Text:Rudolf von Tavel/Gueti Gschpane/Kapitel 6

VI.

Wo z’Bärn am Heilige-Chrüz-Abe d’Lüt vo der Spätmäß uf d’Gassen use cho sy, sy si alli zsäme verwunderet blybe stah. D’Sunnen isch scho lang undergange gsi, und trotzdäm het der ganz Himmel bluetrot gschine, so daß sogar a de Hüser e rötleche Widerschyn sech zeigt het. Di spitzige Turmdecher, Dachfirschten und Chemeni hei sech schwarz vor de grötete Wulken abzeichnet. Es het eso gruusig und uheimelig usgseh, daß d’Lüt grad gseit hei, das müeßi öppis Unguets bedüte. Und ohni lang sech z’bsinne, het men agno, das bedüti Ungfell im mailändische Chrieg, wenn nid sogar e neui Chriegsgfahr. Der Bylang Chrigel, wo sy Pflicht und Schuldigkeit i der Prediger-Chilche gwüssehaft het erfüllt gha, het sech nid mögen ebha, zu de Lüte, wo um ihn ume gstande sy, z’säge: «Da hei mer’s wider. Was gilt’s, si hei wider öppis Grüsligs agrichtet dert nide, di Bluethüng! U villicht müeße mir de z’letscht am Änd no für se darha, zum Lohn derfür, daß me ne daheim zur Sach luegt.» Aber das het der Harnischmacher Ibach vom Grabe nid welle la gälte. «E warum nid gar», het er gseit, «was wetti o wyters gange sy, si hei ja z’Galera Fride gmacht u ds ganz Herzogtum wider la tschädere!» Aber der Bylang het sech’s nid la usrede, es sygi gwüß öppis nid Guets los, me wärd’s jitz de scho ghöre. Lang hei d’Lüt no a Himmel ufe gluegt und sech ihri Gedanke gmacht derby, bsunders die, wo öppe Verwandti under em Uszug gha hei.

Grad sibe Tag isch es gange, so isch e Nachricht dür d’Stadt gloffe, wo dem Gmeindshirt rächt gä het. Me het im spetere Namittag e Löufer gseh uf ds Rathuus springe, und bald druuf isch under de Loubeböge, wo mänge Handwärksma no a der Arbeit gsi isch und Froue sech mit Wösch und andere Sache z’tüe gmacht hei, brichtet worde, d’Eidgenosse heige schynt’s im Mailändischen e Schlacht gwunne. Mänge het’s nid welle gloube, wil me sech scho mit dem Fridesschluß het abgfunde gha. Lüt wi der Ibach, wo am Chriegsglöuf verdienet hei, hei sech scho druuf afa yrichte, ihres Handwärk für fridlechi Zwäcke z’verrichte, und gar mängs Müetti het wider ufg’atmet gha und d’Tage zellt, bis es sym Suhn wider het chönne Suurchabis und Späck uftische. Ds Dischputiere het aber undereinisch ufghört, wo ne Ratsweibel d’Gaß uuf cho isch und brüejheiß us em Rathuus usen isch cho verchünde: «Ne großi, grüsligi donners Schlacht hei mer gwunne! Si hei d’Franzose verhouen u verstungget, daß keis Bei meh ganz bliben isch. Fäldstuck u Fahne hei si nen abgjagt ganz Hüüffe, u dem Trivulzi sy Suhn hei si erwütscht.» Jitz het mänge flyßige Ma sys Handwärkszüüg la ligen und der Schurz in en Egge tribe. Wenn öppe da oder dert eine gmeint het, jitz müeßi’s eifach no zwängt sy, er well sy Arbeit no fertig mache, so het’s ne doch chuum meh nes paar Minute bha. Das Glöuf uf der Gaß het ihm d’Rueh gno. Und mänge het sech nid emal meh Zyt gno, z’grächtem z’Nacht z’ässe. Grad wi hüttzutag het es di gwunderige Mannen a allne Haare derthi zoge, wo d’Neuigkeiten am breitischten uströhlet wärde: i d’Wirtshüser. Und wär hätti jitze besser chönnen a der Arichti sy als der Gunthälm im «Schlüssel»? Het dä nid geng ta, wi wenn er dem Kardinal vo Sitte di rächti Hand wär?

Sogar vo dene, wo sünsch i der Wystube vom Bolei Gantner bim Zytgloggen ihre Platz hei erhocket gha, isch hütt mängen i «Schlüssel» abe züglet, so emel o der Renatus Urghend, und im speteren Aben isch wahrhaftig der Meischter Manuel o no cho und mit andere Ratsherren an e Tisch zueche gsässe.

Der Gunthälm hätti vo Rächts twägen als Wirt gar nid sölle Zyt finde, sälber ne Trunk z’tue; aber er isch scho jitze z’momäntewys nümme rächt drüber cho, öb är eigetlech di Schlacht agla heigi oder der Kardinal. Das nämlech het men afange sicher gwüßt, daß es bi Marignano los gange sygi und daß der Kardinal vo Sitte ds Zeiche gä heigi zum Sturmlouf uf ds französische Lager. Was öppe vo Bärner derby gsi sygi, het der Bott nid chönne säge. Er syg abgschickt worde, wo me wäge der Fyschteri Fründ und Find nümme heig chönnen underscheide, trotzdäm der Himmel no lang ganz merkwürdig rot gschine heigi. Da isch du natürlech dene Mannen allne wider z’Sinn cho, wi am Heilige-Chrüz-Abe z’Bärn der Himmel o so rot isch gsi, und der Ibach het müeße zuegä, dä Chehr heigi jitze der Bylang Chrigel nid schlächt errate. Die, wo der Bott sälber gseh hei, sy usdrückt worde wi Trübelbeeri, und im allgmeine Dischput isch das wenige, wo si hei chönne säge, wi zu mene große mächtige Chümichuechen usgwalzt worde, wo sech männiglech drannen erlabet het.

Und wil der Kardinal vo Sitte di Schlacht het agreiset gha, so isch der Gunthälm ganz us em Hüsi gsi und het sy Kundsami mit Walliser bschüttet, so sträng er möge het. Jitz sy aber under dene Lüten ihreren es paar gsi, wo der Walliser ganz gärn gno hei, ne-n-aber lieber gha hätten ohni dem Gunthälm syni Ruehmreden uf e Kardinal. Und wo-n-er geng nid het chönne höre, so hei si a ihrem Tisch scho afa rurren und dem Gunthälm welle dry rede. Der Peter Noll, wo sech mit Lyb und Seel dem Herr Albrächt vom Stein het verschribe gha und nid höcher gschwore het als bi däm, het juscht agsetzt, für dem Gunthälm i ds Wort z’falle, da macht ihm der Niklaus Manuel es Zeiche, er söll no warte, er wüß ihm öppis Bessers. Der Maler, wo no nid het vergäße gha, wi verwiche der Gunthälm i der «Sunnen» äne brummlet het, wil men ihm nid het d’Ehr ata, ne-n-als Kardinal i Totetanz z’male, het dem Peter Noll öppis i d’Ohre gchüschelet. Dä het dry gluegt, wi wenn ihm undereinisch es großes Liecht ufgange wäri, und het’s sym Näbema wyter gseit. Geng näächer hei si ihri Chöpf über em Tisch zsämegsteckt, d’Händ näbe ds Muul gha und glachet.

Bald druuf het der Herr Manuel der Gunthälm am Ermel zogen und ihm mit dem ärnschtischte Gsicht vo der Wält gseit: «Wüsset Dr was, Guntälm, jitz wär der Momänt cho, wo me dem Kardinal sötti nes Dänkmal setze, und das nid numen im Totetanz! Das wär jitze nid am Platz, wo-n-er doch den Eidgenossen e settige glanzvolle Sieg verschaffet het. Mer wein ihm lieber nes Standbild setze, öppen uf ne Brunnen ufe. Wi wär’s, wenn me ne grad da vor em Huus uf Eue Brunne stellti, wo numen e mutze Stumpe zum Brunnestock het?»

Der Guntälm wäri sym berüehmte Gascht am liebschten um e Hals gfalle für dä Vorschlag. Wohl het er gwüßt, daß der Herr Manuel e Gspaßvogel isch; aber ds Verdienscht vom Kardinal isch ihm hütt so himmelhöch vorcho, und der Maler het eso nes ärnschts Gsicht gmacht, daß er doch gärn druuf ygangen isch. Mit der Gschwindigkeit vo mene Blitz het er sech überleit, der Herr Manuel hätti ja als Chünschtler sy Profit derby, also chönn er’s wohl ärnscht gmeint ha. Und d’Ussicht, es settigs Standbild grad vor sys Huus z’übercho, het dem Guntälm erscht no Bei gmacht. Schützig antwortet er: «Das wär jitz no öppis; i zale’s — my Seel zalen i’s!» — Natürlech het er scho usgrächnet, er bringi das wider y. Er het vor Freud mit der flache Hand uf sys gspannete Bei gschlage. Und wo der Herr Manuel furtfahrt: «Und das Mal, Guntälm, chäm jitz de d’Reien a Euch, als Vorbild z’diene; Dir machet prezys e Figur wi so ne Kardinal», da fragt der «Schlüssel»-Wirt mit glänzigen Öugli: «Meinet Dr? — Isch’s Ech de ärnscht?»

«Grad morn wei mer derhinder», seit der Maler, «no bevor di erschti Freud sech gleit het. Aber jitz wei mer einschtwyle nid dervo rede.»

Es isch no lang gange, und der erscht Gwunder isch scho lang gstillet gsi, wo di erschte solidere Manne glüpft hei, für mit ihrem Walliser uf de Lorbeere vo Marignano ne guete länge Schlaf ga z’tue. Di erloubti Zyt isch abgloffe, und bald sy du nume no di paar Manne, wo mit dem Peter Noll am Tisch gsässe sy, der Niklaus Manuel und der Renat binenandere blibe. Jitz git ändlech der Meischter Manuel ds Zeiche zum Ufbruch. Mit es paar Worte het er gwüßt der Wirt mit sech uf d’Gaß use z’zieh, und dert het er du den übrige Manne gseit: «Meinet Dir jitz nid o, das würd sech guet mache, wenn me da nes Standbild vom Kardinal Schinner uf dä Brunnestock ufe stellti?» Di Manne hei druuf g’antwortet, wi wenn si Füür und Flamme derfür wäre, und hei mit chunschtverständige Blicke der Brunne gmuschteret.

Ob em Bantiger isch der Mond trüeb und gääl dür ne Dunschtwulke gschlichen und het vo dert uus der Brunne ghulfe betrachte.

«Wi wär’s», meint der Herr Manuel zum Wirt, «wenn mer grad e Prob mache würde? Jitz isch niemer umewäg, wo’s nid gseh darf. Am heiterhälle Tag lat sech ja so öppis nid mache. Und i überchäm de grad eso nen Idee, wi di Sach öppen e Gattig miech.»

Der Gunthälm het z’erscht nid rächt wellen abyße, aber der Wyluun, wo se-n-alli hälluuf gmacht het, isch Meischter worde. Und under Lachen und allerlei Gspässe hei si der Gunthälm zum Brunne gschobe. Me het so nes Gstelli, wi si ehmale bi jedem Brunne gsi sy, für d’Bränte druff abz’stelle, a Brunnestock glähnt, und du het der Peter Noll dem Gunthälm ufe ghulfe. Höch isch es ja nid gsi; aber uf dä hüttig Aben abe isch es doch nid so ganz liecht gsi, ufrächt uf dä Stock ufe z’cho.

«Höp!» hei si alli mitenandere brüelet, wil si gmeint hei, der Gunthälm verlüüri ds Glychgwicht. Und du isch der Peter Noll gleitig ds Gstelli uuf gchlätteret und het dem Gunthälm d’Hand dargstreckt. E zwöiten isch zueche gsprunge, het dem Noll zuegrüeft: «Ufen ufe!» und chuum isch er mit beidne Füeße dobe gsi, het er ds Gstelli wägzoge.

«Halt, halt!» brüelet der Noll, «i ha nid Platz, i wott umen abe!» Und der Gunthälm fat o afa ufbegähre: «Was mueß jitz das gä, was Tüüners? I will ech de brichte, dir Spitzbuebe!» Und währeddäm di anderen alli under em Loubeboge sech d’Büüch gha hei vor Lache, hei sech di beide Manne, wo sech sünsch geng nume zwäris agluegt hei, gägesytig umarmet, für nid abe z’trohle. Der Noll, wo sy Rolle grad begriffe het, seit zum Gunthälm: «Jitz bisch richtig myne, di wei mer jitz brichte, öb der Kardinal z’Bärn uf ne Brunnen ufe ghört. Wenn’s eine verdieneti, so wär’s de z’erscht der Ritter vom Stein und nid e Pfaff!» Der Gunthälm het g’antwortet: «Nimm di in acht, was d’ seisch, i bi nid meh dynen als du myne, und we d’ no einisch ds Muul uftuesch, so channsch de luege, was es git. — Nei, nei, du Löl, la nid la gah, süsch gheien i ja hindertsi abe!»

«Ähä, gäll, du bisch myne? Wenn i di nid hätti, so wärisch scho lang dunde!»

So isch das under em Glächter vo den andere no nes Chehrli wyter gange, bis du der Noll o afange gnue gha und ne zuegrüeft het: «Ja, sölle mir eigetlech da obe neujahre?»

«Da chöit dir jitz sälber luege, wi dr wider abe chömet», het’s us der Louben use g’antwortet.

«Nimm di in acht u la la gah!» brüelet der Gunthälm sy Gschpanen uf em Brunnestock a, und umarmet ne grad no einisch so fescht.

«Ja, wi wottsch de abe?»

«He, si söi ds Leiterli zueche gä!»

«Häb Chuscht!» heißt’s i der Loube.

«Seh», meint der Noll, «i will di abe la.»

«Du masch mi nid ebha!»

«Wohl, wohl. Stand numen uf d’Röhren abe!»

«Aber bis mer ds Herrgotts u la mi la gheie, de channsch de luege, was es git, i bi dr guet derfür!»

Der Gunthälm het z’gueter Letscht lieber öppis welle wage, als no di halbi Nacht uf em Brunnestock obe blybe. Er lat sech i d’Chnöi und streckt afangen eis Bei abe, für mit dem Fueß d’Brunneröhre z’sueche. Der Noll het ne mit aller Chraft gha, trotzdäm es ne verwändt gluschtet het, ne la z’plötsche. Di andere sy alli zueche cho, für dem Gunthälm abe z’hälfe. Ihrere drei oder vier hei ihm der eint Fueß uf d’Röhre gstellt und o der ander nache gfüehrt. «So», het’s im Chorus tönt, «stell numen ab! Chumm nume, chumm! La di nume la gah, mer hei di scho. Chumm nume, chumm!»

Der Gunthälm het bärzet und porzet und sech mit syne Händ a ds Nolls Armen agchlammeret. Wi-n-er gspürt, daß er mit beidne Füeß uf der Röhren isch, lat er sech mit sym ganze Gwicht abe. Da brüelet eine vo den andere: «Potz Marter! Heit! Heit! D’Röhre lat.» — «Häb, häb!» brüelet der Gunthälm. Aber es isch scho z’spät gsi. Pflrtsch — pflatsch — tsch — pscht het’s gmacht. Währed di untreue Hälfershälfer linggs und rächts vom Trog ewägg gumpet sy, isch der Gunthälm mitsamt der Röhren i Trog abe tätscht gsi und der Noll im Bogen über ihn übere. Di andere hei nid gwartet, bis der Gunthälm dusse gsi isch. Si sy undereinisch niene meh gsi. Der Noll hingäge, wo sech am Brunnetrog het nüechter pütscht gha, isch no nes Chehrli im Trog inne blybe stah, het dänkt, naß sygj naß, und gseit: «Tuusige Stärnebärg! Für das hätt i de nid dert ufe bruuche z’gogere.»

Der Gunthälm het o nid uf e Noll gwartet. Wo-n-er d’Hustüre hinder sech het zuegschlage gha, isch dem Noll nüt anders blibe, als o hübscheli gäge hei zue. Der Kardinals-Brunnen aber isch ohni Bildsüüle blibe bis uf e hüttige Tag.

Ds morndrisch het der heiter Tag scho lang zu de Fänschter y gschine, wo der Herr Manuel sech no urüejig i sym schön gschnitzte Bett umetröhlt het. Es isch ihm einschtwyle no gar nid drum gsi, öppis z’arbeite. Und hätti nid hin und wider d’Erinnerung a vorigen Abe ne gmacht z’lache, so wär er gäge sy schlächte Luun nid ufcho. Meh als einisch het er dänkt, er wetti eigetlech, är wäri anstatt dem Gunthälm i Brunnetrog gfalle, so wär’s ihm jitze gwüß e chly wöhler. Juscht isch er wider e chly yduslet gsi, da ghört er sy Stubestüre gah, und no gäb er d’Ouge rächt het ufgmacht gha, steit sy Großvatter, der ehrwürdig Herr Dokter Thüring Frickart, vor ds Malers Bett. Der Herr Thüring isch e steialte Ma gsi und het scho lang nümme früsch usgseh; aber hütt het er e Farb gha wi der lybhaftig Tod, und irged öppis Gräßlechs het ihm di glänzige grauen Ouge schier zum Chopf uus tribe.

Dem Herr Manuel isch di unzytigi Visite gar nid erwünscht cho, und wenn er grad hätti welle rede, wi’s ihm gsi isch, so hätt er villicht gfragt, was es jitz scho wider z’chääre gäbi, me söll ne doch o chly i Rueh la.

Ohni ne Morgegrueß abz’warte, isch der Großvatter ganz nach a ds Bett zueche cho und het der Niklaus Manuel gfragt: «Weisch es scho?»

«Was?»

«Wäge Marignano.»

«He öppe, weiß i’s! Und wenn i’s scho vergässe hätti, so bruuchti i numen a my Chopf ufe z’recke, i gspürti’s de scho.»

«Es isch erschröcklech — eifach erschröcklech — i ha geng dänkt, es chömi de z’letscht no so use.»

Der Großvatter isch ganz erschütteret da gstanden und het, i Gedanke versunke, sy länge wyße Bart gstrychlet und derzue der Maler mit stöbere Blicken agluegt, wi wenn er von ihm erwarteti, daß är o sym Etsetze Luft machi. Statt däm aber luegt ne der Meischter Manuel verwunderet a und fragt ändlech: «Ja, was findet Dir de so Schröcklechs da dranne? E settige stolze Sieg choschtet doch geng öppen es paar bravi Manne.»

«Sieg, Sieg! E kuriose Sieg das, wenn me ds Schlachtfäld mueß ruumen und chuum no öpper vürblybt, für hei cho z’brichte, daß es chrumm gange sygi.»

Jitz het der Maler i sym Bett uuf und fragt: «Wär het Euch das brichtet? Heit Dir no nid gmerkt, daß di ganzi Stadt juheiet ob em Sieg? Si hei ja geschter am Abe nid gnue gwüßt z’brichte vo Heldetate!»

«He äbe, z’Donner — daß i no so säge! — Aber nächti het me drum erscht ds Halbe gwüßt, nume was am dryzächete Herbschtmonet am Abe gangen isch. Bis zum Vernachte sygen üsi Meischter gsi, aber ds morndrisch heige si äbe du nümme möge gfahre. D’Venezianer syge nen i Rügge cho, und du syge si zsämeghoue worde bis uf nes chlyses Hüüfeli. Vo üsne syge der Hallwyl, der Ludi Früschig und der Hans Meßmer under de Tote.»

«Dir syd nid gschyd», seit jitz der Maler, springt z’vollem uuf und luegt der Großvatter mit stöberen Ougen a.

«Du channsch es glouben oder nid», seit dä. «So isch es dä Morgen i ds Rathuus brichtet worde.»

Stadt uuf und Stadt ab het sech der Schräcke vo der letschte Nachricht verbreitet, und wil me no nid gwüßt het, daß eigetlich numen e chlyne Teil vo de Bärner nach em Fride vo Galera wider gäge Mailand zue isch, het me müeße förchte, si syge fascht alli i der mörderische Schlacht umcho. Ungeduldigi Lüt sy ufgsässen und dem Oberland zue gritte, für de wytere Botschaften etgäge z’gah. Es sy aber no nes paar Tag verstriche, bevor me z’grächtem verno het, was eigetlech gange sygi, und so het gar mängs Muetterhärz, gar mängen alte Vatter und o mängs Meitschi sech i Chummer und Sorge gmarteret. Under dene, wo Tag für Tag und mängisch sogar zwöimal es Tags vor den Altär und Heiligebilder ihres Härz für di arme Verwundeten usgschüttet hei, isch natürlech o ds Veronika Sterr gsi. Es hätti öppis drum gä, wenn’s e Löufer hätti chönnen usschicke, für ga z’vernäh, was us em Chlous von Römerstall worde sygi. D’Angscht isch ihm dütlech uf em Gsicht gstande. Wär aber gar nid wohl gläbt het a däm Chummer, das isch der Renatus Urghend gsi. Är het nid minder ungeduldig uf jedi neui Bottschaft passet, und wenn er eigetlech scho niemerem nüt Böses anegwünscht het, so het er im tiefschte Härzesgrund doch gfunde, eso ne Junker wi der Herr Chlous chönnti sech eigetlech nüt Schöners wünschen als der Tod uf mene ruehmryche Schlachtfäld. Er het sech lang überleit, wi-n-er sech zu der Angscht vom Veronika welli stelle. Es het Ougeblicke gä, wo-n-ihm di roten Ougen und di chummervolle Runzelen uf em liebe Gsicht vo syr Meischterstochter eifach uf d’Närve gä hei, und einisch isch’s ne-n-acho, er wett nere-n-am liebschte heimlecherwys ds Schnüerli vom Rosechranz verschnyde, es dunk ne nöue, für was si afangen um ne bättet heigi, chönnti der Chlous scho lang wider gsund und zwäg z’Rörswyl usse sy.

Ei Tag het der Renatus juscht wider eso rächt mit Verdruß über di Sach nachedänkt und sech im Furtgah vo der Wärchstatt überleit, was ächt gschyder sygi, dem Veronika z’säge, wi hert es ne duuri, daß es eso müeßi im Chummer sy, oder ihm einisch gredi use Vorwürf z’mache, daß es sys Härz an e settigi Chriegsgurgle verlore heigi; da begägnet er hienache dem obere Tor amene große Glöuf. Bald het er gseh, daß es Chriegslüt sy, wo heichöme, und richtig, er het nid lang bruuche z’sueche, so gseht er under de Rüter di höchi Figur vo däm, wo sech na syr Meinung nüt Schöners hätti sölle wünschen als der Tod uf em Schlachtfäld. Ja, dersälb Abe het der Renat öppis gha z’verworgge.

* * *

Öppen e Viertelstund später isch der Ueli Harsädel i d’Chuchi cho z’springe: «Muetter, Muetter, der Heiri! — Si chöme, si chöme!» D’Frou Harsädel isch schier us em Hüsi cho und het en Ougeblick nid rächt gwüßt, söll si hie usen oder dert use. Zum Glück isch es nere-n-i Sinn cho, der Chessel mit der Milch, wo si grad het überta gha, ab em Füür z’schiebe. Du het si mit dem Fürtech ds Gsicht und d’Händ abgwüscht und isch i ds Chilchhöfli use gsprunge. Dert und am Stalden äne hei alli Hüser Lüt vüre gä. Vor em Huus vo ds Sterrs het einen es Roß gha, und öpper isch d’Stägen uuf i ds Chlapperlöubli gange. Aber d’Frou Harsädel het nid derwyl gha z’glüüßle, was dert äne gangi. Vor em guldigen Abedsunneschyn het sech e Lanzchnächt abzeichnet — si het zwar sys Gsicht chuum chönnen underscheide, wil es im Schatte gsi isch —; aber es het se dunkt, si gspüri fei eso, daß das ihre Heiri sygi, wo da mit dem Spieß uf der Achsle gäge ds Chilchhöfli yne cho isch. Und ohni daß si sech öppis derby dänkt hätti, isch’s nere vo de Läfzge cho: «Gelobt sei Jesus Christ in Ewigkeit, Amen!» Wi gflogen isch si uf ihn zue cho, het ihm d’Hand drückt und gstrychlet, währeddäm der Ueli ihm der Spieß vo der Achsle gno het und gäge ds Huus zue gstürmt isch. Natürlech isch er dermit i de Böum bhanget, und me het ihm müeße zuerüefe, er söll luege, daß er nid no öpperem es Oug oder d’Zähnd yschlaj dermit. D’Muetter hätti am liebschten alles uf ds Mal möge wüsse, wo der Heiri gsi sygi, wi’s ihm ergange sygi und was er erläbt heig; aber allem voruus isch nere doch der Wunsch ertrunne: «Aber gäll, jitz blybsch by mer und geisch nie meh?» Das isch nere-n-uf d’Zunge cho, wo si gseh het, daß der Heiri der lingg Arm verbunde het.

«Gib du mer jitz öppis z’treiche», seit der Heiri, «i han e Durscht, es töt mi schier!» Das het er frylech nid zwöimal bruuche z’säge. Hinecht hätt ihm d’Muetter gchüechlet und bachet, was er welle hätti, und wenn si’s zerscht no hätti müeße ga zsämebättle.

Sobald der Heiri sy ruuchi Gurglen e chly het agfüechtet gha, het er müeßen afa erzelle. Der Ueli isch mit den Ellbögen uf e Tisch yneglägen und het Ouge gmacht wi Pfluegsredli, währeddäm me der Muetter ab em Gsicht ehnder het chönnen abläse, wi si us em tiefschte Härz Gott derfür danket het, daß alles, was der Heiri het gwüßt z’brichte, so guet abgloffe sygi. «Eh! dänk men o», het si gseit, «si hätte dr ja grad chönne der Arm abschla, di Uflät!» Der Heiri het’s nöuen i sym Bricht la gscheh, daß Muetter und Brueder i d’Meinung verfalle sy, di Wunden am Arm syg ihm vo mene venezianische Rüter i der Schlacht bi Marignano gschlage worde. Er het se-n-i däm Gloube gla. Was wär ne dienet gsi, wenn er ne d’Wahrheit gseit und erzellt hätti, wi ne-n-uf em Heiwäg dür ds Walliserland e Muulesel i Arm bisse het? Er het scho allergattig erzellt gha, wo du ändlech o der jüngscht, der Toni, yne cho isch und vo vornen a wider alles het welle wüsse. «Warum bisch nid ehnder cho, du Trappi?» seit ihm der Heiri und fahrt ihm zum Gspaß mit syr grobe Hand dür e Strubel.

«I cha nüt derfür», brichtet der Töni, «i ha dir wellen etgägecho, d’Gaß uuf, u bi grad vor em Chlapperlöubli gsi, wo dä Junker derhärcho isch, du han ig ihm du müeße ds Roß ha.»

«Isch dä dert abgstige?» fragt der Heiri. «Das nähm mi o wunder, was dä dert z’tüe het! Es isch der jung Römerstall vo Rörswyl.»

«E, er isch d’Stägen uuf zu ds Sterrs. D’Frou het ne gar grüüseli gheißen yne cho und es Wäse gha mit ihm. U wo-n-er ume furt isch, sy si alli zsäme mit ihm vor ds Huus use cho, u wo-n-er umen ufghocket isch, het er der Jumpfere no nes Müntschi uf d’Hang gä. I ha my Tüüri grad müeße lache.»

«So, so», meint der Heiri, «het di das glächeret? Me gseht, daß du no nid wyt ume cho bisch. We du de einisch mit über d’Bärge chunnsch, so gsehsch de no ganz anger Sache.»

«Ja, das fählti sech jitz no grad», seit d’Muetter Harsädel, «jitz isch uus und fertig mit dem reise, jitz mueß wider öppis gschaffet sy! Si hei’s ja verbotte für geng.»

Der Heiri het bi dene Worte ds Muul zum Spott verzoge, und mit den Ouge het er gschine z’säge: «Verbotte hei si’s scho meh weder einisch.»