Emil Müller-Ettikon
Dr Emil Müller-Ettikon, aigetli Emil Müller, (* 28. Dezämber 1911 z Sindolsheim; † 14. Februar 1985 z Ettikon) isch e dytsche Oberstudierot, Autor un Haimetforscher gsii.
Lääbe
ändereDr Emil Müller isch im mainfränkische Sindolsheim uf d Wält chuu. Vu dr Vatersyte här sin syni Vorfahren Buure gsii, vu dr Muetersyte här Scheefer. Sy Vater Emil Müller (1882-1952) isch Buur un Gaschtwirt gsii, sy Mueter isch d Kätzhe Müller geb. Roichter (1882-1951) gsii. D Eltere hän anne 1920 dr Ettikoner Hof paachtet, e Wirtschaftshof vu dr Lonza-Wärch z Ettikon, wu zue dr Gmai Kadelburg oberhalb vu Waldshuet ghert. Är het si speter no däm Ort Müller-Ettikon gnännt. Dr Emil isch zäme mit sym Brueder Rudolf (1910-1943) un dr Schweschter Lieselotte uf däm Ettikoner Hof ufgwagse, wu diräkt am Ettikoner Lauffe im Rhy lyt. Är isch z Kadelburg uf d Volksschuel gange. Wel er hätt solle ne Dierarzt gee isch er derno z Waldshuet uf s Gimnasium, wun er 1932 Abitur gmacht het.
No dr Schuel het er an dr Uniwersitet Fryburg aagfange verschideni Fächer z studiere, derno het er z Haidelberch, z Berlin, z Gämf un schließli wider z Fryburg Germanischtik un Zytigswisseschaft studiert. E baar Johr lang het er z Fryburg au ne Studäntezytig glaitet. Bim Wilhelm Kapp het er z Fryburg am neie Inschtitut fir Zytigswisseschaft iber dr Robespierre as Revolutionär un Redner promowiert un no iber di publizistische Schrifte vum Milton habilitiert. Um die Zyt hegt er au e philologisch Staatsexame in Änglisch, Franzesisch un Dytsch abglait. Är het solle dr Noofolger vum Kapp gee, aber churz noodäm er 1939 as Studiereferendar am Suso-Gimnasium z Konschtanz aagfange het, het dr Chrieg aagfange un är isch yyzoge wore. Noch ere Uusbilgig zum Funker in dr bsetzte Tschechei, isch er zue dr Divisionsfunkstaffel vu dr Infanteriedivision 205 z Frankrych chuu un speter abkommandiert wore zue dr Dolmetscherschuel uf Meißen. Schließli isch er Nochrichtedolmetscher z Frankrych gsii un no bis zum Änd vum Chrieg z Italie. Am Änd vum Chrieg isch er in Chriegsgfangeschaft bi dr Amerikaner chuu. Wel er as Chriegsverbrächer aagluegt woren isch, isch er an d Brite z Rom uusgliferet wore un aber bal wider in amerikanischi Gfangeschaft. Är het vu Neapel dur Italie iber d Alpe chenne flichte un isch im Inntal vu dr Franzose gfange wore un no in dr franzesische Gfangeschaft z Innschbruck, z Duttlinge un z Malschbach gsii un isch wider an d Amerikaner z Charlsrue ibergee wore. No syre Entlossig us Gfangeschaft isch er wider haimchuu. Bi dr Entnazifizierig isch er as Mitlaifer yystuft un us em Staatsdienscht entloo wore. Wel sy Brueder im Chrieg gfalle isch, het er derhaim dr Eltere uf em Hof ghulfe buure.
Im Spotjohr 1948, no in dr franzeische Bsatzigszyt, isch er in Schueldienscht yygstellt wore un het am Gimnasium Waldshuet aafange unterrichte. Bis zue syre Pänsionierig anne 1976 het er d Fächer Franzesisch, Änglisch, Dytsch, Biology un Geografy unterrichtet. Är het no bis anne 1952 näbehär buurt, bis dr Paachtverdrag mit dr Firma Lonza uusglofen isch, syni Elter hän si do scho uf s Altedail uf em Homberg zruggzoge ghaa, d Dochter Lieslotte het noch ene gluegt. Dert uf em Homberrg het au dr Emil Müller e aige Huus böue.
Drotz ass er fascht 30 Johr lang am Waldshueter Gimnasium unterrichtet het, isch er nie zum Studiediräkter oder gar Oberstudiediräkter beferderet wore. As Grund derfir het er sälber syni kritische Schrifte zue dr Regionalgschicht, vor allem zue dr kadolische Chilche, gsää un ass er si effetli gege Atomchraftwärch uusgsproche het. Vum Oberschuelamt hän s em mol gsait ghaa, ass er erscht beferderet wird, wänn er ufhert mit syne kritische Schrifte.[1]
Är het scho frie aafange schrybe, mit 16 Johr het er anne 1927 sy erscht Gedicht publiziert im Alb-Bote.
Mänkmol cha mer in dr Literatur[2] lääse, ass dr Emil Müller-Ettikon unter em Pseudonym Hans Brandeck ein vu dr Autore vu dr nationalsozialistisch bregte „Geschichte der Stadt Tiengen“ vu 1936 gsii sei, des stimmt aber schyns nit: Noch eme Dytsche Literaturlexikon isch där Hans Brandeck en andere Emil Müller gsii, wu anne 1874 z Bühl iuf d Wält chuu isch un as Lehrer z Stühlingen bzw. z Fryburg gschaft het.[3]
Aber au bim Müller-Ettikon cha mer e gwissi Verwurzelig in ere „alemannische Bluet- un Bode-Ideology“ gspyyre, wänn er anne 1961 iber si sälber in sym tipische telegramm-artige Stil an d Brigitte Matt-Willmatt schrybt:
„Obwohl oder vielleicht gerade weil nur Wahlalemanne, tiefes Verwurzeln im Alemannentum. Rauhe, unbeholfene Schale mit etwas zu weichem Kern. Wie Richard Gäng von den Wäldern sagt, die wie ihre Tannen sind: gnodlig, gnatsig, weich im Holz. Will nichts wissen von der jüdisch-orientalischen Ansicht, dass der Mensch durch den Sündenfall zur Arbeit „verdammt“ sei. Weiss von den Eltern, was Arbeitsseligkeit ist. Wäre der Hof Eigentum gewesen, wäre ich selbstverständlich Bauer geblieben. Knecht mochte ich nicht sein.“
Ainewäg zaigt er si mit syne regionalgschichtlige Publikatione as Freigaischt, wu vor allem d Roll vu dr katholische Chilche in dr Zyt vu dr Reformation, im Buurechrieg un in dr Zyt vu dr Salpeterer-Uurueje kritisch hinterfrogt het. Dr Joachim Rumpf schrybt
„Bei Emil Müller liegt nahe, in seiner Reserviertheit Heilslehren gegenüber, aus welcher weltanschaulichen Richtung sie auch kommen mögen, die beschämenden Erfahrungen aus der NS-Zeit zu vermuten, die seinem gleichsam „angeborenen“ Drang nach Unabhängigkeit und Eigenständigkeit entgegenstanden. Wenn sich eine derartige individuelle Autonomie auch nicht immer mit dem Streben nach sozialer und wirtschaftlicher Unabhängigkeit verbinden lässt, wie es zum Beispiel bei seinen Freunden, dem Maler Alban Spitz oder Adolf Glattacker oder dem Schriftsteller Hans Matt-Willmatt zu beobachten war, so lässt die Unabhängigkeit sich doch im Geiste und im schöpferischen Tun pflegen. So auch bei Emil Müller. Einerseits war er durch sein Amt und dem damit verbundenen Eid gebunden und musste jenen Normen und Regeln Beachtung schenken, die zum Dienst im öffentlichen Schulwesen gehörten. Andererseits aber fühlte er sich geistig frei und füllte das, was im Schulrecht mit „pädagogischer Freiheit des Lehrers“ umschrieben wird, in der Schule recht eigenwillig aus. Vor allem aber beschritt er mit seinen Forschungsgegenständen und den Akzenten, die er in seinen Veröffentlichungen setzte, eigene Wege.“
Är het het iber d Johr e Hufe Artikel in Zytige un Zytschrifte zue regional- un haimetgschichtlige Theme vereffetligt un au rund zwai Dutzed greßeri Wärch publiziert. S Buech iber d Salpeterer, wun er 1979 im Fryburger Schillinger-Verlag publiziert het, het er as sy Hauptwärch aagluegt. Wu dr domolig Bundesbresidänt Gustav Heinemann in dr Ferie mol im Sidschwarzwald gsii isch, het er dr Müller Ettikon bsuecht go si informiere loo iber d Gschicht vu dr Salpeterer.
Mönkmol het er au Gedicht uf Alemannisch gschribe.
Zäme mit em Fritz Schächtelin, em Karl Friedrich Wernet, em Konrad Sutter un andere het er anne 1974 dr Gschichtsverain Hochrhyy grindet, wun er speter au Ehremitglid gsii isch. Derzue isch er Mitglid im Rytverain Düenge gsii, wun er d Voltigiergruppe gribndet ghaa het, un Mitglid im Küssaberg-Bund.
Anne 1948 het er d Undine Tammena Habbinga (1923-1992) ghyrote, wu vu Oschtfrysland chuu isch, un e Schweschter zue me Chriegskamraad gsii isch. Mit ire het er fimf Chinder ghaa, zwee Sihn un drei Dechtere (ai Suhn isch ase chlai gstorbe). Bi s Müller hän si d Chinschtler, Schriftsteller un Musiker us dr Region droffe, z. B. sin dr Alban Spitz, dr Adolf Glattacker, dr Karl Kurrus, dr Richard Gäng, dr Paul Eipper un dr Hans Jakok Wörner als z Bsuech gsii.
D Gmai Kadelburg het en 1971 zum Ehreburger ernännt.
Am 16. Februar 1985 het dr Emil Müller-Ettikon mit 73 Johr d Auge fir immer zuegmacht.
Uusglääseni Wäärch
ändere- Robespierre, Revolutionär und Redner. Schriftenreihe „Zeitung und Leben“, Band 42, 1937. (au Diss. Univ. Freiburg)
- Grasgärtleinseligkeit. Ein Kranz Ostergedichte. 1944.
- Durch Passion zum Auferstehungstag. Asiago, 1945.
- Milton - Philosoph und Politiker. (Habilitation)
- Kleine Reise nach Venedig. 1954.
- Dr. Balthasar Hubmaier, der Pfarrer von Waldshut. 1955.
- Aus der Geschichte des Dorfes Kadelburg. 1956.
- Ritter Steinmair, Minnesänger und Bürger von Waldshut. Eine Studie. 1960 (Heimat am Hochrhein, I).
- Der Bauernkrieg im Kreise Waldshut. 1961.
- Entschuldigung und Klage der Stadt Waldshut. Ein Jahrzehnt Waldshuter Geschichte 1520–1530. 1962.
- Über das Dorf Kadelburg und seine Vergangenheit. 1964.
- Zurzachs Beziehungen zu Kadelburg. In Jahresschrift 1964 der Historischen Vereinigung Zurzach.
- Heinrich Hansjakob in Waldshut. Verlag Zimmermann. 1964 (Heimat am Hochrhein, II).
- Die Hexe von Bühl. In: Der Klettgau, Alb-Bote 19.-23.07.1966.
- Die Waldshuter Chilbi. In: Badischer Kalender 1969, S. 92-103.
- Johannes Marder. Das Schicksal eines Salpeterers. Waldshut. Selbstverlag. o. J. (evtl. 1972).
- Mangelndes Geschichtsbewusstsein. Als Beispiel: Die Geschichte der Salpeterer-Aufstände in Anstoß und Ermutigung. In: Festschrift zu Gustav W. Heinemanns 75. Geburtstag. 1974.
- Meister Adolf Glattacker erzählt, aufgeschrieben von E. Müller-Ettikon. (Autobiografie). Originalausgabe: Friedrich Resin, Weil am Rhein 1974; Neuausgabe: Resin, Binzen 1996, ISBN 3-923066-41-4
- Mundart und Dichtung. Mundart gestern und heute - Minnesang und Mundartdichtung. In: Der Kreis Waldshut, 1975, S. 155-169. (2., neu bearbeitete und ergänzte Auflage 1979. S. 160-164)
- Proben unserer Mundart und Volkspoesie. In: Der Kreis Waldshut, 1975, S. 160-171. (2., neu bearbeitete und ergänzte Auflage 1979, S.165-176)
- Auswanderung aus Kadelburg. In: Badische Heimat 3 (1977), S. 437-443.
- Die gefangenen Salpeterer in Waldshut. Schriftenreihe "Heimat am Hochrhein", 1977.
- Vom Widerstand der Salpeterer gegen ihre Obrigkeit. In: Landleben, Ein Lesebuch von Land und Leuten, 1977.
- Die Belagerung der Stadt Waldshut durch die Salpeterer im Jahre 1745. In: Badische Heimat, 3 (1977).
- Der Dichter Richard Gäng: zum 80. Geburtstag am 21. April 1979. In: Badische Heimat 1 (1979), S. 65-70.
- Zwei ungleiche Freunde, zum 100. Geburtstag von Adolf Glattacker und Hermann Burte. In: Badische Heimat, 1979, S. 195-205.
- Die Salpeterer. Geschichte eines Freiheitskampfes auf dem südlichen Schwarzwald, Freiburg im Breisgau. Schillinger, 1979.
- Zwei ungleiche Freunde. Zum 100. Geburtstag von Adolf Glattacker (30. Juni 1878) und Hermann Strübe-Burte (15. Februar 1879). In: Badische Heimat, 1979.
- Der Schwarzmichel. Aus dem Leben eines Salpeterers. Rombach, Freiburg im Breisgau 1980.
- Der Streit um ein Weihnachtslied. In: Badische Heimat 1980, S. 179-181.
- Kurzer Überblick über die Geschichte Küssabergs. Verlag Zimmermann, Waldshut, 1981.
Literatur
ändere- Joachim Rumpf: Emil Müller-Ettikon. In: Badische Heimat. Jg. 92 (2012), Heft 1, S. 39–52 (Digitalisat).
Weblink
ändere- Werner Huff: Erinnerung an Heimatforscher, Südkurier, 5. Januar 2012
- Müller-Ettikon, Emil uf LEO-BW.de
Fueßnote
ändere- ↑ Rumpf 2012
- ↑ z. B. bim Rumpf 2012
- ↑ vgl. Georg H. Schlatter Binswanger: Brandeck, Hans. In: Deutsches Literaturlexikon. Das 20. Jahrhundert. Biographisch-bibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch. Fortgeführt von Carl Ludwig Lang. Herausgegeben von Konrad Feilchenfeldt. Dritter Band: Blaas - Braunfels. K. G. Saur Verlag, Zürich/München 2002. ISBN 3-908255-03-1. Sp. 551.