Wesen und Würde der Mundart

Wesen und Würde der Mundart heißt e glei Buech, wu dr Georg Thürer anne 1944 z Züri im Schwizer Spiegel Verlag rüsbrocht het.

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I ändere

 
d Titelsyte vo Wesen und Würde der Mundart, 1944

Dr Thürer Georg wiist druf ani, ass es johrdoiserti lang Sproch ohni Schrift gä het. In dr Schwiz het sich erscht e Mänschealter noch em Ulrich Zwingli s Nejhochditsch vum Martin Luther kenne in dr Kirche iibirgere; siterhär seig d Volkssproch ins Hinterdräffe grote un e eigini schwizerditschi Schriftsproch nimmi uf dr Dagesordnig. Vu däne 400 Zittige 1944 in dr Ditschschwiz sin numme 2 im Dialäkt (Schwyzerlüt un „Di neui Brattig für Schwyzerlüt“). Vum Zittigswäse diäg e Gfohr fir d Volkssproch üsgoh, viil Begriff un Wändige vu dr Zittige diäge dr Dialäkt verwässere. Bsunders Bolitiker seige do Vorritter. Am schlimmschte seigs, wänn e Red uf hochditsch ufgschriibe wird un drno im Dialäkt vorgläse wird. Dr Dialäkt heb si eigene Stil, wu mer drum ringe miäßt. „Wer in einer Sitzung gutmeinend beginnt: „Sämtliche Vorkehrunge, die mer troffe händ ...“ hat die Mundart dreimal verleugnet, bevor er das zweite Mal Atem holt.“ Do sig d Deklinationsändig vu „sämtliche“ falsch, in dr meischte Schwizer Dialäktspiilarte heißts Vorkehrig mit –ig un s Relativpronome seig grundsätzlig „wo“.

Dr Thürer schribt, ass s bsunder Sprochschicksal vu dr Schwiz nit erlaübt, entwädder Dialäkt oder Schriftsproch z sage, mer miäß dr Dialäkt un d Schriftsproch pfläge. „Unsere Weltsprache und unsere Heimatsprache haben ihr gutes Recht auf Reinheit. Wir brauchen beide, sonst wären wir Einarmige.“ In dr Schuel sotte bodi pflägt wäre, „bei einer sauberen Grenzbereinigung“ diäge bodi gwinne.

Schwizerditsch seig e Sammlig vu verschiidene „Mundarten“. Dr Emil Baer un anderi hebe versuecht, e eiheitlig Schwizerditsch z schaffe un hebe in däm Alemannisch“ „die Rettung der eidgenössischen Seele“ gsähne, aber si seige uf dr Widerstand vu dr Wälsche, vu dr Südschwizer un vu dr Rätoromane gstoße un aü uf dr Widerstand vu dr Gmeine, wu ihri Lokaldialäkt nit gege e Eiheitssuppe hän welle düsche.

Um d Johrhundertwändi (1900) seigs schlächt um dr Dialäkt gstande: z Basel un z Züri seig jede Dritt e Üsländer, meischtens e Richsditsche gsii. Diä Üsländer hebe nit welle un nit brüche Schwizerditsch lehre: Wänn 12 Schwizer um ei einizge Richsditsche rumgstande seige, hebe alli zwelfi Schriftditsch gschwätzt. Siter 10 Johr (also 1934) seig des besser: „Die Jungen haben die Worte wiederum zur Hand, weil sie den gesunden Stolz in der Seele haben.“

In dr Schwiz diäge alli Ständ im Dialäkt Achtig zolle:

  • dr eifach Mänsch diäg dr Dialäkt vu Natür üs rein schwätze
  • dr Bildet üs Liäbi un Iisicht
  • numme „der Halbgebildete kann aus Eitelkeit oder Unvermögen schriftdeutsche Einsprengsel nicht lassen“

II ändere

Dr Thürer findets in viile Fäll guet, wänn dr Dialäkt in d Schriftsproch niiluegt, so bim Jeremias Gotthelf, wu in sinene hochditsche Text viil alemannischi wertligi Red het. Är fänds aü guet, wänn im Briäfwägsel meh Dialäkt gschriibe wäre dät.

Drno macht dr Thürer e Griff „in den unergründlichen Kratten“ vum Dialäktwortschatz un erklärt verschiidini Werter un zeigt, was si fir e bsundere Reiz hän.

Eber, wu e Dialäkt ka, seig gimpft gege dr „Schwarz Dot“, gege s Zittigsditsch un d iberfrämdet Sproch vu dr Glehrte un seig zun ere lebändige Standardsproch fähig. Dr Dialäkt seig diä Sproch, wu ebig git; d Schriftsproch diäg sich üs ihrem Schoß erneijere. Ass dr Dialäkt do drbii üsbluetet un numme d Schriftsproch alliwiil richer wird, do brüch mer ke Angscht drvor ha, meint dr Thürer un bringt Biispiil vum Sprochwitz in verschiidene Schwizer Landschafte – im Gspass (Ibernämme erfinde) un im Ärnscht:

  • „De, wo der Sack ufhet und de, wo drituet, sind bed glych Schelme.“
  • (zum e Hochmiätige:) „Der hät gwüss e Isestäcke gschluggt.“
  • „S isch besser e Stuck Brot im Sack as e Fädere uf em Huet.“
  • „Wänns uf d’Grössi achiem, chönnt e Chue e Has erlaufe.“
  • „Der Muni isch guet ablo, aber bös abinde.“ (Muni = Stier)
  • Iber e Ibervorsichtige: „Der Sorgha isch au scho d’Stäge abegheit!“
  • Zum e Lugebittel: „Ich säge nüd, du sigisch e Lugethys, aber wänns eine seiti, wuurdis zeerscht glaube!“ usw. usf.

III ändere

Dr Thürer Georg findets falsch, ass mer in dr Dichtig vu vornerii dr hoch Flug firs Gebiät vu dr Schriftsproch un s Bodeständig fir dr Raüm vum Dialäkt haltet. Im Dichter si Schepfergraft, si Kinschtlergwisse diäg entscheide, eb er e ächte Spiilmann vu Gottesgnade seig oder numme e Gspässlimacher, wu in dr Gunscht vum Volk stoht. Do diäg d ebig Scheidwand zwische Tämpel un Johrmärktsbudi duri goh. Also kenn e Dialäktdichter alles erreiche, was aü e standardsprochlige Kolleg ka zwinge. Aber ei Unterschiid diägs gä: Dr Hochditsch ka vorgfertigti Kunschtstei ufenander setze, dr Dialäktdichter mueß sich sini Stei erscht üs dr Bärg haüe – dr mueß sich si Sproch erkämpfe.

In dr Schwiz, so isch in Wesen und Würde der Mundart z läse, ischs (1944) e großi Sälteheit, ass sich emol eber vu einere Landschaft fir d Dialäktdichtig in ere andere Landschaft intressiärt. D Ditschschwizer diäge liäber e mittelmäßigs änglischs oder franzesischs Buech läse as wiä e ernschthafts Wärk in ere Schwizer Dialäktspiilart. Drno stellt dr Thürer verschiidini Gedichter üs verschiidene Schwizer Landschafte vor.

Dr Thürer freit sich driber, ass dr Dialäkt jetz aü im Film Iizug haltet; alli zwo Wuche kumm e neij Dialäktstick rüs, aber – un des bedüürt er – verlange diä meischte vu dr 2000 intressiärte Verein numme Luschtspiil; Üsnamme zum Lobe seige s Heimatschutztheater Glarus un d Berner Heimatschutzbühne.

Wu dr Thürer eso d „Urkraft unserer Mundart“ an verschiidene Biispiil zeigt gha het, het er d Dichter in dr Muetersproch bittet, „ihre Kraft nicht in Übersetzungen zu vergeuden“. Zum Biispiil im Schiller si Wilhelm Tell, wu d Härze vu dr Schwizer scho lang eroberet het, brüch mer nit in dr Dialäkt ibersetze. As positivs Biispiil bringt er drno dr schwizerditsch Tell vum Paul Schoeck – des seig ke Ibersetzig, dä Dichter seig sälbschtändig dragange an dr Stoff.

S Buech in sinere Zit ändere

Dr Thürer zeigt in ere Zit, wu d Schwiz vum ditsche Nationalsozialismus um vum italiänische Faschismus igschlosse gsii isch, dr Wärt, s Wäse un d Wirdi vum Schwizerditsche. Friili fiirt er ke Fejndschaft gege s Standardditsch a – dr bekännt sich zu „beiderlei Deutsch: zur Hochsprache, die wir mit den Sprachgenossen bis zur Waterkante teilen, und zur Mundart nicht minder, die uns Eidgenossen das Geheimnis der Heimat hütet und offenbart.“

Fir dr Thürer isch in däm Buech s Schwizerditsch alemannisch, dr goht friili nit ufs Alemannisch uf dr andere Sitte vum Rhiin ii. Des het er großartig nogholt, wun er 1962 dr gsamtalemannisch Gedichtsammelband Holderbluescht rüsgä het.

Uf d politisch Lag im 2. Wältgriäg spiilt er a, wänn er zimli zum Schluss d Sofie Haemmerli-Marti zitiärt, wu noch im 19. Johrhundert gschriibe gha het:

Heilig isch de Schwizerbode,
Ähnibluet, iez tue di rode.
Schüss uf wine Wätterleich,
Wehr di bis zum letschte Streich!

An diä Ziilte schliäßt er a:

„Möge unser Volk nie weniger wachsam gegenüber schleichenden Gefahren werden, zu denen wir auch die Verplattung der Mundart rechnen. Sie ist ja nicht irgend ein Stück unseres Hausrates, sondern Sonne und Seele auf der ganzen dem Rheine zugewandten Stirnseite des Schweizerhauses.“