Mit em Versailler Verdrag vu 1919 hän Ditschland un Frankrich noch em Erschte Wältgrieg Friide gschlosse. D Gegner vu däm Friide hän vum „Versailler Diktat“ gredt.

D Unterzeichnig vum Versailler Vertrag im Spiägelsaal vu Versailles
The Signing of the Peace Treaty of Versailles

Gschicht ändere

Am Änd vum Erschte Wältgriäg het s ditsch Kaiserrich faktisch kapituliärt (11. November 1918). Am 18. Jänner 1919 isch z Versailles bi Paris e sognännti „Friedenskonferenz“ zämme drätte – an däre hän numme d Siiger vum Wältgriäg deilgnumme; diä bsiigte Staate Ditschland, Eschtrich un Ungarn, aber aü s revolutionär Russland sin üsgschlosse gsii. Am 16. Jünni het Ditschland dr ändgiltig Vertragstext zum Unterzeichne innerhalb vu fimpf Dag vorglegt bikumme. Wänn des Ultimatum nit iighalte wird, wird iimarschiärt, isch adroht wore. So het dr ditsch Richsdag z Weimar am 22. Jülli mehrheitlig zuegstimmt; e Weigerig hätt bedittet, ass witteri Deil vu Ditschland bsetzt wäre, dr Hunger verlengeret wird un d Griägsgfangene lenger zruckghalte wäre. Am 28. Jünni 1919 het d ditsch Delegation z Versailles im Spiägelsaal dä Vertrag miäße unterschriibe – do wu 48 Johr vorhär s ditsch Kaiserrich üsgruefe wore isch.

Gschichtligi Bidittig ändere

Dr Kernpunkt vum Versailler Verdrag isch d Bstimmig, ass Ditschland ellei am Griäg Schuld seig (§ 231). Dodrüs isch d moralisch Berächtigig abgleitet wore, ass Ditschland Gebiätsabdrättige un Reparationszahlige an d Siigermächt miäß mache. D Reparationszahlige sin aber erscht in spetere Verträg konkret feschtglegt wore.

Dr Versailler Verdrag isch e entscheidende Punkt in dr ditsche Gschicht. Verschiidini Hischtoriker glaübe, ass mit däm Vertrag dr Grundstei fir dr Zweit Wältgriäg glegt wore isch. Dr Vertrag isch quer dur alli Parteie abglähnt wore. E Beobachter, wu nit im Verdacht stoht, zu Ditschland z halte, dr russisch Revolutionsfiährer W. I. Lenin, het am 6. Jülli 1920 dr Friide vu Versailles as „beschtialisch“ un „niiderträchtig“ bezeichnet.[1] Sogar uf dr Siigersitte het sich e Mänke wennig Illusione gmacht. Do drzue het dr amerikanisch Bräsidänt Wilson ghert. Dr franzesisch Marschall Ferdinand Foch het gsait: „Des isch ke Friide, des isch e zwanzigjährige Waffestillstand.“[2] Anderersiits gitts sitt de 1960er Johr au immer meh dütschi Historiker, angfüehrt vo damals em Fritz Fischer, wo d Kriegsschuld vom Erschte Wältchrieg zum klar grössere Teil bim dütsche Militarismus gseh, wo 1918 au dr US-Präsident Woodrow Wilson massiv kritisiert hett[3]. Zuedäm sii z. B. im Vertrag vo Locarno vo 1925 d Versailler Bedingige mit klarem französischem Iiverschtändnis i verschiedene Pünkt düütlich glockeret worde[4]. (Lueg au: Frankreichs Versailles-Politik)

D Inträsse vu dr Siigermächt ändere

D Siigermächt hän bi däm Vertrag unterschiidligi Inträsseschwärpunkt gha:

  • dr amerikanisch Verdrätter Woodrow Wilson het bsunders Wärt uf e bständigi Friidensornig glegt un het im Ramme vum Versailler Vertrag e Velkerbundsstatut durgsetzt – Ditschland isch däm neije Bund aber erscht 1926 biidrätte.
  • Ängland mit em David Lloyd George het zwar welle Ditschland as läbensfähige Staat erhalte, hets aber welle as Kunkerränt uf em Wältmärkt üsschalte.
  • Frankrich mit sinem Verdrätter Clemenceau het uf d eige Sicherheit drunge – dur d Verlegig vu dr Gränze am Rhiin un dur Bindnis mit dr neije Staate Pole un Tschechoslowakei, wu zum Deil mit ditsche Gebiätabdrättige entstande sin. Frankrich het sini Griägsschäde dur ditschi Reparatione welle üsgliche. Am meischte durgsetzt bi däm Vertragskumpromiss zwische dr Siigermächt het sich Frankrich.

D Bstimmige im Einzelne ändere

fir Ditschland ändere

 
Ditschland noch em Versailler Vertrag 1919

Ditschland het ohni Volksabstimmige miäße abdrätte:

  • Elsass-Lothringe (an Frankrich)
  • Wescht-Preuße (ohni Danzig), Posen un witteri Gebiät an Pole
  • S Hultschiner Ländli an d Tschechoslowakei
  • Deil vu Kamerun an Frankrich un Kiautschou an Japan

Noch Volksabstimmige sin abzdrätte gsii:

  • Nordschleswig an Dänemark
  • dr Oschdeil vu Oberschlesiä an Pole (drotz ass 60% drgege gstimmt gha hän)
  • Eupen-Malmedy un s bishärig Neutral-Moresnet an Belgiä – d Abstimmig het do ersch no volländete Tatsache stattgfunde un isch umstritte gsii.

Noch Volksabstimmige sin verschiidini Gebiät bi Ditschland bliibe:

  • Südschleswig
  • Dr Weschdeil vu Oberschlesiä
  • Verschiidini Gebiät in Wescht- un Oschtpreuße

Im Velkerbund unterstellt wore isch:

  • s Saargebiät – d wirtschaftlig Nutzig vu däm kohle- un induschtriiriche Gebiät isch Frankrich zuegsproche wore; no 15 Johr isch e Volksabstimmig vorgsähne gsii, zu wäm ass es ghere soll (Ditschland oder Frankrich)
  • Danzig isch „Freiji Stadt“ unter em Velkerbund wore
  • S Memelland isch im Velkerbund bzw. dr franzesische Bsatzig unterstellt wore; 1923 ischs dur Litaue bsetzt un annektiärt wore
  • D Koloniä vum Ditsche Rich sin im Velkerbund unterstellt wore

Militärisch isch bstimmt wore:

  • S Rheinland isch vollständig entmilitarisiärts Gebiät wore; dodrzue het aü aü Koblänz, Mainz un Köln ghert. Grundzätzlig isch e Streife vu 50 Kilemetter rächts vum Ober- un Mittelrhiin entmilitarisiärt wore - also e Streife vum Markgräflerland bis uf Weschtfale.
  • D ditsch Rychswehr isch uf e Beruefsarmee vu hegschtens 100.000 Mann un 4.000 Offiziär bschränkt wore; d allgmein Wehrpflicht isch untersait wore.
  • D Bewaffnig vu däre Armee isch stark iigschränkt wore.

Wirtschaftlig isch bstimmt wore:

  • Ditschland mueß dur Gäld- un Sachleischtige Widerguetmachig leischte – d Hechi isch in wittere Verträg feschzlege gsii
  • D ditsch Handelsflotte het miäße verkleineret wäre

Eschtrich: Aschluss verbotte ändere

Im e andere Vertrag (Vertrag vu Saint-Germain), aber nit ohni Bedittig fir Ditschland, isch feschtglegt gsii, ass d nej entstande „Republik Deutschösterreich“, wu sich het welle mit em Ditsche Rich zämmeschliäße, des nit derf. Dr Namme „Deutschösterreich“ isch verbotte wore. Umghert het Ditschland d Eigeständigkeit vu Eschtrich miäße aerkänne.

Breiti Ablähnig vum Versailler Vertrag; Folge ändere

Gegelaifigi Wirkige ändere

Dr Versaiiler Vertrag het dr Friide langfrischtig nit gsicheret. Gegelaifig het gwirkt:

  • Z Ditschland het mer, quer dur alli Parteie, nit kenne akzeptiäre, ass s Ditsch Rich ellei am Griäg dschuld un haftbar sii soll. D Richsregiärig unter em Philipp Scheidemann (SPD) isch zruckdrätte, wu si hätt sotte dä Vertrag unterzeichne. Dr isch drno am 22. Jüni 1919 doch vu dr Weimarer Nationalversammlig agnumme wore (237 gege 138 Stimme, 5 Enthaltige) – aber nit freiwillig. Dr Nochfolger vum Scheidemann, dr Gustav Bauer (SPD), het d Unterzeichnig vum Vertrag eso begrindet: D Regiärig diäg dr Gwalt wiche, wu vu dr Siiger agsait gsii isch (in viär Stund wär s Ultimatum üsgloffe), si wott „dem unsagbar leidenden deutschen Volke einen neuen Krieg, die Zerreissung seiner nationalen Einheit durch weitere Besetzung deutschen Gebietes, entsetzliche Hungersnot für Frauen und Kinder und unbarmherzige längere Zurückhaltung der Kriegsgefangenen (…) ersparen.“
    D Ablähnig vum Versailler Vertrag isch vu dr Nationalsozialischte iber alli andere Parteie bis in d KPD gange: Bi dr KPD het mer dr 1. Wältgriäg ass e Kampf zwische imperialischtische Konkurränte um d Nejufdeilung vu dr Wält agsähne. Dodermit wird d „Alleischuldtheorii“ abglähnt, wu sich dra ufhänkt, ass Ditschland dr Griäg agfange het. Diä Asicht isch im internationale Sozialismus wit verbreitet gsii:
  • Dr W. I. Lenin schribt[5], ass dr Griäg vu 1914 bis 18 uf beide Sitte e imperialischtische Griäg gsii seig, des heißt „ein Eroberungskrieg, ein Raub- und Plünderungskrieg“, in däm Griäg seigs „um die Aufteilung der Welt, um die Verteilung und Neuverteilung der Kolonien, der ‚Einflußsphären’ des Finanzkapitals usw.“ gange. Gege d Alleischludtheorii isch grichtet, wänn dr Lenin sait, dr wohr „Klassecharakter“ vum Griäg seig „nicht in der diplomatischen Geschichte des Krieges zu suchen“.
  • D nej Weimarer Demokratii het dä Vertrag miäße akzeptiäre un umsetze. Des het s Asähne vu däre demokratische Staatsform in breite Bevelkerigsschichte vu vornerii ragsetzt. D demokratisch Regiärig het aü diä wittere Verträg, wu d Raparationsforderige vu dr Siigermächt konkretisiärt hän, miäße akzeptiäre; diä Politik het mer Erfilligspolitik gheiße, si isch äng mit em Namme Walther Rathenau verbunde gsii un het in dr herrschende Politik viil Fejndschaft iibrocht.

Forderige noch Revision vum Versailler Vertag ändere

Wänn diä demokratische Regiärige aü sich hän miäße fiäge, hän si doch alli uf e Revision vum Versailler Vertrag hiigschafft. Bsunders um Ruckgwinnig vum bsetzte Rheinland ischs gange un um d Reparationsforderige. S sin Deilerfolg erziilt wore – aber dr Kampf gege s „Versailler System“ isch zum e Sälbschtlaifer wore, aü wu scho s Schlimmscht iberstande gsii isch.

  • Noch 1930 heißts in ere Programmerklärig vu dr KPD: „Wir Kommunsten sind gegen die auf Grund des Versailler Gewaltfriedens durchgeführte territoriale Zerreisung und Ausplünderung Deutschlands. (…) Wir werden den räuberischen Versailler 'Friedensvertrag' und den Youngplan, die Deutschland knechten, zerreißen, werden alle internationalen Schulden und Reparationszahlungen, die den Werktätigen Deutschlands durch die Kapitalisten auferlegt sind, annulieren.“[6]
  • D Nationalsozialischte hän am meischte politischs Kapital üs em Versailler Vertrag kenne rüsschlage: Si hän sich as radikali Gegner vum „Versailler Diktat“ zeigt; des hets ene lichter gmacht, an d Macht z kumme. Noch 1933 het im Hitler si Regiärig dr Versailler Vertrag broche; 1935 isch d allgmein Wehrpflich wider iigfiährt wore, 1936 sin ditschi Druppe ins entmilitarisiärt Rheinland iimarschiärt; am 30. Jänner 1937 isch dr Versailler Vertrag eisittig vu Ditschland ufkindigt wore.

Quälle ändere

Ditschi un änglischi Wikipedia; Brockhaus Enzyklopädie; zuedäm:

  1. W. I. Lenin: Vorwort zur französischen und deutschen Ausgabe (6. 7. 1920), in: W. I. Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Berlin 1970. (In däm subjektive Buech vom anti-kapitalistische Klassekämpfer Lenin, wu dr Haüpttext vun em 1917 verfasst wore isch, wird d These, ass dr Erscht Wältgriäg nit numme vu einere Sitte üsgange isch, mit viil Matrial belegt.)
  2. Artikel Friedensvertrag von Versailles in dr ditsche Wikipedia, Version vum 25. Jänner 2007
  3. R. A. C. Parker: Fischer-Weltgeschichte/Europa 1918 bis 1945, S. 10
  4. Erich Eyck: Geschichte der Weimarer Republik, Band 2, S. 48 bis 52
  5. W. I. Lenin, am gliche Ort wiä obe
  6. Programmerklärung zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes. (Erklärig vum ZK vu dr KPD, Die Rote Fahne, 24. Aügschte 1930), abdruckt in: Ernst Thälmann: Reden und Aufsätze zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. 1928–1932, Band II, Berlin 1955 (unveränderete Nochdruck Frankfurt 1972)