Dr Walter Max Füsslin (* 25. Oktober 1897 z Laufe; † 20. Augschte 1978 z Fyburg isch e dytsche Psychiater un Dialäktdichter gsii. Är isch dr zweet Bresidänt vu dr „Muettersproch“, Gesellschaft für alemannische Sprache gsii.

Lääbe

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No dr Schuel het dr Füsslin z Fryburg, z Heidelberg un z München Medizin studiert. No dr Promotion z Fryburg iber „einen Fall von operativer Reclination der verkalkten Linse bei Amaurose (Amotio retinae) aus kosmetischen Gründen“ het ab 1923 z Züri am „Burghölzli“, z Fryburg, z Ilmenau un z Konstanz/Reichenau gschafft. Im April 1935 het er as Amtsarzt bim Gsundhaitsamt Fryburg aagfange.

In dr Zyt vum Dritte Rych isch er mitverantwortli gsii fir Zwangssterilisierige vu psychisch chranke Mänsche, wel er as Amtsarzt Zwangsyywyysige derzue unterschribe het.[1] Au bim Mord an psychisch Chranke un an Gaischtig Behinderte („Euthanasie“) het dr Füsslin dur Zwangsyywyysige in Mordaastalte mitgwirkt.

Anne 1971 het er in dr Zytschrift „Deutsches Ärzteblatt“, wu vu dr Bundesärztekammer uusegee wird, e Stuck publiziert, wun er versuecht, sy Verhalte un des vu dr Dekter im Dritte Rych z rächtfertige. D Elena Schöfer kritisiert des Stuck in eme Artikel in dr „Zeit“ massiv.[2] Dr Füsslin diei uf aire Syte schryben iber „die Schuld all derer, keine Helden gewesen zu sein, die Schuld der Verzagten, die sich selbst in Lebensgefahr fühlten, die nicht den Mut zum Widerstand hatten“, uf dr andere Syte diei er dr Yydruck wecke, mer heb s dodmol s Chind mit d Bad uusgläärt, „unnötige Grenzüberschreitungen begangen“, wie wänn ändli „ein ordentliches Gerichtsverfahren ..., ich meine ein deutsches, ordentliches Gericht...“ sälli mießt rehabilitiere, wu si lieber uf dr Mord „geisteskranker Schwerverbrecher“ oder „schlecht betreuter Vollidioten“, eben uf „lebensunwertes Leben im Sinne von Hoche/Binding[3]“ bschränkt hätte. Au d Zwangsyywyysig vun eme gaischteschranke Chind in aini vu dr Mordaastalte versuecht dr Füsslin in däm Stuck z rächtfertige. Är heb scho gwisst, ass mer dr „Kollegen in den Anstalten ... die Kranken förmlich aus den Händen reißt, um sie zu vergasen“, aber s sei em jo „nichts übriggeblieben, als die Familie von der Hauptlast zu befreien“. D Mueter heb sälber drum bätte, ass es Chind ermordet wird, wel si no drei gsunde Chinder un e glähmte Mann z versorge heb: „Beim großen Angriff im November 1944 schlug eine Bombe in das Haus, als die Familie gerade den schützenden Keller betreten hatte. Bei Anwesenheit des idiotischen Kindes hätte Frau Hemscher den Luftschutzraum nicht mehr erreicht, weil sie stets die letzte war.“

Bi dr bolitische Iberbriefig noch em Zweete Wältchrieg isch er as „Mitlaifer“ yygschetzt wore un dodermit stroffrei uusgange. No aigene Aagobe anne 1947 isch er bi Chriegsänd 88 Däg „zue Uurächt“ im Gfängnis gsii. Anne 1949/1950 sei er „vom Amt ferngehalten“ wore, des seie fir en „Zurücksetzungen, die ich nur schwer zu überwinden vermochte“,[4] gsii. Wu 1948 z Fryburg Stelle nei bsetzt wore sin, sei er „als angeblich belastet und den Franzosen nicht angenehm übergangen“ wore.[5]

Ab 1953 het er bim Gsundhaitsamt Löörech gschafft, 1957 isch er beferderet wore un het derno as Regierigs- un Obermedizinalrot wider bim Gsundhaitsamt Fryburg gschaft.

Är isch ghyrote gsii mit dr Magdalena Johanna Burger (1902-1992). Si hän zäme fimf Chinder ghaa.

Sy Wirke fir s Alemannisch

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Dr Füsslin het si arg fir s Alemannisch yygsetzt. Sälber isch er mit em Markgrefler Dialäkt ufgwachse un het au uf Markgreflerisch gschribe. Aafangs vu dr 1960er Johr het er dr Zuegang zum Dichterkrais gfunde, wu si um dr Hubert Baum bildet het. Anne 1965 isch us däm Krais d „Muettersproch“, Gesellschaft für alemannische Sprache grindet wore. Dr Füsslin isch zwai Johr speter dr zweet Bresidänt vum Verain as Noofolger vum Karl Asal wore. Unter ihm isch d Mitgliderzytschrift „Alimannisch dunkt is guet“ grindet wore. Dr Richard Gäng het anne 1970 fir d Muettersproch-Gsellschaft e Alemannisch Lääsebuech uusegee un mer het si Miei gee, dur Veraastaltige un Lääsige bekannter z wäre. Wel dr Verain aber iberalteret gsii isch und Mitgliderzahl ab 1970 wider retuurgangen isch het s Iberlegige gee, eb mer si em „Bund Heimat- und Volksleben“ aaschließt. Im Merz 1972 isch dr Klaus Poppen zum Noofolger vum Füsslin gwehlt woren as Bresidänt. Die Iberlegige sin noch ere Mitgliderumfrog 1972 ufgee wore un unter em Poppen het s derno ab 1975 ne starken Aastig vu dr Mitgliderzahle gee.

Anne 1972 het dr Füsslin e Chronik vum Laufemer Ortsdail St. Ilge publiziert.

Schrifte

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  • Über einen Fall von operativer Reclination der verkalkten Linse bei Amaurose (Amotio retinae) aus kosmetischen Gründen. Freiburg i.Br., Univ., Diss., 1923
  • Licht, Zwielicht und Schatten. Mit 19 Federzeichnungen von Fritz Fischer. Verlag Moritz Schauenburg, Lahr/Schwarzwald 1969 107 S. Ill. (Silberdistel-Reihe Nr. 64)
  • Spiel aus der jüngsten Vergangenheit. Deutsches Ärzteblatt, Heft 8/1971
  • Chronik der Markgräflergemeinde Laufen-St. Ilgen. Vollherbst-Druck, Endingen/Kaiserstuhl 1972
  • Ährilesete un Etznete. En alemannischi Zuegob zue der "Chronik der Markgräflergemeinde Laufen-St. Ilgen" (wu au ohni "Chronik" glese werde cha). Schillinger, Freiburg i. Br. 1972
  • Gedanken über den Kirchenneubau in Laufen vor 120. In: Das Markgräflerland. Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur. Geschichtsverein Markgräflerland, Schopfheim 1977, S. 344 ff.

Literatur

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  • Friedel Scheer-Nahor: 50 Johr Muettersproch-Gsellschaft. In: Alemannisch dunkt üs guet, Heft 2/2014, S. 11-20.
  • Burkard Korn: Die staatlichen Gesundheitsämter. In: Über Mutter wird nicht gesprochen ...: „Euthanasie“-Morde an Freiburger Menschen. Eine Dokumentation der Ausstellung des Arbeitskreises „NS-Euthanasie und Ausgrenzung heute“ der Freiburger Hilfsgemeinschaft e. V. vom 23.04. bis 15.05.2015 in Freiburg. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2017
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Fueßnote

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  1. lueg z. B. Korn 2017, S. 75
  2. Elena Schöfer: Gerechtfertigter Mord. Ein Aufsatz im „Deutschen Ärzteblatt“. Die Zeit, 19. März 1971
  3. Des Zitat vum Füsslin beziet si uf d Abhandlig „Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ vum Karl Binding un em Alfred Hoche vu 1920, wu si d Nationalsozialischte druf beruefe ghaa hän.
  4. zitiert in: Korn 2017, S. 73
  5. zitiert in: Korn 2017, S. 74