Text:Rudolf von Tavel/Meischter und Ritter/Kapitel 3

III. Mannheit

Nume nid gnietig wärden und
nie müed, sys Beschte z’gä!

Nüt z’tüe ha und a ds Großvatters Äßtisch z’sitze, ohni sälber öppis chönne derzue z’tue, isch für ne Ma vo jungem früschem Trib scho zu sälber Zyt e bösi Sach gsi. Was söll da eine mache? Dasume gheien und d’Stadt Bärn vo innen und vo ussen aluege? Nu, der jung Alema het me nienen i de Loube gseh umeschwanze. Still daheime gsässen isch er über Pärgamänt und Papier, über Glas und herthölzige Brättli, het zeichnet, gmalet, gstoche, probiert. «Gäggelet», het der Großvatter und syni Lüt däm gseit, und si hei gmeint, si tüejen es guets Wärk, wenn si ne dervospränge, wi meh descht besser. So ne junge, gsunde Kärli am Nüttue im Huus z’wüsse! — «Chlöusi, reich mer e Wedelen ab em Eschterig! — Chlöusi, reich Wasser bim Brunne (und damit’s ne länger versuumi) bim Brunne vor de Buebebärg-Hüser. Es isch früscher!» (Dänk, wil’s dreihundert Schritt wyter im Döuchel gloffen isch!) Däwäg isch es der lieb läng Tag gange. Ohni z’muggle het er Stift und Pänsel dännegleit. He ja, me cha ja. Aber das Chlöusi hie, Chlöusi da, het ne-n-afange möge. I bi überhoupt gar nümme der Chlöusi Alema, i heiße jitz Niklous Manuel, und damit me no besser weiß, wora men isch mit mer und der alt Name nid ganz verlore geit: Niklous Manuel Dütsch. So het er uf em Gang zum Brunne dänkt; aber bhüet is Gott! Er het wohl gwüßt, wi-n-er mit däm bim Großvatter achäm. Nei, einschtwyle het er’s nume mit den Afangsbuechstabe dörfen under syni Zeichnunge setze. Und wenn si de einisch di Sache gseh und frage: Wär het das gmacht? Wär isch dä N. M. D.? und er de darf lachen uf de Stockzähnd und antworte: «He wär ächt?» de chunnt’s ne de villicht. Aber er ghört se scho antworte: «Du wohl — du!» Item, das isch halt doch der Wäg, villicht e länge, böse; aber es isch e Wäg. Und i houe’s düre. Und drum zeichnet er under di Buechstabe mit mene flotte Schnörggel e Dolch. Sitdäm er hinder Chrouchthal im Wald ds Vatters Dolch zoge het, für de Wölf z’wehre, isch ihm das eso im Sinn blibe: Wehr di, Chlous!

Ja, das «Gäggele», das nüt-Rächts-z’tüe-ha und daß d’Lüt nid a sy Arbeit wei gloube! Und bi allem däm Verliebtsy, ob allem Stichlen und Strichle, Malen und Mürme geng das Meitschi im Chopf! Uf allne Papierli steit’s afe konterfeit. Er verbrönnt se hampfeleswys, damit se niemer gseht. Nid wägem Uslache; aber wenn öpper würd errate, wär es isch, und ihm de wetti dry rede! Es geit niemer nüt a. Also verbrönnt me’s — und e Stund druuf isch es wider da.

Da isch wider einisch so ne Tag gsi. Es het ihm nüt rächt welle grate. «N. M. D.»-Schnörggle, Schlängge, Dolch, Doggeli, Gfrääser, Tüüfle, Ängeli, ds Meitschi. Und ändlech, wo-n-er du dry cho wär und en Idee ne packt het, heißt’s wider: «Chlöusi, e Wedele!» — Ja, geng numen eini uf ds Mal. Da isch ihm ds Trom verrisse. Das het der Tüüfel gseh, rurret er, geit uf en Eschterig, gheit es halb Dotze grobi Wedelen i d’Chuchi und schlat d’Türe hinder sech zue, daß ds ganz Huus weiß: potz Schieß! Die isch i der Falle. — Und furt!

Ne Halbstund druuf findt der Meischter Lieni Tremp der Niklous änet dem Gärbere-Graben am Bort gäge d’Aare. Dert sitzt er ob em Wäg i ds Marzili und stuunet i d’Wyti.

«Wo fählt’s, Alema?» fragt der Schnydermeischter und Großrat.

«Heiße nümme so.»

Dem Meischter Tremp fallt der Blick uuf vo dene große, fyschteren Ouge, e Blick voll Verdruß, me sieg: voll Heiweh, wenn me nid daheim wär. Ja — eigetlech, fragt sech der Schnyder, isch da nid öppis drin, wi wenn er e chly lätz im Chopf wäri? Und was der Niklous wyter redt, düteti o no dadruuf.

«Wie de?» fragt der Meischter.

Über däm isch der Maler wider zue sech cho. Es geit ja niemer nüt a, überleit er sech blitzgschwind, es chunnt de scho uus, wenn’s nachen isch.

«Hesch es Ungfell gha?» fahrt der Tremp furt. Und wider git ihm d’Antwort z’dänke:

«Öppe han i. — Dert unde, dä Ruf i der Schwellematt.» Dermit zeigt der Niklous uf e Brandplätz übere, wo verwiche di vier Dominikaner uf em Schyterhuuffen ihre martervolle Tod erlitte hei wägem Trug mit der Muetter Gottes i der Prediger-Chilche.

«Was söttisch du mit dene gha ha?» fragt der Meischter Tremp. «Chumm du chly zu mir yne! Channsch mer de brichte.»

Der Niklous dänkt: wär weiß? Eine, mit däm sech ließ rede, und geit mit. I der Butygge springt der Meischter uf e Tisch wi nen Aff. Und scho het er e gschnittene Bitz Tuech über d’Chnöi zoge, passet nen uf ne zwöite, gufet se zsäme, wichset e Nähtlig und — hai — d’Nadle schlüüft derdür, wi vo der Angscht gjagt.

Dä Flyß ergeret der Niklous. Er hocket uf mene Trog am offene Fänschter und luegt uf Helge vo schöne Costümes, wo a der Wand agnegelet sy. Fascht gluschtet’s ne, se ga abe z’schryße, wil ihm dür e Chopf fahrt, das wäri de am Änd na ds Großvatters Meinung vo der Chunscht no Arbeit für ne Maler. Aber ä’ä! Für das bin i de no nid z’ha. — Us däm Grüble weckt ne der Meischter: «Du wirsch doch o der Meinig sy, dä Bschiß am Gloube sygi sy Straf wärt gsi — oder öppe nid?»

Bschiß am Gloube! Ja, so het er gseit, und das Wort fallt i ds Niklouses Gmüet wi ne Rubin us mene Fingerring i ds Mählfeßli. Er schlüüft undere, und wi meh me nachegrüblet, descht wyter abe verlüürt er sech. Me weiß nume no, daß er drin isch, im Mähl, und wenn me ne-n-ume wott, so mueß me’s uf e Tisch usschütte.

«Das isch mir glych», seit der Maler. «Verdienet oder nid. Für mi isch dermit alli Arbeit verlore gange. Bi de Prediger hätt i en Ufgab übercho. Jitz isch dert nüt meh z’welle. Dä Brandplätz isch my Wunde.»

«Da wachst de o Gras drüber. — D’Barfüeßer wäre de o no da. Bruuche die nüt i ihri Chilche?»

«Dert isch für mi nüt z’welle.»

«Macht nüt. Es git no ander Lüt. Hesch niemer under de Vürnähme?»

«Hätti wohl; aber was nützt mir das? D’Frou von Erlach. Die het mir wohlwelle, aber me seit, si sygi schwär chrank. Der Chaschper vo Mülinen isch Landvogt z’Grandson.»

«Muesch halt e chly Geduld ha und d’Ougen offe bhalte. Es wott en anderi Zyt wärde. Der Schwager z’Glaris usse seit’s geng. Es isch nümme, wi’s sy sött. D’Chilche het ihri Heiligkeit verlore. Me weiß nümme, a wän sech ha. U das Chriegsglöuf u di Pänsione! Ds Gäld verhunzt d’Lüt, u der Tüüfel wird Meischter. Aber wart nume, wenn der Schwager einisch z’grächtem zu Wort chunnt...!»

«Wär isch das?»

«He, der Zwingli. Hesch ne nid gkennt? Er isch doch hie z’Schuel gange.»

«Aha, da dä wüescht Toggeburger?»

«Ja dä. E schöne Ma zum Aluegen isch er nid, aber e Ma, das chann dr säge.»

«Merke wohl, daß öppis i der Luft isch. Aber... wenn i numen afen öppis z’tüe hätti!»

«Me mueß uf d’Zyt achte. Dy Zyt chunnt de o, gloub’s nume! Wenn d’Sunne nid schynt, so channsch lang uf e Sunnezeiger luege. Da chönnti men o meine, es syg uus u fertig; aber wäge däm isch ds Liecht einewäg da. Stell du nume dys Sunnenührli zwäg und wart! Was gilt’s, grad wenn d’am wenigschte dra sinnisch, geit ds Schattestrichli uuf, und me cha wider underscheide zwüsche heiter und fyschter.»

Ob allem däm Rede hei dem Meischter Tremp syni Händ nid en Ougeblick glöiet. Lose hätti der Niklous no lang möge; aber was er nümme het mögen usgstah, das isch das Zueluege gsi. No einisch tuet er e Blick uf di Helgen a der Wand. Es chunnt ihm en Idee. Villicht, wär weiß, merkt so eine de öppis, wenn men ihm näbe syni Chleiderdogglen e Landschnächt hänkt, wo de aber zeichnet isch, daß me derzue darf stah. Und in e Schnyderbutygge chömen allerhand Lüt großi und chlyni. Scho gseht er uf em Heiwäg d’Figur vo sym Landschnächt: graduuf, halb vo hinde, mit großem Schritt, d’Muskle gspannet, daß me druuf möchti brätsche, ds Gsicht übermüetig über d’Achsle gäge Bschouer gchehrt, ds Barett wi ne Mandorla derhinder, der Spieß parat, daß me ne fei i de Rüppi gspürt. Und de machen i dem Schnyder no ne chlyne Sunnezeiger druuf, damit er gseht: i ha ne begriffe.

Jitz isch der Niklous wider uf sym Trom. — Dä Tremp! — Wi het er gseit? — Bschiß am Gloube. — Ja. Wi meint er das? Sötti das müglech sy? Öppis wi nen Ahnung geit dem junge Maler uuf, e furchtbare Schatte. — Was wott der Toggeburger? Wi isch das gmeint? — Dröit der Chilchen e Gfahr? — De mueß men aber für se-n-ystah. Undereinisch lächeret’s ne. D’Chilche, wo sötti waggele! Nei, ds Volk het der Chopf verlore.

Der Niklous chunnt uf e Platz vor der Lütchilche. Da stande Wyber binenandere, hei d’Händ über em Buuch verschränkt, wi wenn’s niene nüt z’tüe gäb, und luege mit Ouge wi Chällerlöcher under große Hube vüre. D’Glogge vo Barfüeßere lütet. Das wott no nüt säge, es schället der ganz Tag chehrium a menen Ort. Bi dene Wyber steit d’Frou Vogt, ds Niklouses Muetter. Si chunnt uf ihn zue, het ihm offebar e Neuigkeit.

«Was isch los?»

«Weisch, wäm si lüte? — Der Frou Barbara von Erlach!»

Der Niklous antwortet nüt. Er luegt nume stober dry und schnuufet, wi wenn er vor en Ate cho wär. So luege si enand a. D’Muetter weiß wohl, daß dä Tod ihm z’Härze geit. Ändlech seit er so i ds Läären use: «O no» und geit hei. Da steit der Tisch mit sym ganze Malergräbel druffe. Vor füf Minute no het er sech dadruuf gfreut; jitz möcht er am liebschte mit dem gstreckten Arm drüber fahren und alls under ds Bett wüsche. D’Händ uf em Rügge, lähnt er sech a d’Wand, stürmet i d’Stuben und het ds Gfüehl, es welli nachte, wo’s doch erscht Mittag isch. D’Barfüeßer-Glogge schwygt zum Glück. — Villicht het si-n-ihm der einzig sicher Fründ, der Chaschper, zueche glütet. Es wär emel geng das.

Aber er weiß wohl: mit der Frou Barbara isch ihm öppis erlösche, wo nie meh wider ufgeit, der einzig Glanz i syr Jugedzyt, alles, was ihm ds Läbe schön gmacht het. Und di Frou het ne mit nere feschte Hand in Egi gha, o wenn si nid grad lybhaft umewäg gsi isch. Er wär im Sumpf ohni si — oder z’totgschlage, nid am Lyb, aber am innere Möntsch und der Chünschtler in ihm...

Ja nu, gläbt sy mueß jitz halt einewäg. Me mueß sy Ma stelle. Und der Niklous Manuel Dütsch het nid im Sinn, nume grad sys Brot usez’mache, für sech in es paar Jahre vom Totegreber la undere z’tue, ohni daß numen öpper merkt, daß da eine weniger isch. — Es mueß eifach gschaffet sy, ob si-n-ihm’s abnähmen oder nid. Vergäbe söll di herrlechi Frou nid i sy Juged ynezündtet ha. Es wär e Sünd, la z’ergah, was si pflanzet het. — Aber äbe... es het öppis z’bedüte, daß es e Frou gsi isch, wo das an ihm ta het — e Frou! E schöni Hand het ihm ds Liecht gha zur Arbeit. Das cha numen e Frou. E Ma — und wär er Gott weiß was — chönnt sech nid ebha, eim dry z’chafle. Aber eim so in aller Stilli zündten und mit ihrem Aten und ihrer Wermi und Schönheit der Härzschlag i d’Arbeit yne bringe, das chan e Frou und niemer sünsch. Und wenn me nümme wyter weiß und wenn der Verleider eim Hand und Füeß lähmt, de mueß me der Chopf chönnen enere Frou uf d’Schoß lege, bis eim ne der Gloube wider lüpft. E Frou, e Frou, e Frou mueß häre! — So het’s der lieb Gott gmeint. — Und mir het er eini la wachse. Jitz gangen i se-n-i sym Garte ga reiche.

Wär hüttigstags im Münschter umenand louft, het kei Ahnung dervo, wivil Chummer, wivil Läbesluscht da under dene Steiplatte für geng zur Rueh cho isch. Wo der Ritter Chaschper vo Mülinen uf der Landvogtei z’Grandson verno het, daß sy Muetter gstorbe sygi, isch si scho näben ihrem dritte Ma under em yghouene von Erlach-Wappe gläge, und bis er z’Bärn acho isch, sy bereits bi zwänzig Schueh Wachscherzen uf der Gruft abebrönnt gsi. Er het neui la ufstecken und isch mit sym eltischte Suhn, dem Hansruedi, häregchnöilet zum Bätte. So het ne der Niklous Manuel gfunde. Drei Schritt hinder sym Fründ isch er o nidergchnöilet und het für d’Seel vo der Frou Barbara bättet, bis der Ritter ufgstanden isch und ne gseh het. Keis Wort hei si zsäme gredt. Si hei sech nume d’Hand gä, und dermit isch alles Nötigen under Fründe gseit gsi. Mitenand sy si zur Chilchen uus. A der Heiteri usse gseht der Niklous, daß der Ritter Ougewasser het. Und drum wird wyter gschwige. Für under em Druck ewäg z’cho, fragt du ändlech der Niklous: «Isch das dy Eltischte?»

«Ja.»

Wenig Wort; aber der Stolz het ds Vatters Ougen e neue Glanz gä.

So sy mir gsi, wo mer im Gärbere-Grabe gchrieget hei, dänkt der Maler, luegt di beiden a und spinnt wyter: Du scho Landvogt und Vatter vo settigem Ufwuchs! — Und i geng no nüt.

«Du, los! I chume de hinecht zue dr», seit der Ritter, «i hätti dy Großvatter no öppis z’frage. Du weisch, er isch di läbigi Chronik und scho achtzgi. Me mueß di Alte frage, so lang si no da sy. Me cha nie wüsse.»

«Er isch ga Baden abe, a d’Tagsatzung.»

«Was du nid seisch! Ma-n-er no so wyt reise?»

«Er sötti nümme; aber säg das so eim!»

«Es isch schad, daß er nid da isch; aber i chume de einewäg. Chume lieber zu dir. Bi üs daheim tötelet’s no.»

Si sy am Abe chuum binenandere gsi, so chunnt d’Red uf ds Niklouses Liebi zum Kätherli Früschig.

«Du hesch rächt», seit der Ritter, «aber i will der jitz öppis säge: i ha der’s verchaflet.»

«Du? — Wiso?»

«Ja, i. Und juscht drum hätt i gärn mit dym Großvatter gredt.»

«Was wotisch da rede? I ghöre ne scho, wi-n-er seit: Um ds Himmels und aller Heilige wille! Dä Nütnutz und hürate! Es fählti sech no, daß er ds Wybervolk im Chopf hätti! — Ja, so redt er.»

«I weiß scho, daß eine, wo längschtes da drüber uus isch, nid begryft...»

«Du bisch guet, drüber uus! — Und der Schultheiß Matter, wo mit achtzig Jahre no nes jungs Meitschi ghüratet het!»

«Es het ne-n-aber o töt. Das wird anderen alte Herren o Ydruck gmacht ha.»

«Villicht. Wäge däm git my Großvatter glych no nid zue, daß i hürate. — Aber wunder nähm’s mi, wiso du mir söttisch d’Sach verchaflet ha.»

«Los nume! I ha dir bi ds Früschigs welle z’bescht rede...»

«Und bisch lätz acho?» Der Niklous richtet es paar erchlüpfti Ougen us sy Fründ.

«Los nume!» fahrt dä furt. «I ha di usegstrichen als Meischter. Aber äbe. Juscht mit däm bin i agschosse. Nid daß si dir nid wohl wette, aber... für’s mit eim Wort z’säge, das sy jitz halt Lüt, wo... wi söll i säge?... lieber e Ritter im Huus hätten als e Meischter.»

«Da isch der Hansli derhinder.»

«Es cha sy; aber o der Alt.»

«Was hei si de gseit? I meine ds Kätherli? — Isch öppe da einen umewäg, e Ritter?»

«Nid, daß i wüßt. Aber los nume! I ha’s du myr Muetter erzellt. Du weisch ja, daß si dir gärn ds Glück zuegha hätti.»

«Und was het si gseit?»

«Glachet het si. Es isch ds letschtmal gsi, daß i se so ha ghört lache. Ganz gschüttlet het es se. ‹I cha mer’s wohl dänke›, het si gseit, ‹der alt Früschig! Wenn eine wi är einisch Landvogt gsi isch, so seit ihm nachhär d’Schuehmacher-Wärchstatt nüt meh. Und erscht no der Jung! Dä fragt der Schaal o nüt meh nah, dä wott jitz anderi Stieren a de Hörner packe. Und was gilt’s, in es paar Jahre hei si, was nen im Sinn lyt. Ihri Chinder und Chindschinder regiere de villicht z’Bärn. Das sy Chöpf, und ihri Händ hei Griff, potz Guggerli›.»

«So? Bis jitz het emel der Alt nüt derwider gha, sech la Meischter z’heiße!»

«Äbe, das han i o gmeint. Aber wo-n-i du ghört ha, dem Kätherli hätti me lieber e Ritter, han i gmeint, i mach’s guet, wenn i sägi, du sygisch drum nid e gwöhnleche Handwärchsmeischter, du heigisch e höcheri Meischterschaft. — Jitz weisch, mit was i der’s verchaflet ha.»

«Sy si toub worde?»

«Und wie! — Aber my Muetter het mi du tröschtet. Si het gseit: ‹Bhüet is, bhüet is! D’Liebi, wenn si ihre Name verdienet, fragt weder na Rittersporre no na Meischterbrief. Si nimmt, was nere gfallt.›»

«Äbe! Aber mit allem däm bin i so gschyd wi vorhär.»

«I gloube, mit dem Gfalle wär’s nid so bös. Cha der nid säge, warum; aber ds Kätherli isch emel doch rot worde, wo-n-i vo dir gredt ha. Und es git Meitscheni, die hei’s im Brunch, zerscht ewäg z’bänggle, was si gärn hätte. Und chunnt’s nid vo sälber ume, so gange si’s, wenn grad niemer luegt, wider ga näh. — Aber me mueß mit der Sach rächne, wi si lyt. Lue, es isch halt so. Es het hie niemer nüt uf der Chunscht, wi du se versteisch. Der Wäg o zu nere rächte Frou geit i Gotts Name dür e Große Rat. Da git’s nüt z’brichte, und drum han i mit dym Großvatter welle rede.»

«Du wirsch doch nid mi wellen i Große Rat borze?»

«Juschtemänt.»

«Was söll i dert?»

«Vorlöufig nume sitze.»

«Und der Chopf daheime la?»

«Emel ds Muul. D’Ohre muesch mitnäh. — Aber ohni Gspaß: lue, hie z’Bärn gilt nüt, wär nid vor Rät und Burgere sy Ma stellt. Und — du masch mer’s glouben oder nid — es isch o der erscht Seigel am Leiterli zu ds Kätherlis Gadefänschter. Mit Helge-Male chunnsch zu keiner Frou.»

«Und ohni Frou niene hi, du hesch rächt. — Also mira, so mach! Aber ob i de ds Muul geng daheime la, fragt sech.»

«Du würdisch mi duure, wenn’s dert vernischtet würd und verlore gieng. Mir bruuche’s de no für en Achatius.»

«Aber gäll, Chaschper, mit der höchere Meischterschaft geisch mer se de nümme ga gusle!»

«Kei Chummer! Sobald i weiß, daß du i ds Rathuus chunnsch, gangen i wider uf my Vogtei, und de bringsch mer de einisch dy Frou! Es git de z’Grandson no Arbeit für di, in ere Kapälle. — Was meinsch, wenn chunnt dy Großvatter hei? Er wird sech halt müeße Zyt näh. Mit achtzig Jahre galöpplet me nümme so gärn.»

«Er chönnti scho lang ume da sy. Bis jitz het ihm ds Ryte nöue no nid Müej gmacht; aber bi so menen alte Ma cha’s undereinisch z’vil sy.»


Drei Tag na däm Gspräch ghört der Niklous Manuel ob em «Gäggele» ungwaneti Stimmen uf der Gaß unde. Er springt a ds Fänschter und gseht grad no ne jüngeri Frou hinder em Großvatter uf em Roß sitze. Si luegt schier übermüetig um sech. Es macht Gattig, si well de Gwunderige, wo z’ringsetum zum Vorschyn chöme, wi d’Schweißtröpf uf nere heiße Stirne, säge: Lueget nume! Es isch eso. — Si rütscht ab em Roß, wi weiland d’Rebekka ab em Kamel, zupft sech der Rock zwäg und zieht der Fädere-Huet ab, für ds Haarnetzli besser az’zieh, währed der Herr Dokter Frickart sy wyße Bart bis uf e Roßchammen abe lat, für us em Sattel z’bärze. Aber jitz steit er da, streckt sech, lat ds Roß zum Brunne loufen und seit zu der Frou, wi eine, wo mit syr fertigen Arbeit würklech zfriden isch: «So, da wäre mer.»

Der Niklous lähnt sech zum Fänschter uus und ma sech nid ebha z’frage: «Isch das öppen e neui Großmuetter?»

Der Ratsherr luegt ufe, froh, daß men ihm däwäg d’Vorstellung erliechteret, und antwortet: «Juschtemänt, Chlöusi.»

Der Maler zieht der Chopf y und verschwindet. «Juschtemänt», seit er zue sech. «Es geit nöue di Tag alles juschtemänt, ig i Große Rat, juschtemänt, e jungi Großmuetter i ds Huus, juschtemänt. Was chunnt ächt no?» — Aber warum e guete Luun ga verderbe? Wär weiß, ob nid mit där Frou e Sunnestrahl i ds Huus fallt und alti Vorurteil uflindtet?

Ohni vil Lärmen isch das unglyche Paar d’Stägen uuf cho. Der Niklous het mit eim Oug di Brut oder Frou als Maler agluegt, mit dem anderen als Stiefgroßsuhn. I der Fyschteri vom Stägehuus seit er sech no: jitz nimmt’s mi donschtigs wunder, wär elter isch, ob ig oder my Großmuetter.

Er heißt se gottwillche, tuet ne d’Stubestüren uuf und füehrt se-n-a ds offene Fänschter vüre, für se z’gschoue. Hm, dänkt er, für ne Hushältere hätti’s e weniger Hübschi o ta. — Dä Großvatter, dä Großvatter! — Gredt worden isch nid vil. Was het me sölle säge? Agluegt hei si sech chehrium und geng eso, daß keis öppis dervo hätti sölle merke, und doch het me sech gägesytig wellen us den Ouge läse, was me vonenand dänki.

Der Niklous spilt’s uf di heiteri Syten usen und seit: «Ja, ja, Großvatter, so ne Tagsatzung!»

«Die han i de nid öppe versuumt», antwortet der Ratsherr, «aber es isch mer no Zyt gnue blibe. Mir sy nämlech scho trouet. Dy Stiefgroßmuetter heißt Anna Brugger und chunnt vo Hornusse. Mir kennen is nid erscht sit geschter.»

«He nu», seit der Maler, «die Sorte vo Hornusse ließ i mer gfalle!»

Si hei sech gsädlet, und der Niklous fat a der Huswirt spile. «Was cha men ech ufstelle?» — Er merkt wohl, dem Großvatter wär’s chummlecher, er gieng ga «gäggele»; aber jitz isch der Maler uf de Wedele. Er treit se nid nume zueche, er vertromet se-n-und füüret und het geng wider d’Nasen i der Stube. Z’gseh git’s wyters dert nüt. Si sitze näbenenandere wi bravi Schuelchinder. Wi wetti sünsch der Großvatter ds morndrisch dem Niklous bherte, er heigi nume ghüratet, für nes guets Byspil z’gä i där Zyt, wo d’Lüt sech so gar nüt meh us unehleche Chinder mache?

D’Stadt het jitz wider öppis z’brichte. Es geit ihm de wi dem Schultheß Matter, säge d’Lüt; aber si chönnte sech das Mal trumpiere. Für se z’gschweigge, zeigt sech der Dokter Frickart flyßig i der «Chrone», wo usgmacht wird, wenn’s Mode wärdi, daß eine no mit achtzgi ne hübschi Frou überchömi, so syg es sech emel de wider derwärt, z’läbe.

Dert, i der «Chrone», erwütscht du der Herr Chaschper vo Müline der Dokter und profiliert vo sym Hochzyterluun, für dem Niklous z’bescht z’rede. Hürate sött er und i Große Rat cho. «Das wäri scho gschyder als daheim hocken und gäggele», meint der alt Herr. Er weiß wohl, daß d’Neechi vo so mene ledige Maler mit offenen Ougen und mene gschliffene Muul syr junge Frou nid i Chram passet.

«Dadüren also wär jitz nüt meh im Wäg», brichtet der Ritter ds morndrisch sym Fründ, «i gloube, dyr Frou Großmuetter chönntisch kei größere Gfalle tue.»

«Juschtemänt, he?» lachet der Niklous use.

«Und i gloube», fahrt der Herr Chaschper furt, «der Ougeblick wär bi ds Früschigs nid ungschickt. Si sy nämlech im Chummer um e Vatter und um e Hansli. Die sy doch beidi mit usgrückt i d’Lampartei, und sit dem Sturm uf Genua het me nüt meh vo ne ghört.»

Bald druuf isch der Landvogt vo Grandson wider uf sys Amt gritte. Zum Arbeite hätti’s jitz e gäbigi, stilli Zyt chönne wärde, — aber wi’s de so geit im Chünschtlerläbe: es wott und wott sech mängisch bi allem guete Wille nid zsäme schicke. Wär me bi Luun, so cha me nid derhinder; hätti me Zyt und Stilli, so geit eim nüt vo der Hand. Es het jitz niemer na Wedelen und Wasser grüeft. Ehnder wär der Großvatter sälber uf en Eschterig oder zum Brunne gange, wenn er grad niemer zur Hand gha hätti. Nei, vo da nache hätti der Niklous nüt gha z’chlage; aber di Sach mit dem Große Rat isch ihm im Chopf umegfahren und de äbe...! Aber me hätti chönne meine, d’Frou Früschig sygi mit ihrne Töchteren und dem jüngere Suhn uf d’Suechi über d’Bärge gange. Louben uuf, Louben ab isch der Maler, er het hinder de Pfyler vüren a ds Früschigs Huus ufe güggelet; aber es het ne-n-afange dunkt, si heige dert nid vil uf Lüfte. Di Buzeschybli hei sträng vermacht, emel vo usse gluegt. Derhinder frylech hei di beide Töchtere sech mängisch fascht chrank glachet ob där Spioniererei. Aber der gröscht Gspaß hei si doch du gha, wo si grediüberen ihre Brueder Hansli hinder eim Loubepfyler gseh hei und der Maler hinder em andere. Merkt er’s ächt? — Fascht het ds Kätherli Angscht übercho, vowäge dem Hansli syni Gwanheite sy im genuesische Chrieg nid duucher worde. Wenn’s jitze z’mache wär gsi, hätt es no gärn dem Niklous es Zeiche gä, er söll flieh. E Verliebten isch nid merkig; da mueß me dütlech rede. So ryßt ds Kätherli undereinisch ds Fänschter uuf und rüeft über d’Gaß — trotzdäm ’s no gar nid Zyt isch gsi: «Hansli! — Cho ässe!» Mit däm chunnt der Hansli under em Loubeboge vüre, der Niklous gseht ne-n-und dänkt: oha, bisch du wider im Land? — Also wär der guet Ougeblick wider verpasset. Aber der Maler isch gar nid Sinns gsi, wyter uf d’Gunscht vom Ougeblick z’passe. Däwäg chönnti einen alt wärde, ohni zu syr Sach z’cho. Übrigens het niemer wyt bruuche z’loufe, für z’erfahre, daß di beide Früschig ume z’Bärn sy. Vo Wirtshuus zu Wirtshuus isch d’Mär gange, der Hansli sygi vor Genua uf mene Streifzug de Venezianer i d’Händ gfalle, und wenn nid der Herr Albrächt vom Stein, wo erscht vor churzem no dem Chünig vo Frankrych Chnächte zuegfüehrt het und jitz mit de Venezianer gäge d’Franzosen im Fäld gstanden isch, ne gfunde hätti, so gäb’s kei Hansli Früschig meh. Daß er i der Gfangeschaft z’Ferrara schier verhungeret gsi isch, hätt ihm frylech niemer meh agseh. Chäch und fräch isch er i der Stadt umegfahre, het Gäld im Sack gha und gschlitzti Chleider, kei Landschnächte-Fähnerich schöneri.

Der Brachmonet isch warm und schön worde. Es het ein use zogen us der Stadt, und drum isch d’Chünizer-Chilbi grad mängem erwünscht cho.

«Sant Anna! Sant Anna! — Was chunnt ech z’Sinn? A di Burechilbi!»

«Aber Muetter, der Hansli...»

«Ja, äbe der Hansli! Es nimmt mi nume wunder, was dä Bueb no alles ateigget.» Mit däm het d’Frou Früschig ihri beide Töchteren i der Stube la stah, wo si ihri schönschte Röck über Tisch und Bett hei usgspreitet gha. Si isch aber nid wyters us em Hüsi cho, wil si sech gseit het: Wartet nume, bis der Vatter vom Rathuus heichunnt! Dä wird ech de di Flouse scho dürtue. Es fählti sech grad no, daß di Töchtere Früschig an e Burechilbi gienge, jawolle! Me het ekeis Wort meh drüber verlore — — bis z’Mittag, wo der Vatter bi der Suppe seit: «I mueß de am Donschtig ga Chüniz use.» Da isch Füür ufgangen i den Ouge vo de Chinder. D’Muetter hingäge chehrt der Löffel uf halbem Wäg zum Muul.

«A d’Chilbi? Vo Rats wäge?» fragt si.

«Äbe juscht. — Es söllen üseren es paar ga luege, was da geit.»

«Ah, däwäg?» tröschtet sech d’Muetter. «Häb emel de Sorg!» seit si zu ihrem Ma. «Es geit de da mängisch wüescht, wenn si di dritti Maß helte. Nu, dir wärdet dänk bi dene Dütsch-Ordesherren am Tisch sy. Aber gäll, du lasch di de nid z’hert vüre?»

«Dir chönnet mi ja de am Chuttefäcke ha, Kätherli und Gritli!»

Da het der Vatter beidi Töchteren am Hals, und der Hansli fat afa singe, und der Ludi findt vor Freud Mittel und Wäg, ne Platsch Suppen uf ds subere Tischtuech z’verschütte. E Chlapf vo der Muetter bringt ne wider zur Rueh, und der Vatter befihlt mit mene Lachen i den Ouge: «Still jitz! Ässet!»

So isch du dä Tag cho, schön und hilb, und so wyt me gseh het um d’Stadt ume, isch alles im Saft gläge. D’Luft isch voll gsi vom Duft vo gmäjte Matte. Uf der Gurte-Syten isch ds Heu no gläge, uf der Chünizbärg-Syten isch es yta gsi. Z’beidne Syte drob zueche hei di früsche Tribe der Tannewald heiter gmacht. Gjuzet het’s uf allne Wääge. Us em Chünizbärg-Wald abe sy si cho, Bueben und Meitschi, vo der Sänse här über Härzwyl, us em Schwarzeburgerland über Schliern und dür ds Gurte-Täli, Bure, Bure, nüt als Bure, aber mänge derby, wo scho gwüßt het, was Chrieg isch und wi d’Wält änet de Bärgen usgseht. Und vo der Stadt här isch es cho wi Meiebluescht uf der Wanderschaft, fascht luter Bueben i gschlitzte Chleider vo allerhand Farb, alles jungi Lüt, wo nüt anders gwüßt, no gloubt hei, als daß di ganzi schöni Wält nume für si da sygi, so rych und so voll, daß eim geng grad ds Schönschten etwütscht, wenn me sech z’lang am glyche Blüemli erluschtiget. Me het nümme Zyt zum Heinäh, Ystelle, Bhalten und Zfridesy. Nei, hurti an en Arvel, usgchüschtet, dännegheit und hai! wider es anders, gäb eim’s der Nächscht ewägschnappet. Ja, so chunnt’s hütt vo allne Syte gäge Chüniz zue. Und i de Wirtschällere tropfe scho d’Häne vom vile Probiere. «Der Donner o», säge di Ratsherre, wo sölle ga luege, was gangi, «das wird öppis chönne!»

Es zuget über ds Steihölzli, und z’mitts drinne chunnt breit und stattlech der alt-Landvogt und Ratsherr Früschig zwüsche syne schöne Töchtere. Und hinder ne sprütze vor Übermuet ihri Brüeder. D’Muetter het sech nid derfür gha, a di Gugelfuehr z’cho. Der Schleipftrog z’mache, begähr si nid, es schadi dänk sowiso nüt, wenn öpper Vernünftigs daheim blybi, für bi Barfüeßere ga z’bätte.

Wi dä Wald schmöckt im Steihölzli! — Wyter usse stübt’s scho chly. Es git wyßi Schueh und trocheni Häls.

Plötzlech, wo si i Schatte vo der Chilche chöme, brüelet der Hansli: «Potz Donner, Chueri vo Latterbach! — Chlöusi, Chlöusi, wottsch um ne Guggischbärgeren uus? — Chumm abe!» Ja, dert obe, uf der Chilchhofmuure sitzt der Niklous wahrhaftig in ere gschlitzte Tracht, schöner nützti nüt. Und er treit se nid wi etlehnt. Si sitzt ihm. In es paar Gümp isch er dunden und grüeßt gattlech. Si gschoue ne mit großen Ouge. Nume ds Kätherli versteckt syni under de Wimpere; aber er merkt wohl, er het nid lätz grächnet. Der Hansli luegt ne no einisch vo obe bis unden a und fragt: «Was chunnt di a? — Bi wäm hesch dinget?»

«Hm», git der Niklous harmlos ume, «darf öppen üsereine nid o einisch öppis Rächts alege?» Der Hansli bruucht nid z’wüsse, daß für das Chleid jitz i der Butygge vom Meischter Tremp ganz e bravi Madonna und zwee verwägeni Landschnächten a der Wand hange.

Der Hansli isch, so lang er no kei Channe gheltet het, gar nid en untane. Er gönnt jedem sy Freud; er cha sech nume nid vorstelle, daß eine, wo däwäg umenandere louft, wi der Niklous, ds Gäld derzue anders als vo mene Wärber sötti übercho ha.

Und jitz gange si halt mitenand, z’mitts dür das Chilbi-Volk düre, wo zerscht no ne Stund lang uf der Straß umenandere steit, enand gschouet und du no i d’Chilche geit ga chnöile. Der Hansli zieht der Niklous mit i Hof vo der Ordes-Commende, wo tischet isch für di Herre vo Bärn. Me lat sech zueche, und wo der Comtur sälber chunnt, der Herr vo Fridinge, da schiebt wahrhaftig der Hansli no der Niklous zuechen und seit dem hochwürdige Herr: «Wenn Dir öppen einisch ne Maler bruuchet, wo öppis cha, so wär de das eine!»

Der Niklous trouet synen Ohre nid; aber er macht nid der Gstabi. Und wo der Comtur sech fründlech mit dem Maler ylat und fragt, wo-n-er glehrt heigi, da luegt e ganzi Zylete vo Ougen uf ihn, und ds Kätherli seit sech, hübsch syg er halt doch. Es breitrandigs Barett het er über ds rächten Ohr zoge, so daß sy schöne, fyne Chopf sech dütlech abzeichnet. Er isch vo glimpfiger Gstalt, und wenn er umeluegt und mit syne großen Italiäner-Ouge d’Lüt muschteret, so wird’s dem Kätherli heiß under der schön gfältlete Hemlisbruscht. Aber es luegt nume, wenn är nid luegt, und mängisch tönt’s dem Niklous i den Ohre: i ha der’s verchaflet. — Item, me sitzt jitz a der glyche Tischete, wyt usenand, aber doch nid wyter als e tannige Lade vo zwölf Schueh.

D’Ordesritter sy nid schäbigi Wirte. Me lat sech’s la wohl sy und sitzt geng no da, währed me zwüsche de Hüser düre scho d’Tanzmusik und ds Gsurr und Gjuz von ere luschtige Stampfete ghört. Di Junge löökt’s ewäg; aber si dörfe nid rächt vom Tisch, so lang der Comtur dasitzt und redt. Nah-ti-nah hingäge lugget’s doch. Eint und anders verzieht sech und chunnt ume. Der Hansli und der Ludi Früschig drücke sech dervo, so daß es lääri Plätz git und der Maler neecher und neecher a di Töchtere cha zueche rücke. Ds Kätherli macht es Gsicht wi ne bschlosseni Spychertüre. Aber wo git’s so ne Türen ohni Guggloch? Me mueß enandere ds Wort gönne. Das isch nümmen anders z’mache. Zwüschenyne touchet der Hansli wider uuf mit rot tanzetem Gsicht. Me schwitzt, es wird luter und luter gredt, und das git Durscht. Di Ordesritter sy verschwunde, numen ihri Channe sy no da und geng wider nachegfüllt. Di Ratsherre sy furt. Si müeße ja ga luege, was geit. Und a ihrem Platz sitzen ander Lüt, jungi Bärner, wo Durscht hei. Es geit geng läbiger zue. Der Hansli Früschig erzellt, und wenn einen ungläubig dryluegt, so brüelet er ihm di ganzi Gschicht vo Genua bis Ferrara i ds Gsicht yne, daß er nümme weiß, isch er vom Schwitze naß oder vo öppis anderem. Es begryft eigetlech niemer, warum me däwag mitenandere mueß rede, warum Füüscht und Channen und Bächer und Täller uf de Tischen umetanze. Me isch ja nid übelghörig. Z’mitts drinne wird der Niklous z’Red gstellt: «A jitz, vo wäm hesch du Handgäld?»

«Vo niemerem.»

«Das gib amene Löl a, aber nid mir! Wo hättisch de das Gwand här?»

«I ha’s weder amene tote Franzos, no amene Venezianer vom Lyb gstole.»

«Du! Was wottsch mit däm säge, he?»

«He, me wird öppe no uf schicklechi Manier zu Chleider chönne cho!»

Da chlemmt e chlyni Hand der Niklous chreftig i Arm. Es isch ds Kätherli, wo möcht warne; aber es isch scho z’spät. Dem Hansli isch nid zum erschtemal eis gsteckt worde wäge sym Überloufe vo eim Chriegsherr zum andere, er isch hurti parat, hinder jedem unüberleite Wort ne versteckte Hieb z’sueche. Und einisch toub, kennt er keis Bsinne meh.

«Was wottsch mit däm, he?» brüelet er. Scho mit der Hand am Dolch wott er um e Tisch ume, und wil er e settige Gwaltskärli isch, trouet sech ihm niemer vor d’Füeß — ussert dem Kätherli, wo ufspringt, plötzlech syni geng so sorgsam bschlossenen Ouge wyt ufsperrt, daß me ganz erchlüpft, und befihlt: «Hans! Du weisch...!» Ds Kätherli leit ihm sy tapferi Hand uf e Dolchgriff und seit der jüngere Schwöschter: «Gang, rüef dem Vatter!»

Anderi Lüt hei der Niklous vom Tisch ewäg zogen und setzen ihm zue, er söll mache, daß er furt chömi.

Der Hansli tuet wi vo Sinne, brüelet, fluechet und redt Wort, wi se no niemer hie ghört het. Wo-n-er der Niklous nümme gseht, dröit er: «Flieh nume, du...! Du ertrünnsch mer glych nid! I finde di scho. Du chunnsch nümmen uf dyne Füeße ga Bärn yne!»

Währeddäm d’Ratsherre sech uf der Dorfgaß vor de Wirtshüser zeigen und dermit ds Volk in Egi bhei, steit dobe, im Hof vo der Commende, der Hansli bluetrot und luegt um sech, wi wenn er sech überleiti, wäm er a Chrage well. «I finde di scho, wart nume!» brüelet er geng wider, bis einen ihm zuerüeft: «De muesch di aber derzue ha, sünsch isch der Chlöusi no vor dir z’Bärn inne!» Uf das hi tuet er e neue Fluech, zieht der Dolch und geit breitspurig uf d’Dorfgaß abe. «I finde di scho, i finde di scho!» — Alles flieht uf d’Syte. Niemer het Luscht, där Chriegsgurglen i Wäg z’cho. Hinder ihm füllt sech d’Gaß wider mit Lüt und Glächter. Ja, jitz chönne si ume lache, wo me ne vo hinde gseht gäge ds Steihölzli zue loufe.

Underdesse het ds Kätherli der Niklous erlickt. Er steit änet dem Bach am Bort oben und luegt dem Hansli nache. Es gseht grad uus, wi wenn er ihm nache wett — villicht us Gwunder, oder wil er nid dä sy möchti, wo sech vor em Hansli förchtet. Da louft ds Kätherli ds Bort ab, was gisch, was hesch, über ds Brüggli, änen ufe, atelos und blybt erscht stah, wo der Niklous einisch zrückluegt. Z’mitts uf nere gmäjte Matte, wo ds Heu i Wälmleni lyt, bi menen alten Chirsboum, gseh si enand, und dem Niklous fahrt dür e Chopf, was der Chaschper ihm verwiche gseit het vo de Meitscheni, wo, wenn grad niemer luegt, gange ga reiche, was si furtbängglet hei.

Mhm, steit uf sym schöne Gsicht gschribe. Gschmeidig wi ne Gott us Griecheland steit er da i syr farbige Tracht uf der grüene Matte. Und dem Kätherli wott ds Härz us de Näht, wo-n-ihm undereinisch z’Sinn chunnt, jitz gsej’s grad uus, wi wenn’s ihm nachelief. — Ja, was de sünsch, Kätherli? Jitz isch’s der halt dürebrönnt, und du merksch nid emal, daß d’ vergässe hesch, dyni Ougsdechlen abe z’la.

«Wei mer ne la loufe?» fragt er.

«Du wottsch ihm doch nid nache?» Es weiß nid, daß es mit syr schöne Hand der Niklous ganz fescht am Ermel packt.

«Me sött eigetlech ga luege, daß er nüt Dumms astellt.»

«Aber nid du, Niklous!»

«Ja, wär de?»

«I wott das nid. Du kennsch ne nid. Das het er jitz us em Chrieg umebracht, daß er so ne böse Wy trinkt. Er isch de sünsch nid eso. Er wär der bescht Mutz, wo’s git...»

Undereinisch sy di schönen Ouge voll Träne. Ds Kätherli chehrt sech ab und versteckt ds Gsicht im Spitzetüechli.

«Heit nid Angscht, Kätherli!» tröschtet der Maler, und er schiebt ganz chäch sy Arm under dä vo der Ratsherretochter. So gange si nes paar Schritt gäge ds Dorf zue.

«Aber was macht er jitz?» fragt si und blybt stah. Und si chehren um, gange wider zrück, luegen und gseh niene nüt meh. Si standen under em Chirsboum und hei ds Gfüehl, si sötten öppis zunenand sägen und begryffe nid, warum nen undereinisch gar nüt meh z’Sinn chunnt. Beidne geit so vil dür e Chopf, daß si us däm Wirrwarr nüt uf d’Zunge mögen erhääggle. Aber wenn men under mene Chirsboum steit, so fragt men o nid lang, weles vo dene tuused Chirsi me zerscht welli abrupfe. Ds erschte, wo me ma errecke, isch grad ds rächte. Es chunnt beidi es versteckts Lachen a. Und wo der Niklous ändlech seit: «Das isch mir jitz bi allem Ungschickte doch no nes Gfell, daß mir hie usse zsämecho sy», wird ds Kätherli rot und schlat, wi us Verschuß, di tief blauen Ougen uuf. Jitz weiß er: der Chaschper het halt doch rächt gha, und er fahrt furt: «I wett, i fänd Euch all Tag so under mene Boum; er bruuchti ja nid z’Chüniz usse z’stah.»

Und si lachet. Und der Niklous fragt: «Aber Dir heit schynt’s nüt uf de Meischter?»

«Wär seit das?»

«He, der Ritter vo Müline.»

«Ach, dä!»

«Ja, isch es öppe nid so?»

«Nei, es isch nid so. Da druuf chunnt’s mir gar nid a.»

«Uf was de, Kätherli?»

«Ach...!»

Ds Kätherli rangglet und niffelet mit de Finger a sym Spitzetüechli. Da chan er nümmen anders, er leit ihm der Arm um en Äcken und git ihm es Müntschi, nei, zwöi, drü. Und ds Kätherli wehrt sech nid emal.

O du liebe, schöne Chirsboum!

Z’Chüniz inne wird tanzet und gjuzet und prüglet. Und es het niemer gluegt, wo ds Kätherli isch ga reiche, was es het furtbängglet gha.

Si chömen a ds Bort ob em Bach, und da gseh si grediübere, hinder em Chornhuus vom Chloschter, es Päärli, wo sech nid cha gnue tue mit Obenynenäh und Müntschle.

«Lue dert!» seit ds Kätherli und git dem Niklous es Müpfli. Und du schüttlet es se beidi vor Lache. Es isch nämlech ds Kätherlis Schwöschter und der Boley Gantner vo der «Chrone».

«Huhu!» rüeft ds Kätherli übere, und der Niklous nlmmt’s obenyne. Und wo die däne ’s gseh, fa si nam erschte Chlupf o wider vo vornen a. Jitz gange der Niklous und ds Kätherli übere, und di beide Päärli wanderen i eier Säligkeit dem Bach nah gäge ds Gurtetääli.

Änet der Chilche steit der Vatter Früschig tiefsinnig mit zweenen andere Ratsherren a der Chilchhofmuure. Wenn er so gueti Ouge hätti wi Ohre, so gsäch er sy jüngere Suhn im «Stärne» nes Guggischbärger Meitschi trülle.

Wo’s Fyrabe lütet, wird’s nah-ti-nah wider läbig uf de Wääge. Es schnaagget i der Abedsunne bärguuf, de Wälder zue. Und bald ghört me nüt meh, als was all Tag um die Zyt z’ghören isch, öppe ds Möögge von ere Chue, wo möchti gmulche sy, und ds Brodle vom Dorfbach.

Uf em Heiwäg politisiert der Vatter Früschig mit de Ratskollegen und achtet wyters nid uf syni Töchtere. Erscht vor der Hustüre merkt er, was im Tue isch. Donnerhagel, dänkt er, wo der Niklous und der Boley sech höflecher, als es sünsch der Bruuch isch, verabschide, han i jitz der ganz Tag gluegt und am Änd doch nid gseh, was geit?

Zwee Tag druuf zieht ne der alt und ewig jung Dokter Frickart na der Ratssitzung uf d’Syten und fragt ne, öb er scho gmerkt heigi, daß sy Tochter e guete Fründ heigi am Niklous Alema.

«Öppe han i.»

«Und?»

«Bis dahi isch es no der Bruuch gsi, daß einen anere Frou öppen es Obdach het, gäb daß er se höischt! — Ja nu, wenn Dir weit zueche stah...»

«Hm. Da drüber chönnti me no zsäme rede. Vorewäg sötti men äbe jitz luege, daß me dä Bursch i Große Rat bringt.»

«Anders tät i’s de nid», antwortet der Vatter Früschig.

So het’s i de Vorverhandlunge tönt. Me isch emel afangen uf ne Bode cho mitenandere; aber dem Niklous isch no gnue blibe zum Dänneruume. Me het o nid gwüßt, wi de das söll gah zwüschem Niklous und dem Hansli. Der Hansli hätti zwar sy Ruusch no im Steihölzli usgschlafen und sy Töubi vergässe gha; aber sit dem Heicho us em venezianische Dienscht isch sy Houptbeschäftigung ds Dasumegheie, Gäldvertue und Trinke gsi, und das het ihm alli vierezwänzig Stund d’Töubi ufgwermt. Me het also müeßen uf ne günschtigen Ougeblick passe. Eis Guete het das Tue aber doch du no gha: es het dem Vatter Früschig gä z’dänke. Di große Ritter- und Soldatefigure, wo-n-er geng i der Luft gseh het, di starke Manne, wo Gäld und Guet heibringe — scho rächt; aber es ghört da doch no öppis anders derzue als chreftigi Glider und es großes Muul. Nüt Grüüslechers als e Soldat uf der fule Hut!

Der Hansli isch nid umewäg gsi, wo der Niklous in aller Form dem Vatter Früschig isch ga sy Tochter höische. Er het aber no so öppis z’schlücken übercho.

«Wi söll de das eigetlech gah?» fragt ne der Ratsherr. «Heit dr de o z’läbe? — I möchti my Tochter nid gseh der Tüüfel am Stil zieh; für das isch si mer de z’lieb.»

«Am Flyß söll’s mer nid fähle», antwortet der Niklous.

«Mit däm isch es no nid gmacht. Was wottsch mit allem Flyß, wenn’s niene kei Uftrag git? Und de mueß doch de e rächti Butygge zuechen und Wärchzüüg. Du hesch ja no nüt vo allem däm!»

«Dir heit rächt, i ha no nid vil anders als mys Chönne.»

«Henusode. Du trouisch der emel no öppis zue. — Äbe, i ha das vergässe: di höcheri Meischterschaft. Der Donner o!» Der Ratsherr lachet hässig und tuet es paar Schritt i der Stuben umenand. Du stellt er sech wider vor e Maler hären und seit: «Ja nu, mira. Probiere geit über Studiere. Zletscht und am Änd chunnt’s uf nen anderi Meischterschaft a. Dem Läbe mueß eine Meischter wärde, und zu däm, macht’s mer d’Gattig, heigisch der Wille. — Und ds Kätherli o — ds Kätherli o — mys Kätherli! — Myn Gott doch o! — Chuum sy si da und meint me, me heig öppis a ne, so mueß me se wider dra gä.» Der Ratsherr isch undereinisch weich worde. Er gschouet der Niklous vo obe bis unden und fahrt furt: «Aber du luegsch de guet zue-n-ihm!»

«Das han i im Sinn.»

Der Ratsherr dänkt: Wär weiß, am Änd het ds Meitschi bi menen ehrleche Meischter no di gäbigeri Läbtig als bi mene Ritter, wo nie daheim isch. Er streckt dem Niklous d’Hand dar: «I Gotts Name, so häb’s!»

Und der Niklous schlat y: «Dank heiget, Vatter!»


«Jä lue», het der Meischter Tremp no churz vor der Hochzyt grüpligen uf sym Tisch obe dem junge Maler gseit, «es Schätzeli zum Chnuuschten isch e schöni Sach; aber es isch de no nid alls!» Und a dä Spruch het der Niklous alli Bott müeße dänke. Währeddäm men afange bald hätti chönne meine, so ne Hansli Früschig bruuchi numen im Wirtshuus abz’hocke, so chönn er sech nachhär di rhynische Gulde vom Hoseboden abrupfe, het sy Schwager mängisch mit dem beschte Wille nid gwüßt, wo näh und nid stäle. Me het müeße froh sy über ds Großvatters Huus. Dert het men under der Vogeldili zueche ne Stube gha, nes Chucheli und derzue ne Bitz Eschterig. Und di Stuben isch alles gsi. Ds Bett isch drin gstanden und der ganz Malergräbel. Wäger kei Hoffert; aber me het gar nid meh begährt, het Freud gha, eis am andere, und juscht hie, im Härz vo der Stadt, grediübere vo der Lütchilche, het jede Blick zum Fänschter uus e Blick i d’Wält bedütet. Wenn d’Rät- und Burgergloggen ihre Baß über e Platz usgschüttet het, isch di jungi Frou stolz gsi, daß es ihre Ma o agangen isch. Si het sech nid vil druus gmacht, daß der «Großmuetter» ihre zum Chlyne Rat ghört und hundertmal meh gulte het. Derfür isch de der Niklous jung gsi und schön, und d’Frou Kätherli het ihm nid geng, wenn d’Glogge het afa mahne, wi d’Stief-Großmuetter ihrem, no hurti müeße d’Tschüepen ab den Achsle bürschte. Es het wyters nüt gä, wenn di beide Froue, jedi uf ihri Art, d’Nasen i der Luft, sech uf der Schnäggestäge begägnet hei, aber wär’s gseh het, isch syr Sach sicher gsi, daß es de da einisch müeß Funke stübe.

D’Frou Ratsherri Frickart het’s schwärer gha als di übersüünigi Malersfrou, aber der Maler vil schwärer als sy Großvatter. Er het wohl gspürt, daß me vo allne Syten ihm ufpasset und mänge mit Schadefreud der Tag gseht cho, wo der Chünschtler sy Chamme müeß abela und zuegä, daß me mit «Gäggele» ne Frou wi ds Kätherli Früschig nid mögi ushalte. Bhüet is, het der Niklous mängisch dänkt, das wär mer de no der gringscht Chummer, mit Astryche mögt i no lang gfahre; aber — Chünschtler sy und blyben und derby anere settige Frou das sy, was si mit Rächt cha begähre! — Wär sech nie mit offene Sinnen an e rächtschaffeni Frou verlore het, weiß nid, was Läbe heißt; aber wär meint, er chönni Chünschtler sy, ohni alles a dä Bruef z’wage, dä weiß äben o nid, was Chunscht isch. Cha das einen under eim Huet zsämebringe? Es bruucht e bsundere Gloube derzue. Aber grad das isch es villicht, was dem Läbe vo menen ufrächte Ma Reiz und Hebi git.

Syg’s, wi’s well, wär sech derhinder macht und schaffet, no gäb daß er ds Letschte düregstudiert und begriffe het, chunnt vorwärts. Di zwöi i ihrem Schwalbelinäscht hei enand ghulfe, wyter gschaffet und sech nid um Sache gchümmeret, wo se nüt agange sy. Wohl het der Niklous allerhand Neuigkeite vom Rathuus heibracht. Vili tuused Schwyzer sy dem Papscht und syne Verbündete z’Hülf gange, wo-n-ihm der Gaston de Foix sys Heer bi Ravenna het verchlopfet gha. Der Kardinal Schiner het gworben und glöökt. Und si syn ihm i ds Garn gange, hei d’Franzose vo Stadt zu Stadt gjagt und Mailand wider frei gmacht. Der Hansli Früschig isch o wider derby gsi. Emel furt isch er gsi, und niemer het gwüßt, wo. Gschej mira, was well, änet de Bärge! Hie het me sech gärn und malet.

Aber was änet de Bärge gscheh isch, da dervo isch e tolle Schwall ynecho und het a mene heiße Tag im Ougschte der Münschterplatz überschwemmt. Dem Niklous sy Malyfer isch drin ufgange wi nes Chlümpli Salz im Brunnetrog. Ds Chriegsheer isch uf em Heiwäg no nid emal z’Fryburg änen aglanget gsi, so het sy Ruehm im Rathuus z’Bärn scho zu allne Fänschter uus glället. «Heit dr ghört? — Mailand, Pavia, Ferrara, Novara, alls ygsacket hei si. Und — und — und... Und was no? ‹Bschützer vo der Freiheit der heiligen Kirche› syge d’Schwyzer, het der Papscht gseit. Jitz cha’s üs bim Donner nümme fähle! Und e Herzogshuet het er ne gschänkt, e gwychte.» — «So? Wär darf de dä uflege?» — «Und es guldigs Schwärt.» — «Und was no meh?»

So het’s i allne Loube tönt, und di Gwunderigschte sy scho bis ga Bümpliz use gloffe, für z’luege, ob me se no nid gsej cho. Bhüet is, die hei no drümal z’Bärn chönne ga übernachte, bis me ds erscht Fähnli het gseh wäje. Aber du wohl! Das isch es Pfyffen und Trummlen und Juze gsi bis a d’Stadt zueche. Dert, am Tor, hei ne d’Chorherren und di ganzi Klerisei gwartet und Rät und Burger, für der heilige Fahne ga Ehr z’erwyse. D’Frou Kätherli het vo ihrem Fänschter uus zuegluegt und nachhär gseit, me hätti chönne meine, es chöm e Prozässion derhär, wo si mit däm Papschtbanner über e Platz cho syge, allne vora der Junker Burkhard von Erlach als Afüehrer vo de Bärner. D’Chilchen isch gstacket voll gsi, und mänge het, ohni nume das Banner vo naachem gseh z’ha, mit Büülen und Mose wider use müeße. Es isch scho fyschter gsi, wo ändlech der Niklous heicho isch, und sys Froueli het’s dunkt, er sygi nöue wohl redsälig. «Bisch du bis jitz i der Chilchen äne gsi?» fragt si mit mene Blick, wo leider i der Fyschteri verlore gangen isch.

«Das channsch dr dänke», seit er und lachet. «Nei, mir surre d’Ohre no. — Drei Herre von Erlach binenand!» Er leit d’Handballen a d’Schläfen und brichtet wyter: «Si hei mi mitgno a d’Junkeregaß. Alli drei Brüeder von Erlach sy da gsi und vier vo Diesbach und der Schultheiß vo Wattewyl, der Jakob, und no e ganze Huuffe. Weiß sälber nid wär alles. Alls het dem Burkhard welle cho d’Hand drücke. Es wär no luschtig gsi. Aber du, wo me wider furt isch, seit öpper i der Fyschteri vom Husgang: ‹Es schynt nöue da allerhand gange z’sy, i däm Mailand.› Das isch du scho z’vil gsi. I ha nid alles ghört; aber im Handumdräjen isch es Brüel losgange, daß me sys eige Wort nümme verstande het.»

«Ja, was söll de da gange sy?» möchti d’Frou Kätherli wüsse.

«Wenn du meinsch, da syg i druuscho! Es mueß öpperem öppis i de Finger bhanget sy, wo d’Franzosen im Dom z’Mailand amene Heilige hei aghänkt gha — oder was weiß i.»

Der Niklous het no wyter erzellt, yfriger und luter als nötig, bis undereinisch e schwäre Schlaf ihm d’Wort uf de Läfzge verdrückt het. Da het d’Frou Kätherli no glachet; aber ds morndrisch isch es nere vergange. Es het schlächt Wätter gä im Schwalbenäscht, e ganzi Wuche lang, wil der Niklous hätti welle schaffen und eifach nid chönne het. Chuum agrüehrt, het er jedi Arbeit wider dänne gworfe.

«Was isch o mit dr?» fragt ne d’Frou, wo mit allem Grättelen und Chüderle nüt meh usrichtet.

«Es wott mer nid vo der Hand», redt er sech use; wil er weder sich sälber, no öpper anderem wetti zuegä, daß er der Chopf volle Politik het und sech in allem Ärnscht fragt, ob er nid mit syr Chunscht am lätze Trom zieji. Bi däm Epfang a der Junkeregaß isch er in e Luft cho, wo-n-ihm der rüejig, schaffig Ate gno het. Di päpschtlechi Freigäbigkeit mit Ehretitle, Ablaß, Gschänk, Sägessprüch und Gäld und der eidsgenössisch Chriegsruehm het di Herre ganz sturm gmacht. Me het jitz gwüßt, daß di schwyzerische Waffe der Schräcke vo der ganze Wält sy und daß alles z’ha wäri, was me nume wett. Der heilig Achatius wär jitz Trumpf. Glanz, Rychtum, Ruehm, Wohlläben und Gottsäligkeit, alls i der glyche Paschteten inne. Wär da nid zueche sitzt und yhout, däm isch nid z’hälfe. Aber äbe, warum du dä Lärmen im Husgang unde? Es isch offebar e Giftschwumm i Paschteteteig yne grate. Dä jäset. — Dä sött use! Jitz wär der Ougeblick, wo no öppis z’mache wär; aber nid vor der Staffelei.

Ne Chünschtler z’ertrage, wo sy Kompaß verlore het, isch nid liecht. So nes paar Tag geit’s no; aber wenn de ei Schlächtluunwuche sech a di anderi hänkt wi d’Rattmüüs i der Züglete? Wo’s scho i di vierti Wuchs gangen isch und geng no nid na Ufheiteren usgseh het, isch einisch d’Muetter Früschig na der Mäß vorbycho. Ds Kätherli isch allei daheime gsi.

«Kätherli, was hesch?»

«Was wett i ha?»

«Fählt dir öppis?»

«Was wett mir fähle?»

«Plaget’s di öppe, daß geng no nüt umewäg isch?»

«Eh bhüet is! Mit däm pressiert’s mer no gar nid eso. So lang me d’Batze däwäg mueß chehre wi mir zwöi...»

«Het er nüt z’tüe?»

«Er hätti scho, aber...»

«Aber was? — Luegt er nid guet zue dr?»

«Er chönnti ja nid besser.»

«Ja, was isch de? — Er wird doch, will’s Gott, nid öppe scho näbenuus trappe?»

«Aber, Muetter! Wi chönnet Dir o nume so öppis frage!»

«Eh, mer wei öppe hoffe, es sygi nüt eso; aber wunder nähm’s mi de doch, was der fählt.»

«Nüt, nüt, Muetter, gar nüt.»

D’Frou Ratsherri het ihre Gwunder ungstillet müeße heichräze. Ihre Ma het se no schier usglachet. Me müeß nume nid z’wyt ga sueche. «Wi wett das o anders cho!» het er gseit. «Ha ’s wohl dänkt. Es tuet ihm grad guet, daß er der Hosegurt um nes Loch änger mueß azieh.»

Der Vatter Früschig zwängt geng numen es Lache vüre; aber im Innerschte verdräjt’s ne schier, daß sys Kätherli däwäg drinne söll sy.

Gschyd, wi’s äbe gsi isch, het’s das junge Froueli nid mit Duble probiert. Es het mit sym Ma glitte, het ne la machen und sech zsämegno, für lieb z’sy mit ihm. Di schöne Herbschttage hei der Chlous i ds Wyte glöökt. Ei Tag isch er über Bolligen use, bis uf das Mätteli hinder Chrouchthal, wo der Vatter von ihm gangen isch. Ganz wi denn isch es gsi. Ganz wi denn. Näbelhuuch. Herbschtzytlose, Tanne, Tanne, Tanne, wo vom letschte Sunnetag troume. Warum nimmt eim o der lieb Gott geng grad die furt, wo eim wüßte z’rate? — Es wird halt scho so müeße sy: Sälber sueche, sälber dänke, sälber e Ma sy!

D’Luft het ihm guet ta. Er isch nah-ti-nah stiller worde, und ei Morge — weiß Gott! — het er sy Staffelei a ds Fänschter grückt, es gfuegets Brätt ufgleit und afa male. «I gseh öppis», het er gseit und afa Umrisse zeichne.

Wo-n-er am beschte drannen isch, ghört er vor der halboffene Türe schnuufe. Ds Kätherli isch vorusse, zieht d’Tür i ds Schloß und redt uf öpper y. Antwort: «Ja, Chabis, mir chönne de nid alli Bott umecho, hei üsi Zyt o z’bruuche.» — Natürlech, der Großvatter! Aber wär isch no by-n-ihm? D’Türe geit uuf, und der Großvatter schiebt der Herr Bartlome May yne, der Lamparter, wo i der ganze Wält di beschte Händel het. Wär der Großvatter allei gsi, so hätti der Niklous eifach wyter gmalet; aber vor em Herr Bartlome het sech das nid gschickt. Innerlech toub wi nes Bieli, steit er uuf und fragt: «Was verschaffet mer di Ehr?»

«I ha ghört», seit der Herr Bartlome, «Dir heiget nüt z’tüe — es macht mer zwar Gattig, es sygi nid so gfährlech. — Was git das da?»

«E heilige Lukas.»

«So so? — In e Chilche?»

«I d’Prediger.»

«So so? — Ja, d’Chunscht in allen Ehre. Aber der Möntsch wott gläbt ha. Für’s churz z’mache: i bruuchti ne gschickten und zueverlässige Schryber, wo o öppen e Sprach versteit und sech uf nere Reis weiß z’chehre.»

«I bi bim Meischter Lupulus i d’Schuel gange», antwortet der Niklous. «Und reise... das han i eigetlech o glehrt. Bi im Elsaß unde gsi, z’Basel mängsmal, z’Nürebärg und z’Venedig...»

«So so? Äbe, i weiß. — Grad juscht für Italie...»

«Es isch mir e großi Ehr, Herr vo May, daß Dir a mi dänkt heit, und i wüßti das z’schetze, wenn i äbe — nid Maler wär und Maler blybe möchti.»

Der Großvatter Frickart wird ganz wyß und zieht mit den undere Zänd der Schnauz i ds Muul.

«So so? Hmhm», antwortet der Handelsherr, «Maler. Ja, i wett Ech nid dervo abspänschtig mache. Wenn Dir gloubet, Dir findet i däm Handwärk Eues Brot...»

«Gäge d’Dummheit isch keis Chrut gwachse», brummlet der Dokter Frickart. «Jede vernünftige Möntsch a dym Platz würd sech d’Finger schläcke, wenn men ihm d’Türe zu nere sichere Zuekunft däwäg uftät!»

«Löjt se schläcke, Großvatter, bis uf d’Chnoche! Aber wenn eine ds Züüg zum Maler i sech gspürt, und er gschändtet das, für...» Da blybt der Niklous stecke. Vor em Herr Bartlome, wo Fürschten us der Chrott ghulfe het, darf er doch nid furtfahre: «für ga Pfäfferseck ufz’notiere, so ghört er o i nidere Spittel.»

Es blybt still. Me luegt enand a, luegt uf ds agfangene Gmäld, zupft a Bärt und Chrägen und seit ändlech: «Ja nu.»

«Nämet mer’s nid übel, Herr vo May, und gloubet emel ja nid, i wüßti Eui Güeti nid z’schetze! I hoffe, Dir begryffet mi.»

«I begryffen Ech scho», antwortet er. «Mir wei nume hoffe, Dir wärdet Ech nid greuig.»

Wo der Dokter Frickart zu syr Frou abe cho isch, het di jungi Großmuetter gmeint, der Schlag well ne rüehre. So verbisse het si ne no nie gseh gha. «Jitz lüpfen i nümme der chly Finger. Da tuet me sech zsäme, hänkt sech dem Bartlome May a Ermel und het ds Gfell, daß er grad eine bruuchti, und de...! Jitz gschej, was well! I tue kes Gleich meh.»

Dobe het me der Maler wi ne Leu i der Chräze ghört umeloufe. D’Dili het grugget. «Am Änd reut’s ne doch», brümelet der Großvatter. «Hähää! Jitz lue sälber! — Los, los, er fluechet wi ne Troßbueb!» Dem Poldere nah het er öppis umgschmisse. — Di armi Frou! — Aber jitz ghört me ne lache. Si lache beidi. — Chünschtlervolk!

Ja, was isch gscheh? D’Frou Kätherli het e Zytlang ihrem Chlous zuegluegt. Es isch nümme schön gsi, wi-n-er ta het. Si isch wi nes gschmählts Meitschi näbe der Türe gstande, bis er d’Staffelei mitsamt der agfangene Tafelen umgschmisse het und dervor isch blybe stah, nid anders als es Büürli vor em umgläärte Heufueder. Da isch si zueche düüßelet, het ihm vo hinden ihri Armen um e Hals gleit und gseit: «Es donneret im Schwalbelinäscht.»

Nes paar Atezüg lang isch er muusstill blibe. Du het er sech umgchehrt, het sys Froueli an en Arvel gno, isch mit ihm uf ne Stuehl plötscht und het ihm d’Tränen abgschläcket.

Hübscheli löst si sech von ihm, geit, stellt d’Staffelei wider uuf, leit d’Tafele druuf und chunnt mit mene Pänsel zue-n-ihm: «Mach!»

«M’m, jitz nid.» Er nimmt nere der Pänsel us der Hand, tüpft nere ne grasgrüene Schlaargg uf e Nasespitz und seit: «Chumm, mir wei uf e Gurte!»

Und si gange, Hand i Hand, wi zwöi Chinder us der Gäggelischuel. Und dobe, uf em Gurte, wo nume d’Schneebärgen über e Näbel luegen und wi nes blaus Floß der Jura-Rüggen und hie und da no der Hälmchamme vo mene Fluehbärg und de über allem i syr blaue Wyti der guldschimmerig Himmel lyt, seit er wider und wider: «Es donneret im Schwalbelinäscht» und drückt ds Kätherli a sech, daß ihm schier der Schnuuf vergeit. Und du lose si, lose si. Under em Näbelmeer sumset d’Rät- und Burgerglogge, ganz wyt.

. . . . . .

Der chürzischt Wäg vom Himmel uf d’Wält abe geit vom Gurten i ds Wabere-Dörfli. Vo dert isch men im Sprung i der Stadt Bärn und i der Schnyderbutygge vom Lieni Tremp. Er sitzt uf sym Tisch und luegt, wi ds Guggershörnli us em Näbel, us mene Gspreit vo wundervollem rotem Sydedamascht voll Guld- und Silberfäde. Der Chorherr Haller sitzt am Fänschter und redt mit ihm, wo der Niklous Manuel yne chunnt. «Dir chömet grad rächt», seit der Chorherr zue-n-ihm.

«Es macht mir o Gattig», antwortet der Maler. Aber si meine nid ds Glyche. Der Chorherr meint, der Maler wüßti Rat, wi di Stoffe da am beschte z’bruuche wäre für Altardechenen und Prieschtergwand. Der Maler hingäge möchti bim Meischter Tremp sy Gwunder stille.

«Wo chunnt das här?» fragt er.

«Es isch villicht besser, me wüssi’s nid z’gnau», antwortet mit mene Lachen i den Ouge der Dokter Haller, «es mueß is einschtwyle gnue sy, z’wüsse, daß es us em Dom vo Mailand chunnt.»

«Aha, mhm? Äbe schynt’s, me redi nid gärn dervo.»

«He, das isch ja glych», meint der Schnyder, «Tuech isch Tuech, heig’s gwobe, wär well. Wenn me nume wetti alege, was Heiligi gspunne hei, so chönnte mer blutt umenand loufe. Für Prieschtergwand isch das grad guet. Wi schöner ds Gwand, descht weniger dänkt men a das, was drunder isch.»

Da lachet der Chorherr, daß ihm sy dicke Buuch waggelet. «Dir heit o no ne Meinung vom Prieschterstand, Tremp!»

«Näht’s, wi Dr weit, Herr Haller! Aber i weiß, Dir verstandet mi scho.»

So isch ds Gspräch wyter gange. Uf em Wäg zum Chilchplatz abe fragt der Niklous no einisch der Chorherr: «Was isch o mit dene Tüecher?»

«Me seit, es chömi us der Grabkapälle vom Gaston de Foix. Wüsset Dr, vo däm, wo z’Ravenna ds päpschtlech Heer verchlopfet het. I begähre gar nid z’wüsse, was gangen isch, sünsch dörft i am Änd gar nie meh so nes Gwand über mi näh.»

«Aber es isch doch besser», meint der Niklous, «si bringe’s i d’Chilchen und bhalte nid alles für sich.»

«Scho rächt, wenn si sech nid öppen ybilde, si chönne mit däm, was si i de Chilchen ufhänke, ihri Sünde zuedecke.»

Sünde zuedecke mit däm, was men i de Chilchen ufhänkt. Das het dem Niklous gä z’dänke. Und de Altar-Tafele? — Es stimmt da öppis nid ganz mit däm, was albe der Vatter gseit het.

Vo däm Tag ewäg isch es dem Niklous geng gsi, wi wenn’s wetti nachten und er hurti sy Arbeit no vorhär müeßti fertig mache. Er isch mit mene settigen Yfer am Male gsi, daß jitz d’Frou wider uf anderi Art di liebi Not mit ihm gha het. Bald alli Tag het si müeße ga mahne: «Chlöusi, ghörsch nid? D’Rät- und Burgerglogge bället ja scho di längschti Zyt!»

«So bäll si!» Nid umegluegt het er. Und ghoffet, wenn si usglütet heigi, so vergäß er de, daß er im Rathuus sötti sitze. Aber d’Frou het ihm nid Rueh gla, und er het wohl gwüßt, daß si rächt het und ihm grobi Vorwürf vom Schwigervatter und vom Großvatter und Bueßen erspart. Uwirsch het er de albe Stift und Pänsel dänne gleit, d’Händ abgwüscht, der Dägen umgschnallet und isch gange.

No us menen andere Grund het mängisch d’Frou Kätherli mit Ungeduld uf en Ougeblick passet, wo ihre Ma d’Hustüre hinder sech zuetuet. Si het de albe profitiert, für zu de Barfüeßer übere z’düüßele zu ihrem Brueder Hansli. Nid daß er öppen i d’Mönchschutte gschloffe wär oder vil uf Bätte gha hätti; nei, es isch ihm öppis uscho, wo-n-er im letschte Chrieg verüebt het, und drum isch er nid vo der Barfüeßer-Chilche gwiche, wo als Freistatt gulte het. Daheim, im Schwalbenäscht, het me nid dervo dörfe rede; d’Frou Kätherli het’s nid glitte; aber d’Spatze hei’s vo de Decher pfiffe, daß der Hansli Früschig im Suff so ruuch «a einen acho» isch, daß dä ds Ufstah für alli Zyle vergässe het. Ja, wenn’s no e Frömde gsi wär! Aber eine vo Schwyz, en Eidsgenoß! Es isch o kei Troscht gsi, daß men a jedem Wirtstisch gseit het: «Was weit dr? Me het sech öppen a de Finger chönnen abzelle, daß es de einisch öppis eso gäbi.»

Ei Tag Änds Merze het d’Frou Kätherli der Münzmeischter Glaser bi ihrem Brueder i der Chilche gfunde. Si isch dadrob ehnder e chly erschrocke, wil si dür e Niklous allerhand über dä Michel Glaser ghört het. Di beide Manne sy im Syteschiff vo der fyschtere Chilchen uuf und ab gloffe, und zletscht, wo der Münzmeischter zur Tür uus wott, het ne der Hansli am Ermel zrück, und es macht Gattig, si säge sech nid luter Liebs. Ändlech het sech der Glaser losgmacht und isch use. Da stellt d’Frou Kätherli ihre Brueder z’Red: «Was hesch du mit däm? — La di nid y mit ihm!»

«Warum sött i nid? — Uf d’Lengi chan i nid hie blybe. Dä het scho mängem große Herr ghulfe; warum sött er mir nid hälfe?»

«Nimm di in acht vor ihm!»

«Het öppe der Chlöusi...?»

«Der Niklous begährt o nid d’Finger mit ihm i der glyche Schüßle z’ha.»

«Ah ja, äbe, er müeßt o nid der Chlöusi sy, wenn er einisch e guete Griff wüßti z’tue.»

Rumpelsurrig het der Hansli gno, was ihm sy Schwöschter Guets mitbracht het, und si isch mit wenig Dank hei gange.

Wenigi Stunde druuf isch d’Sitzung vo de Zwöihundert usgange, und wär öppe zum Fänschter uus uf e Rathuusplatz abe gluegt het, da het sech müeße frage, was ächt los sygi. Daß e neue Papscht am Rueder sygi, wo d’Franzose no meh uf em Strich heigi als der verstorbe Julius, het men afange gwüßt, und daß me no einisch über d’Bärge well, für dem Franzos Mailand z’verha, o; aber bloß wäge däm wärde si da nümme so lang im Schnee umenand stah und d’Händ verwärfe wi Toubstummi uf em Märit. Z’mitts uf em Platz steit der Bouherr vo Wyngarte. Er streckt der Chinibart vüre, d’Füüscht wi Fäcke hinden i d’Luft und sticht geng und geng wider mit dem Bart gägen eine zue, wo bald mit der lingge, bald mit der rächte Hand i d’Luft ufe zeigt und der Zeigfinger streckt, wi wenn da oben a menen Ort e Sündebock säß. Eine steit uf em zwöitunderschte Stägetritt wi ne Wasserschüüche, wo nid dry abe wott, und redt über d’Chöpf wäg, wo nei nei waggele, und wi wenn das alles ne gar nüt agieng, geit z’mitts dür alli düre der Herr Wilhälm vo Diesbach. Niemer wird höflecher grüeßt als dä alt Herr; aber hinder ihm balle sech Füüscht: Dä o, dä o, dä Donner! — Ja, was de eigetlech? — Äbe, wenn me’s wüßt! Ohni umz’luege, stüüret uf nen anderi Syte der Münzmeischter Glaser dervo, ganz eso eine, wo’s weiß yz’richle, daß er überall derby und doch niene z’erwütschen isch. Der Herr Bartlome May het, wi alli ryche Manne, nie kei Ellbogen i freier Luft und mueß no froh sy, wenn men ihm nid a d’Färsere stüpft. Und uf das ganze Gwäber abe schneit’s und schneit’s. Redet nume! Es isch no vil dobe.

Me bringt ganzi Schüble Schnee mit i d’Wirtsstube, und dert wärde d’Traktande vo hindertsi vüre no einisch erläse. Alles, was jede no besser gwüßt hätti oder was dä und disen us Schüüchi im Ratssaal nid dür e Hals ufe bracht het, wird jitz zum Beschte gä. Im «Leue» geit’s läbig zue. Ds Wirtshuus ghört dem Münzmeischter Glaser; aber är sälber isch hütt nid dert; er sitzt im Wirtshuus vo de hässigschte Franzose-Gägner und stopft ne mit sym bloße Dahocke d’Müüler. Was öppen i syr eigete Wirtschaft gredt wird, vernimmt er de scho, das macht ihm nid Chummer. Aber i meh als eim Wirtshuus uf ds Mal cha eine nid hocke. Und drum ghört der Michel Glaser hütt doch no nid alles, was ne chönnti interessiere. Im «Rote Gryphe» wätteret der Bouherr: «Ja, so isch es: währeddäm di französische Gsandten a der Tagsatzung z’Luzärn ds Blaue vom Himmel abe Fründschaft und Fride schwöre, rüschte si z’Lyon unden es Chriegsheer gägen is. Nu, das isch me bim Franzos gwanet; aber daß es hie z’Bärn Lüt git, wo chuum, daß ds Wärbverbott für Frankrych ergangen isch, für e Franzos wärben und Gäld näme — Gäld näme!»

«Wird öppe nid sy!» seit eine, für no meh usez’hääggle.

«Wartet nume! Mer syn ihm uf der Spur!»

«Me bruucht da gar nümme heimlech z’tue», mischlet sech e Dritte dry, «er isch Leuewirt, und mir Löle hei ne no zum Münzmeischter gmacht!»

Da rägnet’s Füüscht uf d’Tische.

«Jawolle. Dä!»

«Aber da sött me »

«Nume Geduld! Me mueß hübscheli mache. Bevor men ihm der Grind abschlat, wei mer ihm de uf der Strecki no d’Näme vo denen usewörgge, wo Gäld von ihm übercho hei», seit der Ratsherr Früschig. «Bis mer die use hei, wei mer nid z’lut rede.»

«Es sy de da no ander Lüt a der Arbeit.»

«Äbe drum.»


Es isch Aprille worde, und im Handumdräjen isch der Tag da gsi, wo me zum Ufbruch i ds Mailändische blaaset het. Da het aber einisch mängi Frou vor Angscht sech nümme gwüßt z’tue. Di tapfere Manne, wo albe, d’Hustür hinder sech und d’Kameraden um sech ume, nüt heißer begährt hei als a Find und Dryschla, hei daheim nüt derglyche ta, daß si mit welle. I de Wirtshüser isch das usbrüetet worde, mit Hocke, Trinken und Lose, und de, wenn de zur Muschterig botte worden isch, hei si no ta, wi vürig ne das sygi, und z’Mittag sy si cho brummle, jitz, bim Donner, heig es si o no breicht; aber d’Freud het nen under em Schnouz vüregüggelet, und vor der Stadt usse hei si ghulfe juze wi Chüejerbuebe.

D’Muetter Früschig het sech tröschtet, ihre Ma syg drüber use, e Ratsherr und alt-Landvogt wärdi wohl nümme mit müeße. — Descht rüücher het es se nachegno, wo-n-er chunnt cho brichte, der Bouherr vo Wyngarte syg zum Fäldhoupmen und är zum Statthalter ernennt worde. Luter Gallen im G’äder, sitzt si da.

«Hesch mer jitz das müeßen atue?»

Er weiß nid so rächt, was er säge söll. Zerscht chunnt e Troscht, wo keinen isch; er weiß es wohl; aber er seit’s einewäg: «Eh, i bi emel no geng umecho.»

«Es isch einisch de ds letschtmal», briegget si.

Nes Chehrli blybt’s still zwüsche ne. Und juscht, wo-n-er’s binenandere hätti und säge wott, was für ne bsundere Grund er dasmal heig, schlat si-n-ihm’s wider i Chropf hindere: «Du hättisch’s wohl chönnen abschla, wenn d’welle hättisch. Daß doch der Tüüfel das Chriegsglöuf...»

Da schwygt er erscht rächt. — Aber ändlech mueß es doch use: «Du weisch nid, was i düregmacht ha alli di letschte Wuche, sitdäm...»

I däm Ougeblick geit d’Tür uuf, und ds Kätherli chunnt mit sym Ma yne. Sobald es nämlech verno het, daß der Vatter mit müeß, het es zum Niklous gseit: «Chumm, mer wei übere, zur Muetter!»

Jitz wär ja der Schwigersuhn da, wo im Große Rat d’Afüehrer het ghulfen usemehre. Er chönnti säge, daß es nid anders sygi gsi z’mache. — Aber was weiß doch dä, warum der Vatter Früschig sech härgä het! Juscht als der brav Ma, wo bi sym Handwärch blybt, git er dem Alten uf d’Närve. Der Niklous schwygt und blybt näbe der Tür uf mene Trog sitze. Ds Kätherli hingäge setzt sech zur Muetter und fat grad a tröschte: «Nämet’s nid z’schwär! E Statthalter bruucht ja nid geng grad z’vorderscht anez’stah!»

Underdesse het sech der Ratsherr überleit, jitz syg’s der Ougeblick zum Rede, si dörfe’s alli wüsse, daß är de o no e brave Ma sygi. «Dir wüsset nid, was i düregmacht ha», fat er wider a. «Meinet dir, e Vatter, wo öppis uf sech het, chönni das so ohni Not schlücke, daß me sym Suhn Mord und Totschlag nacheredt? I cha’s eifach no nid gloube, daß er so öppis us Absicht ta het. Dir wüsset ja, wi-n-er isch. I bi nid i d’Freistatt übere gange. Me söll nid meine, i welli dem Rächt wehre. Das macht e Früschig nid. Het er sech vergange, der Hansli, so söll er’s büeße. I Gotts Name. Rächt mueß Rächt blybe. — Aber villicht... villicht...» Der Vatter louft d’Stuben uuf und ab, für sech weniger la az’merke, daß es ihm schier ds Härz chehrt. Und du seit er: «Jitz nimen i ne mit. Er söll sy Ma stelle, und er wird’s. I weiß es. Blybt er vor em Find, nu, so het er de ume guetgmacht. Gscheht das nid und stellt er sech brav, so darf er doch nachhär de Lüt wider i d’Ouge luege. — E schlächte Kärli isch er nid. Er het nume no nid verschuumet.... Morn am Morge, no gäb’s taget, gangen i ne ga reiche.»

Da chunnt ds Kätherli vüre, leit dem Vatter d’Hand uf en Arm. Es chunnt vor en Ate, wo-n-es ihm seit: «Er isch nümme da.»

«Wär?»

«Der Hansli.»

«Wo isch er nümme? I der Freistatt? — Hei si ne...?»

«Furt isch er.»

«Du weisch öppis, Kätherli! — Du wottsch mer’s verschwyge?» Der Ratsherr het sy Tochter am Handgleich, wi men e Schelm fasset. Ds Kätherli isch chrydebleich und luegt uf sy Ma übere. Söll i’s säge?

Der Vatter macht Ouge, daß es eim angscht wird. «Isch er... het er sech mit dem Glaser ygla?»

Di beide Junge nicke nume.

«Und dir heit dervo gwüßt?» Der Ratsherr steit vor em Niklous, me chönnti meine, er well ne-n-a d’Wand schla.

«I ha der Glaser by-n-ihm gseh, i der Chilche, und han ihm der Gottswille zuegredt, er söll nüt mit däm ha», seit ds Kätherli.

Da schlat sech der Vatter Früschig mit beidne Füüscht vor e Chopf. «Also zum Franzos? — Zum Franzos — im Ougeblick, wo d’Eidsgenosse, wo-n-i sälber gäge Franzos usrücke! — Das man i nid erlyde. I ha Geduld gha, mit ihm, weiß Gott! Aber das isch z’vil. — Das isch z’vil. — Mit där Hand da, wo-n-i morn uf ds Banner schwöre, schlan i ne nider, wenn er mer ebchunnt. — Ja, das tuen i.»

«Vatter! Vatter!»

«Aber da mueß jitz yne zündtet sy. — Wo isch dä Glaser? Däm wei mer ds Handwärch lege!» Mit däm isch der Ratsherr usegstürmt, i d’Stadt, i ds Rathuus, mit Mannen i «Leue». — Der Michel Glaser isch nid gsi z’finde.

Erscht, wo ds Bärn-Banner scho vo de Bärgen i ds Mailändischen abe gwunke het: «Mir chöme!» isch z’Bärn uscho, daß der Junker Hetzel z’Erlach Lüt gsammlet heigi für e Chünig vo Frankrych, und daß z’Bärn Manne vo Rät und Burgere mit mene guldige Muulchratten umenandere loufe. — O Bärn, Bärn, wo wott’s hi mit dir?

. . . . . .

Wi meh di Frag i der Luft glägen isch, descht weniger het me der Niklous Manuel vo syr Arbeit ewäg bracht. Und juscht wil si ihm sälber kei Rueh gla het, hätt er sech am liebschte d’Ohre verha, für sech nid als Mitglid vo de Zwöihundert mit politische Sorge müeße z’plage. — Was geit’s mi a? — Äbewohl, geit’s di a, Niklous! Merksch nid, wi da alles anenand hanget, bis i ds Schwalbenäscht yne? Merksch nid, daß dy Frou sit nere Zyt so ganz anders dryluegt? Stundelang sitzt si bi dir und luegt zum Fänschter uus, geng mit gsänkten Ougsdechle. — Abah, das isch mir nüt Neus! Me meint, si heig d’Ouge zue, und si gseht doch alles. — Aber wenn si groß ufgange, di blaue Stärne, so wyse si i d’Wyti, Gott weiß, wohi, und hei öppis Truurigs. — Längwylig, so hinder mene Maler, wo nid vo der Arbeit ufluegt und tagelang ds Rede vergißt, he? — Aber i cha nid geng mit der ganggle, mueß mi derzue ha. — Oh, si begryft’s, si lat ne-n-allei i der Stube, für ne ja nid z’störe. — Der Niklous weiß wohl, was se plaget. Si sinnet dem Brueder nachen und malet sech uus, was es gäb, wenn Vatter und Suhn sich begägnete. Da cha me lang usreden und säge, es müeßti kurios zuegah, wenn die zwee grad anenand sötte cho! Der Niklous weiß, daß es nid gscheht; aber warum, das darf er syr Frou erscht rächt nid säge. Vom Rathuus här weiß er, daß die, wo der Glaser für e Franzos agworbe het, z’Grandson i der Chefi sitze. Und wenn er da dra dänkt, möcht er sech erscht rächt d’Ohre verha. Er isch nid für nüt Chünschtler. Sy Phantasie zeigt ihm der Schwager, dä Prachtskärli, mit bluttem Rüggen uf der Dornewalze vom Folterstuehl, a de Händ ufghänkt, Gwicht a de Füeß, ghört d’Strecki gyre; er gseht ne, wi-n-er zerscht verächtlech der Muulegge schreeg zieht, er gseht ne d’Läfzge bluetig byße, für nid müeße z’rede, und ghört ne-n-ändlech, wo-n-er’s nümme cha ertrage, di ganzi Möntschheit verfluechen und brüele, daß es eim dür March und Bei geit. Er gseht Bluetströpf fallen und uf de Bodeplatte roti Stärnli zeichne. Wär nid das wüetige verbissene Gsicht da, der Niklous gsäch der schönscht heilig Sebaschtian. — Chönnet ne lang schindtere, da verratet ech niemer!

Währed dem Niklous sy Chopf däwäg malet, zieht sy Hand es Blatt Papier us der Tischdrucke und bringt dadruuf, was er gseht. Da isch er, der Hansli Früschig; jedes Chind kennti ne ume. Der Maler erchlüpft sälber drob. — Wenn jitze ds Kätherli ynechäm und das gsäch! Er sött’s verryßen und vernusche; aber di Figur reut ne, und er tuet’s i d’Schublade.

D’Wuche schlyche. Vo änet de Bärge chunnt kei guete Bricht. Me weiß nid, was me söll gloube. Und hie z’Bärn gange bösi Grücht. Jede Tag ghört me vo mene neue, wo söll Gäld gno ha vo de Franzose, und drunder Näme, me hätti’s nid für müglech ghalte. Es verderbt eim der Luun und d’Schaffesluscht. Im Schwalbenäscht wird d’Luft geng dicker.

Da seit a mene schöne Morgen im Brachmonet d’Frou Kätherli: «Du, Niklous, bsinnsch di no, hütt vor em Jahr?»

«Hütt vor em Jahr? — Was isch da... Kätherli? D’Chünizer Chilbi. — O du Schatz!» Er isch ufgsprungen und drückt ds Froueli a sech.

«Wei mer’s nid no einisch düreläbe? Wei mer a d’Chilbi?»

«Das wei mer. Bravo, bravissimo! — Zu üsem Chirsboum!»

Und si wandere zum Tor uus, us em Stadtdruck use. Alles no einisch dürechüschte wei si, alles, alles, vom erschte Müntschi under em Chirsboum bis... nei, no meh! Hütt geit me de nid am Fyrabe vor der Hustür usenand. Hütt bringt me de di ganzi Liebesherrlechkeit voll Heuduft und Sunneschyn und Bluemen i ds Schwalbenäscht. Nüt meh da vo Sorge, vo Politik und Chrieg und Franzosegäld! Alles no einisch düre vom erschte Müntschi bis änenuse.

«Du», seit ds Kätherli, wo si im Steihölzli standen und zwüsche de Tannestämm düren i Sunneglanz vom Chüniztal use gseh, «gsehsch ne dert am Bort, der Chirsboum?» Und es büschelet ds Muul.

«Nei, nüt da! — No nid hie! — Alles no einisch wi denn. Du muesch de hinderheltig tue und di chly wehre, sünsch gilt’s nid!»

«Ach», lachet ds Kätherli, «es chunnt doch nie so ganz, ganz glych use wi ds erschtmal! Ganz glych schön wi ds erschtmal cha’s ja nie wider wärde.» Und es erwütscht ne-n-und drückt ihm sys Büschelimuul uf d’Läfzge.

I däm Ougeblick ghört me vo Chüniz här en ungwanete Ton. Was isch das? — Nid Tanzmusik!

Si gange vüre, a Waldsoum use. Wi ne Rouch vor em Dorf isch es. — E Stoubwulke. Und si chunnt neecher. Es Brüel wi vo mene Chriegsheer. Aber me gseht weder Fahne no Spieße. — Mir wei die düre la!

Der Niklous und sys Froueli gangen es paar Schritt ds Bort uuf. Lüt, wo chly wyter vornen am Heue sy, löj ihres Wärchzüüg im Stich, gange neecher a d’Straß und hei d’Händ über den Ouge. — Was söll das gä?

Es geit no ne Chehr, aber du chunnt’s. E förchterlechi Troglete mit Singe, Johle, Brüele. Weder Spieße no Banner, aber Chnüttle, Chnüttle, grüüslechi Chnüttle. Alles jüngeri Bure. E länge länge Zug. Emel bi dreihundert Manne. — Chöme jitz die scho vo der Chilbi?

Und jitz, wo me se ma erchenne, gseht me nüt als bösi Gsichter und balleti Füüscht.

De Heuer uf em Fäld rüefe si zue: «O cho! — I d’Stadt! — De Chronefrässer ga der Sack erläse!»

Dür e Wald abe geit dä Möntscheschwall und änenuse, der Stadt zue. Es stillet under ne, und d’Füüscht fasse d’Chnüttle feschter.

Der Niklous und sy Frou luege sech stober a. — Was jitz? — Aber amene settige wüetige Huuffe nacheluegen und sech nid drum schäre, wenn s uf d’Stadt losgeit, das cha der Niklous nid. Na churzem Bsinne chehre si dem sunnige Chünizertal und dem Chirsboum, wo ne scho gwunke het, der Rüggen und wanderen öppe hundert Schritt hinder der Stoubwulke här der Stadt zue. Bald chöme si mit menen eltere Ma i ds Gspräch, wo vermuetlech meh us Gwunder als us Yfer um d’Sach dem junge Volk vo Chüniz här nache trappet. Villicht e Vatter, wo syni Buebe derby het. Dä bhertet, d’Eidsgenosse heige z’Novara wüescht Schleeg übercho. Das heig ja nid chönne fähle, wenn underdesse die daheim Gäld näme vom Franzos und ihm derfür Hülf schicke. — Jitz chömm’s halt, was heig müeße cho. Dene Chronefrässer gang’s de a ds Läbige, es syg nid guet Wätter uf em Land usse.

«Wo sy de eigetlech di junge Burschen us der Stadt, die, wo a d’Chilbi welle hei?» fragt der Niklous.

«Hm», lachet der Chünizer, «hm, si wärde’s öppe de bi längem merke. Me het ne dusse bim Tanz der Vortritt gla, u wo si am ärschtigschte derhinger gsi sy, sy du diser uuf u furt, gäge Bärn zue.»

Er blybt stah und luegt zrück. «Es macht mer Gattig, si chöme. Si hi allem a gmerkt, was im Tue isch.»

Es isch richtig nid lang gange, so isch der erscht Trupp vo dene gsunntigete Bärner Jünglinge vom Steihölzli abe cho.

Das wird öppis chönne! — Trapptrapp — trapptrapp sy si mit heißem Schnuuf im Loufschritt am Niklous und syr Frou vorby. «Die hei ja nüt by sech zum Dryschla!» seit ds Kätherli.

«Aber Dölch», antwortet der Niklous.

«Eh um Gotts wille! Chlous, Chlous, blyb da!»

Der Niklous louft, was d’Füeß möge gä, hinder de junge Bärner dry. Wo der Buur gseht, daß ds Kätherli bleich wird und vor Angscht nid weiß, was afa, seit er zue-n-ihm: «Heit nume nid Chummer, Frou! So bös wird’s nid gah. Di junge Herre da wei numen o derby sy, wenn’s a ds Teile geit. I wurd die zsäme la usmache.»

Atelos isch di jungi Frou näbe däm Buur här gloffe. Wo si ändlech uf d’Brügg vor em Chefiturm cho sy, isch hinder der Stadtmuure scho d’Rät- und Burgerglogge gange, und der Wächter het Umständ gmacht, für se-n-yne z’la. Einisch innevür de Stadtmuure, wär’s der Frou Kätherli ds nächschte gsi, hei z’springe, a Chilchplatz; aber vor allem het si welle wüsse, wo ihre Ma hicho isch. Mit vilen ufgschüüchten und gwunderige Lüten isch si alli Gredi d’Stadt ab, gäge d’Chrüzgaß zue. Dert sy d’Lüt chrisdick gstande. Es Brüel, wi von ere hässige Zanggete schnellt i d’Luft. Us allne Fänschter recke sech gwunderigi Chöpf, und us mene Huus lingger Hand, undehär der Chrüzgaß — es mueß der «Leue» sy — flügt allerhand uf d’Gaß abe. Es chlepft uf der Bschüsi wi vo Chachelgschirr, wo i hundert Schirbi zerfahrt. Und allimal, wenn es größers Stück chunnt, git’s es Freudebrüel. Wär das nid, so chönnti me meine, es syg e Brunscht. Aber me gseht weder Rouch no Füür. D’Burgerglogge lütet, lütet anenand, und mängisch wird si vom Huuffen überbrüelet. — Däm seit men Ufruehr. Und jitz chochet’s über. Es chunnt, es chunnt. E Troglete, Fuuschtete chunnt gaßuuf. — Muetter Gottes! — Furt! Furt! Me flieht hinder d’Loubepfyler, schlüüft i d’Husgäng, müpft sech, stupst sech, brüelet, fluechet. — «Zum Diesbacher! — Zum Hetzel!» ghört men us em Wirrwarr use. — Das chunnt jitz scho neecher a Chilchplatz. Und wil ja doch hie nid dürez’cho isch, dür das Gstüchel, flieht d’Frou Kätherli di vorderi Gaß uuf hei.

Bim Herr alt-Schultheiß vo Diesbach, wo im Verdacht isch, er heig o Gäld vom Franzos, vergratet der Sturm. Dert wüsse si undereinisch nümme, was mache mit ihrne Chnüttle. Der Herr vo Diesbach steit ja da z’mitts under nen und redt mit ne, und niemer weiß ihm usez’gä. Dem Herr Wilhälm syni Dienschtlüt bringe Wy, bringe Chäs und Brot. Jä, der Donner! Es isch heiß, und me het Durscht. Und me cha doch nid sech la fuetteren und nachhär mit dem Chnüttel Dank heigisch säge!

Weniger Gfell hat d’Frou Venner Hetzel. Ihre Ma isch furt. Aha, aha, äbe! Dä weiß, warum. Und gäb numen öpper cha dröie mit der Obrigkeit, isch der ganz Huuffen im Stägehuus, i allne Stube. Gnad Gott! Me cha nid zächni zelle, so ligen alli Fänschter verschmätteret uf der Gaß unde, und was nid z’groß oder z’schwär isch, für zu de Fänschter uus, flügt nache. Gschirr, Möbel, Chleider, alls. — Alls wird verschlissen und verschlage. — Chunnt eigetlech niemer der arme Frou z’Hülf? — O nei, niemer. Wo d’Verwüeschtung so wyt isch, daß es nüt meh z’verheie git, cha si nume no vom Fänschter uus zueluege, wi d’Burger us allne Hüser mit Spys und Trank dene Burebuebe nacheloufe. Si ghört Lüt, wo ihre verschmätterete Gräbel betrachte, säge: «Der Hetzel wär baas, er hätti kes Franzosegäld u derfür sy Sach no ganzi! — Das het er jetz dervo!»

Uf eismal zuget’s jitz wider gäge d’Chrüzgaß zue. Ds Stadt-Banner lället ob de Chöpf. «Jitz mangleti me doch ga z’luege!» säge d’Burger. Si chöme cho z’brosme, mit der Hellebarde, mit Dägen und Dolch. Nid daß es ne pressierti. Es isch niemer schnitzig, dene Chronefrässer z’lieb ga der Buggel darz’ha.

Me ballet sech zu Trüppeli zsäme, tschirgget d’Stadt ab, ga lose, wi der Schultheiß vo Wattewyl mit dene Buren ufbegährt und se hei mahnet. Es wär alles anders gange, wenn me der Glaser erwütscht hätti, dä Stärnsdonner. Dä syg a allem d’schuld. Bi längem chunnt uus, der Münzmeischter sygi z’Münchebuchsi i der Freistatt vo den Ordesritter. «So so? Dä wei mer jitz ga chlemme!»

«Jä loset: i der Freistatt isch er!»

«Freistatt oder nid. Dä wei mer scho finge!»

Uf das hi het’s i der Stadt afa stille. Rät und Burger sy uf ds Rathuus befolen und d’Tor hinder de Chünizer Bure bschlosse worde. — Und ds morndrisch isch der Münzmeischter z’Bärn hinder Schloß und Rigel cho.

Uf em Land usse hingäge het’s wyter gmuttet. Es het geng no Lüt gä, wo sech nid hei la usrede, vor Novara syge d’Eidsgenosse wüescht verchlopfet worde, und dadranne syg niemer anders d’schuld als die, wo’s heimlech mit de Franzose heigen und nen um Gäld Chnächte zuetrybe. Der Rat het uuf und nache müeße Bött useschicke, ga betädigen und gschweigge, bis du Mitti Heumonet ds Chriegsheer us der Lombardei umecho isch und d’Stadt mit Gloria vollbrüelet het.

Da steit ganz hinden in ere fyschtere Stube, mit dem Houpt am Underzug vo der Dili, breit und schwär der Ratsherr Früschig vor nere Frou, wo uf em Ofebänkli sitzt, es Hüüffli Eländ, und i sech yne briegget. Es halbs Dotze komfortabli Stüehl standen i der Stuben umenand. Aber der Witfrou sy si alli vürig. Am liebschte würd si grad hinder en Ofe sech verschlüüffe, für niemer z’gseh und nüt meh z’ghöre. Es isch d’Frou vo Wyngarte. Der Ratsherr isch zue nere cho, cho brichte, wi’s gange sygi, wo ihre Ma gfallen isch i der mörderische Schlacht bi Novara. Eigetlech het er gar nüt dervo gwüßt, wi’s gangen isch. Me het ne halt gfunde — tot. Fertig! Es het sogar Lüt gä, wo sech’s nid hei la usrede, er sygi vo Franzose-Fründen ermordet worde. Der Vatter Früschig isch kei gschuelete Seelsorger gsi. Als Kamerad und Verantwortlechen isch er dagstande, het gseit, was me vo eim cha säge, wo sy Ma gstellt het mit Leuemuet und vor em Find in Ehre bliben isch. Aber was seit das alles anere Witfrou mit nere Raglete Chinder? — Der Vatter Früschig, wo ds Heer heigfüehrt het und under de Läbigen im Ruehm mit obena steit, weiß nümme wyter. Es isch en Ougeblick totestill, bis a ds Schnupfe vo der Frou. Da ghört me se wider dusse, uf der Gaß. Scho meh oder minder voll, fahre si z’kuppeleswys stadtuuf und stadtab und brüelen und juze, trummle, pfyffe, und d’Buebe brüele mit. Si schleipfe der Bär mit sech, wo si de Franzosen abgjagt hei. Alles wott ne fuettere. D’Gaß gseht afe bald uus wi ne Söuzüber. Es passet zu de Liedli, wo si singe.

Der Ratsherr drückt der Witfrou no einisch d’Hand und geit hei. Wi ufgrüehrts Wasser brodlet der Lärmen um ne-n-ume. Wi bluetiger e Schlacht, descht größer der Stolz nachhär.

Bi ds Früschigs sy si alli binenand. Es jedes isch gwunderig und möchti ghöre, wi’s gangen und wär öppe sünsch no vo Bekannte gfalle sygi. Dem Vatter wott’s nöue nid rächt vo der Zunge. «Weisch», seit er zum Schwigersuhn, «me begryft mängisch gar nüt meh a Gott und der Wält, wenn me so gseht, wi’s geit, wi me dem einte der Chopf abschlat für ds Glyche, wo me dem andere nid emal darf vorha, wil me’s nid mit ihm möchti verschütte. Der Michel Glaser mueß jitz dra gloube. Verdienet het er’s. Der Venner Hetzel hei si z’Olten unde z’todgschindteret. Me tät keim Tier, was si däm ta hei, di Bure dert unde. — Aber es loufen ere hie i de Louben ume, grad mänge, wo meh Schuld uf sech het, aber dene tuet me nüt. Warum? — Warum? — Der Wyngarte! E settige Ma! Niemer wott müsse, wi das gangen isch. Aber es git doch eine, wo’s weiß. Dä het sy Hatschier, und däm ertrünne si nid. Früecher oder später chunnt es jedes dra, höch oder gmein, Ma oder Frou, jung oder alt. Er findt se-n-alli. Und ob’s ne passet oder nid, wenn är wott, so müeße si eine mit ihm fahre. Und drum glouben i einewäg an e Grächtigkeit. Me gseht’s numen erscht lang hindedry. — Ja, ja, wenn me ne het gseh mäje wi-n-i, der Chnochetauner!

Einewäg, Chlous, es mueß öppis gah! Mir chönne däm nid ewig zueluege. Mir wei rede!»

Uf em Heiwäg i ds Schwalbenäscht isch der Niklous Manuel schwygsam blibe. Und wo sy Frou ne fragt: «Was hesch?» antwortet er: «Es geit mer öppis dür e Chopf, i gseh öppis.»

Acht Tag druuf het der Bär vo Novara nid begriffe, warum hütt kei Möntsch vor syr Chrääze steit. Es het ihm halt niemer chönnen erkläre, daß di ganzi Stadt uf e Galgehubel use sygi, ga luege, wi si der Michel Glaser und no eine vo Saane chöpfe, wil si Chnächte für e Franzos gworbe hei, währeddäm me für Mailand usgrückt isch.

Der Niklous het scho vo Amts wäge müeße derby sy; aber sy Frou isch daheim bliben und het geng nid chönne loscho vom Gedanke: «Und der Hansli?» A Vatter het me sech bis jitz mit der Frag nid zueche trouet. Bim Ufruumen i der Stube findt si i der halb offene Schublade zwüsche hundert andere Zeichnunge dä Ma i der Strecki. Es git nere grad e Hieb, wo si gseht, wi dä dem Hansli glychet. Um Gottes Barmhärzigkeit!

Wo der Ma heichunnt, no ganz voll vo allem, wo-n-er dert usse gseh het, streckt si-n-ihm das Blatt mit däm Gmarterete dar: «Du wirsch mer doch nid säge, si heige der Hansli uf der Strecki gha?»

«Wowohl, das hei si.»

«Du bisch doch nid derby gsi?»

«Nei, das nid.»

«Ja, und jitz? Wo isch er?»

«Das chönnti är sälber säge. Er trouet sech, dänk, dem Vatter no nid under d’Ouge, trotzdäm er freigsprochen isch.»

«Isch er?»

«Ja.»

«Jitz mueß i ga bätte!»

Und si geit, i d’Prediger-Chilche. Dert het si so ihres Plätzli, wo ihri Chnöi dra gwanet sy. Wo si ume heichunnt, isch der Chlous am Zeichnen und luegt chuum uuf. Und i de nächschte Tage füllt sech d’Stube mit Zeichnunge vo Mannen uf de Chnöi, mit oder ohni Chopf. Da sy anderi mit mene Bluetsprutz uf em Hals, Scharfrichter, prächtigi Kärline, wo mit dem Schwärt ufzieh. Geischtlechi, Ratsherre, Handwärker, Buren und Wyber. — «Hör jitz mit däm!» seit d’Frou Kätherli afange, «me troumet ja bald dervo.»

Der Niklous lachet und seit: «Es mueß drum öppis gah! Hesch nid ghört verwiche bim Vatter?»

«Ja, was söll de da gah? — Der Vatter seit geng, me müeß rede!»

«Wott i o; aber uf my Art.»

Was er eigetlech im Schild füehri, het d’Frou erscht verno, wo ändlech na langer Zyt ganz unvermuetet der Ritter Chaschper zur Tür ynechunnt und syni läbeshungerigen Ouge lat i der Stuben umenand spaziere.

«Syd dir geng no da obe?»

«He äbe», antwortet d’Frou Kätherli, «i chume wohlöppen erscht i der tannige Chischten us däm Huus use.»

I der gröschte Seelerueh seit der Maler: «Das glouben i nid, i bruuche jitz de Platz.»

Verwunderet luegt d’Frou Kätherli uuf, und der Ritter fragt: «Was hesch im Sinn?»

«Oppis Großes. Und du channsch mir derzue verhälfe. Ne Totetanz wott i mache, wenn d’weisch, was das isch.»

«Bhüet is ja, das weiß i scho! Da wott i de o druuf. Wo wottsch de dä häremale?»

«Das wird sech finde. Zerscht aber wott i uf d’Reis, wott ga luege, wi si’s z’Basel unde gmacht hei.»

Größer und größer gange der Frou Kätherli d’Ougen uuf.

«Uf d’Reis?»

«Ja, nid für lang. Nume hurti ga luege.»

D’Frou Kätherli weiß afange, was es wott säge, wenn e Maler nume hurti öppis geit ga luege. «Ja, ja», seit si, und ihri Ougsdechle fallen abe. Aber bald luegt si wider uuf und fragt: «Was isch de das: e Totetanz?»

«He du hesch ja ghört verwiche, wi dy Vatter vom Chnochetauner gredt het, wo alli mitnimmt, wenn der Chehr a se chunnt. Das mueß alles a d’Wand, vom Cheiser und vom Papscht bis zum verluusete Bättler. Das äbe mueß me jitz de Lüt vor d’Ouge ha!»

«Si wärde der danke derfür!»

«Im Gägeteil, Frou Ale... ja, wi söll me jitz eigetlech säge?»

«Wi Dir weit, Herr vo Müline.»

«I gloube, das wär ihm nid rächt.» Der Ritter schilet uf e Niklous. «Also, Frou Manuel. — Donner o, di erschti Frou Manuel uf diser Wält! — Nei, wüsset, da het niemer nüt dergäge. Da lat sech gärn e jede male mit mene Totegripp, wi frömmer descht lieber. Mit däm seit eine, daß er sech under Gottes Wille stellt und parat sygi zum Abmarschiere, und daß Amt und Ehr ihm nüt gälte vor Gott. Juschtemänt, Chlöusi, gäll, juschtemänt das wei d’Lüt vor aller Wält dartue!

Wohl, wohl, das muesch du mache! Und i wüßt o schon e Platz: dert usse, im Chrüzgang vo Predigere.»

«Grad, was i o dänkt ha. I ha’s nume no nid dörfe säge.»

«Lue, lue! Mir finden is! — Wi wottsch mi druuf tue?»

«He — du gäbisch e schöne Herzog!»

«Sappermoscht! Nume?»

«Ja, weisch... eigetlech meinen i Schultheiß; aber...»

«Nei nei nei, das nid!»

«Es wär z’dütlech, gäll? Aber äbe, als Herzog. Dermit wär de o gseit, wi du ds Schultheißenamt füehrtisch. Wenn du de einisch im Rat obena sitzisch und ds Bärnervolk füehrsch, so machsch es amene Herzog z’Trotz. Dir ghörti vo Rächts wäge dä Huet, wo der Papscht den Eidsgenosse gä het.»

«Hör uuf! — Mach, was d’witt! Aber häre stah tuen i dir. Und mit dene Herre Prediger wei mer de scho rede. Die sy de no so froh, wenn der Gwunder ne d’Fisch i d’Bähre trybt. — Frou Manuel, freuet Ech! Jitz geit üse Weizen uuf, schöner als me’s hätti dörfe troume.»

Der Niklous wird mit jeder Minute läbiger. Er chunnt so in es Wäse, daß er sech niene meh cha still ha. Bald wüscht er uf em Tisch alles an e Huuffe, für uf e Tischegge z’sitze. Chuum druffe, stürmt er wider dür d’Stube, wirft e Stuehl um, hocket uf ds Bett und de wider uf ds Fänschterbänkli und luegt use, daß me meint, jitz — jitz schießen ihm Fäcken und es nähm ne dervo. Der Ritter füllt der chalt Ofetritt und lachet mit syne Märmelouge d’Stube voll. Es wundereti d’Frou Kätherli nid, wenn d’Stuben ob em Jäs vo dene beide Mannen us de Fuege gieng. Es nimmt se sälber dry. Aber äbe, da seit ihre Chlöusi wider: «Furt mueß i, furt! Mueß Luft und Wyti ha. I cha hie nüt mache, solang eim alles d’Ohre voll stürmt vo där Novara-Schlacht.»

«Jää», underbricht ne der Ritter, «es isch sech wohl derwärt, e chly Lärme dervo z’mache. Es isch sogar guet, damit me nid so gschwind wider vergißt, was mer sy. Los nume, was si erzelle, der Ludi vo Diesbach und anderi, wo derby gsi sy! Wo d’Sunnen ufgangen isch, heige si sech alli gseit, so, jitz syg’s uus mit der Schwyz. Es settigs Heer heig me de sit de Tage vo Murte nümme vor sech gha, nume daß jitz no vil meh Gschütz derby gsi syge. Und e Rüterei wi di französischi vor Novara, syg überhoupts no nie binenandere gseh worde. Und Schanzzüüg und e Fäldburg und Gott weiß was alles. — Und üsi es Hüüffli Mannen im Gstrüpp, es heig ein dunkt, me müeßi se-n-i de Stude zsämesueche. Und am Aben achttuused Franzose gstreckt im Gras und i der Wyti es Gwädel vo Roßstilen in ere Stoubwulke. Di französische Kanone syge verloren i der Bluetsuppen umenand gstande wi d’Füüröfe vo mene stübis und rübis niderbrunnene Dorf. — So — jitz wüsset dr, was d’Eidsgenosse sy!

Wohl, lue, das isch wichtig. Jitz hei mer wider Figgen und Müli und chönne säge, wi mer d’Wält z’ringsetum ha möchte. — Mi reut’s nume, daß i nid derby gsi bi. — Das isch ds einzige, was mer no fählt zum...»

«Schultheiß, wottsch säge?»

«Nu, mynetwäge. Uf das chunnt’s use. — Aber wart nume, bim nächschte Ufbruch gangen i mit.»

«Einewäg, i mueß furt. Jitz gilt’s!»

«Ja, gang nume! Mach’s! Es isch wahr, jitz gilt’s! Nimm dy Alouf! Und i nime myne, und de hei mer’s.»

Der Niklous gumpet uuf: «Sankt Vincenz und Achatius!»

«Ja ja. Dänk numen a my Muetter sälig!»

Der Niklous het sy große Fründ hei begleitet. Si sy no mängs Mal di ganzi Chilchgaß uuf- und abgloffen und hei mitenand Plän gschmidet. Wo der Maler ändlech heichunnt, sitzt sy Frou uf em Bett, lat d’Achslen obenyne hange, und under ihrne schöne, längen Ougehaar schimmeret öppis verdächtig.

«Was isch?»

Zerscht antworte nume d’Achsle; aber ändlech chunnt’s: «Furt wottsch? Und mi hie allei la? Usgrächnet jitz?»

«Es isch ja nid für lang.»

«No bald einisch z’lang.»

Der Niklous louft umenand, blybt ändlech am Fänschter chläben und macht dermit d’Stube no fyschterer. Für Dubleten isch er jitz nid z’ha. Wenn me d’Fäcke reckt zu mene große Flug, sött men eim nid mit settigem welle ga Lym stryche. — Nei, also jitz grad am allerwenigschte ma-n-er das erlyde. Lieber der Sach es Änd mache. Gleitig! E Schutz stürmischi Zärtlechkeit. Das het no geng ghulfe. Er chehrt sech um, wott zue nere-n-uf ds Bett ga sitze. Aber oha! Da steit si — ohni Träne — bolzgrad und blitzet ne-n-a: «Jitz grad wottsch du furt und mi im Stich la, wo hie z’Bärn alles hinderenand isch, wo me nid emal sicher isch, daß es nid no im eigete Huus es Unglück git? Dänk doch, wenn der Hansli umechäm und ungsinnet dem Vatter begägneti!»

Es blybt wider still. Und i der Stilli ghört me dür e Stubeboden ufen es Chind bääggen und bald druuf d’Stimm vo der Stiefgroßmuetter, wo Nunni butti singt, und du no ds hölzige Gnoppe vo der Wiegle.

«Da ghörsch es jitz grad...» Plötzlech bricht d’Frou Kätherli ab. Scho reut es se, daß si sech het la gah. Nei, nei, si wott ihrem Ma nid dervor sy, wenn er e Wäg z’mache gseht. Si wirft sech ihm um e Hals und schluchzet: «Ach nei, gang! — I will mi ja gwüß lyde, wenn’s dir öppis cha nütze.»

Uf eismal isch dem Niklous es Liecht ufgange. Ja, es isch wahr, er het gar nie z’grächten dra dänkt, was es für sys Kätherli heißt, mit der Stiefgroßmuetter, wo jitz scho ihres Zwöite buttelet, under eim Dach z’läbe. — Si isch ja nid en übersüünigi, di jungi Großmuetter, das cha me nid säge; aber vor luter nid wellen eim ihres Glück uf d’Nase binde, macht und seit si doch ungschickti Sache. Es Muetterglück isch halt nid z’verstecke, da cha me lang. — Jitz worgget’s ihn. Es steckt doch öppis Großes i syr Frou, und er het’s nid g’achtet und isch druff umetrappet, wi men uf der Gaß es Schmuckstück cha vertrappe, währed me de Wulke nacheluegt.

Er zieht se mit uf ds Ofebänkli und strychlet se. Lang findt er ds Wort nid. Si merkt sy Verlägeheit, und scho duuret er se. «Gang nume!» seit si wider. «Ach, i bin es Dumms. I hätti nüt sölle derglyche tue; aber mängisch cha me halt schier nümme. Begryfsch?»

«I weiß es ja wohl», antwortet er ändlech, «ach, üsereinen isch so gar nid gmacht zum Tröschte! Es widersteit mer, Wort z’mache. Aber meh als nötig söllisch nid Plag ha. I will dr jitz o öppis säge: I ha scho lang im Sinn, es Huus z’choufen a der vordere Gaß. I sött so wi so als Mitglid vo de Zwöihundert es eigets ha.»

«Choufe? Mit was?»

«Dy Vatter hilft mer scho. Und wenn’s nötig wärde sött, steit mer de no der Chaschper zueche.»

«Uf ne Wäg reut’s mi de no, us däm Schwalbelinäscht, wo üses Glück sech gsädlet het.»

«Ja, scho, aber einewäg, es isch Zyt, daß mir zügle.»


Uf em Wäg vo Wange ga Niderbipp isch der Niklous Manuel vor e Walliswyl-Wald use cho und dert am Bort abgsässe, für e chly z’löie. I der Morgesunne hei vor em Dorf Niderbipp d’Wässermatte glänzt. Am Fueß vom Jura het’s im Buechewald scho gruenet. Wyter oben isch der Wald no bruun gsi. A der Straß gäge Solothurn het ds silberige Loub uf den umbogene Saarböumtüller gflimmeret, und höch am blaue Himmel sy wyßi Wulkeschiffli weleseh gfahre. Da glänzt öppis i der nächschte Wässermatten uuf. E Storch guslet drin ume. Jitz flügt er dem Näscht zue, wo uf der Firscht vo mene mächtige Stroudach lyt, chunnt umen und geit wider. Und dert obe, am Bärg, steit i altem Trotz ds Schloß Bipp. Wenn der Vogt zum Fänschter uus luegt, gseht er fascht jedes Ächerli vo syr Vogtei. Der Maler isch mit liechtem Gepäck gwanderet und mit schwärem Härz. Der Winter düre het’s ihm nid a Arbeit gfählt. Descht herter isch es ne acho, d’Reis ga Basel und villicht no wyters az’trätte. D’Frou het er im neugchoufte Huus underbracht gha. Aber si het sech gueter Hoffnung gfunde, chuum, daß si us em Schwalbenäscht uszüglet sy. Und für sys Huus z’zale, het der Niklous müeße Schulde mache. Der Schwigervatter het ihm vorgstreckt, was er het dänne ta gha für e Hansli, und der Ritter vo Mülinen isch ihm guetgstande. Däwäg isch er vo der Arbeit furt, i ds Blauen use, für no einisch ga z’studieren und syni Plän la z’zytige. Niemer ussert dem Chaschper het’s begriffe. Alli hei der Chopf gschüttlet. «Di armi Frou!» het eis um ds andere gseit. Und di armi Frou mit ihrem erschte Chind under em Härz het d’Träne verschlückt und gseit: «Gang, wenn’s dr dienet!»

D’Ratsherre hei gschumpfe, das chäm nätt use, wenn i settige Zyte jede syne Liebhabereie wetti nacheloufe. Für was men einen i Große Rat tüeji?

Der Storch het wider e Frösch im Schnabel und bringt ne der Alte.

«Ja — ja! Nume gchlapperet!» seit der Maler. «Muesch nid meine! I mache my Sach o, numen uf nen anderi Art. Üsereine cha ds Fuetter nid uf em nächschtbeschte Mätteli ga erschnable.»

Er hänkt sy Sack um und wanderet wyter, Niderbipp zue.

Im Dorf z’Niderbipp steit e Ma uf em Mischthuuffen und steckt d’Gablen i Mischt, wi wenn’s gult, e Stollewurm z’töde, zieht di abegrütschte Hosen ufen und brummlet dem Maler öppis nache. Und wyter äne luegen ihm zwee nache: was wott dä da?

Descht fründlecher isch der Wirt zum «Schäfli». Er git sys Beschte vüre. Wandere macht hungerig. Me hout y. — Aber was wei die da usse? — «Suechet dr öppen eine?» fragt der Niklous sy Wirt.

«Nid daß i wüßt.»

Chuum het der Maler sy Wurscht g’ässe, gaffe scho ihreren es halbs Dotze zu de Fänschter y. — Was git’s da z’luege?

«Das isch o so eine!» ghört me dusse.

«Was für eine? Wäm gilt das?»

Der Wirt seit nid gärn: Euch; aber me cha’s ja mit Hände gryffe. Er geit use: «Was isch ech nid rächt?» Und jitz rückt d’Kuppele zsämen und wachst. «Das isch o eine vo dene Chronefrässer und Halbfranzose! — Mer wei dä ga erläse!»

«Da syd dir lätz brichtet», seit der Wirt, «das isch e Maler.»

I däm Ougeblick drückt der Huuffe scho näbem Wirt düren i d’Gaschtstube. Si chöme der Niklous cho gschoue. Warum da schon e Vorstuehl a di anderi Wand gheit sy mueß, isch nid rächt z’verstah.

«Löjt dä la sy», seit der Maler, «das isch myne», wo eine vo dene Manne sy Däge vom Wandbank ewäg nimmt und us der Scheide zieht.

«Ha gmeint, du sygischt e Maler», git der Bipper ume.

«Bin i o!»

«So so, bischt?»

«Hescht öppen e Brief?»

«Nid, nid!» mahnet der Wirt, wo si ne wei erläse.

«Löjt se nume mache!» seit der Niklous. «Si finde nüt uf mer. — I ha kei Meischterbrief; aber wenn dr weit wüsse, ob i gloge ha, so hocket derthäre. I will ech’s scho wyse, ob i Maler bi.» Und no gäb si wider en Antwort hei, zieht er e Stift vüren und zeichnet der Hässigscht uf ds Tischblatt.

Jitz löj si sech alli zueche. Niemer seit es Wort; aber nah-ti-nah gangen ihri Müüler i d’Breiti. Si fa afa lache, und ändlech seit eine: «Myseel, lueget! Dä weiß ihm der Trääf, das isch Köbu, wi-n-er da hocket.»

«Gloubet dr’s jitz, daß i numen e Maler bi?»

«Es chunnt der guet, süsch...!»

«Was hättet dr de welle mit mer?»

«I d’Aare.»

Der Niklous het es Lachen i de Mulegge, wi wenn er ne’s nid gloubti. Da geit’s erscht rächt los mit Ufbegähre. So gwüß, daß si so einen erwütsche, wo Gäld vo de Franzose gno heig, fahre si mit ihm der Aare zue. Das syge «schlächt Hüng», für so eine syg’s nid schad.

«Es het öppis», seit der Maler, froh, daß si wider rüejiger sy. Und er zahlt nen e Maß Wy. So heig der Herr Wilhälm vo Diesbach verwiche di Chünizer Buebe etwaffnet, dänkt er und vergißt, daß Freigäbigkeit am lätzen Ort nume no Verdacht weckt. — Gägen Abe wanderet er wyters. Aber er isch chuum vor em Dorf usse, so heißt’s uf der Gaß: «Es isch doch eine. Dä het is numen öppis agä!» Und es geit nid lang, so sy Buebe hinder ihm här, und Steine gumpen ihm nache. Dür ds nächschte Dörfli düre mueß der Niklous der Däge zieh, für de Hünd z’wehre, wo men ihm nachehetzt.

Wenn das däwäg wytergeit, dänkt er, so chumen i nid mit ganze Hose ga Basel abe. Dür di fyschteri Klus zwar chunnt er ungschoren und o dür ds nächschte Dörfli; aber sicher isch sicher, überleit er. Dert obe sitzt d’Burg Näbelchrage no i der Abedsunne, währeddäm der Talbode scho ganz im blaue Dämmer lyt. Under ihm, über de Jurachämme, lüüchtet e schöne guldigen Abedhimmel. Öppis Weichs, Andächtigs lyt i der Luft.

Uf der Burg bället hinder em Tor e Trybete Hünd; aber me tuet ihm doch uuf, und i der Chuchi gönnt men ihm Spys und Trank und Platz am Füür. Der Ritter isch furt, irged a menen Ort im Chrieg. Wo sy Frou ghört, es syg e Maler da, chunnt si mit dem Niklous cho rede.

«So so, Mitglid vo de Zwöihundert z’Bärn? — Also nid nume so ne Walzbrueder.» — Der Niklous lachet im stillen über sich sälber. Bi halt doch vo Bärn. Da hätti eine di beschti Glägeheit, bi nere schöne Frou der gheimnisvoll Chünschtler us der Frömdi z’spile, und de wyst er de sy Zueghörigkeit zu Burgere, für sech la d’Türen ufz’tue!

D’Burgherri macht ne-n-i d’Stube z’cho und stellt ihm Wy uuf. Und da git jitz eis Wort ds andere, di Frou isch gfrässe vo Sorgen und Längizyti na ihrem Ma.

Also e Maler — hm, dänkt si. Am andere Morge fragt si ihre Gascht, ob er nid i der Burgkapällen e Muettergottes oder e Heilige häremale würd, so wüßti me doch o wider, zu wäm bätte.

«No so gärn!»

Es isch schön da obe. Dä Blick i ds Tal aben und di Bärge! Nah-ti-nah formet sech im Chopf vom Maler e Hindergrund mit phantaschtische Flüeh und mene tiefe Talgrund, mit Bachschlängge, Mülireder, Kapällen und allerhand luschtige Chlynigkeite. Aber d’Houptsach: d’Muettergottes? D’Burgherri git keis Modell derzue. Schön, aber kei Madonna. Si het Ouge voll Sähnsucht. E Muettergottes hingäge het i Schmärze gä und isch sälig. Bi mene Burehuus het er eini gseh söugge. Die gäb grosso modo d’Contur. — Wohl, es formet sech, es chunnt ihm. Numen äbe... d’Houptsach!

Aber scho i der Nacht druuf chunnt ihm d’Vision. Ds Kätherli! Merkwürdig, wi so nes Möntschewäsen i d’Vollkommeheit ynewachst, wenn d’Längizyti na-n-ihm sech afat rüehre. Jitz, i der Fyschteri, da uf der frömde Burg, geit ihm Liecht über Liecht uuf. Di letschte füf, sächs Wuchen isch geng öppis Verschlosses, Rätselhafts uf ds Kätherlis Gsicht gläge. Es isch so still gsi. Der Niklous het geng ds Gfüehl gha, er bruuchti nume di schöne längen Ougehaar az’luege, so überchäme si ne Silbersoum. Aber däm isch er usgwiche, het wohl gwüßt, warum. Numen um Gotts wille nid dra rüehre, sünsch...! Sünsch was, Chlöusi?

Jitz äbe, vo ganz wytem, i der gruusamen und doch wunderbare, heilige Stilli und Fyschteri steit’s uuf vor ihm. Uf eismal sy di blauen Ouge wider offe, so wi si ne no agluegt hei, wo-n-er nere-n-under der Hustüre ds letschte «Bhüet di Gott, Kätherli!» gseit het. Jitz ghört er se rede, di Ouge: «So gang halt i Gotts Name! I weiß nid, ob i di wider gseh. Aber wenn’s dys Glück isch, Chlöusi, so gang! I gibe dir alles, was i ha, ds Läbe, ds Chind, d’Freud, alles, alles. Es söll im Himmel und uf Ärde niemer dörfe säge, i syg dir mit mym eigete Begähren im Wäg gstande. I weiß nid, wi’s chunnt; aber Gott hälf mer, i will glouben a dy Chunscht. Es isch nie lieber an e Möntsch gloubt worde. I weiß: vo däm Gloube läbsch du. Wenn niemer a di gloubti, so chönntisch du nümme schaffe. Drum, a Glouben und Bätte will i dir nüt schuldig blybe. Du bisch my Liebi, dir ghören i. Und jitz gang i Gottsnamen und tue, was du dir vorgno hesch!»

Das alles säge di Ouge no jitz und geng wider und no vil meh, ach so mängs, wo me nie wird Wort finde derfür, so lang als d’Wält steit nid.

Es söll mir no eine säge, d’Chunscht sygi nüt! Het si mer nid underwägs ds Läbe grettet? Schänkt si mir nid ds Läbe jitz und für alli Zyt? Jitz weiß i, was i z’tüe ha. I malen e Muettergottes, wi’s no keini gä het. Dür si reden i de. Es Gnadebild, wo alles i d’Chnöi niderbringt, was se-n-aluegt.

Us mene Tag isch uf Näbelchragen e Wuche worde. Der Niklous het in eren andere Wält gläbt, het gschaffet, gmalet, sy ganzi Seel uf di Tafele bracht. D’Burgfrou isch in es stills Stuune versunke, wo si ds fertige Gmäld gseh het. Si het der Maler verstole betrachtet und hätti möge frage: «Wär bisch du eigetlech?»

Und wi halt zletscht alles uf där arme Wält uf ds Gäld uselouft, so fragt si ändlech ganz schüüch: «Weit Dir mer säge, was ig Ech schuldig bi?»

«Nüt.»

Da luegt si stober. Meint er ächt, er heig um Liebi gmalet?

«Säget mer öppis! I darfs so nid anäh.»

Dem Niklous fahrt dür e Chopf, was er einisch bim Magister Wölfli glehrt het: gratis accepistis, gratis date! — Nei, er chönnti nüt näh. D’Sach wär ihm dermit verdorbe. Nei, für das well er nüt, seit er. «Bättet mira nes Vatterunser für mi!»

«Bsinnet Ech no, und säget mer’s de morn!»

Am andere Morgen isch der Maler furt gsi. — über Bärg und Tal isch er wyter gwanderet und het gwüßt: Das isch es no einisch nid. I ha’s no nid, sünsch hätt i’s nid chönne dert la. — Aber wartet nume! D’Madonna vom Chlous Manuel bringt d’Bärner no uf d’Chnöi, daß si Gäld und Chrieg drob vergässe.


D’Herri vo Näbelchrage het en urüejigi Nacht gha. Wär isch dä Maler? — E schöne junge Ma mit große melancholischen Ouge. Me gseht ihm nid uf e Grund. Het er’s doch villicht uf Liebi abgseh? Warum chunnt er grad i där Zyt uf d’Burg, wo me scho sit langem nüt meh ghört het vom Ritter, nid weiß, ob men allei i der Wält steit? Weiß dä Maler öppis vom Ritter? — Wo der Tag i d’Chammere bricht und i der heilige Stilli wyt umenand guldige Morgeschyn uf de Wälder lyt, isch der Wanderer verschwunde. So chöme d’Ängel. Undereinisch sy si da zwüsche de Lüt — und wider furt, Gott weiß wohi. Und jitz steit di Muettergottes da und luegt ein a, wi wenn si wüßti, was i eim vorgeit. D’Burgherri het kei Rueh meh, bis der Prieschter chunnt und das Bild bsägnet.

Nes Halbs Jahr druuf chunnt a mene schöne, hilde Herbschtabe d’Rittersfrou vo Näbelchragen us der Kapälle. Si het sech müed bättet um ihre Ma. A der Bruschtwehr vom Hof luegt si voll Längizyti i d’Abedsunne. Tief unde ghört men öpper der Waldwäg ab loufe.

«Isch öpper da gsi?»

«Ja, Frou, der Maler.»

«Und dir säget mir nüt?»

«Er isch nume grad under d’Kapälletür cho. Wo-n-er Euch het gseh bätte, het er Zeiche gmacht, me söll schwyge. Nes Chehrli isch er da stillgstande, solang d’Sunnen uf en Altar gschine het, uf d’Muettergottes. Du het er ds Chnöi gmacht, es Chrüz gschlagen und — furt, der Bärg ab.»

D’Frou git dem Chnächt es Zeiche, ga z’lüte. Und wo der Maler i Talboden abe chunnt, ghört er dobe ds Kapälleglöggli sys salve regina wejele.

Wi ne riesige Chranz vo rot und gääle Meie sy d’Börter um d’Stadt Bärn ume gläge, wo der Niklous Manuel ändlech wider einisch heicho isch. Us de Gärten und Ächerli isch der Rouch vo Muttfüür zum blaugraue Himmel ufgstige. Ds gääle Loub isch under mängem Boum scho bortab verschüttet gsi. E müedi Sunne het alles chly wehmüetig gstimmt. Aber es hätti jitz chönne Früehlig sy oder was es wett, der Maler isch so i sy Madonne-Vision verlyret gsi, daß er nüt meh anders gseh, no gspürt het. Si mueß cho, — si mueß!

D’Frou Kätherli het nüt an ihm begriffe. Es dunkt se, ihre Zuestand sötti ne wecke. Freut er sech de o gar nid drüber? Nimmt’s ne nid wunder? Er strychlet se doch und gschouet se, wi wenn er se no nie gseh hätti; aber einewäg... weiß nid, was mit ihm isch.

Anderne Lüte fallt sys vertroumete Wäse weniger uuf. Me meint, er gspüri der glych Druck wi alli. — Marignano — Marignano! — Der Vatter Früschig heißt ne chuum gottwillche. Er hocket wahrhaftig wider i syr Schuehmacher-Wärchstatt, wo ds Päch längschtes steihert worden isch und Stoub uf allem lyt. Er stuunet dür di glesigi Chugle, wi wenn er dert derdür Gott hinder syni Plän chönnti cho. Warum das mit dene Buebe? Der Hansli ganz etrunne. Me weiß di halbi Zyt nid, wo-n-er sech umetrybt. Und der ander, der Lüdeli — tot. Warum isch er nid mit dem Bärn-Banner heicho vor der Schlacht? Was het er dert no gha z’sueche? Ha gmeint, er welli besser graten als der ander. Jitz het’s ne-n-o gno. Zwüsche tuused Eidsgenosse, wo ne nüt agange sy, lyt er dert unde begrabe. — I ma eifach nümme.

Der Niklous cha nüt afa mit sym Schwigervatter, und wil er Angscht het, er chönnti undereinisch frage, wi’s jitz um Arbeit und Verdienscht standi, geit er bald umen und zieht d’Türe hinder sech i ds Schloß, ohni nes «Bhüet di Gott!» abz’warte. — Nei, vo Gäld und Verdiene chönnt er jitz nid rede.

E bösi Nacht bim Kätherli — me mueß es lyde, daß d’Hebammen einen uf d’Syte stellt, wi wenn me da gar nüt z’bedüte hätti — bringt der Niklous wider i ds Sänkblei, und am andere Morge het er es Meiteli uf den Arme. — Herrjere Gott! Was wottsch du i där verhudlete Wält? — Aber es isch emel neus Läbe. Und es Freudeliecht geit uuf. Chuum da, wird das chlyne Gritli i d’Chilche treit, touft. D’Chilche, ds Chind, di säligi Muetter, das füehrt alles wider zur Madonna. Und er troumet wider. Aber, wo-n-er geit und steit, redt alles vo däm verfluechte Marignano, vo Tod und Undergang. Und jitz macht sech i syne Gedanken undereinisch ds Bsinnen a Totetanz vo Basel breit. Wo-n-er dert dervor gstanden isch, het’s ne chalt gla; aber jitz, i där verfyschterete Bärnerluft erwachet das undereinisch, und chuum het er, halb wider Wille, amene Dominikaner-Pater öppis dervo gseit, isch dä Füür und Flamme.

Sobald ds Kätherli wider uuf dörfen und a der Wagle gsunge het, isch es z’vollem uus gsi mit der Rueh. Ds Madonna-Bild hätt er jitz läbig i der Stube vor sech gha, wi no nie; aber jitz het sech ihm der Tod i Wäg gstellt und welle gmalet sy. Der Niklous probiert, sech wider yz’spinnen i das, wo ne ds sälb Mal im Schwalbelinäscht äne so mächtig het packt gha; aber es gratet ihm nid. — Furt! — Mueß ume furt! No einisch ga Basel abe.


Näbe sym Vatter här isch der Junker Hans Ruedolf vo Müline ds Gürbetal uuf gritte. D’Sunnen isch scho neecher ob der Längebärg-Syte gstanden und het di ganzi waldigi Bälpbärg-Flanke rot la uflüüchte. Dem Junker hätti nid größer chönne z’Muet sy, wenn er näbem Cheiser gritte wär. Ohni daß me daheim dervo gredt het, isch es usgmachti Sach gsi, daß der Ritter Chaschper einisch d’Stadt Bärn zu Glanz und Ruehm füehre wärdi. Wi mängisch scho het er vor Tagsatzungen und vor gchrönte Höupter ihri Sach verfochte! Und jedesmal isch er mit gwunnenem Spil heicho. Jitz scho Heimlecher vo Burger, het er ds Vertroue vom Volk mit jedem Tag meh gwunne. Nüt meh het ihm gfählt als einisch e Glägeheit, vor em Find sech vürez’tue. Uf däm Ritt ga Riggischbärg ufen isch er ehnder schwygsam gsi. Der Jung het errate, daß men i der Eidsgenosseschaft und bsunders z’Bärn amene Scheidwäg steit. Es isch scho schön, wenn es chlys Volk cha der Usschlag gä, wenn alles um sy Gunscht sech müejt; aber wär zeigt eim i settigen Ougeblicke, weles ds rächte, weles ds lätze Trom isch? Was Wunder, daß da jede Staatsma dem anderen i sys Spil güggelet, und wenn’s der bescht Fründ isch!

Also ga Riggischbärg rytet me, zum Schwager Hans von Erlach und zur Schwöschter. So zwüscheninne wider einisch under syne Lüte sy, wo me weiß, wora me mit nen isch! Het me nid einisch zsäme gschwärmt vom Achatius-Bund? Der Ritter erzellt sym Suhn dervo, und dä het der Chopf offe derfür. Am Unggle Hans hätti der Vatter de einisch e zueverlässige Hälfer, wo ne würdi begryffe. Er chönnt ihm, wi me so seit, di rächti Hand sy.

Si chömen uf d’Höchi, i d’Talmulden ufe, wo ds Schloß Riggischbärg uf sym Hubel so schön z’mitts drinne sitzt, der Mittelpunkt von ere chlyne Wält für sich, und d’Wäägen us allne Richtungen under Ouge het. Da gseh si scho vo wytem Rouch us em Lindesaal näbem Schloß ufgah, dür di bruune Chronen i di blaui Luft ufe. Es gramslet vo Lüt under dene Böume. Und hie und da ghört me Glächter uffahre. Aha, der Hans het großi Gsellschaft. Öppen e Jagd.

Di zwee Ritter sy gseh worde. E Chnächt steit am Hoftor zwäg, für ne d’Roß abz’näh. Und a der Hustüre chunnt ne d’Tante Madeleine etgäge, d’«Markgräfi vo Montferrat». Si strahlet vor Freud, ändlech wider einisch ihre Brueder umez’gseh. «Wo stecksch du o geng, Chaschper?»

«Stecke? I bstichen äbe niene. Bi geng numen im Sattel für Rät und Burger. Und weisch, wo-n-i jitz de no hi mueß? — Zur Markgräfin vo Montferrat, aber dasmal zur rächte oder ehnder zum Markgraf!»

Und jitz löst sech us der Gsellschaft der Hans von Erlach. «Da chunnt my Schwager, der Müline», seit er zu syne Jeger. Mit großem Reschpäkt wird der Ritter grüeßt. Der jung Hansruedi gseht wider einisch: sy Vatter gilt nid weneli, und öppis dervo fallt uf ihn ab. Es isch e luschtigi Gsellschaft, wo da im blaue Rouch umenandere steit und schwätzt und lachet. D’Abedsunne blitzet uf Gleser und i guldigem Wy. Am Füür brate Jeger öppis, es schmöckt gar herrlech. Und dert lyt zwüsche de Böum e gwaltige Hirz. D’Frou von Erlach het alli Händ voll z’tüe und poschtet Chnächten und Meitli umenand; aber es blybt nere glych no Zyt, z’luegen und d’Ohre z’spitze. Ihrem Brueder begägnet me wi amene Diplomat. Me weiß, er het mit Fürschte verhandlet. Es trouet sech nid jede, wo da z’Gascht isch, an ihn zueche. Me luegt ne meh so a und lost, was d’Herre vo der Umgäged mit ihm rede. Der Herr vo Riggischbärg hingägen isch völlig verwachse mit allem, was da under de Linden umegramslet. Är isch ja o scho vor Fürschte gstanden und het für Bärn ds Wort gfüehrt, ganz wi sy Schwager; aber er isch halt o mit de Bärner im Fäld gläge, uf em glyche Strou, het se gfüehrt, het mit ne Hunger und Durscht glitten und Stoub gschlückt, si hei enand soz’säge ds Bluet ab de Schramme gschläcket, är und syni Manne. Und nie hei si ne müed oder gnietig gseh. Und wenn eim der Freiherr vo Spiez, Riggischbärg und Jegischtorf ds Wort gönnt — er tuet’s gärn — so meint me sech fei e chly.

Nah-ti-nah het sech d’Gsellschaft chly usenandere zoge. Me het di Herre, wo z’Bärn öppis bedütet hei, la rede. Di meischten andere sy mit nasse Schnöuz, der Bächer geng i der Hand, um ds Füür umegstande, hei drinne guslet oder chrouschpelig brates Fleisch ab mene Chnöcheli gnägget und albeneinisch e Witz griffe, so daß ds Glächter die wider zueche glöökt het, wo näbenusse dem Bort nah trappet sy und dem Näbel im Moos zuegluegt hei.

Z’mitts in ere Stilli ghört me plötzlech dem Herr vo Riggischbärg sy chrachigi Stimm: «Das isch e verfluechti Lugi!»

Was git’s? — Was isch da los? — Alli Chöpf dräje sech dem Platz zue, wo di beide Schwäger z’mitts in ere Kuppelen inne stande. Vo allne Syte lat me sech mit gspitzten Ohre zueche. Der Herr vo Müline lachet, währed drei, vier Chöpf wi Haselnüß am Büscheli uf öppis luege, wo vo Hand zu Hand geit.

«Was heit dr da Schöns?»

«Lueget! Läset d’Umschrift!»

E schöni großi Medaille macht der Chehr. Si zeigt der Chopf vom Chünig Franz, und d’Umschrift heißt: «Primus Helvetiorum domitor.» — «Was heißt das?» — «He: der erscht Bändiger vo de Schwyzer. Das geit uf Marignano!»

«Das isch eifach nid wahr», seit der Herr von Erlach. «Mir Bärner sy nid derby gsi, numen ihreren es paar uf eigeti Fuuscht. Und so lang eine d’Bärner nid uf e Rügge leit, het er nid ds Rächt, sech Helvetiorum domitor z’nenne.» «Wäre mir derby gsi, wär’s anders gange», bhertet eine, wo vor der Schlacht mit dem Bärn-Banner vo Domo d’Ossola heicho isch.

«Nume Geduld!» antwortet ihm der Riggischbärger. «Mir wei de dem Franzos scho gä z’merke, daß er üs no nid am Bode het. — Aber da hei mer’s jitz halt! Das verdanke mer dem Kardinal Schiner. Dä het is di Gschicht agreiset. — Wart nume, Schinerli, der Tschuep isch no nid uus!»

Uf däm Ton isch es du no wyter gange, bis d’Stärne hei afa dür ds dünne Lindeloub schynen und der Schloßhubel wi nen Insel im chalte Näbelmeer glägen isch.

Di beide Schwäger sy allei dinnen am Kaminfüür gsässe, wo der Ritter Chaschper seit: «Weiß nid... i gloube, der Luft well chehre. — Uf alli Fäll wär’s gschyder, mer luegte, wi’s cho wott. I hulf ’s nid verschütte mit dem Chünig Franz. Es isch nid guet, wenn di ganzi Lampartei dem Cheiser i d’Händ fallt und mir z’ringsetum nüt meh als ds Rych hei.»

«Aber dä Übermuet mueß er zerscht no büeße, der Franz! So lang no vo dene Batze da im Umlouf sy, dörfe mer ihm nid nahgä. — Wo hesch ne-n-eigetlech här?»

«Der Herzog vo Savoye het mer ne gä.»

«Es isch eifach e Lugi! Helvetiorum domitor isch ganz en andere. Es git eine, ja, leider git’s eine.»

«Und das wär?»

«Der Chünig Mammon.»

«Es het öppis.»

Uf das hi hei di beide lang gschwige. Si hei sech hinecht nid vil anders meh gseit als: «Guet Nacht!»

Was der Ritter vo Müline het wellen erfahre, das het er eigetlech jitz scho gwüßt, und däm t’ wäge hätti me ds morndrisch ume wyters chönne; aber der Ritt ga Riggischbärg het no en andere Zwäck gha. Bi der Schloßjuged isch o d’Tochter vom alt-Schultheiß vo Diesbach gsi, ds Marie. Und me het welle luege, wi die sech näbem Junker Hansruedi miech. Drum isch me no drei Tag dobe blibe. Di «Alte», das heißt der Ritter und sy Schwöschter, hei frylech scho am zwöiten Abe gwüßt, was si hei welle wüsse; aber wi weniger es dem Junker pressiert het mit Ufbräche, descht ungeduldiger isch der Vatter worde. Meh als drei Tag het er syr stille Verehrung für e Chünig Franz nid möge Gwalt atue. So sy si halt du wider gäge Bärn zue gritte, no schwygsamer als im Ufecho, der eint, wil er sy Schatz gfunde het, der ander, wil di silberigi Medaille di Lüt da obe het gmacht z’rede. Het nid eine vo dene Jeger am erschten Abe gseit: «Junker von Erlach, mit Euch marschiere mer bis a ds Änd vo der Wält und no hundert Stund drüberuus?» — Das het vo allem, was z’Riggischbärg obe gredt worden isch, dem Ritter am meischte z’tüe gä. — Isch nid jitz grad der Ougeblick cho, für d’Bärner hinder sech z’bringe, jitz, wo d’Niderlag vo Marignano se no wurmet?


Der helvetisch Chatzejammer isch im ganze Land umgange, und z’Bärn het’s wider einisch zur Unzyt donneret, aber das Mal im Münschter, wo’s mächtiger het möge rollen als im Schwalbelinäscht. Und der Widerhall isch i breitem Gmurmel na der Predig vom Herr Berchtold Haller uf e Platz use verloffe. «Hä? — Heit dr ghört? — Was säget dr jitz derzue? — Was seit ächt der Wattewyl derzue, der Schultheiß?» — «Was wetti dä säge? — Er het’s mit de Neuerer!»

«Du Narr», het’s vo der Chanzle tönt, «du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern, und wes wird sein, das du bereitet hast?» — Du Narr, du Narr! het’s de Lüt no lang i den Ohre tschäderet. Wäm gilt’s? Was wott er dermit? — Es isch geng no der Helvetiorum domitor gsi, wo si nid hei chönne verworgge. Uf Silber gstanzet louft dä Hohn dür di ganzi Wält und vernüütiget der Ruef vo der Unüberwindlechkeit. Chönnet lang säge, es syg nid wahr, chönnet dem Kardinal flueche, so vil dir weit. Marignano isch nid dürz’tue. — Wohl, so wahr es no nes Bärn git, isch es dürz’tue. — Mir rüschten is wider, und mit üsne Spieße tüe mer’s dür. Bi wäm? Für wän? — Dem Mailänder Mailand!

So wird i eier Loube gredt, und i der andere seit eine hinder em Pfyler: «Wett o ne Löl sy, däm Mailänder no länger ga d’Cheschtenen us em Füür z’reiche! Heit dr’s nid ghört chlingele? Der Franzos zahlt, was me nume begährt. Er schynt de no nid so sicher z’sy, der Bändiger. Was er nid erschlage het, chouft er.»

Und im Refektorium vom Chorherrestift fragt der Schultheiß vo Wattewyl: «Was söll men o mache? Es geit wüescht bachab mit is. Wenn d’Chilche nid no der Rank findt...!»

Und der Lütprieschter Haller, no schier vor em Ate vo syr Predig här und doch voll heiligem Yfer, antwortet: «I sägen Ech’s, Herr Schultheiß: der Tod vor Ouge male, ds Fägfüür und di ewigi Verdammnis! Öppis anders macht ne kei Ydruck meh.»

«Aber wie?»

«Mit Wort und... Herr Schultheiß, mir chunnt en Idee. Mir hei ne junge Maler z’Bärn!»

«Dir meinet der Manuel?»

Das isch gsi, was es no bruucht het. Der Funken isch vo Chopf zu Chopf wyter gangen und im Huus vom Ritter vo Müline däm begägnet, wo, vo Basel wider daheim, druuf gwartet het. Wi das ygschlage het! Jede fromme Ma het zu dene welle ghöre, wo einisch gmahnet und gwarnet heige, o settigi, wo sech der Himmel mit der Soldate-Treui für frömdi Herre hätte möge verdiene.

Scho d’Wuche druuf het der Niklous Manuel mit zweene junge Dominikaner d’Muure vom Chrüzgang abgmässen und yteilt und derzue brichtet, wär alles i där farbige Bueßpredig well mitmache. Da lachet der Prior uf de Stockzänd: «Was es doch frommi Lüt git z’Bärn!»

«Han i da dernah z’frage?» seit der Maler. «I mueß derfür sorge, daß ds Volk my Predig versteit.»

«Du Narr, wes wird es sein?» het er bim Zeichnen alli Bott vor sech ane brümelet und mängisch sogar gsunge.


Fascht no schöner als am Hochzytstag vo der Frou Barbara sälig het’s hütt i der Äßstube vom Müline-Huus a der Junkeregaß usgseh. Der Ritter het i dene letschte Jahre gar mängs la böuerle, und was jitz da uf em Äßtisch gstanden isch, hätti sech wahrhaftig o uf mene fürschtleche Tisch nid übel gmacht. Ds Ässen isch vorby gsi, aber di zwee Herre, wo sech i Gsellschaft vo der Frou vo Müline dranne hei güetlech ta gha, ihre Ma und der Herr Eberhard von Reischach, e Chriegsoberscht vom Herzog Uelrich vo Württebärg, sy no da gsässen und hei sech nid chönne trenne vom Malvasier. Zwüsche Gleser und Täller sy Papier gläge. Vo Zyt zu Zyt het der Württebärger es Blatt i d’Hand gno und ta, wi wenn er’s wider und wider müeßti läse. D’Frou vo Müline het di beiden allei gla i der stille Hoffnung, es tüej’s jitz de mit der letschte Channe, wo si het la härestelle.

«Weißt jetzt, wie der Has läuft?» fragt der Reischach.

«Es isch mer nüt Neus», antwortet der Ritter meh so zu sich sälber, «es wott bloß überleit sy.»

Läng und breit hei si währed dem Ässen erörteret gha, wi’s cho well mit der große Politik. Wi länger descht meh het sech alles um d’Frag dräjt: wär wird Cheiser, wenn der alt Max z’fähle chunnt? Sy Großsuhn, der Chünig Karl vo Spanie, oder der Franzose-Chünig? Uf den eidsgenössische Tagsatzungen isch Himmel und Höll i Bewegung gsetzt worde, für z’verhüete, daß der Franzos Cheiser wärdi. Aber Lüt wi di beide Herre da hei im Chünig Franz ds Urbild vo der Ritterlechkeit gseh und gschwore, größers Heil chönnti der Wält nid widerfahre, als wenn dä uf e Cheiserthron chäm. Das alles hätti ein zwar no rüejig la schlafe, hätti nid der Herzog vo Württebärg i der Schwyz Chriegsvolk gworbe, für sech gäge jitzige Cheiser z’wehre. Aber das isch es gsi, was der Herr von Reischach häregfüehrt het. Und da lyt uf em Tisch ds Verzeichnis vo de Bärner Herre, wo als Houptlüt vorgschlage sy. Da standen ufgschribe der Herr Jakob vom Stein, der Herr Albrächt vom Stein, nid weniger als vier Herre vo Diesbach und — der Ritter Chaschper vo Müline, ja, und dä Ritter sitzt da am Tisch und gseht sy Namen und lat ne stah. No geit’s i sym Chopf uuf und nider: söll i, söll i nid? Und er dräjt Brotchrügeli und tuet tiefi Züg us em Glas, trummlet mit de Finger uf em Tischblatt und luegt i ds Lääre. — Es isch es gwagts Spil; aber, wär weiß, di letschti Glägeheit, Bärner im Fäld z’füehren und villicht sogar, der alt Ruehm vo der Unüberwindbarkeit wider machen ufz’läbe.

Da geit d’Türen uuf. D’Frou vo Müline chunnt: «Es isch mer furchtbar leid, wenn ig Ech störe mueß, wärti Herre; aber der Herr Schultheiß lat säge, du söllisch i ds Rathuus cho, Chaschper, es syge Herre vo Luzärn da. Du söllisch di zwägmache, für morn zum Markgraf vo Montserrat.»

Di beide standen uuf. «Also denn», seit der Württebärger, «so muß ich wohl allein zum Stein ’naus reite.»

D’Frou vo Müline dänkt: wenn du z’Wabere no uf em Roß bisch, so cha üse Malvasier de nüt derfür. Es isch nüt luschtiger als di Herre, wo meine, me merkt ne nid a, daß si ne Ruusch hei wi nes Burehuus.

Wi ne höchi Tannen im Wätterluft isch der Reischach bim Adieu-säge gstande, und bald druuf isch der Herr Chaschper o gange. Da wirft sy Frou ne Blick uf e Tisch. «Ach was», seit si, «jitz het dä dumm Schwab syni Papier la lige!» — Si lyret se zsäme, bindt e Schnuer drum und git se dem Chnächt: «Gang, bring das i d’‹Chrone›! Gib’s dem Gantner, es ghöri dem Herr von Reischach.»

«von Rei...»

«Reischach! — Aber louf! Villicht isch er no dert. — Dä, wo hie g’ässe het. Du hesch ne ja gseh!»


Wär nid grad im Chlyne Rat gsässen oder uf Reisen a Fürschtehöf underwägs gsi isch, wi der Ritter vo Müline, dä het jitze z’Bärn o nid vil anders gwüßt az’stellen als dem Niklous Manuel im Prediger-Chilchhof ga zuez’luege. Das Glöuf het dem Maler scho bald afa verleide. Geng, wenn er am beschten im Zug gsi wär, isch gwüß grad eine vo de große Herre cho — mängisch mit Frou und Chinder. Alles rächt, wenn’s nume bim stille Zueluege blibe wär. Aber er het syni Herren afange gkennt. Wär i Gnade blybe will — und dadruuf isch der Niklous no agwise gsi — dä mueß ds Gfüehl im Rügge ha, daß e große Herr hinder ihm steit und ihm zueluegt und erwartet, daß er sech vo der Arbeit ewäg umchehrt und seit: «Ah, guete Tag, Herr Venner oder Herr Seckelmeischter, wi dunkt’s Ech?» Nid z’rede vo dene, wo ihre Schatte grad juscht uf dä Bitz Wand hei la falle, wo me dranne gmalet het. Es isch ja schön, das Interesse; aber mängisch chehrti me sech gärn um und sieg: «Herr Schultheiß, i danke für d’Ehr, aber jitz syd so fründlech! — Euer Gnade Späckbuuch isch kei Latärne!» — Nu, e chly sech zsämenäh bringt bi settigne Gwundernase no Gwinn; chunnt aber, wi hütt, e Hansli Früschig und fat a spotte: «Was wottsch du mit dene Totebei? Meinsch öppe, du machisch üsereim Angscht dermit? Ha doch scho mänge Hoselupf gha mit dem Tod; aber amene settige Chnochegstabi mit Fleischfotzelhöslene bin i no nie begägnet. Mal du lieber luschtigi Mätzen a di Wand, di Herre Prediger hätte dir meh druffe!» Me het o da am sicherschte mit Schwyge g’antwortet. Was weit dr mit so eim ga Händel afa!

Statt mit sym Schwager z’chifle, geit der Maler zum Prior vo de Dominikaner und fragt ne, ob men eigetlech nid der Chilchhof chönnti sperre währed der Arbeit.

«Es wär schad», seit dä, «lueget, wenn doch d’Lüt jitz chöme! Grad settigs isch, was me ne mueß vor d’Ouge ha!» Derby zeigt er uf ds Bild, wo der Junker Hans von Erlach vo Riggischbärg gstiftet het, es Beihuus mit vier Gripp, wo d’Posuune blase. Drunder steit:

Hie ligend also unsere Gebeyn,
Zu uns har tantzend Groß und Kleyn!
Die ir jetz sind, die warend wir,
Die wir jetz sind, die werdent ir!

Bhüet is, dänkt der Niklous, si gsäche’s de no früech gnue, wenn i einisch mit allem fertig bi; aber äbe — dene Herre vom Chloschter isch es Gwinn, daß der Sankt Gwunder d’Lüt yne löökt. — Kein Kriegsmann flicht sich in Händel der Nahrung. Es isch o da besser, z’schwyge.

Nie hätti sech der Niklous la troume, daß die furchtbari Malerei so yschlüeg. Uf eismal het er jitz bi Höch und Gring als große Chünschtler gulte. Vo allne Syte het’s Ufträg grägnet. Altarbilder und Wappeschybe hätt er sölle mache — er hätti Arbeit für zäche Jahr underhänds gha, so het’s ne dunkt. Alles het welle schöni Sachen i d’Chilche stifte. Und da drannen isch dä Totetanz d’schuld gsi. Nid nume, wil de Lüte jitz d’Ougen ufgange sy über d’Meischterschaft vom Chlöusi Alema; nei, der Gedanken a Tod und Gricht isch nen i d’Glider gfahre, und bald isch niemer meh z’Bärn gsi, wo nid öppis rächt Schöns hätti wellen opfere für sy Säligkeit. Het me sy Name, sys Wappe in ere Chilche gseh, so het me scho gwüßt: jitz isch men agschribe für ds Paradies, jitz cha’s nümme fähle. Da het me d’Batze nümme gchehrt.

Sogar bim Großvatter Frickart isch der Niklous wider z’Gnade cho. «Jitz wohl, jitz hesch einisch öppis gmacht, wo me cha la gälte», het er gseit. Nid daß er di Malerei aparti schön gfunde hätti — bhüet is Gott! Da het me de z’Rom und z’Florenz ander Sache gseh — aber es het doch öppis derby usegluegt, für d’Hushaltig und bsunderbar für d’Gottsäligkeit zu Stadt und Land. Daß dadüren öppis het müeße gah, das isch o dene klar worde, wo bis jitze nie hei welle ha, daß d’Chilche schabab sygi und d’Geischtlechkeit nüt meh nutz, nid z’rede vo de Chlöschter. — Es mueß, es mueß, es mueß öppis gah! Wär weiß, villicht, daß si’s besser begryffe, wenn men es a d’Wand malet, als wenn me’s vo de Chanzlen abe donneret. «Ja», seit der Niklous, «bsunders wenn me weiß, daß vili vo dene, wo uf de Chanzle stande, sälber nid suber sy über ds Nierestück.»

Ufg’atmet het jitz vor allnen andere d’Frou Kätherli.

«Du weisch gar nid, wi’s mir z’Muet isch», seit si ei Abe zu ihrem Ma, wo-n-er ufbegährt, so wi men ufbegährt vor stiller Freud drüber, daß me vor luter Ufträg und Anerchennung nümme weiß, wo apacke. «Es dunkt mi, du sygisch ganz en andere Ma, es isch fascht z’schön, für wahr z’sy, und doch isch es so. Aber weisch, kurios isch es de scho, daß es das bruucht het, für dir Wäg z’mache. Mit dene Totebei! Me cha niene meh hiluege, oder es ligi öppis eso umewäg. Es stinkt fei. Chönntisch eigetlech das nid o chly appetitlecher mache?»

Da leit er sech i sym Großvatterstuehl hinderen und lachet: «Wenn ’s appetitlech wär, so fände ’s am Änd d’Lüt no luschtig. — Du bruuchsch grad ds rächt Wort: stinke mueß es! Und öppis vo Fleisch mueß no da sy, sünsch gheite mer ja di Gripp bim Tanzen usenandere. Suber abgchocheti Totebei sägen eim nüt meh, die sy scho vil z’wyt ewäg von is; aber wenn me merkt, daß si-n-is geschter no gliche hei!»

«Aber ohni Gspaß, Chlous, mit däm, daß me’s schmöckt, weiß me no kei Wäg us em Gstank vom verdorbene Läben use. Es müeßti doch de no öppis anders derzue cho.»

«Äbe drum han i vorne dranne der Heiland am Chrüz häregmalet. Aber wart nume! Es chunnt no ganz öppis anders. I ha de no öppis...» Mit däm zieht er es Blatt us der Tisch-Schublade mit Skizze zu nere neue Madonna. «Lue, das isch im Wärde. Und das wird de öppis! I cha dr’s säge. I ha’s agfangen in ere Stube bi de Prediger. Es weiß no niemer nüt dervo als der Prior. Da malen i nume dranne, wenn’s mi achunnt, wenn i schier eso änefür bi, in eren andere Wält. Da isch de einisch alles drinne — alles, alles. Und wenn der Bstuch vom Totetanz längschtes i Brosmen am Bode lyt und d’Lüt drüber ewäg tschalpe, so wärde si no vor myr Muetter Gottes chnöile, und d’Längizyti nam Himmel wird über se cho, daß si nüt anders meh begähren als enand alles z’lieb z’tue.»

Am andere Morge het me der Niklous Manuel vergäblech a der Totetanzmuure gsuecht. Das churze Gspräch mit syr Frou und ihre dankbare Blick hei ne wider agmacht, daß es mit Gwalt über ne cho isch. I aller Früechi isch er vo der Syte vo syr Frou Kätherli furt düüßelet, i ds Prediger-Chloschter, und het a der Madonna afa male, in ere wahre Säligkeit.

«Das, wo me nid mit Worte cha säge... nid mit Worte... nid mit Worte», brümelet er so ob allem Male vor sech ane. Und syni Gedanke gange zrück zum Vatter. Wenn er jitz no da wäri und gsäch, wi’s um my Arbeit geit! — Du söttisch mer chönne zueluege! — Das packt ne. Er gseht der Vatter vor sech und cha nid anders. Er mueß ne male, so wi-n-er i syne bessere Tage gsi isch. Mit Liebi malet er das Gsicht, und es wird ihm eis vo syne liebschte Bilder. Das nimmt er hei, hänkt’s ob em Bett uuf und dänkt, er söll us sym Rahmen usen i mys Glück yne luege.

Das sy so Stunde, wenn’s guet geit e halbe Tag, daß er ungstört a syr Madonna cha sy, a där Arbeit, wo-n-ihm z’innerischt inne sitzt und sünsch niemer nüt ageit. Daß er nie lang im Schnäggehüsi cha blybe, da sorget scho der Fründ Chaschper derfür. Er bringt ihm Lüt zueche, meh, als ihm lieb isch. Die alli wei mitpredige vo Tod und Vergänglechkeit. Da chöme di Herre vom Stein, vo dene Diesbach grad vier, von Erlach drei, der Dokter Valerius Anshelm, der Ordeskomtur vo Chüniz, der alt Gantner, der Meischter Tremp und vili anderi. Der Herr Bartlome May ghört nid zu dene, wo eim öppis nachetrage. Sobald er gseh het, daß der Niklous Manuel öppis cha und nid nume der Maler vorgschützt het, für emel ja nid müeßen um ds Brot z’schaffe wi öppen ander Lüt, het o är ihm an allnen Orten Arbeit zuegha.

Mitti Wymonet het der Herr Bartlome wider e Reis aträtten i ds Mailändische. Z’Luzärn het er jedefalls nid a mene schäbigen Ort Quartier gno, sünsch wär er chumn dert mit dem Barfüeßer Bueßprediger Bernhardin Samson am glyche Tisch zsämecho. Vil Cherze hei da brönnt und uf ne wahre Märit vo guete Sachen abe gschine, und wi’s zu sälber Zyt chuum anders müglech gsi isch, het jede dem andere gluegt usez’hääggle, was er öppe weiß, wi der Has loufi, nid dä, wo hie, mit Rüebli garniert, in ere bruune Soße chnöilet und sys bratene Stili i d’Luft streckt. Geng wider isch es drum gange: Franz oder Karl, wär wird Cheiser?

«Für wele wäri Bärn ehnder z’ha?» fragt der Samson. Er het es uheimeligs Füür i den Ougen und e Stimm, wo tönt wi Zwang. Der Herr Bartlome, wo no nid weiß, was für ne bsunderen Uftrag dä Barfüeßer het, antwortet: «Ob Franz oder Karl, z’Bärn sy einschtwyle keini Chnächte meh ufz’trybe, für niemer. Dir machet Ech kei Begriff, i welem Zuestand d’Stadt Bärn isch, sitdäm der Niklous Manuel ne der Tod a d’Muure gmalet het. E wahre Bueßyfer het se packt. Me troumet vo nüt meh als vo Totebei und Wältgricht.»

Es unglöubigs Lache louft um e Tisch. Eine fragt: «Was wei de d’Bärner fürderhi, wenn nümme z’Chrieg?» Und der Barfüeßer-Pater seit mit syne lischtige schwarzen Ouge: «Dä Totetanz hätt i nid emal nötig. Di Bärner bringen i uf d’Chnöi wi dä Has da.»

Wo am Allerheiligen-Abe z’Bärn eis Glöuf gäge d’Lütchilche zue isch, trotzdäm es chalt i di fyschtere Gassen yne rägnet, was vom Himmel abe ma, für dem Pater Bernhardin Samson sy Bueßpredig ga z’lose, antwortet der Niklous Manuel uf d’Frag vo syr Frou: «wei mer o?»: «Sech ga naß mache für ne latinischi Predig? — Fallt mer nid y!»

«Der Magischter Wölfli übersetzt se. Und under de Loube wird me ja nid naß.»

«So gang!»


Zwee Tag druuf chunnt der Maler im Vernachte vom Prediger-Chloschter hei. Da begägnet ihm e Gärberchnächt, wo-n-er scho lang kennt, nid eine vo de biderschte — kei Chriegsufbruch, wo-n-er nid derby wär — dä schwänkt ihm scho vo wytem e Zedel etgägen und juzet: «Für zwee Batze!»

«Was für zwee Batze?»

«Ablaß für alls Cheibs, was men öppe no bosget.»

Am liebschte riß ihm der Maler der Zedel us der Hand; aber er weiß scho, daß das übli Händel gäb, me het scho im Große Rat gmerkt, wi’s chunnt. A Tod und Höll gloubt alles, ja, aber statt vo syne Sünden und Laschter z’la, hilft me sech mit Ablaß, für dem Verderbe z’ertrünnen und fahrt vür, wi bis dahi. — «Wenn’s doch di heiligi Chilche git! Schatzängeli, was witt no meh? Juhee aee aeeh, huhui!» So tönt’s hinecht scho stadtuuf und stadtab.

En Ougeblick blybt der Niklous Manuel stah, ballet d’Füüscht und überleit. Und du louft er schnuerstracks i d’Lütchilche. Stockfyschter isch es da inne. Di vile Cherze löj chuum Pfyler und Wänd underscheide. Es gramslet schwarz i der Schwerzi. Vom Houptaltar här fahre gwaltigi Wort wi Stoßvögel i d’Fyschteri und verfläderen a den Escht vo de Gwölbchappe. Das isch ne, der Samson, und vor ihm lyt halb Bärn uf de Chnöi. Aber zwüsche de Donnerworten inne tschäderet’s anenand, hässig, wi uf Chupferbläch, und öppis chnischteret. Was isch o das? Was geit da? D’Bychtstüehl sy förmlech verschüttet under Möntsche, wo sech zuechedrücke. Mit den Ellböge macht me sech Wäg a ds Gätterli, trappet sech, müpft sech. Ne settige Drang, syni Sünden abz’lade, het me no nid erläbt. Me chönnti meine, der Jüngscht Tag well no die Nacht abräche. Der Niklous Manuel lähnt a mene Pfyler und weiß nümme, was er dänke söll. Syni Ouge hei sech jitz a d’Fyschteri gwanet und stuune wi i mene Troum. Er gseht jitz, das Chnischtere chunnt vo de Papier- und Pärgamäntbletter, wo d’Lüt überchöme. Chuum hei si se-n-i der Hand, stecke si se-n-i ds Wams, i Bueseschlitz und schlyche sech dervo wi Schelme. Und geng an eim tschäderet ds guete Bärngäld i Chupferchessel — tschäng, tschäng; wi vürnähmer der Sünder, descht luter cheßlet’s.

Und es isch nen ärnscht. Me gspürt’s.

Ganz dürenand vo luter Ydrück schlycht sech jitz o der Totetanz-Maler dervo. Bis zum Bychthüttli wärs rächt, seit er sech; aber vo da-n-ewäg...?

Er het ds Bedürfnis, mit öpperem drüber z’reden und geit zum Boley Gantner i d’«Chrone», wo geng öpper vo Gwicht z’finden isch. Richtig, d’Stuben isch gchäset voll, fascht wi ds Münschter. Nume daß si hie Liecht gnue hei, für sech z’erchenne. Es tschäderet hie o, aber dumpfer, vo Zinn. Me luegt uuf, wo-n-er yne chunnt. Sogar großi Herre, wo früecher geng über ihn ewäg gluegt hei, machen ihm Platz am Tisch. Hätti nid är a der Prediger-Muure zum Volk gredt, so wär’s hütt stiller i der Lütchilche. Das isch d’Meinung vo allne hie inne. Und es isch e merkwürdig etlaschteti Stimmung i der «Chrone». Wi wenn’s allne gwohlet hätti. Der Maler redt nid vil, er spitzt d’Ohre. Ja, di erliechterete Gmüeter... scho rächt, wenn nume nid der Gedanke drinnen ufläbti: Jitz darf men ume!

Es wird nah-ti-nah geng heiterer i dene Gsichter. Di gmeinsami Erliechterung würkt. Und geng dütlecher chunnt’s vüre: jitz darf men ume!

D’Türe geit wider uuf, und yne chunnt der Herr Jakob vom Stein, eine vo de gschetztischten und gförchtetschte Houdäge, fascht wi der Herr Albrächt vom Stein. Er lachet über ds ganze Gsicht, zieht e Pärgamäntrollen us em Bruschtlatz und schwänkt se-n-i der Luft: «Für mi und myni füfhundert Ma im Fäld!»

«Potz Donner. Nume? — Zeig!»

«Loset nume! Für das allei hätt i ne dem Samson no nid gä.»

«Was gä? Wän gä?»

«He, my Schümelhängscht.»

Da bricht e Lachlärme los, daß d’Schybli chlefele.

«Loset nume: Für alli myni Vorfahren und alli myni Herrschaftslüt z’Bälp usse. Ganz Bälp suber und sälig! Isch das öppe nid es Roß wärt?» — Und mit lischtigen Öugli seit er zu sym Tischnachbar: «I weiß de no ne schönere Hängscht bi eim i der Gäged vo Mailand. Wei de dä ds nächscht Mal ga reiche.»

Luter und luter isch es gangen i der Wirtsstube. Der Niklous isch du bald einisch hei. Mit sym Fründ, dem Chaschper, isch er no bis a d’Chrüzgaß gange, ganz still.

«Was isch mit dr?» fragt der Ritter. «Bisch jitz geng no nid zfride? Es dunkt mi, wenn eine Grund hätti, sech z’freue, so wärisch du’s!»

Der Niklous luegt i ds Läären und seit ändlech: «Isch jitz das alles?»

«Was wottsch de no?»

«So han i’s nid gmeint.»

Mit däm sy si usenand gange. Der Niklous gspürt zum erschtemal, daß da öppis nid ganz stimmt zwüschen ihm und sym große Fründ; aber er wehrt sech mit Händen und Füeße dergäge, dadrüber nachez’sinne. Nei, nei, nüt da zwüschenyne! — I wott nid, i wott nid!

Aber di sälbi Nacht het’s nüt welle gä us em Schlaf. — Geng an eim het’s i synen Ohre tönt: tschäng, tschäng. Di fyschteri Stuben isch trotz dem warme Huuch und heimelige Schnuuf vo der Frou Kätherli zum fyschtere Münschter worde voll feißem Cherzenäbel und Weihrouch, und gchräschlet het’s wi vo Ratten im Maisstrou. Erscht am Morgen isch er yduslet — bis ne ds Bäägge vom Chind gweckt het. Wi i mene Chatzejammer sitzt er uf em Bett und doch mit mene ganz andere Gsicht.

«Wo fählt’s?» fragt d’Frou. «Was het’s gä?»

Er git mutze Bscheid, luegt umenand, wi wenn er öppis suechti, und du i d’Wyti, und plötzlech schnellt er uuf und seit, er gang i ds Prediger-Chloschter, ga male.

D’Frou Kätherli het settigs scho mängisch erläbt und isch nümme hert erchlüpft drob, wil es albe nume duuret het, bis er wider a der Arbeit gsässen isch.

Aber das Mal het’s nid welle bessere. Im Gägeteil, er isch z’Mittag mit no schlächterem Luun heicho. Da dänkt si, der Fründ müeßi häre. Und si weiß es yz’richte, daß si-n-ihm begägnet und chlagt ihm ihri Not. «I will cho luege», seit der Herr Chaschper, und es geit nid lang, so füllt sy mächtigi Gstalt der Türrahme vo ds Manuels Wohnstube. Wi geng, strahle di blaugrauen Ouge Zueversicht. Scho vo wytem säge si: dumms Züüg, da geit me drüber ewäg und macht wyter! Dä Chehr hingäge zieht’s nid.

«Wär het dir öppis z’leid ta, daß du hie hockisch und nüt tuesch? Wenn’s eim graten isch, di ganzi Stadt uf d’Chnöi z’bringe, wi dir, so verliert me nid Zyt mit Trüebsal blase!»

«Vor wäm chnöile si? — Wenn üse Herrgott i d’Lütchilche chäm...»

«Er isch scho lang drinne», underbricht ne der Ritter; aber der Niklous achtet nid druuf, er fahrt furt: «so nähm er e Chnüttel und jagti das ganze Pack use.»

«Hoho! Meinsch?»

«Ja, das meinen i. Wo nähm d’Chilche ds Rächt här, Erlösung und Säligkeit um Gäld und Roß z’verchoufe?»

«Vergiß nid: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.»

«Wäm? dem gchrüzigeten und uferstandene Heiland und sünsch niemerem!»

«Als sym Statthalter uf Ärde.»

«Was bruucht der Herrgott e Statthalter, wenn er doch uferstanden isch?»

«Er sitzt zur Rechten des Vaters, von wannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten, Herr Totetanz-Maler. Underdesse mueß er e Statthalter i Möntschegstalt ha uf Ärde, und das isch der Heilig Vatter. Ornig mueß sy!»

«Mynetwäge. Aber da stimmt öppis nid. — Wenn der Statthalter sy Herr nid besser versteit. — I meine, da wär jede Schlufi, wo vo Theologie und Chilcherächt nid sövel weiß, aber fromm und suber läbt, der besser Statthalter Chrischti uf Ärde.»

Da luege zwöi Ougepaar i mächtigem Stuunen uf e Niklous. D’Frou Kätherli schynt bis i d’Seel ynen erschrecke, währed der Ritter grad i Wort usbricht: «Säg, los, me sötti meine, du heigisch’s mit de Neuerer!»

«I ha’s mit niemerem. I rede, wi-n-i sälber dänke. Cha nümme zueluege, wi me mit der Wahrheit umgeit. Ha gmeint, i chönni dür d’Malerei rede, dür d’Malerei der Chilche hälfe; aber i gseh: ds Volk isch z’dumm, für das z’verstah, und d’Klerisei wott’s nid verstah. Also mueß men anders. I probiere’s mit der Fädere.»

«Du Chindschopf! Du, wo kei Hochschuel düregmacht hesch, wottsch ga Turnier ryte mit dene glehrte Herre!»

«Nid eso. Bhüet is! Uf dä Ascht lan i mi nid use. Nume de Lüte der Spiegel vorha wott i, uf ne Manier, daß si nid chönne dranne vorby luege.»

«Los!» het der Ritter jitz zueche, und er nimmt dem Niklous d’Hand, ganz fescht. «Du bisch dy eigete Herr und Meischter. Aber bsinn di, was d’machsch! Es git nere gnue, wo schrybe, meh als gnue; aber hie z’Land niemer, wo cha male. Wär sys Wärchzüüg meischteret, mueß nid mit ander Lüten ihrem welle ga fächte, sünsch wird er e Krouteri. Jede mueß sy bsunderi Gyge spile. — Wart jitz no chly! Dä Winter no bringt’s zum Ryffe, was mir doch vo Chind uuf zsäme planet hei. I gloub, i gloube, es well mir z’Oschtere grate mit dem Schultheiß. Tue niemerem nüt derglyche, aber es macht sech öppis. Und de, und de söll di das Brösmeli Geduld nid reue. Mal wyters! Du gwinnsch mit jedem Tag öppis. Der ander Wäg setzisch alls uf ds Spil und verlüürsch — so wahr i hie sitze — alles. Lue, i weiß, wi d’Wält usgseht, bi afange wyt umenandere cho. Me mueß d’Schwyz o einisch vo dussen aluege. D’Chrüzgaß isch no nid d’Wält! Dänk doch o a my Muetter, was die dir jitze sieg! — Es isch no gar nüt verlore. I säge dir, es isch im Wärde. Verderb mer’s nid mit Dryschieße! I ha di no nie im Stich gla — oder?»

«Nei, du hesch mi nie im Stich gla. Das isch wahr.»

«Also!»

«Also lan i di o nid im Stich.»

Währed der länge Red vom Chaschper isch im Niklous wider der rosig Morgeschyn vo syne Jugedtröum ufgange. D’Frou Barbara isch ihm läbig worde, der Vatter. Het er nid rächt, sy Fründ? Jitz, wo-n-er d’Not vo de böse Lehrjahre hinder sech und sogar der Großvatter derzue bracht het, a sy Chunscht z’gloube, sött jitz das alles für nüt gsi sy?

Wo der Ritter zur Tür uus gangen isch, isch es beidne, dem Niklous und syr Frou vorcho, wi wenn si en Ängel z’Visite gha hätte.

En Ougeblick no steit der Niklous da, wi uschlüssig. Was wott er ächt? — Der Ablaßchram... dürz’tue isch er halt nid. — Da luegt er a d’Wand ob em Bett und nimmt ds Bild vom Vatter wider abe, under en Arm, und geit. D’Frou dänkt, er well no öppis nachebessere dranne, är aber seit i Gedanke zum Vatter: du muesch mer cho zueluege! Das einten emel, das wott i no fertig mache.

Im Vorbygang blybt er am Totetanz en Ougeblick vor em Bild vom Herr Chaschper stah und seit: «My Herzog. Ja ja, du channsch uf dy Maler zelle!»


Änds Jenner isch uf em Rathuus Bricht ygloffe, der Cheiser Maximilian sygi gstorbe. Sit Monete het me’s erwartet, und doch isch me jitz erchlüpft. So lang eine schnuufet, steit er no zwüsche synen Erbe; aber wenn er d’Ouge zuetuet, isch nüt meh im Wäg, für sech i d’Haar z’fahre. Uf Wäg und Stäg sy bereits Gsandtschaften underwägs gsi, und i de Rathüser isch me närvös worde. Z’Zürich und i der innere Schwyz isch men etschlosse, sech uf d’Syte vom Chünig vo Spanie z’stelle, vom Karl. Und o z’Bärn erchennt me, das sygi ds Rächte; hingäge trouet me gwüsse Herre nid, vo dene me weiß, daß si geng no uf di französischi Syte helte, und das bringt en uheimeligi Spannung i ds Rathuus. Di dütschi Partei überchunnt aber d’Oberhand. D’Tagsatzung etscheidet für e Karl. Me lat sogar uf d’Gfahr hi, ’s ganz mit ihm z’verschütte, dem Chünig Franz la säge, er söll uf d’Cheiserchronen oder uf d’Fründschaft vo den Eidsgenosse verzichte. Me git’s dem Karl schwarz uf wyß, är und numen är chönni uf Schwyzer Soldate rächne.

Die vo Zürich und vo der innere Schwyz hei geng no nes Mißtroue gäge Bärn, und ihri Tagsatzungsherre luege dene vo Bärn scharf i d’Ouge: «Aber jitz gilt’s de hingäge!» Da wärde d’Bärner toub und gäben use: «Machet nume, daß es de bi euch nid fläcket!» und ryten ab.

Bi hertischter Straf wird z’Bärn verbotte, anderswo Handgäld z’näh als für e Chünig vo Spanien under eidsgenössische Banner.

Es geit gägen Oschtere, der Ämterbsatzung zue, und drum luegt men enand mit jedem Tag scherfer i d’Ouge.

«Was isch o mit dir? Me gseht di aber einisch di halbi Zyt nid im Große Rat?» fragt der Vatter Früschig sy Schwigersuhn, «jitz, wo’s jedesmal uf nes paar Stimme cha acho!»

«I chume de scho, wenn’s sy mueß.»


Mitti Aprille sitzt der Niklous, wi alli di letschte Tage, hinder Schloß und Rigel a syr Madonna. Si isch eigetlech fertig; aber er cha geng no nid dervo la. Di herrlechi Früehligssunne füllt der blau Himmel, und es silberigs Liecht strömt über ds Gmäld. Er dräjt’s e chly so und de wider anders, stellt’s a d’Wand, höcher, tiefer. Es ma jedes Liecht erlyde, dunkt’s der Maler; aber da chönnti me no öppis e chly nachedunkle, dert öppis vürelüpfe... Nei, jitz machen i nüt meh dranne, sünsch...! — Halt! Wohl, da!

Wider und wider luegt er’s a. Es isch alles drinne, ganz alles. Wi Gottesfride chunnt’s uf ihn. Andacht und säligi Freud. — Wän das jitz de nid ergryft, däm isch nümme z’hälfe.

Scho lang währed däm Alege vo der letschte Hand het er hie und da verwäjti Tön vo der Stadt här ghört. D’Rät- und Burger-Glogge. — Ja, ja, i chume de am Oschtermäntig. Da de gwüß, wenn der Chaschper Schultheiß söll wärde. Er fahrt furt, sys Gmäld dür di grollete Finger aluege.

Es chlopfet a d’Türe. Der Niklous het sech muusstill.

«Er isch nid da», ghört er säge.

«Er mueß da sy, es isch vo inne verriglet.»

Me rüeft sy Name. Es syg Alarm i der Stadt. Ds Stadtbanner syg ufpflanzet, und ds Volk loufi vo allne Syte dem Chefiturm zue.

Da mueß er doch. Er riglet uuf. Und währeddäm er der Dägen umschnallet, chunnt der Prior ynen und blybt i eim Stuune stah: «Das isch ja nes Wunder Gottes! Das nähme mir uf e großen Altar.»

Und im glychen Ougeblick seit der Vatter Früschig: «Jitz hesch es! Si hei der Ritter vo Mülinen i Turm abgfüehrt.»

«Was? — Wiso? — Warum?»

«Chumm numen afange!»

«Bschließet mer guet, gället, Hochwürdige!» seit der Niklous nume no. Und furt sy si. Wi d’Schelme loufe di beide Manne der innere Stadt zue. Bis zum Turm cha der Vatter Früschig grad no ds Nötigschte brichte. «I begryffe nüt meh», seit er, «me syg ihm drüber cho, daß er bim Herzog vo Württebärg e Houpmesstell agno heigi. Vo Zürich här sy Papier cho, wo men amene gwüsse Reischach abgno heig. Daß e Huuffe jungi Lüt, o vo hie, dusse sy bim Herzog, weiß me ja, und der Württebärger rückt im Bündnis mit dem Franzos gäge schwäbische Bund, gäge Karl. — Wi het o der Müline so öppis chönne ga mache!»

Der Niklous seit nüt; aber er het en Ahnung, was gange sy chönnti. Färn het er mer doch einisch gseit, was ihm no fähli, sygi e Fäldzug. — «Aber er isch ja der ganz Winter hie daheime gsi», bricht er ändlech uus, «was wei si de mit ihm?»

Innert dem obere Tor isch es schwarz vo Lüte. Me steit umenand, gaffet a d’Turm ufe, wi wenn da no öppis z’gseh wäri. Si sy ja dinne, ihreren es halbs Dotze. Es geit lang, bis es lugget im Huuffe. Da chunnt eine vom Rat und luegt der Vatter Früschig so kurios a, und seit ändlech: «Eue het’s o.»

«Wiso?»

«He ja, Eue Hans!»

«Dä isch ja gar nid z’Bärn.»

«Äben isch er nid. Z’Blaubüre, bim Herzog Uelrich syg er. — Aber sy Sach isch hie. Die hei si-n-ihm dä Morge z’Pfand gno, und das gseht er nümmen ume.»

Der Vatter Früschig schüttlet sy graue Chopf. Schwygsam gange di beide dem Rathuus zue und i d’«Chrone». Si wei no meh wüsse. Vil überchöme si z’ghöre, Gschwätz und Gwichtigs; aber da dranne git’s nüt meh z’märte: Der Ritter vo Müline sitzt im Turm. Bi de meischte vo dene Herren isch di allererschti Töubi über ds Glöuf zum Württebärger scho chly verrouchnet gsi. Es het ne scho gwohlet, wo d’Türe vom Chefiturm hinder denen ygleite Sünder i ds Schloß gfallen isch, bsunders dene, wo sech z’Zürich a der Tagsatzung hämischi Wort über d’Zueverlässigkeit vo de Bärner hei müeße la säge. Anderi sy da gsässe, vo der Junkeregaß, die hei, wenn uf e Herr Chaschper d’Red cho isch, chlyni Öugli voll Bosheit gmacht und d’Müüler i d’Breiti zoge, ohni nes Wort derzue z’säge. Die, wo grad diräkt e Mordsfreud drüber gha hei, daß jitz einisch e Ritter mit de Turmwäntele chönni ga nüünizieh, mueß me nid i der «Chrone» sueche, die sitzen i andere Trinkstube, wo si keis Blatt bruuche vor ds Muul z’näh.

I der «Chrone» fahrt plötzlech im Egge, wo der Niklous Manuel sitzt, e Fuuscht uf e Tisch. «Das het der Tüüfel gseh», ghört me der Maler ufbegähre. «Aha, der Italiäner rumoret», seit e Ratsherr zu sym Nachbar, währed der Niklous furtfahrt: «Es geit nid mit rächte Dinge zue. Da sitzt ech eine der ganz Winter z’Bärn und macht sy Sach, wi-n-es sech ghört, und de findt me de Mittel und Wäg, ne-n-yz’lege, uf ne bloße faltsche Verdacht hi. Da steckt öppis anders derhinder.»

«Hehe, Maler, nume nid z’dütlech!»

«Wohl dütlech! Es wär besser, me redti graduse, als hindenum anderi ga z’verdächtige.»

Ds Gspräch wird ume läbiger, und us allem use blybt eim geng wider der Satz i den Ohre: «Sy Ritterschaft i allen Ehre; aber welle het er halt doch, der Müline.»

Und das Argumänt isch nümme gsi dürz’tue, o wo na churzem Prozäß d’Chefitüre wider ufgsprungen und der Ritter mit de glyche, chugelrunde, amüsierten Ougen i d’Gaß use gluegt het, i ds Trybe vo Riselsturm und Sunneschyn. Es isch wyter gloffen und het, wi’s i der Demokratie geit, wo o mängisch gnue ds Rächt ja und der Stimmzettel notti nei seit, sy guete Dienscht ta. «Er het halt doch welle», hei d’Müüs hinder em Täfel vom Rathuus pfiffe, «und wenn er hundertmal nid welle hätti, so mueß er halt jitz einewäg ha welle, vowäge so wott’s die Partei, wo statt dem Ritter Chaschper vo Müline sy Schwager, der Junker Hans von Erlach vo Riggischbärg, am Oschtermäntig uf e Schultheiße-Stuehl lüpft und der Müline nid emal meh i Chlyne Rat wählt.»

Wo der Niklous Manuel us der Ratssitzung heichunnt, isch es ihm, der Mage syg ihm umgchehrt worde. Er het der Verleider, wi-n-er ne no gar nie gha het. Grad nüt meh man er arüehre. Isch es nid, wi wenn öpper ihm und sym Fründ i d’Charte gluegt und nen us luter Tüüfelsüchtigi z’leid gwärchet hätti? Der ganz Achatius-Troum isch verfloge, alles, was us de schönschten Ougeblicke vo der Juged geng no i ds Gwülk vo de Mannsjahren ynezündtet het, erlösche.

Ei Fründesdienscht, dänkt er aber, sygi der ander wärt. Jitz syg der Chehr z’tröschten a ihm, und er macht sech uf e Wäg a d’Junkeregaß. Was er sym Fründ zum Ufchlepfe säge söll, weiß er zwar nid. Wenn er so drüber nachedänkt, was der Herr Chaschper dermit z’schlücken übercho het, daß sy Stiefbrueder und Schwager Schultheiß isch, trouet er sech schier nid, a di Hustüre z’chlopfe. Nu, schließlech tuet rächt Schimpfen über d’Gägner geng wohl. Mit däm Vorsatz chunnt er d’Stägen uuf. Er trouet Ougen und Ohre nid, wo-n-er sy Fründ in ere Verfassung findt, wi wenn gar nüt Ungrads gscheh wär.

«Es isch mir nid nume leid, daß es eso gangen isch», fat er a, «i cha’s eifach nid verworgge.»

«Was wottsch!» antwortet der Ritter. «Me mueß chönne verbyße. Und wenn eim öppis nid grad im erschten Alouf gratet, so wird me numen um das ryffer für sy Ufgab.»

Vo Bitterkeit gäge sy Schwager Schultheiß het er nüt la merke. Und wo d’Frou vo Mülinen ynecho isch mit ihrem Suhn, beidi mit mene tiefe Schatten uf em Gsicht, seit der Ritter zu sym Fründ mit mene stolze Blick uf e Junker: «Me mueß dene, wo na üs chöme, o no öppis la zum Erobere, gäll, Hansruedi? — D’Wält mueß me näh, wi si isch, narrochtig und schön. Nume nid gnietig wärden und nie müed, sys Beschte z’gä. Merk dr’s, Bueb! Me mueß d’Lüt dra gwane, daß si vo eim geng nume Guets erwarten und einisch, wenn men i ds Gras byßt, ganz vo sälber säge: schad um dä!»

Der Niklous Manuel het wider einisch gseh: Wär im Leid sy Ma stellt, cha syni Tröschter tröschte. Er mueß nume geng der Ritter aluege, und undereinisch seit er: «Du, i wott di male!»

«Du hesch mi ja scho gmalet!»

«Ja, als Herzog; aber jitz möcht i no der Möntsch.»

«So mach! Aber under eir Bedingung: daß du dyr Sach treu blybsch und für d’Chilche wyter malisch!» Und bim use-begleite seit er ihm no under der Hustüre ganz im Vertroue: «Weisch, i gibe’s no nid uuf. E Ritter git sy Sach nie verlore.»

Bald uf das aben isch vo Brugg här der Bricht cho, der Großvatter Frickart sygi dert gstorbe. Nüünzigjährig isch er no dert abe greiset, i sy Vatterstadt, für syni Vermögessache ga i d’Ornig z’tue. «Ornig mueß sy», het er gseit, wi dür sys ganze, länge Läbe düre. Er het es umständlechs Teschtamänt hinderla, e Kaplanei i ds Bärner Vincenze-Münschter gstiftet und sym Großsuhn Niklous Glägeheit botte, us Pietät für e verdienschtvolle Großvatter z’verbyßen und di schöni, narrochtigi Wält nüt la z’merke.

Wo der Niklous, nid grad übermüetig vo der Seelemäß z’Brugg, ume heigritten isch, het’s ne gluschtet, en Abstächer z’mache zur Madonna uf Näbelchrage; aber no meh het’s ne heizoge, i sy stilli Malstube bi de Prediger. Na allem, was ihm di letschte Wuche bracht hei, het er ds Bedürfnis gha, wider bi sym Vatter z’sitzen und under synen Ouge wyter z’male.

Ja, was isch jitz das? Ds Bild vom Vatter hanget a sym Platz, aber d’Muetter Gottes isch furt! Mit zornblitzigen Ouge stürmt er dür ds Chloschter und schnouzet der erschtbescht Mönch, wo-n-ihm begägnet, a: «Mo isch my Muetter Gottes?»

«Dir wärdet se wohl gseh ha, däne, i der Chilche!»

«Was? — Wär het das gmacht?»

Er wartet kei Antwort ab. I di fyschteri Chilche rönnt er. Si wärde doch nid...?

Richtig, dert, uf menen Altar a der Sytewand lachet ihm sys Bild im Cherzeflimmer über d’Chöpf von ere ganze Kuppele Lüt zue, wo da chnöien und der Rosechranz löj la dür d’Finger loufe. Sy erschte Gedanken isch, uf en Altar z’springen und ds Bild a sech z’ryße. Aber jitz isch halt da öppis, wo-n-ihm’s nid erloubt. Me weiß o nid, was es gäb. Di Lüt chönnte sech zur Wehr setze, und vor allem wett er nid, daß sys letschte, liebschten und schönschte Wärk zu Schade chäm. Na churzem Bsinne rönnt er i ds Chloschter zrück. Der Prior! — Wo isch der Prior? — Er vergißt alle Reschpäkt, fahrt uf ne los: «Wär het Euch das erloubt? — I wott mys Bild use! Es isch mys.»

«Es isch Eues, i weiß, mi fili. Aber was söll es i der Zällen obe, wo’s niemer gseht, währeddäm es i der Chilche Wunder über Wunder tuet?»

«Das han i aber nid welle.»

«So freuet Ech doch! Es isch jitz halt so. Löjt’s is! Es söll nid Eue Schade sy.»

Ohni wyters ufz’begähre, geit der Maler wider i d’Malstube. Er mueß no einisch under den Ouge vom Vatter über di Sach nachedänke. Hesch du das gmeint, Vatter?

Ds neuen Altarbild isch Stadtgspräch worde. Me isch’s ga luege, und d’Lüt hei drüber dischputiert, ob’s Wunder würki. Es isch flyßig bättet worde dervor, vo den einte mit wahrer Andacht, anderi hei gseit, es sygi z’schön, für chönne Wunder z’würke. Im Ganze gno tüeje Bilder um so meh Wunder, wi wüeschter si syge.

Eigetlech, seit er sech, isch es nid so zum Verwundere, wenn öppis vo däm Bild usgeit, wo d’Lüt andächtig macht und se-n-uf d’Chnöi bringt, wenn i so dänke, was alles i dadry gleit ha. Gschej am Änd nüt Bösers! Bätten isch de geng no ds Gschydschte, was si mache... wenn emel... ja, äbe, wenn emel...! Kurios, daß i trotz allem hütt under den Ouge vom Vatter der Sach nid so rächt uf e Grund chume. — Wenn me nume mit öpperem chönnti rede! Aber mit wäm? Der Chaschper bruuchen i nid ga z’frage. Di jungi Frou Schultheißi isch no nid, was ihri Muetter gsi isch. Ds Kätherli bruuchen i o nid z’frage, der alt Früschig no weniger und der Hansli versteit sech besser uf Landschnächten als uf Madonne. — I wüßt scho wän — der Lieni Tremp.

Drei Tag lang überleit er sech, öb er zum Meischter Tremp well. Derzwüschen arbeitet er a bstellte Tafele. Der heilig Eligius für en Altar vo der Loyse-Bruederschaft isch soz’säge fertig, es manglet nume no nes paar Glanztupfen uf di guldige Wärchstückli. Da geit ihm dür e Chopf, daß er sich sälber als Modell gno het für e heilige Lukas, wo scho uf menen Altar bi de Prediger steit. Es fählti sech no, daß si vor däm, vor sym Äbebild, uf d’Chnöi fiele!

Am vierte Tag schüücht ne wider einisch d’Rät- und Burgerglogge vo der Arbeit. Eigetlech chönnt si-n-ihm gstole wärde; aber d’Luft isch voll Grücht, es rumoret a allnen Orte. Si hei da wider eine vorglade, e Pfarrer Brunner vo Chly-Höchstette, wo di ganzi Gäged dert usse mit syr Lehr i Ufruehr bringt. Schouderhafti Sache söll er gseit ha gäge d’Prieschter und d’Mönche. Si verdräje d’Wahrheit us Chummer für ihre Buuch und ihri Gäldseckle. Es nähm ein halt doch wunder, wohär settig Lüt der Muet hei, frei öffetlech di ganzi Klerisei az’chlage. Warum nid einisch öpper dadrüber z’Red stelle? Da wär der Chorherr Haller, wo dä Brunner verhört het. Der Niklous kennt dem Chorherr sy Gwanheit, am Morgen uf em Chilchhof sys Brevier z’läse. Dert passet er ihm. Störe wott er ne nid, aber wenn er de fertig isch. Dem Chorherr isch es gar nid um ds Abehaschple vo druckte Gebätt. Er list us de Chilchevätter und louft gärn derzue, wil er gar dick wird. Ganz unvermuetet luegt er über sys Buech ewäg und chunnt schnuerstracks uf e Totetanz-Maler zue. «Dir chömet mer grad rächt», seit er, «Dir heiget gar fervänt e schöni Muetter Gottes uf nen Altar bi de Prediger gmalet? — Hm, ja, es freut mi, daß es Euch eso guet gratet mit der Malerei. Es isch nume schad, daß men Ufueg dermit trybt.»

Da luegt der Niklous uuf.

«Ja, i säge mit Absicht eso. Chömet, mer wei da chly sitze. Oder besser, mer gangen yne, i ds Stift.» Er füehrt der Maler i sy Studierstuben und leit los: «Ufzwänge wott ig Ech nüt, aber verschwyge chan i o nid, was mer mys Gwüsse seit. Was üsem Volk und — säge mer’s grad use — o der Prieschterschaft fählt, das isch di richtigi Gottesvorstellung. Es isch alles vermöntschelet. Niemer isch meh imstand, sech e Begriff z’mache vo Gott. ‹Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten›, heißt es i der Heilige Schrift. Wär cha das? Wäm isch Gott als Geischt jeden Ougeblick gägewärtig? Und wenn si scho no imstand wäre derzue, so passet’s ne nid. Es isch ne kommöder, der lieb Gott i der Chilche hinder Schloß und Rigel z’wüsse, ihm chönne der Rügge z’chehre, statt mit dem Psalmsänger z’säge: ‹Führe ich gen Himmel, so bist du da. Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da.›

Das isch es Eländ. Aber lueget, my liebe Meischter Manuel, da dranne syd dir Maler mitschuldig. Heißt es nid im Gsetz Moses: ‹Du sollst dir kein Bildnis, noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht›?

Nütdeschtminder stellet dir ne d’Chilche voll Bilder vo Gott und allne Heilige. Schöni Bilder, dir machet ne ds Abätte liecht, aber ds Läben im Geischt schwär.»

«Halt, Hochwürdige!» underbricht ne der Maler. «So meinen i’s gar nid. Es isch mir nie drum z’tüe gsi, daß öpper myne Bilder Reverenz erwyst. I male Heiligi, wil’s mi freut und wil i derby sälber i wahri Verehrung grate für se. Mir chäm’s doch nie i Sinn, so öppis az’bätte; aber me merkt doch vor jedem Bild, was für ne Geischt da a der Arbeit gsi isch, und vo däm chunnt uf jeden öppis, wo’s i der Stilli gschouet. Das cha doch kei Schade bringe! Heißt es nid o i der Schrift: ‹Wo diese schweigen, werden die Steine schreien›?»

«Alles rächt», antwortet der Chorherr, «i will’s gloube, daß Dir bi där Arbeit im rächte Geischt blybet und Eues Chönnen als Gottes Gab wider uf en Altar bringet; aber Dir syd nid allei im Spil. Ds Volk versteit Euch nid so. Ds Volk macht Götze druus. Ohni z’welle liferet Dir ihm Götzen und verfüehret’s dür d’Schönheit vo Euem Wärk.»

«Was chan i derfür, wenn me mißbruucht, was i gschaffe ha? Da müeßt ja o der lieb Gott ufhöre Guets und Schöns i d’Wält stelle! Wird öppe nid mit allem Mißbruuch tribe?»

«Da müeße mer ihn la mache! Er cha’s wägnäh, wenn’s syr Wysheit guet schynt. Aber mir! Was Dir i d’Chilche gstiftet heit, chönnet Dir nid wider ewägnäh. Das redt zum Volk und verfüehrt’s. Und Volk isch avertrouets Guet. Da dervo müeße mir alli — Dir und ig — einisch Rächeschaft ablege. Dir redet gwaltig. Me het’s am Totetanz gmerkt. Aber wär einisch weiß, daß er mißverstande wird, mueß schwyge, bis dem Volk ds Liecht ufgeit. Und jitz heißt’s äbe Liecht mache, Liecht, Liecht!»

Mißmuetig seit der Niklous Manuel mit mene Blick zum Fänschter uus: «Was geit mi das Volk a! I male, was mir gä wird!»

«So dörfet Dir nid rede!» seit der Chorherr. «So dörfti kei Prieschter rede. Und Dir, Manuel, Dir heit o nes Prieschtertum. Wär e Gab het vo Gott, mueß se bruuche für ds Rych Gottes. A däm boue mir alli.»

«Rych Gottes?» antwortet der Niklous, «das isch inwändig, in euch, heißt’s.»

«Guet bschlage, Metschter. Sehr guet bschlage. Inwändig in euch. Juscht drum isch es e heiligi Sach mit der Chunscht. Dir arbeitet für d’Ouge; aber ds Oug nimmt d’Nahrung uuf für d’Seel. Grad dir Maler syd di rächte Boumeischter für ds Rych Gottes. Alles Ding hat seine Zeit. Verheit jitz e Zytlang Eues Wärk däm Volk, bis es zur Bsinnung chunnt!»

Mit däm Bscheid isch der Niklous heigange. Und wi scho so mängisch, het’s ihm niene kei Rueh gla. Halb het es ne zu de Prediger zoge, i sy stilli Stube, halb zum Meischter Tremp. Aber was het er dert sölle? Sech vom Schnyder la bherte, der Chorherr heigi rächt? — Das bruucht ihm überhoupt niemer meh z’säge. Er gspürt’s ja. Vor d’Stadt use trybt’s ne. Bis i ds Dählhölzli louft er, dür e Wald düre, änenuse. Am milde Bort ob der Aare blybt er ändlech sitze. Da rüehrt sech nüt als tief unde ds Wasser, wo am Bort frißt und ruuschet. Da isch me für sich. Hie redt eim niemer dry... Also mir Maler sölle d’schuld sy a der ganze Gottvergässeheit. — Es wird scho öppis dranne sy. Het’s nid dermit agfange, daß me der lieb Gott als tuusedjährige Greis, wo nüt meh gseht, häregmalet het? So het me d’Lüt glehrt, ihm der Rügge chehre. Me het vergässe, daß er Geischt und überall isch. Me het ihm Möntschegstalt gä, dem Schöpfer Gstalt vo Gschaffenem. Das isch weder Geischt, no Wahrheit. — Er cha i jedem Möntsch wohne; aber nie hätti men ihm söllen es möntschlechs Gsicht gä.

Vo Götzen und Götzedienscht het er gredt, der Chorherr. Und rächt het er.

Im Geischt und i der Wahrheit läbe, schaffe, bätte. — Also guet. I will!

Der Niklous weiß, daß sech hie sy Wäg scheide wärdi vo däm vom Ritter. — Wenn’s aber sy mueß? Der Wahrheit z’lieb?

Tage lang, Wuche lang het er jitz z’dänke. Es chönnti syr Frou z’grächtem angscht mache. So lang hinderenand het er dä Luun no gar nie gha. Wi wenn er d’Sprach verlore hätti. Aber si weiß, juscht na nere settige Zyt isch de alben öppis worde, und di großi Freud isch über ne cho.

O jitz isch es wider so gange. Na nes paar Wuchen isch wider Heiteri i syni Ouge cho, und das Mal en anderi. Was er macht, het d’Frou Kätherli nid verno. Vo Malen isch nie d’Red gsi. Papier und Schrybzüüg het er mit sech umetreit. Mit andere Lüt sech umetribe. Und mit der Zyt isch der Frou Kätherli ufgfalle, daß er dem Herr vo Mülinen uswäg geit. Si sälber het drygluegt, wi wenn si um öppis wüßti; aber es isch nume ds Wüsse gsi, daß öppis welli wärde. Was, het si nid gfragt.