Krist vor Gericht
Orginalusgob
Orginaltitel Krist vor Gericht
Genre Drama
Autor Hermann Burte
Orginalsproch Alemannisch
Verlag Leipzig
Erschinigsjoor 1930


Krist vor Gericht isch e Drama vum Burte Hermann, wu am 27. April 1930 z Basel im Stadttheater ürufgfiährt wore isch. Scho am 1. Febber 1930 het dr „Verein der Kunstfreunde“ z Mille in dr Fäschthalle e Läsig vu däm Stick dur dr Autor organisiärt gha.

In dr Zit vom Nationalsozialismus hets z Ditschland nit kenne ufgfiährt wäre, well

  • jüdischi Mänsche dargstellt sin un diä sich zwar unterschiidlig, aber Alles in Allem doch wiä alli andere Mänsche verhalte
  • grischtligs Gedankeguet verbreitet wird.

Inhalt ändere

S Drama Krist vor Gericht spiilt in dr moderne Zit vor eme nejzittlige Gricht. Aglagt isch dr Prophet Jesus vu Nazareth – e Subjekt ohni Beruef, Wohnsitz un Gäld. Friili bikunnt mer dä Jesus gar nit z Gsicht, wel er vu dr Verhandlig üsgschlosse isch; dr mueß im Vorzimmer warte. E Sachverständige het gmeint, ass er zue arg d Ziige beiiflusse kennt, wänn er hinne isch. Dä Profet üs Galliläa het ke Verteidiger welle; ihne diäge d Grächte, d Daifte, d Gheilte un dr Schepfer, si Vatter, verteidige.

Gege dä Handwärksburscht (Landstricher) bringt dr Staatsawalt e ganze Hüffe Aglage vor: Wiifälschig; Sabbatschändig – am e Sabbat heb er e Blinde gheilt. Fischvrefel; Beleidigig vun ere effentlig-rächtlige Religionsgmeinschaft – dr Tempel seig e Merdergruebe, heb er gsait, usw. usf. Diä Brofete, so moniärt dr Staatsawalt, diäge „alle Träger politischer, geistlicher und wirtschaftlicher Macht für böse und ihre eigene Nullheit für Güte“ halte. Dr Glaübe an d Obrigkeit diäg erschitteret wäre.

As Ziige glade sin Lit, wu eim ebefalls üs em Neije Teschtamänt bekannt sin. So zum Biispiil dr Bättler Joram, wu gsähne het, wiä dr Jesus e Blinde gheilt het. Dä ehmolig Blind het friili nit kenne esälber as Ziige ufdrätte, wel er üs Tämpel un Stadt gjagt wore isch, wun er sich zum Jesus bekännt het. Drfir isch dr Nathan do gsii, e Gäldwägsler, wu vum Jesus dr Disch im Tämpel umgworfe bikumme het; jetz will er Schadeersatz. Aü sälle Wirt, wu bi dr Hochzit z Kanaan ke Wii meh gha het, jomeret wägen em Schade, wun er dur dä Heischräckefrässer gha het: dr het nomol welle Wii bsorge, aber dä Jesus het Wasser in Wii verwandlet un ihm s Gschäft verdorbe. D Maria Magdalena, e ehmoligi lichti Fraü, isch begeischteret ab em Jesus, un wu dr Staatsawalt Luge iber dr Brofet verbreitet, wird si wiätig un nennt-e „Zuhälter der Gerechtigkeit“. Aü dr Simon, e ehmolige Fischer, schwert uf dr Jesus. D Ruth, wu scho drej Männer gha het un no mit kennem zfriide gsii isch, sait iber dr Galliläer: „Er hatte was keiner vor ihm, Kraft des Geistes!“

Dr Sachverständig git e Guetachte ab: dämno gäbts normali un unnormali Mänsche, dr Jesus un sini Ahänger diäge mit ihrenem Heilswahn zu dr unnormale ghere, des diäg mer däne scho asähne. Aber im Richter isch des doch z eifach un dr verlangt vum Guetachter e Bewiis – er winkt im e Främde im Saal un verlangt vum Guetachter z sage, eb dä normal isch oder nit. S Ergäbnis vu däre Brob schockiärt alli – d Gegner un d Frejnd vum Jesus. Dä Mann, wu dr Guetachter fir normal haltet, isch e Jinger vum Jesus un heißt Judas.

Wu drno no dr lahm Bättler uf eimol riiszlaüfe kunnt un sait, dr seig grad vum Jesus gheilt wore, erklärt sich dr Richter fir befange un legt si Amt ani. Diä Sach soll vor e hecheri Instanz. Dr will dr Jesus jetz doch no vorfiähre lo, aber sini Wächter miän zuegä, ass er ewäggange isch un si nit d Graft gha hän, zum e hebe.

D Jinger sin glicklig driber, ass dr Richter vum Jesus un vu sinene Wunder beiidruckt isch. Dr Judas aber isch niidig, äss äär normal sii soll, ass äär nit zuenene ghere soll. Dr sait: „Ausgeschlossen vom Ring der Erwählten – ich? Dann sprenge ich ihn! (...) Ich muß ihn hassen, um etwas zu sein.“ Un drno verabredet dr Judas Ischarioth mit em Nathan, em Gäldwägsler, ass er dr Jesus gege Gäld verrotet.

S Drama im Urteil vu dr Zittige ändere

No dr Läsig am 1. 2. 1930 z Mille in dr Fäschthalle isch in dr Markgräfler Nachrichten Nr. 33 e Rezension vum "Lucian" kumme, wus drin heißt: "Üs Gspass, Ironii un Satiri wagst do uf eimol e Heilsdarma viiri, e Strahl vum Gettlige fallt in dä mänschlig, zue arg mänschlig Grichtssaal, d Erlesigsgschicht isch wider lebändig wore, un dr fromm Zuehorcher, wu grad erscht no vor dr Kopf gschlage gsii isch, stoht mit Fraid vor dr Tatsach: dr Geischt, s Liächt, d Sunne henni si doch nit vernichte!"[1]

D Üruffiährig z Basel isch in verschiidene Zittige bsproche wore[2]:

  • D Basler Nachrichten halte dr Kunschtgriff, d Jesusgschicht in d Gegewart z versetze, fir glunge: „Gerade in der Übersetzung in das zeitbedingte Heute offenbart sich die Zeitlosigkeit des Problems.“ Bim Rezensent blit aber, drotz ass er viil positivi Aspäkt viiri hebt, e Vorbhalt gegeniber däm Stick: "Die künstlerische Beweisführung geht fast nur durch den Kopf; es ist unerbittliche gedankliche Konsequenz. Aber das Herz geht im Grunde leer aus, auch wenn in einzelnen kleinen Szenen uns eine Ahnung vom Wunderbaren anweht." Änewäg wird des hegscht intressant Experimänt, so dr Rezensent, ‚unsere Geischt‘ nit so schnäll los lo.
  • D National=Zeitung vu Basel hätt sich vum Burte e „völlig modernes Christus-Drama“ gwinscht. Ass s biblisch Gschähne in e modern Gwand gleidet wird, het fir diä Zittig ebis „risshafts“ an sich. Dr Schwärpunkt diäg dur des in d Satire, in d rationalischtisch Wisseschaft verlegt wäre. Aber änewäg seig d dramatisch Wirkig vum Stick bedittend. S Publikum vu dr Erschtuffiährig, wu au e Hüffe üs dr badische Nochberschfat drbii gsii seige, heb große Biifall gspändet un dr Dichter mehreri Mol an d Rampe gruefe.
  • S katholisch Basler Volksblatt isch im Burte fir d grundsätzlig Idee, s biblisch Gschähne in d Gegewart z verlege, dankbar. Moniärt wird, ass dr Dichter nit stränger an dr Iberliiferig haftet – so zum Biispiil, ass d Magdalena aü noch ihrere Bekehrig sich nit arg schämmt. Abgsäh do drvu seig iberal „die dichterische Urkraft Burtes, sein Tiefblick in die Fäulnis unserer Zivilisation, sein Wohnen, Wachsen und Werden im tiefsten und stärksten Volksgrund“ z gspiire. Dr Rezensent vum Volksblatt haltet des Stick Alles in Allem fir erqicklig; dr Dichter un d Spiiler seige am Schluss z Rächt alliwiil wiider uf d Bihni gruefe wore.
  • Der Bund üs Bärn meint: Ass dr Chrischtus nit sälber ufdrittet un ass alles biblisch trej isch, aber in d hittig Zit verlegt wird, des seig e ‚dramatischi Meischtergriff‘. S Spiil mit em Zittlige un mit em Ebige diäg arg stark ergriffe. Im Burte si „Krist vor Gericht“ diäg aü gritischi Vernunftmänsche mit dr sachlige Art packe, wus Broblem drin dargstellt isch. Dr Rezensent winscht, ass aü d Berner des 'sältsam erläbnisrich Stick' mit sinene ‚bunte, dialogsch gräftig bewegte Szene‘ emol in iherenem Stadttheater zum Sähne bikumme.
  • S Oberbadisches Volksblatt z Lerrach wiist druf ani, ass s Inträssi vu dr Lörcher ‚an dr Arbeit vu ihrem Heimetsuhn‘ groß gsii isch un ass z winsche seig, ass des Drama ball aü z Lerrach ufgfiährt wird. Ähnlig betone aü d Südwestdeutsche Zeitung (Lerrach) un dr Oberländer Bote, ass im Burte Hermann si Krist vor Gericht guet akumme isch.
  • D katholisch Tagespost z Lerrach wirft d Frog uf, ebs meglig isch, d Chrischtus-Figür in e sone Ramme nii z stelle, ohni ass vu däm Dräck, wu gege dr Rein Krischt dur d Belaschtigsziige gworfe wird, ebis an em hänke blit. E glaibige Bsuecher wird uf e arg starki seelischi Wirkik vergäblig warte, meint d Dagesboscht. S giäng do viil üs em Verstand rüs anschtatt ins Härz nii. As positivs Gegebiispiil nännt dr Rezensent H. U. s Oberammergauer Passionsspiil – säll diäg zu „weihevoller Erbauung“ biitrage. Des Stick seig ‚fir unseri Jugend nit geignet‘, findet des katholisch Blatt. S diäg aber ‚drotz sinene Mängel lang uf eim iiwirke‘.
  • In dr Hessische Landeszeitung (Darmstadt) ka dr Rezensent Dr. Brehm nit verhehle, ass er vu däm 'geniale Wärk' stark beiidruckt isch. Dr wiist druf ani, ass dr Burte mit Handlig, nit mit ‚reflektiärende Ererterige‘ schafft. „Bilde, Künstler, rede nicht! – darin liegt bei Burte in diesem Stück wie überall das wahrhaft Große seiner künstlerischen Gestaltung und Wirkung.“
  • D Badische Presse z Karlsrueh findet, ass im Burte si Dichtersproch üs großem geischtigem Richtum quillt, bildkräftig un innerlich stark isch. ‚Alli schepferisch Liideschaft läbt in däre plaschtische Üsdruckswiis, wu numme im ethische Leitgedanke diänt. Iber d Wält un Gott falle prachtvolli Sentenze. D Stoßkraft vu sinem dichterische Schaffe erhebt sich do witt iber s zitgnessisch Schaffe.‘

Literatür ändere

  • Hermann Burte: Krist vor Gericht. Leipzig 1930.
  • Der Markgräfler. Freie deutsche Zeitung für das schaffende Volk in Stadt und Land. Lörrach.

Fuessnote ändere

  1. Ibersetzt zitiärt üs Der Markgräfler, 16. 2. 1930
  2. alli Rezensione sin nodruckt in Der Markgräfler, 4. 5. 1930