Text:Rudolf von Tavel/Ring i der Chetti/Kapitel 40

Uebelghörig, läbesmüed und muderig isch im Horner der Seckelmeischter Fränkli uf em Ofetritt gsässe. «Es isch nümme schön», het er eismal um ds andere gseit, «nümme wi albe, wo no gradi, ufrächti Mannen öppis gulte hei. Sit dem Chrieg sy d’Lüt nume no uf Gäld uus. Alles anderen isch ne dräckglych. Derzue sy vili chrank. E Süüch geit um, und es nimmt usgrächnet di Währschaftere. Mir Alti, wo gärn gienge, wärden uf em Ofe vergässe. — Rösi! — Rösi!»

«Was weit Dr, Vatter?»

«Was Tüüfels isch aber los? Es wird trummlet und ghornet!»

«Eh warum nid gar!»

«Wohl, los nume!»

D’Tochter geit ga ds Flügeli ufstoße. Puh, wi das chalt yne blaset! — Wohl, bim Tuusig! Aber kurios isch es. Er wird vo Tag zu Tag übelghöriger und versteit alles lätz. Aber so öppis ghört er de. — Oder gspürt er’s?

«Dir heit rächt, Vatter.»

«Eh, i weiß doch no, was i ghöre! Gang frag, was los sygi!»

Äbe, so isch er, dänkt d’Tochter. Vo nütem meh begährt er öppis z’ghöre, me chan ihm erzelle, was me wott. Aber der Gwunder lyt ihm doch no i sym alte Chopf.

Ne Stund druuf chunnt si ume, d’Chappen und der Chittel voll Schnee. «Ne Huuffe Mannschaft heige si ufbotte. Ds Soubanner chöm us em Äntlibuech.»

«Was isch das? — Es mueß de scho nid gspasse, wenn si bi där Süüch, wo alls enand asteckt, no gange ga Volk zsämetrummle. — Gang frag, was das sygi!»

«Wenn söll i de ds Fleisch übertue? Es ma nid lindte bis z’Mittag!»

«He, me cha’s de gnyppe. Gang zum Dokter Frickart! Er söll mer cho brichte!»

Ds Rösi isch gange, aber nid wyt cho. Chuum zur Hustüren uus, begägnet’s dem Herr Niklaus vo Scharnachthal, und dä stellt’s:

«Was isch mit dem Vatter, daß me ne niene meh gseht? Het’s ne-n-öppen o erwütscht?»

«He äbe weiß i nid, was er het. Er isch alli di Tag so muderig; aber vori het er se, hälf mer Gott, ghöre trummle, und jitz versprängt ne der Gwunder schier.»

«So? Däm wär z’hälfe. Aber i wott hurti no daheim vorby!»

Der Seckelmeischter macht nid übel rundi Ouge, wo na nere Stund statt dem Stadtschryber di mächtigi Gstalt vom Herr Niklaus yne chunnt und schier der Chopf mueß i d’Achsle zieh, für nid a d’Underzüg vo der Dili az’schieße. Mit wahrer Ehrfurcht fasset der Vatter Fränkli di chreftigi Hand, wo erscht vor mene halbe Jahr no so wacker ds Schwärt gfüehrt het.

«Blybet sitze, Meischter! — Was heit Dr da für nes Altwybergsüff? — Das isch nüt für Euch. I han Ech da öppis Bessers.» Dermit zieht der Ritter ne Channen under em Pelzmantel vüre. «Oberhöfeler», seit er, mit mene Schelm i den Ouge. «Aber dä darf me de nid nume so sürggele!» Er nimmt e Bächer vom oberen Ofetritt, luegt, ob er suber sygi, schänkt ne voll und seit: «Lueget, Meischter, so! Uf Eui Gsundheit!» Und läär isch der Bächer und wider voll i der alte, zitterige Hand vom Vatter Fränkli. «Es söll Euch gälte, Ritter! — Aaah — hm — ha nid gwüßt, daß Oberhofen a der Côte d’Or lyt.»

«Was? Das heit Dir no nid gwüßt?»

«Dä jagt eim ds Bluet i Chopf.»

«Besser dä Wy jagi eim ds Bluet i Chopf als di Luusbuebe, wo-n-is möchte cho brichte, was gah söll!»

«Ja, was isch mit däm Soubanner?»

«Das isch e Huuffe jungs Volk us de Waldstett. Si wüsse sech nümme z’tue vor Übermuet, reden üs Alte ds Wüeschtischte nache. Alls isch lätz, was mir gmacht hei, alles ds hindervür. Mir wüsse schynt’s nid, wi me d’Sach agattige mueß, für us der Schwyz öppis z’mache. Si wein is jitz cho der Wäg zeige. Bis ga Gänf yne wei si. Me het se-n-abgmahnet z’Luzärn; aber us däm Ohr ghöre si nüt. Jitz sy si scho z’Burdlef, und hinecht wei si üs hie cho d’Lätzge mache.»

«Di Schnuderbuebe?»

«Ja, und ds Nättischten isch, daß ihri Alte daheim ne no rächt gäbe. — Lueget, so wyt sy mer afange! — Nüt als Verbunscht isch es gägen üs, nüt als Chyb und Nyd gäge die, wo i dene letschte Jahre für ds Tüüfels Dank alles ta und alles härgä hei für d’Eidsgenosseschaft.»

«Ja ja, es chunnt guet. — Aber so isch halt ds junge Volk! Alles vernütige, was di Alte gmacht hei, das chönne si; aber öppis Bessers agä? Das nähm mi o wunder. Kurios isch nume, daß di Alte nid o no z’dumm gsi sy, für ne settigi gschydi Jungmannschaft uf d’Bei z’stelle. — Aber und jitz, Ritter, weit dr se z’Bärn yne la?»

«Mir wei ne jedefalls nid d’Freud mache, Bärn chönne z’erobere. Näme si Vernunft a, so lat me se düre. Wüsset Dr, so sy si: Kei guete Faden a eim la, aber Spys und Trank vo eim anäh, das git settige nüt z’tüe. Uverschant läbt descht bas! Aber wenn si’s z’wüescht trybe mit Usehöische, so lat me se nid yne. Mir hei Mannschaft gnue ufbotte.»

«Ja nu, Meischter wärde wird me ne scho; aber daß eso öppis, wi dä Zug, müglech isch, das gfallt mer nid.»

«Mir o nid. Si hei sech ds rächte Wahrzeiche gä i ihrem Banner: En Eber mit mene Chnüttel. A der Fasnacht isch es usgmacht worde, und in ere Fasnachtslölerei wird’s usplampe. Aber schäme mueß me sech, daß es het chönne gscheh. — Jitz bhüet Ech Gott, Meischter, i mueß uf ds Rathuus!»

«Dank heiget, Ritter! Löjt se de nume chly a der Byse zable, si wärde de scho murbe.»


Dä Rat vom alte Seckelmeischter het sech als praktisch erwise. Wo ds Soubanner am Namittag uf em Breitfäld agrückt isch, alles mit blaurote Nasen und Backe, ungeduldig, a d’Wermi z’cho, hungerig, fräch und durschtig, sy Herre vom Rat ne ga säge, me sygi de hie nid Sinns, sech vo settige Schnuufere la z’brichte. Zerscht sy si uverschant worden und hei dröit, wenn me ne nid uftüej, so tüeje si de uuf.

«Dir chönnet’s ja probiere!» het me ne g’antwortet. Und di Ratsherre hei sech uf e Wäg gmacht i d’Stadt zrück.

Fräch isch ne nachebrüelet worde; aber bald gnue het’s du under dene junge Wältverbesserer sälber afa mutte. Öb si eigetlech meine, me sygi bis dahäre gloffe, für de a der Bärner-Byse z’verrecke, hei di weniger Chriegsgwanete d’Afüehrer gfragt. Me isch z’kuppeleswys d’Börter ab a d’Aaren abe gloffe. Und wo’s nid het welle rücke, hei si dröit, si wate dür d’Aare düre, si welle sech de d’Füeß überäne scho wider werme. Holz gäb’s gnue i der Stadt und Stroudecher. — Aber me het a der Längmuur Ysehüet, Spießen und Halparte gseh und Rouch vo Lagerfüür. Es sy bim Soubanner o no Lüt gsi, wo sech vo Murte här bsunne hei, daß d’Bärner ne Stadt wüsse z’verteidige. Und so het me du für guet gfunde, a ds Tor z’chlopfen und aständig Ylaß z’höische. Uf das hi isch i der Stadt befole worde, rächt toll Holz uf d’Wachtfüür z’lege, damit es höch über d’Muure lälli, und du het me du zerscht no mit de Füehrer gredt, gsatzlech und läng und breit, mit vil Bsinnes und Schwyges zwüscheninne, bis dem Jungvolk im Altebärg äne ds Trappen und Stampfe verleidet isch und si übere brüelet hei: «Tüet jitz uuf, Stärnsdonner, es früürt is a d Füeß!» Und du het me du d’Bedingungen ufgsetzt und der Prieschter greicht und d’Höupter la schwören und du ufta.

Underdesse het du o ds Fleisch i de Häfe glindtet, und ds torächte Volk vom Soubanner het nüt gha z’chlagen über d’Bärner. Numen Ornig ha hei si müesse. D’Meitscheni sy nid gsi z’finde, und was vo Frouen umewäg gsi isch, het Zärtlechkeitsversueche mit Chellen und Burgerchneble gwüssehaft quittiert. — Mänge Soubanner-Junker isch di sälbi Nacht zur heilsamen Ysicht cho, d’Bärnere heige «verfluecht es gsunds Urteil i politische Sache».

Im Louf vom Abe het me di eltere Lüt vo däm übersüünige Chriegszug uf d’Zunftstube gno und probiert, ne Vernunft yz’rede. Ring gangen isch das nid, und mänge vom Rat isch i ds Stuune graten ob der Hässigi vo denen Innerschwyzer, wo sech nid hei la usrede, si sygen a allnen Orte z’churz cho und d’Stedt mache, was si welle, frage die us de «Länder» gar nid und reisen alles Wasser uf ihri Müli. Si heigen o vorewäg ds Beschte für sich gno vo allem, wo de Burgunder mit Hülf vo den Innerschwyzer abgjagt worde sygi.

Der Herr Adrian, wo geng ds urwüchsig Schwyzerische bsunders gschetzt het, isch mit nere Kuppelen Underwaldner uf der Zunftstube gsässen und het nen abglost. Di Harschtbuebe hei gmeint, wenn öpper, so müeßti der Ritter vo Buebebärg begryffe, daß ein der Gluscht achömi, alles z’verschryße, was di Regierenden agspunne heige.

Chüehl het er ne g’antwortet: «Nid schwär z’begryffe, wenn men euch gseht und ghört; aber so cha me nid!» Ganz bsunders strub isch es über d’Luzärner-Regierung härgange. Die heige sech o a Franzos verchouft, hei si ufbegährt. Me fragi a der Rüüß gar nümme, was di schwyzerischi Tagsatzung welli, geng nume, was dem Chünig vo Frankrych i Chram passi. Es sy o no Äntlibuecher derby gsässe, und die hei i ds glych Horn blaset, hei mit de Füüscht uf e Tisch ghouen und gschwore, me well de scho luege, daß d’Schwyz Schwyz blybi! Da isch dem Herr Adrian es Wort etfahre, wo-n-er nid überleit het, was de druus chönnti gmacht wärde. «So loset doch nid uf di Luzärner-Herre!» seit er zu den Underwaldner. «Dir Urschwyzer syd nöue sünsch nid die, wo sech löj la brichte, was si z’tüe heige. Gheiet doch die uf d’Syte, wo nümme wüsse, ob si Schwyzer oder Franzose sy!»

Di gueti schwyzerischi Sach het er im Oug gha und gar nid wyters a di Luzärner-Herre dänkt und no weniger a ds Gwicht, wo di Mannen uf jedes Wort vom Held vo Murte chönnte lege.

Am andere Morge sy di Soubanner-Fägere mit schwäre Chöpf zum Murte-Tor uus und, d’Bysen im Äcke, gäge Fryburg zue pfoslet.

A der ganze brave Stadt Bärn isch ekei Eggen abgsprängt, keis Schybli verschlage gsi. Aber, was men erscht nah-ti-nah gmerkt het: E böse Geischt isch yne gschleipft worde. Das Ufbegähre vo dene Harschtbuebe het jitz halt doch i mängem Ohr nachegsurret. Es isch kei Lugi z’dumm, kei Nachred z’schlächt, si findt no a menen Ort Gloube. Di ufbotteni Mannschaft het gmugglet, es syg sech bim Donner derwärt gsi, eine bi där Chelti i d’Stadt z’spränge wäge dene Luusbuebe! Es anders Mal bsinn me sech de, gäb me hinder de Trummle härnouli, für ne Maß suure Wy und nes Hämpfeli Brot! Was na der Schlacht bi Nancy der Herr Urban vo Muelere gseit het: «Es isch ja jitz nüt meh z’mache», das het bald i jedem Huus, wo no e bruuchbare Bursch gsi isch, der Ton agä. Und wo einisch der schlächt Luun regiert, isch es mit dem Husfride bald uus. Kei Tag isch vergange, wo nid d’Venner hätten irged a menen Ort müesse ga Ornig schaffe.

Der Herr Adrian het afange bald i jeder Ratssitzung gmahnet, es sötti öppis gscheh, daß d’Lüt sech wider a d’Arbeit gwane. Me söll boue, syg’s, was es well, me söll d’Buren ufchlepfe, daß si zum Land luege! Numen um ds Himmelswille nid frömde Regierunge neui Ufbrüch bewillige! Gschyder wär’s, me bsetzti d’Freigrafschaft. Er het wohl Ghör gfunde; aber es het mit allem gharzet, und der Ritter vo Spiez het wohl möge merke, daß hindenum di französischi Partei wider a der Arbeit isch. Es het’s du no grad bruucht, daß im Aprille, wo ds Wätter e grächti Arbeit erloubt hätti, wider e französischi Gsandtschaft arückt und Truppe höischt. Bis jitze het der Chünig geng no druuf grächnet gha, daß der Dauphin dem Erzherzog Maximilian vo Öschtrych di versprocheni Erbin vo Burgund und mit ihren alles chönni abjage, was einisch ds Chünigrych Burgund hätti söllen usmache; aber grad i dene Tage het der Erzherzog di schöni Maria ghüratet, und jitz wäre Schwyzer-Soldate dem Franzos wider chummlech gsi, für mit Gwalt z’erobere, was di schöni Hand hätti sölle bringe.

Vo däm het der Herr Adrian nüt welle wüsse, und er hätti d’Mehrheit hinder sech gha, wenn nid äbe so ne Huuffe Lüt o us sym Lager dernah planget hätte, wider i ds Fäld z’cho. So het’s du chönne gscheh, daß me der Herr Niklaus vo Scharnachthal ga Luzärn a d’Tagsatzung gschickt, dert dem Chünig en Ufbruch vo sächstuused Ma versprochen und grad druuf abe doch der Herr Adrian uf e Schultheiße-Stuehl erhobe het. Was i der Luft lyt, setzt sech düre. Sit der Schlacht bi Murten isch jitz einisch öppis Guets i der Luft gläge: D’Ysicht, daß me dem Ritter vo Spiez Bueß und Dank schuldig sygi. Mänge frylech het ihm bi der Wahl sy Stimm i der stille Hoffnung gä, der Herr Adrian müessi de als Schultheiß wohl oder übel der Bärner-Zuezug i ds Fäld füehre.

«Und dir ist ein Stadt worden als Bern!» Da isch es wider wahr worde! No nie het er sech mit meh Rächt dörfe säge, er syg uf em Schultheiße-Stuehl a sym Platz, als jitze. Di ganzi Stadt isch i mene Freuderuusch gsi, und daheim, im Huus, isch es neus, herrlechs Freudeliecht ufgange. D’Frou Jeanne, ob so vil schwären Erläbnisse scho rächt grau worde, und erscht rächt d’Frou Änneli, schitter und silberwyß, hei sech mit vilem usgsöhnt und gstrahlet wi sit Jahre nie meh! Und doch, wo der jung Adrian und ds Eveli dem Vatter a däm Oschtermäntig na der Wahl agumpet sy, isch e tiefen Ärnscht uf sym Gsicht gläge. «I wett lieber, i wär’s nid worde», het er zu sym Sühnli gseit, «wenn i da inne, i mym Innerschte, d’Weli hätti, so hätt i nei gseit, dir chönnet mer’s alli gloube; aber e Buebebärg het die Weli nid! I tue ne schwäre Gang, aber i tue ne der Stadt z’lieb. I weiß, daß es mi ufbruucht, und i mueß mi la ufbruuche, wenn i söll Rueh finde.»

Di beide Chinder hei nid begriffe, was er mit däm Ufbruuche meint, und o nid chönne verstah, warum der Vatter so furchtbar ärnscht dryluegt am Tag, wo Rät und Burger ihm ändlech hei la Grächtigkeit widerfahre. Hätte si no für öppis anders Ouge gha als für e Vatter, wo ne vorcho isch wi ne Gott, so wär ne wohlöppen ufgfalle, daß d’Muetter ihri schönen Ouge voll Wasser het. Für niemer isch das «sech-la-Ufbruuche» schwärer gsi als für si. Het si no nid gnue dragä? D’Heimet, der Vatter, der eltischt Suhn! D’Murte-Schlacht het nere der Ma nid gno. Si het ne no herrlecher gmacht — nume damit de ds Opfer no größer wärdi, wo si z’bringe heigi. Ja, ja, zu däm, wo mueß ufbruucht wärde, ghört halt o die, wo der Held zu sym Läbeskamerad gmacht het. Und merkwürdig isch es, grad dä Gedanke, daß si sälber sech mit müessi la ufbruuche, het nere de wider Chraft und Stolz gä. Es wäri nid emal nötig gsi, daß der Herr Adrian, wo-n-er di Tränen ändlech het gseh falle, no gseit hätti: «Adel ha heißt sech la bruuche.»