Wiberat

Aisidleri, Inkluusi und Hailegi vo Sanggalle

D Wiberat – das isch ihre althochdüütsch Name; die latynische Text vom Middelalter schrybe ne Wiborada – isch e Frau us em Thurgau gsi, wo im zäähte Joorhundert als Einsidlerin z Sanggalle gläbt het und am 1. Mai 926 dört döötet worden isch. Si gilt als chrischtlechi Märtyrerin, und si isch die erschti Frau, wo vom ene Papscht zur Heiligen erklärt worden isch.[1] Uf däm Platz, wo si vermuetli s Läbe gloo het, stoot e Chile, wo früener e beliebte Pilgeroort im Land am Bodesee gsi isch.

s erschte Bild vo der Wiberat,
us em 15. Joorhundert

wie ihri Gschicht überliferet isch ändere

Scho im zähte Joorhundert het der Sanggaller Dekan Ekkehard der Erscht d Gschicht vo der Heilige Wiberat ufgschribe, schynts uf bsundere Wunsch vom Bischof Ulrich vo Augschburg. Vo dere latynische Kwelle, der Vita Sanctae Wiboradae, sind drü middelalterlichi Abschrifte bis hüt erhalte, aber nid öpe z Sanggalle, sondern eini z Stuttgart, eini z Augschburg und eini z London. Im elfte Joorhundert het der Sanggaller Mönch Herimann e zwöiti Fassig vo der Wiberat ihrere Vita ufgschribe, au uf Latynisch, und die isch i der Biblioteek vom Chlooschter Sanggalle; es git dervo i der Stiftsbiblioteek no jüngeri latynischi Abschrifte und us em 15. Joorhundert sogar zwöi düütschi Versioone, wo in einere s erschte Bild vo der Heilige gmoolet isch.

was me vo ihrem Läbe weiss ändere

Wenn d Wiberat uf d Wält cho isch, weiss me nit; das isch i de Kwelle niene-n ufgschribe. D Forschig het probiert usezfinde, wohär ass si cho isch, aber au do derfür git’s keini gnaue Informazioone. Es git e Tradizioon, si sig us der adeligi Familie vo de Klinge im Thurgau gsi, wo vo der Stammburg Alteklinge bi Wigeltinge cho isch und wo eine dervo vil spöter d Stadt Chlingnau am weschtleche Rand vom alte Thurgau, im hütigen Aargau, ggründet het, nume git’s do derzue keine Dokumänt; anderi dänke, si wär vo Konstanz gsi, was au nid sicher isch. Wie men em Name Wiberat aagseht, isch si en Alemannin gsi, und dass si us em Thurgau cho isch, wo denn no vil es grössers Gebiet gha het als der hütig Kanton Thurgau, darf men anää. Es isch en unsicheri Zyt gsi dozmol rund um e Bodesee, wo nach eme lange Stryt erscht grad 911 s grosse alemannische Herzogtum entstanden isch, und der Thurgau isch s Chärnland vo däm gsi.

Wie’s der Familie vo der Wiberat süscht ggangen isch, cha me nid säge. In ihrere Läbensgschicht list me, si heig e Schwöschter gha, wo Pliddruda gheisse het, und e Brueder, der Hitto, wo au uf Sanggalle cho sind. D Näme vo Vatter und Muetter sind aber nid überliferet. Die beide Fassige vo der Heiligegschicht verzelle en Huuffe Sache, wo me gseht, ass d Wiberat scho als chlyy und i der Jugend immer bsunders fromm gläbt heig; nume ghört das eifach zum literarische Styl vo de Heiligeviite, und me weiss nüt gnöiers über ires würkleche Läbe, bevor si is Dorf bim Chlooschter vom heilige Gallus ggangen isch. Wenn das gsi isch, cha me nume vermuete; vilecht het si scho am Ändi vom nüünte Joorhundert dört gläbt.[2] I der erschte Vita list me, d Alemannin heig mit irem Brueder Hitto mol e Wallfaart nach Rom gmacht, aber süscht nüüt wyters vo sonere Reis. Si het, wie me list, em heiligen Ulrich, won er Chlooschterschüeler z Sanggalle gsi isch, vo der Vision verzelt, är wäärdi Bischof; und das isch würklech so choo, der Ulrich isch e grosse Leiter vom Bischtum Augschburg woorde.

Was d Gschichtskwelle denn als erschts präzys vo der Wiberat brichte, isch, ass si vier Joor lang sträng und fromm und askeetisch im Dorf Sankt George, wo hütt es Kwartier vo Sanngallen isch, gläbt het und derno ane 916 nid wyt wäg dervo het dörfe en Inkluuse wärde, wie’s i dere Zyt bi ganz bsunders fromme Fraue der Bruuch gsi isch. Der Bischof vo Konstanz, der Salomo, wo glychzytig au Apt vo Sanngalle gsi isch, het’s ere erlaubt. Das bedüütet, ass si sech wägen ihrem starche chrischtleche Glaube i der Nööchi vom Chlooschter im ene Hüsli het lo ymuure, wo kei Tüüre me gha het, zum ganz eleige sy. D Wältchronik vo der Rychenau seit das eso: Apud Sanctum Gallum beata virgo Wiborada arcius inclusa est.[3] Die Zälle, wo si jetz drin gläbt het, isch näbe der Chile vom Heilige Mang gstande, wo dozmol der Wiberat ire Brueder Hitto der Pfaarer gsi isch. Uf däm Platz öpen e halbi Stund vom Chlooschter isch hütt no d Sanggaller Mange-Chile.

 
wie d Wiberat als Märtyrerin s Läbe verlüürt

So isch das zäh Joor lang ggange und d Wiberat isch immer ypschlosse gsi und het fromm gläbt. Denn isch öpis Schlimms bassiert, wo nid numen ihres Läbe, sondern das vo vilne Lüüt im dütsche Rych und au im alemannische Gebiet dramatisch veränderet het: S wilde Volch vo de Ungarn isch vo Oschte bis dohi choo und het s ganze Land bis uf Basel abe usplünderet, und es het vil Joor bruucht, bis se der König Otto ane 955 bi Augschburg het könne schloo. Lang vorhär, am 1. Mai ane 926, sind d Ungarn uf eim vo irne Raubzüüg uf Sanggalle cho, sicher zum s bekannte Chlooschter uuszraube. D Mönch sind, wil d Wiberat der Apt Engilbert wägere Visioon isch go warne, rächtzytig i d Wälder am Säntis usgwiche, dänk au mid allem wo möglech gsi isch vo de wärtvolle Sache us der Chile und em ganze Huus; d Schrifte us em Archyv und d Büecher het men i der Rychenau versteckt. Aber die frommi Wiberat isch trotz em Zuerede vom Apt ihrem Läbensstyl i der Klause tröi blibe. Wo se d Ungarn im Huus ohni Tüüre gfunde händ, sind si durch s Tach ynegstige und händ d Wiberat agriffen und schwär verletzt, so dass si gly dra gstorben isch. Me weiss s Datum so gnau, wil en Sanggaler Mönch das tragischen Ereignis im Profässbuech vom Chlooschter ufgschribe het.

Wo der Konvänt es bar Tääg spöter zrugg cho isch, het der Apt d Inkluusin fyrlech lo begrabe, und vil frommi Lüüt sind zu dere Dootemäss cho.

was si für Wunder too het und wie me se verehrt ändere

Im Bricht vo däm Heiligelääbe sind vil wundersami Sache ufgschribe, wo für d Mönch und d Lüüt Bewys gsi sind, ass d Wiberat e Märtyrerin und heiligi Person isch. So het men öpe gwüsst:

  • ass e Lampen an irem Grab diräkt vom Himel uus azündt worden isch
  • ass einisch der Strääl von ere über em Grab i der Luft ghanget isch
  • ass mit däm Strääl öperem es chranks Aug gheilt worden isch
  • ass d Wiberat emol als Erschynig zum Hitto cho isch und em gseit het, er heig es wüeschts Tuech für uf en Altar usglääse
  • ass si ihri Schwöschter, d Pliddruda, gheilt het
  • ass es Stückli Holz vo ihrem Züber guet ghulfe het gäge Zaanweh.

Wäge däm allem und no meh anderne Zeiche het me z Sanggallen und im ganze Thurgau die frommi Frau, wo scho vorhäär als Inkluuse bewunderet worden isch, gly rächt afo verehre. Im Chlooschter isch scho im Joor drufabe, ane 927, ihre Todestaag bsunders gfyret worde. Und das isch e Tradizioon bis wyt i d Nöizyt gsi, nume het me bi der ofizielle Heiligsprächig ane 1047 der 2. Mai als Todestag agluegt und zum feschte Fyrtig vonere ggnoo. Hüt no isch dä Fyrtig i der Liturgy vom Bistum Sanggalle obligatorisch.

I der Chlooschterchronik Casus sancti Galli schribt der Mönch Ekkehard der Viert dervo, wie der Kaiser Heinrich der Dritt und däm syni Frau Agnes gmacht händ, ass der Papscht Klemens der Zwöit d Wiborada als Heiligi anerchänt het.

Z Sanggalle het d Gschicht vo der heilige Wiborada, wie men ere hüt au im Dialäkt seit, immer wider Fraue derzue brocht, au so nes heiligmässigs Läbe z wähle. Es bar sind wie sii zu der Mange-Chile als Inkluuse cho, die letschti vonne isch dört ane 1509 gstorbe. Und z Sankt George oben isch vom 16. Joorhundert bis 1834 s Wiborada-Chlooschter für Fraue gsi.[4]

D Wiborada, wo me uf de Bilder gärn mit eme Buech zeigt, isch d Schutzpatronin vo de Bibliotekare und de Büecherfründ.

Literatur ändere

  • Walter Berschin: Vitae Sanctae Wiboradae. Die ältesten Lebensbeschreibungen der heiligen Wiborada. Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte Band 51, 1983.
  • Peter Erhart: Wiborada In: Historisches Lexikon vo dr Schwiiz.
  • Adolf Fäh: Die hl. Wiborada. Jungfrau und Martyrin. St. Fiden 1926.
  • Eva Irblich: Die Vitae sanctae Wiboradae. Ein Heiligen-Leben des 10. Jahrhunderts im Zeitbild. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 88, 1970, S. 1–208.

Weblink ändere

  Commons: Wiborada – Sammlig vo Multimediadateie

Fuessnoote ändere

  1. Marion Voigt: Wiberat. Eine Frauengestalt aus dem Frühmittelalter als Patronin der Bibliothekare und Bibliophilen. Oder: Feiern Sie den 2. Mai? (Memento vom 14. Februar 2019 im Internet Archive) Artikel uf libreas.eu 25/2014
  2. So vermuetet s der Georg Grandaur: Das Leben Oudalrichs, Bischofs von Augsburgs. 1890, 95.
  3. MGH SS 5, 112
  4. Josef Reck: St. Wiborada in St. Gallen. In: Helvetia Sacra. Abt. III: Die Orden mit Benediktinerregel. Band 1: Frühe Klöster, die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz. Berlin 1986, S. 1934ff.