für di legitime politische Verhältnis di vornähmschti und heiligschti Legitimität, d'Autorität vo de-n-Eltere, afah mißachte. Er het fürgnoh, sech heimlech us em Schtoub z'mache, für mit syne Gsinnungsgnosse ga z'channegießere.

A mene heitere Sunntigmorge-n-im Oktober gseht d'Frou Elisabeth Landorfer, daß der »Bayard«, ihres bidere-n-und nümme ganz jugedleche Gutschepfärd, uf däm di Buebe-n-alli hei glehrt ryte, gsattlet wird. Si ryßt am Lütiband und befiehlt: »Rüefet mer der Herr Karludi!«

Dä het juscht d'Rytschtifel ag'chnorzet gha und isch wie vom Blitz troffe da gsässe, wo-n-ihm ds Meitli der Befähl vo der Mama bringt. I däm Ufzug am Sunntigmorge bi der Mama aträtte! Nei das hingäge nid. Er het sech müesse säge, er syg halt für dasmal z'schpät ufgschtande. Eis, zwöi, drü, sy d'Schtifel undere-n-Ofe gfloge, und na füf Minute het üse Held i der sittsamschte Prediggängermontur a d'Schtubetüre vo der Frou Landorfer pöpperlet.

»Entrez,« het's gheisse.

Di guldgäli Ulme het no dür di liecht agloffene Fänschterschybe ne ganz eigenartigi Belüüchtung i di vornähm-eifachi Schtube gworfe-n-und am meischte-n-uf d'Frou Elisabeth sälber, die – di legitimschti Majeschtät uf Gottes wyter Wält – am Fänschter vorne gschtande-n-isch. Uf der mittlere Schybe-n-isch der trüeb Bysehuuch i nere Handbreiti furtgwüscht gsi.

E-n-alti Fliege het dem Karludi bi däm Anblick i ds Ohr gsurret: »Il est difficile de tromper sa maman.«

Der Jüngling het sech natürlich nid Rächeschaft gä, öb der Refläx vo der guldige-n-Ulme syr Muetter e so ne bsundere Schimmer gäbi oder was sünsch. Er het o ds verschteckte Lache nid gseh, wo um ihri Lippe-n-ume gschpilt het und o nid di schalkhafti Rueh uf ihrne gsänkte-n-Ougelieder. Aber sy unbewußti Bewunderung vo der wybleche Majeschtät het ihm vo Afang a jedi Sicherheit gnoh.

»Guete Tag Mama«, het er gseit, »heit Der guet gschlafe?« Und du het ne ihres erwartende Schwyge zwunge, nere ds schuldige Müntschi cho z'gä. Und si het sy sydige Chruslechopf i beidi Händ gnoh und ihm es Müntschi uf d'Schtirne drückt.

Druuf fragt si ne, mit elterlicher Schträngi gwappnet: »Was hescht du vor?« und wartet mit Angscht, ob der Karludi e Versuech wärdi mache, sech mit Unwahrheit use z'byße. Di herrlechi Frou het no zur Schtund nid gwüßt, daß es a mene halbwägs guet gartete Möntsch nid müglech gsi wär, si az'lüge, gschwyge de ihrem eigete Chind.

Für ihri Frag verschtändlecher z'mache, het d'Mama ds Fänschter ufta und fragend zum Schtall übere gluegt, wo der Wallach mit de Huefe-n-uf d'Pflaschterschteine gchlopfet het.

Dem Karludi syni Blicke hei ds Fänschter gmide. Er rybt verläge-n-eine vo syne Metallchnöpf ab und seit:

»I ha zum Lentulus welle, für e ganze Tag.«

»E nu,« antwortet d'Frou Elisabeth, »da hesch de-n-emel früech gnueg la sattle.« Si gryft ihm a ds Chini, lüpft ihm sy schamrote Trotzchopf und fahrt mit fründlecher Neckerei furt: »Wie heißt ds vierte Gebot? – Hesch du je gseh, daß i Frideszyte dy Papa a mene Sunntig het es Pfärd la sattle-n-oder gschirre? Est-ce comme il faut, mon fils? – Oder wottsch du öppe ne neue Bruuch yfüehre? – Du bisch doch nid vom Zytgeischt . . . . . .«

Der Karludi mueß lache-n-und geit mit komischer Etrüschtung e Schritt z'rück.

»Jitz geisch uf der Schtell i Schtall übere-n-und tuesch sälber absattle-n-und abzöume, gäll? – I wott nid, daß der Hans wäge däm e Finger rüehrt.«

Der Karludi isch wortlos abzoge, und d'Mama het ihm i Gang nachegrüeft: »Mer gange de hütt i ds Münschter z'Predig.«

Der Frou Landorfer ihre Blick het druufhi zuefällig es chlys Portrait vom Unggle Mäni gschtreift, und das het ere d'Erinnerung a nes gwüsses Picknick i ihrer schönschte Jugedzyt gweckt. »Comme on devient sévère!« het si mit heiterer Miene halblut vor sech ane gseit.

Der Karludi hingäge het sech bi'm Abzöume vom »Bayard« ärnschtlech gfragt, ob er eigetlech ds Züüg heigi zu mene Staatsma, will ihm der Schpott vom Fründ Lentulus scho zum voruus i d'Ohre drunge-n-isch.

So schwygsam der Karludi näbe syne-n-Eltere här der Schtadt zuegwanderet isch, so wenig andächtig isch er i der Predig gsi. Er het sech i mene große Chilcheschtuel verschloffe, für ungschtört syne Gedanke nache z'gah. Z'erscht het ihm sys eigete, chindleche Gebahre vo dä Morge no z'tüe gä. Er het sech gseit, ds Richtige wär gsi, eifach i Schtifel und Schporre zur Mama z'gah und ere graduse z'erkläre, so und so wott i und punktum. Er het zwar wohl gschpürt, daß sech so öppis im Chilcheschtuehl gar liecht lat la usdänke, daß de aber d'Usfüehrung ihri bedänkleche Häägge heig. »Aber so Froue,« het er wyter argumentiert, »hei keis Verschtändnis für politischi Frage, und drum mueß me se ganz uf der Syte la.« Währeddäm er das dänkt het, isch e hälle Liechtschyn uf nes gschnitzts Ängelschöpfli am nächschte Chilcheschtuehl gfalle. D'Byse het uf der Plattform usse d'Böüm gschtrublet, so daß dä Liechtschyn urüejig gflackeret und däm Chöpfli bald so, bald so e-n-Usdruck gä het. Und der Karludi het geng öppis Schelmisches drinne gfunde. Mängisch isch es gsi, wie wenn das Ängeli würdi fäckle. I nere Sytekappälle vis-a-vis het er e Fründ etdeckt, dä-n-er de o het welle-n-awärbe. – Awärbe? – Zu was? – Ja der Karludi und sym Fründe – i verrate-n-ech's nume zwüsche de vier Wände vom Chilcheschtuehl – hei nüt Gringers vorgha, als heimlecherwys e-n-Art vo Lybwacht um d'Pärson vom Schultheiß Fischer z'organisiere, die de uf Läbe-n-und Tod sy Sach – das heißt eigetlech ender die vo dene Jünglinge, verfochte hätti. Üsserlech het me sech afange-n-i der Bürgerwacht vo der Schtadt zsämegschlosse, die me-n-i aller Schtilli, aber ohni's z'verschtecke, zum Schutz vo der Schtadt und ihrne Vorrächte-n-organisiert het. – Richtig, dä Namittag wär ja e Fête gsi bi'm Kommandant vo der Bürgerwacht, bi'm Herr Dokter Hahn. Abah, jitz isch nid der Momänt, sech mit Meitscheni ga z'amüsiere. Dumms Züüg! – Was schimmeret jitz wieder uf däm Ängelschöpfli so gschpässig? – Bumm! – Jitz het der Pfarrer de Dissenter eis la lige. Das isch ds erschte gsi, wo der Karludi vo der Predig ghört het. Er het ja ganz vergässe, daß er sym Gotteli het sölle ga der Chopf wäsche. Nu, das pressiert am Änd nüt. S'git de scho öppe Glägeheit. Vo da-n-ewäg het der Karludi übere Dissenterprozäß nachegschtuunet, bis ne wieder es Glitzere-n-uf em Ängelschöpfli gschtört het. Jitz isch's aber gsi, me hätti sech nid gwunderet, wenn dä hölzig Chopf lut glachet hätti, so schpuckig het er usgseh. Bald isch der Karludi wieder z'Paris gsi mit syne Tröume, bald im Eichbärg, bald z'Toffe, und so isch es dür ds Singe-n-und ds Bätte düre gange, bis der Pfarrer im liturgische Schlußgebätt zum Satz cho isch: »Gib uns große Gedanken in den kleinen Sorgen des Lebens.« Dä het du i ds Karludis Härz e dankbari Saite gfunde. Ach! es git so wenig Lüt i der Wält, die ob große Gedanke di chlyne Sorge chönne la fahre. Mit Rächt het sech der jung Herr Landorfer dörfe säge, är sygi vo große Gedanke gleitet. Uf der fruchtlose Suechi na verwandte Seele-n-isch nah-ti-nah e gwüsse Druck uf sys Gmüet cho und het ne meh oder weniger unbewußt plaget.

Zu sym Verdruß het er der Fründ Lentulus nid i der Hahle gfunde. Er het mit dem Herr Rittmeischter müesse vorlieb näh, dä-n-ihm di trüebe-n-Epfindunge wenigschtes für nes paar Schtunde mit allerhand Güntli us syr Dienschtzyt betöubt het. Er het ne-n-aber nid lang übere schwarze Kaffee use möge bha. Öppe-n-am drü isch er wieder furt, i der Absicht, no sy Fründ ga z'sueche. Es isch e wunderbar schöne Herbschttag gsi, e Farbepracht uf de Böume, wie wenn der abziehend Summer hütt no alli Farbräschte-n-us syr Maldrucke hätti welle-n-ufbruuche. Abschidsblicke schtimme-n-eine wehmüetig, chöme si vo de Möntsche-n-oder vo der Natur. Si löcke-n-us allem e Widerschyn. Und dä Widerschyn isch dütlech uf em erschte Gsicht gläge, wo jitz der Karludi begägnet het, herbschtleche Purpur uf toufrüsche Majerysli!

Ds Jetti isch näbe sym Papa d'Schtraß ab cho vo Herreschwande här. Liecht und graziös isch es näbe der martialische Gschtalt gloffe, me möcht schier säge gschwäbt. Aber i sym Usdruck isch trotz der früsche Gsichtsfarb öppis Melancholisches gläge, öppis Sähnsüchtigs. – Het äs nid o Möntsche gsuecht mit große Gedanke? – No meh als der Karludi. Aber am allerwenigschte het es so eine hinder sym Götti gsuecht, dä vo Härze ds gsellschaftleche Läbe gchüschtet het. Natürlech het der Karludi hinder sym Gotteli o keini große Gedanke gsuecht. Wie alli Lüt, het er dänkt, es syg doch ewig schad um das schöne Meitschi, daß es e so näbe-n-ab chömi. Derby isch es aber blibe. Na-n-ere fründlech-neckische Begrüeßung sy si, der Karludi rächts vom Oberscht Lombach, ds Jetti linggs vo-n-ihm, wyter gwanderet. Der Herr Oberscht het der Karludi ga Rychebach yglade-n-und het ihm afah erzelle, wie-n-er dem abbrönnte Buur syg e Tanne-n-us sym Wald ga awyse, als Schtüür a sys neue Hus.

»Apropos«, hänkt hie der Karludi i der Erinneruug a ds Jettis Audienz bim Unggle Schultheiß a, »was isch eigetlech jitz us däm Poschtiljon worde, wo da mit de Poschtpfärd zur Brunscht gfahre-n-isch?«

»Aha, der Ludi Bickhard meinsch?«

»Ja, präzis.«

Der Herr Lombach lachet häll uf.

»Ja, dä guet Ludi! Es nimmt mi nume wunder, was is dä no für Surprises wird verschaffe. – Däm het jitz di Brunscht no zu nere Frou verhulfe. – Nei, eigetlech, wenn i dänke, was dä afe hinder sech het! – Es schynt äbe, di Wirti z'Meichilche, wo ne-n-agmacht het, er söll fahre, heigi du Beduure gha mit ihm und heig ihm gä z'verschtah, si sieg nid nei, wenn er se tät heusche. Si hei äbe schynt's scho lang es Oug uf enandere gha. Scho als chlyses Chind het er se gkennt. Si isch by-n-ihm i d' Schuel gange z'Ittige. Si isch d'Tochter gsi vom Schärme-Müller. Als Schuelmeischter hätt er se natürlech nie übercho. Aber da gseht me grad, wie dä Kärli bi allem Päch no nes Gfell het. Dennzumale, wo si vermuetlech Prätensione gha het wie-n-e Prinzässin, isch si-n-ihm etgange-n-oder är ihre. Jitz isch si e rychi Witwe, het e schöne Hof und es Wirtshus, und der Ludi bruucht nume-n-yne z'hocke.«

»He nu,« seit der Karludi, »däm isch es guet grate.«

»Lue de nume,« fahrt der Herr Lombach furt, »dä chunt de no obe-n-uf, vo wäge hinder em Ludi schteckt öppis. Er het einisch gschtudiert, er het d'Wält gseh, und jitz g'kriegt er no di nötigi Underlag. Es geit nid lang, so isch de der Chehr a üs, ys Fründschaft z'sueche.«

»Das wei mer öppe nid hoffe,« meint der Karludi, und dermit hei si afah politisiere, so daß si ga Rychebach cho sy, ohni nume däm guete Jetti, daß se frylech o nid gschtört het, je es Wort z'gönne.

Z'Rychebach isch ds Jetti plötzlech verschwunde gsi, me het nid gwüßt, wohi. Aber bald het me's a sym Lieblingsplätzli gseh, am Fueß vo der Schloßmuure, under mene Dechli vo bluetrote, amerikanische Räbe. Jitz het me-n-usgmacht, es wär der Momänt, mit ihm z'Bode z'schtelle, und der Karludi isch ab Schtapel gla worde, währed der Oberscht mit mene Bur us der Nachbarschaft öppis het gha z'schtucke.

Der Karludi isch z'erscht es paar mal mit grunzleter Schtirne-n-uf der Schloßterrasse-n-uf und ab gange, für syni Argumänt z'wäg z'mache, und du isch er mit überlägene Blicke d'Schtäge-n-ab i Garte, dä sech under mene farbige Tapis vo abgfallenem Loub gäge d'Aare-n-usbreitet het. Aber chuum het ds Jetti Schritte-n-im Loub ghört, so isch es dervo düßelet, ohni nume z'luege, wär chömi, so isch es afange gwahnet gsi d'Möntsche z'flieh. Bösdings het ihns ds Karludis Ruef no am Egge vo der Schloßmuure möge-n-errecke, »Jetti! Jetti!« rüeft er, »wart, i wott der nume cho adieu säge.«

Was het's da anders welle? Es het sym Götti aschtandshalber müesse-n-etgäge gah. D'Händ uf em Rügge, isch es zwüsche de gschtumpete Buchshägli dahär cho bis öppe-n-uf zäche Schritt, und du blybt's schtah und seit ganz artig; »Au revoir, i la se de grüeße-n-i der Schoßhalde.« Aber der Karludi het nid Distanz bhalte, sondere-n-isch frank und frei uf ds Jetti zue cho: »Zeig, was hesch du da?« Das arme Töchterli wird so rot wie ds Räbeloub und lat fatalerwys ds Büechli falle, wo-n-es hinder sym Rügge verschteckt gha het. Wie-n-e-n Eidechs het es sech gchehrt und's ufgha. Aber der Karludi, nid minder flingg, het sech bückt, sys Gotteli zimlech fescht am Arm packt und ihm zu sym Erger ds Büechli wäg gnoh.

»Christlicher Traktat oder der heilige Bund der drei größten Monarchen,« – – – – – – – list er, und inwändig, im Dechel, findt er der Name vo der Eigetümerin, »Augusta Ryhiner«.

»So so, Jetti, bisch du dere-n-i ds Garn grate? – Jitz wunderet mi nüt meh.«

Mit mene chreftige Ruck het ds Jetti sys Büechli wieder zrück eroberet und hinder sym Rügge-n-i Deckung bracht.

»Was het die Euch z'leid ta?«

»Mir nüt. Aber es isch e mômière de première qualité und e so-n-e-n-unfaßbare spiritus rector vo de Dissenter.«

»E Grund meh, daß i se chériere. Alle Reschpäkt vor dene Lüte! S'isch öppe truurig gnue, daß me se vo Schtaats wäge verfolget.«

Wenn me dem Karludi öppis über d'Regierung gseit het, so het er allimal d'Ohre dopplet gschpitzt.

»Alle Obrigkeit ist von Gott verordnet,« zitiert er schlagfertig.

»Ja, aber dermit isch nid gseit, daß si sech dörfi Übergriffe-n-erloube.

»Übergriffe?« Der Karludi het gmerkt, daß sys Gotteli offebar über die Frage scho zimlech viel het ghört rede-n-und daß e Widerlegung ihri Häägge wärdi ha. Drum het er sech afah überlege, wie-n-er der Schtryt uf ds Pärsönleche chönnti überezieh. I däm Beschträbe-n-isch er unwillkürlech gäge ds Jettis Sanktuarium, d'Räbloube-n-am Schloß, gange-n-und het sy schtrytbari Gägnerin mit sech zoge. Ds Jetti het sech uf sy Bank a der Muure gsetzt, der Karludi i ne grüen agschtrichene, hölzige Fauteuil.

»I finde halt,« het ds Jetti ds Gfächt wieder ufgnoh, »wenn di Herre Regänte-n-öppis Guets wei tue, so sölle si ihri Macht bruuche, für di erweckte Chrischte z'beschütze. Das wär gschyder, als se ga z'wörgge, vowäge die trage d'Quelle für nes gsunds Volksläbe-n-i sech. Ja, lueget mi nume-n-a! – Oder gloubet Dir nid, daß ds Evangelium d'Läbesquelle-n-isch?«

»Wohl, natürlech.«

»Äbe, und wär tuet's ächt besser i ds Läbe-n-übersetze, dir mit euer Schtaatsraison oder mir, wo üses Läbe wei opfere, damit emel öpper sech de große, göttleche Heilsgedanke zur Disposition schtelli, ohni mit möntschlecher Wysheit alles z'verderbe?«

»Hm, dir und mir,« het der Karludi dänkt, »das isch jitz scho dütlecher.« Was ihm aber ganz sympathisch i d'Ohre g'schlage het, das isch d'Idee gsi vo der Ufopferung vo sym Läbe für großi Gedanke und daß am Änd Gott no größeri Gedanke zuez'troue syge, als der bärnische Regierung, wär het das sölle beschtryte? »Wohär het ächt das Meitschi so öppis?« het er sech wyter gfragt. Aber es gwüsses Füür i ds Jettis große, bruune-n-Ouge het ne belehrt, daß er nid nume refläktierts Liecht vor sech het. Mit däm het dem Karludi sys Gotteli agfange-n-interessant wärde, und er het gfunde, es wär sech derwärt z'undersueche, wie das gmeint sygi mit der Ufopferung.

»Das isch ja rächt schön mit der Ufopferung,« het er gseit, »aber da het euch niemer nüt druffe. Dir tüet ech Opfer uferlege, die weder euch no sünscht öpperem öppis nütze.«

»Pardon . . . .«

»Pardon, das isch so, und grad zum Byschpil du, Jetti. Was i aller Wält söll jitz das nütze, wenn du i däm Ougeblick di geisch ga verschtecke-n-und vergrabe, wo du söttisch dy Entrée i d'Wält mache? Schtatt jitze di ga z'amüsiere-n-und under d'Lüt z'gah, schlüüfsch i dys Schnäggehüsi yne.«

»Was söll i under de Lüt? – Ga hälfe Schtrou drösche?«

»Dy Horizont ga erwytere. Se lehre kenne, lehre, wie me sech mit der Wält mueß umebalge.«

»Ganget mer doch mit Euem Horizont! I gseh di interessantere Lüt als Dir. Enne Lüte-n-ihre Horizont isch der Rand vom Täller, uf däm sech ihres zytleche Läbe-n-abschpilt. Das verschtande si villicht besser abz'schläcke, als üsereis. Myni Lüt luege-n-übere Tällerrand use. Me mueß scho i däm Läbe lehre flüge, de macht's eim äbe de nüt meh, wenn eim scho ds Täller under de Füeß z'warm wird oder gar schpringt. Aber, wenn me halt geng mit allne Vieri wott i der Konfiture sy, so mueß me sech de nid drüber verwundere, daß me nie rächt lehrt flüge.«

Über ds Karludis Gsicht het sech geng meh e fründlechi Verwunderung ergosse, die nume no um d'Muulegge-n-ume mit mene Räschtli vo altkluegem Schpott gkämpft het. Wie für Zyt z'gwinne, seit er: »Jetti, du bisch der reinscht Himmelsgueg.« Im Tiefinnerschte-n-aber het er dänkt, sys Gotteli syg e härzige Chäfer.

Ds Jetti het sech uf das Komplimänt hi a d'Wand hindere glähnt, d'Achsle füre gschnellt und es gschwulles Chini gmacht. Halb bös, halb heiter, wie wenn es usegschpürt hätti, was sech sy Götti dänkt het, seit's: »S'isch eifach absurd, geng no über ein z'schpotte.« Und mit wieder gwunnenem Ärnscht fahrt es furt: »Wüsset Der, es isch mer gar nid um ds gschpasse. Dir heit guet z'lache. Aber i cha-n-Ech nume säge, mir choschtet's mängisch gnue.«

»Das gloube-n-i gärn,« meint der Karludi, »es wär o gar nid z'verschtah, wenn di das Opfer nüt choschteti.«

»Nid das, nid das choschtet mi, bhüet'is. Aber, daß ein grad di Nächschte so gar nid wei begryfe. Wenn Dir nume wüßtet, wie das isch, wenn me Tag für Tag sy Überzügung gäge di eigete-n-Eltere mueß verteidige!«

»Das mueß i o, Jetti – und wie!«

Mit der Antwort het der Karludi d'Ouge vo sym Gotteli wieder groß uf sech zoge.

»Aber, wie wär's,« fragt er, für wieder uf e-n-eigetleche Zwäck vo syr Mission z'cho, »wenn du einisch probiertisch, dyne-n-Eltere d'Freud z'mache und einisch ganz eifach und natürlech mit ne-n-öppehi giengsch? – Du meinsch halt o, si sötte sech a di gwöhne-n-und a dyni Liebhabereie.«

Schtatt e-n-Antwort z'gäh, chehrt ds Jetti sym Inquisitor der Rügge-n-und lähnt sy Trotzchopf uf d'Banklähne. Es het vori scho ghoffet gha, es findi a sym Götti e mitfüehlendi Seel. Descht meh het's ihm jitz weh ta, z'gseh, daß er sech uf d'Syte vo de-n-Eltere welli schla. Der Karludi het sech sälber nid wohl gschpürt i der Rolle vom Sitterichter und mit Verlägeheit di dunkle Locke vom Jetti betrachtet. Es isch ihm schwär und schwärer worde, das Leid und Weh, wo dert drunder gschlummeret het, no meh ufz'rüehre. Je länger, descht zuedringlecher het sech ds Mitgfüehl für das arme Meitschi i sys Härz gchrallet. Aber blamiere het er sech nid welle, und drum het er no einisch e-n-ungschickte-n-Alouf gnoh: »Weisch, Jetti, es heißt halt o: »»Ehre Vater und Mutter.««

Ds Jetti wirft e Blick über sy Achsle zrück, wie wenn es wetti säge: »Du wohl, du!« Und der Karludi het dä Vorwurf ghört, lut und dütlech, ohni daß er über möntschlechi Lippe cho isch. Druuf isch es so schtill worde, me het jedes dürre Blatt, wo gfalle-n-isch, ghöre chräschle. Da sy si gsässe, di beide-n-us Überzügung ufölgige Chinder, so wyt usenandere-n-im Alter und so nach anenandere-n-im Dänke-n-und Schträbe. Si hei nume gar nid gmerkt, wie d'Sunne-n-erbleichet und wie der Aarenäbel über ne nächer und nächer a ds Schloß zueche gschliche-n-isch.

Dem Jetti isch ändlech der Gwunder z'schtark worde. Es luegt und gseht, wie der Karludi der Chopf vor abe gsänkt het und i ds Grien schtuunet. Es schynt, er erwarti kei Antwort meh vo-n-ihm.

Ohni nume-n-ufz'luege, seit er ändlech: »Jetti!«

Das chehrt sech ihm zue und luegt ne-n-a, ohni Lut z'gä.

»I möcht jitz doch eigetlech no wüsse, was di e so zu dene Lüte zieht,« fragt der Karludi.

»Das isch nid so liecht z'erkläre. Dir söttet se halt o kenne, de würdet Der se o besser begryfe. Mi het's halt vo Chlynem uf zu settige Lüte zoge. Warum, weiß i sälber nid. Aber daß es nid e so müessi sy, wie bi üs daheim, wo geng es jedes meint, es müessi ds andere mache z'folge-n-und jedes wieder sech wehrt, das ha-n-i wohl gschpürt. I bi i mängi anderi Familie cho, wo's mi dunkt het, es syg e so heimeliger drinne, will d'Lüt nid wäge jedem Gufepick es Gheje verfüehre. Bi üs daheim sötti geng alles schuderhaft comme-il-faut sy, und für das dürez'füehre, macht me sech gägesytig schier z'hinderfür, wenn me's scho guet mitenandere meint. Aber, daß es uf der Wält Lüt gäbi, die däm nüt nahfrage, will si viel höcheri Interesse hei, ha-n-i halt doch erscht erfahre, wo-n-i mit dene verbrüelete mômiers intimer worde bi. Gott Lob und Dank ha-n-i nid vorhär ghört, was me-n-alles über se-n-usschtreut, sünscht hätt'i se myr Läbtig gschoche, wie d'Pescht. Aber i cha-n-Ech nume säge, mir isch es ganz wohl byne. Dir müesset nid meine, me rütschi bi dene der ganz Tag nume-n-uf de Chneue-n-ume. Im Gägeteil, si sy geng heiter und z'fride, trotzdäm oder juschtemänt will si nid geng uf und nache sy, für emel ja zu ihrem Rächt z'cho. D'Wält chönnti ganz anders sy, wenn alli enandere so d'Sach gönnte wie die. Wenn o nume d'Lüt sech nid ybildete, es müeß eis e Leu sy und brüele, sünsch schtecki nüt hinder ihm. Es läbti sech doch gwüß besser zwüsche de Schaf als zwüsche Leue-n-und Elefante. Es isch äbe nid für nüt, daß der Heiland amene Lamm vergliche wird, wenn er scho der Löwe aus Juda isch. Und gloubet mir nume, je meh daß eis zum Lamm worde-n-isch, descht meh isch es de o am rächte-n-Ort Leu. Dänket Ech doch, wie das wär, wenn alli Lüt das würde begryfe-n-und derna täte! Das wär es Glück und es Läbe! – O, und de tuet me's eim de no wehre, wo me nume cha. Lueget, es verdräit ein fascht.«

Der Karludi het sys Gotteli agschtuunet. Mängisch het's ne schier nid bha, ihus mit nere-n-Ywändung z'underbräche. Aber, es hätti ne duuret, di herrlech naivi Begeischterung nume-n-im Mindischte z'truebe. Es isch e settige Glanz i ds Jettis Ouge cho, daß er nume dänkt het: »No meh, no meh! Di Lüüchtfreudigkeit tuet mer i d'Seel yne wohl.« Nid minder het sech ds Jetti drüber gfreut, daß ihm einisch e Möntsch us em gägnerische Lager glost het – und de no so eine, so-a-e füürige Patriot! Da het's gheisse, ds Yse schmide, so lang es glüjt. Scho het es errate gha, vo wo nache me der Karludi müeß näh, und drum het's zum zwöite Gägeschtoß agsetzt:

»Heißt es nid: »Wer unter euch der Vornehmste sein will, der sei euer Diener?« Das weiß öppe no es jedes. Aber, wär tuet derna? Emel nid die, wo ihrer Läbtig schperze-n-und ellbögle für z'oberscht ufe z'cho. Schtellet Ech doch nume vor, a mene schöne Tag würde-n-alli, alli Lüt sech vornäh, es jedes well dem andere-n-ufrichtig diene. De chäme ganz vo sälber di rächte Lüt a d'Regierung, di wahre Leuenature; schtatt dene wo nume brüele-n-und der Wädel im Sand ume schlängge.«

Der Karludi lachet und nickt, wie wenn er wetti säge: »Scho rächt, aber . . . .«

»I weiß scho, was Der weit säge,« chunt ihm ds Jetti derzwüsche, »das syge Tröum, und es wärdi nie da derzue cho, so lang, daß d'Wält schtandi. Aber der Ungloube het no nie öppis Guets gschaffe. Hingäge-n-isch alles müglech »»dem, der da glaubt.«« Cho mueß es ja einisch, vowäge der lieb Gott wott's. Warum geit me de die ga plage-n-und verfolge, wo bi sich sälber afah und der erscht praktisch Schritt tüe, für's müglich z'mache?«

»Es tuet se doch niemer wäge däm verfolge.«

»Afin, wenn me di einte verbannet und di andere-n-i d'Chefi tuet!«

»Das isch aber nume wäge der Separation vo der Chilche gscheh. Es tät dene guete Lüt niemer nüt z'leid, wenn si sech wette dry schicke, na de Gsetze z'läbe.«

»Öppis Neus Guets schaffe-n-und sech i ds Alte, Schlächte schicke cha me nid. Entweder – oder! Und was glych dänkt und gloubt, ghört zsäme. Und drum ha-n-i's mit dene Lüt und schtande zue ne, gschej, was well! Und wenn si mi grad vo daheime furt jage, i blybe derby und weiß, warum.«

Schön und fescht isch ds Jetti währed dene letschte Worte näbem Tisch gschtande. Aber derby hei sech syni Ougelieder grötet, und plötzlech isch Träne-n-um Träne-n-us syne glänzige-n-Ouge fürebroche. Es het sech abgchehrt und afah briegge.

Da nimmt ihm der Karludi d'Hand und seit: »Aber, Jetti, warum brieggisch?«

Es het aber nume no meh gschluchzet.

»Säg mer, Jetti, was brieggisch?«

»Ach, wenn Dir nume wüßtet, wie das isch, wenn ein daheim niemer wott verschtah und me-n-eim geng nume no alles lätz usleit.« – – – – – – – – Und de – – – – und de, wenn me de meint, me heig ändlech öpper gfunde, wo – – – – – wo ein begryft, so isch doch alles wieder nüt.«

Der Karludi fasset ds Jettis Hand e chly feschter und seit: »Aber Jetti, wär seit dir, i begryf di nid? – Du muesch mer's nid übel näh, wenn i öppe da und dert e-n-Ywändung mache. – Begryf, i bi als dy Götti zue der cho; aber i gschpüre's ganz guet, i gange-n-als dy Fründ vo der wäg.«

Unwillkürlech het er ds Jettis Hand e chly nächer a sech zoge, und es isch ihm derby ganz anders z'Muet gsi, als sünsch, wenn er öppe sym Gotteli d'Hand gä het. Uf di letschti Zuesicherung vom Karludi, het o ds Jetti kei Widerschtand gleischtet. Ds Schluchze het gschwind nagla, und wo-n-es fragt: »Isch es de wahr? – Begryfet Der mi e chly?« isch scho wieder ganz e hälle Schyn uf sys fyne, schöne Gsicht cho.

»Nid nume chly,« het der Karludi gseit, »ganz begryfe-n-i di, Jetti. Bhalt nume, was de hesch, i will der's hälfe verteidige, gang's gäge wän es well, vowäge-n-i gseh, du wirsch o dä Möntsch sy, wo mi under allne-n-am beschte verschteit, wenn mer scho einschtwyle nid i allem eis sy.«

»Gwüß? – Gloubet Dir das?«

»Ja, Jetti, i gloube das – und i gloube no öppis anders – i gloube, mer wärde-n-is no nächer cho.«

Dermit het er ds Jetti uf syni Chneu niderzoge, het ihns a sech drückt und ihm dür di dunkle Locke-n-i ds Ohr gchüschelet: »Gäll i bi der de o nümme bloß der Götti?«

Ds Jetti het vor Glück und Süligkeit schier nümme gwüßt, was mit ihm geit. Ändlech es offes Härz für sys Härz! – Es het sy Chopf dem Karludi zuetroulech uf d'Achsle gleit und gar nüt derwider gha, wo der Götti sym Gotteli mit de Lippe-n-es paar gueti Pfläschterli uf di verbrieggete-n-Ouge ta het.

* * *

D'Frou Oberschti Lombach isch underdesse hei cho gsi und het ihres Töchterli im ganze Schloß gsuecht. Zimlech greizt isch si z'letscht i d'Halle-n-abecho und het halblut vor sech ane gseit: »Es wird doch nid bi däm Näbel . . . .« Mit dezidierte Schritte-n-isch d'Frou Blanche düre Hof a d'Brüschtung vo der obere Terrasse gange, uf dere sit olims Zyte di ehrigi, wyß agschtricheni Diana »an Ort« trappet isch, und het sech näbe der Göttin über di breiti, schteinigi Ballustrade füre greckt. Fascht isch nere-n-e Göiß etwütscht. Aber si het sech ebha. Nume-n-ihri schlanki Hand het gredt, idäm si chrampfhaft ds Bei vo der Diana umchlammeret het. »Ds Jetti, di petite sainte nitouche dans les bras d'un jeune homme – et comme il l'embrasse!« Di überraschti Mama het der Ate verha vor Schpannung und uf ihrem Uslueg so wenig, wie die im Garte-n-unde, gmerkt, daß düre Näbel ganz e-n-aschtändige Räge nidergange-n-isch.

Si schtande-n-uf. Si gange. – Wie uf Fäcke verschwindet d'Mama im Schloß, d'Schtäge-n-uf, dür Gäng und Türe bis i ne Schtube hinde-n-use, vo wo me zum Fährhus übere gseh het. Richtig, da unde gange si dür di grüeni, vo farbige Bletter übersäiti Mulde, über ds Brüggli, und luege nid rächts und nid linggs, und derby rägnet's ganz währschaft.

No bevor si zwüsche de-n-alte Böum bi'm Fährhus verschwinde, luegt der Karludi zuefällig zrück.

»A! – Dä isch es. – E nu, neue-n-e-n-aimable Götti!« so chunt's mit mene räße Chüschtli über d'Lippe vo der Frou Blanche, währed si vor ds Karludis etferntem Blick unwillkürlech e Schritt vom Fänschter zrück tuet. Trotzdäm me bald ds Paar vom Schloß us nümme het chönne gseh, isch d'Mama wie-n-e Schildwacht a ihrem Fänschter blibe. Es eigenartigs Gmisch vo Epfindunge-n-und Gedanke het ihre Chopf dürschtürmt. Si isch lang nid eis worde mit sech sälber, wie si di Sach söll ufnäh und öb si das Gheimnis für sich welli bhalte. Mit dem Jetti het sech di ganzi Landschaft verbündet und im heilige Name vo der Liebi e Schturm uf ds müetterlech Härz undernoh. »Schwyg, schwyg, wie der Wald cha schwyge!« hei di alte Böum übere gruuschet, »bisch du nid o einisch froh gsi über üses grüene Dach?« Und di fallende Bletter hei z'huufeswys gchüschelet: »Nume-n-einisch ischme jung und grüen.« Schelmisch het sogar ds Brüggli sech dry gmischlet und gseit: »I ha der o einisch dargha, daß de dym Schatz hesch chönne nache schpringe. Gönn's jitz dym Meitschi o!« Am ydringlechschte het d'Aare gmahnet: »Ha-n-i di nid dym Glück i d'Arme treit?« Und dür alles düre het ds gschpräglete Grastapis dem alte-n-Efeu a der Schloßmuure zuegflismet: »Reck di, reck di! Tue-nere d'Händ und d'Füeß umwinde, daß si sech bsinne mueß, tryb nere nes dicks, saftigs Härzblatt vor d'Zunge!«

S'isch nid gsi, daß d'Mama dem Jetti das Echo i mene Mannehärz nid gönnt hätti. Wär hätti das besser chönne verschtah als grad si und de no i der Umgäbung, wo so ihri allerschönschte-n-Erinnerunge gweckt het? Und o der Karludi isch ere gar nid z'wider gsi. Daß aber, nadäm alles und alles nüt abtreit het, was si am Jetti probiert het, für's i d'Wält z'bringe, das Chrottemeitschi, wo nume no nie sy Nase härgä het, für am Bouquet vom gsellschaftleche Läbe z'schmöcke, jitz so wohlfeil uf sy Rächnung söll cho, das isch ere chly z'schtotzig cho – »parce que évidemment ce n'étaient pas seulement des tendresses comme-ça paternelles.« – »Attends,« het si gseit, »je t'apprendrai à te servir de la piété pour nous jouer de pareils tours.« . . . . . »Wo blybt jitz di . . . .?« »Und de däm Karludi, wolle! Däm wei mer de syni Götti-Experimänt um d'Nase rybe. – Und der Fritz überchunt de o öppis z'ghöre, dä cha jitz de o sym Göttibueb ga d'Lätzge mache.« So het d'Frou Blanche der erscht Ydruck verwärchet, währed – für si e-n-Ewigkeit – ds Jetti underem Trouf vo de glichtete Lindechrone-n-a der Ländti sym Götti nachegluegt het, bis er am andere-n-Ufer us em Fährschiff gschprunge-n-und hinderem Ufergschtrüpp verschwunde-n-isch.

Jitz hätti's gärn e Schpiegel gha, vowäge na de-n-erschte nid verwandtschaftlech motivierte Müntscheni het me gwöhnlech ds Gfüehl, es syg öppis a der Toilette defraichiert. Ahnungslos isch es über ds Schußfäld vo de müetterleche Blicke-n-i Garte z'rück gschprunge-n-und i sy Schtube, sech ga ändere. Bi'm z'Abetrinke-n-isch ds Jetti schtill gsi, wie gwöhnlech. Nume het es d'Mama dunkt, es heig sech i de Züge vo ihrer Tochter öppis e chly usenandere gla.

Dem Jetti hätti nam z'Abe, wo-n-es mit ihre-n-und de Brüeder allei gsi isch, müesse-n-uffalle, daß d'Mama schtiller isch als gwöhnlech; denn si het schier gar Quale-n-usgschtande für sech z'verschtelle. Si het sech aber doch geniert, ds Jetti irgedwie la z'merke, was si gseh heig. Het si vor em z'Abe no gfunde, der Karludi syg e-n-Art Tämpelschänder, so hätt si sech jitz sälber es Sakrilegium müesse vorwärfe, wenn si dem Jetti sys Gheimnis ufdeckt hätti.

Aber chuum sy d'Chinder zur Rueh bracht gsi, isch d'Frou Blanche i ds Cabinet gschobe, wo ihre Herr Gemahl am Kaminfüür tubaket het. Da si us guete Gründe gförchtet het, mit nere-n-eisytige Denunziation vom Jetti chönnti si der Herr Oberscht zu mene-n-unüberleite Dryfahre verleite, het si ihri Achlag houptsächlech uf e Karludi als Göttibueb vom Herr Lombach zuegschpitzt.

Zu ihrer Etrüschtung leit sech uf dä Bricht hi der Herr Oberscht i Fauteuil hindere, schtreckt alli Vieri vo sech und lachet, lachet, lachet, wie nume-n-e-n-alti Chriegsgurgle cha lache.

»Famose Fäger, dä Karludi!« seit er ändlech und blaset es paar mächtigi Rouchwulke-n-us syr Pfyfe, »i begryfe halt dä Gout.«

»Mais....«

»Dä Läcker het das gar nid dumm agschtellt, ha, ha, ha.«

»Ja, meinsch du, er heigi das gsuecht vo Afang a?«

»Das weiß i nid. Jedefalls het er's verschtande, vo der Glägeheit z'profitiere.«

»Aber und jitz? – Findsch du, me söll ne das so dürela und nüt derglyche tue?«

»E mer wei öppe luege. Villicht bringt er's jitz de derzue, öppehi z'gah. Es bruucht mängisch nume so-n-e Barriere z'falle. D'Houptsach isch jedefalls, daß me-n-einschtwyle gar nüt derglyche tuet. Jitz heißt es schwyge, bis me gseht, wo's use wott. Tue di de nid verschnäpfe!«

»Es dunkt mi nume,« meint d'Frou Blanche, »däm Kärli ghörti eigetlech öppis. Het me je ghört, daß e Götti däwäg mit sym Göttichind umgeit?«

»Ja nu! – Es isch ja öppis z'säge; aber g'wöhnlech sy si de doch im Alter no chly wyter usenandere-n-als die Zwöi. I bi der Meinung, mer welle jitz der Effäkt abwarte. Richtet er nüt us, so hei mer de geng no d'Weli, ne chly bi de-n-Ohre z'näh.«