Dialäkt: Züritüütsch
Jiddisch (יידיש)
Verbreitig: bsunders USA, Israel, Belgie, Groossbritannie, weniger na z Argentynie, Auschtraalie, Frankrych, Kanada, Litaue, Mexiko, Moldaawie, Poole, Russland, Ukraine, Wyssrussland und i diverse andere Länder
Sprecher: hööchschtens 1.5 Millioone (luut em Ethnologue), realistischer öppe 0.5 Millioone[1] oder au bis gäg di 670.000[2]
Linguistischi
Klassifikation
:
Offizieller Status
Amtssprooch vo: Anerkennti Minderhäitespraach z Poole, z Rumäänie, z Schweede und i der Ukraine
Sproochchürzel
ISO 639-1

yi

ISO 639-2

yid

ISO 639-3

yid (Makrospraach)

Einzelspraache, wo din sind:

  • ydd (Oschtjiddisch; Veräinigti Staate, Belgie, Groossbritannie, Israel)
  • yih (Weschtjiddisch; früener Tüütschland, Elsass, Schwyz, Böhme)

Jiddisch isch e weschtgermaanischi Spraach, wo uf em Früenöihoochtüütsch basiert. De Woortschatz und d Gramatik vom Jiddisch stammt zum grööschte Täil us em Tüütsch, d Spraach isch aber au vo slaawischen Yflüss präägt, und s hät vil Wöörter dine, wo us em Hebrääisch und Aramääisch äinersyts und em Poolnisch, Wyssrussisch und Ukrainisch andersyts stamed – e paar chömed sogaar us em Romaanische.

S hischtoorisch jiddisch Spraachgibiet: hellgrüen s Weschtjiddisch, gääl s Oschtjiddisch mit de drei Hauptdialäkt Zäntraaljiddisch («poolnischs Jiddisch»), Südoschtjiddisch («ukrainischs Jiddisch») und Nordoschtjiddisch («litauischs Jiddisch»)
Der arbejter (hüt säit und schrybt mer Der arbeter), organ fun der Pojlischer ßozjalißtischer partej
S Läsibuech Jingele ringele vom Leon Elbe, iluschtriert vom A. Gudlman
Di potscht, es Buech über d Poscht z Leningrad und en Brief, wo über d Wält räist, vom S. Marschak, i s Jiddisch übersetzt vom Lejb Kwitko
Di jiddisch Übersetzig vom Erich Maria Remarque sym Im Westen nichts Neues, wo de Baschéwiß Singer gmachet hät: Afn majrew-front kejn najeß
Es Theaaterplakaat vo Doß grojße gewínß vom Scholem Aléjchem
D Titelsyte vomene Lied über d «Titanic»: Churbn Titanik oder Der naßer kejwer (Der Undergang vo de Titanic oder S nass Graab)
E kanaadischs Plakaat us em Eerschte Wältchrieg, zum Lüüt dezue z bringe, Soldaat z wäärde
Es Propandaplakaat us de Sowjetunioon (ratn-farband): linggs de Wääg vo Schüeler, wo i di tradizionell jüdisch Schuel (di alte schul) gönd – die landed imene Lädeli, imene Bätthuus und bim Völcherhass; rächts de Wääg vo Schüeler, wo i di modärn sekuläär Schuel (di ratn-schul) gönd – die schaffed i Fabrike, i de Landwirtschaft und pfläged d Völcherfründschaft

Jiddisch isch d Spraach vo den aschkenasische Jude und wird gwöndli mit hebrääische Buechschtabe gschribe. Umschrifte i di latynisch Schrift gits e paar. I däm Artikel wird äini pruucht, wo a s Tüütsch aapasset isch und au im Buech vo de Marion Aptroot und em Roland Gruschka und im Wöörterbuech vom Ronald Lötzsch voorchunt.[3]

Verbräitig; Wescht- und Oschtjiddisch ändere

S hischtoorisch Verbräitigsgibiet isch zum äinte s früenerig Häilig röömisch Rych gsy (aso öppe Tüütschland, Holand, Nordweschtfrankrych, Norditaalie, Bööme), dezue anen au Ungarn – daa hät mer überall Weschtjiddisch gredt. Zum anderen isch es s früenerig Königrych Poole-Litaue (aso öppe Poole, Litaue, Wyssrussland, Ukraine, Karpateboge), dezue ane spööter au Täil vo Rumäänie und Weschtrussland – deet hät mer Oschtjiddisch gredt. Im Mittelalter und i der eltere Nöizyt isch Weschtjiddisch d Literaturspraach gsy, aber im Zämehang mit der Assimilazioon im tüütsche Spraachruum hät sich s Zäntrum vom Jiddisch im Lauff vom 18. Jarhundert i Richtig Oschte verschobe, und s Oschtjiddisch hät s Weschtjiddisch as Literaturspraach abglööst.[4] Wäret s Oschtjiddisch hütt na äxischtiert, isch s Weschtjiddisch im Lauff vom 19. und 20. Jarhundert uusgstoorbe. Im Zämehang mit Uuswanderig und Flucht hät sich s Oschtjiddisch ab em spaate 19. Jarhundert über di ganz Wält verbräitet.

Wescht- und Oschtjiddisch sind i vilem äänlich oder glych. De Hauptunderschiid isch, dass s Oschtjiddisch starch vo slaawischen Yflüss präägt isch; die aber gits im Weschtjiddisch fascht nööd. Und wil die slaawischen Yflüss ebe rächt grooss sind und all Biräich vo de Spraach aagönd (Woortschatz, Woortbildig, wie me sich uustruckt, Luutsischteem, Woortändige, Satzbou), sind d Underschiid halt glych rächt grooss. Drum und na mee wäg em Stryt, woo äigetli d Wuurzle vom Jiddisch liggid – am Rhy, a de Doonau oder suscht nöimets? – gits au e Diskussioon drüber, öb das würkli «di glych Spraach» sig und s es «Wescht-Oscht-Kontinuum» gäb – oder aber öb me nöd gschyder vo zwoo verschidene Spraache sett rede.

S hüttig Jiddisch ändere

Dur d Shoah, d Assimilazioon, di judefintlich Politik i de Sowjetunioon und z Poole nach em Chrieg und di jiddisch-fintlich Politik z Israel nach de Staatsgründig isch d Aazaal vo Jiddischschpraachige starch gsunke. Hütt wird si hauptsächli vo soginannt «ultraorthodoxe» Jude – zum grööschte Täil Chassidim – z New York, z Montréal, z London, z Manchester, z Antwerpen, z Jerusalem und z Bnei Brak gredt. Z New York isch au s YIVO, s «Jiddisch wüsseschaftlich Inschtituut», wo i de Zwüschechriegszyt z Berlyn gründet und dänn z Vilnius aagsidlet woorden isch. Hütt isch es hauptsächli e groosses Archiv. Z Amherst, Massachusetts, isch s «Jiddisch Buechzäntrum», wo jiddischi Büecher sammlet und digitalisiert. Au z Parys gits en aktivs Jiddisch-Zäntrum, s «Centre Medem – Arbeter Ring».

Schriftsteller, wo uf Jiddisch gschribe händ und schrybed oder wo anderi Literatur uf Jiddisch übersetzt händ, gits en Huuffe. Der Isaac Bashevis Singer isch i de nöd-jiddische Wält de bikanntischt; er hät 1978 de Nobelprys für Literatuur überchoo. Zytigen und Zytschrifte gits au hütt na: S Nöiyorker «Forwertß», wo 1897 as Tageszytig gründet woorden isch, isch 1983 in e Wuchezytig und 2016 in es Monetsjournal umgwandlet woorde, aber alewyl na e wichtigi Zytig für s sekuläär Judetum; syt em Früelig 2019 gits es si nu na digitaal. 1951 isch z Israel d Zytschrift «Lebnß-Fragn» gründet woorde, e sozialistischi Zytig für Politik, Gsellschaftsfraagen und Kultur; 2014 isch si ygstelt woorde. Für die sog. Ultraorthodoxe gits e ganzi Räie jiddischi Zytige wie «Der Jid», «Der Blat», «Di Zajtung», «Weker», «Di charejdische Welt» und «Mejleß» – ales jungi Gründige. «Der Algemejner Shurnal» degäge, au en ortodoxi Zytig, wo 1972 als jiddischs Blatt gründet woorden isch, publiziert sit 2008 nu na uf Änglisch.

S Jiddisch im alemanische Ruum ändere

Im alemanische Spraachruum – im Elsis, im Badische und im aargauische Suurbtaal – hät me südweschtjiddischi Tialäkt gredt (lis der Artikel Surbtalerjiddisch). Im weschtliche Mitteleuropa isch s Jiddisch groosstäils im 19. Jarhundert underggange, aber grad im alemanische Gibiet hät sichs na bis i s 20. Jarhundert ghebet, au wänns sich scho doozmaal mee und mee zruggzoge hät und alewyl mee nu na en Erinnerigsspraach gsy isch. Im Elsis und im Badische isch d Spraach schliessli mit de Mäntschen i de Nazizyt resp. em Völchermord a den europäische Jude töödt woorde; i de Schwyz sind di letschte «richtige» Sprächer i de 1970er Jaar gstoorbe.[5] S hät im spaate 20. Jarhundert na ganz wenig Lüüt ggää, wo s Weschtjiddisch echli pflägt händ, öppe de Schwyzer Michy Bollag und der Elsäässer Claude Vigée (äigetli: Claude Strauss). Das sind aber zum Täil nüme Mueterspraachler gsy, sunder Lüüt, wo s Jiddisch us der Erinnerig gchänt händ.

Erforscht woorden isch s Jiddisch im alemanische Ruum hauptsächli vo de Florence Guggenheim-Grünberg; d Familie vo irem Maa isch us em Surbtal choo. Si hät i de 1950er-, 60er- und 70er-Jaar e ganzi Räie vo Uufsätz drüber gschribe, dezue anen en Spraachatlas und es Wöörterbuech zämegstellt und au Toonuufnaame gmachet, wo uf Platten usechoo sind. Au für de Spraachatlas vo de tüütsche Schwyz hät mer deet Uufname gmachet; im truckte Wäärch stönd die uf vilne Chaarten im Eggen obe linggs under AG 18J.[6] E paar Uufsätz über s Weschtjiddisch im alemanische Ruum hät au de Jürg Fleischer publiziert.

Spraachmerkmaal ändere

Die Aagaabe, wo jetz chömed, gälted für s Oschtjiddisch. Im Weschtjiddisch isch aber mängs rächt äänlich.

Luut ändere

Linguistischi Merkmaal, wo s Jiddisch vom klassische Mittelhoochtüütsch unterschäided, sind im Luutlichen under anderem d Entrundig, wo mer au im klassische Baseldytsch und anderen alemannische Tialäkt findt: kep ‘Chöpf’, iber ‘über’, und d Verdumpfig vo jedem /a/ i Deenigsposizioon > /o/ (aso nöd nu vo langem /a:/): ownt ‘Aabig/Oobe’, bodn ‘bade’, bord ‘Baart’. Wie im Nöihoochtüütsch sind di alte Diphthong monophthongiert und di alte Monophthong diphthongiert woorde: ajs ‘Ys’, hojs ‘Huus’, lib ‘lieb’, buch ‘Buech’. Alti Lengene (au sekundär entstandeni) sind ebefalls diphthongiert woorde: schnej ‘Schnee’, schejn ‘schön’ (über entrundets *schēn, entstanden us mhd. schœne), brojt ‘Broot’.

Im Standardjiddisch und im litauische Jiddisch sind all monophthongische Vokaal – /a e i o u/ – wie i de slaawische Naachberspraache churz, im Wescht- und im poolnischen Oschtjiddisch chönd s aber au lang sy. Im poolnischen und ukrainische Jiddisch sind ali alte /u/ zu /i/, ali alte /o/ i Deenigsposizioon zu /u/ und di mäischte /e/ i Deenigsposizioon zu /ej/ woorde; für buch, gut, kuschn ‘Buech, guet, en Chuss gää’ säit me deet aso /bix git kišn/, für ownt, bodn, bord ‘Aabig/Oobe, bade, Baart’ /uvnt budn burd/ und für gebn, nemen, teg ‘gää, Näme,[7] Taag (Pl.) oder Tääg’ /gɛjbn nɛjmən tɛjg/ – die drüü Merkmaal bruucht au s klassisch Büünejiddisch (a de Schuel leert mer aber d Uusspraach /u/, /o/, /e/).

Anderi regionaali Mèrkmaal sind weder im Standard- na im Büünejiddisch verträtte. En eerschts Byspil isch s lang /aː/, wo im poolnischen und ukrainische Jiddisch für de /aj/-Luut (us mittelhoochtüütsch î) gredt wiird, öppe zaat für (standardjiddisch, büünejiddisch und litauisch-jiddisch) zajt ‘Zyt’. E zwäits Byspil isch s /aj/, wo im poolnische Jiddisch für de /ej/-Luut (aus mittelhochtüütsch ei, ê) gsäit wird, öppe schajn, majnen für (standardjiddisch, büünejiddisch, litauisch- und ukrainisch-jiddisch) schejn, mejnen ‘schöön, mäine’. E dritts Byspil isch de /ej/-Luut, wo im litauische Jiddisch deete gredt wird, wo e mittelhoochttüütsches langs /oː/ voorlyt, öppe brejt für (standardjiddisch, büünejiddisch, poolnisch- und ukrainisch-jiddisch) brojt ‘Broot’.

Woortschatz ändere

Im Woortschatz faled die vile Wöörter us em Semitischen und Slaawische uuf (der Akuut git d Bitoonig aa, wän si nöd uf der eerschte Silbe lyt);[8] au us em Romaanische häts e paar:

  • Us em Semitische (Hebrääische und Aramääische) chömed vili Wöörter us de Wortfälder Gsellschaft, Religion, Rächt, Gschäftsläbe, Abstrakts und Rhetorik, aber au anders. Byspiil sind öppe bocher ‘Puursch’, mechútn und mechuténeßte ‘Schwaager resp. Schwöögeri’, chaßene ‘Hoochsig’, broche ‘Säge’, kejwer ‘Graab’, mazéjwe ‘Grabstäi’, jojresch und jarschenen ‘Eerb resp. eerbe’, gwir ‘en Ryche’, kabzn ‘en Aarme’, ganew und ganwenen ‘Dieb resp. stäle’, ‘Buechstabe’, melóche ‘Handwäärch’, ßchojre und ßojcher ‘Waar resp. Händler’, kojne ‘Chund’, parnóße ‘Ykome, Ykümft’, hazlóche ‘Erfolg’, injen ‘Aaglägehäit’, ojfn ‘Art und Wys’, mojre ‘Angst’, kaß ‘Wuet’, ßibe ‘Grund, Uursach’, prat ‘Einzelheit’, chilek ‘Underschiid’, lemóschl ‘zum Byspil’, bifrát ‘im Bsundere’, afíle ‘sogaar’, ponim ‘Gsicht’, lewóne ‘Moond’, chojdesch ‘Monet’, kojech ‘Chraft’, binjen ‘Gebüü’, dire ‘Wonig’, jam ‘Meer’.
  • Us em Slaawische stamed vili Wöörter us em Alltaag, öppe tate ‘Vatter, Bappe’, bobe ‘Grosmüeti’, sejde ‘Grosätti’, ganik ‘Veranda’, kljamke ‘Türfale’, koldre ‘Betttecki’, ljalke ‘Bääbi’, ljulke ‘Pfyffe’, papiróß ‘Zigerette’, lopete ‘Schuufle’, lokschn ‘Nudle’, kasche ‘Brei’, jagde ‘Beeri’, plejze ‘Schultere’, pjate ‘Färse’, ßod ‘Obschtgaarte’, lonke ‘Wise, Matte’, pasche und paschenen ‘Weide resp. weide’, jodle ‘Tane’, ßoßne ‘Foor’, osere ‘See’, breg ‘Ufer’, chwalje ‘Wäle’, ßowe ‘Höiel, Üüle’, katschke ‘Änte’, laten ‘flicke, büeze’, huljen ‘sich uustoobe’, schuschken ‘flüschtere’, chropen ‘schnarchle’, dremlen ‘schlööffle’, pamélech ‘langsam’, modne ‘gspässig’, nudne ‘langwylig’, kalemútne ‘tuuch, nidergschlage’, ash ‘gaar, grad’. – Au indiräkt würkt sich di slaawisch Naachberschaft uus, öppen i Woortbildige wie onschrajbn, was ‘fertig schrybe’ und nöd öppe «aaschrybe» mäint, i Formulierige wie zigene milch ‘Gäissemilch’ (aso mit emen Adjektiv pildet, wöörtlich «gäissigi Milch») oder schpiln afn fortepján ‘Klavier spile’ (wöörtlich «uf em Klavier spile») und i Phrase wie woß machßtu ‘wie gaats’ (wöörtlich «was machsch»).
  • Romaanischi Wöörter im Jiddisch gits e Hampfle voll, z. B. d Värbe bentschn ‘sägne’ und lejenen ‘läse’, im Weschtjiddisch au öppe orene ‘bätte’.

Woortbüügig ändere

D Ändige sind zum Täil glych wie-n-im Tüütsch, zum Täil andersch. Us em Hebrääisch chömed d Pluraländige -im und -(e)ß, d Meerzaal vo ganew ‘Dieb’ isch aso öppe ganéjwim, die vo mazéjwe ‘Grabstäi’ mazéjweß. D Ändig -im wird sälten au a tüütschstämigi Wöörter aaghänkt: pojer ‘Puur’, Meerzaal pojerim, d Ändig (-e)ß sogaar ganz hüüffig: schteknß isch byspilswys d Meerzaal vo schtekn ‘Stäcke’. D Meerzaaländig -e gits im Jiddisch nööd (en uusluutends -e isch bi tüütschstämige Wöörter luutgsetzlich abgfalle; deet wos hütt voorchunt, häts bsunderi Gründ), defür isch d Ändig -(e)n bunders hüüffig und chunt au deet voor, wos es si im Schrifttüütsch nöd hät, öppe jorn, d Meerzaal vo jor ‘Jaar’. Au d Ändig -er chunt bi Wöörter voor, wo si s Schrifttüütsch nöd gchänt, öppe schtejner, d Meerzaal vo schtejn ‘Stäi’. Meerzaalbildig mit Umluut isch sogaar na hüüffiger weder im Alemanisch, und si isch au i slaawischen und e paar hebrääische Wöörter überträit woorde: ßod ‘Obschtgaarte’, Meerzaal ßeder (slaaw.), ponim ‘Gsicht’, Meerzaal penemer (hebr.). Verchlinereti Wöörter händ im Jiddisch e bsundere Meerzaaländig, wo i de tüütsche Mundaarte nu na wenig verbräitet isch, nämlich -ech, zum Byspil schtetl ‘Doorff, Stedtli’, Plural schtetlech.

E Spezialitäät vom Jiddisch isch, das es i der Adjektivflexion bi de mändlichen und de wybliche Wöörter ekäin Underschiid zwüsched de starchen und de schwache Büügig git. Es ghäisst aso der grojßer man ‘de grooss Maa’ wie a grojßer man ‘en groosse Maa’; mit greßter frejd ‘mit grööschter Fröid’ wie mit der greßter frejd ‘mit de grööschte Fröid’; im Neutrum aber: doß klejne kind ‘s chly Chind’ gägenüber a klejn kind ‘e chlyses Chind’. Der Akkusativ vom mändliche bestimten Artikel isch mit dem Dativ zämegfale: Der Artikel vom indiräkten Objäkt im Satz ich gib doß buch dem frajnd ‘ich gibe s Buech em Fründ’ isch aso glych wie dää vom diräkten Objäkt im Satz ich se dem frajnd ‘ich gsee de Fründ’. Und de Genitiv, wo mer aber nöd vil bruucht, wird an formale Dativ aaghänkt und gaat alewyl uf uus: dem manß buch, der frojß buch ‘s Maas Buech, der Frau Buech’ – dem isch ja äigetli de Dativ vo der und hät nöd en äigeni Form wie hoochtüütsch des oder alemanisch s.

Byspiltäggscht ändere

Der Aafang vom Buech «Di wunderleche lebnß-baschrajbung fun Schmuel Abe Aberwo. Doß buch fun Gan-Ejdn» vom Itzik Manger (usechoo 1939) töönt esoo:

Di zajt, woß ich hob farbrácht in Gan-Éjdn, is gewén di schenßte zajt fun majn lebn. Noch bam hajntikn tog tut mir a klem bam harzn un eß schteln sich mir trern in di ojgn, wen ich dermón sich in der dósiker gliklecher zajt.
Oft mol farmách ich di ojgn un leb noch a mol íber di glikleche jorn. Di dósike jorn, woß weln sich schojn mer nischt úmkern. ßajdn, as Meschiech wet kumen.
In asélche farchólemte minútn fargéß ich afíle, as men hot mir ópgeschojrn di fligl, ejder men hot mich arópgeschickt af der anderer welt. Ich zeschpréjt di hent und pruw a fli ton, un erscht démolt, wen ich fal aróp afn dil un fil a wejtik in únterschtn tejl fun majn guf, dermón ich sich, as s’is farfáln, as fligl farmógn blojs di baschéfenischn in Gan-Éjdn.

Übersetzig:
D Zyt, won i im Paradys (em Gaarten Eeden) verbraacht ha, isch di schönscht Zyt vo mym Läbe gsy. Na hüt gits mer in Stich i s Häärz und es chömed mer d Träänen i d Auge, wän i mi a die glückli Zyt bsine.
Mängsmaal schlüüss i d Augen und erläbe namaal die glückliche Jaar. Die Jaar, wo nüme zruggchömed. Es sei dänn, de Messias chöm.
I söttige vertröimte Minuute vergiss i sogaar, das s mer d Flügel abgschnitte händ, vor me mi uf di ander Wält abe gschickt hät. Ich bräite d Äärm uus und probieren uufzflüüge, und eerscht dänn, wän i uf de Boden gheien und s mer im underschte Täil vo mym Körper wee tuet, bsin i mi, das es hoffnigsloos isch, das Flügel nu d Gschöpf im Paradys händ.

Bibliografy ändere

I de Büecher, wo daa uufglyschtet sind, isch s Jiddisch i latynische Buechstabe gschribe. Das isch für d Spraach zwar gaar nöd tipisch, aber für die, wo sich äifach wänd es Bild vo dère Spraach mache, scho gäbig.

Gueti Übersichte:

  • Marion Aptroot, Roland Gruschka: Jiddisch. Geschichte und Kultur einer Weltsprache. C. H. Beck, München 2010.
  • Dovid Katz: Zur Dialektologie des Jiddischen. I: Werner Besch u. a. (Ug.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. W. de Gruyter, Berlin 1983, Halbband 2, S. 1018–1041 (online).
  • Lea Schäfer: Yiddish. I: Oxford Research Encyclopedias / Linguistics, 2023.

Oschtjiddisch:

  • Solomon Birnbaum: Yiddish: a survey and a grammar. Manchester University Press, Manchester 1979. – Second edition, With new introductory essays by Eleazar Birnbaum, David Birnbaum, Kalman Weiser, and Jean Baumgarten. University of Toronto Press, Scholarly Publishing Division, Toronto 2015.
  • Christoph Landolt: Jiddisch. I: Janet Duke (Ug.): EuroComGerm. Germanische Sprachen lesen lernen. Band 2: Seltener gelernte germanische Sprachen. Afrikaans, Färöisch, Friesisch, Jenisch, Jiddisch, Limburgisch, Luxemburgisch, Niederdeutsch, Nynorsk. Shaker, Düren 2019, S. 127–160 und 298 (PDF).
  • W. B. Lockwood: Lehrbuch der modernen jiddischen Sprache. Buske, Hamburg 1995.
  • Ronald Lötzsch: Jiddisches Wörterbuch. Bibliographisches Institut, Leipzig 1990; 2., durchgesehene Auflage. Dudenverlag, Mannheim etc. 1992; 3., überarbeitete und erweiterte Aufl. (von Simon Neuberg). Dudenverlag, Berlin 2018.

Weschtjiddisch uf alemanischem Bode:

  • Michy Bollag, Karl Weibel: Endinger Jiddisch, eine vergangene Sprache. Buchdruckerei Baden, Baden 1995 (es Wöörterbuech mit Byspilsätz und e paar Täggscht).
  • Jürg Fleischer: Westjiddisch in der Schweiz und Südwestdeutschland. Tonaufnahmen und Texte zum Surbtaler und Hegauer Jiddisch. Niemeyer, Tübingen 2005 (Beihefte zum Language and Culture Atlas of Ashkenazic Jewry 4).
  • Jürg Fleischer: Die Minderheit im Spiegel der Mehrheit (und umgekehrt): zur soziolinguistischen Situation des Westjiddischen im hochalemannischen Sprachgebiet. I: Sociolinguistica 26, 2012, S. 30–40.
  • Florence Guggenheim-Grünberg: Die Sprache der Schweizer Juden von Endingen und Lengnau. Jüdische Buchgemeinde, Zürich 1950 (Beiträge zur Geschichte und Volkskunde der Juden in der Schweiz 1).
  • Florence Guggenheim-Grünberg: Surbtaler Jiddisch: Endingen und Lengnau. Anhang: Jiddische Sprachproben aus Elsaß und Baden. Huber, Frauenfeld 1966 (Schweizer Dialekte in Ton und Text 1, Deutsche Schweiz 4).
  • Florence Guggenheim-Grünberg: Jiddisch auf alemannischem Sprachgebiet. 56 Karten zur Sprach- und Sachgeographie. Juris, Zürich 1973.
  • Florence Guggenheim-Grünberg: Wörterbuch zu Surbtaler Jiddisch Die Ausdrücke hebräisch-aramäischen und romanischen Ursprungs. Einige bemerkenswerte Ausdrücke deutschen Ursprungs. Anhang: Häufigkeit und Arten der Wörter hebräisch-aramäischen Ursprungs. Juris, Zürich 1976.
  • Anika Reichwald: Verstummte Sprache? Ein Streifzug durch die Geschichte des ‹Surbtaler Jiddisch›. In: Revue transatlantique d’études suisses 8–9, 2018/19, S. 114–130 (online).
  • Astrid Starck (Ug.): Westjiddisch. Le Yiddish Occidental (= Reihe Sprachlandschaft. Band 11). Sauerländer, Aarau/Frankfurt/Salzburg 1994; mit äim Uufsatz zum Surbtaalerjiddisch, zwee Uufsätz zum Elsäässerjiddisch und ere Bibliografy zum Elsäässerjiddisch.

Zytschrift:

  • Les Cahiers du CREDYIO – בלעטער פאר מעריב-יידיש. Useggäää vom Centre de recherche, d’études et de documentation du Yidich occidental vo der Universitäät vo Mülhuuse. Heft 1–?. Mulhouse 1995–?.

Weblink ändere

  D Wikipedia uff Jiddisch
  S Wiktionary uff Jiddisch — e freis Wörterbüech
  Wikisource uff Jiddisch — Quälletekscht

Fuessnoote ändere

  1. Lea Schäfer: Yiddish. I: Oxford Research Encyclopedias / Linguistics, 2023.
  2. Eliyahu Benedict: Yiddish among Former Haredim. I: Journal of Jewish Languages 10 (2022), S. 224–266, daa uf de Syte 226.
  3. ch staat daa für de Luut [x], j für de Luut [j] (i de Verbindung lj, nj lyt äigetli e palataals /l/ resp. /n/ vor), s für de stimmhaft s-Luut [z], ß für de stimmloos [s]-Luut, sch für de stimmloos [ʃ]-Luut, sh für de stimmhaft [ʒ]-Luut, tsch für de [tʃ]-Luut, w für de [v]-Luut, z für de [ts]-Luut, aj für de Diphthong [ai], ej für de Diphthong [ɛi] und oj für de Diphthong [ɔi]. I der internazionaalen Umschrift, wo s YIVO z Nöijork uusgschaffet händ, wäärded die Luut ase gschribe: kh, y, z, s, sh, zh, tsh, v, ts, ay, ey, oy. I mängem spraachwüsseschaftliche Täggscht wird e Transliterazioon pruucht, die Luut wäärded dänn edääwääg gschribe: x, j, z, s, š, ž, č, v, c, aj, ej, oj.
  4. Dov-Ber Kerler: The Origins of Modern Literary Yiddish. Clarendon Press, Oxford 1999.
  5. Gnöiers zur Spraachsituazioon und -uufgaab gits z läse bim Jürg Fleischer: Westjiddisch in der Schweiz und Südwestdeutschland. Tonaufnahmen und Texte zum Surbtaler und Hegauer Jiddisch. Niemeyer, Tübingen 2005 (Beihefte zum Language and Culture Atlas of Ashkenazic Jewry 4), S. 16–40.
  6. D Uufnaame ligged im Schwyzerischen Idiotikon; und es bitzeli drüber gschribe hät der Uriel Weinreich (s Manuskript isch eerscht vil spööter truckt woorde): Zur Aufnahme AG 18J des Sprachatlas der deutschen Schweiz. I: Les Cahiers du CREDYIO 5, 2009, S. 53–65.
  7. Aber nöd im Verb nemen ‘nää’, das spricht mer überall as /nɛmən/ uus; s Glych gilt für jener ‘jener’ /jɛnər/.
  8. D Byspil une sind us de Publikazioon vom Christoph Landolt: Jiddisch. I: Janet Duke (Ug.): EuroComGerm. Germanische Sprachen lesen lernen. Band 2: Seltener gelernte germanische Sprachen. Afrikaans, Färöisch, Friesisch, Jenisch, Jiddisch, Limburgisch, Luxemburgisch, Niederdeutsch, Nynorsk. Shaker, Düren 2019, S. 127–160, daa uf de Syte 154–159.