Stuubegsellschaft

zunftähnlichi mittelalterlichi Gsellschaft vo Adlige und Bürger

E Stuubegsellschaft (au Drinkstuube oder Herrestuube) isch sit em 14. Joorhundert äini vo de Organisazioonsforme vo dr Patriziergsellschaft im Häilige Röömische Riich gsi, e Zämmeschluss vo Aadlige und riiche Bürger, wo zämme häi welle die lokali Politik beiiflusse, Gschäft abschliesse und Hüroote arangschiere. D Bezäichnig chunnt vom ursprünglige Naame „Drinkstuubegsellschaft“. Wo die Veräin ufchoo si, si si bald zun ere Moode worde, vor allem am Ooberrhii uufe bis in d Nordschwiz iine.[1][2]

S Huus «zum Rüde» am Limmatkee, s Versammligshuus vo dr Zürcher Gsellschaft zur Constaffel (2008)

Satzigsmerkmol ändere

Für Stuubegsellschafte git s e baar charakteristischi Merkmol, wo si alli über d Regioone wäg gha häi.

Zum Mitgliid oder eender „Stuubegsell“ z wärde, het mä müesse en Aadraag mache, und isch nume dur die freiji Kooptazioon gweelt worde vo de Mitgliider, wo scho vorhande gsi si. Dr Beschluss het äntwääder äistimmig oder meerhäitlig vo de Gselle müesse gfasst wärde. Es het no meereri Vorussetzige gee: vilmol isch das e gröössers Vermööge gsi, in bestimmte Fäll ass mä zum Aadel ghöört het,[3], mänggisch au ass mä e herrschaftlige Beamter, e kommunale Amtsdrääger, e Gäistlige gsi isch. Vilmol isch dr Iichauf düür cho, äntwääder in dr Form vo Gäld oder vom ene wärtvolle Bächer aber Söön und Erbe häi s mäistens nid müesse zaale. Für en Iistand häi aber alli Nöiling sälber müesse ufchoo, und s Ässe oder s Gsöff für alli Gselle müesse zaale.

D Mitgliidschaft isch erblig gsi und isch nid verlooregange, au wemm mä us dr Gmäind furtzooge isch. Wenn öbber aber die ganz Zit sini Pflichde nid erfüllt het, het mä si em chönne wägnee. odrzue het ghöört, ass mä sini Usgoobe jeede Oobe sofort zaalt het und au mit em jöörlige Biidraag pünktlig gsi isch. Dä isch relativ niidrig gsi und het die laufende Chöste müesse decke, vor allem s Häize vo dr Stuube. Wenn e Gsellschaft e gmäinsams Vermööge oder Grundbsitz gha het, isch si as Ganerbschaft, also as Erbegmäinschaft, witergfüert worde.

En eerenamtlige Stuubemäister het ufbasst, ass d Gselle dr Stuubenordnig gfolgt si. Er het d Gschäft vo dr Gsellschaft bsorgt, isch für s Inwentar verantwortlig gsi und mänggisch au drfür, d Biidrääg zaalt worde si, het d Abrächnige gmacht und isch dr Vorsitz vo dr Gsellschaft gsi, zum Bischbil wenn die as Gricht gsässe isch. D Stuubegsellschaft isch in ere gwüsse Wiis e rächtsfreije Ruum gsi, wo sich mit iirer Gründig kwaasi automatisch konstituiert het. Iiri Mitgliider häi nid Wach- und Frondienst müesse läiste und dr Gmäind käni Abgoobe mache. D Stuube het mit gwüsse Iischränkige chönne Asyl gee. Es isch verbote gsi, uf dr Stuube Pfändunge z mache; und schliesslig het si d Grichtshohäit gha, also s Rächt, über inneri Aagläägehäite sälber z richde.

Stuubefähigkäit ändere

Für zum Mitgliid in ere Stuubegsellschaft wärde, het mä müesse stuubefähig si, was grundsätzlig für alli Noochkomme vo Patrizier gulte het. Sust het mä nume chönne stuubefähig wärde, wemm mä e stuubefähigi Person ghürootet het.[4] Chaufe het mä d Stuubefähigkeit nid chönne. Im Lauf vo dr Zit si d Reegle zum Ufgnoowärde zum Däil no verscherft worde, so häi doo und dört nume Persone, wo s Bürgerrächt gha häi, chönne Mitgliid wärde.[5]

Bekannti Stuubegsellschafte ändere

Uf en Art isch das dr Vorlöifer vo alle spöötere Stuubegsellschafte gsi:

  • Bruderschaft Richerzeche, Köln, wo im 12. Joorhundert gründet worde isch

Die bekanntiste Stuubegsellschafte het s in de Stedt Frankfurt am Main und Lübeck:

  • Alten Limpurg, Frankfurt am Main, gründet 1357 as Drinkstuube Zum Römer
  • Zum Frauenstein, Frankfurt am Main, gründet 1382 as Drinkstuube Zum Salzhaus
  • Zirkelgesellschaft, Lübeck, gründet 1379

Lueg au ändere

Fuessnoote ändere

  1. So wird zum Bischbil z Kolmar 1408 d Drinkstuube Zum Waagkäller erwäänt, wo s „vo altershär gee“ häig, aber scho vil früener, im Joor 1303, het s e mansio civitatis mit ere Art Veräinssatzig gee.
  2. In Frankfurt am Main het sich 1357 d Drinkstuube Zum Römer konstituiert, wo sich spööter zur Gsellschaft Alten Limpurg entwigglet het.
  3. Das het nit für Frankfurt am Main gulte, wo sonigi Gsellschafte bis ins 15. Joorhundert grundsätzlig für alli Gsellschaftsschichte offe gstande si, also au für Handwärker und Kauflüt.
  4. Günther Grünsteudel, Günter Hägele, Rudolf Frankenberger (Hrsg.): Augsburger Stadtlexikon. 2. Uflaag. Perlach, Augsburg 1998, ISBN 3-922769-28-4.
  5. Stadtarchiv Augsburg: Das Augsburger Hochzeits-Geschlechter-Buch. Archiviert vom Original am 26. Januar 2016; abgruefen am 29. Januar 2016.

Litratuur ändere

  • Erich Bayer, Frank Wende: Wörterbuch zur Geschichte. Begriffe und Fachausdrücke (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 289). 5., neugestaltete und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 1995, ISBN 3-520-28905-9.
  • Albrecht Cordes: Stuben und Stubengesellschaften. Zur dörflichen und kleinstädtischen Verfassungsgeschichte am Oberrhein und in der Nordschweiz (= Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte. Bd. 38). Fischer, Stuttgart/Jena/New York NY 1993, ISBN 3-437-50358-8 (Zugleich: Freiburg (Breisgau), Univ., Diss., 1992).
  • Rainer Koch: Grundlagen bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs- und sozialgeschichtliche Studien zur bürgerlichen Gesellschaft in Frankfurt am Main (1612–1866) (= Frankfurter historische Abhandlungen. Bd. 27). Steiner, Wisbaade 1983, ISBN 3-515-03858-2 (Au: Frankfurt am Main, Univ., Habil.-Schr., 1981).