Text:Sebastian Sailer/Schwäbischer Sonn- und Mondfang
Quälle:
Die biblischen und weltlichen Komödien des hochwürdigen Herrn Sebastian Sailer. Albert Langen Verlag, München 1913
Personen:
Schultheiß
Sein Sohn, ein Student
Bürgermeister
Bannwart
Beischa Jakel
Uris Hans
Peter Enderle
- Erster Auftritt
Schultheiß. Bannwart
Schultheiß. Wia viel muaß i mi do itt no verleida fürs g'moi' Weasa! Dag und Naacht hau-n-i koi' Ruah, und dees nu' weaga dar Aihr. Denn i möcht mar's noah mei'm Daud itt noahsaga lau', daß dar Schultas a lieaderlicher Tropf g'sei' sey, und ar häb 's gmoi' Weasa an Nagel g'hängt. Huit no will i di Kinder und Kindskinder an Exemplis hinderlau', daß ma wead no noah am jüngschta Dag vo'-mar schwätza. Bau'wat, los'! gang g'schwind zum Burgamoischter und zua di drui G'richtsmänner Beischa Jokel, Uris Hans und Peter Enderle, bieatana vo' G'moi'dsweaga, se sollat bälder as bald voram Schultas verscheina.
Bannwart. Was hau't ar denn jetz wieder in uirem Grind? Ar weant noitz, as ällaweil nu' vogta. Dees Duifels-Bieata wäahrt ällaweil. I muaß mar fascht d'Füaß ussam Hindara naus laufa. Was gilt's, ar vogtat gauh' wiedar eabbas hinterfür. 's gôht-ana halt, wia bey dar Hasajagd. Ar wearat z'letscht no z' Schpott und z' Schand vôr dar ganza Wealt.
Schultheiß. Goifara du mir nu' itt lang noah, denn ma scheißt oi'm, salve veni itt in Krom, bis ar'n ausg'lait hôt. Pack di nu' und thua dei' verfluachta Schuldigkoit.
- Zweiter Auftritt
Schultheiß (allein)
Jetz Schultas! alla Witz z'sämma g'nomma! Hol da Verschtauh'scht-mi vom kloina Zaiha rauf! Jetz Kapitoli, halt di wohl! Zoig, daß da dar g'scheidescht Ma' seyascht im Schwôbaland! As ischt mar darzua dänischt itt sogar Angscht bey dar Sach; i will mei' Konzept schau' nausbringa; denn as ischt reacht wohl überlait. I dapp itt so na', wia a Kuah. A Witz muaß dô sei', und dear gôht mar itt a.
- Dritter Auftritt
Schultheiß. Bannwart. Bürgermeister. Beischa Jakel. Uris Hans und Peter Enderle
Bannwart. Uf da Dupfa hau-n-i mei' Sach verriicht; se kommat schau'.
Schultheiß. So gang jetz und riicht d' Schtüahl und d' Bänk in d' Ordning! – –Grüeßana Gott mitanand! Ar wearat schau' wissa, weaga was i ui b'schickt hau'. Sitzat nu' niedar, mar weand gauh' grad dra'.
Bürgermeister. Mar wissat weiter noitz, as mar sollat zu-ana komma, weil ar vogta wöllat. So hôt is dar Bau'wat g'sait. Mar weand halt gauh' haira, was as Nuis geit in eusarar G'moi'd.
Schultheiß. I will-ana's gauh' saga. Ar wissat, Burgamoischter und G'riichtsmänner, wia eusare Noachbaura si überall befleißat, da Grund und da Boda z' verbessarat. Se theand Berg und Dhäler, sogar d' Möser verarboita, und säat, schneidat, mô vôr itt amôl Gras g'sei' ischt. Und au mir hau't hi' und wieder schau' eabbas thau'. Ar wissat aber seall, wia dött dar Aischterberg neabatam Pflummahölzle fascht ganz aid ischt. As wächst ufam halba Berg – und ischt do so a graußmächtigs Werk – itt amôl a Bömle. I bi' schau' oft bais drübar wora, wenn i da Nutza betrachtet hau', dean eusar g'moi's Weasa hätt, wenn ma au da Berg a'baua könnt. Ma hôt freyle noitz g'schpart, daß eabbas g'rôta sott, aber as ischt allas umsau'scht g'sei', und as hôt noitz möga batta. Jetz hau-n-i denn au noahdenkt, mô dô dar Fehler schteacka möcht. Endle bin i amôl druf komma, und i glaub, dô hebt as. Dänischt hau-n-i's au vôr dar G'moi'd saga wölla: denn wôrum? As ischt a grauße Sach, und wenn's übel ausschla' thät, so hätt i für mei' Müah und Arbat z'letscht 's Duifels Dank. Mithi' will i jetz denn vom G'moi'dsweasa mei' Guatachta ei'hola.
Bürgermeister. Herr Schultas! I ka' mi itt g'nua verschtauna und verloba über uiran Eifer für's g'moi' Weasa, wenn ar dees Ding z'weaga bringat. Ma muaß ui zum ebiga Lauh' a schtoinana Saul aufriichta lau'.
Beischa Jakel. Bi Goscht! fufz'g Gulde ruiat mi itt, wenn dees Ding fürsi gôht.
Uris Hans. I will z'aischt Hand a'lega. Nu' g'sait, mô as hebt.
Peter Enderle. Am g'moina Weasa ischt as schau' lang reacht. Dummlat-a nu', so kommat mar bald ans Werk.
Schultheiß. Wenn as ui reacht ischt, so muaß as huit no sei'. Jetz will-ana aber au no saga, mô dar Fehler schteackt; darnôh wemmar aischt mitanand überoi's komma, wia am z' healfat sey. Nächt z' Oabad, vor d' Sonna hôt untergauh' wölla, gang i in mei' Feald naus und will denn au luaga und gucka, wia d' Sonn na'gang: ob's morga schöa Weatter oder aber Reaga a'gea. Ar wissat seall, 's ischt koi' Wölkle am ganza Himmel g'sei': und i g'sieh dänischt au no wohl. Nu', wia sott as denn gauh'? – D' Sonna gôht älls g'mächle na und gôht grad damitta über da Aischterberg duri. He, g'mach! hau-n-i g'sait, sag i. Bischt du dar Kamarad, der is da Berg so verbrennt? sag i. Aber se hôt mi nu' schreya lau' und ischt dött na wia an anderar Schelm. Aber, hau-n-i denkt, wa't, i will dar schau' darfür thua', wenn i di verdwisch! Und weil i so mit mar seall schprich, so kommt dar Mau' au no. Ja, was witt jetz du dô? hau-n-i g'sait; da witt g'wiß au über da-n-Aischterberg na, sag i, und was d' Sonna itt gar verbrennt hôt, dees witt g'wiß verfriera lau', sag i, hau-n-i g'sait. Und wia i's denkt hau', ischt as ganga; denn dees Mau'mändle, dar bucklat Duifel, buit mar nôh da Hindara, und lauft, was geischt was hôscht, über da-n-Aischterberg na. Hôt denn dar Duifel, hau-n-i g'sait, koi' anders Loch offa g'lau', du Beasabinder, as da-n-Aischterberg? Aber laß mi di nu' verdwischa; i will dar dein g'fraurna Buckel so ei'schmieara, bis dar wead warm weara! Ischt dees au reacht, d' Leut aso mit Fleiß verderba? Könntascht jetz itt a bitzle an Umweag neahma und im ebana Land na maschieara? Muaß denn dar Donder di über älle Bückel und Berg duri füahra? – Und ällas dees hau-n-i mit meine Auga g'seah'. Jetz aber schlieaßat seall, mô dar Fehler schteackt. I glaub, 's ischt guat vermuata: denn mô di graischt Hitz und di graischt Kälte z'sämma kommat, dô ka' jô noitz wachsa. Dô hau't ar d' Sach, wia si a' si seall ischt. 's braucht jô noitz maih z' dischpadiearat, as wia deam Ding z' healfat sey. Nu', Burgamoischter, was moinat Ihr? Ar seand au koi' Au'ma'. Verschtôhscht-mi hau't ar g'nua; was Rôts?
Bürgermeister. Daß dees d' Ursach sey, ka' ma mit Hända greifa. Wear au nu' an Schpindelschpitz grauß Verstand hôt, dear wead müassa saga: dar Schultas hôt da Fehler an Dag brôcht. Aber so a wiichtiga Sach lôt si, bey meiner Aihr, itt über d' Knui a'breacha. 's Bescht wär noah meiner Moining, ma neahm Vautana ei', aber itt offatle, su'scht gäb ma's halt us Respekt. As thätat äll saga, was dar Schultas sait; as thät halt hoißa: as deucht mi au so. Mar weand's mithi' in der Schtill macha. D' Schrift soll reda; darnoah wemmar's schau' verreachna, weler da g'scheidaschta Rôt geaba hôt; und dees noah G'wissa und Reacht, itt bardeiisch. (Sie setzen sich alle.)
Schultheiß. Jetz schwätz koiner koi' Woat und schreib a jeder sei' Votis uf 's Babbeir! (Alle schreiben.) – – Seand ar no itt bald fetig?
Bürgermeister. I hau' mei' Sach kuz und guat.
Beischa Jakel. Dees hoißt g'sudlat! As ischt, as wemma's mit-am Beasaschtiel g'schrieba hätt.
Schultheiß. Bau'wat! wôrum schreibscht du itt?
Bannwart. Gôht dees Ding mi au a'? I hau' g'moi't, i g'hair itt darzua. Burgamoischter! leihat mar uiar Dinta, Feader und Babbeir.
Uris Hans. Mei' Leabtig hau-n-i mi itt so viel verlitta, as wia bey deam Schreiba. I wött lieaber an Dag Mischt lada, as no so a Votis schreiba.
Peter Enderle. Jetz fällt mar, bi Goscht, a graußer Doalka druf: as ka's koi' Hund leasa. I muaß as schau' no amôl a'schreiba.
Bannwart. I hau' mar's wohl denkt, i wear no vor deam au'g'schickta Doalkar fetig. As ischt halt ällas hinderfür, was du nu' a'regscht.
Schultheiß. Jetz Bau'wat! sammla d' Votana ei'.
Bannwart. Du Doalkar! bischt no itt grea'?
Peter Enderle. G'schrieba wär as gleiwohl, aber no itt g'schtreut mit-am Sand. – Do ischt as.
Schultheiß. Jetz schtilla! dar Bau'wat soll oi' Votis noah am andera ra'leasa, und soll si koiner unterschtauh', nu' a Woat drei' z'redat, bis i as Schultas oin frôg.
Bannwart (liest Peter Enderles Votum) . »Mi däucht's, ma sott g'lindere Mittel braucha und d' Sach im Frieda ausmacha. Mar weand so a Bildschtöckle uf da Berg macha und na'schreiba: bey zeha Dhaler Schtrôf soll Koiner weder drüber reuta, no fahra, no gauh'. Itt amôl und absonderle d' Sonn und dees Mu – Mau – Ma – Mensch – M–a–u–m Maum.« Jetz bring i noitz maih raus; i ka' su'scht brav leasa. Weam g'hairt dees Votis? A Doalka ischt 's Zoicha. Gealt Enderle, 's ischt dei'?
Peter Enderle. Wôrum hôscht as g'nomma und ischt no itt g'schtreut g'sei'? Da hôscht da Doalka seall g' macht. I will dar's saga, wia as hoißt! Mändle hoißt as.
Bannwart. »Mau'mändle. Wenn se aber anderscht thätat, so soll-ana 's Land verwiesa weara uf ebige Zeita, Amen.«
Schultheiß. Herr Burgamoischter! Was hau't ar wider dees Votis?
Bürgermeister. Mi däucht's, as sey itt so gar au'g'schickt. Do scheiß dar, mit Reschpekt z'mealdat, in deine zeha Dhaler nei'. D' Sonn und Mau' theand is jô uf oi'môl maih as tausad Dhaler Schada. Und was 's Land verweisa a'langt, so ischt au itt viel z'machat. Se möchtat is itt gauh', darnôh hätta-mar dan alta Pfifferling.
Schultheiß. Dees hoißt mit Räsau' g' schwätzt. As wead mithi' noitz us deam. An anders Votis fürre!
Bannwart (liest des Beischa Jakels Votum) . »I noah mei'm Gymnasi moi', ma sottana G'riichtla lega, wia di Vögel, so thätat se's itt merka.«
Schultheiß. Schwätz, Uris Hans! gôht dar dees Votis ei'?
Uris Hans. Gar itt. D' Narra fangat si seall. Sonn und Mau' wearad wölla g'scheid bleiba und abweags gauh'.
Schultheiß. Hau't ar jetz noitz g'scheiders? An anders Votis auspackt!
Bannwart (liest des Uris Hansen Votum) . »Wenn as brennt, was thuat ma? Löscha. Fuirkübel, Fuirhöka, Fuirloitara, Fuirschpritza hear, so ischt d' Sonna bald g'moischtarat. Und am Mau' hängt ma a baar Bulversäckla a' und schprengta in d'Lüfta. Dees ischt mei' Moining.«
Schultheiß. Was isch, Peter Enderle? Da bischt su'scht a durtriebanar Vogel. Was saischt über dees Votis?
Peter Enderle. Dees ischt wider älla Witz. Wemma mit Sonn und Mau' so umgieng, so thäta-mar koin Schticka maih seaha, weder bey Dag no bey Naacht. Und wia wött euser Fruucht zeitig weara, wenn koi' Sonn maih am Himmel wär? Dees ka' oimôl itt sei', Herr Schultas!
Schultheiß. Enderle! I bi' deiner Moining. Ma muaß d' Sonn Sonn und da Mau' Mau' sei' lau', wemma g'freassa hau' will. Mar weand gauh' seah', ob koi' bessare Moining fürkomm.
Bannwart (liest sein eigenes Votum) . »Mei' Guatachta ischt dees: ma neahm Büchsa, Burfel und Böller und schuiß da Duifel über da Haufa.«
Schultheiß. Bau'wat! Wia g'fällt dar dui Moining? Mi amôl däucht se ziemli glotzig.
Bannwart. Herr Schultas, mi itt. Dees muaß a g'laihrter Kopf sei', dear dees Votis verdenkt hôt: denn wôrum? dôrum! Ma därf eaba itt gar näh na' gauh'. Und fürneahme Schütza und dapfere Helda seand mir Schwôba so schau' lang, denn mar hau't's zoigt in dar Hasajagd. Mithi' ischt dees wohl a rars Votis.
Schultheiß. I glaub, da hôscht as seall gea', daß di so wehrscht; denn da schwätzscht amôl für dei' Mühle.
Bannwart. As däucht mi, ar habet dänischt an g'laihrta Kopf, daß ar dees Ding merkat. 's ka' sei', i bi's; b'schtauh' aber thua i's deshalba itt.
Schultheiß. So schwätz du, Uris Hans! as au'bardeiisch. Was hältscht uf dees Votis?
Uris Hans. Gar itt viel. Noitz hoißt as: denn as könnt an Au'glück g'scheah', wemma 's Mau'mändle daudschieaßa thät; 's könnt is älle 's Leaba koschta, und ma thät is bey meiner Sail äll leabendig rädara, wenn's aufkäm.
Schultheiß. Dees ischt au wôhr. Ma muaß si itt mit Fleiß in a Leabasg'fôhr gea'. Lies an anders Votis.
Bannwart (liest des Bürgermeisters Votum) . »Mit reifem Bedacht ischt mei' folgadar Schluß a'g'faßt. Und zwôr vo' dar Sonna sag i, ma soll a paar Heuwäga voll Schnai naus füahra und an's Oeatle lega, mô sui durgôht. Was gilt's, d'Hitz vergôht ar! Was aber da Mau' a'langt, so sag i, ma soll a reachts Fuir aufmacha, so verbrennt ma'n mit Haut und Hôr.«
Schultheiß. I wear jetz au amôl därfa mei' Moining saga. Dees Votis gôht mar itt ei'. Mô wötta-mar an Schnai neahma im Sommer? Oder hau't ar eabba oin dörrt im vôriga Winter?
Bannwart. Ka' ma itt a paar Fuader hola in di Schweitzerberg?
Schultheiß. Du dummer Duifel! Dar seall Schnai vergôht g'wiß itt, wenn ar an a warms Oat kommt?
Bannwart. Noi', Herr Schultas! ar ischt jô g'fraura.
Schultheiß. Du Büffel! d'Doana g'fruirt g'wiß itt au im Winter, und do thuat se wieder aufg'frieara, wenn as waarm wead. Mithi' könna-mar koin Schnai hau'. – Darnôh no da Mau' verbrenna? Mô wemmar 's Holz hearneahma? Mar hau't jô itt amôl zum Schtuba fuira. He, Bau'wat! Mitama andera Votis hear, wenn no oi's dô ischt.
Bannwart. Dô ischt nu' no a gotzigs. (Er liest des Schultheißen Votum) »Mei' wohlseahada Moining ischt, ma soll a' zwoi Schtanga a Gara ausschpanna und uf da Berg hoimle na' lega. Sobald d' Sonn und dar Mau' kommt, so hebat zwea' Ma' d' Schtang auf. Noah müaßat se da Mittla dur 's Gara und bleibat dinna hanga; mithi' hau-mar älle boid Brauddieb.«
Schultheiß. Beischa Jakel! schwätz du au amôl, wia g'fällt dar dui Moining?
Beischa Jakel. I glaub, dear dees Votis gea' hôt, ischt verwirrt. Ar hôt g'wiß g'moi't, ma müaß Lercha fanga. Dees ischt g'wiß a Oi'falt; denn sott denn d' Sonn 's Gara itt verbrenna?
Bannwart. Schwätz du itt so laut, beym Duifel! Dees Votis könnt grad vom Schultas sei', nôh kämascht reacht a'. Mi däucht as amôl 's klüagischt unter alle, denn i gieb mei' Räsau': ma lôt d' Sonn und Mau' ganz, und so ka' ma da Schada vermeida. Wenn aber 's Verbrenna a'gôht, so macht ma 's Gara naß, so ischt am g'holfa.
Beischa Jakel. Mir ischt as schau' reacht, wenn i nu' d' Schtang itt heba muaß; as meecht mi su'scht a' d' Finger brenna.
Bannwart. Du Oi'falt! da ka'scht g'wiß koine Händscha a'lega?
Bürgermeister. So gieng mar dees Votis reacht wohl ei'. Aber no an Zweifel hau-n-i. Was wemmar mit Sonn und Mau' a' fanga, wemmar's hau't?
Schultheiß. Jetz frôg i ui äll, Burgamoischter, G'riichtsmänner und Bau'wat, bey Aihr und Trui! Wissat ar an deam letzta Votis noitz anders ausz'schtellat, as dees? und haltat ar's für's g'scheidischt?
Peter Enderle. Dean Zweifel, dean dar Burgamoischter hôt, hau-n-i au, und i glaub, dar Bau'wat und di andere au. Jetz wenn ar aber da Schtrupel eus laisa könnat, so wemmar dees Votis werkschtellig macha, g'hair 's nôh, weam as wöll.
Schultheiß. I hau' mar's denkt, as wear so rauskomma. Was aber da Schtrupel a'gôht, hau-n-i seall schau' denkt, mô aus, mô a'. Bau'wat! fällt dar noitz maih ei'? I will mi darweil au drübar verkopfa.
Bannwart. Wenn ar Sonn und Mau' mir geaba weand, so will i's schau' versorga, daß se ui koin Schada wearat maih thua'. I nimm's mit mar hoi': se gealtat mar z'Naacht für a Liacht und im Winter für's Ei'fuira.
Uris Hans. Us deam wead noitz! Da wärescht a Narr in dein Sack. Was hätt nôh d' Gmoi'd für an Nutza darvo'?
Schultheiß. Aber jetz woiß i, was mar theand. Ma lôt zwoy Käschtla mit Fai'schter und mit Umhängla macha. Dô schperrt ma d' Sonn und Mau' nei'. Beym Dag lôt ma d' Sonna raus und bey Nacht da Mau'. Und daß au di ganz G'moi'd da Nutza häb, so laß i all boid Käschtla uf da Glockadura nauf macha: oi's dahinta und 's ander davonna; as soll für zwoy Knöpf gealta.
Beischa Jakel. Dees ischt jetz a ganz g'laihrter Ei'fall. Mar hau't halt an Schultas, ar hätt beym Schtrôhl an Koiser a'gea', so viel hôt ar Witz und Verschtand. Dear verschtôht's gmoi' Weasa ussam Fundameant.
Schultheiß. Bau'wat! gang woitle zum Schreiner und fremm so zwoy Käschtla a'.
(Bannwart ab.)
- Vierter Auftritt
Die Vorigen. Der Student
Student. Grüß Gott, lieber Vater!
Schultheiß. Dank dar Gott, Herr Bua! kommscht schau' vo' dar Studi? Wia viel hôscht wieder dees Jôhr dur Geald verschtudiert umasu'scht und um noitz?
Student. Nicht umsonst habe ich dieses Jahr die höhern Schulen betreten. Ich mache Proben meines erhabenen Vernunftlichtes, da ich neue philosophische Sätze nach dem ächten Grund erörtere.
Schultheiß. So hôscht du d' Philosophey g'schtudiert? Und was ischt dees für a Schual?
Student. Sie lehrt von der Natur und Eigenschaft dieser großen sichtbaren Allheit; von dem Laufe und Einfluß des Gestirnes, und so weiter.
Schultheiß. Herr Bua! ar schwätzat itt au'geschickt. Aber as sollana besonders wohl komma, daß ar schau' g'leanat hau't, wia d'Sonn, Mau' und d'Schteana laufat, su'scht wurdat ar's g'wiß nimma maih' g'leanat hau.
Student. Und wie dieses?
Schultheiß. Mar hau't eaba an Rôt g'halta, wia mar d'Sonn und da Mau' fanga wöllat. Mar seand au schau' mitanand überoi's komma, mar wöllat zwoy Käschtla macha lau' und sui drei' nei' schperra.
Student. Wie? so seyd ihr alle Thoren geworden? Ihr wollt den Lauf des Gestirnes hemmen? Ja, ihr wollet sogar diese zwey große Himmelskörper in einen kleinen Bezirk einsperren? Unsinnige, alberne Menschen!
Schultheiß. Was, du Schpitzbua du? hoißt dees g'schtudiert, daß da mi und di ganz G'moi'd as Narra titalierscht? Du junger Leacker! halt 's Maul, oder i will dar mit am Hagaschwanz da Buckel ei'äschara. Was wöttescht du verschtau'? An Dreck woischt du vo' deane Sacha.
Bürgermeister. Herr Schultas! itt so bais! Lau't-a au schwätza! I hau' schau' oft g'hairt, d'Sonn und Mau' seyat graußmächtig. 's ka' sei', 's ischt itt leer. Lau't-a d'Sach probieara; darnôh, wenn ar's itt ka', so ischt as früah g'nua zum a'karbatscha.
Schultheiß. So wemmar denn gauh' haira, was ar ka'. Wia grauß ischt d'Sonna?
Student. Hundert neun und dreyßig mal größer, als die Erde.
Schultheiß. Bi Goscht! jetz hairat ar da Narra. I wött jô d'Sonna in mei' Däscha nei' schieaba. Und wia grauß ischt denn dar Mau'? As wead gauh' wieder a saubere Antwut folga.
Student. Der Mond ist zwey und vierzigmal kleiner als die Erde.
Schultheiß. Ei wôrum schla' i di itt daud? Hoißt dees au g'schtudiert!
Student. Dieses ist der gemeinste Satz der Gelehrten, und also berechnen es die Sternseher.
Schultheiß. Du und all mitanand, dia dees Ding sagat, hau't Schtrauh im Kopf. A Schtier sieht jô, daß dar Mau' graißer ischt as d'Sonna. Du hôscht a schöa's Augamôß!
Beischa Jakel. Schultas, lau't a bitzle markta. D' Sonn und dar Mau' seand dänischt graißer, as Ihr's dafür a'seahat. Denn wôrum? Dar Knopf ufam Dura ischt grad no so grauß, wenn ar hunda, as wenn ar doba ischt. Mithi' müaßt d' Sonn und dar Mau' zwoy oder gar druimôl graißer sei', as ma moi't. Se seand do no haiher doba as dar Glockadura ischt.
Student. Gut, lieber Freund! Wenn ihr dann fasset, daß die Entfernung eine Sache verkleinere, so müsset ihr auch in Etwas die Größe der Sonne und des Mondes begreifen. Wisset ihr, wie weit Sonne und Mond von der Erde erhoben sind?
Schultheiß. Beym beylicha woiß i's schau'. Uf a baar Ella kommt as grad itt a'. I glaub, a Schtund wär g'nua.
Uris Hans. Itt so viel, Herr Schultas! A halba Schtund ischt Boda g'nua.
Beischa Jakel. I moi' au, dees wär g'nua.
Uris Hans. A halbe Schtund – dees wissat äll – ischt as uf da-n-Aischterberg: ufam Aischterberg gôht d'Sonn und Mau' unter: mithi' ischt as bis an Sonn und Mau' a halba Schtund.
Peter Enderle. Was ischt as, Herr Schtudeant? Was sagat ar zua deam? Gealtat, dar Uris Hans woißt as am beschta? Oder könnat ar eabbas darwider saga? Wenn ar's besser verschtauh't, so schwätzat.
Student. Dieses ist eine nach den bezüglichen Augen abgefaßte Meinung.
Schultheiß. So ischt as, und itt anderscht, wia Uris Hans g'sait hôt. Und wenn's du itt glauba witt, so guck, wenn sie na göht.
Student. Mein, wenn doch auf dem Aischterberg Sonn und Mond untergehen, welche entsetzliche Hitze und Kälte müßte nicht auf diesem Berge sein!
Bürgermeister. Botz Schtrôhl! dar Schultas und Uris Hans hau't reacht. Vo' deam sait ma eaba. Weaga deam wemmar's jetz fanga und ei'schperra, und an a Oat thua', mô si noitz maih' schada könnat.
Student. Ich sehe schon, mit diesen eigensinnigen Köpfen ist nichts zu thun. Ich weiß, was ich thue. Ich lasse sie auf ihrer Meinung. Ihre Thorheit soll durch ihre eigene That zu Schanden werden; ja ich bekräftige sie. – Lieber Vater! ich kann euere Starkmut nicht genug bewundern. Bleibet nur auf euerer Meinung, sie ist euerer Vernunft gemäß abgefaßt. Glück zu! Ich wünsche, daß dieser neue Fang bald bewerkstelligt werde.
Schultheiß. Herr Bua! schwätzat ar jetz a'fanga anderscht? gealtat! ar hau't nimma maih naus könna. Ar müassat's mit boyd Hända greifa, daß mar reacht hau't.
Student. Ja, ja! ich begreife es.
Schultheiß. Gang jetz darbis hoim zua dar Motter, bis mar an hau't. I will dar schau' Bottschaft thua', wenn dar Aktes verbey ischt. Wenn da da Bau'wata a'triffscht, so sag am, ar soll g'schwind komma, ma bring's huit no.
- Fünfter Auftritt
Die Vorigen ohne den Studenten
Schultheiß. Jetz, Herr Burgamoischter und G'riichtsleut. Gauh't hoim und holat a Sach, was naitig darzua ischt: Fuierloitara, Fuierschpritza, Fuierkübel und a Gara an zwoy Schtanga. Und absonderle neahmat au Belzhändscha mit, daß koiner b'schädigat wear. (Der Bannwart kommt.) Nu', kommscht amôl. Laß gucka, wia seand dia Käschtla g'macht? Botz Schtrôhl! se seand jô um a baar Schuah z'lang.
Bannwart. I hau' denkt, as sey bessar z'grauß as z'kloi'. Ma muaß as itt gar so g'nôa neahma. D' Zeit wurd-ana jô a Länge im Käschtle, wenn se si itt rega könntat, und se müaßtat schterba vor Langweil.
Schultheiß. So, laß nu' gealta! Aber jetz los', no oi's. As muaß eabbar Wacht schtauh' ufam Aischterberg, bis Sonn und Mau' komma wearat. Und i woiß koin bessara und g'schicktara as di. Da därfscht dar desweaga itt fürchta. I woiß, dei' hoiliger Schutzengel und älle Hoilige wearat di b'schütza, denn da hôscht a-n-absonderliche A'dôcht zu'ana. So oft ma z' Morgas vo' G'moi'dsweagad' hoilig Letaney beatat, so thuascht zu-ama jedwedara Hoiliga b'sonders da Kopf bieaga; mithi' wearat si di au itt verlau'.
- Sechster Auftritt
(Der Bannwart allein auf der Wacht. Eine stumme Szene. Er macht sich verschiedene Gedanken, die er durch Geberden zu verstehen giebt.)
- Siebenter Auftritt
Alle Personen, der Student ausgenommen
Schultheiß. I will jetz seall Komma'dierer sei'. Auf's aischt Wöatle soll a Jeder gauh', oder ar krieagt Prügel. Bau'wat! neahm du a'fanga 's Gara und leg's an's Oeatle, mô si duri gôht.
Bannwart. Ackermeant! schreyat itt a so. D' Sonna hairt's jô, nôh gôht se abweags. – Geant's hear! –
Schultheiß. Uris Hans und Peter Enderle! ar wearat d' Schtanga heba; und wenn i ui's Zoicha gieb, so hebat g'schwind mitanand auf.
Peter Enderle. Dees hau'-mar denkt, i wear's müassa thua. Mô as zum Halsbreacha gôht, muaß i z'aischta na'.
Uris Hans. Du Narr! ma wead is itt freassa. Wenn as will a'fanga z'hoiß weara, so lau't mar d' Schtang falla und rennat darvo'.
Schultheiß. Dees meecht i au seah'! Koi' Ma' soll vom andara, bis mar's hau't. Burgamoischter! Ihr neahmat an Fuierkübel zum löscha, wenn's Gara eabba meecht a'gauh'. Beischa Jôkel! du neammscht a Fuierloiter, und i neahm dia zwoy Käschtla. Jetz allo Maasch! älls g'mächle müassat mar uf da Berg. Geant Aacht!
Bannwart. Dees Blitzg'schroi! weant ar denn da Fang mit G'walt verhindara? Ma wirft g'wiß mit Prügel drei', wemma will Vögel fanga.
(Sie gehen immer den Berg hinauf.)
Schultheiß. Se kommt, se kommt schau'. Mar hau't se, mar hau't se glei'. Peter Enderle, Uris Hans! d' Schtanga in d' Haih! Se ischt eusar; eusar ischt se! –
Uris Hans. An Dreck hau' mar. Da Berg hinta ischt sui na'g'witscht.
Bürgermeister. Hättat ar's Maul g'halta! Ihr seand schuldig. Se hôt da Bossa g'merkt.
Schultheiß. Dar Peter Enderle ischt schuldig, dear au'g'schickt Duifel. Hau't ar's itt g'seaha, wia ar über an Schtoi' duri bocklat ischt und hôt d'Schtang falla lau', grad mô si duri ischt?
Peter Enderle. Was, i sott schuldig sei'? Hättat ar früher komma'diert. Se ischt schau' weit vôr is g'sei'. Weil ar endle g'schriea hau't, so haumar no wölla nôhschpringa.
Bannwart. Jetz nu' itt viel balgat! Dees hau't ar verkünschtlat, Herr Schultas! Ar wissat, wia schleacht ar ui g'halta hau't bey dar Hasajagd, und wia dapfer i komma'diert hau' und da Hasa ussam Land bracht. Hättat ar nu' mi an's Breatt g'lau', as wär a bitzle g'schicktar rauskomma und mar hättat d' Sonna schau' im Käschtle.
Beischa Jakel. Herr Schultas! Geant jetz deam Maulmacher 's Komma'dieramt, so wemmar huit no seah, was ar ka'. Mar weand gauh' an 's Mau'fanga gauh'; d'Sonn krieagat mar huit so nimma maih.
Schultheiß. I gieb dar mei' ganza hauha G'walt über. Aber krieagscht mar'n itt, so healf dar Gott!
Bannwart. Darnôh bin i halt au au'g'schickt g'sei, wia dar Herr Schultas. As muaß aber do a bitzele verschtändiger rauskomma.
- Achter Auftritt
Die Vorigen. Der Student
Student. Glück zum neuen Fang? Wo habt ihr die Sonne?
Schultheiß. Du Sauschwanz! I will dar gauh' no foppa.
Student. So habt ihr sie denn nicht bekommen? Ich bedaure es. Was war aber wohl die Ursache?
Schultheiß. Dar Peter Enderle, dar Dölbel, ischt schuldig. Dar Narr bocklat und lot d'Schtang falla, dô ischt d' Sonna duri komma.
Student. Ein neuer Grund zu einer neuen Thorheit! Ihre eigene Dummheit soll sie wegen ihrer Halsstarrigkeit überweisen. – So ist also der Fall die Ursache davon? Ich glaube es selbst. Wisset ihr aber auch, woher der Fall gekommen ist?
Bürgermeister. I wött gauh' frôga. Weil ar an au'g'schickter Ketzer ischt. As ischt ällas au'g'schickt, was ar nu' a'guckat.
Student. Ihr irret euch! Nicht seine Ungeschicklichkeit, sondern der hurtige Lauf des Berges hat diesen Fall verursachet. Hättet ihr zuvor den Berg befestiget, so hättet ihr euch als Ueberwinder rühmen können.
Peter Enderle. Jetz hau't ar's g'hairt, mô dar Fehlar g'schteackat ischt. Drum ischt mar so drimmlig uffam Berg doba wôra. Jetz wenn dar Schtudeant itt wär, so hätt i as an au'schuldigs Dröpfle müassa schuldig sei'.
Student. Ja, diese Unschuld wird noch mehr an den Tag kommen, wenn ich den Lauf der Erde und die Unbeweglichkeit der Sonne erproben werde.
Schultheiß. Was saischt? D'Wealt gang und d' Sonna schtand schtill? Sag's no amôl, wenn da 's Kurasche hôscht. I will dar gauh' leana dein Vatter für a Veitle hau'! Uf dui Weis' gieng jô dar Aischterberg au.
Student. Folgsam! Ich sagte es ja schon zuvor.
Schultheiß. Jetz gang mar ussam G'siicht oder i schwanz di vo' Fuaß auf a. Welam Hayochsa ischt dees jetz ei'g'falla? Wemma di dees in dar Schtudi g'laihrt hôt, so seand, bi Goscht, äll mitanand Schtrôhl-Narra.
Beischa Jakel. Mir ischt as dänischt au schau' oft ei'g'falla. I hau' schau' öfters g'seah', wia Disch und Gläser, Häuser und Berg laufat, wenn i a baar Schoppa Bränntawei' im Leib g'hett hau'. Dar Giggas ka's hôrklei' zoiga, daß dar Boda gôht. Wenn ar's aber itt glauba weand, so machat seall 's Experimentes!
Schultheiß. Was wöttascht du wissa, wenn da noitz maih g'siehscht und hairscht? I sott g'wiß Schultas sei', und sott itt amôl wissa, ob d' Sonna und dar Mau', oder aber d' Erda laufa thät. Moinat ar denn, dar Schultas sey ussam Eselskopf raus g'schnitzlat? Wenn dar Boda laufa thät, so müaßt i au schau' weiters komma sei'. I wär au g'wiß schau' z' Paris und z'Schpaninga oder schau' gar in dar nuia Wealt dinna g'sei. Jetz wissat ar aber all, daß i ällaweil am alta Oeatle bi'.
Student. Ja Vater! wenn sich unser Ort nur allein bewegte, so würdet ihr wirklich in entfernte Länder übertragen worden sein. Nun aber, da sich die ganze Erdkugel bewegt, so bemerken wir es nicht. Fragen wir nur die bloße Vernunft, so wird sie den Lauf der Erde bejahen müssen. Oder ist es vielleicht nicht vernünftiger, daß das Kleinere um das Größere, das Einzelne um das Mehrere sich bewege? Fließen nicht fast alle Gewässer nach Untergang? Befragen wir die erprobtesten Experimenten, so sind wir dessen überzeugt. Eine in gerader Linie abgeschossene Kugel fällt nicht durch die vorige Linie herunter, sondern sie neiget sich gegen Untergang. Mehreres zu geschweigen, schließe ich mit Recht, daß die Sonne stehe, die Erde aber gehe. Folglich, wenn ihr die Sonne oder den Mond fangen und einsperren wollet, so müsset ihr zuvor den Berg, der unter der Sonne und dem Monde vorüber geht, recht befestigen, damit, wenn er unter der Sonne und Mond stehet, ihr ihm den weitern Lauf durch Gewalt hemmet, bis ihr der Sonne und des Mondes euch bemächtigen könnet.
Uris Hans. Merkat ar a'fanga, Schultas, mô dar Fehlar g'schteackat ischt? Ar hau't hinterfür aufg'sattlat, drum hau't ar d' Sonn itt verdwischt.
Bannwart. I will da Mau' a bitzle anderscht bey di Hosa neahma, denn dear ischt schau' mei'
Schultheiß. I will gucka, wia's a'laufa wead. Wemmar aber us Au'g'schicklichkoit da Mau' itt verdwischa thuascht, so – –
Bannwart. Lau't Ihr nu' mi macha. As wead ällas reacht weara.
Student. Ich will mich unterdessen nach Haus begeben, bis diese Affär sich wird geendiget haben.
Uris Hans. B'hüetana Gott, Herr Schtudeant!
- Neunter Auftritt
Die Vorigen ohne den Studenten
Bannwart. Beischa Jôkel, allo Maasch! hol du g'schwind Kettama, a baar Soiler, au a Schtucka sechs Klammhôka, Nägel, Hammer, Zanga und da Deichelbôhrer.
Beischa Jakel. Muaß i d' Wagawinda itt au mit neah'?
Bannwart. Freyle, du Narr! Dia brauchat mar z'aischt.
Bürgermeister. Mô wemmar aber jetz gauh' da Berg a'fessla und a'nagla?
Bannwart. Ma ka' g'wiß itt neaba da Berg na' Pfähl schla'?
Schultheiß. Aber's Gara und d' Schtanga müassat ar do au no braucha zum Fanga.
Bannwart. Schwätzat Ihr mir jetz itt ins Konzept. Ma wead freyle da Mau' itt mit di Hända fanga.
Peter Enderle. D' Schtang heb i nimma maih, su'scht müaßt i wieder schuldig sei', wemmar-an itt krieaga thätat.
Bannwart. I will schau' d' Aemtla austoila, wenn dar Beischa Jôkel mit seine Sacha kommt. (Er kommt.) Hôscht jetz ällas bey dar, was i di g'hoißa hau'? – Worum hôscht itt au a Dutzad Schuahmachernägala mitg'nomma? Dees hätt dar solla seall ei'falla. Geschwind gang und hol no etli Breatternägel. Do, bleib nu' dô, as thuat's so au. Jetz aber, Herr Schultas! ar müassat au eabbas darbey thua', as seand su'scht z'wenig Leut.
Schultheiß. Du bischt jetz Moischter und so viel as Schultas. Und i will jetz sei', was dar Bau'wat ischt.
Bannwart. Dar Schultas und dar Burgamoischter wearat d' Schtanga heba. Dar Beischa Jôkel und dar Uris Hans wearat d' Soiler und Kettama in dar Ordning halta. Dar Peter Enderle wead uf d' Pfähl aacht gea', daß koinar lottarig wead. – Jetz soll Koinar koin Mucker thua'. Aelle sollat si schtella, as wenn se mausdaud wärat. Uf dan aischta Wink soll dar Schultas und dar Burgamoischter 's Gara aufheba. – (Er giebt ein Zeichen.) – Hau't ar'n?
Schultheiß. As Komma'dierar muascht as du am beschta wissa. Gang und luag!
Bürgermeister. Beym Blitz, i sieh koi' Dreckle maih' vom Mau'.
Bannwart. Dar Peter Enderle ischt schuldig. Ar hôt d' Pfähl itt g'nua g'hebt, drum ischt dar Berg g'wicha.
Peter Enderle. Kotz Hoidaduifel! so geand ar mir schau' wieder d' Schuld. I will grad verlahma, wenn au nu' a gotziger Pfôhl g'wacklat hôt.
Uris Hans. Ihr Narra! as ischt koiner schuldig. D'Schtanga seand itt lang g'nua gsei'. I hau's g'seah, wia dar Mau' drüber duri ischt, wohl maih as zwoy Klôftar haiher.
Bannwart. Jô, dees muaß jetz schuldig sei', denn i hau' so akkarat Aachting gea', daß ar jô itt hätt könna verdwischa.
Beischa Jakel. I bi' zwôr an oi'fältiger Dropf; do sag i ui, mit-am Sonn- und Mau'fanga wead's noitz. Denn wôrum? dôrum. I hau's am beschta g'seah', dar Mau' ischt viel haiher, as ar moinat. Ar ischt g'wiß so hauh vom Berg, as vo' eusarem Dorf bis an da Berg. Wia haiher i uf da Berg nauf klomma bi', wia haiher ischt au dar Mau' g'sei'. Jetz wia weand ar Schtanga krieaga, dia a Schtund lang seand? Und wenn ar au oi' Schtang an di ander bindat, so ka' as dänischt itt sei'; denn wear wead so lange Schtanga aufheba? Und g'setzt, ma könnt's aufheba, so thätat se a'breacha weaga dar Länge. Mithi' wead noitz d'rus.
- Zehnter Auftritt
Die Vorigen. Der Student
Student. Ist der Mondfang besser gelungen, als jener der Sonne?
Beischa Jakel. As ischt guat, Herr Schtudeant, daß ar kommat. Grad hau-n-i g'sait, as wear noitz d'rus, weil dar Mau' und d'Sonna z'hauh seand. Was moinat Ihr?
Student. So habt ihr den Mond auch nicht bekommen, und warum?
Bannwart. Mir amôl seand itt schuldig. Mar hau't 's Möglich thau'. Mô as aber hebt, dees wissat mar itt.
Student. Thörichte, eigensinnige Leute! fasset ihr eure Dummheiten noch nicht? Wie könnet ihr wohl jene große Körper einkerkern, die einen größeren Umfang haben, als die ganze Erde? Ein kleines Feuer, dem ihr euch nähert, ist euch unleidentlich: und jene feurige Himmelskugel wollet ihr in einem Garn gefangen nehmen, welche die ganze Erde erwärmt und erhitzet? Ich sagte euch, wie groß die Sonne und der Mond seyen, und nun wisset auch, wie weit sie entfernt sind, nämlich etliche Millionen Meilen. Und dieses ist nicht zu bezweifeln; denn um so viel höher muß eine Sache sein, je weiter sie gesehen wird. Ein Licht in der Tiefe sieht man nicht fern, eine Fackel aber auf einem Turme erleuchtet einen größern Bezirk. Nun schließet aus der bloßen Vernunft wie hoch diese Lichter stehen müssen, welche die ganze Welt erleuchten.
Schultheiß. Du Schpitzbua du! Môrum hôscht as itt vor g'sait, und führscht is no am Narrasoil rum?
Bürgermeister. I ka-n-am's itt verübla, Ar seand seall schuldig. Uiar Schtudeant hôt's ui wölla ausreda: Ar hau't am aber glei thau', as wia ama Schelma.
Student. Ich gestehe es, ich unterstund mich, euch betrügen zu helfen, aber nur zu euerer Lehre und Unterricht, damit ihr fürohin eueren Eigensinn ableget, und euch nach dem Gutachten gelehrter Männer richtet.
Peter Enderle. Deesmôl, Herr Schultas, hau't ar an wüaschta Bock thau'. Wemma dees Ding inna wead, ma schreibt ui und di ganz G'moi'd ins Narrabuach.
Uris Hans. I hau' g'moi't, as geab koin g'scheidara Ma', as eusaren Schultas; jetz hau'-mar aber noitz von-am, as Schand und Schpott.
Bannwart. Wenn dees Ding mir z'aischt ei'g'falla wär, as thät mi g'wiß mei' Aemtle koschta. As ischt nu' guat, daß dar Schultas seall thau' hôt.
Schultheiß. Was hau't ar jetz für a Dischpadieara! As ischt g'wiß no nia koi' Feahler g'scheah', und darzua no vo' graißere Herra as i bi'. Was sait 's Schpriichwoat? Zua g'scheahne Sacha muaß ma 's Bescht reda.
Weblink
ändereSebastian Sailer „Schwäbischer Sonn- und Mondfang“ uf Projekt Gutenberg.de