S Remmaljertittschu isch dr hegschdalemanisch Dialäkt vù Remmalju (ital. Rimella). Es ghèèrd doodrmid zem Siidwalsertiitsch.

Ts Remmaljertittschu. S Wèèrderbuech vù Remmalju

Foorschigsgschiichd ändere

Remmalju isch e Ùfnaameord vùm Schwyzer Schbroochatlas gsii. D Ùfnaam isch vùm Fritz Gysling ùn em Rudolf Hotzenköcherle im April 1952 gmachd woore.

Frieni Publikatione, wù s Remmaljertittschu es Thema isch, sin vom Braiß Julius Maximilian Schottky („Das Thal von Rimella und seine deutschen Bewohner“ in dr Zytschrifd „Das Ausland“, 1836) ùn vùm Wiirdebäärgr Albert Schott („Die deutschen Colonien in Piemont“, 1842).

Fir s Phonogramm-Archiv vù dr Universität Züri hed dr Wilhelm Doegen vùm Berliner Lutarchiv im Oktober ane 1929 Tonbandùfnaame gmachd. Die Ùfnaame sin voorberaided woore vùm Fritz Gysling ùn em Rudolf Hotzenköcherle ùn sin vùn ene ane 1952 verefendligd woore.

1924 ùn 1930 hed dr Emil Balmer Remmalju bsuecht. 1949 chùnd sy Buech iiber d Siidwalser uuse, wù s au ne Kapitel iiber s Remmalljertittschu din hed.

Dr Marco Bauen hed fir syyni Dokteraarbed „Sprachgemischter Mundartausdruck in Rimella (Valsesia, Piemont)“ zwische 1965 ùn 1971 Ùfnaame ùn Befroogige z Remmalju gmachd. Dooderzue hed er ali Yywoner vù Remmalju gfrogd (insgsamd 168). Au d Fluurnäme vù Remmalju hed er gsamled.

Dr Paul Zinsli hed scho ane 1958 zäme mid Studänte ùf ere Exkursion Fluurnäme vù Remmalju ùfgnùù. In syym Buech „Südwalser Namengut“ vù 1984 hed er derno die Fluurnäme verefendligd, au die, wù vùm Marco Bauen gsamled woore sin.

1995/1996 ùn 1996/1997 sin an dr Universideed Turin zwoo Magischteraarbede iiber s Remmaljertittschu gschriibe woore. Di aind isch vùm M. De Michelis mid eme soziolinguistische Thema, di ander vù dr Margherita Vergnano mid grammatische Froogeschdelige.

1995 und 2005 isch es remmaljertittsches Wèèrderbuech und 2011 e remmaljertittschi Grammatik bublizierd wore, uusegee vùm Centro Studi Walser di Rimella ùnder dr Laidig vùm Dino Vasina.

Fir e Buech iiber d Gschiichd vù Remmalju, wù 2004 uusechùù isch, hed d Silvia Dal Negro dr Woordschaz vùm Titschu analisierd.

2007 isch dr Remmalju-Band vùm „Atlante Toponomastico del Piemonte Montano“ uusechùù – e Biechli, wù d Fluernämen erchläärd ùn si (andersch wie bim Zinsli sym Buech) uf segs Chaarde lokalisierd.

Ab ane 2003 hed d Maria Concetta Di Paolo an ere Dokteraarbed mid em Aarbedstitel „Lehnwortschatz und Code-Switching in Rimella“ iber s Remmaljertittschu an dr Universideed Züri gschafd. 2018 isch s in ere weng andere Foorm ùnder em Titel „Il tittschu di Rimella. L’evoluzione di un dialetto alemannico in Italia“ bublizierd woore – e Gsamdschau iber dr Dialäkt vù dääre Walsersiidlig.

Schryybwyys ändere

In däm Artikel sin di remmaljertittschä Dialektbyyschbel in Dieth-Schryybig gschriibe. Dooderbyy wird dr Buechschdaab <k> fir d Fortis [k] bruucht, fir d Affrikata [kx] wird <kch> gschriibe. D Schdimhafdigkaid vù s [z] oder sch [ʒ] wird mid eme Pùnggd ùnder em s gchänzaichned: <ṣ>, <ṣch>.

D Rimeller hän e aigeni Schryybwyys, wù vùm Marco Bauen ùn em Dino Vasina uusgschafd wooren isch. Mer drifd si in alne Bublikazioone aa, wù vùm Centro Studi Walser da Rimella uusegee wääre.

Bsùnderhaide us dr Lutig ändere

 
Walserdialekte in Oberitalien vùm Fritz Gysling ùn em Rudolf Hotzenköcherle
  • Voli Vokal
Im Remmaljertittschu sin wie in andere Walserdialäkt di vole Vokal in ùùbetoonde Silbe nid abgschwèchd woore.
Beero (dt. Bär), getragut (dt. getragen), unna (dt. unten), Zungu (dt. Zunge), chrüttu (dt. mähen)
  • Entrùndig
Wie im Wallisertitsch sin mhd. ü, ö, iu, oe, üe ùn öu entrùnded:
Tiiwal (dt. Teufel), Bekṣchu (dt. Büchse), hit (dt. heute), mied (dt. müde), beesch (dt. böse), Häi (dt. Heu)
  • Palatalisierig
Wie im Wallisertitsch sin mhd. û, ou palatalisierd
Hüt (dt. Haut), brüüchu (dt. brauchen), üüf (dt. auf), Löib (dt. Laub)
  • mhd. î, iu, û
Mhd. î, iu ùn û sin wie in alene hegschdalemanische Dialäkt au im Uuslud ùn im Hiatus as Monophthong erhalde.
schnuwu (dt. schneien), schreju (dt. schreien), nuwe (dt. neue)
  • mhd. ie, üe, uo
Mhd. ie, üe, uo sin vo fallende zue glychgwiichdige oder sogaar zue styygende Diphthong woore, des haisst, si hän dr Toon dailwyys oder ganz ùf dr zwaid Dail verschoobe:
wlieegu, wljeegu (dt. fliegen), giööd, giood, gjööd, gjood (dt. gut)
  • mhd. æ
Mhd. æ erschyynd as ee. Doodermid ghèèrd s Remmaljertittschu zue dr weschdlige Siidwalser Dialäkt.
schweer (dt. schwer), Cheesch (dt. Käse), Meentak (dt. Montag)
  • Vokalquaniteet
Ob e Vokal lang oder chùrz isch, isch phonetisch nid relevant:
Hüüsch oder Hüsch (dt. Haus; urspringlig lang)
Gadu oder Gaadu (dt. Stall; urspringlig chùrz)
zochut oder zoochut (dt. gezogen; urspringlig chùrz)
  • mhd. -nk
Mhd. -nk erschyynd wie in andere südwalserische Dialäkt as -nch.
trengchu (dt. trinken), Bangch (dt. Bank), Angchu (dt. Butter)
  • mhd. -rn
Wie in alene hegschdalemanische Dialäkt erschyynd mhd. -rn as -ru.
gèèru (dt. gern), Ööru (dt. Horn), mööru (dt. morgen)
  • mhd. -rm
D Konsonanteverbindig rm wird dur en Sprossvokal uufgleest ùn zue -rum.
Daarum (dt. Darm), Òòrum (dt. Arm), wòòrum (dt. warm), Wùùrum (dt. Wurm)
  • mhd. -hs
Wie im Wallisertitsch erschyynd mhd. -hs as -ks, nid wie in vyyle Schwyzer Dialäkt as -chs:
Wuksch (dt. Fuchs)
  • german. s > sch
Wie in alene Walserdialäkt vùm Sesiadaal, aso au Im Land ùn z Arimmu, wird faschd jèèdes germanisch s zue sch palatalisierd.
ṣche (dt. sie), ènsch (dt. uns), ṣchech (dt. sich), diṣche (dt. dieser), Bekṣchu (dt. Büchse), Ṣchache (dt. Sachen), Cheesch (dt. Käse), beesch (dt. böse), ṣchèège (dt. sagen), ṣchind gṣchi (dt. sind gewesen), Huusch (dt. Haus), Hiiṣcher (dt. Häuser)
  • Schdimhafdigkaid vù s ùn sch
D Konsonante s ùn sch sin vor Vokal ùn vor w imer schdimhafd, vor Konsonant ùn im Uuslud schdimloos.
baṣur (dt. besser), eṣwas (dt. etwas), ṣchech (dt. sich), diṣche (dt. dieser), Ṣchache (dt. Sachen), ṣchèège (dt. sagen), Hiiṣcher (dt. Häuser)
  • Schdimhafdigkaid vù f
Dr Konsonant f (v) wird vyylmool schdimhafd gsaid.
wèrbrännju (dt. verbrennen), Wuksch (dt. Fuchs), wènnu (dt. finden)
  • mhd. -nd, -nt
Mhd. -nd ùn -nt erschyyne in e Dail Wèèrder as n/nn.
fènnu (dt. finden), unna (dt. unten)
  • Palatalisierig vù l, m, n, ng
In e Dail Wèèrder sin l, m, n, oder ng palatalisierd zue lj, mj, nj, ngj.
Remmalju, wèrbrännju (dt. verbrennen), wällju (dt. wollen), ljèk (dt. klein)
  • Uslutverhertig
Im Remmaljertittschu gid s no wie in andere Walserdialäkt di mhd. Uslutverhertig.
Tak m. (dt. Tag), Pl. Taga

Deklination ändere

Genitiv ändere

Foorme ändere

Im Singular zaigd sich d Genitivändig in dr maischde Fäl nùmen am Artikel:

der Brioder tsch Mechel (dt. der Bruder des Michael)
d Oischpiegle tsch Attu (dt. die Brille des Vaters)
d Hüt der Gäis (dt. die Haut der Ziege)
d Wäta der Aju (dt. die Schwester der Mutter)

Di ald Foorm chùnd im Singular nùme no sälde vor:

dsch Wattersch Urlodsch (dt. des Vaters Uhr)
ṣchind töt tsch Hungersch (dt. Sie sind Hungers gestorben.)

Im Plural good dr Genitiv i freijer Varianz uf -o oder -u us:

d Tränchje der Geissu (dt. die Glocken der Geissen)
der Jaaro, der Jaaru (dt. vor vielen Jahren, vor langer Zeit)

Denääbe gid s au d Form vùm Nominativ Plural:

äi der Chnächta (dt. einer der Knechte)

Aawändig vùm Genitiv ändere

Im Remmaljertittschu chaa mr dr Genitiv (wie im Eischemtöitschu) no ganz frèi bruuche:

  • Bsiz ùn Zueghèèrigkaid
ts Hüsch misch Barba (dt. das Haus meines Onkels)
der Awangscht tsch Weeg (dt. der Anfang des Weges)
  • Uursach
Ṣchind töt tsch Hungersch èswmängs Chend (dt. Es sind einige Kinder Hungers gestorben.)
Isch niemer bṣcheet nit tsch Firsch. (dt. Es ist noch nie etwas geschehen des Feuers wegen.)
  • Zyd
dsch Mörgundsch (dt. am Morgen)
Tagsch un Nachtsch (dt. bei Tag und Nacht)
tsch Suntak (dt. am Sonntag)
  • Genitivus partitivus
Ä fard ṣchin gṣchi hie dèr Littu. (dt. Einmal sind hier Leute gewesen.)
z vil tsch Schneesch (dt. zuviel des Schnees)
  • Genitivus instrumentalis
ladu dèr Èèschel tsch Salz (dt. den Esel mit Salz beladen)
  • he der Manglu
Ich hè dèr Manglu tsch Wèt. (dt. Ich benötige Brennholz)
Ich hè nit dèr Manglu dinnèsch (dt. Ich bedarf deiner nicht.)
  • Genitiv abhängig vù Pronome
Ès hèd ru nit. (dt. Es hat ihrer keine.)
D Ṣchwambe ṣchin noch dèrun èfeeru. (dt. Die Pilze sind noch von denen von letztem Jahr.)

Dativ ùn Akkusativ vù dr Substantiv ändere

Im Singular lutted dr Dativ ùn dr Akkusativ alwyyl wie dr Nominativ. Räschte vùmenen alde Underschiid, wie-n-en d Elise Wipf no fir s walliserisch Visperterminen zaiged, liige vilyycht im hytt freije Wächsel vù -o und -u voor:

der Atto, der Beero, der Heero, der Pfaffo – dum/zum Heeru, dum/zum Pfaffu (dt. der Vater, der Bär, der Herr/Pfarrer, der Pfaffe/Pfarrer – dem/zum Herrn, dem/zum Pfaffen), dernääben aber au im Nominativ min Attu, der Heeru ùn im Dativ zum Faffo; ùn der Owo – en dun Oowo (dt. der Ofen, in den / im Ofen) stood nääbe en grosse Gadu – in dun Gaadu (dt. ein großer Stall, in den / im Stall)

Im Plural goot dr Dativ uf -u us:

trängchu du Chieenu (dt. die Kühe [wèèrdlig: den Kühen] tränken)
het er ṣchäid du Chendu (dt. hat er den Kindern gesagt)
bet du Händu (dt. mit den Händen)
zun dreju Jaaru (dt. alle drei Jahre, jedes dritte Jahr)

Denääbe gids au d Form vùm Nominativ Plural:

i kebu z ässu dun Gäis (dt. ich geben den Geissen zu essen)
der Watter hed gṣchäit schinu Chnächta (dt. der Vater sagte seinen Knechten)

Adjektivdeklination ändere

Wie in andere hegschdalemanische Dialäkt wääre Adjektiv au prädikativ deklinierd.

Ds Häi isch dṣcha derrs. (dt. Das Heu ist schon dürr.)
D Bemma ṣchind füllu. (dt. Die Balken sind faul.)
D Pum isch noch gṣchid underrifte. (dt. Der Apfel ist noch unreif gewesen.)

In dr attributive Schdelig gid s zwoo Meegligkaide:

  • voraagschdeld
der ängke Weeg (dt. der enge Weg)
t lätze Hand (dt. die linke Hand)
  • noogschdeld (wie im Idalieenisch):
deer Brjoder ṣchjeche (dt. der kranke Bruder)
d Arma längu (dt. die langen Arme)

Aawändig vù dr Pronomina ändere

Bim Personalpronome gid s im Remmaljertittschu wie au in andere Siidwalser Dialäkt verlengeredi Foorme nach em Voorbild vùm Idalieenische. Die sin bilded us em Personalpronome ùn „andere“: endschandre (dt. wir, „uns andere“), jerandru (dt. ihr, „ihr andere“), ṣchiandru (dt. sie, „sie andere“)

Im Remmaljertittschu verwänded mer dr neutral Artikel bi wyyblige ùn bi mänligi Persone.

ts Mejè (dt. Maria), ts Riko (dt. Rico), ts Bateschta (dt. Battista)

S neutral Pronome es wird wie in andere alemanische Dialäkt fir wyybligi Persone verwänded, aber doodriiberuuse au no fir mänligi Persone, wù kaini Reschpektspersone sin.

Hit mim Brioder chunt nit, ma ṣchu hättet s Zit ṣchu chentet s. (dt. Heute kommt mein Bruder nicht, aber wenn er Zeit hätte, käme er.)
Wie hèt s mu gspält, hed s chänt, ke ṣchijen ees. (dt. Wie sie ihn anredete, erkannte sie, das er es war.)
Dio ṣchiwer gṣchi da bei d Ajo, wa hed s gwäscht. (dt. Als wir dort bei der Mutter waren, wo sie gewaschen hat.)

Verbkonjugation ändere

Vollverbe ändere

 
D Dokterarbed vùm Marco Bauen

Im Remmaljertittschu good dr Infinitiv uf -u (ahd. -an, -en, -ôn) oder -e (ahd. -ên) us. Im Präsens sin d Foorme vù dr 1. ùn 2. Pl. verschmùlze mid enklitische Pronome: endschandre bisswer (< biss-wer, dt. wir beissen), jerandru bisseder (< bissed-er, dt. ihr beisst). Im Partizip Perfäkt isch s Präfix g- fakultativ ùn feelt hyffig. D Ändig vù dr schdaarche Verb good wie bi de schwache zmaischt uf -t us: gfunnut/funnut (dt. gefunden). In dr flektierte Form falld das -t aber äwägg: ess ṣchii ṣchuffus (dt. es [= er] sei betrunken), gṣchottne bäine (dt. gesottene Knochen).

ṣchege (dt. sagen)
Präs. Ind.: ich ṣchege, du ṣchegescht, is ṣcheget, endschandre ṣchegewer, jerandru ṣchegeder, ṣchiandru ṣchegent
Part. Perf.: gṣchäit/ṣchäit/ṣchäid
ässu (dt. essen)
Präs. Ind.: ich ässu, du ässuscht, is ässt, endschandre ässwer, jerandru ässeder, ṣchiandru ässunt
Part. Perf.: kässt

Hilfsverbe ändere

(dt. haben)
Präs. Ind.: ich heg, du hescht, is het, endschandre häwwer, jerandru hädder, ṣchiandru hänt
Part. Perf.: hebet
Konj. Präs.: ich häje, Konj. Prät.: ich hätte
ṣchi (dt. sein)
Präs. Ind.: ich bì/pì, du bescht, is ìsch, endschandre ṣchiwwer/bìwwer, jerandru ṣchidder, ṣchiandru ṣchint
Part. Perf.: gṣchit/ṣchid
Konj. Präs.: ich ṣchije, Konj. Prät.: ich wìste/wìre
tjo/tjö (dt. tun)
Präs. Ind.: ich tjo/tjö, du tjoscht/tjöscht, is tjot/tjöt, endschandre tjewer, jerandru tjeder, ṣchiandru tjent
Part. Perf.: tat
Konj. Präs.: ich tjeje, Konj. Prät.: ich tjette

Modalverbe ändere

wällju (dt. wollen)
Präs. Ind.: ich wilj, du welscht, is welt, endschandre wälljwer, jerandru wälljeder, ṣchiandru wälljunt
Part. Perf.: wälljut
Konj. Präs.: ich wällje, Konj. Prät.: ich walte
tùrrù (dt. dürfen)
Präs. Ind.: ich tùrrù, du tarschd, is tard, endschandre terwer, jerandru terender, ṣchiandru terru
Part. Perf.: tùrrù
chùnnù (dt. können)
Präs. Ind.: ich chaa, du chaascht, is chaad, endschandre chennwer, jerandru chenneder, ṣchiandru chennund
Part. Perf.: chùnnù
messù (dt. müssen)
Präs. Ind.: ich mes, du mescht, is mesd, endschandre messwer, jerandru messender, ṣchiandru messends
Part. Perf.: messù/gmessù
mùù (dt. können)
Präs. Ind.: ich mòò, du mòòschd, is mòòd, endschandre meewer, jerandru meeder, ṣchiandru meend
Part. Perf.: gmùù

Chùùrzverbe ändere

gaa (dt. gehen)
Präs. Ind.: ich gaa/gaag, du gäischd, is gäid, endschandre gangwer, jerandru gangeder, ṣchiandru gand
Part. Perf.: kangud
Konj. Präs.: ich gange, Konj. Prät.: ich gente
schta (dt. stehen)
Präs. Ind.: ich schta, du schtaischt, is schtait, endschandre schtenwer, jerandru schtenneder, ṣchiandru schtennunt
Part. Perf.: schtannut
Konj. Präs.: ich schtenne, Konj. Prät.: ich schtente
gee (dt. geben)
Präs. Ind.: ich gebù, du geschd, is ged, endschandre gewer/gääwer, jerandru gender/gäder, ṣchiandru gend/gänd
Part. Perf.: keed
gìì (dt. nehmen)
Präs. Ind.: ich gìì/gee, du gììscht/geeschd, is gìt/ged, endschandre gììwer/geewer, jerandru gììder/geender, ṣchiandru gìnd/gend
Part. Perf.: kìd/ked
Konj: ich gìje
zie (dt. ziehen)
Präs. Ind.: ich zie, du ziesch, is ziet, endschandre ziewer, jerandru zieder, ṣchiandru zient
Part. Perf.: zocht/zohut/zoochut
Konj: ich zieje
laa (dt. lassen)
Präs. Ind.: ich laa, du laaschd, is lad, endschandre leewer, jerandru leeder, ṣchiandru leend
schlaa (dt. schlagen)
Präs. Ind.: ich schlaanech, du schlaaschd, is schlaad, endschandre schleewer, jerandru schleender, ṣchiandru schleent
Part. Perf.: gschlaagùd
traagu (dt. tragen)
Präs. Ind.: ich traag, du träischd, is träid, endschandre treewer, jerandru treeder, ṣchiandru treend
Part. Perf.: gtraagud

Relativsatz ändere

Dr Relativsatz wird mid das oder mit (vù idalieenisch „che“) bilded.

Hèt s kilhut, das isch mun altschi nachgstannud. (dt. Sie hat den geheiratet, der die ganze Zeit hinter ihr her war.)
Händsch ènkuntrart tèr Heeru, das isch kangu nètṣchech. (dt. Sie sind dem Pfarrer begegnet, der herab kam.)
Hiere ṣchègendsch, kè s isch Sant’Antonio, ma n ä Fard ess ṣchiid Summerzianu. (dt. Hier sagen sie, dass es Sant’Antonio ist [= heisst], aber früher war es Summerzianu.)

Woordschaz ändere

Wùchedääg

Meentak, Ziischtag, Mitwuche, Donschtak, Friitak, Samschtak, Sunnutak

Wèèrder, wù in in andere Bied sùnschd maischd uusgschdoorbe sin
entcheedu (dt. antworten), vgl. ahd. quedan
schpallu (dt. sprechen) < ahd. spellon
zellu (dt. erzählen) < mhd. zeln
Ramm (dt. Rabe) < ahd. hram
ṣchiech (dt. krank) < mhd. siech
Brjöch (dt. Hose) < mhd. bruoch
Sùnschdigi bsùnderi Wèèrder
Oischpiegle (dt. Brille)
Hotschpal (dt. Frosch)
Fiifunstròòglù (dt. Schmetterling)
Schtraafùl (dt. Heuschrecke)
Grüüfle (dt. Preiselbeeren)
Gèrgedsch (dt. Vogelbeere)
Attu (dt. Vater)
Aju (dt. Mutter)

Yyflis us em Romanisch ändere

Woordschaz

Nadyyrli gid s im Remmaljertittschu vyyl Främd- ùn Läänwèèrder us em Italienisch ùn em Piemontesisch.

ma (dt. aber)
toscht (dt. beinahe, fast)
dṣcha (dt. schon)
passru (dt. vorbeigehen)
gratsia (dt. Gnade)
Schkarpio (dt. Böschung)
Gäṣchenu (dt. Hütte)

Bi vyyl Wèèrder gid s dernääbe au no remmaljetitschi Wèèrder mid dr glyyche Bedydig

(dt. dass), nääbe remmaljetittschu dass, dasch
dopu (dt. dann), nääbe remmaljetittschu derna
parkä (dt. warum), nääbe remmaljetittschu wèrum
angke (dt. auch), nääbe remmaljetittschu öich
kuntra (dt. gegen, entgegen), nääbe remmaljetittschu wèder
ṣübit (dt. sofort), nääbe remmaljetittschu bhänt
e (dt. und), nääbe remmaljetittschu und
Kasus bi Präpositione
gawer in t Chilchu Akk. (dt. Wir gehen in die Kirche.)
tjöwer altsi bätu en t Chilchu Akk. (dt. Wir beten immer in der Kriche))
Syntax

Au im Sazböu gid s Yyflis us em Idalieenisch. D Inversion vùm Subjekt ùn em Prädikat finded nid schdad bi nominale Subjekt, glyych wie im Idalieenisch.

Dopu mi Wäta chund änchär. (dt. Dann kommt meine Schwester herab.)
Èn t Chilchu tèr Heeru schpält alṣchi Wältṣchu. (dt. In der Kirche spricht der Pfarrer immer Italienisch.)
Ich mess berru Wet. (dt. Ich muss Holz tragen.)
I ga wennu min Briöder siechs. (dt. Ich besuche meinen kranken Bruder.)

Schbroochbyyschbel ändere

Der Jaaro hènd sch altsi zält d Alto: Üf èn un Oobru isch gṣchid èn Aajo. Èss kango wäṣchu d Wèndle èn Tèmp der Mäsch uber èn d Schljöcht. Hèd sch nahebèt bèt ira irä zwäi Chènd ljèke. Dopu kuket sch ubar, hèd sch nèmme gṣchèè t Chend, wa hèt ṣchè hèbet dar derbei. Hèd ṣche gschjöcht bhèremaläke, ma t Chend hèt ṣchè nèmme gfunnut. Èss kanged emuuber èn un Kantung, èss kangu ṣchèège: „I wäis ni, wa ṣchin mer kangu liiwru mi Chènd, i fènne ṣchi nemme, eswèèls hè mer ṣchèn ewèg tragu, parkä wannu èn da hèn sch ni mu schtriichu.“ Nèsch d Lit ṣchin kangu schjoche, ma sch hèn nid gfunnud. Hènd sch awärtirt uber Zer Chilchu, un hènd sch littut Gloke, ṣchind sch allje kangu schjöche diṣche Chènt. Hènd sch nienu ni gfunnut. Dopun eswèèls bèt passrun üf ne heje Galgo, hèt är heerd äs Wuuschje. Er hèd heerd brellju. Hènd sch kuked obṣchech, hènd sch em gṣchid üf en dische Galgo diṣche Chend. Hènd sch gṣchäid: „Wermunt hiere, da mèwer ṣchè ni ko gi. Wèls gäid üf da?“ Hèn ṣchi gṣchèllt Lèttru zeemund bèt Schnieren, und griwert ṣchind sch da. Und dän hènd sch brèlt du Chendu, dass ṣchech nid schteere, perkä un tjend ṣchèch schteeru ṣcho da käpun sch èncher. Numu gṣchid üf nes ljèksch Weegje. Djö ṣchind sch üfgriwart derbei, hèn ṣchäid: „Wie hèd er tat z schtè hiere Ṣcheel Zitsch un nid äncher ge?“ – „Ma, enschandre hiere hèwer talmi hèbed es Wib wörnan enschandre, es blauwu Wib bèt em Schkussal entlagos. Nèsch hèwer ni mu keppu.“ – „Ma wèls hè nu trago hie?“ – „Aa, djö ṣchiwer gṣchi da bei d Ajo, wa hèd s gwäscht, isch passard e ṣchwèrze Chjö, hèt ènsch gbèrt üf en Hööru un hèd sch ènsch getragut hie.“ D Èèlte mine hèd no kchäna äis tèr Wiiber, dèro das hènd sch ewèètragud, djön èss gṣchit äs ljèks Chènt.

Literatur ändere

  • Atlante Toponomastico, Band 31: Rimella. Ricercatore: Dino Vasina. Hrsg. von Atlante Toponomastico del Piemonte Montano unter der Leitung von Arturo Genre und Lorenzo Massobrio. Turin 2007.
  • Emil Balmer: Die Walser im Piemont. Vom Leben und der Sprache der deutschen Ansiedler hinterm Monte Rosa. Francke, Bern 1949, S. 174–189.
  • Marco Bauen: Sprachgemischter Mundartausdruck in Rimella Valsesia (Piemont). Haupt, Bern und Stuttgart 1978 (Sprache und Dichtung 28).
  • Karl Bohnenberger: Die Mundart der Deutschen Walliser im Heimattal und in den Aussenorten. Huber, Frauenfeld 1913 (Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik 6).
  • Silvia Dal Negro: Altertümlichkeit, Sprachwandel und Sprachtod. Das Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“ in zwei piemontesischen Walserdialekten. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 67, 2000, S. 28–52.
  • Silvia Dal Negro: Profilo di storia linguistica rimellese. In: Storia di Rimella in Valsesia. “Alpes ville comune parochia.” Unter der Leitung von Augusto Vasina hrsg. vom Centro Studi Walser – Rimella. Tipolitografia di Borgosesia s.a.s, Borgosesia 2004, S. 465–483.
  • Silvia Dal Negro: Usi linguistici nelle comunità walser: il caso di Rimella alla luce della edizione del Dizionario Italiano–Tittschu e Tittschu–Italiano. Influenza delle lingue sull’idioma di Rimella. In: Un popolo di migranti a sud delle Alpi. I Walser a Rimella e in Valsesia. Atti delle manifestazioni indette dal Comune di Rimella e dal Centro Studi Walser rimellese in occasione dei 750 anni dalla fondazione di una stabile comunità. Hrsg. vom Centro Studi Walser Rimella. Rimella 2005/2006, S. 105–114.
  • M. De Michelis: Il dialetto alemannico di Rimella: aspetti sociolinguistici e particolarità. Unpublizierte Magisterarbeit Universität Turin 1995/1996.
  • Maria Concetta Di Paolo: Un’indagine sull’evoluzione del Remmalljertittschu. Il lessico delle attività lavorative domestiche. I: Elisabetta Fazzini (Hrsg.): Studi alemannici II. Dell’Orso, Alessandria 2002, S. 175–220.
  • Maria Concetta Di Paolo: Ma lieksch und nid: Romanisch und Germanisch im Kontakt in Rimella. In: Hubert Klausmann (Hrsg.): Raumstrukturen im Alemannischen. Beiträge zur 15. Arbeitstagung zur alemmannischen Dialektologie. Schloss Hofen, Bregenz/Lochau (Vorarlberg), 19.–21.9.2005. Neugebauer, Graz/Feldkirch 2006, S. 181–188.
  • Maria Concetta Di Paolo: Il tittschu di Rimella tra innovazione e conservatività. Morfologia e semantica del verbo. In: Walter Breu (Hrsg.): L’influsso dell’italiano sul sistema del verbo delle lingue minoritarie. Atti del 2 Convegno Internazionale di Costanza. Brockmeyer, Bremen 2010 (Diversitas Linguarum 29), S. 67–87.
  • Maria Concetta Di Paolo: Per una ri-lettura di Sprachgemischter Mundartausdruck in Rimella di Marco Bauen. I: Elisabetta Fazzini (Hrsg.): Il tedesco superiore. Tradizione scritta e varietà parlate. Edizioni dell’Orso, Alessandria 2011 (Alemannica. Studi linguistici, filologici e dialettologici 4), S. 51–64.
  • Maria Concetta Di Paolo: Il tittschu di Rimella. L’evoluzione di un dialetto alemannico in Italia. Edizioni dell’Orso, Alessandria 2018 (zugleich Dissertation Universität Zürich 2017) (Alemannica. Studi linguistici, filologici e dialettologici 8).
  • Maria Concetta Di Paolo: E poi ci sono tutti i bljöme. Fenomeni di contatto nella parlata dell’isola linguistica di Rimella in Italia. In: Claudio Di Felice (Hrsg.): Nuovi aspetti linguistici e letterari dell’italianità. Lang, Bern 2020.
  • Elisabetta Fazzini, Costanza Cigni: Vocabolario comparativo dei dialetti Walser in Italia. Bd. 1–6. Edizioni dell’Orso, Alessandria 2004–2022 (Alemannica. Studi linguistici, filologici e dialettologici 1, 5, 6, 7, 9, 10).
  • La grammatica de „Ts Remmaljertittschu“. Compendio al Dizionario dell’Idioma Walser di Rimella. Zusammengestellt von Dino Vasina und Margherita Vergnano. Hrsg. vom Centro Studi Walser – Rimella. Rimella 2011.
  • Fritz Gysling und Rudolf Hotzenköcherle: Walser Dialekte in Oberitalien in Text und Ton. Begleittexte zu den Sprachplatten des Phonogramm-Archivs der Universität Zürich. Frauenfeld 1952.
  • Rudolf Hotzenköcherle: Umlautphänomene am Südrand der Germania. In: Fragen und Forschungen im Bereich und Umkreis der germanischen Philologie. Festgabe für Theodor Frings zum 70. Geburtstag. Berlin 1956 (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur), S. 221–250.
  • Rudolf Hotzenköcherle: Die südwalserisch-ernetbirgischen Mundarten im Spiegel ihrer Verbalformen. In: Maria Bindschedel, Rudolf Hotzenköcherle, Werner Kohlschmidt (Hrsg.): Festschrift für Paul Zinsli. Francke, Bern 1971, S. 79–98.
  • Hans Kreis: Die Walser. Ein Stück Besiedlungsgeschichte der Zentralalpen. Francke, Bern 1958.
  • Ts Remmaljertittschu. Vocabolario Italiano–Tittschu; Vocabolario Tittschu–Italiano. Redaktion: Dino Vasina und Caro Bucchelloni bzw. Dino Vasina und Antonella Giacosa. Hrsg. vom Centro Studi Walser – Rimella. Tipografia di Borgosesia s.a.s, Borgosesia 1995. 2005.
  • Paolo Sibilla: Una comunità Walser delle Alpi. Strutture tradizionali e processi culturali. Leo S. Olschki Editore, Firenze 1980 (Biblioteca di Lares 46).
  • Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS). Begr. von Heinrich Baumgartner und Rudolf Hotzenköcherle. In Zusammenarbeit mit Konrad Lobeck, Robert Schläpfer, Rudolf Trüb und unter Mitwirkung von Paul Zinsli herausgegeben von Rudolf Hotzenköcherle. 8 Bde, Einführungsband, Abschlussband. Francke, Bern bzw. Basel 1962–2003). – D Originaalùfnaame vùm Schbroochatlas cha mer syd 2018 online aaluege: sprachatlas.ch – Rimella.
  • Margherita Vergnano: Aspetti grammaticali del dialetto walser di Rimella. Unpublizierte Magisterarbeit Universität Turin 1996/1997.
  • Paul Zinsli: Walser Volkstum in der Schweiz, in Vorarlberg, Liechtenstein und Italien. Huber, Frauenfeld 1968.
  • Paul Zinsli: Südwalser Namengut. Die deutsche Orts- und Flurnamen der ennetbirgischen Walsersiedlungen in Bosco-Gurin und im Piemont. Stämpfli, Bern 1984.

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