Sieben Reden von Burte

Sieben Reden von Burte
Orginalusgob
Genre Redesammlig
Autor Hermann Burte
Erschinigsjoor 1943

Sieben Reden von Burte isch e Buech, wu im Friähjohr 1943 z Stroßburg rüskumme isch un wu Rede vum ditsche un alemannische Dichter Hermann Burte enthaltet, wu dä zwische 1935 un 1942 ghalte het.

Bedittig un Hintergrund

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As s wichtigscht Bewiisstick fir d nationalsozialischtisch Verstrickung vum Burte gälte Rede, wun er zwische 1940 un 1942 ghalte het un wu in däm Buech dokumäntiärt sin.

Dr Wolfgang Heidenreich nännt im Burte si Red vum 9. 11. 1942 „Exzess einer Haltung, die in jenen Jahren nicht mehr nur mitläuferische Willfährigkeit gegenüber dem verbrecherischen Regime, sondern Mittäterschaft bedeutete“. Dr spricht a, ass zu sällere Zit d Deportatione vu dr Jude scho agfange gha hän un suggeriärt so, ass dr Burte do ebis drmit z due het.

Dr Burte het diä Rede im Uftrag vu Ämter, Stedt un Gsellschafte ghalte, wu nit vu Systemgegner gfiährt gsii sin un wu vum e Redner minschtens e blakativ Bekänntnis zum Nationalsozialismus verlangt hän. Des Bekänntnis het dr Burte in dr meischte Rede abgä. E andere Wäg wär gsii, d Iiladung as Redner üszschlage. Si hätt in d Isoliärung gfiährt – verschiidini Persenligkeite hän dä Wäg gwehlt, so d alemannisch Dichteri Elisabeth Walter.

Dr Burte het in däne Rede e Spagat gmacht: dr het dr Hitler globt un het uf dr andere Sitte iidringlig (aber nit in jedere Red konsequänt) firs Geischtig plädiärt – im e Syschtem, wu ganz uf Gwalt un Militarismus gsetzt het. Dä rot Fade – dr Geischt soll Meischter wäre – isch im Vorwort rüsghobe un ziägt sich durch mehreri Rede: Si „sind aus der Zeit für die Zeit gesprochen, in der Schau auf das unzerstörbare ewige Deutschland und in dem Sinne, daß der Geist Meister wird in der Welt, es geschehe, was da mag.“

Im Durchschnitt isch jedi Red in däm Buech 25 Sitte lang.

Im Burte sini Rede hän kei Dagesgespolitik zum Inhalt, s goht um Dichtung, Kültür un Sproch. Friili kunnt er änewäg in d Nächi vu dr Dagespolitik, wänn er dr antisemitisch Dichter Bartels, im Schiller si Griägsgedicht oder im Hitler si „Mein Kampf“ lobt. Uffellig isch: Dr Burte lobhudlet niä d Partei oder suscht e Organisation – alliwiil numme dr Hitler oder s System as Ganzes oder Ditschland.

Diä meischte vu sinene sibe Rede zeige dr Burte as Nationalsozialischt, friili as enne, wu mit „Nazivokabular“ d Akzänt in dr meischte Rede zum Deil zimli anderscht setzt wiä d herrschend Bolitik.

Mer mueß do drbii beachte, ass s rassischtisch Vokabular elter isch wiä d Nazipartei – dr Burte het nit miäße bi dr Nazi in d Lehr goh; dr het sini Uffassunge scho vor em Erschte Wältgriäg erworbe un verdrätte. S isch umghert gsii: D Nazi hän sich üs em Vokabular vu dr „völkische Bewegung“ vor un noch em 1. Wältkriäg bediänt un hän e eigini Suppe drüs kocht. Dr Hitler sälber het scho vor em Erschte Wältgriäg z Wiän sich si Wältsicht ageignet.

Drotz ass dr Burte d Akzänt anderscht gsetzt het wiä d Nazi, laschtet dr Vorwurf üs dr Zit noch 1945 uf-em, ass er sich nit dittlig abgwändet het, wu ner gsäh het, ass d Nazi uf Gwalt un Velkermord anschtatt uf Geischt setze.

Rede auf Hebel

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Red, ghalte z Huuse im Wiisedal am Hebelfescht vom 10. Mai 1935, wu im Hebel si 175. Geburtsdag gfiirt wore isch.

Die europäische Sendung der deutschen Dichtung

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Red, ghalte am „Deutschen Dichtertreffen“ am 27. 11. 1940 z Weimar.

Fir dr Burte isch dr Goethe dr vollkummescht ditsch Dichter. E Dichter diäg wiä e Baüm im Grund vum e Volk wuzrle, wänn aber si Dolde hoch gnue wird, diäg er in d frei Atmosphäri rage, wu allene ghert – „in das freie Reich des Geistes, der die verschiedensten Dinge alle auf einen Nenner bringt und damit den besonderen Verhältnissen entrückt. Wer aus dem Geiste ist, der spürt den Geist, er brause, woher er mag, und fahre, wohin er will!“ So heb also dr Goethe d europäisch Dichtung befruchtet – wiä er sich sälber aü „ungefährdet Östliches und Westliches, Serbisches und Persisches“ ageigenet un sinem Wäse glichgschaltet heb. (S. 12).

Im Burte gfallt am Goethe unter anderem also, ass er geischtigi Giäter vu andere Velker ufgrifft un veredlet, un ass diä Giäter drno vu andere Velker wider ufgriffe wäre – dr Goethe het Dichter vu andere Natione stark beiiflusst. So ischs zum e geischtige rum un num zwische dr Velker kumme.

S isch dr Wärt zum Bemerke, ass dr Burte aü im Goethe sini „östlichen“ un „serbischen“ Quälle erwähnt, wun er „ungefährdet“ verarbeitet het – des bedittet, ass em diä Quälle nyt gschadet hän, wu noch NS-Asicht vu „minderwärtige Rasse“ (Slave un anderi) kumme.

Dr Burte schungliärt in däre Red zwar aü mit Nazi-Vokabular, stellt aber mit em Goethe e Mann ufs hegscht Podium, wu im nationalsozialischische Ideal iberhaüpt nit entspricht.

Näbe dr Goethe stellt dr Burte e zweite Internationalischt: dr Friedrich Schiller. Dä heb d Brite „ein edelherziges Volk“ gnännt, Frankrich „das schönste Land“; d Schwizer seige e Volk, „das fromm die Herden weidet, sich selbst genug nicht fremden Guts begehrt“. Dr Schiller diäg „von einem Bunde der Völker“ schwärme, „geschlossen durch die Freude und ihre Kraft.“ Dr nännt dr Schiller e „Edelmann des Geistes“, un dr seig e „großartiger Liebender und Glaubender, der Millionen Wesen umschlingt und der Welt den Kuß bietet, nicht den Biß.“ (S. 16)

Friili unterstellt dr Burte im Schiller, wu ghofft un gsähne heb, ass d ditsch Sproch d Wält beherrsche wird, däm Schiller unterstellt er: „Wie würde dem Kämpfer Schiller das Herz in Jubel und Freude schlagen, könnte er wie wir die Macht und den Geist kämpfend verbunden sehen! Wie würde er, der Dichter des Soldatischen, der Unheber des besten deutschen Kriegsgedichtes ’Die Schlacht’, erstaunen und erstrahlen in Glück, wenn Buch und Schwert im Bund im Triumph über Deutschland schweben!“ (S. 16f)

Drno zeigt dr Burte vum George, vum Rilke, vum Nietzsche un vum Hölderlin ebefalls däne ihrini internationale Iifliss.

Zu dr ditsche Dichtung zu dr Zit vu sinere Red sait dr Burte: „Sie sucht vor allen Dingen das Herz des eigenen Volkes; sie will Eins sein mit dem Fühlen Aller, und ihr allereigenster Beruf ist der: Art zu schaffen! Sie muß alle Lebenskraft des deutschen Volkes auf die Findung, Festigung und Verewigung des deutschen Wesens wenden: denn was hülfe es ihr, die Welt zu gewinnen, aber die Seele zu verlieren?“ (S. 20) Mit dr Vorstellung, ass Dichtung „Art“ schafft, herbschtet dr Burte im falsche Stick: noch dr NS-Ideologie isch „Art“ genetisch bedingt un ka nit durch Dichtung gschaffe wäre.

Dr Burte hebt kenni zitgnessische Dichter rüs: „Namen nennen wir nicht; wen heute der Schatten des Schweigens deckt, den kann morgen Licht und Schall treffen.“ E Sitte witter nännt dr Burte aber doch e Namme un stellte as positivs Biispiil rüs: Üsgrächnet dr Hans Grimm („Volk ohne Raum“, 1926) – dr Grimm, wu dr Goeppels 1938 het welle iisperre un wu stark isoliärt gsii isch.

Drno hebt dr Burte änglischi Dichter positiv rüs, nämlig dr Shakespeare, dr Carlyle un dr Houston Stewart Chamberlain un findet si glichgsinnt. Dä international Schulterschluss isch eigentlig e guets Wärk, dänn Ditschland un Ängland sin im Griäg mitenander. Aber drno sait dr Burte, dr Chamberlain (e Rassischt) heb 1922 si Hoffnung in dr Hitler gsetzt. Des stellt er as vorbildlig ani: „Von Goethe zu Hitler war sein Weg!“ (im Chamberlain sine) ''Es ist unser aller Weg, liebe Kameraden!“

Drno reiht dr Burte dr Hitler (wäge sinem Buech „Mein Kampf“) bi dr Dichter ii: „Der große Staatsmann der Deutschen ist, ehe er an das Werk tritt, eine Art Dichter und Denker (...).“ Allewäg isch dr Hitler schiints nit dr grescht vu dr Dichter, dänn dr Burte erhofft e andere: „Aus der Tiefe unseres Herzens danken wir dem Führer, aus der Fülle unseres Glaubens erhoffen wir den künftigen großen Dichter! Er wird zu Adolf Hitler stehen wie Goethe zu Friedrich dem Großen. (...) Er wird eine Art von König des Geistes sein, dem alles gehört, was über den Scheiteln schwebt.“

Do drmit isch üsgsait: Dr Hitler isch nit dr Kinnig vum Geischt, wu alles ghert, was iber dr Scheidel schwäbt. Eb diä Üssicht, näbe sich e „König des Geistes“ z bikumme, dr „Fiährer“ begeischteret hätt, wänn er drvu ghert hätt, derf bezwiiflet wäre.

Dr Rüdiger Hoffmann, wu diä un anderi Rede vum Burte scharf gritisiärt, mueß doch feststelle; "Bewundernswert die Weite des geistesgeschichlichen Bogens, den er dabei schlug, wobei sich seine große Kenntnis der europäischen Literaturen manifestierte." Aber wiä ner dr Hitler globt het, seig meh wiä e Pflichtiäbung gsii, wiä si dertemol dr Brüch gsii seig.

Rede auf Schiller

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Ghalte im „Freien Deutschen Hochstift“ z Frankfurt am Main am 10. 11. 1941.

Dr Burte setzt do am e Griägsgedicht (Die Schlacht) vum Friedrich Schiller a, wus drin heißt:

„(...)Aber der Krieg hat auch seine Ehre,
Der Beweger des Menschengeschicks;
Denn der Mensch verkümmert im Frieden;
Aber der Krieg läßt die Kraft erscheinen,
Alles erhebt er zum Ungemeinen,
Selber dem Feigen erzeugt er den Mut.“ (S. 36)

Wänn er dr Ziige vum jetzige Wältkriäg kennt sii, wär er glicklig, dr Schiller, meint dr Burte. Drno setzt er wider zum Spagat a, wänn er iber dr schwebisch Dichter sait: „Er verteidigt die Würde des Menschen gegen die schamlose Willkür der Institutionen! Er glaubt an die Würde des Menschen, wenn er nach dem Gesetze der Freiheit leben kann! (...) Dieser glühende Kämpfer für edle Sitte, reinen Geist, Freiheit des Denkens, gegen Despoten und Hierarchien (...).“ (S. 39f) Diä Sitte vum Schiller, wu dr Burte do rüshebt, het dr Nazi küüm gfalle. Aber dr länkt ball wider ii uf Ten, wu dertemol wenniger verfänglig gsii sin: „Mit dem Schwerte in der Faust öffnet das Neue Deutschland das Tor der kommenden Zeit, aber nur, um den deutschen Geist dort walten zu lassen, den Geist der Ordnung, der Zucht, des Maßes! Dieser Geist, der heute die Geschichte Deutschlands lenkt und leitet, ist in der Wurzel eins mit dem Geiste des Dichters, der die Räuber, Kabale, Wallenstein und den Tell schuf.“ (S. 40)

Fir d Beurteilung vunere sonige Red mueß mer sich in d Zit versetze, wu si ghalte wore isch.

Dr Burte sait in däre Red: Wämmer im Schiller sini Gedichter ständig hert, kas bassiäre wiä mit ere Minz - si wird abgriffe un licht un gheit dur dr Aütomat durch un ka „keinen Hebel mehr bewegen und keine Wirkung im Innern mehr auslösen“.

Wiä ischs aber mit em Lobsang uf s Hitlersyschtem? Längt dä, zum dr Stab iber dr Burte bräche? Oder ka mer drvu üsgoh, ass im markgräfler Dichter sini Zitgnosse dä Lobsang as unvermeidligi Routine abghokt hän? Ass empfindligi Zuehorcher do uf gleini Fiinheite un uf Sinn zwische dr Ziilte gachtet hän, derf mer as sicher anämme. Dr Schiller, wu in däre Red diäfi, gliähnigi Verehrung dur dr Burte erfahrt, isch im Dritte Rich verdächtig gsii – sini Freiheitsdrame sin zensiärt oder verbotte gsi! Des mueß mer wisse, zum erfasse, was diä Red sait. „Groß ist jedes seiner Werke in sich und an sich, verfehlt eigentlich keines“, beschiinigt dr Burte im Schiller. Dr Gotthold Ephraim Lessing het as „Judegnächt“ golte, mit sinere Firsproch fir d Toleranz zwische dr Religione un Natione. Un dr Burte riäft üs, wänn er uf s Gedicht „Die Weltweisen“ vum Schiller kunnt: „Was für ein heller, lessinghafter Verstand (...)!“ Do het megligerwiis in einem oder andere Zuehorcher scho dr Odem gstockt. Witter unte wird dr Burte no dittliger: „(...) Parteileute bestreichen ihn mit ihrer klebrigen Farbe, und die Macher der Tagesmeinung erlassen ihre Parolen über den Wert und Unwert des Jahrtausendmannes.“ Un drno kumme witteri Adittunge iber d Schillergegner. Dr losst aü dr Schiller esälber schwätze: „(...) Der Pöbel, worunter ich keineswegs die Gassenkehrer allein will verstanden wissen, der Pöbel wurzelt weit um und gibt zum Unglück – den Ton an. (...)“

Wesen und Werk des Dichters Grabbe

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Ghalte in dr Grabbe-Wuch im Jülli 1941 z Bochum, Weschtfale.

Dr Dichter Christian Dietrich Grabbe (1801 – 1836) isch zu sinere Zit verkännt un isoliärt bliibe. Im Nationalsozialismus het mere wäge sinem Antisemitismus un sinene Stoff üs dr germanische Zit verehrt. Dr Burte wird nit miäd, dä „glicklig“ Umstand z lobe, ass dä Dichter jetz im Dritte Rich ändlig zu sinem Rächt kunnt. Zum Schluss vu dr Red, wämmer scho meint, des ischs jetz gsii, frogt dr Burte: „Ist es heute unmöglich, daß ein wirklicher Dichter so verkannt, übergangen und fast verächtlich abgelehnt wird?“ Dr Hermann Burte sait: jo ämmel: „Wem die Götter die Gabe des Gesanges schenken, der scheint gefährdet, alles Große und Edle lebt am Rand des Abgrundes, und es ist – ganz groß und gesamt betrachtet! – gut so.“ Drno sait er am Afang vume lengere Gedicht:

„Sagen wir’s ehrlich:
Dichten und schreiben
Muß lebensgefährlich
Und lohnlos bleiben! (...)“

Volk und Sprache am Oberrhein

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Red bi dr Ereffnig vu dr 1. Buechüsstellig im Alte Schloss (Rohan-Palascht) z Stroßburg am 16. 11. 1940.

Üs däre Red im bsetzte Elsiss vor iiheimischem Publikum wird dittlig, ass es bi dr Elsässer e Wiiderstandhaltung gege s Ditsch gä het, dänn dr Burte sait: „Jeder Versuch, die alemanische Mundart als Waffe gegen die deutsche Sprache zu benützen, ist innerlich unwahr, äußerlich lächerlich und im ganzen: unwahr.“ Dr Burte sait in dr Elsässer, ass si ihrere Heimet des, was ere zuestoht, zwar im Dialäkt kenne gä, dr mahnt si aber, si solle des, was s Volk, s Vaterland un s Rich betrifft, uf Hochditsch gä – „in der Sprache Luthers, Goethes, Bismarcks und Hitlers! Es wird nichts verdammt und nichts verboten, was des Volkes ist, im Gegeteil!“

Dr Noth Harald interpretiärt des 1993 eso: S isch e Verbotsdrohung fir elsässischi Diäläktschriftsteller in dr Luft gläge. Dr Burte rotet ene, ihrini Pflichtiäbunge – Lob vum Fiährer – uf Hochditsch z mache – drno brüchte si ke Angscht vor Verbot ha. Dr Noth meint, dr Burte seig „keiner der schärfsten Einpeitscher“ gsii, er heb Solidarität giäbt, wu ner in däre Red e elsässisch Gedicht vum Gustav Stoskopf (2 ½ Sitte lang!) vordrait het – d Nazi hän dr Stoskopf uf dr Latt gha. Dr Burte heb mit sinene Mahnunge villicht „noch schlimmeren Plänen der Partei“ welle zvorkumme.

Die Deutsche Sendung von Laut und Letter

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Ghalte z Mainz bin ere Gutenberg-Fiir im kurfrischtige Schloss, 21. Jünni 1942.

In däre Red wirdigt dr Burte dr Johannes Gutenberg un si Erfindung vum Buechdruck. Wel aber vum Gutenberg fascht nyt bekannt isch, macht sich dr Burte Gedanke iber s Schenii un s Schepfertum im Allgmeine un iberlegt, wiäs zu s Guetebärgs Zit hätt kenne sii. Grundsätzligi Iberlegunge zum Buechstabe, zum Wort, zum Buech folge. Dr stellt dr Buechdruck as ditschi Erfindung dar, wu aü in andere Länder fruchtbar wore isch. S italiänisch ‚Wunderbuech’ Polyphilius findet si greschts Lob. Friili fliäßt, so meint dr Burte, üs em Üsland ke Aerkännung ins Land vu dr Erfindung zruck. „Deutscher Samen fiel in die fremde Erde. (...) Dieser wurde vergessen und beschwiegen.“ Vum Guetebärg isch also, in s Burtes Red, d ‚ditsch Sändung vum Letter’ üsgange; un d ‚ditsch Sändung vum Wort’ seig vum Goethe üsgange, bsunders vu sinem „Faust“. Dr Burte bedüürt, ass in dr (latiinische) Bibel vum Guetebärg nit uf ditsch im e Gott vu dr Ditsche s Wort gredet wird. Noch sinere Meinung sott d Gschicht vu Gott mit dr Mänsche „an Meer und Wald, an Rhein und Main, im Land der Eichen und Reben, nicht der Dornbüsche und Feigenbäume“ spiile.

Am Schluss vu däre Red verglicht dr Burte dr Hitler mit em Fauscht un zollt sinem Buech „Mein Kampf“ e Lob. Dr Paul F. Wagner schribt 1990 iber diä Red: „Mit ihr hat sich Burte übernommen. Geistig wie sprachlich. Am Ende dieser Rede steht der lobhudelnde Vergleich Faust/Hitler, der nicht nur peinlich ist.“ Dr Wagner meint, dr Burte heb Fiir gfange un seig bsoffe vu sinem eigene Wort. „So unkritisch könnte er Hitlers „Mein Kampf“ nicht gelesen haben – es ist, um sich Burtes eigener Sprache zu bedienen, Schwulst und Schwamm.“ Dr Wagner het dr Verdacht, ass dr Burte „Hitlers üblen Schmöker“ niä gläse het.

Dagebuechnotiz I

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Zum eso ne Red halte ghert wuchelangi Vorbereitung – Matrial sammle, läse un schliäßlig in ere dichterische Form zämmeschriibe. Keini viär Wuche vor däre Red - also wahrschiints in dr Vorbereitungszit – schribt dr Burte in si Tagebuech (26. 5. 1942): „Es ist verderblich, wenn alle paar Wochen ein Vortrag von mir verlangt wird, dessen Thema ich nicht besitze, sondern mir erst durch die Lese von Vorträgen meiner Vorgänger notdürftig erwerben muss – mich in Ruhe zu lassen, wäre die beste Politik des Dritten Reiches, aber viel zu gescheit, um geübt zu werden!“

Worte an Bartels

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Red bim „Deutschen Dichtertreffen“ am 9. 11. 1942.

Dr Adolf Bartels (1862 – 1945) isch Dichter, Rüsgäber un Literatürkritiker un -hischtoriker gsii, dr het sich erscht im Laüf vu sinene Schaffensjohr zum Antisemit entwicklet. In sinere „Geschichte der Literatur“ un andere Aktivitäte wird des dittlig. Im Dritte Rich isch er wäge sinem Antisemitismus gehrt wore – dr isch aber niä in d Bartei iidrätte.

Wu dr Burte sälli Dichtung vum Bartels bhandlet gha het, wu wenniger verfänglig isch, kunnt er zu sinere „Geschichte der Literatur“. Do heb dr Bartels ebis gwagt, was „noch unerschaut un unerhört war, Sie schieden in unbedingt ehrlicher Sichtung Deutsche und Juden in der Dichtung“. Des heißt, dr het jüdischi Autore konsequänt as Jude bezeichnet.

Drno git dr Burte sine un im Bartels si Rasse-Begriff zum Beschte: „Sie erkannten, daß in der Dichtung sich die Rasse durch das Wort am unbedingtesten offenbart, dass der Geist einer Dichtung viel mehr von der Rasse enthält und offenbart, als es sinnfällige, körperliche Merkmale tun. (...) Dichtung ist (...) das einer Rasse innewohnende ewige Urbild, vom Geist nach außen geworfen. “ Wänn des ''„eingeborene Urbild durch feindliche Einflüsse im Wachstum verändert, verkümmert, gebrochen“ wird, drno "ändert sich ihm nach im Niedergang die Rasse, das Volk, der Mensch. Eine lebenswichtige Quelle ist die Dichtung; wird sie getrübt, erkrankt das Volk, das ihr Wasser trinkt.
Das weiß der Jude, der böse Feind des Menschengeschlechtes, wie ihn Tacitus nannte, schon jahrtausendelang, also suchte er hier zu wirken, um uns zu verderben.“

Im Burte si Rassebegriff

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Im Burte si Rassebegriff isch nit licht zum fasse, well er grad in so Sache in dichterischem Iberschwang formuliärt un nit niächter darstellt. Villicht verbreitet er absichtlig Näbel, ass mer e nit ka fasse. Dr Vorwurf vu „Zersetzung“ isch dertemol gschnäll bi dr Hand gsii.

Zum in s Burtes Rassebegriff nächer kumme, mueß mer dr nationalsozialischtisch drgege halte: Bi dr Nazi het e „Rass“ e inneri Abgschlosseheit. Si ka nit beiiflusst wäre as wiä dur Zucht: Diä Stärkere pflanze sich furt, diä Schwächere gehn unter – so diäg d Rass sich hecher entwickle. Numme d Arier seige zu schepferische geischtige Leischtunge fähig - „Kulturbegründer“. Wänn si sich mit andere vermische, diäge si dr Bach na goh – kerpelig un geischtig. E nochhaltigi Beiiflussung dur Geischt seig nit meglig.

Wänn dr Burte dr Dichtung d Graft zueschribt, „Art (...) zu schaffen“, schribt er im dichterische Geischt e Macht zue, wun er noch dr nationalsozialischtische Rasselehr nit het. Ass „Geischt“ fir dr Burte iber „Rass“ stoht oder mindschtens e starki Iiflussquälle isch, isch nit numme in däre Red gsait, an viil andere Stelle klingts a; am dittligschte kunnts im Gedicht „Hebel rassisch!“ rüs.
Dr Burte schränkt si Asicht, ass d „Rass“ dur Geischt ka ghobe (oder verdorbe) wäre, nit uf d „Arier“ ii. Är schliäßt also sälli „Rasse“, vu vu dr Nazi blos as „Kulturträger“ oder gar as „Kulturzerstörer“ agsähne wäre, nit üs.

Missklang im Chor vu dr Welf

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Im Burte si antisemitischi Red an dr Bartels isch em noch 1945 zum Verhängnis wore. Er wird vu Kritiker wiän em Heidenreich wohrgnumme ass eine, wu mit dr Welf ghiile het un eso mitverantwortlig fir Auschwitz isch. Sinene Zitgnosse im Dritte Rich, wu mit Rassetheoriä vertroit gsii sin, ka dä Missklang, wu si Stimm im Chor vu dr Welf üsgmacht het, aber nit entgange sii.

Ass sini antisemitische Positione in dr „Rede“ nit si erscht un si letscht Wort zu däm Thema sin, het er zeigt, indäm er 1948 nomol s Buech iber si Freindschaft mit em jüdische Schriftsteller un Induschtriälle Walther Rathenau rüsgä het („Mit Rathenau am Oberrhein“).

Dagebuechnotiz II – fir e anderi Bolitik

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Dr Burte het 1943 gsähne, mer het „genau das Gegenteil dessen erreicht, was man als Ziel angegeben hatte“. Dr sait, was ihm fir e Bolitik basse dät: „Sieg des deutschen Geistes ohne Waffen nach der Art der Schweiz: Deutschland die grössere Schweiz Europas, ohne Aggression.“ Er meint, z Ditschland hebe sich unter em Hitler „fast alle Fehler aller verflossenen Fürsten“ in wennige Johr zämmeballt.

Leider stoht do nit, was er im einzelne meint – s wär aü nit rotsam gsii, des ufzschriibe; aü so hätt diä Dagebuechstell dr Tatbstand vu Defätismus erfillt, wänn si in d Hand vu dr Gestapo kumme wär. Do hätt aü s Strichli nyt gnutzt, wu dr Burte anstatt vum Namme Hitler ani gschriibe het.

Im Burte ischs allewäg vertleidet gsii, dr hätt sich, däm Iidrag no, am liäbschte vu allene Redner-Verpflichtige zruckzoge – wiäs aü schommol in sinem Iidrag vum 26. 5. 1942 aglunge isch.

Dagebuchnotiz vum 14. 10. 1943 (HBA): „Ich überlege mir heute, ob es nicht für mich das einzig Richtige wäre, mich vollständig aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, weder zu sprechen als Redner, noch im Rundfunk, sondern nur zu schreiben, zu schreiben, zu schreiben mit dem Ziel: Sieg des deutschen Geistes ohne Waffen nach der Art der Schweiz: Deutschland die grössere Schweiz Europas, ohne Aggression: Das ewige Misslingen der Deutschen in der Politik, dieser Kunst, Erfolg zu haben, muss auf angeborenen Fehlern, Mängeln, Eigenschaften beruhen. Denn einmal müsste die Überlegenheit, falls sie vorhanden wäre, sich offenbaren. Tausend Jahre lang, von Karl dem Grossen zu Franz dem Kleinen ist unsere Geschichte von einer erstickenden Talentlosigkeit. Fast alle Fehler aller verflossenen Fürsten haben sich in wenigen Jahren unter - zusammengeballt: Es wird in der Tat genau das Gegenteil dessen erreicht, was man als Ziel angegeben hatte.“

Literatür

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  • Auszüge aus Dokumenten im Nachlaß von Hermann Burte. Hermann-Burte-Gesellschaft. Lörrach 1978 (Heft).
  • Wolfgang Heidenreich: Der Burte – Neuvermessung des alemannischen Dichters, Redners und Malers Hermann Burte – Texte, Analysen, Gespräche. (Manuskript vun ere SWF-Radiosändig am 19. 11. 1978, widerholt am 10. 2. 1979.
  • Rüdiger Hoffmann: Der politische und der andere Burte. Vortrag am Burte-Abend in Haltingen am 7. November 1987. In: Das Markgräfler-Land. Heft 1 / 1988, rüsgä vu dr Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland für Geschichte und Landeskunde e. V. un em Hebelbund Müllheim e. V.
  • Paul F. Wagner: Hermann Burte und seine Zeit. Binzen 1990 (Heft).
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