Simon Gfeller: Em Hag no. Kapitel 5

Chindersäge

«Lue, es düecht mi mängischt, es sig nümme zum derbi sy», het Stutz-Mareili zu Stock-Annebäbin gseit, wo für-n-es Stüngli isch mit der Lismete bi-n-ihm z’Wisite gsi. «Di Pürschtli si mer jo alli lieb, un i wett nid, daß mer eis minger hätti. Mir hei ne jo gottlob z’ässe u z’wärche gnue, u mängisch mache si ein Freud. Aber lue Annebäbi, vom Morge früech bis am Obe spät nüt weder Purschtezaagg, das erleidet ein doch i Gottsnamen ändtlige. Was die ein alls verguege un i Stücki schlöh, es het e ke Gattig! Chuum het me d’Pfäischter gwäsche, si die wider vermoonet, u chuum het me der Bode gfägt, ischt er scho ume dräckige. Kes Tapi cha men ufem Bett ha u kes Umhängli am Pfäischter, ohni daß si dra rupfe, immer un ewig müeße si öppis gfuschtet ha. I wett no nüt chlage, we me de no z’Nacht chönnt Rueuh ha. Aber ei un all Nächt foht Hansli a treiße u wott Milch; er ischt ou bsungerbar e handtlige. U de Größere fählt ou wiligen öppis. Allbot het eis Zangweh oder Büücheliweh oder ischt ihm schlächt. Nid daß si ungsünger Natur wäri, aber si hei halt zweni Sorg. Do mueß gschlittlet sy, bis si flätschnaß Strümpf hei oder bim Brunne gchoslet, bis ke trochene Fade meh am Ermel ischt. I ma halt nid dürhar gcho mit Luegen u Abwehre. U de meine si gäng, es mach alls nüt. Aber we si de alben e Rüümmen und Hueschten ufgläse hei u halb Nächt müeße bälle, sött i doch de hälfe. Der Ma chan i nid schicke. Er het ou bös im Wald u bim Fuehrwärche, u mueß im Stal luege. Er isch gäng so voll Schlof, daß me ne mängisch nid emol chönnt wecke. Un i ha z’zitewys ou e schwäre Chopf, daß es mer ganz trümmlig wird u ma mängisch d’Füeß fasch nümme nohegschleipfe. U di donschtigs Ubergitzi, gäng no müeße si enangere Streiche spile! Lue, der Köbi ischt e Fugejoggeli, ’s Hoor gäbelet ihm allszsäme. Verwiche het er Liselin e Rysbürschten is Bett to zur Fueßeten ahe. Am Obe het es no nüt dervo gmerkt. Erscht z’mitts i der Nacht isch es du losgange, wo-n-es si gstreckt het. Was das Meitli erchlüpft ischt u brüelet het! Es het halt gmeint, es heig en Igel im Bett.»

«So so», macht Stock-Annebäbi, aber es hets nume schier erlächeret, «isch dä Köbi e settige Böserech. Er het halt ordli viel Läbe! Daß er schi nid am glychen Ort cha stillha, sälb glouben i. Aber zum Kumissione machen ischt er de ou gar e tifigen u bsinnte.»

«Jo das scho; Drätti hout ne-n-ou gäng use; aber mir git er viel ztüe, u folge chönnt er dickischt ou besser, u de Chlynnere chönnt er schi ou meh anäh. Lue du söttischt einisch gseh, wie das e Hatz ischt ame Morge! ‹Müeti, wo si miner Strumpfbänger?› ‹Müeti, ’s Röckli ytue!› ‹Müeti, wär het mer jez wider e Chnopf i miner Schuehbängle gmacht!› ‹Müeti, gschwing gschwing e Schöibe, süsch chumen i hingernohen i d’Schuel!› ‹Müeti, Müeti, Müeti,› däwäg geit das e ganze Morge, u mi isch schi afe froh, we di Größere furt si i d’Schuel, es dünnet emel afe. Aber nachhär het me mit de Chlynne zschloh. Eis hanget ein am Chittel; eis trohlet ein vor de Füeßen ume, daß me nid düre cha, un allizsäme schryße Gvätterzüg u Sache vüre u vergässes wider dänne ztue, mir hei mi tüüri mängischt es Verchehr i der Stube wi ime Chrämerlade. Nüt isch vor ne sicher, ke Schuehlöffel u ke Strähl. Un allbott git es z’zangge u z’verchlagen u Fride z’stifte. Dickischt, wen i de afe gnue ha, teilen i de mit der flache Hang us; mit Worten eleini chäm me nid z’Bode. O, u lue, was das z’wäsche git u z’flicke git, nienischt wird me dermit fertig! Nüt weder Flären i de Hemmlisbrüschten u i de Schöibeline u nüt weder Schränz i de Röcke u Löcher i de Strümpfe, mi wird mängisch fasch z’hingerfür! Es isch halt doch es Chrütz, e settigi Chuppele Purscht!»

«Jä e so ubersüünig viel hescht emel de ou no nid», tröschtet Annebäbi u lächlet fründtlig. «Du söttisch es ou chönne fasse wi Hubeltani. Dä heig albe gseit: Scho miner drizähe Buebe schieße mer schiergar d’Huseggen ab, es nähm mi nume wunger, wi de das do geit, wo si e Chuppele hei! Gsehsch, do magsch du mit dine Sibne de no lang nid nohe. Un es si emel de gar gfreuti buschigi Pürschtli!»

«Jo buschuf u läbig si sie emel gnue. Du stellsch der nid vor, was die albeinisch für-n-e Lärme mache. Wen i mi ou so ire stille heimelige Stöcklistube chönnt go verschlüüffe wi du, we ’s mer erleideti, i möchts de es ungrads Mol ou scho erlyde, we si haseliere un usgürte. Aber we me gäng u gäng mueß zuehe ha, wird men ändtlig kabut u uberchunnt der Verleider.»

«Derfür wachst der de all Tag Chraft nohe zum Hälfe. Di größere chöi der doch scho mängs abnäh. I tät se rächt yspanne. Das isch nen e gueti Üebig für speter.»

«Jo, es lehrt mi öppe scho, se-n-yzspanne. Wi wett i süsch dürhar möge gcho! Aber we de albe ’s Halbe verpfuscht usechunnt, was si mache, het me de ou Erger. Geschter hei mer welle Surchabis usenäh. Du wott Liseli emel zwänge, das chönn äs eleini, es heig mer jo scho mängisch ghulfe. U was macht es du? Der Surbocklistei lo ertrünne! U dä mueß richtig grad uf di chlynneri Steiguetbocken ahe gheie, wo-n-i der Brüeih-Chöhli drinne ha, u deren e große Bitz useschloh. Jo, u die het sövel gchoschtet, un i ha sövel Freud dranne gha. I ha müeße sure, i ha bal nümme chönne höre. I weiß nid, was mit mer ischt — aber di Tage düre müeit mi alls, ’s Pläären isch mer gäng z’vorderischt.»

«Jä, e Pflicht isch es scho, es Chüppeli Ching z’goumen u z’ratseme, e Mueter het viel z’träge. Un albeinisch sött si ou chönne verschnuppe. Weisch was? Ubermorn isch Schuelexametag. Mir wei chli zsäme z’Exame! Du muesch chli usspanne!»

«Jo, wi wett i chönne? Wär wett de zu mine Chlynne luege?»

«E das wird si scho mache. I schicke der Ännin, mi Jumpfere. Das isch schi gwanet, mit Chingen umz’goh u biwanderet im Huswäsen u Choche. Däm darf me das scho avertroue. Was meinsch derzue?»

«We de der Ma nid balgeti...»

«O, sövel en yträssierten isch Hans nid, daß er der die Freud nid gönnti! Das loht si scho yrichte.»

Stutz-Mareili het si no chli gwehrt; aber so re Frou wi Stock-Annebäbin, wo sövel guete Gaffee mache cha u sövel es guets Härz het, cha men uf d’Lengi nid widerstoh. Annebäbi hets gar guet los gha, d’Lüt mit lieblige Worte vorume z’bringe u gäb es furt ischt, isch es en abgmachti Sach gsi mit däm Examebsuech. Stutz-Hans het gärn si Wille dri ggäh; ihn schläferis jo glych allimol nume. Do, wen es d’Frou gluschti, soll si nume fräveli goh, ihn schinier das nüt, heiß das, wen öpper zu de Chinge luegi. Annebäbi het derzue fyn g’lächlet; es het no öppis im Hingerhuet gha.

Der Exametag isch cho. Stutz-Mareili isch näben Annebäbin hinger i der bchränzte Schuelstube ghocket u het yfrig zueglost. Afangs isch es ihm no nid so rächt heimelig gsi. «Cha ächt de Köbi si Sach? Blybt Liseli de nid öppe stecke? U chöi si ächt de sövel lang still u manierlig sy, di wilde Gibeli? We si nume nid öppis hottschregs astelle, das i mueß ungärn ha!» So het es heimligs gsinnet, es hätt ihm bal sälber welle tuttere. Aber wo-n-es du gseh het, daß Köbi u Liseli vo de Tifigischte sy u d’Hang fasch gäng chöi ufha, isch es ihm grad rächt churzwilig vorcho. Es het si nume müeße verwungere, was dene chätzibocks Pürschtlinen alls isch z’Sinn cho, emel äs sälber wär meh weder einischt am Hag anne gsi, wen es hätt sollen antworte. Bi der mündtlige Rächnigsprob het Köbeli allen achte rächt gha u numen eis het Mareilin g’ergeret: Daß dä tusigs Bueb gäng derzue mit der lingge Hang im Schueh nide grüblet het. I der Pouse het es ihms du richtig gseit: «I has wohl däicht, du chönnisch nid e ganze Halbtag ordlig im Bank hocke, e settige Gispel-Gaspel u Zwischpel-Zwaschpel!» «Jo, du chaischt öppis säge, Müeti», balget Köbeli, «worum hesch mer d’Sunndigchleider emel mit Gwalt wellen i Spycher ubere häiche. Jez han i’s du gha.»

«Er het es Müüsli im Hosegstöß nide gha! Zwüschem Tuech u zwüsche der Füeteri innen isch es gsi. Mir heis du äbevori usegloh», hei di angere Buebe brichtet u glachet. Es het se luschtig düecht. «Uh, das het mi gramselet», het Köbeli gseit u het derzue Ouge gmacht wi füfzgräppigi Glasmarmeli, «i ha gmeint, i müeß höch ufgumpe. Es het mer de albe gäng wellen ubersch Chnöi uf chräbele. Du hättischt allwäg ou afe ahe greckt u verhah, Müeti.» «Sälb däichen i ou», lachet Stock-Annebäbi, der Schöibebängel het ihm ggumpet. «Gsehscht jez, Mareili, was das für-n-e Chnüß ischt, dä Köbeli. Nit der hundertischt hätt chönne rächne däwäg. Chumm Köbeli, das ischt jez no-n-e Läbchuechen oder Dreizingge wärt.» Es zieht ne zuehe zum Tischli vo der Weggefrou. «Lies use, was di am meischte freut, jä nume ganz ungschiniert.»

Das het si Köbeli nid zwuri lo säge. Er het ufene ferme Läbchueche greckt, es isch richtig e zwänzgräppige gsi.

«Bueb, Bueb, bis nid sövel uverschante», schmählt Mareili, «e batzige tuets ou!»

Aber Annebäbi het nüt welle wüsse vo Umegäh. «Er het ne säuft verdienet. Loh mer ne-n jezen errüeje.»

No der Pause isch du no ’s Singe un Ufsäge cho. Dert ischt ihm du Liseli so rächt druffe gsi. Es het müeßen es Solo singe, u das het es de wacker chönne. Fei so gchlingelet het das subere Gloggestimmli. Wo ’s Lied isch fertig gsi, steit der Presidänt uf u seit: «Das ischt jez ou es schöns Lied gsi, das het is jez gfalle! Das wetti mer de am Schluß gärn no einisch ghöre, gällit Manne. Nid wohr, Lehrer, das singit der de no einischt? U däm Meiteli, wo so tusigs schön eleini gsunge het, legen i de ou no e Batze zu sim Examegäld, das will ihm versproche ha.» Eh der tusig, wi isch do Stutz-Mareili so rots worde! ’s Bluet ischt ihm alls i d’Backen uehe gschosse, un es het fasch nümme dörfe vorufluege. Aber wohlto hets ihm glych. U Annebäbi het ihm süferli es Müpfli gäh: «Gsehsch jeze — ghörsch jeze!»

Wo ’s Examen isch fertig gsi, isch Liseli cho z’springe u het der Mueter es nagelsneus Halbfränkli gspienzlet. «Lue Mueti — gäll Müeteli!» Mareili isch ganz erchlüpft. «E sövel viel! Hescht emel de ou rächt danket.» «Däich wohl, ha-n-i danket!» U dermit isch es scho ume dervo ghöpperet.

«Häb emel de sorg u verlier’sch nid. U daß d’mer de nid zfasch gänggelischt», rüeft ihm Mareili nohe.

Derno si di Froue no chli umegstange, hei eis gchlapperet u, wo men ändtlig zuehechönne het, bi de Weggefroue no öppis gchromet für die deheime. U meh weder eini isch Mareilin cho ’s Kumplimänt mache wäge sine Chinge. «We miner doch ou so gschickt wäri», het d’Schwangpüüri gsüfzget. U d’Chrämerfrou im Dorf, wo scho so lang gärn es Ching hätt gha, isch still näbezuehe gstange u het trurig drigluegt. Notinoh hei si di Examelüt afoh verloufe un ungereinisch seit Stock-Annebäbi: «Jez wär i no gärn zu Stuber-Annelisin ubere. Es het es Ching verdinget, un es nähm mi wunger, wi-n-es däm gieng. Woscht öppen ou cho, Mareili? Es wär is nid e großen Umwäg u z’suumme bruchti mer is jo nid lang.»

He jo, do heig äs nüt dergäge, seit Mareili, nume müeß es de gly a ’s Heigoh däiche. U dermit si sie ggange. I föif Minute si sie am Ort gsi u hei topplet. Stuber-Annelisi het ne das Ching gärn zeigt. Si solli numen innefür cho. D’Wagle isch näbem Ofe gstange. U drinnen ischt es Kreatürli gläge, daß Gott erbarm! E sövel es eländs Gschöpf het Mareili sir Läbtig no nie gseh gha. ’s Gsichtli het Mareilin gmahnet an e Schwumm im Wald. E ganzi Techi schwarzes Hoor ischt uber d’Stirnen ab ghanget, fascht i d’Äugli ahe. U di Äugli si gsi, wi wen e Ryf druffe läg, trüeb u starig u tod. Kes Fünkeli Glanz, kes Glüeteli Seel het drus use g’lüchtet. Albeinisch het es ’s Chöpfli hin u här dräit, linggsumen u rächtsume u linggsumen u rächtsumen u derzwüsche het es der Spöifer zum Müli us blost u mit plöderlet, das ischt alls gsi, was es chönne het. U doch het d’Pflegmueter gseit, sig es scho achtjährig. D’Ärmli het ihm d’Pflegmueter mit breite Tuechbängeren a d’Sitelähnen abunge gha. Es blyb ke angeri Gnad. Sobal mes loslöih, chratz es mit de Fingere i de Äugline oder hämmeri mit de Füschtline uf d’Nase, bis es blüeti. D’Beinli müeß men ihm bständig dick yfääsche, süsch sperzti-n-es ahe u schlieg d’Färschere a de Sitelähnen ume. Un es heig gar leidi Glidli, nume so Bohnestangli, u ke Chraft im Rüggli. Nid emol ’s Chöpfli mög es rächt träge, vo Hocken oder Stoh oder Loufe sig ke Red. U sig e ke Hoffnig zha, daß das einischt änderi. Alls Zuehah u Ystoße träg nüt ab, mi chönn ihm nid hälfe, es sig es Jammerbildli u blyb es Jammerbildli.

Mareilin hets ganz tschuderet, wo Annelisi däwäg brichtet het, u ’s Ougewasser ischt ihm gwünd gwünd cho. «Ums Himelswille», seit es, «so öppis trurigs ha-n-i der Tag i mim Läbe no nie gseh. Wäm ghört es?»

«Jä d’Eltere chennen i nüt. I weiß nume, was der Her Pfarer gseit het: Es sig us em Wältsche vüre cho u der Vater sig e wüeschte, verluedereten Absänthsüüffer gsi.»

«Eh min Troscht min Troscht», süfzget Mareili u het d’Häng zsäme gha u no lang das armen arme Tröpfli agstuunet.

«Was meinscht jez», frogt Annebäbi no me ne Zitli, «wettisch diner Siebni tuusche gäge das do?»

«Du hesch rächt», bikennt Mareili, «i hätt nüt sölle chlage u will i Zuekunft nümme chlage. Es isch guet, hesch mi hiehäre gfüehrt; die Lehr vergissen i nie meh. Miner gäh viel ztüe, jo, aber sie si emel Gottlob u Dank gsung u si alli, wi sie sy sölli. I will no zähemol lieber mis wilde Gfasel goumen u hirte, weder eme settige Kreatürli d’Mueter sy.»

Derno het es i Sack greckt u der Pflegfrau es Fränkli i d’Hang drückt: «Chouf ihm de öppis.» U Stock-Annebäbi het si Pumper ou ufgmacht un e Chrom ustelt, gäb si ggange sy.

Ab em Heigoh het Mareili Schritte gnoh, Stock-Annebäbi het fasch nid nohe möge u Mareilis Ouge hei e feschte, muetige Blick gha. U wo-n-es deheimen ischt über d’Schwelle trappet u Hans gfrogt het, wi-n-es ggange sig, seit es: «Guet isch ggange, üsi Ching hei viel glehrt dä Winter. Un i ha ou e guete Tag gha u früscherdings öppis glehrt, wo-n-i i üsem Purschtezaagg inne bal hätt vergässe gha: Daß gsungi, munteri Ching e Gottessäge sy. I will der de hinecht dervo brichte.»

U derno isch es ggange u het der Hansli us der Wiegle gnoh un ihm es Müntschi gäh.