Text:Rudolf von Tavel/Ring i der Chetti/Vorwort

An Rudolf Münger
Lieber Freund!

Als Du mir bei meinem letzten Besuch in Deinem Atelier sagtest: «Den Bubenberg-Roman mußt Du noch schreiben, das ist Deine Aufgabe», ahnten wir beide nicht, daß wir in diesem Leben das letzte Wort miteinander sprachen. Du solltest die Erfüllung Deines Wunsches nicht mehr erleben. Mir war er Vermächtnis. Deinem Andenken sei dieses Buch in Dankbarkeit für Deine Freundschaft und für Dein künstlerisches Schaffen geweiht!

Ob die Heldengestalt Adrians von Bubenberg, wie ich sie hier, den Beweggründen zu seinen Taten nachspürend und in sein Ringen und Leiden um unser Vaterland mich einfühlend, zeichnete, dem Bild entspricht, das Du von ihm Dir machtest, weiß ich nicht. Aber das weiß ich, daß er uns beiden für die Gegenwart das gleiche zu sagen hatte.

Von der Straße der Geschichte bin ich übrigens nur so weit abgewichen, wie mein Vorsatz, ein auch vor dem Urteil des Historikers noch geltendes Bild des Helden und seiner Zeit zu entwerfen, mir zuließ. Richtung und Ziel behielt ich im Auge, auch wo das staubige Band dieser Straße hinter dem zierlichen Gebüsch dichterischer Gestaltung verschwand.

Deiner in Treue gedenkend
R. v. Tavel
Bern, im Juni 1931.