Text:Rudolf von Tavel/Ring i der Chetti/Kapitel 11

Im Wymonet isch es gsi, fascht anderthalb Jahr nadäm der Junker Adrian mit syr zwöite Frou i d’Schadau cho isch. Zu sälber Zyt no es eifachs, aber wehrhafts Schlößli, isch di chlyni Herrschaft dür ne breite Wassergrabe vom feschte Land gschide gsi, e Wält für sich i mene Chranz vo alte Wydeböum, wo uf allne Syten über ds Wasser ghanget sy. Dert isch es grüüslech still zuegangen und hütt no stiller als sünsch. Dür e Näbel het me ds Verloufe vo de Wälleli ghört, und es paar schüüchi Gloggetön vom Scherzlig-Chilchli, wo ne Thorbärg-Karthäuser us em Bächi-Guet d’Mäß gläse het. Der Junker het also bald ume chönne zrück sy. Aber er het länger gmacht als sünsch. Tief andächtig isch er i der fyschtere Chilche gchnöilet. Wenn je, so isch es ihm hütt drum gsi, het er doch geschter i der Abedsunnen uf sym Turm dörfen e Bäremutz la ufzieh, was dem Uslueg uf em Spiezerbärg het sölle brichte: E Bueb!

Dür e Näbel uf em See het’s guldig afa düreschyne. Und jitz geit landwärts der Dusem usenandere. Es reckt sech wi Fäcke, und derzwüsche steit undereinisch sunnerot i der blaue Höchi ds Stockhorn — herrlech.

Da chunnt er ändlech, der Junker, und näben ihm e Dame. D’Fründin vo syr Frou, d’Frou vo Scharnachthal vo Oberhofen, isch es. Si isch mit dem Karthäuser über d’Aare cho, für cho z’luege, wi’s i der Schadau gang. — Zwo unglychi Fründinne, aber grad deschto besseri.

Ja ja! Es isch synerzyt no nid alles gwunne gsi, wo der Bischof vo Losane der alt Lassarraz um e Finger glyret het. Me het ja wohl gwüßt, daß es derzue chunnt, aber so ne savoyische Landvogt lat sech nüt stäle. Der Vatter Heinz het i syr ganze Ritter- und Schultheiße-Würdi müessen um d’Hand vo der Jeanne ga ahalte. Und no denn isch es nid so ring gange; aber di Jungi het wellen und ’s mit Charme und mit Schlauheit zwängt und dermit du o grad dem Schwigervatter sys Härz eroberet.

D’Muetter Änneli het zerscht nid rächt welle begryffe, warum es wider e Wältschi sy müessi; aber wenn das zur Carriere vo mene junge Bärner ghöri, so mira. Und wo si se du gseh het, isch du alles rächt gsi. Vornähm, schön, vo guetem Huus, undersetzt, herrschelig wi nid grad eini und stolz. Grad e settigi ghört de einisch ga Spiez. — Aber äbe, me het du begriffe, warum der Vatter Heinz dem junge Paar für einschtwylen i der Schadau het la ybette. Z’Spiez het d’Frou Änneli kei zwöiti Husfrou näbe sech mögen erlyde. Juscht wil di Herre fascht geng furt gsi sy, het si ds Hefti i de Hände gha. Und d’Schadau isch grad groß gnue gsi für nes Liebesnäscht. Aber in es Liebesnäscht ghöre zwöi, und wenn ds einte dervo trotz der heißischte Liebi keis Sitzläder het, so git’s Längizyti.

Mit de Thuner-Froue het di stolzi Schadauere nüt gwüßt az’fa, und zu de Herrschaftssitze z’ringsetum isch es wyt gsi. Einzig Oberhofe het öppis botte. Das Änneli Grueber — me het hindenume no jitz so von ere gredt, trotzdäm si scho lang Frou vo Scharnachthal isch gsi — het mit syr Sibethaler-Natürlechkeit allne Bärner-Herre d’Chöpf verdräjt, mänge zum Narre gha, und das het de alben öppis gä z’brichte. Si isch mängisch übere cho, d’Frou Jeanne cho amüsiere, bsunders sitdäm die sech het müesse stillha. Hie und da isch der Herr Niklaus o mitcho, ds Gwicht vo syr Schönheit a der stille Bewunderung vo der junge Frou vo Buebebärg cho mässe. Ihre het das wohlta, und si het der Adrian gärn e chly ghelkt dermit. Das isch nid schwär gsi. Di beide Manne hei’s ja guet zsäme chönne. Als Herren am Thunersee hei si beidi di glyche Widerwärtigkeite gha und enandere ghulfe; aber der Scharnachthal het meh i d’Ouge gä, isch rycher gsi und scho sit vierne Jahre näbem Vatter Buebebärg Mitglid vom Chlyne Rat und het i Sachen yne gseh, wo der Adrian nume dür sy Vatter verno het. Das het der jung Spiezer hie und da chly gworgget. Aber einewäg, es isch e gfreuti Nachbarschaft gsi und het ne — bsunders dür ds Ännelis Yfäll und Redesarte — mängi luschtigi Stund verschaffet.

Je länger descht besser het der Herr Adrian afa begryffe, was ihm sy Vatter dennzumal z’Murte gseit het: «Mir Manne sy halt, meh als mer’s wei wahr ha, das, was üsi Frouen us üs mache. Lue, entweder understrycht e Frou das, was ihre Ma isch — oder si tuet’s dür.» Er het ganz guet gmerkt, daß in ihm sälber i däm letschte Jahr a der Syte vo syr zwöite Frou öppis anders worden isch. Früecher het er im Volk um Spiez ume wyti und tiefi Würze tribe, er isch dert fescht daheime gsi, und di erschti Frou het da dranne nüt g’änderet. Si isch so wi ne Heiligi still hinder ihm gstande, het ne chly gförchtet und gmacht, was d’Muetter Änneli für guet gfunde het. D’Jeanne hingäge het sy Berliebtheit gspürt, het sech dörfe choschtbar machen und ne-n-useglüpft us em Volk, uf ds höche Roß. Wenn men öppis isch, so mueß me’s de o sy und’s nid z’wohlfeil härgä. Uf sich allei mueß men abstellen und nid an allnen Orte Handhebine sueche. Eigetlech isch das ganz i der Richtung vo däm gläge, was me z’Dijon glehrt het. Der Adrian het albe müesse brichte, wenn er vo Bärn ufe cho isch. Si isch ihm uf ds Bett gsässen und het mit yfersüchtigen Ohre glost, ob me da unden ihrem Ma o d’Ehr atüej, wo-n-ihm ghöri.

Rächt und guet, ganz, was so eine bruucht. Mit der Guetmüetigkeit chunnt me den anderen under d’Huefe; aber ds Alleini-Stah wott glehrt sy. D’Wyti vo den andere Lüt macht ein truurig und fyschter. Me cha halt doch nid vo sym Volk la. O wi het er das jitz mängisch gmerkt, wenn di Scharnachthal übere cho sy! Wi isch dä Ma tief verhänkt gsi mit synen Oberländer — dür sy Frou! — Und är, Adrian, wi naach isch er einisch dranne gsi, ’s o so z’ha! — Jitz isch si dert oben am See, hinder fyschtere Muuren und mueß en anderi Wält sueche, wil die da nere ds Glück verseit het. Cha si ächt vergässe?

Gleitiger als es hie erzellt isch, blitzgschwind schießt das alles dem Junker dür e Chopf, währed di luschtigi Sibethalere näben ihm härgeit.

«Da chunnt d’Muetter scho cho gugge», seit si und zeigt uf nes Schiffli, wo im erschte Sunneglitzeren uf d’Wyde zue het. Und richtig! Dert sitzt si, d’Oberherri vom guldige Hof. Di großmächtigi wyßi Hube, sträng under em Chini düre gschnüert, schier wi für ds Muul z’verbinde, macht höch über den Ohre wi stumpfi Horn. Der Ritter steit vornen im Spitz, parat zum Ländten und gryft na mene Wydenascht. Ds Schiff fahrt uuf, chrauet uf em Grien, und under em Boum vüre fragt me: «Würklech e Bueb?»

«Ja, e Philipp.»

«Warum grad e Philipp?» möchti d’Muetter Änneli wüsse. Ihre Ma lachet uf de Stockzänd. «Me hätti gärn e fürschtleche Götti», seit er halblut.

«Emel es Vorbild. Gäbet mer zue, Vatter, es wär keis schlächts!»

«Du wottsch se gusle z’Bärn!»

«Hm, so guet wi me der jüngscht Diesbach Ludi touft nam Dauphin, damit er einisch am Hof der rächt Name heigi...», meint der Herr Adrian.

«Scho rächt», seit der Vatter, «mir wei hoffe, der Herzog Philipp heigi no so lang z’läbe, daß du dy Bueb zue-n-ihm channsch i d’Schuel schicke.»

«Sünsch isch de der jung da, der Charolais — o nid schlächt.»

Da fallt ne d’Frou vo Scharnachthal derzwüsche:

«Chömet hurti cho gugge, Frou Schulthessi! Eh! Es wettigs Mutschli isch dä Bueb, es wettigs härzigs Noggi!»

D’Frou Änneli, wo’s gar nid am Platz findt, daß di jungi Nachbari vo Oberhofe no vor ihren i der Schadau isch, geit mit mene stränge Gsicht stracks uf ds Schlößli zue, währed di andere no am Ufer lose, was der Junker Adrian z’brichte het.

Gäge Mittag isch du d’Frou vo Scharnachthal hei gfahre. Di beide Herre vo Buebebärg hei se zum Schiff begleitet und nere-n-im dünne Schatte vo de Böum nachegluegt. Der Herr Heinz strycht sech der Bart und seit: «Du bisch wöhler, du heigisch nid eso eini. Luschtig isch si, aber wenn am Morge z’Oberhofen e Muus i Milchhafe fallt, so weiß me’s z’Mittag scho z’Boltigen inne. — Ja, was i ha welle säge: Weisch, daß der Chlaus vo Scharnachthal uf Oschtere söll als Schultheiß ga Thun cho?»

«Das isch mer ds Neuischte», antwortet der Herr Adrian. — «Nid grad, was i mer gwünscht hätti. Oberhofen isch grad naach gnue.»

«Äbe, das finden i o, und drum bin i der Meinung, du söttisch für ne gueti Vogtei luege. Einisch mueß das doch sy, damit du vorwärts chunnsch. Wi gfiel dir Länzburg?»

«Guet.»