Text:Rudolf von Tavel/Ring i der Chetti/Kapitel 20

Amene schöne Herbschtnamittag isch es gsi. Ds Stocketäli isch scho im Schatte gläge. Uf der Morgesyte het nume no der Turm vo der Jagdburg sy oberschte Zinnechranz vor em blaue Himmel i ds Abedguld ufe möge strecke. D’Waldchrächen am Stockhorn hei us fyschterblaue Gurgle Näbeldampf usghuuchet, und uf de Mööser i der Tiefi het’s Schleierli gwobe. Da isch der Herr vo Spiez von ere dreitägige Jagd a der obere Gürbe heicho. Syni Manne hei en Eber und es paar Rehböck voruus treit. Är sälber isch ganz allei gloffe, und me het ihm vo wytem agseh, daß ihm öppis schwär z’dänke git. Er het gwüßt, daß es Jahr voll Sorgen uf ihn wartet. Isch eine scho gwanet, uf Schritt und Tritt im öffetleche Läbe Nyder und Gägner z’gspüre, wo bi jeder Glägeheit probiere, ihm es Bei z’stelle, so spitzt er d’Ohre no bsunders, wenn men ihm de undereinisch vo allne Syte d’Händ under d’Füeß leit, für ihm i Sattel z’hälfe. Warum jitz niemer schreeg luegi, so fragt er sech, wo syni Fründe dervo rede, uf Oschtere müeß är uf e Schultheiße-Stuehl? Sünsch standen ihrere geng es halbs Dotze parat und warten uf di erschti Handbewegung, wo men o nume vo wytem für nen Yladung chönnti näh. Und jitz heißt es i jedem Egge vom Rathuus, under jedem Loubeboge: «Der Spiezer mueß zueche, e Buebebärg!» Und Buebebärg, wo nache wäri, git’s ja numen eine. Ob da nid der Ritterschlag öppis usmachi? D’Frou Jeanne meint’s, wil men ihre geng het gä z’verstah, das fähli ihrem Ma no. — O bhüet is! Der Chlöusi vo Diesbach isch o ohni Ritterschlag uf e Thron cho! Erscht, wo me verno het, der Spiezer sygi i ds Heilig Land gfahre, het me du für guet gfunde, ihm’s nachez’mache. Mit sym Vetter Wilhälm isch er no underwägs derthi. — Nei, der Herr Adrian het d’Lunte gschmöckt. Und es chönnt ne lächere, wenn er nid müeßti anäh, me beiz ihm ne famosi Glägeheit, ’s eis für allimal mit Rät und Burgere z’verschütte. Im Sundgau unde, wo-n-er dür sy Muetter Vettere het under em Adel, muttet’s. Äbe grad dä Adel weiß vor Übermuet nümme, wo use, spilt der verbündete Stadt Mülhusen ei Streich über en andere. Gäb’s lang geit, mueß Bärn dert abe ga Ornig mache. E nätti Ufgab für ne Schultheiß! Sech d’Finger verbrönnen am Füür und nüt Gschyds hei bringe! Ja, wenn’s nid no derzue z’Bärn sälber mutteti! Aber d’Burger muggle. Si stecke d’Chöpf zsäme mit de Bure. Dem Adel gilt’s, de Twingherre, wo Schulde hei, wi ne Hund Flöh. Und me weiß, daß di Buebebärge vil Land hei, vil Schlösser, vil Decher, vil Rächt, vil Finden und wenig Gäld. Me weiß: Der Herr Adrian het e herti Fuuscht und versteit mit de Lüte z’rede, daß ne ds Mugglen im Handumdräje vergeit. Wenn eine no Meischter ma gwärde, so isch är’s, und — so dänke syni Gägner — wenn’s ne derby überschlat, so gschej de nüt Bösers! Isch es ihm mit Rächt und grobschlächtiger Güeti nid grate, so cha me’s de mache, wi’s äbe de z’machen isch. — «Grad, wi wenn i das nid o chönnti!» seit er halblut und lachet giechtig derzue. «Aber dir trumpieret ech, Herre Rät und Burger! Dir söllet erfahre, daß men e Buebebärg nid vergäbe zum Schultheiß macht! Mir hei Bärn gmacht, mir bhei’s, und es chunnt üs nid druuf a, ob mer sälber drob kaputt gange. Es wachst geng wider eine nache.»

Mit däm blybt der Ritter stah, luegt i ds Läären und lost. Er ghört hinder sech Schuehnegel und Bärgstäcke. Der Herr Adrian geit i d’Matten usen und leit sech uf ne Fündlig, so daß me ne nid wohl cha achte vom Wäg uus. Da chöme si o scho, der Junker Philipp — er het sech wacker ghalten uf der Jagd — und der Narr. Dä nimmt me geng no mit. Er luegt gar guet zu de Hünd, und am Abe, i de Hütte, chlepft er di ganzi Jagdgsellschaft wider uuf.

Was er welle het, das gseht er jitz, der Herr Adrian; aber er gäb öppis drum, wenn er sy Gwunder gmeischteret hätti und wyter gange wär. Der Philipp lähnt sech a Narr. Si blybe stah, und der Narr leit dem Junker der Arm um e Lyb, wi wenn er ne müeßti ha. Der Philipp isch bleich. Me gseht ihm a, wi-n-er verbyßt. Wo-n-ihm der Hänsli öppis seit, leit er ihm der Chopf uf d’Achsle, und d’Träne loufen ihm über di schmale Backen ab.

«Wei mer chly absitze?» fragt der Narr. Aber der Junker schüttlet der Chopf. «Mir wei mache, daß mer nachechöme, sünsch wartet is am Änd der Vatter no.» Und si gange wyters.

Wo der Ritter wider a Wäg vüre chunnt, sy si im Moosnäbel verschwunde, wi ne Troum. Me ghört nume ds Ufschla vo mene Stäcke.

Und jitz geit da en anderi Bruscht schwär, e großi, starki.