Text:Rudolf von Tavel/Ring i der Chetti/Kapitel 3

Am andere Morgen isch i der Spiezer-Bucht a der Schloßländti e Barke gläge, e währschaft zimmerete chlyne Bock, aber hütt gsunntiget mit schöne farbige Dechenen und Chüsseni. Juscht het der Näbel agfange dervo stryche, der See het afa Stärnli mache, und zwüsche zwee mächtige Wulkefäcken isch d’Schneechappe vom Niesen ufgstande, bländig, breit und schön; da chunnt di herrschaftlechi Familien uf der schmale Stäge vo der Burgterrassen abe. Voruus, jede Schritt en überleiti Sach, der Ritter i mene viönlibruune Sametrock mit Pelzbsatz und nere glyche breite Chappen uf sym ufrächte Chopf. Hinder ihm i schilfgrüener venezianischer Syde mit Guldblueme d’Frou Änneli. Ihri blunde Haar sy in es guldigs Netz bunde, für über e See. Der Junker Adrian treit über mene bluetrote Tricot ne mieschgrüene bluemete Rock mit wyten Überermel, um e Chopf e Wulscht vo grüen und rotem Samet. Zäche Schritt hinder ne chunnt der Narr i de Buebebärg-Farbe, blau und wyß, di plündereti Gygen uf em Rügge.

D’Lüt vom Stedtli, wo zwüsche Burg und Bucht ynegchlemmt lyt, hei öppis z’luege. D’Herrschaft rückt nid all Tag däwäg uus.

Der Ritter und sy Frou setze sech uf ihres Bänkli z’mitts im Schiff, der Adrian i Spitz oder ehnder uf e Spitz — so öppis cha doch nid i mene Schiff sitze wi vernünftigi Lüt. — Der Narr macht ihm z’hinderscht, hinder de Ruederchnächte, Gränne, me weiß nid, ob für ne z’amüsieren oder für ne z’helke. De Ruedermanne — si sy hütt o blau und wyß agleit — bruucht me nid z’säge, wohi. Um e ganze See ume weiß me, daß di junge Herre vo Scharnachthal z’Oberhofe hütt es Fescht gäbe, für d’Mündigkeit vom jüngere, vom Junker Niklaus, z’fyren und — so meinen emel eint und anderi — dänk no für öppis anders. Me weiß öppe... ds Änneli Grueber vo Boltige, das donnders Chrottli...! Ja, so meine si, und under dene, wo meine, isch o der Adrian. Er hocket uf sym Spitz, wyter usse chönnt er nid, het ds fluumige Chini i der ufgstützte Hand und stuunet i ds Silberstärnemeer vom Thunersee. Ei Momänt dänkt er, er begryffi eigetlech, warum syni Vorfahre der guldig Leu gäge Stärn im Blaue tuuschet heige. Aber sünsch sy syni Gedanke ganz a menen anderen Ort, dert obe, hinder em Äschi-Rügge. Warum sötti ds Vreneli Haller weniger sy als ds Änneli Grueber?

Vo Spiez ga Oberhofe hätti me Zyt, für mänger Gattig z’rede; aber im Schiff vom guldige Hof het me der sälb Morge nid vil anders ghört als ds Gyxen und ds Gluntsche vo de Rueder. «Die sy wahrhaftig scho am Läse», het der Junker gseit, wo si d’Lüt am Sigriswyl-Bort i de Räbe gseh hei, und das isch ungfähr alles gsi, was men underwägs a Worte verlore het. Daß der Ritter du afange vor em Längeschachen antwortet: «Mhm» het nume niemer sech g’achtet.

Me het vo dert ewäg du o scho der Schloßturm vo Oberhofen im Oug gha. Es isch gwunke worde, und me het g’antwortet. Zwüsche der Ringmuuren und dem Schloß het es bereits na Bratis gschmöckt. Der Junker Niklaus, als Herr vo Oberhofe, isch a der Hustüre parat gstande, und sy guete Luun isch wi nes Meierägeli über d’Gescht nidergange. Im Saal gäge See usen isch d’Familie binenand gsi. Me het im erschte Momänt nid rächt gspürt, wär da d’Houptpärson isch. Der Herr Heinzmann vo Scharnachthal, hätti me sölle meine, der Ritter vo Unspunne, der bishärig Vogt vom Junker Niklaus, oder ehnder no sy Frou, gar e Burgherri. Aber di beide hei wenig Lärme verfüehrt. Nei, z’mitts i der Gsellschaft isch ihren eltischte Suhn gsässe, der Herr Konrad, sit zwöine Jahr Ritter vom Heilige Grab, na der allerineuischte Moden agleit, mit Schnabelschueh wi Tannewürze, so läng und spitzig, daß me, us Angscht druuf z’trappe, drei Schueh wyt ewäg het müesse blybe stah. Glattrasiert isch er gsi, und uf de Haar, wo jedes a sym Ort ghanget isch wi der Fade vo mene Gobelin, het er eso nes Gübi vo Filz ohni Rand treit — es het ein geng i de Finger zuckt, ihm’s abe z’spicke. Item, dä het ds groß Wort gfüehrt. Ja, Herrjere, wenn eine ds Globt Land mitsamt Sant Katherinen am Sinai, Cypere, Griecheland und Rom gseh het und ds Watseckli scho parat für uf Paris yne, ga Madrid und Compostell, London und Gott weiß no wohi, und geng vo Hof zu Hof, vo Turnier zu Turnier, geng under de Vürnähmschte! Alli andere sy mit Ougen und Ohren an ihm ghanget, der elter Oberhofener, der Chaschper, und sys junge Froueli, ds Küngold, der Petermändel vo Waberen und der Herr Lucius vo Diesbach und sy Frou, nid z’rede vo ihrem Suhn, dem öppe füfzähjährige Niklaus. Es isch grad gsi, wi wenn die allizsäme sech ds Wort gä hätte, si wellen emel de vor däm Konrad nid dastah wi Chinder ab em Land. Useputzt sy si gsi, geng eis schöner als ds andere. Syde, Samet, Pelz und Pärlen und Steine, Härz, was möchtisch no? Und alles Mannevolk scho mit Schnabelschueh, für ne ganzi Landschaft z’ergere. Wi söll me däwäg in ere Gsellschaft sech rüehre, ohni Hääggeleie z’übercho? Uf eismal isch dem Junker Adrian es Liecht ufgangen über ne Bitz Wält. Di Schuehschnäbel, wo me dermit kei Stägen uuf cha, wei offebar säge: Lue, i cha numen im Stygbügel sy, der Dräck isch für euch anderi, und de o wider: trapp mer druuf, so hesch eini!

Es isch o gar nid lang gange, so het, was der Ritter Konrad vo syne Reise, vo Tjosten und Turnier erzellt het, dütlech darta, daß das Musik sygi, na deren um d’Fürschtehöf ume tanzet wärdi. Er het das nid öppe brichtet, für de junge Lüte der Gluscht mache z’vergah, im Gägeteil! Guslet het er se dermit. Und es isch keine da gsi, wo nid dänkt hätti: hö, bhüet is. Dir müesset nid meine, das bringe mir o fertig! — Ja, da sy zwee gsi, wo enand agluegt hei mit Ouge wi Zwitzerstärnli uf em See usse, der Adrian vo Buebebärg und der ordlech jünger Niklaus vo Diesbach. Bevor si numen es Wort mitenandere gredt hei, het scho jede der ander mit dem bloße Blick gfragt: Wottsch Gröubi? Dä Chlöusi isch es glimpfigs Bürschtli gsi, und me het ihm wohl agseh, daß ne sy Vatter i der Schlyffi het, für de wyter vürers mit ihm. Är sälber het sech scho ganz ghörig gspürt und isch närvös worden ob em Gedanke, daß dä unrasiert, stämmig, bruun Landjunker vo Spiez sech sötti ybilde, är chönnti o no an e Hof cho. Und doch het er sech müesse säge, wenn’s de druuf achäm, so mögti so einen am Änd no mit mängem Gräfli gfahre. Dem Adrian isch der ander nid minder a ds Läbige cho. Es settigs Wasserschoß chlemmt me mit dem Duumenagel ab, het er dänkt, und derby doch o scho gspürt, wi eim de dä Nagel chönnti wehtue. Si sy chuum e halb Stund binenand gsi, so het’s scho Funke gstobe. Wo der Ritter Konrad vo synen Erläbnis erzellt het, ghört der Chlöusli vo Diesbach der Adrian, sy Nachbar, der Chaschper frage: «Was isch das: e Tjost?» und platzet use: «Höö! dä weiß nid emal, was e Tjost isch!» Ihm sälber het’s der Herr Konrad nächti erklärt. Und na der Lehr vom Papa Lucius: «Me mueß geng derfür sorge, daß der ander als der Löl dasteit», het der Chlöusli vo der erschte Glägeheit profitiert. Di eltere Herre hei di beide mit Stolz agluegt und sech gseit: mhm, die wärde guet. Aber am meischten i d’Ouge gä het doch der jung Husherr, stolz und schön wi sy Name, Niklaus von Scharnachthal. Der Unggle Heinzmam het ds Muul i d’Breiti zogen und blinzlet im Gedanke: ja wolle, parolle! Und derzue han ig ihm sys Sächeli suber i d’Ornig ta, dä het’s und verma’s. Was gilt’s, der jung Oberhöfeler isch jitz der rychscht Bärner, und das no für lang! Der Petermann vo Waberen isch o nid e leide gsi. Nid mängisch i eim Jahrhundert het es sech gä, daß so vil guets Holz parat isch gsi für d’Stadt Bärn. Sogar der Ritter vo Spiez, wo nümme vürschützig gsi isch mit Vertrouen in e besseri Zuekunft, het sech müesse zuegä: Wohl, am Änd chunnt’s doch de no guet.

Di Meinung het sech o nid g’änderet, wo bald druuf es Schiff vo Thun här a d’Ländti cho isch. Me het das mit ganz bsunderem Gwunder erwartet. D’Landshueter sy’s gsi, der Herr Ruedolf vo Ringoltinge, wo verwiche trotz syne meh als sächzig Jahre wider ghüratet het, und zwar di steirychi Witwe Ritsch vo Fryburg. Scho wäge dere hei jitz so vil Chöpf, als i d’Rahme möge hei, us de Fänschter vom Schloß Oberhofe gluegt, bis ds Schiff hinder em Eggturm vo der Ringmuure verschwunden isch. Du hei di Chöpf wider ufgha wi d’Ähri nam Luftstoß. «Geng no schön», seit eine vo dene Herre, und «was schön?» antwortet en andere, «das isch si nie gsi, wäge däm hätt se der Ruedi nid gno.» Und es wird wyter dürenandere gredt:

«Aber wär isch de no derby?»

«He, ds Luiseli, der Alten ihri jüngeri Tochter.»

«So so, hm hm.»

«Daß dä sech nid geniert!»

«Mit sech Geniere chunnt me zu nüt.»

«Ja, was meinet dir de?»

«He, er wott se für sy Bueb, für e Heinz. Dä isch ja o da.»

«Aber es isch no en anderi Frou derby!»

«Ja ja, my Muetter», seit d’Frou Küngold und zuglych der jung Herr vo Scharnachthal: «He ja, sy Schwöschter.»

«Und der Poet, der Thüring? Isch dä nid o derby?» möcht der Herr Konrad wüsse.

«Wowohl», heißt’s vo verschidene Syte, «und sys Vreneli o.»

«Buebe», mahnet da der Herr vo Buebebärg, «nämet ech de in acht! Nid daß de einen öppis vo Zigerli seit!»

«Der Donner nei!» hilft ihm der Herr vo Diesbach, «das man er nid erlyde, der Ruedi.» Di beiden alte Herre hei d’Hand näbe ds Muul, wo si das säge, damit di jungi Frou Küngold ’s nid ghöri. Ihri Muetter isch o ne Zigerli gsi und du mit ihrem Brueder e Ringoltinge worde.

Aber ob Zigerli oder Ringoltinge, es sy alles Lüt gsi, stattlecher und reschpäktabler nützti nüt. Der alt Herr Ruedi het mit Rächt für ne Demosthenes gulten und isch i der ganze Schwyz und no drüber uus als Diplomat gschoche gsi. Er cha lang der Zigerli verstecke, het me gseit, der Sibethaler chunnt i syr Schlimmi vüre.

Wo Landshuet i Saal ufe chunnt, stillet’s en Ougeblick. Me mueß doch di berüehmti Frou aluege! Si isch, wi nümme ganz jungi wältschi Froue so sy. Es Fürtech voll schöni Komplimänt. Und wenn me dry reckt, für z’luege, was es sygi, so zieht men e Hampfele lääri Cheschtene-Hülltschen use. Aber e volle Sparhafe git halt Hebi. Grad i däm Ougeblick vo Stilli schüttlet d’Frou vo Ringoltingen ihri chräschlige Hülltschen über e junge Husherr uus. Derby zieht si ihri Tochter zuechen und stellt nere der Gaschtgäber vor, so liebeswürdig, daß niemer meh ds Lache cha verbyße.

Dermit isch du alles binenandere gsi, und der jung Herr Niklaus het chönne ds Zeiche gä zum Uftrage. I der gheime Hoffnung, es trappi de öpper öpperem uf e Schnabelschueh, het der Adrian uf em Wäg zum Äßsaal uf d’Schwellen und d’Stägetritte gluegt; aber es het nüt gä. Nume glächeret het’s ne, wi di Gschnablete hei müesse Storcheschritte machen und mit jedem Tritt der Spitz ufschlängge. Bsunders praktisch, het er dänkt, wenn eine mueß dervo springe! Aber äbe, da isch ihm wider es Liecht ufgange: e Ritter springt ja nie dervo, er steit uf syne Schnabelfüeß, bis der Hals nüt meh z’trage het.

Daß niemer vo dene Herrschaften über schmali Choscht hätti gha z’chlage, cha me sech öppe dänke; aber o da het der Junker vo Spiez chönne merke, daß bi Lüte, wo rächne, alles i der Wält sy höchere Zwäck het. Me het’s im Schloß Oberhofe nid gha wi Hünd oder Chatze, wo ihres Gnagi näbedsi schleipfe, für’s mit niemerem müesse z’teile. Im Gägeteil, hütt het es gulte, z’zeige, daß me’s jedem gönnt. Wo’s muttet, mueß me derzue tue! Das ganze letschte Jahr düre het me möge merke, daß d’Oberländer schlächter Luun sy. Währed dem ganze Züri-Chrieg isch Ufbruch über Ufbruch ergange. Alles, was gsundi Bei und Arme gha het, isch gloffe, het hie und da vatterländisch dryghoue, aber uf ei Tag Chlopfete sy hundert Tag Marsch und Lagerläbe cho. Usegluegt het nüt derby, me het chuum rächt gwüßt, für was eigetlech gchrieget wird, und uf e Sold het me chönne warte. Wi länger descht meh het’s ein dunkt, me sygi afe bald nume no da, für dene Herren und de Stedt ihri Chatzbalgereie ga usz’frässe. Erscht vor es paar Wuchen isch no so ne Trybete vo Waldshuet hei cho, het under de Fänschter vo de Schlösser brüelet und ta wi d’Söu. Und no het men ihm niene keis Änd gseh. «Sölle wier d’Burdi neeh, so wii mer o öppis derzue säge!»

Wenn’s eso tönt under em Trouf vüre, so isch nüt besser als toll chüechle, braten und d’Würze bschütte. Und wenn si gseh, daß me ne’s gönnt, so vergässe si der Erger no ring. Der jung Herr vo Oberhofe het’s gärn la flädere. Es het ne nüt luschtiger dunkt, als sys Völkli so rächt gseh ynez’lige. Der Ritter vo Unspunne het dänkt: nid dumm. Und dä vo Spiez het sech gseit: dä findt ds Trom.

So isch du hütt der guet Luun Meischter gsi z’Oberhofe, im Zwingelhof hinder der Ringmuuren und im große Saal vom Schloß. O di Alte hei nid mängisch abgwunke, wenn me ne der Bächer nachegfüllt het. Si hei enand nid uf ds Täller oder i ds Glas gluegt, aber descht meh hinder d’Stirne, und das wott verstande sy. Es wär geng eis dem andere gärn derhinder cho, was es mit syne Junge vorheig. Me het um d’Stude gschlage, was es nume het mögen erlyde. Herren und Froue hei vom Hürate gredt und vom Placiere vo de Jungen a de Fürschtehöf und geng äxpräß das verfochte, was si sälber für lätz agluegt hei, nume für di andere mache z’rede. Wär da nid Bscheid gwüßt het, isch uf ds Glattysch cho. Di alte Herre vo Buebebärg, Diesbach, Scharnachthal und Ringoltinge hei sech zum Erger vo ihrne Froue weleseh dümmer gstellt, als si gsi sy, und derby nah-ti-nah usebracht, was si welle hei. Der Ritter vo Spiez het bald gwüßt, daß der jung Diesbach a französische Hof söll, der Scharnachthal ga Chambéry, daß der Ringoltinge meint, mit nere ryche Frou bringt me der Niese zum Zäberlen und ds Stockhorn zum Särvitörle, und daß di junge Herre bsunderbar für d’Meinung z’ha wäre, me müessi, für Stadt und Volk i d’Händ z’übercho, Frouen us em Volk hürate — hübschi natürlech, sünsch gäb me’s wohlfeil. Der Herr Konrad het zum Entsetze vo dene Dame di junge Herren usglachet. D’Hübschi us em Volk loufi amene difige Kärli ja nid dervo, die heig me geng drübery, aber hürate... ja der Wätter! Hürate, nei, das isch halt öppis anders.

D’Frou Änneli wär ihm gärn über ds Muul gfahre, aber e Blick vo ihrem Ma het nere gä z’verstah: Halt! Dä bruuche mer no. Verschütt’s nid mit ihm! So het du d’Frou Heinzmänni vo Unspunnen e Lanzen ygleit: «Me sötti o meine, d’Hübschi müeß geng na Chäs und Anke schmöcke! Es git doch bim Tuusig o nätti Frouen i üsne Familie.»

Ja, der Gugger! Da hei du natürlech alli Herre müesse Bravo brüele, und es isch se nid hert acho. — Aber jitz heißt’s us em Holleie vo de Jungen use: Der Hänsli, der Hänsli! — Es stillet, und me gseht der Narr vom guldige Hof ufstah. Er zupft a de Hanfschnüer, wo-n-er uf sy Halsgyge gspannet het. D’Frou Änneli würd ihm am liebschte befäle z’schwyge. Si cha das Singe nid lyde, wo me kei Ougeblick weiß, ob nid öppis ganz Ungschickts usechunnt. Aber di Herre sy’s anders gwanet. Si mögen öppis erlyde. Der Hänsli Hofmeischter steit am offene Fänschter und leit los:

O Gygeli my, was brummlisch o?
Du söttisch ne flattiere!
Jitz het dir eine d’Saite gno,
So surr halt uf de Schnüere!
Surr, Gygeli, burr!
Er het sech druus e Senne gmacht,
Das Hirzli umzubringe;
Aber ds Lied chunnt us em tiefe Schacht,
Das Lied, und das tuen i singe.
Surr, Gygeli, burr!
Und wo-n-er das Hirzli schieße wott,
Isch ihm di Senne gsprunge.
Es Meitschi isch es, hälf mer Gott!
Das het ihm vo Liebi gsunge.
Surr, Gygeli, burr!

Da isch under de Jungen eine gsässe, wo gwüßt het, wäm’s gilt. Er het’s guet ufgno; aber es wär ihm lieber gst, es chäm jitz nüt meh, und drum het er mit syne chreftige Händ afa chlatsche, und bald het es vom Hof ufen us hundert Buretatze gchnatteret wi nes Chuzefüür, und us de Saalfänschter het es mit Sprätzle g’antwortet. Der Hänsli winkt ab, es chömm no meh:

Herr Ritter, weit Dir öppis sy
Und Eui Wält regiere,
So müesset Dir, ob groß, ob chly,
Ne gueti Frou heifüehre!
Surr, Gygeli, burr!
Der eint isch uf ne rychi gspitzt,
Mit Gäld isch alles z’gwinne!
Wär uf em volle Seckli sitzt,
Bruucht nid sech z’hindersinne.
Surr, Gygeli, burr!
Der ander möcht en Edli ha
Mit Name, Chron und Wappe.
Er dänkt: I bin e gmachte Ma,
Lüpft alles vor mir d’Chappe.
Surr, Gygeli, burr!
Der dritt geit in es Burehuus,
Würd gärn dem Volk e Brueder.
Vo z’underscht chäm er obenuus
Und leiti d’Hand a ds Rueder.
Surr, Gygeli, burr!
Ob Härdchuscht, vürnähm oder rych,
Wei jedem syni gönne,
D’Härzliebi macht se-n-alli glych:
Guet mueß me’s zsäme chönne.
Surr, Gygeli, burr!

Di Jungen und die vor de Fänschter hei wider glärmet, währed di alte Herre, jede bi sym bsundere Värs, Brotchrügeli dräjt und e chly gääl glachet hei. Nid sicher, was de no cho chönnti, het der Herr Heinz vo Buebebärg sym Narr gä z’verstah, es tüej’s jitz. Uf das hi het der Hänsli nume no ta, wi ne geschter der Junker gheiße het: Glachet het er, förchterlech glachet. Hätte si nid scho so vil trunke gha, wär’s ne villicht ehnder uheimelig worde. Wenn eine däwäg cha lache...! Aber so hein ihm di Junge ghulfe. Und die dusse hei ghulfe, ohni nume z’wüsse, warum. D’Muure hei mitglachet und d’Waldsöum, ganz Oberhofe. Und d’Sunnen und d’Aschter und der See, alles, alles. Niemer het gwüßt, warum, aber jedes hätti hütt gseit: Warum o nid? Ds Ässen isch guet, der Wy isch guet, d’Meitscheni luschtig. D’Wält isch schön.

Es wär no vil uf der Arichti gsi, aber es het ein jitz a di warmi Herbschtsunnen use zoge. Wär chönnti o no i der Stube hocke, wenn der Thunersee i syr duuche Blöui dalyt und a di früsch überschneite Bärgen use luegt wi nes Chindli a di silberhaarige Lüt, wenn si um d’Wiegle standen und dänke: Gäb dr der lieb Gott e gfreute Wäg! Herrlech sy di bluetrote Chirsböum am Gwatt äne gstanden im blaue Bärgschatte. Aber o hie het’s jitz öppis gä z’luege, wo di prächtigen alte Herre, di stolze Frouen und di schöni adeligi Juged in ere vilfarbige Zyleten uf der Gartemuuren am See sech nidergla hei, für dem Wasserturnier zuez’luege, wo d’Dorfjuged i Weidligen und Züberen ufgfüehrt het. Eint und anderi vo der Gsellschaft hätte gärn Ougen o no hinden am Chopf gha, für z’luege, wi der alt Ringoltinge dem Luiseli Ritsch der Hof macht. Der Suhn isch afange ganz im Thäber gsi, der Alt tüej ihm no alls verchafle. Nüt luschtiger, dänkt das Luiseli, als so en alte Läcker, wenn er eis über e Durscht gno het. Dem Adrian und dem junge Diesbach, wo sech i mene sälige Wyluun o gfunden und verstande hei, fallt uuf, daß der Husherr nienen umewäg isch. Si meine, er sygi öppe dusse, im Zwingelhof oder a der Ländti bim Volk, und wei ne ga sueche. Da gseh si ne, uf em Wäg dür ds Schloß, mit mene Töchterli am Fänschter vom chlyne Saal stah. Der Buebebärg und der Diesbach chlemmen enand und verhei ds Lache, so guet es bi mene volle Mage z’machen isch. Lue, lue!

«Wär isch das?» fragt der Diesbach.

«Chumm, i will der’s säge», antwortet der Adrian, und zieht ne dür e Gang wyters. «Das isch ds Änneli Grueber vo Boltige, e rychi Buretochter.»

«Emel e luschtigi, schöni.»

No lang nid so schön wi ds Vreneli, dänkt der Adrian, und... was z’Oberhofe müglech isch, sötti z’Spiez o z’mache sy! Aber wie zum Gugger het dä’s agstellt, für das Änneli dahäre z’lööke?

«Du, mir wei no einisch ga luege», seit der Diesbach. «Das isch...» Dermit louft der Diesbach dervo. Es bhet ne nid, er wott di andere junge Lüt vo der Gsellschaft ga reiche, si sölle cho luege. Aber der Adrian möcht das dem junge Scharnachthal nid z’leid tue. Er schlycht a d’Türe, macht grad im Ougeblick, wo der Herr vo Oberhofe sym Schatz seit: «Wi gfiel’s dir hie?» rächt lut: Hmkhmhm, und springt dervo, i Garten use, wo schon es halbs Dotzen übergwundrigi Ougen ihm etgägechöme. «Dir chömet z’spät», seit er, «si hei’s gmerkt.» Und er blybt uf der Stäge stah und lat niemer düre, bis er darf anäh, der Schloßherr heigi sys Änneli i Sicherheit bracht.

«La mi düre!» seit der Diesbächli, aber er mueß sech’s la gfalle, daß ne der Junker vo änet dem See um d’Huft nimmt und mit ihm i ds Gras use zwirblet. Das het er du nid grad gärn gha.

Es het no allerhand Churzwyl gä, uf em See mit Gusle, Sprütze, Uslääre, Göiße, Juheien und Singe, im Garte mit Hindedüre-Güggele, Zäpflen und Schöntue.

Änet dem See het me bald nume no der wyß Strättlig-Turm i de fyschtere Schatte chönnen underscheide. Der Niesespitz isch rosig im gääle Himmel gstande, und e schöne Stärn het ihm öppis zuezwitzeret. Ne Handbreit über em See isch e Näbelstreife verbünschtig vor em Spiezerbärg düre gschliche.

Under vilem Reden und Lache sy ds Buebebärg- und ds Ringoltinge-Schiff ab der Ländti gange. Ne Zytlang no het me sech gwunken und zuegrüeft. Und du het me nüt meh ghört als d’Rueder. D’Liechter vom Schloß sy trüeber und trüeber worden und ändlech im Näbel erlösche. Ds Schwygen im Spiezer-Schiff isch no tiefer gsi als im Härecho. Me het vil, vil gha z’dänke. Bi allnen isch es um ds glyche gange, aber jedes het uf sy bsunderi Art der Wäg i d’Heiteri gsuecht. Dem Junker Adrian het me daheim ja scho lang vo syr Zuekunft gredt. Geng und geng wider het der Vatter Heinz sym Suhn zuegsetzt: «Bärn ghört üs Buebebärge, und mir ghöre ga Bärn. Was es isch, das verdanket’s de Buebebärge, und so lang no eine vo üs ufrächt steit, söll’s der Stadt nid a mene ganze Ma fähle!» Der Adrian hei’s gloubt. Es verstandi sech vo sälber, het er dänkt, daß är für Bärn und Bärn für ihn da sygi und daß d’Eidsgenosseschaft und Bärn ei Sach sy müessen und ei Gedanken, und daß me däm Gedanke chönni nachesinne, sowyt als Stärnen am Himmel stande. Er het o gwüßt, daß e Ma, wo so Großes vor sech het, en Usrüschtung bruucht und daß es jitz de drum z’tüe sygi, ihm di Usrüschtung z’verschaffe. Aber es het sech vo sälber verstande, daß der Vatter da derfür luegt und daß är, Adrian, de macht, was men ihm seit, und geit, wohi daß d’Eltere für guet finde. Und drum het er sech wenig Sorge gmacht. Wohl het’s ne mängisch i d’Wyti tribe, wohl het er gspürt, daß öppis gah sötti, aber er het sech uf e Vatter verla und underdesse gjagt und gfischet, isch ga ryten und ga schwümme, het allerhand glehrt bim Herr Eulogius Kyburger und... dernäbe gspürt, daß es villicht nid grad ds Gschydschte sygi, sys Härz an es schöns Meitschi i mene chlyne Burehüsi z’hänke, nume wil es luschtig az’luegen und es gschyds, liebs Chrottli isch.

O, däwäg am Thunersee i Tag yne läbe, i ds Chrut schieße! Was wetti doch eine no meh vom Läbe? — Aber für das isch me halt doch nid Junker vo Buebebärg! — Hütt isch dem Adrian öppis ufgange z’Oberhofen äne. Da sy e junge Scharnachthal, e junge Diesbach und anderi. Die wei o alli dertdüre. Me het nen agspürt, daß si’s mit Bärn exakt glych wei ha wi — Buebebärge. Me het verno, daß o si bald i di großi Wält gange, ga lehre. Me het ghört, daß di einte vo den alte Herre finde, der französisch Hof gäb di beschti Schuel, anderi hingäge der Hof vo Burgund für ds Höchschten uf diser Wält aluege. Syg’s, wi’s well, si gange, si mache sech drahi. Da gilt’s, kei Zyt meh z’verlüüre. Der Adrian isch im Innerschte scho rächt i Gusel cho. Es het öppis in ihm afa jäsen und pressiere. Das Diesbächli isch gar verdammt es difigs Bürschtli. — Und de der ander Chlöusi, der Junker vo Oberhofe! Dä nimmt di hübschi Sibethaleren und lyret sech dermit es ganzes Volk um e Finger. Di Frou macht ihm Wäg. — Wenn i nume no einisch mit dem Unggle Hans chönnti z’grächtem rede! Es dunkt mi, er müeßt mi begryffe.

So het es gschaffet i däm junge Chopf. Und nid vil weniger im Chopf vo synen Eltere. Keis het sech um d’Ruederer gchümmeret. Die wüsse ja, was si z’tüe hei, und si kenne der See. — Aber im Näbel und im Vernachte nützt alles Wüssen und Kenne nüt meh. Da geit’s nume no uf guet Glück.

Na zwoone Stunde hingäge sy alli eis gsi: Mir sy lätz. Uf eismal het me ganz naach ds Wasser an ere Flueh ghöre gluntsche, und richtig, me het grad no Zyt gha abz’dräje, sünsch wär me mit dem Schnabel ruuch a d’Wand cho. Also chehre! — Das isch no bald gmacht; aber wo sy mer? — Me schwygt, luegt uuf, lost. — Da fahrt wi ne Nachtvogel es schuderhafts Lachen i Näbel, es gruusigs Lache. D’Frou Änneli zieht ihres Tuech no änger uf der Bruscht zsäme, het der Chopf aben und seit hässig: «Äch! So lacht der Teifel.» E zwöiti Glächterwälle fahrt über se wäg. Und der Ritter antwortet nere-n-us syne Gedanken use: «Er cha wohl!»

D’Ruederchnächten und der Junker hei gwüßt, was der Narr mit sym Lache wott. Me kennt’s ja dem ganze See nah. Wär’s ghört, weiß, daß der Hänsli Hofmeischter der Wäg verlore het und es Zeiche höischt.

Aber es antwortet keis Zeiche. Totestill und düschter isch es uf em Wasser. Si ruedere wyter — wyter.

Still! — Loset! Ghört me nid es Glöggli? Wo cha das sy? Mer wärde doch will’s Gott nid vor Sant Batte sy! — Nei, es chunnt vo der andere Syte. E Ruederchnächt seit: «Das isch d’Spiezer-Glogge. Si lüte, für is der Wäg z’wyse.»

«Das wird öppe nid sy!»

«Ja, doch», seit d’Frou Änneli, «das ischt unsre Glogg.»

Der Ritter dänkt, das würd mi jitz no freue, wenn’s ne daheim z’Sinn cho wär, aber...

Und den anderen isch es o uf d’Seel gfalle, das Glüt chönnti öppis anders bedüte.

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Fyschteri Nacht isch es gsi, wo si ändlech, vo däm Glöggli grüeft, i der Spiezer-Bucht agleit hei. Und dert het me ne gseit, vor anderthalb Stund sygi der Chilchherr, ds Ritters Brueder, gstorbe.

Dem Adrian isch es gsi, wi wenn en unsichtbari Hand ne-n-i mene Weidlig ohni Rueder i See und i Näbel use stieß. Und ds letschte Wort vom Unggle Hans isch ihm i der Fyschteri wider lut worde: «Ehre Vater und Mutter! Du weisch, was si dänke. Si kenne d’Wält und wüsse, was es bruucht, du nid.»