Archiv

en Organisazion, wo Archivguet ufbewahrt, pflägt und nutzbar macht

Es Archyv isch en Yrichtig zum Dokumänt, wo men als Kwelle für d Gschicht aluegt, ufzbewaare, zpfläge und nutzbar zmache. Es isch öppis us em Fachberych vo dr Informazioonswüsseschaft. Archyv zelle wie d Biblioteeke zu de wichtigen Aarte vom Kulturguet.

s Huus vom Schwiizerische Bundesarchyv z Bäärn, bout 1899; s Archyv sälber git’s sit 1798

s Wort und was es bedüütet ändere

S Wort chunt vom latynische archivum, wo «Chaschte für Schrifte» bedüütet, und das goot uf s eltere griechische ἀρχεῖον archeíon zrugg; so het men emene Huus mit ere öfentliche Vrwaltigsfunkzioon gseit; es hanget zäme mit dr Bezäichnig Archonte für die hööche staatliche Funkzionäär im alten Athen.[1]

Im hüttige Sproochgebruuch isch s Wort Archyv nid äidüütig. Me säit de Hüüser, wo men äxtra für grossi Dokumäntesamlige bout het, eso, und au de separaate Archiyvrüüm innerhalb von ere Ligeschaft; und dr Naame chan au gsamthaft en Inschtituzioon oder e Verwaltigsabtäilig bedüüte, wo drfüür doo isch, e Dokumäntesamlig z pfleege. I dr Umgangssprooch bruucht me dr Name sogar au für gwöönlichi und nid wyters organisierti Lager vo Schriften und andere Sache.

 
Im mittelalterlichen «Archivturm» oder au «Schatzturm» z Schwyz isch vil Joorhundert lang s obrikäitlichen Archyv vom Stand Schwyz gsi.

I dr jüngschte Zyt chunt dr Begriff non e vil e wyteri Bedüütig über, wo me nen i dr Wält vo dr Informatik für verschideni Forme vo dr digitaale Dokumänteverwaltig oder sogar au äifach für s technische Spychere vo Datäie bi dr elektronische Dateverarbeitig bruucht.[2] Mit dr rasante Veränderig vom Internet, wo Milioone vo Websyte nach relativ churzer Zyt wider glöscht wäärde, het me gmerkt, ass me vil Inhält äigentlich au spöter no chönt bruuche, und drum het scho anne 1996 s Projäkt «Internet Archive» agfange (Lueg do drzue au: Web Archive, e-Helvetica, e-archiv.li).

E psunderi Kariere het s Wort bi de wüsseschaftliche Büecher und Zytschrifte im enen überträite Sinn gmacht, wo me früener gäärn ere grössere Samlig vo Fachartikel dr Name Archyv gää het. Es Bischpiil für son e Hefträie isch s «Archiv für Kulturgeschichte», e bedüütendi düütschi Fachzytschrift für d Gschicht. Die internazionali Fachzytschrift für d Archivaar häisst sälber au grad Archivum. Und no äis: S «Archivio glottologico italiano» isch es iteliänischs Heft für d Dialäktology, wo dr Graziadio Ascoli anne 1873 agfange het.

was men im Archyv macht ändere

Näbem praktische Zwäck vom Archyvguet, ass ma cha go nocheluege, was me früener ufgschribe oder in ere bestimten Aaglägehäit gsäit oder mit öpperem abgmacht het oder was me für Brief vo andernen übercho het, cha me die alte Dokumänt au no für öppis wärtvolls aluege, wo eim dra maane, was i dr Gschicht vom eigete Land oder Doorff oder dr eigete Fabrigg oder Organisazioon bassiert isch. Me säit öppe, d Archyv und d Biblioteeke büüte dr Chäärn vom «kolektyve Gedächtnis».

D Archivaare sägen äim modäärner, me müess nid nume die konkreete Schrift- und Daatetreeger, sondern mee d Informazioone, wo vo dene transportiert wärde, «sichere». Me leert immer wider öppis us de Fäll, wo me Schrifte vo früener verloore het, wil s Archiviere nid guet funkzioniert het oder me Dokumänt vrloore het. Die jüngeri Sozialgschicht suecht Dokumänt, wo me früener nid uf d Syte too hätt.[3] Bim Archyv vo dr Uni Züri het me gmerkt, wie me früener bi Privaate gwüssi Nochläss vo ehemoligen Uniprofässoore furtghäit het, wo für d Unigschicht guet gsi wääre.[4]

 
d Chäschte vom alte Stadtarchyv z Fryburg

Us emene gwöönliche Schriftstück, wo bi dr Schrybarbet für en praktische Zwäck vom Staat oder vom Betriib ufgsetzt wird, git’s es Archydokumänt – me säit dene au «Archivalie» –, wenn dr Archivaar oder d Archivaarin bim Arbetsschritt vo dr «Bewärtig» entschäidet, ass mes zum Archyvbestand muess legge, und das bedüütet, wemme s richtig macht, ass me das Schtück i d Lischte vom Archiy, s «Findmittel», tuet ufschrybe und denn guet a sym Platz vrsorgt; vo däm standardisierte Wääg im «Lääbe vom Dokumänt», wo bi grosse Verwaltige zimli schwirig isch und bi dr tradizionellen Archyvarbet vil Fachlüüt und Zyt bruucht, git’s e grossi Methoodediskussioon bi de Archyvwüsseschaftler. Zum dr Schritt vo den Informazioonstreeger vo dussen, öppen i dr Verwaltig, is Archyvguet vorzbereite, isch d Regischtratuur und s Records Management doo.

Und de wott me die Sachen im Archyv uf langi Zyt usen ufbhalte. Drum tuet me se wo me cha suber, troch, schön verpackt am ene sicheren Oort ypschlüsse. Kabuti Dokumänt cha me nid äifach furtghäie, näi, me het se z flicke oder wenigschtens das, wo no umen isch, z «konserviere».[5] Es isch gschyd, vo wichtigem Züüg en Abschrift oder e Kopy z mache. Im zwänzigschte Joorhundert het me do drfüür wytume dr Mikroflim bruucht, ganz öppis gäbigs au grad no für zum nocheluege, was uf de Schriftstück stoot. Zimli schwäär isch es jetz für d Archyvlüüt i dr nöie Zyt mit em zueverlässigen Ufbhalte vo de digitaale Daate, wo vo de Informatikdienschte chöme.[6] Für d Sicherhäit vo den Archyv het men e psunderi Richtig vom Tänkmolschutz.

Wenn s äim wunder nimt, wie das gsi isch mit öppisem vo früener, und niemmer chan äim drvo öppis sääge und me findt nüüt use i Büecher, Biblioteeken oder im Internet, so goot men is Archyv. Döört cha men als Psuecher oder Psuecherin nach de Regle vom Huus d Dokumänt aluege und abschrybe oder e Foti drvo mache.[7]

 
s Archyv vom Räkter vo dr Uni Züri anne 1920

us dr Gschicht vo den Archyv ändere

Es separaats Archyv bruucht men i jedere Schriftkultur, wemme sövel Dokumänt het, ass bin ere Verwaltig nümme jedes Schriftstück am Arbetsplatz vom Schryber Platz het. Ganz früeni Archyv sind die, wo men im Morgeland und am Mittelmeer bi gwüssne Königspaläscht gfunde het. Agfange het’s bi de Sumeerer im vierte Joortuusig vor Chrischtus i dr Stadt Uruk und z Kreta bi de Minoer im dritte Joortuusig. Vil Samlige vo so Dokumänt, wo me mit dr Keilschrift uf Ton- und Metalldafele oder uf Sigel gschribe het, sind im Bode lang nach em Ändi vo denen alte Rych erhalte blibe.[8]

Im alten Egipte isch sit dr füüfte Dinaschty im spoote dritte Joortuusig vor Chrischtus dr königlich Archyvschryber dr zäntral Scheff vo dr Schriftverwaltig im Land gsi.

Vo de grosse staatlichen Archyv vo dr Antike git’s hütt fasch nüüt me. Z Rom het dr Konsuul Quintus Lutatius Catulus öppen anne 80 vor Chrischtus s Tabularium näbem Forum romanum als Zäntralarchyv vom römische Rych lo boue. Me het die römische Gsetz uf Bronzedafele gschribe und im Tabularium ufbhalte. Räschte vo däm Huus gseht me no hüt, d Archyvdokumänt sind bim Untergang vom weschtrömische Rych verloore ggange, so wie d Schrifte vo Byzanz nach dr Eroberig vo Konstantinopel dur d Osmaanen anne 1453.[9]

Z China het d Archyvgschicht under dr elfte Dinaschty im 21. Joorhundert vor Chrischtus agfange. Wäge unghüür vill Chriege, Füür und andere Sache so wie öppen em grosse «Büechervrbrönne anne 213 vor Chrischtus» isch z China bis i die nöieri Zyt s mäischten alte Archivguet verloore ggange. Bi dr Kulturrevoluzioon im zwänzigschte Joorhundert het me denn aber befole, die alten Archyv im Land speziell z hüete. Hüt het China es psunders «Historischs Nazionalarchyv», wo d Dokumänt us den alte chineesische Kaiserdinaschtiè ufbewaart; s eltischten Archyvstück, wo me döört no het, isch vo anne 714 noch Chrischtus.[10]

Eis vo den eltischte Archyv im Weschte isch s Vatikanischen Apostolischen Archyv z Rom, wo under em Papscht Paul dr Füüfti als Vatikanischs Ghäimarchyv im 17. Joorhundert entstanden isch und Schriften us em ganze Mittelalter het.

I dr Zyt vo dr französische Revoluzioon het me z Frankrych vil vo den alten Archyv im ganze Land vrbrönnt zum d Rächtskwelle vo dr früeneren aristokratischen Oornig wägg z ha. Im schwiizerische Waadtland isch anne 1802 i dr Zyt vo dr Helvetik bin ere gwalttätige Volchsbewegig mängs Regional- und Gmäindarchyv a öppe vierzg Oorte kabut gmacht woorde; me seit de Revoluzzer vo denn im frankoprovänzalische Patois Bourla-Papey, was uf französisch Brûle-Papiers bedüütet und uf Düütsch «Papyrvrbrönner» isch.[11]

 
s Basellandschäftler Staatsarchyv z Lieschtel

Z Düütschland isch s zäntraale Rychsarchyv anne 1919 z Potsdam gründet woorde. S Archyv isch am 14. April 1945 bi dr Bombardierig vo dr Stadt Potsdam dur d Ängländer kabut ggange.[12] Als Nochfolger isch für d BRD s Bundesarchyv anne 1952 z Koblänz entstande.

Sit 1948 lueget dr Internazionaal Archyvroot, änglisch International Council on Archives, e nidstaatlichi Organisazioon, für d Aglägehäite vo den Archyv und den Archyvlüüt und iirne Fachveräin. Er het dr Sitz z Paris. Me wott hälfe, d Arbet i den Archyv praktisch und effiziänt z organisiere und d Gschichtskwelle guet z hüete. Anne 1992 het d UNESCO mit em Programm Memory of the World agfange zum «s dokumäntarischen Eerb vo dr Mönschhäit» z erhalte, wo i dr Schwiiz d Schrifte vom alte Chlooschterarchyv und dr Chlooschterbiblioteek z Sanggallen und s Archyv vom Völkerbund z Gämf drzueghöre.

 
im Archyv vom Schwiizer Färnsee

was es für Archyv git ändere

I dr neueri Zyt het men i de Länder und bi vilnen Organisazioonen öffentlichi und au privaati Archyv ygrichtet.[13] Es git, zum von es paar Aarte z rede und es paar Bischpiil z benamse:

 
im Thomas-Mann-Archyv vo der ETH Züri stoot em Thomas Mann syni ganzi Schrybstube

Lueg au ändere

Literatur ändere

  • Bruno Galland: Les Archives. Paris 2016.
  • Hannes Berger: Öffentliche Archive und staatliches Wissen. Baden-Baden 2019. ISBN 978-3-8288-4373-8.
  • Repertorium der handschriftlichen Nachlässe in den Bibliotheken und Archiven der Schweiz. Basel 1992.
  • Anton Gössi: Archivbauten in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein 1899-2009. Baden 2007.
  • Sabine Brenner-Wilczek, Gertrude Cepl-Kaufmann, Max Plassmann: Einführung in die moderne Archivarbeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006. ISBN 978-3-534-18190-2.
  • Martin Burkhardt: Arbeiten im Archiv. Praktischer Leitfaden für Historiker und andere Nutzer. Paderborn 2006. ISBN 3-8252-2803-7 (UTB 2803).
  • Bernd Hüttner: Archive von unten. Bibliotheken und Archive der neuen sozialen Bewegungen und ihre Bestände. Neu-Ulm 2003. ISBN 3-930830-40-X.
  • Winfried Wehle: Archiv - Zukunft braucht Vergangenheit. Eichstätt 2009.
  • Leon de Valinger: Enquête internationale sur l'histoire des archives municipales. In: Archivum. Revue internationale des archives, 13, 1965, S. 1–143.

Weblink ändere

  Commons: Archive – Sammlig vo Multimediadateie

Fuessnoote ändere

  1. Valerian von Schoeffer: Archontes. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,1, Stuttgart 1895, Sp. 565–599.
  2. Gilbert Coutaz: Archives en Suisse. Conserver la mémoire à l'ère numérique. Lausanne 2016.
  3. Franziska Rogger: «Gebt den Schweizerinnen ihre Geschichte!» Marthe Gosteli, ihr Archiv und der übersehene Kampf ums Frauenstimmrecht. Züri 2015.
  4. UZH Archiv: Sammlungskonzept für Privatarchive im UZH Archiv (UAZ) S. 3.
  5. Mario Glauert, Sabine Ruhnau (Hrsg.): Verwahren, Sichern, Erhalten. Handreichungen zur Bestandserhaltung in Archiven. Potsdam, 2005.
  6. Heike Neuroth, Achim Osswald, Regine Scheffel, Stefan Strathmann, Mathias Jehn (Hrsg.): nestor Handbuch. Eine kleine Enzyklopädie der digitalen Langzeitarchivierung, Online (Memento vom 2. Novämber 2019 im Internet Archive)
  7. "Wir machen Geschichte!" > Glossar zum Archivbesuch (Site cha nüme abgrüeft wärde; Suche im Webarchiv)[1] [2] Vorlage:Toter Link/www.lwl.org uf lwl.org
  8. Harald Harmann: Universalgeschichte der Schrift. Zürich 1991, S. 82–100.
  9. Ralph-Johannes Lilie: Einführung in die byzantinische Geschichte. Stuttgart 2007, S. 239.
  10. Zhang Zhong: Aperçu sur les archives d’Etat de la République Populaire de Chine. In: Gazette des archives, 1982, S. 32.
  11. Jacques Besson: L’insurrection des Bourla-Papey (ou brûleurs de papiers) dans le Canton du Léman du 15 septembre 1800 à fin septembre 1802 et l'abolition des droit féodaux dans le canton de Vaud (loi du 31 mai 1804). 1997.
  12. Matthias Herrmann: Das Reichsarchiv 1919–1945. 2 Bde. Berlin 1994.
  13. Sammlungskonzept für Privatarchive im UZH Archiv (UAZ) uf dr Websyte vom Uniarchyv vo dr Uni Züri