Sälbschtproträt mit dr Charlotte Berend un Säktglas

 
Sälbschtproträt mit dr Charlotte Berend un Säktglas
Lovis Corinth, 1902
El uf Lynwand, 98,5 cm × 108,5 cm
Privatbsitz

S Sälbschtproträt mit dr Charlotte Berend un Säktglas (dt. Selbstporträt mit Charlotte Berend und Sektkelch[1], im Wärchverzaichnis Selbstporträt mit seiner Frau und Sektglas (BC 234) gnännt[2]) isch e Gmäld vum dytsche Moler Lovis Corinth. S Doppelporträt zaigt ihn sälber un sy Molereischueleri un speteri Frau Charlotte Berend, wu mit bluttem Oberlyb uf sym Schoß hockt un vu ihm umarmt wird, derlwylscht är ne Glas lupft. S isch as „Verlobigsgmäld“ im Atelier vum Corinth z Berlin im Oktober 1902 entstande, e baar Monet vor dr Hochzyt vu dr baide Dargstellte. S Bild isch in El uf Lynwand gmolt, het d Maß 98,5 × 108,5 Zäntimeter un isch in Privatbsitz.

Bildbschrybig ändere

S Gmäld zaigt dr Chinschtler Lovis Corinth un sy speteri Frau Charlotte Berend in Form vun eme Baarporträt in Umarmig in dr Frontale. Dr Corinth hockt uf eme Stuel, wu mer nit cha sää, un hebt e Säktschale mit eme rote Säkt in dr glupfte linke Hand. D Berend hockt uf em rächte Oberschänkel vum Corinth un umfasst mit ihrem Arm d Agsle vum Corinth, ihri Hand lyt uf dr linke Agsle vum Mann. Si hebt dr Stängel vun ere Blueme mit eme wysse Bluescht, wu aabehangt. Dr Corinth drait e grien Tschebli un dodrunter e wyss Häm, wu iber dr Bruscht uffig isch. Dr Oberlyb vu dr Charlotte Berend isch ganz blutt, un dr rächt Arm hangt aabe, doderby isch d Hand uf em Stoff vum Chlaid abglait, wu um d Huft ufgwallt lyt. Mit sym rächte Arm umfasst dr Corinth dr blutt Oberlyb vu dr Charlotte Berend. Syni Hand, wu unter dr Aglse zwische Oberarm un Bruschtchorb duregfiert isch, prässt d Bruscht, doderby cha mer d Bruschtwärze zwische Zaige- un Mittelfinger sää. Sy Backe lähnt er an di nackig Agsle vu dr Frau, baidi Persone luege dr Bschauer mit eme Lächle aa. S Liecht fallt uf dr Oberlyb vu dr Charlotte Berend, wäge däm schyne d Aglse un di rächt Lybhelfti häll, s Gsicht vum Corinth lyt dergege im Schatte hinter ihrem Lyb un isch dunkler. Noch em Beat Wyss „kuschelt sich“ dr „verliebte Corinth“ „im Schatten seiner halbnackten Geliebten, die auf seinem Schoß sitzt“.[3]

Dr Hintergrund bildet d Wand vun eme Ruum, wu am linke Rand mir dr Wand, wu dragränzt, en Eck bildet. Im Eck stoht en runde un mit ere wysse Dischdecki abdeckte Disch. Uf däm het s e Fläsche mit rotem Säkt, zwai lääri Säktschale, e baar Blueme in ere hoche Wase un am vordere Rand en Obstdäller mit Epfel un Dribel.

S Bild isch im linke obere Bildfäld signiert un am rächte obere Bildrand datiert mit Oktober 1902.[2]

Hintergrund un Yyornig ändere

 
Paddel-Petermannchen, 1902

Zytligi Yyornig ändere

Chänneglehrt het er d Charlotte Berend um des Zyt, wu si dr Corinth z Berlin yygrichtet ghaa het. Är het sy Studium z Minche in dr 1890er Johr abgschlosse. Sy 1900 gmolt Version vu dr Salome, e Aktgmäld in ere historische Szenery, wu uf di literarisch Vorlag vum Oscar Wilde ufböut un wu d Salome d Dochter vum Herodias, mit em abgschlaane Chopf vum Johannes em Daifer zaigt, het nit in dr Minchner Secession sollen uusgstellt wäre. Dr Corinth het s Bild dodruf an Walter Leistikow z Berlin gee, wu s Bild für d Uusstellig vu dr Berliner Secession aagnuu het. Wäg em große Erfolg vum Wärch het dr Corinth churz druf sy Wohnsitz gwägslet un isch uf Berlin zoge.[4]

Bim Bild Sälbschtporträt mit dr Charlotte Berend un Säktglas handlet s si um ais vu dr frieschte Gmäld vum Lovis Corinth, wun er sy speteri Frau Charlotte Berend (1880–1967) druf porträtiert het. Dr Corinth het di dodmol 21 Johr alt Frau 1901 chännegelehrt, wun er z Berlin e Molschuel fir jungi Fraue ufgmacht ghaa het. D Charlotte Berend, d Dochter vun ere jidische Chaufmannsfamilie,[5] isch sy erschti Schueleri gsii, un si isch em derno regelmäßig Modäll gstande.

Anne 1902 isch er mit ere an d Oschtsee graist, wu si zäme z Horst z Pommern, em hitige Niechorze, Urlaub gmacht hän. Dr Corinth het si in däm Johr e baar Mol porträtiert. Bi däm Badeurlaub isch s Bild Petermannchen un au s Bild Paddel-Petermannchen entstande.[6][7] Wu si zäme z Horst gsii sin, sin dr Lovis Corinth un d Charlotte Berend e Liebesbaar wore. Dr Berend het speter in ire Läbeserinnerige Mein Leben mit Lovis Corinth bschribe, wie si baidi ängumschlunge uf eme Stäg ghockt sin un si ihm d Gschicht vu irem erschte Hochzytsaadrag verzellt het.[8] S Bild Sälbschtporträt mit dr Charlotte Berend un Säktglas isch noch eme Churzurlaub z Tutzing am Starnberger See entstande, eme „vorgezogenen Honigmond“,[3] un s isch vum Corinth as Verlobigsbild aagluegt wore.[1] No ire Erinnerige het d Charlotte Berend-Corinth eso bschribe, wie s entstande isch:

„Lovis fragt mich: ‚Würdest Du mir eine große Freude bereiten wollen?‘ Als er meiner Zustimmung gewiss war, fuhr er fort: ‚Seit langem träume ich davon, ein Doppelporträt von uns zu malen, Dich als Halbakt! So wie die Situation sich von selbst ergibt nach einem frohen Mahle, Wein und Früchte stehen noch auf der Tafel. Eine Leinwand habe ich mir schon für dieses Bild vorbereitet, wir könnten jetzt sofort auf der Stelle beginnen − falls es Dir recht wäre!‘ Ich hatte ihn noch gar nicht gekannt, so erschien es mir, während er nun zu malen begann. Er jubelte bei der Arbeit, er war heiter und rief: ‚Wie mich das freut, so wollt ich's malen. Sieh nur, wie es vorwärts geht, wie es mir glückt, es malt sich wie von allein. Machen wir eine kleine Pause! Ich trink einen Schluck vom Wein und Du auch, sonst trinke ich niemals bei der Arbeit, ich brauche kein Stimulans.‘ Er lachte: ‚Also Prosit, mein Petermannchen, und nun wieder weiter an die Arbeit!‘ Er malte einige Stunden und vollendete unsere Köpfe, und ich konnte, so wie er, kaum den folgenden Tag erwarten, damit er weiter male.“

Charlotte Berend-Corinth, 1958[9]

Im Johr druf am 26. Merz 1903 hän dr Lovis Corinth un d Charlotte Berend, wu si fir dr Doppelname Berend-Corinth entschide het, ghyrote. Am 13. Oktober 1904 isch dr gmainsam Suhn Thomas Corinth uf d Wält chuu.

 
Porträt Charlotte Berend im wysse Chlaid, 1902

Yyornig in s chinschtlerisch Wärch ändere

S Bild Sälbschtporträt mit dr Charlotte Berend un Säktglas cha mer uf vylfältigi Wys ins Wärch vum Lovis Corinth yyorne, doderby stoht vor allem sy Funktion as Doppelporträt un glychzytig as Sälbschtbildnis un Bildnis vu dr Charlotte Berend, speter Charlotte Berend-Corinth, im Vordergrund. Dr Corinth het e Hufe Sälbschtporträt gschaffe, in dr Regle het er ais zue jedem vu syne Geburtsdäg gmolt. Noch em Carl Georg Heise het er 42 Gmäld mit Sälbschtbildnis hinterloo, derzue cheme ne Hufe Skizze, Zaichnige un grafischi Blätter mit sym Porträt. Vu syre Frau het er eppe 80 Bilder[10] gmolt, wun er si explizit dargstellt het – derzue cheme ne Hufe anderi Bilder, wu si ihm Modäll gstanden isch, ohni ass des bsundersch uusegstellt woren isch.[11] Är het feschtgstellt, ass em Corinth sy Porträt bsundersch lydeschaftli uusgfalle sin, wie persenliger si fir ihn wore sin, un wäge däm chennt mer s lycht noovollzie,. „bei welchen Bildnis-Modellen Corinths künstlerisches Ingenium sich am leidenschaftlichsten entzündete: bei seiner eigenen Erscheinung und bei der seiner Nächsten.“[11]

Wu dr Corinth anne 1901 d Charlotte Berend as sy Schueleri chänneglehrt het, isch er scho ne etablierte un guet uusbildete Moler gsii, wu dur syni Wärch vor allem in dr Berliner Chunschtszene um d Berliner Secession anerkänt woren isch. Är isch au scho vorhär dur Sälbschtporträt un Aktdarstellige ufgfalle, sodass die Sujet fir ihn kai Neiland gsii sin. Uf dr andere Syte isch d Liaison mit dr Charlotte Berend e Chehrpunkt in sym Läbe gsii, wel er si bis dert nonig an e Frau bunde ghaa het. Anne 1902 het die Bezieig aagfange, sodass d Charlotte Berend ab däm Johr vu ihm as Motiv un Modäll in sy Wärch ufgnuu woren isch. No dr Erinnerige vu dr Charlotte Berend-Corinth het er si anne 1901 zum Änd vum Semeschter zum erschte Mol gfrogt, eb er e Porträt vun ere derf mole. Är het mit ihre s Porträt Charlotte Berend im wysse Chlaid blant, wun er speter signiert un ire gschänkt het. Vorhär het er aber s Bild Larve im wysse Chlaid gmolt, wel d Berend mit ihrem Chlaid au ne schwarze Sydeschal un e schwarzi Larve mitbrocht ghaa het.[12]

No dr Karakterisierig vum Chunsthischtoriker Alfred Kuhn, wu sy Biografy 1925 noch em Dod vum Corinth vereffetligt ghaa het, het mit dr Bezieig zue dr Charlotte Corinth „eine neue Epoche in des Malers Schaffen“ aagfange un „der schwere Mann, der ungeschlachte Riese ward zum Kinde, der Stier ging zahm und willig an der Leine, die ein junges Mädchen führte.“[13] Är het si dodermit uf s Porträt Maidli mit Muni, wu wie s Petermannchen uf ire erschte gmainsame Rais gmolt woren isch.[14] Des Bild, wu d Charlotte Berend e starke Muni am Nasering fiert un strychlet, het in dr Berliner Sezession wäge dr Bedytig din bsunderi Ufmerksamkait gfunde: Simbolisch het s di aktuäll Bezieig vu Baar ufzaigt, wu si dr Corinth as zämte Mini vu dr Frau an eme rosane Band am Nasering het umefiere loo.[14]

Dytig un Rezäption ändere

Bezugnahm uf Rembrandt ändere

 
Rembrandt van Rijn: Sälbschtporträt mit dr Saskia, ca. 1635

Fir s Sälbschtporträt mit dr Charlotte Berend un Säktglas het dr Lovis Corinth e Gmäld vum Rembrandt as Vorbild gwehlt[15][16], was noch em Beat Wyss „überdeutlich erkennbar“ sei.[3] Dr Sabine Fehlemann, di ehmolig Diräkteri vum Von der Heydt-Museum z Wuppertal, siht derzue au dr Peter Paul Rubens as Vorbild.[17] Uf em Sälbschtbildnis Rembrandt un d Saskia im Glychnis vum verlorene Suhn, wu um 1635 entstanden isch, het si dr Rembrandt mit syre Frau Saskia van Uylenburgh in ere Szene porträtiert, wu sii uf sym Schoß hockt un är em Bschauer mit eme glupfte Glas zueproschtet, derwylscht sy Hand uf dr Huft vu dr Frau ruet. Dr Rembrandt het s Bild in Kontäxt vun ere Darstellig vum biblischen Glychnis vum verlorene Suhn us em Lukasevangelium (15,11–32 EU) gsetzt. Är sälber stellt doderby dr verlore Suhn dar, wu sy Gäld im Wirtshuus verprasst, d Saskia wird in dr Roll vun ere Huer dargstellt.[15] Dr Corinth brucht d Kumpesition un d Farbe vum Gmäld vum Rembrandt, andersch wie sälle het er si un d Charlotte Berend aber nit in eme biblische oder historische Kuntäxt dargstellt, derfir in ere erotische[15] un seli intime Szene. Noch em Gerhard Leistner entspräche si di baide Bilder aber au vum Inhalt här: „In beiden Bildern geht es um das Gleichnis vom verlorenen Sohn im Bordell“ wu dr Corinth dermit „das öffentliche Wagnis [eingehe], im reaktionären Kaiserreich so schonungslos offen die sinnlich erfüllte Beziehung zwischen Mann und Frau vorzuführen“.[1] Noch em Wyss verduscht dr Corinth aber d Rolle im Bild: „Drängt sich Rembrandt, als fröhlicher Haudegen verkleidet, in den Vordergrund, scheint Corinth ganz im Liebesglück, Wein- und Malergenuss versunken. Die schimmernde Haut Charlottes steht im Mittelpunkt: Die führt uns der Maler vor als wäre er König Kandaules, der seinen Freund Gyges hinter einem Vorhang sich zu verstecken hieß, von wo er dieses sein prächtiges Weib bewundern sollte.“[3]

Noch em Wyss het aber au dr Rembrandt in syre erschte Version vum Bild vum verlorene Suhn e nit aaglaiti Frau uf sym Schoß dargstellt ghaa: „Neuere Untersuchungen haben festgestellt, dass das Gemälde stark beschnitten ist. Übermalt wurde eine nackte Mandolinenspielerin.“[3] Sy aaglaiti Frau Saskia, wun er erscht chuurz vorhär ghyrote ghaa het, het er erscht derno uf sym Schoß blatziert ghaa un dodermit „die unverblümte erste Fassung wohl aus familiären Gründen zurückgenommen.“[3] Doderby gieng s vor allem drum, d Vermischlig vum biblische Motiv vum Diefpunkt vum verlorene Suhn im Bordäll un dr Verhältnis bi s Rembrandts derhaim z vermyde. Är heb also mit syre Korräktur im Rolleporträt as Verlorene Suhn grad des het welle vermyde, was dr Corinth in eme Akt vu dr Sälbschtentbleßig provoziert het.[3] Derwylscht si dr Rembrandt in ere Roll verstande het, wun er sy Person porträtiert un si dodermit s Sälbscht zur „persona der Historie“ macht, wird fir dr „Corinth die Historie zur persona selbst“.[3] Di gmolte Detail dieje au zaige, wie s em Corinth gangen isch: S Wyyglas in dr linke Hand simbolisiert, ass er er Läbe lang Probläm mit dem Alkohol gha het, un d Bruscht in dr Molerhand diei wirke, „als wäre der Liebhaber wieder zum fordernden Säugling geworden.“[3]

Noch em Leistner heb Berlin zur Zyt vum Corinth „als reiche und genusssüchtige Bühne“ s „richtige Ambiente für Corinths vitale Malerei“ bote. Är het s gschafft, syni „spektakulären Werke zwischen fleischigen Frauenleibern und blutigen Schlachthausszenen“ as Antwort z formuliere uf di „laszive Doppeldeutigkeit der Salonerotik der prüden Wilhelminischen Zeit, die in Berlin eher angloamerikanisch, puritanisch asexuell eingestellt ist“.[1]

Rolleverständnis un Bsitznahm ändere

Wie bi andere Sälbschtbildniss vum Corinth isch s bim Bild Sälbschtporträt mit dr Charlotte Berend un Säktglas vor allem um d Darstellig vun eme Läbesabschnitt gange, in däm Fall um dr Aafang vun eme gmainsame Läbesabschnitt mit syre spetere Frau Charlotte Berend. Drotz ass s Bild un anderi sonigi em Corinth „den Ruf eines der Sinnenfreude hemmungslos hingegebenen Lebensgenießers eingetragen“ heebe,[18] het dr Heise 1958 där Ruef zmindescht bi däm Bild falsch gfunde. Au är beziet s uf s Doppelporträt vum Rembrandt un schrybt, ass do „nichts von dem bramarbasierenden Hochgefühl des Holländers zu finden ist, vielmehr eine Innigkeit des Gefühls, die durch die Nacktheit der Frau nicht geschmälert, sondern nur noch erhöht wird.“[18] Är siit do ne Läbesfraid in „häuslicher Glückseligkeit“, unterstriche vum „funkelnden Stilleben“ vum Disch mit dr Fricht un em lucke Hintergrund. „Das Gewagte des Motivs mag zur Zeit seiner Entstehung als aufreizend modern empfunden worden sein, für den Betrachter von heute wird im Fluidum der leuchtenden Pinselschrift ein Ewigkeitszug offenbar.“[18] Dr Michael F. Zimmermann het s Bild in Kuntäxt vu andere Bilder im Familiekrais gstellt. Är schrybt, ass dr Corinth in allne Porträt mit syre Frau un syre Familie alliwyl „mehr als ein stummer Augenzeuge“ isch.[10]

Dr Gerhard Leistner het s as e „Entwurf eines Verlobungsbildes aus der Sicht des Mannes: der Künstler in seiner Beziehung zu und auch Abhängigkeit von der Frau als Lebensgefärtin, Muse und Modell“ bschribe.[1] No ihm isch d Charlotte Berend „das Objekt der Betrachtung, des Studiums und der Begierde“ un dr Corinth lait „in besitzergreifender Pose […] seinen rechten Arm um die junge Frau, umfasst ihre rechte Brust und stellt zwischen zwei Fingern bewusst ihre Brustwarze zur Schau.“[1] Doderby hebt dr Moler in syre linke Hand statt eme Bänsel e Säktglas, un „prostet uns zu“.[1] In dr zytgnessische Monografy zum Corinth vum 1913 het dr Georg Biermann s Bild e Dänkmol vun ere „neuen beruhigten Stimmung, die das Schaffen des Künstlers in jenen Augenblicken häuslichen Glückes überkommt“ gnännt.[19] Är het uf di „frohe Sinnlichkeit“ hiigwiise un uf di „auf Lebensbejahung und Daseinsfreude eingestellte Note der Szene“. No sym Verständnis sin „Künstlernaturen wie Corinth“ „in jeder Beziehung Vollblutmenschen, und es wäre völlig verkehrt, gegenüber einer solchen Schöpfung, die aus einem starken Glücksgefühl herausgewachsen ist, irgendwie Bedenken sensibler Art zu äußern.“[19]

 
Sälbschtporträt mit Skelett, 1896
 
D Allegory vum Alfonso d’Avalos noch em Tizian, um 1610 bis 1690

Dr Gert von der Osten het s Sälbschtporträt mit dr Charlotte Berend un Säktglas in Kontrascht zum beriemte Sälbschtporträt mit Skelett vum Corinth vu 1896 gsetzt un het s as Dail vun ere Serie vu Sälbschtbildnis mit wyblige Modäll dargstellt. No syre Darstellig isch s Bild „die volle Antwort auf [Corinths] Einsamkeit mit dem Skelett“: „Hier ist nicht der Arbeitskäfig geschildert, nicht die Industrie- und Stadtlandschaft des Fensterausblicks, sondern das Sekt- und Weintraubenstilleben eines behaglichen Interieurs, die sinnenfrohe Begegnung mit der Geliebten vor dem Spiegel, dessen Widerschein er in ein Gemälde verwandelt.“[20] Är het s au in e Zylede mit dr Allegory vum Avalos vum Tizian gstellt, ere Darstellig vum Alfonso d’Avalos, wu sy Frau an d Bruscht längt. Doderzue schrybt er: „Was etwa in Tizians Allegorie des Avalos als denkwürdige Gebärde der Besitznahme erscheint, wird bei Corinth zum Griff an die unverhüllte weibliche Brust. Ein Bekenntnis zum leiblichen Begehren und Innehaben der Geliebten.“[20] Är bschrybt au dr Gsichtsuusdruck vum Corinth as „jovial“ un „heidnisch“, „dumpf glühend“ un „beschattet“, stellt aber au klar, ass „diese äußerste, manchmal mißverstandene Sprache Corinths dennoch von einer natürlich Reinheit“ sei.[20] Dr Sabine Fehlemann kunzäntriert si uf d Charlotte Berend, wu no irem Yydruck kritisch un uugwiss irem Schicksal entgegeluegt, „während er schon siegesgewiß den Sektkelch an ihrer Seite hochhält“. Si spiilt au aa uf s Obststillläbe im Hintergrund „als die Andeutung eines vielversprechenden, reich gedeckten Tisches“ un reflektiert die uf di blutt Frau.[17] Dr Zimmermann nännt dr Corinth en „wissend Lächelnden“, wu sy Chopf an d Agsle vu syre Gliebte schmucklet, derwylscht er seli demonschtrativ iri Bruscht chnuttlet. Au är nimmt s Stillläbe im Hintergrund in die Szene un schrybt: „Umschmeichelt wird das Paar von goldwarmem Licht, als hätte das Stillleben im Hintergrund mit Wein, Obst und Blumen seine Düfte in den Raum entlassen.“[10]

Dr Peter Kroppmanns het 2008 in syre Corinth-Biografy doderzue gschribe, dr Lovis Corinth die si d Charlotte Berend „mit seiner rechten umfassend und mit seiner Hand ihre Brust in Besitz nehmend“ darstelle.[21] Dr Alfred Kuhn het d Bezieig zwisch em Corinth un dr Berend scho 1925 as „Bsitz“ karakterisiert un gschribe: „Das Glück des ersten Besitzes hat der Maler in einer Reihe von beziehungsreichen Bildern verewigt.“[13] Die „Besitzergreifung“ vu dr Charlotte Berend dur dr Corinth stoht au im Mittelpunkt vun ere Karakterisierig vum Bild un dr Porträt vu syre Frau dur d Simone Streck. Fir sii wird in däm Bild wie au in spetere Porträt d Rollenverdailig vu baide Persone dytli. D Charlotte isch fir dr Corinth Frau un Muse un wird vu ihm in däre Roll verankeret, ohni ass si zuesätzli in ire aigene chinschtlerische Entwicklig un Karriere gferderet wird.[22] No ire Aasicht isch di demonschtrativ Zurschaustellig vu dr Charlotte uffällig, zäme mit dr Uussag, är heb si „sozusagen fest im Griff“:[22]

„Stolz auf ihre Schönheit und Weiblichkeit entblößt er sie vor dem Betrachter, sich selber daneben abbildend, um klarzustellen, zu wem sie gehört.[22]

Dur dr Blick vu dr baide Persone diei au d Bezieig zwische ihne dytli wäre. Ire schyche Blick stoht im Kontrascht zue syre ärnschte un bstimmte Mine un ass er s Säktglas lupft, was d „Eindeutigkeit dieser Verbindung“ zuesätzli unterstryche diei.[22]

D Charlotte Berend goht in däre Rolleverdailig uf. No dr Sabine Fehlemann duet si ire Uusdruck in dr chimftige Gmäld vun neckisch uusicher bis verantwortigsbewusst un voller Liebi ändere.[17] Noch em Zimmermann wird des scho im 1903 gmolte Sälbschtporträt mit Ruckenakt dytli, wu d Charlotte dargstellt wird, „wie sie sich rücklings nackt an den Malenden schmiegt“ und sich damit „vollends in die Rolle der schützenden Muse [begibt], die sie trotz ihrer hohen Begabung als Künstlerin zeitlebens für Corinth gespielt hat.“[10]

Uusstellige un Proveniänz ändere

D Proveniänz vum Bild isch nume uuvollständig dokumäntiert. Noch em Wärchverzaichnis het s zerscht em Chunschthändler Oskar Moll z Breslau ghert un speter em Werner Rolfes z Frankfurt am Main.[2] Dr Gert von der Osten schrybt in syre Corinth-Biografy anne 1955, ass dr Verblyb vum Bild nit klar sei un het dr Rolfes as letschte Bsitzer, wu mer chännt, fir s Johr 1926 aagee.[23] Im Juli 1979 isch s Bild zmols in eme Auktionskatelog vu Christie’s z London ufdaucht. Anne 2008 isch im Uusstelligskatelog vu dr Uusstellig Lovis Corinth und die Geburt der Moderne d Chunschtgalery Nathan Fine Arts as Bsitzer aagee wore.[1]

Anne 1908 isch s Bild mit em Titel Selbstporträt mit Akt in dr Zytschrift Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe zäme mit Hufe andere Bilder vum Corinth zum erschte Mol abbildet wore.[24] In irem Wärchverzaichnis het d Charlotte Berend-Corinth nume wenig Uusstellige glischtet, wu s Bild zaigt woren isch. Anne 1913 het mer s bi re Johreuausstellig vu dr Berliner Sezession chenne sää un 1926 in dr Nationalgalerie in Berlin bi re Retroschpektiv uf dr Chinschtler, wu im Vorjohr gstorben isch, un im nämlige Johr au bi re Uusstellig vum Chunschtverain Frankfurt.[2] In neiere Uusstelligsverzaichnis chunnt s Bild relativ regelmäßig vor, zum Byschpel isch s bi dr Uusstellig im Von der Heydt-Museum z Wuppertal 1999[17] un dr gmainsame Retroschpektiv Lovis Corinth und die Geburt der Moderne im Musée d’Orsay z Paris, em Museum der bildenden Künste z Leipzig un em Kunstforum Ostdeutsche Galerie z Regensburg 2008 bis 2009 zaigt wore.[1]

Literatur ändere

  • Selbstporträt mit seiner Frau und Sektglas. In: Charlotte Berend-Corinth: Lovis Corinth. Werkverzeichnis. Neu bearbeitet von Béatrice Hernad. Bruckmann Verlag, München 1992, ISBN 3-7654-2566-4, S. 88.
  • Gerhard Leistner: Selbstporträt mit Charlotte Berend und Sektkelch. In: Ulrike Lorenz, Marie-Amelie Prinzessin zu Salm-Salm, Hans-Werner Schmidt (Hrsg.): Lovis Corinth und die Geburt der Moderne. Kerber, Bielefeld/Leipzig 2008, ISBN 978-3-86678-177-1, S. 58–59.

Fueßnote ändere

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Gerhard Leistner: Selbstporträt mit Charlotte Berend und Sektkelch. In: Ulrike Lorenz, Marie-Amelie Prinzessin zu Salm-Salm, Hans-Werner Schmidt (Hrsg.): Lovis Corinth und die Geburt der Moderne. Kerber, Bielefeld/Leipzig 2008, ISBN 978-3-86678-177-1, S. 58–59.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Selbstporträt mit seiner Frau und Sektglas. In: Charlotte Berend-Corinth: Lovis Corinth. Werkverzeichnis. Neu bearbeitet von Béatrice Hernad. Bruckmann Verlag, München 1992, ISBN 3-7654-2566-4, S. 88
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 Beat Wyss: Das Selbstporträt als Historie, der moderne Rembrandt. In: Ulrike Lorenz, Marie-Amelie Prinzessin zu Salm-Salm, Hans-Werner Schmidt (Hrsg.): Lovis Corinth und die Geburt der Moderne. Kerber, Bielefeld/Leipzig 2008, ISBN 978-3-86678-177-1, S. 312–319 (Bezug uf S. 315).
  4. Zdenek Felix: Der Werdegang eines Außenseiters. In: Zdenek Felix (Hrsg.): Lovis Corinth 1858–1925. Publikation zur Ausstellung im Folkwang Museum Essen (10. November 1985–12. Januar 1986) und in der Kunsthalle der Hypno-Kulturstiftung München (24. Januar–30. März 1986). DuMont Buchverlag, Köln 1985, ISBN 3-7701-1803-0, S. 17–18.
  5. Lovis Corinth: Petermannchen. Porträt Charlotte Corinth. Bildbschrybig uf dr Homepage vum Jidische Museum Berlin, abgruefen am 13. Mai 2015.
  6. Lothar Brauner: Paddel-Petermannchen, 1902. In: Peter-Klaus Schuster, Christoph Vitali, Barbara Butts (Hrsg.): Lovis Corinth. Prestel, München 1996, ISBN 3-7913-1645-1, S. 148.
  7. Lothar Brauner: Petermannchen, 1902. In: Peter-Klaus Schuster, Christoph Vitali, Barbara Butts (Hrsg.): Lovis Corinth. Prestel, München 1996, ISBN 3-7913-1645-1, S. 149.
  8. Charlotte Berend-Corinth: Mein Leben mit Lovis Corinth. Paul List Verlag, München 1958, S. 116–118.
  9. Charlotte Berend-Corinth: Doppelporträt mit seiner jungen Frau, 1902. In: Carl Georg Heise: Lovis Corinth - Bildnisse der Frau des Künstlers. (= Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek. Nr. 26). Reclam-Verlag, Stuttgart 1958, S. 20–21.
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 Inszenierte Intimität: Charlotte Berend-Corinth. In: Michael F. Zimmermann: Lovis Corinth. Reihe Beck Wissen bsr 2509. C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56935-7; S. 104–110 (hier 104, 105).
  11. 11,0 11,1 Carl Georg Heise: Lovis Corinth - Bildnisse der Frau des Künstlers. (= Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek. Nr. 26). Reclam-Verlag, Stuttgart 1958, S. 4.
  12. Charlotte Berend-Corinth: Maske im weißen Kleid, 1902. In: Carl Georg Heise: Lovis Corinth - Bildnisse der Frau des Künstlers. (= Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek. Nr. 26). Reclam-Verlag, Stuttgart 1958, S. 18–19.
  13. 13,0 13,1 Alfred Kuhn: Lovis Corinth. Propyläen-Verlag. Berlin 1925, S. 86–90.
  14. 14,0 14,1 Hans-Werner Schmidt: Mädchen mit Stier, 1902 / Petermannchen, 1902. In: Ulrike Lorenz, Marie-Amélie zu Salm-Salm, Hans-Werner Schmidt: Lovis Corinth und die Geburt der Moderne. Katalog anlässlich der Retrospektive zum 150. Geburtstag von Lovis Corinth (1858–1925) in Paris, Leipzig und Regensburg. Kerber Verlag, Bielefeld 2005, ISBN 3-86678-177-6, S. 214–215.
  15. 15,0 15,1 15,2 Margret Greiner: Charlotte Berend-Corinth und Lovis Corinth: Ich will mir selbst gehören. Verlag Herder, 2016; o. S.
  16. Horst Uhr: Lovis Corinth. University of California Press, Berkeley 1990 (Digitalisat); S. 139–140.
  17. 17,0 17,1 17,2 17,3 Sabine Fehlemann: Lovis Corinth – Die Ausstellung. In: Sabine Fehlemann (Hrsg.): Lovis Corinth. Ausstellung im Von der Heydt-Museum Wuppertal, 1. August bis 19. September 1999, S. 31–32.
  18. 18,0 18,1 18,2 Carl Georg Heise: Lovis Corinth - Bildnisse der Frau des Künstlers. (= Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek. Nr. 26). Reclam-Verlag, Stuttgart 1958, S. 6–7.
  19. 19,0 19,1 Georg Biermann Lovis Corinth. Verlag von Velhagen und Klasing, Bielefeld und Leipzig 1913, S. 62.
  20. 20,0 20,1 20,2 Gert von der Osten: Lovis Corinth. Bruckmann, München 1955, S. 95–96.
  21. Peter Kropmanns: Lovis Corinth – Ein Künstlerleben. Hatje Canz Verlag, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7757-2074-8, S. 62.
  22. 22,0 22,1 22,2 22,3 Simone Streck: Lovis Corinth (1858-1925): Charlotte Berend im Liegestuhl, 1904. Das Kunstwerk des Monats, Juli 2003. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Landschaftsverband Westfalen-Lippe 2003. (Volltäxt).
  23. Gert von der Osten: Lovis Corinth. Bruckmann, München 1955, S. 193.
  24. Lovis Corinth In: Kunst und Künstler, 6. Jahrgang 1908, Heft 4, S. 234–246 (Abbildung auf S. 243); (Digitalisat vu dr Universitet Heidelberg).
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