Dialäkt: Züritüütsch

D Elvira Glaser (* 6. Februaar 1954 z Edesheim/Pfalz, Tüütschland) isch e tüütschi Spraachwüsseschafteri, wo a den Uniwërsitëëte Augschburg und Züri Profässoorin für tüütschi Spraachgschicht gsy isch.

Läbe ändere

D Glaser isch i de Pfalz uufgwachse. 1972 bis 1978 hät si a den Uniwërsitëëte Choschtez und Münche Slawistik, Gërmanistik, Gschicht und Albanology gstudiert. 1983 hät si z Augschburg mit eren Aarbet über «Graphische Studien zum Schreibsprachwandel vom 13. bis 16. Jahrhundert. Vergleich verschiedener Handschriften des Augsburger Stadtbuches» promowiert und sich 1991 z Bamberg mit der Aarbet «Frühe Griffelglossierung aus Freising. Ein Beitrag zu den Anfängen althochdeutscher Schriftlichkeit» habilitiert.

1993 bis 1995 isch d Glaser Profässoorin a der Uniwërsitëët Augschburg gsy und vo 1995 bis 2019 a der Uniwërsitëët Züri. Daademit hät si z Züri dëë Leerstuel ghaa, wo vor ire de Ludwig Tobler, der Albert Baachme, de Wilhälm Wiget, de Ruedolf Hotzeköherli und de Stefan Sonderegger gwürkt händ.

Forschig ändere

Schwëërpünkt vo de Glaser irem Forsche sind tüütschi Spraachgschicht, früenöihoochtüütschi Schrybwyse (Grafemaatik), althoochtüütschi Glossierige, alti Chochrezäpt, alemanischi und bairischi Tialäktology, d Sintax vom früenerige Tüütsch und die von tüütsche Tialäkt und dänn au Spraachkontaktfënomeen.

Es isch ires Verdienscht, das di na jung Forschigsrichtig «Tialäktsintax» im tüütsche Spraachruum hüt e groosses Theema isch. Vo Aafang aa hät si äng mit em Holänder Sjef Barbiers zämegschaffet, wo en ëënlichs Projäkt für de niderländisch Spraachruum aafüert.[1] De Glaser ires Projäkt «Dialektsyntax des Schweizerdeutschen», wo dänn as Syntaktischer Atlas der deutschen Schweiz (SADS) usechoo isch, isch en zwäite Spraachatlas vo de tüütsche Schwyz: Wäret dëë uf Chaarte zäiget, weli schwyzertüütsche Luut, Formen und Woort woo voorchömed, gaat de «SADS» de schwyzertüütsche Sintax naa, aso wie mer im Tialäkt Woort zämehänkt und Sätz bildet.[2] Usechoo isch der Atlas 2021. En Aart e Furtsetzig isch s nöi Projäkt «Modellierung morphosyntaktischer Raumbildung im Schweizerdeutschen (SynMod)».[3] Und es Theema, wo si au bsunders intressiert, isch die soognännt «kriegen-» oder «bekommen-Perifraase». Daa gaats um Sätz wie «ich krieg die Haare geschnitten», en Tipus, wos i vilne gërmaanische Spraachen und Warietëëte git.[4]

En anders soozsäge läbeslangs Projäkt vo de Glaser sind d Abchürzige, wos in althoochtüütsche Griffelglosse git. Griffelglosse sind Aamërkige, wo am Rand oder zwüsched de Zyle vo früemittelalterliche Handschrifte stönd und mit em Griffel i s Përgamänt inegritzt woorde sind; gsee cha me si nu im Sträiffliecht. Vil vo dëne Woort sind aber nöd öppen uusgschribe, näi, si stönd da nu i abgchürzter Form. S Forschigsprojäkt wott e sischtemaatischi Gsamtdaarstelig vo alne Chürzigswariante büüte.[5] Aber au d Fraag, wie di staatliche Kanzleie zum äinten und di Privaate zum andere i früenöihoochtüütscher Zyt gschribe händ, trybt si syt langem ume.

As Profässoorin z Züri hät d Glaser näbetduren au Schwyzer Oorts- und Fluernamebüecher bitröit. Vom Eugen Nyffenegger, wo sälber s Tuurgauer Namebuech aagräiset und gläitet hät, hät si s Sanggaller Namebuech, s Schafuuser Namebuech und (zäme mit em Martin Graf) s Zürcher Namebuech[6] as Projäktzueständigi übernaa.

D Glaser macht au i vilnen Inschtitut und Fachorganisazioone mit. Zum nu e paar Pöschten uufzele, wo si sich anngaschiert: Syt 1997 isch si Mitgliid vo de Läitigsskomissioon vom Fonogrammarchyv vo der Uniwërsitëët Züri und syt 2004 deet Co-Presidäntin; syt 1998 isch si im Voorstand vom Veräin für s Schwyzertüütsch Wöörterbuech; syt 2008 amtet si as Mitgliid im Forschigsraat vom Inschtituut für Kultuurforschig Graubünde, und churzi Zyt hät si au d Wöörterbuech-Komissioon vo de Schwyzerischen Akademy vo de Gäischtes- und Soziaalwüsseschafte (SAGW) presidiert. Vo 2001 bis 2010 isch si au Mitgliid im Forschungsraat vom Schwyzerische Nazionaalfonds (Abt. I) gsy.

Publikazioone (Uuswaal) ändere

Monografye

  • Graphische Studien zum Schreibsprachwandel vom 13. bis 16. Jahrhundert. Vergleich verschiedener Handschriften des Augsburger Stadtbuches. Dissertazioon 1983. Winter, Heidelberg 1985. (Germanische Bibliothek, III. Reihe).
  • Frühe Griffelglossierung aus Freising. Ein Beitrag zu den Anfängen althochdeutscher Schriftlichkeit. Habilitazioonsschrift 1991. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996 (Studien zum Althochdeutschen 30).

Uufsätz

  • Zur Struktur des Lehnwortschatzes im Arbrisht. I: Francesco Altimari, Gabriele Birken-Silverman, Martin Camaj, Rupprecht Rohr (Ug.): Atti del Congresso Internazionale di studi sulla lingua, la storia e la cultura degli albanesi d’Italia (Mannheim, 25–26 giugno 1987). Università della Calabria, Rende 1991, S. 129–142.
  • Morphologie und Funktion des unbestimmten Artikels im Bairischen. I: Hans-Werner Eroms, Hermann Scheuringer (Ug.): Sprache an Donau, Inn und Enns. Vorträge des Symposions zu Sprache und Kultur des altbairischen Raumes 1994. Linz 1996 (Schriften zur Literatur und Sprache in Oberösterreich 5), S. 149–169.
  • Dialektsyntax: eine Forschungsaufgabe. I: Bericht über das Jahr 1996. Schweizerdeutsches Wörterbuch. Schweizerisches Idiotikon. [Zürich] 1997, S. 11–30 (Digitalisaat).
  • Die Kochbücher der Philippine und Sabina Welser. Philologisch-linguistische Betrachtungen zu zwei frühen Frauenkochbüchern. I: Mark Häberlein, Johannes Burkhardt (Ugg.): Die Welser. Neue Forschungen zur Geschichte und Kultur eines oberdeutschen Handelshauses. Akademie, Berlin 2002, S. 510–549.
  • Zu Entstehung und Charakter der neuhochdeutschen Schriftsprache: Theorie und Empirie. I: Raphael Berthele, Helen Christen, Sibylle Germann, Ingrid Hove (Ugg.): Die deutsche Schriftsprache und die Regionen. de Gruyter, Berlin 2003 (Studia Linguistica Germanica 65), S. 57–78.
  • (zäme mit de Claudia Bucheli Berger:) Zur Morphologie des (ko)prädikativen Adjektivs und Partizips II im Alemannischen und Bairischen. I: Franz Patocka, Peter Wiesinger (Ugg.): Morphologie und Syntax deutscher Dialekte und Historische Dialektologie des Deutschen. Beiträge zum 1. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen, Marburg/Lahn, 5.–8. März 2003. Präsens, Wien 2004, S. 189–226.
  • Zur Syntax des Lëtzebuergeschen: Skizze und Forschungsprogramm. I: Claudine Moulin, Damaris Nübling (Ugg.): Perspektiven einer linguistischen Luxemburgistik. Studien zur Diachronie und Synchronie. Winter, Heidelberg 2006, S. 227–245.
  • Syntaktische Raumbilder. I: Franz Patocka, Peter Ernst (Ugg.): Dialektgeographie der Zukunft. Akten des 2. Kongresses der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen (IGDD). Steiner, Stuttgart 2008, S. 85–111.
  • (föif Uufsätz, zmäischt zäme mit anderne:) Griffelglossen; Formenkongruenz und funktionale Adäquatheit; Graphematik und Phonematik; Echternacher Handschriften; Freisinger Glossenhandschriften. I: Rolf Bergmann, Stefanie Stricker (Ugg.): Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie. de Gruyter, Berlin / New York 2009, S. 202–229; 372–386; 995–1019; 1257-1278; 1353–1383.
  • (zäme mit em Walter Breu:) Stimmen der Vergangenheit. Die ältesten albanischen Tonaufzeichnungen von 1907, 1914 und 1918 aus Wiener und Berliner Archiven. I: Bardhyl Demiraj (Ug.): Wir sind die Deinen. Studien zur albanischen Sprache, Literatur und Kulturgeschichte, dem Gedenken an Martin Camaj (1925–1992) gewidmet. Harrassowitz, Wiesbaden 2010, S. 199–230.
  • (zäme mit de Claudia Bucheli Berger und em Guido Seiler:) Is a syntactic dialectology possible? Contributions from Swiss German. I: Andrea Ender, Adrian Leemann, Bernhard Wälchli (Ugg.): Methods in Contemporary Linguistics. Trends in Linguistics. de Gruyter, Berlin/Boston 2012, S. 93–119.
  • Typen und Funktionen volkssprachiger (althochdeutscher) Eintragungen im lateinischen Kontext. I: Marry Garrison, Marco Mostert, Arpád Orbán (Ugg.): Spoken and Written Language. Relations between Latin and the Vernaculars in the Earlier Middle Ages. Brepols Publishers, Turnhout 2013 (Utrecht Studies in Medieval Literacy 24), S. 277–302. [Überarbeitig vo: Typen und Funktionen volkssprachiger (althochdeutscher) Eintragungen im lateinischen Kontext. I: Sprachwissenschaft 28 (2003), S. 1–27.]
  • (zäme mit de Gabriela Bart, em Robert Weibel und em Pius Sibler:) Analysis of Swiss German syntactic variants using spatial statistics. In: Xosé Afonso Álvarez Pérex, Ernestina Carrilho, Catarina Magro (Ugg.): Current Approaches to Limits in Dialectology. Cambridge Scholars Publishing, Newcastle upon Tyne 2013, S. 143–169.
  • Wandel und Variation in der schweizerdeutschen Syntax. I: Taal en Tongval 66, 2014, S. 21–64.

Usegäberschaft

  • (Usegäberi, zäme mit em Peter Ott und em Ruedolf Schwarzebach:) Alemannisch im Sprachvergleich. Beiträge zur 14. Arbeitstagung für Alemannische Dialektologie in Männedorf (Zürich) vom 16.–18.9.2002. Stuegart 2004
  • (Usegäberi, zäme mit de Helen Christen und em Matthias Friedli:) Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz. Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien, 2013. [7. Uuflaag: 2019.]
  • (Usegäberi): Syntaktischer Atlas der deutschen Schweiz (SADS). Band 1: Einleitung und Kommentare. Band 2: Karten. Francke, Dibenga 2021.

Literatuur ändere

  • Linguisten-Handbuch. Biographische und bibliographische Daten deutschsprachiger Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler der Gegenwart. Useggëë vom Wilfried Kürschner. Narr, Tübingen 1994. ISBN 3-8233-5000-5. Bd. 2, S. 275 f.

Weblink ändere

Fuessnoote ändere

  1. SAND. Een syntactische atlas van de Nederlandse dialecten.
  2. Dialektsyntax des Schweizerdeutschen. – En Schüeler vo de Glaser, de Jürg Fleischer, hät s Theema Tialäktsintax uf Marburg praacht und hät deet de hessisch Sintaxatlas iniziiert.
  3. Modellierung morphosyntaktischer Raumbildung im Schweizerdeutschen (SynMod).
  4. Constructions of ‹krijgen› in Dutch and its neighbouring Germanic languages. Archiviert vom Original am 16. Mai 2019; abgruefen am 16. Mai 2019.
  5. Kürzungen im Althochdeutschen.
  6. Siedlungsnamen des Kantons Zürich (2016–2019) reschp. Siedlungsnamen des Kantons Zürich (2019–2022).