E Partizip isch e Verbform, wu glichzittig Eigeschafte vum e Verb un vum e Adjektiv het. S nimmt also an beide Wortarte teil ("partizipiärt" an ene), dr ditsch Üsdruck isch drum aü Mittelwort (do isch gmeint: s Partizip stoht in dr Mittli zwische Adjektiv un Verb).

In dr ditsche Standardsproch gits e Partizip Präsens: stehend, kommend, denkend usw. un e Partizip Perfekt: gestanden, gekommen, gedacht usw.

Im Alemannische gits eigentlig numme e Partizip Perfekt: gstande, kumme (cho), dänkt usw.

S Partizip ka wiä e Adjektiv dekliniärt wäre:

  • zwee gstandini Mannevelker; abgstandes Biär; e üsdänkti Gschicht

S Partizip Präsens im Alemannische

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Im Mittelalemannische isch s Partzip Präsenz no lebändig gsii. Aber in dr Zwischezit ischs üs dr gsprochene Sproch zimli verschwunde. Aber s het do oder dert einzelni Relikt vum Partizip Präsens gää, so z Basel uusgänds Moonet (= hd. ausgehenden Monats). D Züridütsch Grammatik fiährt e baar Begriff uf, wu feschtstehn un uf e alts Partizip Präsens zruckgehn:

  • schwynete, wachsete Moo (de Moo, wu schwinet/wachst), träägete Schnee (Schnee, wu feschtgfrore isch), trüüfet- oder tropfet nass, "De hinked Pott" (Namme vum e Kaländer, wu e Bott abbildet isch, wu hingt), s falled Weh (Epilepsi).

Aber e lebändige Brüch vum Partizip Präsenz hets im Alemannische bis geschtert nimmi gä. Viil ehmoligi Partizipiä sin zu Adjektiv mit -ig abgänderet wore:

  • Züridütsch: läbig (=lebend), glänzig (=glänzend), glüeig (=glühend), wüetig (=wütend), zitterig (=ziternd) un anderi.

Im Oberrhiinalemannische heiße diä ufzellte Werter ähnlig: gliänig, wiätig usw. Dr Kaländer, wu z Lohr rüskunnt, heißt dr "Hinkig Bott". D Bärndütsch Grammatik wiist gar ke Partizip Präsens üs üsser: "Nur in versteinerten Formen (usgänds Jänner) und in neuem Lehngut aus der Schriftsprache (stygendi Zahle)." So ähnlig sähnes aü alli andere alemannische Grammatike (lueg unter Literatür).

Im guet erhaltene Alemannisch wird s hochditsch Partizip Präsens mit eme Relativsatz mit wo oder anderscht umschriibe.

  • Siehst du das brennende Haus - Siihsch säll Hüüs, wu brännt? / Siihsch säll Hüüs bränne? / Lueg, dert brännt e Hüüs! Siihschs?

Allerdings stellt sich d Frog Wiä umschriib ich s Partizip Präsens? im e guete Dialäktsprächer nit; er het s Partizip Präsens gar nit in sinem Dialäkt-Repertoir; er fangt glii anderscht a:

  • Dü gfallsch mer guet! (Du bist eine reizende Frau!)
  • Mai des het battet! (Das hat hervorragend geklappt!)
  • E keibeguete Artikel! (Ein hervorragender Artikel!)

Vollständig drnäbe ischs im Alemannische, vors Partizip Perfekt noch e baar Adverbe, Objekt usw. z packe: "Säll am Pfärch stehend, mit em Huef dr Sand ufscharrend un uf eimol lüt in d Summernacht wüschelend Ross vergiss i niä!"

Sogar in dr ditsche Standardsproch gildet dä Stil as gstelzt oder bürokratisch: "Jenes am Koppel stehende, mit dem Huf den Sand aufscharrende und plötzlich laut in die Sommernacht wiehernde Pferd werde ich nie vergessen!"

Besser:

  • I wir niä vergässe, wiä säll Ross am Pfärch gstande isch, mit dr Huef dr Sand ufgscharrt het un uf eimol ... Oder: Säll Ross vergiss i niä, wu dert am Pfärch gstande isch, mit em Huef dr Sand ufgscharrt ...

S Partizip Perfekt im Alemannische

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Mit em Partzip Perfekt hets im Alemannische alli Megligkeite, wus aü in dr ditsche Standartsproch git.

  • As Attribut: e untergangini Stadt, sälle verreckt Hund, e brännts Kind, e beliäbti Lehreri
  • Substantiviärt: mi Ungel isch e Gstüdiärte (= eine, wu gstüdiärt het), hit gits Gschwellti (= Härtepfel, wu in dr Schale kocht sin)

Enorm wichtig ischs Partizip Perfekt as Bstandteil vu dr zwo alemannische Vergangeheitsforme:

  • Perfekt: i bi fascht untergange, si het gschlofe, mir hän gschafft
  • Plusquamperfekt: i bi fascht untergange gsii, mir hän gschafft gha usw.

S Perfekt vertrittet aü s Präteritum, wu im Alemannische nit exischtiärt.

S Partizip in andere Sproche

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In e Hüffe andere Sproche isch e Partizip ebefalls im Brüch, zum Deil gits do no meh Megligkeite zum s Partizip nutze wiä im Hochditsche. Im Tirkische isch s Partizip enorm wichtig, wels dert kenni Relativsätz mit Konjunktione (Relativpronome) git.

  • tirkisch: Babasi Isvicre'ye göc etmis olan kiz cok agladi. (hochditsch nogmacht: Sein Vater in die Schweiz ausgewandert seiendes Mädchen sehr weinte. = S Maidli, wu si Vatter in d Schwiz üsgwanderet isch, hed arg ghiile.)

Literatür

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  • Hans Bossard, Peter Dalcher: Zuger Mundartbuch. Zürich 1962.
  • Ludwig Fischer: Luzerndeutsche Grammatik. 2. Uflag Hitzkirch 1989.
  • Werner Marti: Berndeutsch-Grammatik. Bern 1985.
  • Harald Noth: Kaiserstühler Alemannische Sprachlehre. In: Alemannisches Dialekthandbuch vom Kaiserstuhl und seiner Umgebung. Freiburg i. B. 1993.
  • Rudolf Suter: Baseldeutsch-Grammatik. Basel 1976.
  • Albert Weber: Zürichdeutsche Grammtik. Zürich 1948.